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Aus der Asche - 8. Kapitel / Strafstunden

von fiirvogel

Gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging Melody wieder in den Kerker hinunter, um ihren Zauberstab zu holen. Ihr lag ein Stein im Magen, als sie an die Tür zu Snapes Büro klopfte und wartete, bis er „Herein!“ rief.
Der Raum war ähnlich düster wie das Klassenzimmer. Nur durch ein kleines Gewölbefenster an der Rückseite des Raumes fiel etwas Licht. In der Mitte stand ein großer Schreibtisch aus massivem Eichenholz. Rundherum standen Regale, die zum einen Bücher beherbergten, zum anderen Glasgefäße, in denen alles Mögliche in bunten Lösungen schwamm. Melody schluckte leer. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter.
„Ich habe gleich Unterricht“, sagte Snape knapp und musterte sie mit seinen stechenden Augen.
„Bitte, Sir, könnte ich meinen Zauberstab wieder haben?“, bat Melody kleinlaut. „Wir haben gleich Verwandlungen bei Professor McGonagall.“
Snape sah sie nachdenklich mit gerunzelter Stirn an und trommelte dabei mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Melodys Zauberstab lag vor ihm neben dem Tintenfass. Snape nahm ihn in die Hand, zögerte und warnte sie: „Richten Sie nie mehr einen Zauberstab gegen mich, Miss Rohan.“
Als Melody stumm den Kopf schüttelte, streckte ihr Snape den Zauberstab entgegen. Melody ergriff ihn, doch Snape hielt ihn fest. Einen Augenblick lang maßen sich die beiden mit Blicken, bevor er los ließ. „Raus hier“, knurrte er, „ich erwarte Sie am Montagabend. Seien Sie pünktlich.“

Melody war pünktlich. Sie wartete nervös auf dem Korridor, bis die Turmuhr zu schlagen begann, dann klopfte sie. Snape stand auf, als sie den Raum betrat.
„Sie machen Inventur der Zaubertränkezutaten“, verkündete er ihr. „Sie können im allgemein zugängigen Vorratsraum hinter dem Klassenzimmer beginnen. Den Raum kennen Sie ja bereits.“ – maliziöses Grinsen – „Sie finden dort alles, was sie benötigen. Wenn Sie damit fertig sind, was bestimmt nicht heute Abend der Fall sein wird, fahren Sie mit meinem persönlichen Vorratsschrank fort.“ Mit diesen Worten zeigte er auf eine Tür an der linken Wand des Büros.

Melody beeilte sich, Snapes Büro wieder zu verlassen und betrat das dunkle Klassenzimmer. Es wirkte noch düsterer als schon bei Tag in einer Gruppe von Schülern. Die Tür zum Vorratsraum stand offen. Melody verspürte einen Anflug von Panik, als sie den Raum betrat. Wenigstens war es diesmal nicht dunkel: zwei Fackeln hingen an den Wänden. Der Raum sah gespenstisch aus in ihrem flackernden Licht.
Auf einem Tisch neben der Tür lagen ein Pergament, eine Feder und ein Tintenfass bereit. Melody begann die Liste zu lesen: Aalaugen, Abessinische Schrumpffeige, Affodilwurzel ...“ Die Liste war lang, sehr lang.
Melody seufzte und wandte sich den Gläsern zu, die auf den staubigen Regalen standen. Sie waren alle beschriftet, allerdings war bei einzelnen Etiketten die Schrift durch den Kontakt mit zahlreichen fettigen und klebrigen Fingern kaum noch lesbar. Nach einigem Suchen fand sie die Aalaugen: Sie schwammen in einer schleimigen Substanz in einem Einweckglas. Melody schüttelte sich und stellte es angewidert zurück. Von den Schrumpffeigen gab es noch drei volle Gläser. Die Affodilwurzeln fand sie nicht.
Melody begann, alle Zutaten alphabetisch zu ordnen. Wo nötig beschriftete sie die Etiketten neu. Es war eine langwierige Arbeit. Auf einem fast leeren Glas mit hellgelbem Pulver war die Schrift überhaupt nicht mehr zu entziffern. Melody biss sich auf die Unterlippe. Sie würde wohl oder übel Snape fragen müssen. Sie stellte das Glas auf den Tisch und arbeitete sich weiter durch die Regale durch, um den Moment noch etwas hinauszuschieben, wenn sie Snape wieder unter die Augen treten musste. Im Laufe des Abends kam noch ein Glas dazu, in dem zwei kugelige Gebilde grünbrauner Farbe lagen. Melody nahm ihren ganzen Mut zusammen und trug die beiden Gläser in Snapes Büro hinüber.
„Entschuldigen Sie, Professor“, unterbrach sie Snape bei seiner Lektüre.
Er blickte unwirsch auf.
„Ich weiß nicht, was in diesen Gläsern ist. Die Schrift ist nicht mehr zu entziffern. Könnten Sie mir bitte sagen, was es ist?“
Sie machte sich auf eine seiner hämischen Bemerkungen gefasst. Doch Snape beantwortete nur knapp ihre Fragen. „Ranunculi-Wurzelpuder und Bezoar.“
„Und was sind diese Bezoar genau?“ Melody deutete auf die grünbraunen Klumpen im Glas.
Snape sah sie mit einem undeutbaren Blick an. „Bezoar sind Steine, die im Magen von Ziegen entstehen. Sie sind eine wichtige Ingredienz für Gegenmittel gegen zahlreiche Vergiftungen.“
Nach kurzem Zögern stand er auf, ging zu einem Regal an der rechten Wand des Büros und nahm ein dickes Buch herunter. Er wog es nachdenklich in der Hand und reichte es Melody schließlich wortlos. „Zaubertrankzutaten: Herkunft und Wirkung“ stand auf dem ledergebundenen Umschlag.
Melody nahm das Buch mit sich in den Vorratsraum, legte es auf den Tisch, weil es zu schwer war, um in einer Hand zu halten, und schlug es auf. Eileen Prince stand auf dem Innendeckel. Das Buch schien schon ziemlich alt zu sein und war mit handschriftlichen Notizen versehen. Melody schlug die Bezoar nach, und anschließend auch die Ranunculi, die sie unter dem Namen Hahnenfuß kannte.

