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Fanfiction

Aus der Asche - 4. Kapitel / In der Winkelgasse

von fiirvogel

Melody erwachte am nächsten Morgen mit demselben dumpfen Gefühl in ihrem Kopf wie schon am Tag zuvor. Ob es an dem Saft lag, den ihr Madam Pomfrey vor dem Einschlafen noch einmal gegeben hatte? Sie wollte sich auf die andere Seite drehen, die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen, doch da kam bereits Hermine in den Krankenflügel. Melody fühlte sich bleischwer, als sie in ihre Kleider schlüpfte und anschließend mit Hermine in die Grosse Halle zum Frühstück ging. Sie erschrak über die vielen Schüler, die hier waren. Es war laut, eng und hektisch, und Melody wäre am liebsten wieder gegangen. Sie zwang sich zu einer Scheibe Toast und trank einen Tee – schwarz mit viel Zucker.
Als sie nach dem Frühstück mit Harry, Ron und Hermine – die drei wollten Remus Hallo sagen – aus der Grossen Halle kam, wartete in der Eingangshalle nicht Remus auf sie, sondern der finstere Zaubertränkelehrer Snape.
„Beeilen Sie sich, Miss Rohan“, knurrte er ungeduldig. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ Ohne auf sie zu warten, machte er auf dem Absatz kehrt und schritt durch das Portal nach draußen. Ron warf Melody einen mitleidvollen Gott-steh-dir-bei-Blick zu, und sie beeilte sich, zu Snape aufzuschließen.
„Wo ist Remus?“, fragte sie beunruhigt, als sie Snape eingeholt hatte. Sie war außer Atem und sah bleich aus.
„Er ist verhindert und kann erst etwas später nachkommen, und da ich auch in die Winkelgasse muss, habe ich mich bereit erklärt, Sie nach London mitzunehmen“, antwortete Snape in einem Tonfall, der keinen Zweifel darüber ließ, wie es um seine Bereitschaft stand. Er schritt voraus den Weg hinunter bis zum großen schmiedeisernen Eingangstor. Es öffnete sich sofort, als er beiläufig mit seinem Zauberstab schnippte. Ohne stillzustehen rauschte er mit wehendem Umhang den Weg hinunter bis zur nächsten Wegbiegung. Melody hatte Mühe, mit seinem Tempo mitzuhalten. Als sie zu ihm aufgeschlossen hatte, erklärte Snape knapp: „Wir apparieren nach London.“
Melody sah ihn verständnislos an. „Wir ... was?“, fragte sie.
„Halten Sie sich einfach an meinem Arm fest.“
Melody zögerte. Hatte sie Snape richtig verstanden? Sie sollte sich ...
„Sie sollen sich an meinem Arm festhalten, Miss Rohan“, wiederholte Snape kühl.
Als sie ihn nur mit gefurchter Stirn argwöhnisch musterte, packte er sie ungeduldig am Arm, und im selben Augenblick spürte sie, wie sie den Boden unter den Füssen verlor. Ein sonderbares Schwindelgefühl, das in ihrer Nabelgegend begann, breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und schüttelte sie durch. Sie hatte das Gefühl, sich in Luft aufzulösen, nur um Sekunden später wieder auf Stein zu treten. Sie taumelte, aber Snape ließ ihren Arm erst los, als sie wieder sicher auf den Beinen stand.
Melody war übel. Sie musste gegen den Drang ankämpfen, sich zu übergeben. Snape beobachtete sie ungerührt.
Erst allmählich nahm Melody ihre Umgebung wahr. Wo waren sie? Sie standen mitten in einer schmalen Gasse mit Kopfsteinpflaster. Links und rechts reihten sich kleine Geschäfte aneinander. Menschen in sonderbaren Gewändern eilten geschäftig hin und her. Weiter weg entdeckte Melody zu ihrer Beunruhigung sogar zwei Gestalten, die definitiv nicht menschlich aussahen.
