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Fanfiction

Lorbeerzweige - Ein Viertel

von Noble Scarlet

Hallo da draussen,
Wie versprochen habe ich also nun das dritte Kapitel schon nach einer Woche hochgeladen. Hm, das hat ehrlich gesagt auch mit meiner eigenen Neugierde zu tun. Ich will unbedingt wissen, was ihr davon haltet. ;-) In diesem Kapitel werdet ihr endlich Loreens lange gehütetes Geheimnis erfahren. Aber das bringt die Geschichte natürlich erst so richtig ins Rollen! Auch steht der Viertelfinal des Lorbeerfestes bevor. Die Aufgaben sind Loreens grösste bisherige Herausforderung.
Das Zitat zu Beginn des Kapitels: "Mens agitat molem." bedeutet soviel wie "Der Geist bewegt die Materie."
Ich hoffe ihr amüsiert euch gut! Lasst mich doch bittöööö nach dem Lesen wissen, wie ihr das Kapitel fandet. (das geht vor allem die ganzen Schwarzleser hier an. Wie soll ich mich ohne Feedback denn verbessern? Oder warum klickt ihr meine Story nach drei Sätzen weg?) Ich freue mich auf konstruktive Kritik!


@Tamara: Danke sehr, ich freue mich immer wenn ich es schaffe jemanden zu fesseln. ;D Voldemort wird so einiges unternehmen… das zeigt sich in den nächsten Kapitel noch genauer. Hier wird er aber zum ersten Mal so RICHTIG aufmerksam auf die gute Loreen.

@Suschi: Hallo und Willkommen! Freut mich ist noch jemand dazu gestossen! Ich hoffe das Kapitel hier gefällt dir genauso gut wie der Beginn!