Die Idee war Severus erst gekommen, als Melody sich nach den Bezoar erkundigt hatte. Er gestand es sich selber nur ungern ein, aber er nahm ihr Interesse mit gewisser Befriedigung wahr. Es besänftigte seinen verletzten Stolz. Deshalb hatte er ihr das alte „Zaubertrankzutaten“ mitgegeben, das seine Mutter bereits benutzt hatte – ein Klassiker, die Bibel aller gebräuchlichen Zaubertrankzutaten. Und offenbar schien Melody interessiert. Umso besser, dann hatte die Strafe auch gleich einen pädagogischen Nutzen ...

Melody brauchte zwei Abende, um den allgemeinen Vorratsraum zu inventieren. Sie hatte Snapes Wink mit dem Buch verstanden und nutzte die Gelegenheit, viele der Zutaten in dem dicken Wälzer nachzuschlagen und etwas über ihre Herkunft, Zubereitung und Verwendung zu lesen. Das Inventieren dauerte so zwar viel länger, doch Snape stellte keine Fragen, und instinktiv spürte Melody, dass sie sich die Zeit nehmen durfte, ihren Wissenstand etwas aufzubessern.

Als Melody am dritten Abend in Snapes Büro trat, schloss dieser die Tür zu seinem persönlichen Vorratsraum auf. Hier war es Melody wesentlich mulmiger zumute. Der Raum war klein, nicht viel größer als ein begehbarer Schrank. Geradeaus gab es eine weitere Türe, der Rest des Raumes war voller Regale, die sich unter dem Gewicht von Hunderten von Gläsern und Flaschen bogen. Und was darin alles so eingelegt war, jagte Melody Schauer über den Rücken. Snape warnte sie, nichts zu öffnen oder fallen zu lassen, da es sich nicht nur um wertvolle und schwer erhältliche, sondern zum Teil auch um hochgiftige Substanzen handelte. Dann ging er in sein Büro zurück und ließ Melody alleine. Sie war froh, dass er im Raum nebenan am Vorbereiten der nächsten Lektionen war. Er mochte zwar wortkarg und mürrisch und bisweilen unausstehlich sein, aber seine Gegenwart gab ihr ein gewisses Maß an Sicherheit inmitten dieser widerlichen, in Alkohol, Essig oder Öl eingelegten schleimigen Teile von Pflanzen und Tieren.