Snape sah sich um. „Lupin ist noch nicht da“, stellte er sichtlich verärgert fest. Einen Moment standen sie reglos im Gedränge. Melody betrachtete ein Schaufenster voller Tiere, über dessen Eingang „Magische Menagerie“ stand, da verkündete Snape: „Wir suchen schon einmal einen Zauberstab für Sie aus.“
Er steuerte zielgerichtet auf ein unscheinbares Geschäft zu, über dessen Tür in abgeblätterten goldenen Buchstaben „Ollivander“ stand, und stieß die Tür auf. Melody folgte ihm.
Der Verkaufsraum machte einen ziemlich schäbigen und düsteren Eindruck. Nur wenig Licht fiel durch die schmutzigen Scheiben und malte Lichtkegel auf den Boden. Hinter einer leeren Theke stand ein kleiner, alter Mann und sah die Eintretenden mit blassen Augen über den Rand einer goldumrandeten Brille an. „Ah, guten Tag, Professor Snape“, begrüßte er Snape, als er ihn erkannte, und mit einem überraschten Blick auf Melody. „Und Ih –„
„Miss Rohan, eine neue Schülerin von Hogwarts“, schnitt ihm Snape das Wort ab und sah Ollivander mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen an.
Der kleine Mann zuckte unter Snapes stechendem Blick zusammen, fasste sich aber sogleich wieder. „Ach, ich verstehe“, sagte er und blickte Melody dabei forschend in die Augen. „Sie suchen also einen Zauberstab. An was haben Sie denn gedacht?“
Melody zuckte mit den Schultern und schüttelte ratlos den Kopf. Sie hoffte inständig, dass Mr Ollivander nicht ernsthaft von ihr erwartete, dass sie antwortete. Sie verstand nämlich nichts von Zauberstäben.
„Ist das Ihr erster Zauberstab?“, erkundigte sich Ollivander geduldig.
Melody nickte und begann nervös an den ausgefransten Ärmeln ihres Kapuzenshirts herumzufingern. Snape wandte sich genervt ab.
„Nun, dann wollen wir mal“, meinte Ollivander und holte, nachdem er sie noch einmal prüfend gemustert hatte, eine längliche Schachtel, aus der er vorsichtig einen schlanken Zauberstab in hellem Holz nahm. Er reichte ihn Melody, und sie nahm ihn misstrauisch in die Hand. Snape trat näher und beobachtete sie. Beide Männer schienen auf etwas zu warten. Schließlich nahm ihr Ollivander den Zauberstab mit einem Kopfschütteln wieder aus der Hand.
„Nein, Sie suchen offensichtlich etwas anderes“, sagte er. Melody hatte keine Ahnung, was sie suchte, aber Ollivander reichte ihr bereits einen zweiten Zauberstab – „Versuchen Sie diesen hier“ –, schnappte ihn sogleich wieder und hielt ihr einen weiteren Stab hin. Er schien immer noch nicht zufrieden, verstaute auch diesen Zauberstab wieder in seiner Schachtel und blickte erst Snape, dann Melody lange und nachdenklich an. Schließlich hellte sich seine Miene auf, und er meinte mit einem letzten Blick auf Snape: „Mal schauen, ob Sie vielleicht auch ...“
Er stieg auf eine Leiter und holte eine weitere Schachtel herunter, der er einen schwarzen Zauberstab entnahm. Als Melody ihn in die Hand nahm, spürte sie dasselbe Kribbeln und die Wärme, die sie schon am Tag zuvor gespürt hatte, als sie Snapes Zauberstab in der Hand gehalten hatte. Ein schüchternes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie sah Ollivander an und dieser nickte ihr zu. „Ebenholz mit einem Kern aus Phoenixfeder“, nickte er zufrieden, „Ja, das passt. Eine sehr gute Wahl, Miss Rohan. Ebenholz ist eines der härtesten Hölzer und besitzt hervorragende magische Eigenschaften.“
Auch Snape sah zufrieden aus. Er zog einen Beutel aus seinem Umhang und öffnete ihn.