Eure Noble Scarlet



3. Kapitel: Ein Viertel
Quadrans

„Mens agitat molem.“

„Der Geist bewegt die Materie.“


„Wie oft muss ich Ihnen das eigentlich noch erklären“, Lucius Malfoy stütze sich mit beiden Händen auf das Pult, welches ihn und Frau Radneva noch voneinander trennte. Sein Gesicht kam ihr gefährlich nahe, seine Augen funkelten wütend.
„Diese Fragen sind von internationaler Bedeutung“, er legte besonders viel Gewicht auf die Betonung der letzten beiden Worte.
„W-wenn ich doch nicht weiss-“
„Sie sind doch die Schulleiterin von Dumstrang, oder?“
„N-natürlich“, die arme Frau Radneva war furchtbar eingeschüchtert.
Sie war sich zwar sicher gewesen, dass es nicht einfach sein würde dem Dunklen Lord und seinem Gefolge eine Unterkunft zu geben, aber dass es derartig gefährlich werden würde, das hatte sie nun auch wieder nicht gedacht. Auch hatte sie zu sehr darauf gehofft, dass die Todesser durch die vielen verschiedenen Menschen am Turnier vielleicht nicht so schnell auf sie und ihre Schule aufmerksam werden würden.
„Hören Sie“, Lucius richtete sich auf und zupfte seinen Umhang zurecht, „Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal höflich: Wenn ich Auskunft über eine Schülerin von Ihnen verlange, dann gehe ich davon aus diese zu erhalten. Wissen Sie, mich kratzt nichts an dieser ganzen Angelegenheit, mir ist sie vollkommen egal. Aber nicht dem Dunklen Lord. Und wenn er von mir verlangt, gewisse Dinge über diese Schülerin herauszufinden, dann werde ich das tun, auf die eine oder andere Art und Weise, wenn Sie verstehen was ich meine.“
„Ich verstehe sehr wohl“, Frau Radneva schluckte schwer, „Aber ich weiss nicht mehr, als ich dem Dunklen Lord bereits gesagt habe.“
„Dieses Mädchen“, zischte Lucius, „Geht hier seit dreizehn Jahren zur Schule und Sie wollen mir erzählen, dass Sie nicht mehr über sie wissen als ihren Namen, die Nummer ihres Kontos und, dass sie eine begabte, aber verschlossene Schülerin ist?“
„Sie gibt nichts Preis“, flüsterte Frau Radneva, „Sie redet nicht viel.“
„Bei Slytherin!“, Lucius schlug mit der Hand auf das Pult und zückte mit der anderen seinen Zauberstab, „Sie können mich nicht für dumm verkaufen! Sie waren Lehrerin an dieser Schule, als Karkaroff hier noch Schulleiter war. Sie wollen mir erzählen, dass Sie nie engeren Kontakt zu ihr hatten?“
„Ich habe Loreen nur ein halbes Jahr lang unterrichtet. Sie kam etwas später an unsere Schule, als die anderen in ihrem Jahrgang. Ein halbes Jahr hat sie bei mir Zauberkunst besucht. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Mr Malfoy.“
„Nein“, Lucius schüttelte langsam den Kopf, „Ich bin mir sicher, dass da noch das eine oder andere ist, das Sie mir verschweigen.“
Frau Radvena starrte ihn an. Sie fühlte, wie ihre Hände zitterten. Ihr Mund wurde ganz trocken. Wo waren nur ihre sonstige Strenge und ihr Stolz geblieben? Nur ein Blick des Dunklen Lords genügte um sie in Angst und Schrecken zu versetzten. War sie so tief gesunken? Fürchtete sie so sehr um sich selbst und um die Zukunft ihrer Schule?
„Was wollen Sie denn noch wissen?“, Frau Radneva rang die Hände, „Was, im Namen aller Geister, kann denn von internationaler Bedeutung sein und zugleich Loreen Aldinger betreffen?! Sie hat dieses Schulgelände so gut wie nie verlassen und das seit dreizehn Jahren! Sie ist hier praktisch aufgewachsen!“
„Crucio!“
Der Fluch traf die Schulleiterin in die Brust und sie krümmte sich unter Qualen zusammen, fiel von ihrem Stuhl und wand sich auf dem Boden. Lucius hob den Zauberstab und Frau Radneva richtete sich keuchend auf. Ja, so tief war sie gesunken.
„Ich will wissen, wer ihre Eltern sind.“
„Ihre Eltern sind tot, das ist alles was ich weiss.“
„Crucio!“
Der Folterfluch warf sie erneut zu Boden. Sie wimmerte und stöhnte vor Schmerz.
„Noch einmal: Ich will alles über ihre Familie wissen.“
„A-aldinger! Ihr Familienname ist Aldinger!“, jammerte Frau Radneva, „Bitte! Ich weiss wirklich nicht mehr! Bitte, aufhören!“
„So, Sie wissen also wirklich nicht mehr?“
Verzweifelt schüttelte die Schulleiterin den Kopf.
„Und Karkaroff?“, Lucius deutete auf die hölzernen Wandschränke hinter dem Schulleiterpult, „Was wusste er? Hat er nie etwas aufgeschrieben?“
„Nein“, presste Frau Radneva hervor, „Ich kenne jede Akte. Loreen lebte bei ihrer Tante bevor sie nach Dumstrang kam. Ihre Eltern sind tot. Das ist alles, was Karakroff wusste und was auch ich weiss.“
„Wo lebte sie mit ihrer Tante?“
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Raus mit der Sprache“, Lucius hob wieder den Zauberstab und sofort antwortete Frau Radneva:
„In den Alpen, irgendwo in einem kleinen Dorf. Es heisst, es lag auf Schweizer Gebiet. Aber ich weiss wirklich nur das.“
„Gut, immerhin ein Anfang“, Lucius lächelte, „Sehen Sie, so schwer war das doch gar nicht.“
Frau Radneva nickte stumm und sah zu, wie der Todesser sich umdrehte und aus ihrem Büro rauschte. Sie erhob sich und blickte auf die sich schliessende Tür.
Welches Geheimnis verbarg Loreen Aldinger so gut, dass nicht einmal der Dunkle Lord es kannte? Und warum war es von solcher Bedeutung?

*

Erstaunt blickte Loreen in Iris neugieriges Gesicht. Die Sonne schien, es war eine Woche vor dem Viertelfinal. Loreen und Iris hatten es sich zur Gewohnheit gemacht einmal am Tag gemeinsam über das Gelände zu spazieren, trotz der Winterkälte. Iris meinte, sie müsse sich an die dünne Bergluft gewöhnen. Inzwischen glaubte Loreen so etwas wie eine Freundin in der jungen Griechin gefunden zu haben. Sie teilten viele Ansichten und konnten zusammen lachen. Aber natürlich war sich Loreen wie immer nicht ganz sicher. Denn es war nie ganz sicher, wie lange etwas halten konnte.
Nach dem Ende des Achtelfinals hatte Iris Loreen bei der Verkündung der Bestzeiten und der acht Champions für die nächste Runde stürmisch umarmt.