Die Geschichte mit dem Nasenwachsfluch hatte sich in Windeseile in ganz Hogwarts verbreitet. Die Schüler wisperten auf den Korridoren, zeigten sich hinter Snapes Rücken die lange Nase und warfen Melody neugierige Blicke zu. Niemand hatte sie bisher besonders zur Kenntnis genommen; niemand wusste, wer sie war und woher sie kam. Ein Hauch von Traurigkeit und Melancholie lag in ihren Augen und sie wirkte stets etwas abwesend und bedrückt. Sie war oft alleine und schien die anderen Schüler zu meiden. Dass sie Snape herausgefordert und ihn zum Gespött von Hogwarts gemacht hatte, verschaffte ihr einen Bekanntheitsgrad, der ihr selber äußerst unangenehm war. Zum ersten Mal fragten sich die Schüler, wer die Neue eigentlich war. Es gingen verschieden Versionen über ihre Herkunft um. Neville erzählte allen, die ihn danach fragten, dass ihre Eltern Muggel gewesen und umgebracht worden waren – die Version, die Lupin erzählt hatte. Melodys Mitschülerinnen hielten dagegen, dass Melody selber gesagt hatte, ihre Mutter sei eine Hexe gewesen, ihr Vater allerdings ein Muggel.

Draco Malfoy schrieb noch am selben Abend eine Eule an seinen Vater und berichtete amüsiert von Snapes überlangen Nase und von dem Mädchen, das sie ihm angehext hatte, Melody Rohan. Er musste nicht lange auf eine Antwort von seinem Vater warten. Lucius Malfoy konnte ihm erklären, wer Melody war: keine Rohan, sondern die Tochter der vor dreizehn Jahren getöteten Aurorin Liz Cartney, die mitgeholfen hatte, ihn vor Gericht und seine Schwägerin nach Azkaban zu bringen. Dass er Melody vor zwei Monaten persönlich getroffen hatte, erwähnte er nicht. Und dass sie ihn, einen erwachsenen Zauberer, mit einem Schockzauber außer Gefecht gesetzt hatte, sollte allein sein Geheimnis bleiben.

Draco Malfoy brannte darauf herauszuposaunen, was ihm sein Vater über Melody verraten hatte. Er musste nicht lange auf eine Gelegenheit warten. Als er am nächsten Nachmittag mit Crabbe und Goyle das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste verließ, warteten auf dem Korridor bereits die Erstklässler auf den Unterricht. Als Malfoy Melody etwas abseits entdeckte, breitete sich ein bösartiges Grinsen über sein Gesicht aus. Er trat auf sie zu und sagte laut: „Ach, seht mal, wen wir hier haben!“
Melody sah alarmiert hoch, als sie seine gedehnte Stimme hörte. Sie kannte den Jungen, der sie herablassend musterte, zwar nicht, doch seine Stimme und die blassblauen Augen weckten in ihr böse Erinnerungen.
„Haltet eure Nasen fest“, rief Malfoy spöttisch. „Miss Rohan blickt uns an!“ Crabbe und Goyle grinsten dümmlich. Alle drei hielten ihre Hände vor die Nasen.
Melody wusste nicht, was sie erwidern sollte. Da stellte sich Fred Massey neben sie. „Lass sie in Ruhe, Malfoy“, sagte er tapfer zu Malfoy, der gut einen Kopf grösser als er selber war.
Malfoy sah den Erstklässler von oben herab an und schob ihn grob zur Seite. „Ich würde mich nicht zu oft in ihrer Begleitung blicken lassen“, grollte er. „Sie ist kein guter Umgang.“ Er fixierte Melody mit seinem stechenden Blick. „Sie hat vielleicht vergessen, es zu erwähnen, aber ihre Mutter war ein Halbblut und eine Hure.“
„Hör auf“, fauchte Melody. Ihre Augen glitzerten gefährlich.
„Ach, ist es nicht so, Rohan?“, fragte Malfoy boshaft, und etwas lauter, damit ihn auch alle hörten: „Wer dein Vater ist, das weiß niemand so genau, oder? Der hat sich aus dem Staub gemacht, noch bevor du auf der Welt warst ... Er war ein Feigling, bestimmt ein Muggel.“
„Halt die Klappe“, schrie Melody. Ihre Augen waren nur noch schmale Schlitze, aus denen Funken sprühten.
„Pass auf, wie du mit einem Vertrauensschüler sprichst, Rohan“, warnte Malfoy sie mit gedehnter Stimme.
„Meine Mutter war keine Hure. Sie war eine Aurorin, und zwar eine verdammt gute.“
„Nicht gut genug offenbar“, höhnte Malfoy. „Sonst würde sie noch leben.“
Melody packte ihr Buch „Theorie der Verteidigung gegen die dunklen Künste“. Sie machte einen entschlossenen Schritt auf Malfoy zu und knallte ihm das dicke Buch mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, und mit der ganzen Wut, die in ihr kochte, ins Gesicht. Ein hässliches, knackendes Geräusch war zu hören. Malfoy fluchte und hielt sich seine Nase, die zu bluten begonnen hatte. Crabbe packte Melody am Arm.
„Lass mich“, schrie sie ihn an und trat ihm gegen das Schienbein.