Melody erschrak. „Ich ... ich habe gar kein... kein Geld“, stotterte sie. „Wer soll denn nun den Zauberstab bezahlen?“
„Ist das nicht offensichtlich?“ fragte Snape bissig zurück und zählte Geld auf die Theke.
„Aber ich...“
Snape sah sie an. Sein Blick war undurchsichtig. „Das Geld gehört Ihnen, Miss Rohan“, antwortete er.
Da erst kam Melody das Geld in den Sinn, das ihr Hanna zugesteckt hatte. Sie zog den zerknitterten Umschlag aus ihrer Hosentasche. „Meine Pflegemutter hat mir Geld gegeben. Ich habe es ganz vergessen“, entschuldigte sie sich. Die Geldscheine sahen ziemlich mitgenommen aus; die Hauselfen hatten sie offenbar zusammen mit der Hose gewaschen.
Snape sah die Pfundnoten abschätzig an und stellte klar: „Damit kaufen Sie hier gar nichts.“

Als sie wieder vor Ollivanders Geschäft standen – Melody hielt sorgsam die Schachtel mit ihrem neuen Zauberstab in der Hand –, führte sie Snape zu „Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten“.
„Hier bekommen Sie Ihre Schuluniform“.
Melody betrachtete skeptisch die altertümlichen Kleider, Roben und Spitzhüte in der Schaufensterauslage. „Haben die hier auch normale Kleider?“
„Normale Kleider?“, fragte Snape irritiert. „Was meinen Sie mit normal?“
Melody sah an sich hinunter. „Na, Pullover, T-Shirts, Hosen, Socken ...“
Snape musterte sie und hob gelangweilt eine Augenbraue. Melody holte Luft und sagte mit unüberhörbarer Verzweiflung in der Stimme: „Ich brauche doch Kleider. Ich habe nichts mehr zum Anziehen, gar nichts. Nur das“, – sie zeigte auf ihre Kleider und Snape sah gleichgültig an ihr hinunter. „Socken und Schuhe sind von Gott weiß wem geliehen“, fuhr Melody fort. Sie war den Tränen nahe. „Alles, was ich hatte, ist verbrannt. Alles, verstehen Sie?! Meine ganze Existenz liegt in Asche.“ Sie schluckte schwer, schniefte und rang um Fassung.
Snape schien kurz zu überlegen und sagte schließlich ruhig: „Sie sind ein Phoenix, Miss Rohan.“
Melody versuchte in seinen unergründlichen Augen zu erkennen, ob er sich über sie lustig machte oder ob das ein unbeholfener Versuch war, sie zu trösten. Gottlob kam in diesem Moment Remus die Gasse herauf. Melody winkte ihm zu. Snape drehte sich um und blickte ihm missmutig entgegen.
„So, da bin ich“, meinte dieser gutgelaunt, als er die beiden erreicht hatte. Er ignorierte Snapes irritierenden Blick. „Tut mir Leid, es ist etwas später geworden.“
„Wir haben schon einen Zauberstab gekauft“, antwortete Melody und öffnete die Schachtel.
Remus schaute sich den schwarzen Zauberstab an und nickte anerkennend. „Aus Ebenholz, nehme ich –“
„Dann übernimmst du jetzt“, unterbrach ihn Snape. Es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage.