„Du bist dabei! Loreen, Top Drei! Du warst die Drittschnellste! Ich wusste du bist begabt! Ich hatte Recht! Oh, wie wunderbar!“

Tatsächlich hatte sie die drittbeste Zeit geschafft. Auf dem zweiten Platz lag Irina Olofsson, auf dem ersten Platz lag der Italiener Leonardo Domenico. Sie musste jedoch zugeben, dass sie bei diesem Mal nicht so erstaunt gewesen war, eine Runde weiter gekommen zu sein. Vielmehr hatte sie die kalte Präsenz, welche sie gegen Ende ihres Laufes gefühlt hatte, beschäftigt. Aber in der ersten Woche nach dem Turnier hatte sie es schliesslich geschafft all die schlimmen Gedanken zu vertreiben. Bisher hatte sich nichts Ungewöhnliches mehr zugetragen. Und nun sass sie also hier mit Iris und blickte erstaunt in ihr neugieriges Gesicht. Sie guckte sie auffordernd an und wickelte sich eine der unzähligen dunklen Locken um den Finger.
„Meine Eltern?“
„Ja, deine Eltern“, Iris lächelte, „Du hast noch nie von ihnen erzählt. Sind sie nicht hier um dich zu unterstützen? Von meinen hab ich dir ja erzählt. Sie arbeiten im Griechischen Zaubereiministerium in der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit.“
Loreen blickte zur Seite.
„Was ist?“, Iris legte ihr eine Hand auf die Schulter, „Hab ich was Falsches gesagt?“
„Nein“, Loreen versuchte ein Lächeln, welches aber kläglich versagte. Ihre Augen blickten traurig.
„Oh“, Iris schlug sich mit der Hand vor den Mund, „Oh, nein Loreen. Das tut mir so leid! Das wollte ich nicht, entschuldige! Es tut mir wirklich sehr leid.“
„Ist schon in Ordnung“, Loreen kämpfte mit sich, „Es ist schon lange her, weißt du.“
„Ich wollte dich nicht aufregen oder verletzen, Loreen. Ich habe nicht nachgedacht. Entschuldige.“
Loreen nickte und blickte auf den Boden. Nach ein paar Minuten des Schweigens hielt sie es schliesslich nicht mehr aus. Der Kampf in ihrem Inneren kam langsam einem Ende entgegen. Sie konnte noch länger schweigen oder aber sich ein einziges Mal im Leben öffnen und es jemandem erzählen. Vielleicht würde sie ja auf Verständnis stossen. Und doch war die Gefahr zu gross...
„Ich bin nur traurig, dass sie nicht bei mir sein können. Ich hätte sie gerne stolz gemacht“, es rutschte einfach heraus.
Loreen wusste nicht warum. Dreizehn Jahre lang hatte sie ihre Familiengeschichte totgeschwiegen. Weder die Schulleitung, noch die Lehrer, geschweige denn irgendein Schüler aus Dumstrang, wussten wirklich woher sie kam und was mit ihrer Familie geschehen war. Aber Iris, diese fröhliche Griechin, hatte etwas so Herzliches, Nettes und Offenes an sich, dass Loreen einfach nicht anders konnte, als sich jetzt endlich einmal jemandem anzuvertrauen.
„Was ist passiert?“, fragte Iris leise.
Loreen atmete tief ein und wieder aus.
„Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest“, sagte Iris.
„Doch“, Loreen sah sie an, „Ich habe dreizehn Jahre lang jetzt nicht mehr darüber gesprochen. Ich glaube ich wäre froh, wenn ich es endlich einmal loswerden könnte. Aber ich glaube es könnte gefährlich sein für dich.“
„Wie meinst du das?“
„Meine Eltern sind tot“, Loreen blicke auf zum Himmel, sie schauderte, „Sie wurden ermordet.“
„Ich werde niemandem etwas davon erzählen“, Iris sah sie ernst an, „Wenn du darüber sprechen willst, höre ich dir zu Loreen. Ich werde es nicht weitererzählen, mein Ehrenwort.“
Loreen hoffte nicht ihr vertrauen zu können. Sie war sich seltsamerweise ganz sicher. Ihr war, als hätte sie einfach nur auf diesen Moment gewartet: Auf diese Person, auf Iris Sophronia, welcher sie vertrauen konnte. Seit dreizehn Jahren hatte sie sich keinem Menschen mehr so sehr geöffnet.
„Meine Eltern wurden ermordet. Das geschah vor achtzehn Jahren. Ich war damals etwa zwei Jahre alt.“
„Wie ist das passiert? Wer war dafür verantwortlich?“
„Das ist eine komplizierte Geschichte. Alles was ich weiss, habe ich von meiner Tante erfahren, bei der ich aufgewachsen bin nach dem Tod meiner Eltern. Sie ist die Schwester meines Vaters. Vielleicht muss ich ganz von vorne beginnen.“