„Was ist denn hier draußen los?“, fragte eine süßliche Stimme. Umbridge streckte den Kopf aus dem Klassenzimmer, um zu sehen, was der Grund für den Aufruhr im Korridor war.
„Miss Rohan hat mich ins Gesicht geschlagen“, beeilte sich Malfoy zu sagen. Das Blut tropfte von seinem Kinn auf seinen Umhang.
„Malfoy hat –“, versuchte Melody zu entgegnen, aber Umbridge schnitt ihr das Wort ab.
„Miss Rohan“, sagte sie entrüstet. „Wir schlagen keine anderen Schüler. Ich dulde keine Gewalttätigkeiten an dieser Schule.“
„Aber Malfoy –“, versuchte sich Melody zu rechtfertigen.
„Nichts da, Miss Rohan. Es gibt keine Entschuldigung für solch primitives Verhalten, wie Sie es soeben an den Tag gelegt haben. Sie erhalten eine Strafarbeit und erscheinen heute Abend in meinem Büro.“
„Da kann ich nicht“, murmelte Melody. „Da habe ich bereits eine Strafstunde bei Professor Snape.“
„Ach, Sie sammeln Strafstunden?“, bemerkte Umbridge spitz. „Nun, dann kommen Sie morgen Abend zu mir. Ich erwarte Sie um acht Uhr in meinem Büro.“

Am Abend ging Melody niedergeschlagen zu ihrer vierten und letzten Strafarbeit bei Snape. Nach dem Zusammenstoß mit Malfoy und Umbridge war ihre Moral am Boden. Noch einen Abend in Snapes grässlichem Vorratsraum und ich drehe durch, dachte Melody, bevor sie schweren Herzens an die Bürotür klopfte. Niemand antwortete. Sie wartete einen Augenblick und klopfte noch einmal ... Als wieder keine Antwort kam, öffnete sie die Tür einen Spalt breit und spähte ins Büro hinein: es war leer.
„Professor Snape?“, fragte sie laut und trat ein. „Professor Snape? Sind Sie da?“
„Ich bin hier drüben“, kam die Stimme des Zaubertränkelehrers aus der offenen Tür des Vorratsraumes. „Kommen Sie.“
Melody seufzte resigniert und betrat den Vorratsraum. Er war zu ihrem Erstaunen ebenfalls leer, dafür stand die gegenüberliegende Tür offen. Melody ging hinüber und staunte. Hier war offenbar Snapes persönliches Labor. Regale und Tische standen an den Wänden. Kessel in unterschiedlichen Größen und aus unterschiedlichen Legierungen, Destillierkolben, Mörser, Waagen, Schöpflöffel, Kellen, Glasphiolen und Messer hingen oder lagen bereit ... An der Decke waren Schnüre gespannt, von denen getrocknete Kräuter hingen.
Snape leerte gerade ein Maß Wasser in einen rußgeschwärzten Kessel, der über einem prasselnden Feuer hing. Melody blieb unschlüssig unter der Tür stehen.
„Sie können den Mondstein pulverisieren“, wies Snape sie ohne aufzublicken an und deutete auf einen Tisch, auf dem ein großer Steinmörser stand. Daneben lag ein farbloser Stein, der bläulich-silbrig schimmerte. Melody beeilte sich, einige Krumen Mondstein im Mörser zu zerkleinern.
„Ich brauche genau sieben Gramm Pulver“, forderte Snape und beobachtete, wie das Wasser im Kessel langsam zu sieden begann. „Anschließend hacken Sie die Affodilwurzel“, fügte er an und blickte sie zum ersten Mal kurz an. Dann nahm er ein Fläschchen vom Tisch und gab drei Tropfen einer weißlichen Lösung und zwei Zweige Liebstöckel ins Wasser und wartete, bis die Mischung eine grüne Färbung angenommen hatte. „Schütten Sie jetzt das Mondsteinpulver hinein“, verlangte er, ohne den Blick vom Kessel zu heben. Melody maß mit zittrigen Fingern sieben – genau sieben – Gramm auf der Messingwaage ab und schüttete die richtige Menge in das Gebräu. Es zischte.
„Jetzt bereiten Sie die Affodilwurzel vor. Hacken Sie sie so fein, wie Sie können. Je feiner die Wurzel gehackt ist, desto länger hält die Wirkung des Tranks an.“
Melody nahm die Wurzel und begann sie zu zerkleinern. Es erinnerte sie ein wenig –aber wirklich nur ein wenig – an die Abende, an denen sie mit Hanna zusammen in ihrer kleinen Küche in Rickmansworth gestanden und gekocht hatte. Es waren ihre liebsten Abende gewesen. Zusammen etwas kreieren, mit neuen Geschmackskombinationen experimentieren, Gemüse kunstvoll schneiden, Teller schön anrichten und anschließend das Essen zusammen genießen ... Die Erinnerung tat weh. Melody zog die Nase hoch und biss auf die Zähne.