„Sicher“, erwiderte Remus. „Und wir treffen uns wie abgemacht um vier Uhr im Tropfenden Kessel?“
Ein maliziöses Grinsen breitete sich über Snapes Gesicht aus. „Miss Rohan hat soeben erwähnt, dass sie noch Muggelkleider braucht“, sagte er mit öliger Stimme. „Vielleicht wäre es besser, wir würden uns erst um fünf Uhr treffen. Viel Spaß bei der Einkaufstour, Lupin.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt. Remus schluckte leer, fasste sich aber sogleich wieder und rief ihm nach: „In dem Fall besorgst du doch sicher Kessel und Zaubertrankzutaten für Melody, das ist ja dein Spezialgebiet.“ Er erhielt nur ein tiefes Knurren als Antwort – es erinnerte Melody an das Grollen eines entfernten Gewitters –, dann rauschte Snape davon.
Melody biss auf die Zähne, um nicht laut zu lachen. Remus grinste sie an und fragte: „War er sehr unfreundlich?“
„Unfreundlich?“, fragte Melody zurück. „Er hat übelste Laune! Es ärgerte ihn gewaltig, dass er mich hierher bringen musste.“
„Tut mir Leid“, entschuldigte sich Remus. „Aber es musste sein.“
„Hat er was gegen mich?“
„Das darfst du nicht denken“, entgegnete Remus. „Snape ist zu allen missmutig und unfreundlich. Das hat nichts mit dir zu tun. Gar nichts. Bei den Schülern ist er bekannt für seine Griesgrämigkeit. Er kann nicht anders, er ist einfach so und wird sich wohl kaum je ändern.“
Melody blickte in die Richtung, in der Snape gegangen war, aber sie sah ihn nicht mehr. „Wer weiß ...“, meinte sie. „Manchmal geschehen Wunder.“
Remus betrachtete sie von der Seite und antwortete: „Ich hoffe es. Für ihn.“ Dann blickte er Melody in die Augen. „Du siehst müde aus“, bemerkte er besorgt. „Wie fühlst du dich?“
Melody machte eine vage Geste der Resignation und seufzte. „Es geht so. Ich fühle mich ziemlich losgelöst von allem. So als ob ich nur teilweise hier wäre.“
„Wo ist der andere Teil?“
„Ich denke nicht darüber nach. Ich will es nicht wissen.“
Remus nickte langsam, dann legte er ihr einen Arm um die Schulter und führte sie zur Tür des Geschäfts. „Na los, jetzt suchen wir erst einmal eine Schuluniform für dich“, meinte er aufmunternd.

Sie besorgten Schuluniform, Umhang, Schutzhandschuhe aus Drachenhaut, Schulbücher, ein Teleskop, eine Waage aus Messing, eine Schere aus Silber und einen Satz Glasphiolen. Anschließend betraten sie den Tropfenden Kessel und bestellten Fish & Chips für beide. Melody wurde bewusst, dass sie Hunger hatte. Remus erzählte ihr von seiner Zeit in Hogwarts – eine allem Anschein nach sehr glückliche Zeit –, und Melody bombardierte ihn mit Fragen zur Zaubergemeinschaft. Sie konnte es kaum glauben, dass es ein Zaubereiministerium gab, und das mitten in London. Und eine Zauberbank. Dann kam ihr Hannas Geld wieder in den Sinn: „Remus, kann ich auf dieser Bank meine Pfund wechseln?“
„Ja, du kannst, aber behalt sie besser noch, du willst doch Kleider einkaufen gehen“, erinnerte er sie und machte keinen allzu begeisterten Eindruck dabei.
„Ich kann alleine einkaufen gehen“, bot sie an, als sie sah, wie wenig ihm die Idee zu behagen schien.
„Und wenn du verloren gehst?“, fragte er schockiert. „Oder entführt wirst? Oder wenn du verunfallst? Nein. Wenn ich dich Professor Snape nicht um fünf Uhr unversehrt übergebe, reißt er mir den Kopf ab.“
Melody war sich da nicht so sicher – Snape wäre wahrscheinlich froh, wenn er sie nicht mehr nach Hogwarts zurücknehmen müsste –, aber sie antwortete nicht, und als Remus bezahlt hatte und sie dem Wirt die morgendlichen Einkäufe zur Aufbewahrung übergeben hatten, betraten sie Muggel-London. Remus schluckte, als er auf der anderen Straßenseite das Starbucks sah. Dann blickte er die Straße auf und ab. Wo bei Merlins Bart gab es hier nur ein Kleidergeschäft?