Loreen scharrte mit den Füssen im Schnee, sie sassen wieder auf der Mauer, auf welcher sie das erste Mal richtig miteinander gesprochen hatten.
„Mein Familienname, Aldinger, ist ein alter deutscher Name. Schon meine deutschen Vorfahren waren Hexen und Zauberer. Damals, etwa vor dreihundertfünfzig Jahren, gab es in Deutschland aber noch keine wirklich guten Einrichtungen zur Ausbildung junger Hexen und Zauberer. Meine Vorfahren waren sehr vermögend, sie wollten ihre Kinder richtig ausbilden lassen, um ihnen hohe Posten zuteilen zu können. Man hoffte damals auf einen Platz im deutschen Königshaus. Irgendwann hörten sie durch Reisende von der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei in England. Die Schule war im Mittelalter von den berühmten zwei Zauberern Godric Gryffindor und Salazar Slytherin, sowie von den beiden berühmten Hexen Rowena Ravenclaw und Helga Hufflepuff gegründet worden. Also schickten meine Vorfahren ihre Kinder nach England um an dieser Schule die Zauberei zu studieren. Irgendwann sind dann aber einige meiner Vorfahren nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt, sondern sind in England geblieben. So kam unsere Familie überhaupt nach England. Meine Grosseltern, die Eltern meines Vaters, lebten in der Nähe von Cambridge. Auch mein Vater besuchte die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, dort lernte er meine Mutter kennen. Das war im Jahr 1964, als sie gemeinsam eingeschult wurden.“
Loreen machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
„Nach ihrer Ausbildung in Hogwarts, bekamen meine Eltern Stellen im britischen Zaubereiministerium. Mein Vater war zuständiger Leiter der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit.“
„Genau wie meine Eltern!“, rief Iris aufgeregt.
„Ja, ähnlich. Meine Mutter war in der Abteilung für Magische Geschöpfe angestellt. Sie heirateten zwei Jahre nach ihrem Schulabschluss. Dann taten sie, was niemand meinen Eltern jemals zugetraut hätte.“
Loreen kniff kurz die Augen zusammen.
„Sie schlossen sich den Todessern an.“
„Die Todesser? Die Gefolgsleute des Dunklen Lords?“
„Ja, Iris. Meine Eltern wurden Todesser. Der Dunkle Lord war damals auf dem ersten Höhepunkt seiner Macht, sie infiltrierten für ihn das Zaubereiministerium. Mein Vater, als Leiter der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit, knüpfte Verbindungen ins Ausland. Der Dunkle Lord wollte damals den Sprung auf den Kontinent schaffen. Er brauchte fähige Leute. Mein Vater kam ihm sehr gelegen.“
„Was ist dann passiert?“, fragte Iris.
„Ich wurde geboren“, Loreen holte wieder tief Luft, „Meine Mutter zog sich aus der Öffentlichkeit zurück um sich um mich zu kümmern. Sie arbeitete weiterhin für die Leute des Dunklen Lords, jedoch nicht mehr im Ministerium.“
Loreen fuhr sich kurz mit der rechten Hand übers Gesicht. Die Erzählung nahm sie mit.
„Kurz nach meinem ersten Geburtstag geschah es dann. Ich kann mich noch immer daran erinnern. Es ist die frühste Erinnerung, die ich habe. An nichts aus meiner Kindheit kann ich mich besser erinnern, als an diesen Moment. Es war grausig. Wir sassen in unserem Wohnzimmer, es war ein schöner Samstagnachmittag. Die Schwester meines Vaters war eingeladen. Die Erwachsenen sassen auf Sesseln und unterhielten sich, ich spielte am Boden mit einer Puppe.“
Loreen stockte. Sie sah die Szene mit all ihren Details vor ihrem inneren Auge. Niemals würde sie dies vergessen können.
„Plötzlich standen sie im Wohnzimmer. Zwei Männer mit schwarzen Umhängen. Der eine hatte struppiges, dunkles Haar und grinste böse. Der andere behielt seine Kapuze auf. Der Mann mit dem struppigen Haar verlangte, dass mein Vater ihnen das Gestohlene zurückgebe.“
„Was war das Gestohlene?“