Severus blickte überrascht auf und runzelte die Stirn, als er Melodys zusammengekniffenen Augen und ihr schmerzverzerrtes Gesicht sah.
„Miss Rohan?“, fragte er. „Sind Sie fertig mit der Wurzel?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr gleich fort: „Dann kommen Sie her und rühren Sie weiter. Im Uhrzeigersinn. In exakt zwei Minuten müssen Sie die gehackte Wurzel dazugeben.“ Mit diesen Worten reichte er ihr die Kelle und legte seine Taschenuhr neben sie auf den Tisch. Er ging in den Vorratsraum hinüber und nahm den Nieswurzsirup vom Regal. Im Türrahmen blieb er stehen.
Melody stand über den Kessel gebeugt und rührte, die Augen starr auf die Uhr gerichtet. Allmählich entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Zurück blieb eine fast greifbare Traurigkeit. Sie strich sich eine feuchte Strähne aus dem Gesicht – sie trug die Haare heute zu einem Pferdeschwanz gebunden – und seufzte. Severus beobachtete sie eine Weile, bevor er wieder ins Labor kam und einen prüfenden Blick in den Kessel warf.
„Jetzt die Affodilwurzel“, sagte er ruhig. „Danach rühren Sie im Gegenuhrzeigersinn weiter, bis der Dampf silbrig schimmert.“

Die anfängliche Anspannung fiel langsam von Melody ab. Snape wirkte heute nicht so furchteinflößend wie in den letzten Wochen während des Unterrichts. Vielleicht lag es daran, dass er selber konzentriert am Arbeiten war. Keine hämischen Worte, keine herablassenden Blicke. Melody stellte mit Verwunderung fest, dass es ihr, wenn sie nicht ständig Angst davor hatte, von Snape bloßgestellt oder beleidigt zu werden, viel leichter fiel, sich zu konzentrieren. Sie beobachtete fasziniert, wie der Dampf allmählich seine blaue Farbe verlor und silbrig wurde.
Snape ließ sie abwechslungsweise die nächsten Zutaten vorbereiten oder rühren. Es war ein komplexer Zaubertrank, komplexer auf jeden Fall als alles, was sie bisher in Snapes Unterricht gebraut hatten. Ein Zaubertrank, den man nur im Team brauen konnte, da der Trank kontinuierlich umgerührt werden musste. Melody vermutete, dass es für Snape durchaus leicht gewesen wäre, die Kelle mit einem Zauberspruch zu belegen, damit sie den Trank selbständig umgerührt hätte, und sie war ein bisschen stolz darauf, dass er sie an diesem komplizierten Trank – sie hatte nicht einmal gefragt, was sie brauten – mitarbeiten ließ. Offenbar traute er ihr doch mehr zu als es im Unterricht den Anschein machte. Vielleicht hatte sie sich mit ihrem eigenwilligen Aufbegehren etwas Respekt verschafft? So sonderbar es war, aber Melody genoss den Abend beinahe, wäre da nicht die Strafarbeit bei Umbridge am nächsten Abend gewesen, die ihr auf dem Magen lag, und Malfoy, der sie mit seiner beleidigenden Bemerkung über ihre Mutter und ihren Vater zutiefst getroffen und verletzt hatte.


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Beziehungskomödien aufzubauen und die entsprechenden Dialoge zu schreiben kann Joanne K. Rowling so gut wie Woody Allen. Im vierten und fünften Band ist das schön zu beobachten, wenn es die ersten Eifersüchteleien zwischen den Freunden gibt.
Klaus Fritz