Er merkte bald, dass er sich darüber keine Gedanken zu machen brauchte: Melody wusste genau, wohin sie wollte und was sie brauchte. Sie betrat all die Geschäfte, in denen Londons Teenager gerne ihre Kleider kauften, wühlte sich durch Wühltische, durchstöberte Kleiderständer und Regale und genoss den Nachmittag, was angesichts der gegenwärtigen Umstände sogar sie selbst überraschte. Aber irgendwie brachte die Einkaufstour einen Hauch von Normalität in ihr Leben, das von einem Tag auf den anderen so gewaltsam aus den Fugen gehoben worden war.
Sie kaufte Pullover, Sweatshirts, T-Shirts, Hosen, Socken, Pyjamas, Unterwäsche, einen Gürtel, Handschuhe, eine Jacke, einen Schal, eine Wollmütze und zuletzt eine Compeñero-Mütze mit Pailletten und aufgestickten Blumen- und Schmetterlingsornamenten, wie sie eine auf dem Foto getragen hatte, das Hanna Remus gezeigt hatte. Remus wies Melody darauf hin, dass sie im Unterricht keine Mütze tragen durfte, worauf sie erwiderte, sie werde sie nur zum Schlafen und an Wochenenden tragen.
Danach suchte sie ein Paar Schuhe und ein Paar Stiefel mit dicker Sohle, Zahnbürste, Kamm, Haargummis, ihre Lieblingsshampoo und –Bodylotion, ein Lippenstift und Lipgloss, letztere mit etwas schlechtem Gewissen, da sie wusste, dass Hanna ihr das nicht erlaubt hätte ...
Remus folgte ihr resigniert, beladen mit Taschen, Schachteln und Tüten. Er war froh, als Melody verkündete, alles Nötige eingekauft zu haben, und sie sich auf den Rückweg zum Tropfenden Kessel machten.

„Professor Snape lässt ausrichten, dass er in der Apotheke ist wegen der Zaubertrankzutaten“, begrüßte sie der bucklige Mann hinter der Theke im Tropfenden Kessel. Er händigte Melody ihre Einkäufe vom Morgen aus und ließ sie in den Hinterhof. Nachdem Remus mit dem Zauberstab einen bestimmten Stein an der Backsteinwand angetippt hatte, öffnete sich die Wand und ein Durchgang wurde sichtbar, durch den sie wieder in die Winkelgasse gelangten.
„Wir warten hier“, entschied Remus und stellte die Einkäufe vor der Menagerie auf den Boden. Melody betrachtete erneut die Tiere im Schaufenster. Nach ein paar Minuten kam Snape mit einem Kessel und einer Tüte voll Zaubertrankzutaten aus der Apotheke. „Na, einen schönen Nachmittag gehabt?“, fragte er Remus mit vor Schadenfreude triefender Stimme.
„Danke, bestens“, antwortete Remus trocken und wandte sich an Melody. „Ich muss los“, entschuldigte er sich. „Wir sehen uns bald wieder, versprochen. Einen guten Start morgen.“
Melody lächelte. „Tschüss, Remus ... Danke für alles.“
Er lächelte zurück. „Gern geschehen“, antwortete er und meinte es auch. Dann drehte er sich um und war mit einem leisen Plopp verschwunden.
„Sind das alles Ihre Einkäufe?“, riss Melody eine kühle Stimme aus ihrer Verwunderung über Remus’ plötzliches Verschwinden. Sie nickte und packte zwei Taschen. Snape betrachtete kritisch die Mütze, unter der nur noch einzelne Strähnen ihrer Haare hervorlugten. Er schüttelte missbilligend den Kopf, bückte sich und stopfte die kleineren der Plastik- und Papiertüten in den Kessel und hängte ihn sich in die Armkehle. Die restlichen Taschen nahm er schnaubend in die andere Hand. „Können wir?“ fragte er ungeduldig.