„Keine Ahnung. Sie stritten sich. Mein Vater behauptete er habe es nicht. Ich kann mich natürlich nicht genau an das Gespräch erinnern. Meine Tante hat es aber auch mitbekommen, sie hat mir das alles nochmals erzählt. Jedenfalls artete der Streit aus, mein Vater schrie die Männer an, auch den mit der Kapuze. Sie zückten die Zauberstäbe. Meine Mutter ging dazwischen und bat sie inständig damit aufzuhören. Da wurde der Mann mit der Kapuze wütend, er riss sie sich vom Kopf und alle erkannten den Dunklen Lord. Er hatte bisher nichts gesagt und verlangte nun von meinem Vater die Wahrheit zu hören. Aber mein Vater stritt ab etwas gestohlen zu haben. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, wie mich jemand packt, es gab einen grellen grünen Lichtblitz und meine Mutter brach zusammen. Mein Vater schrie, der andere Todesser hatte ihm blutige Wunden verpasst, dann verschwimmt meine Erinnerung.“
„Weißt du denn, was sich noch zugetragen hat?“
„Meine Tante hat mich gepackt und ist mit mir disappariert, bevor der Dunkle Lord und sein Todesser sich um uns kümmern konnten. Mein Vater wurde gefoltert, stritt aber weiterhin ab zu besitzen, wonach der Dunkle Lord suchte und wurde getötet. Danach begann eine Odyssee. Meine Tante reiste mit mir quer durch England, sie hielt mich vor den Schergen des Dunklen Lords versteckt. Sie nahm einen neuen Namen an, nachdem sie gehört hatte, dass der Dunkle Lord alle lebenden Aldingers, die mit uns verwandt waren, hatte ermorden lassen. Dann flohen wir über das Meer nach Frankreich. Von dort in die Schweiz. Ein Jahr lang lebte meine Tante in Angst und Schrecken, dann kam die Nachricht vom Sturz des Dunklen Lords. Damals waren wir in der Schweiz und sie beschloss sich dort in einem kleinen Dorf in den Alpen einzurichten und mich gross zu ziehen.“
„Das ist ja furchtbar. Es ist furchtbar, was sie deiner Familie angetan haben.“
„Das schlimmste war meine Tante zu verlassen. Sie hatte entschieden mich nach Dumstrang zu schicken, da sie Hogwarts und die deutschen Schulen für zu gefährlich hielt, da dort noch immer Verbindungen zu meiner Vergangenheit gemacht werden konnten. Sie erlaubte mir aber dann meinen richtigen Familienamen zu benutzten, da der Dunkle Lord ja als besiegt galt.“
„Verzeih die Frage, aber fürchtest du dich jetzt nicht? Der Dunkle Lord ist zurück und sogar Ehrengast an unserem Turnier! Er hat dich gesehen! Meinst du nicht er hat dich erkannt?“
„Das habe ich mich auch schon gefragt“, antwortete Loreen und seufzte, „Aber ich glaube, wenn er mich wirklich töten wollte, dann hätte er das jetzt schon getan. Vielleicht beschäftigt er sich einfach nicht länger mit diesem Thema. Ich weiss ja auch nicht, was er damals von meinem Vater wollte.“
„Gut möglich“, stimmte Iris zu.
„Aber es ist schon sehr aufwühlend den Mörder meiner Familie in der Ehrenloge sitzen zu sehen und zu wissen, dass er jetzt wahrscheinlich der mächtigste Mann Europas ist.“
„Warum hast du nie jemandem davon erzählt, Loreen? Wenn die Lehrer und Schulleitung von Dumstrang das wüssten, hätten sie den Dunklen Lord doch bestimmt nicht als Ehrengast zugelassen, oder?“
„Wenn der Dunkle Lord Ehrengast sein will, dann tut er das, ganz egal wie. Niemand widersetzt sich ihm, Iris. Alle fürchten ihn. Es gibt keine Wahl, entweder du erfüllst seine Wünsche oder du erträgst seinen Zorn. Und wie hätte ich all das in Dumstrang erzählen können? Der frühere Schulleiter, Karkaroff, war selbst einmal ein Todesser gewesen. Wahrscheinlich hat er von mir gewusst. Ich konnte es nicht riskieren zu sehr aufzufallen. Ausserdem stammen viele Schüler in Dumstrang aus Familien, die mit dem Dunklen Lord sympathisierten und es heute wieder tun. Wie hätte ich ihnen davon erzählen können? Wenn mein Vater tatsächlich etwas gestohlen hatte, das dem Dunklen Lord gehörte, so war dies Verrat gewesen. Eine Schande für die Familie. Wir waren Verstossene. Sie hätten mich gepiesackt. Oder schlimmer.“
„Ich verstehe“, Iris wirkte nachdenklich, „Meine Familie hatte nie viel übrig für die Ideen des Dunklen Lords. Ich muss aber zugeben, dass wir in Griechenland nie viel von ihm mitbekommen haben. Uns haben immer nur die schrecklichen Nachrichten erreicht und das Aussenministerium hatte alle Hände voll zu tun. Aber du hast Recht, jetzt können wir uns nicht mehr widersetzten. Mein Vater sagte, dass man es bereits im griechischen Ministerium spürt. Die Zeiten haben sich geändert.“

*

Der Tag des Viertelfinals kam schneller, als sie erwartet hatte. Seit das Turnier begonnen hatte, schien die Zeit wie im Flug zu vergehen. Alles ging ihr viel zu schnell. Loreen stand im Zelt der Champions und betrachtete sich in einem der Spiegel, welche darin aufgestellt worden waren, damit sie sich vor dem Turnier noch zurecht machen und ihre Kampfuniformen richtig anziehen konnten. Sie strich über den glänzenden Stoff ihrer Hose, welche aus einem Material bestand, welches durch das Verweben der obersten Schicht von Drachenschuppen gewonnen wurde. Sie trug darüber feste Lederstiefel, welche ihr bis unter die Knie reichten und die sie eigens mit Schutzzaubern versehen hatte. Oben trug sie ein feuerfestes Oberteil, welches innen mit Stahl ausgestattet war, ein Zauber sorgte dafür, dass es sie vor Aufprall und Feuer schützte und liess es zugleich leicht zu tragen sein. Darüber trug sie einen schwarzen Umhang, der mit dem Emblem ihrer Schule bestickt war und die Hände wurden von Lederhandschuhen geschützt.
„Champions?“, der Turnierleiter erschien an der Zeltöffnung, „Seid ihr fertig? Wir beginnen in wenigen Minuten!“
Wie immer folgten sie ihm ins Stadion, dieses Mal wurden sie alle zugleich in die Arena geführt.
„Was wohl die heutige Aufgabe ist?“, flüsterte Iris Loreen zu, „Ich bin unglaublich gespannt.“
„Keine Ahnung...“, Loreen versuchte sich nicht allzu schlimme Dinge auszumalen.
Sie waren nur noch acht Champions. Das Viertelfinale würde noch einmal schwerer werden. Die Aufgaben dauerten von Mal zu Mal länger, wurden komplizierter und verlangten ein grösseres magisches Können.
In der Arena begrüsste sie das Publikum. Sogleich hob der Turnierleiter die Arme und kündigte sie an:
„Meine sehr verehrten Hexen und Zauberer, Schulleiter und Ehrengäste! Heute habe ich die Ehre das Viertelfinale des diesjährigen Lorbeerfestes zu eröffnen und ihnen wie immer die Aufgabe zu präsentieren! Einen grossen Applaus für unsere verbliebenen acht Champions!“
Das Publikum tobte. Loreen hob den Kopf und blickte auf zu der Ehrenloge. Lord Voldemorts totenbleiches Antlitz hob sich deutlich ab von den anderen Zauberern und Hexen. Er sass wie immer in der Mitte der ersten Reihe.
„Ich stelle nun die Aufgabe vor! Das Viertelfinale ist wie folgt aufgebaut: Alle acht Champions begeben sich einzeln in die Arena. Es wird also acht Läufe geben. Am anderen Ende der Arena wartet dieses Mal eine silberne Schale. In diese ist der silberne Lorbeerzweig zu legen, welchen jeder Champion bei seinem Eintritt in die Arena erhält. Unbeschadet, versteht sich! In diesem Viertelfinale müssen die Champions uns zeigen, wie sehr sie sich konzentrieren können! Wir testen ihre geistige Flexibilität, ihr Selbstvertrauen und ihren Sinn für die Umgebung.“
Loreen verzog den Mund. Selbstvertrauen. Dann musste sie sich heute also besonders anstrengen.
„Unsere Champions!“, der Turnierleiter deutete auf die acht Zauberer und Hexen, „Sie werden nun unserem Ehrengast vorgestellt!“
Loreens Atem stockte. Ihr war, als gefriere sie zu Eis. Hatte sie richtig gehört? Doch da ging auch schon ein Raunen durch das Publikum, sie riss den Kopf hoch zur Ehrenloge, Lord Voldemort erhob sich. Loreen blinzelte, da war er plötzlich verschwunden.
„Ich habe die Ehre diese acht aussergewöhnlichen Hexen und Zauberer nun dem Dunklen Lord vorzustellen!“
Loreens Körper schien unter Hochspannung zu stehen, sie fühlte sich dem Zerreissen nahe. Da begann das Publikum zu klatschen: Neben dem Turnierleiter war aus dem Nichts Lord Voldemort erschienen. Loreen fühlte mit jeder Faser ihres Körpers seine kalte Präsenz. Nie zuvor hatte sie eine Begegnung intensiver erlebt. Sein langer Umhang schleifte leise über den Boden, als er auf sie alle zuschritt. In der rechten Hand hielt er, wie beiläufig, seinen Zauberstab, seine roten Augen schienen jeden von ihnen mit einem Blick zu erfassen, sein dünner Mund verzog sich zu einem undeutbaren Lächeln und er neigte den Kopf leicht nach links, als der Turnierleiter wieder zu sprechen begann:
„Aus der Laurus Akademie nahe Rom, der erstplatzierte Champion des Achtelfinals: Leonardo Domenico!“
Leonardos Fans im Publikum jubelten, Voldemort nickte ihm zu und wandte dann den Kopf nach der jungen Frau neben Leonardo.
„Aus dem Dumstrang-Institut für Zauberei, die Gastgeberschule des diesjährigen Lorbeerfestes, unsere Zweitplazierte des Achtelfinals - Irina Olofsson!“
Irina senkte leicht den Kopf, wie um Voldemort Respekt zu zollen, doch er überging sie ganz einfach.
Loreen fühlte, wie sie sich immer mehr innerlich verkrampfte. Sie riss sich zusammen, so gut sie konnte. Sie durfte sich nichts anmerken lassen.