„Ich ...“ Melody zögerte einen Moment. Sie überlegte, ob sie es wagen sollte, und meinte schließlich schüchtern: „Ich hätte gerne noch eine Katze gekauft.“
„Eine Katze?“, fauchte Snape und sah sie wutentbrannt an. „Sie wollen auch noch eine Katze?! Wofür?“
„Ich wollte schon immer eine haben“, rechtfertigte sich Melody kleinlaut. „Aber Tom mag ... mochte Katzen nicht.“
„Ich auch nicht“, antwortete Snape knapp, und damit schien das Gespräch für ihn beendet. „Halten Sie sich an meinem Arm fest – falls sie ihn unter all den Tüten und Schachteln noch finden“, fügte er gehässig hinzu.
Melody hatte keine Energie mehr, sich auf eine Diskussion mit Snape einzulassen. Er wirkte ziemlich furchteinflößend, obwohl – eigentlich – ging es ihn gar nichts an, wenn sie eine Katze haben wollte. Sie seufzte und hielt sich an seinem Arm fest. Sie hatte gerade noch Zeit, Luft zu holen und die Augen zu schließen, als sie wieder dieses unangenehme Schwindelgefühl packte, das sie in Einzelteile zerlegt durch den Raum zu schleudern schien.

Einen Augenblick später standen sie vor dem Eingangstor zu Hogwarts. Snape trug Kessel und Taschen bis vor die breite, geschwungene Treppe, die zum Eingangsportal hinauf führte. Dort stellte er alles auf den Boden. Es wäre ihm ausgesprochen peinlich gewesen, mit den gesamten Einkäufen einer 13-jährigen im Kaufrausch in der Eingangshalle aufzutauchen.
„Stellen Sie alles hierhin. Die Hauselfen werden die Sachen in Ihren Schlafsaal bringen“, sagte er knapp und stieg die Treppe zum Eingang hinauf. Oben angekommen, drehte er sich noch einmal um. „Eines sollten Sie heute schon lernen, Miss Rohan“, sagte er streng. „Ein Zauberer lässt seinen Zauberstab nie unbeaufsichtigt herumliegen.“
Melody begann eilig, in den Taschen und Tüten nach ihrem Zauberstab zu suchen, konnte ihn aber nicht finden.
„Er ist hier, Miss Rohan“, hörte sie Snapes kalte Stimme. Und als sie sich umdrehte, hielt er ihn triumphierend in der Hand. „Lassen Sie ihn nie mehr aus den Augen“, warnte er sie und warf ihr den Zauberstab mit einer lässigen Handbewegung zu. „Schönen Abend.“ Mit diesen Worten verschwand er mit wehendem Umhang in der Eingangshalle. Melody setzte sich neben ihre Einkäufe auf die Treppe. Ihr war immer noch übel vom Apparieren.

„Na, wie war’s mit Snape in London?“, erkundigte sich Ron, während er Kartoffeln auf seinen Teller lud. Melody hörte nicht zu; sie betrachtete verwundert den mit Sternen übersäten Himmel über sich.
„Die Decke der Grossen Halle ist verzaubert und zeigt den Himmel darüber“, erklärte Hermine, die Melodys Blick gefolgt war. Melody staunte; das war ihr am Morgen gar nicht aufgefallen.
„Hast du alles eingekauft?“, fragte Ron noch einmal.
Melody nickte. „Remus hat mich sogar noch ins richtige ... nach Muggel-London begleitet, um normale Kleider zu kaufen.“ Und sie zeigte auf ihre Compañero-Mütze. Die Pailletten glitzerten im Licht von hunderten von Kerzen, die über den langen Haustischen in der Luft schwebten.