„Loreen, pass immer auf deine Gedanken auf. Hör mir gut zu: Es gibt Zauberer, die sind Meister im Lesen fremder Gedanken. Sie nisten dir Falsche ein und ergötzen sich an deinen Wahren. Nichts ist wertvoller, als dein Geist. Behalte ihn für dich.“

„Wer könnte meinen Geist wollen, Tante?“

„Es heisst er ist vernichtet, aber ich glaube noch nicht daran. Er ist der grösste Legilimentor unserer Zeit. Viele grosse Zauberer gingen zugrunde unter der Macht des Geistes des Dunklen Lords.“

Loreen leerte ihren Kopf. Sofort beruhigte sich ihre Atmung, ihre Hände zitterten nicht länger, eine grosse Ruhe breitete sich in ihrem Inneren aus. Sie musste sie aufrechterhalten.
„Und ebenfalls aus Dumstrang, unsere Drittplazierte des Achtelfinals“, Voldemorts Kopf drehte sich in ihre Richtung, Loreen unterdrückte jedes Gefühl und jeden Gedanken, „Loreen Aldinger!“
Sie hörte einige aus dem Publikum laut jubeln und vor Freude kreischen. Sie widerstand dem Drang zu sehen, wer es war und konzentrierte sich nur auf Voldemort. Seine roten Augen blieben an ihr hängen, sie fühlte wie er sich jedes Detail ihrer Erscheinung einprägte. Er öffnete leicht den Mund und trat zwei Schritte näher an sie ran.
Loreen tat überhaupt nichts.
„Aus der Konstantin-Stiftung für Hexerei und Zauberei in Norddeutschland, Harald Mayer!“
Voldemort beachtete den nächsten Champion nicht. Seine roten Augen ruhten noch immer auf Loreen. Sie glaubte mit einem mal seinen kalten, mächtigen Geist zu fühlen. Er war da, ganz nah. Er schwebte irgendwo, einige Zentimeter von ihr entfernt.
„Aus der Nornir Schule für Alte und Neue Magie aus Norwegen, Vladimir Mironow!“
Loreen blickte stur geradeaus. Sie würde ihm nicht das Gefühl geben seinen Versuch ihre Gedanken zu lesen bemerkt zu haben. Die Mauer, die sie um ihre Gedanken aufbaute, beanspruchte jetzt ihre volle Konzentration. Sie achtete nicht mehr auf ihre Umgebung. Sie war vollkommen versunken im Schutz ihres Geistes.
„Aus der Ecole Française de la Pratique magique des Femmes, Louise Lacroix! Aus der Apollo und Daphne Schule für Zauberei nahe Athen, Iris Sophronia! Und zu guter Letzt, ebenfalls aus der Apollo und Daphne Schule, Kassandra Demeter!“
Voldemort riss seine Augen augenblicklich von Loreen, als Iris' Namen erklang. Sie sah, wie sich seine Augen weiteten, dann huschte sein Blick noch einmal zu Loreen, bevor er wieder zurücktrat.
„Wir lassen die Spiele nun beginnen! Ludi incipiant!“
Voldemort verschwand und erschien kurz darauf auf der Ehrenloge wieder. Loreen ging mit den anderen Champions in den Warteraum. Was hatte Voldemort in Iris' Gedanken gesehen? Zweifellos hatte er sie gelesen, er hätte sonst nicht so erstaunt geblickt. Hatte Iris ihr Geheimnis verraten? War es ein Fehler gewesen sich ihr anzuvertrauen?