„Cool“, nickte Ron.
„Hast du einen Zauberstab gefunden?“, wollte Harry wissen. Melody zog ihn aus ihrem Gürtel und streckte ihn Harry hin. Er betrachtete ihn mit Kennermiene und wollte wissen, was für einen Kern ihr Zauberstab hatte.
„Eine Phoenixfeder“, antwortete Melody.
„Wie meiner“, nickte Harry anerkennend.
„Und das Holz?“, fragte Ron und berührte mit den Fingern den schwarzen Zauberstab. „Er sieht so finster aus.“
„Es ist Ebenholz“, erwiderte Melody leicht gekränkt. „Ein hartes, wertvolles Holz.“ Sie schnappte Ron den Zauberstab weg und klemmte ihn wieder sorgsam unter ihren Gürtel.

Melody hatte nicht viel Appetit. Sie fühlte sich ausgesprochen müde nach dem langen Tag und den vielen neuen Eindrücken. Sie hatte nur noch ein Bedürfnis: sich eine Decke über den Kopf zu ziehen und die Welt auszuschließen. Deshalb war sie froh, als Hermine ihr den Weg in den Gryffindorturm zeigte. Als sie durch das Portrait in den Gemeinschaftsraum kletterten, kotzte gerade ein rothaariger Junge in einen Eimer, den ihm sein Zwillingsbruder hinhielt. Die beiden waren von einer Schar neugieriger Erst- und Zweitklässler umringt.
Hermine sah Melodys geschockten Blick und führte sie die Treppe zu den Mädchen-Schlafsälen hinauf. Sie zeigte ihr den Schlafsaal der Erstklässler und ihr Bett – ein Himmelbett! Am Fußende standen ihre gesamten Einkäufe. Drei kichernde Erstklässlerinnen betraten den Raum, und Hermine stellte Lindsay, Nora und Mariah vor. Melody nickte nur gleichgültig. Die drei Mädchen musterten sie neugierig und zogen sich schließlich in eine Fensternische zurück, wo sie aufgeregt miteinander flüsterten. Melody verdrehte die Augen. Kindisch, dachte sie.
„Soll ich dir helfen, deine Sachen einzuräumen?“, bot sich Hermine an, aber Melody winkte ab: „Heute mache ich nichts mehr. Ich glaube, ich gehe schlafen.“
„Es ist doch erst acht Uhr. Komm doch noch einmal in den Gemeinschaftsraum.“
Aber Melody schüttelte den Kopf. Bei dem Gedanken an den pulsierenden, lärmigen Gemeinschaftsraum voller Leute zog sich ihr Magen zusammen.
„Ich mag nicht mehr. Ich bin einfach ... Ich möchte jetzt allein sein“, erklärte sie bestimmt. Sie spürte den Teil von sich aufbegehren, den sie den ganzen Tag erfolgreich verdrängt hatte, und sie wollte nicht, dass andere Zeugen davon wurden.
Hermine sah sie beunruhigt an. „Na dann, gute Nacht“, sagte sie zögernd. „Falls du was brauchst, komm einfach runter, okay?“
Melody nickte, und als Hermine den Schlafsaal verlassen hatte, streifte sie die Schuhe ab, zog eilig die Vorhänge um ihr Bett herum zu und kroch, ohne sich auszuziehen, unter ihre Decke. Sie rollte sich zusammen, zog die Mütze übers Gesicht und schloss die Augen. Sie wollte nichts und niemanden mehr sehen und hören. Sie ballte die Hände zu Fäusten, presste sie gegen ihre Augen und biss auf die Zähne. Ein Gefühl von unendlicher Einsamkeit stieg aus ihrem Innersten in ihr hoch und breitete sich unaufhaltsam wie ein Gift in ihrem ganzen Körper aus. Dann kam eine Flut von Erinnerungen und begrub sie unter sich. Sie hielt den Atem an und wartete.


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