Loreen hatte nicht lange Zeit sich Kummer zu machen. Sie wurde als Dritte in die Arena gerufen. Am Eingang übergab ihr Josef Worlow einen silbernen Lorbeerzweig. Sie nahm ihn wieder fest in die linke Hand und schritt ins Stadion. Es war hell erleuchtet, das ganze Feld war vollkommen frei gefegt. Es gab nur sie und den staubigen, sandfarbenen Boden. Loreen machte noch einige Schritte nach vorne. Sie konnte in der Ferne die silberne Schale glitzern sehen, dahinter das Eröffnungsfeuer und darüber die Ehrenloge. Sie musste sich unbedingt wieder fangen, sie musste sich beruhigen. Sie zückte ihren Zauberstab und ging weiter langsam durch das Stadion. Wo blieben die Gefahren? Dieses Mal würde sie aufmerksamer sein. Sie ging langsam, setzte immer einen Fuss vor den anderen um ihr Gewicht ideal zu verlagern und bei Bedarf sofort in Duellhaltung zu gehen. Da wurde es plötzlich dunkler.
Loreen blieb stehen. Eine seltsame, feuchte Kälte legte sich über die Arena. Es war zwar schon zuvor kalt gewesen, aber nun stieg ihr Atem in dicken, silbernen Nebelschwaden empor. Die Kälte schien sich regelrecht zu lähmen.
Da hörte sie auf einmal diese seltsamen Laute. Sie wandte den Kopf hin und her, konnte jedoch nicht erkennen, woher sie kamen. Bis sie begriff: Sie klangen in ihrem Kopf.
Loreen erschrak. Sie verschloss doch ihren Geist! Was drang da durch? Was liess sie diese Dinge hören? Und dann brachen die Bilder über sie ein:

Ihr Vater lag blutüberströmt auf dem Boden.
„Nein! Bitte! Bitte, aufhören! Ich habe ihn nicht! Ich schwöre ich habe ihn nicht!“
„Verräter, Lügner! Dreckiger Dieb!“
„Nein, Herr, bitte! Ich schwöre, ich weiss von nichts!“

Das gleissend helle, grüne Licht krachte in den Körper ihrer Mutter.

„Loreen Aldinger?“, Schulleiter Karkaroff starrte sie an, „Vielleicht wäre es besser, wenn Sie sich eine andere Schule suchen würden.“
„Ich habe diese exzellente Schule gewählt, ich habe keine andere Möglichkeit.“
„Dann werden Sie hier sehr einsam sein.“

„Wo ist er?! Verflucht, wo ist er, Aldinger?! Sag es mir!“
Ihr Vater schrie.

Mit einem Schlag erwachte Loreen aus ihrer Trance. Es gab nur ein Wesen, welches diese Bilder in ihr wieder zum Leben erwecken konnte. Es ernährte sich von diesem Schmerz und dieser Angst. Loreen öffnete die Augen und bemerkte, dass sie auf die Knie gesunken war. Sie hob den Kopf und sah sie über sich schweben: Dementore. Hunderte Dementore. Sie sprang auf die Beine.
„Expecto Patronum!“
Sie hatte den Zauber vor langer Zeit einmal gelernt. Doch alles, was sie zu Stande brachte, war ein kläglicher silberner Schleier.

Ihre Tante packte sie am Arm und zog sie in die dunkle Gasse. Sie sah die Angst in ihrem Gesicht, ihr Atem ging schnell, sie hatte den Zauberstab gezückt.
„Sie gehörten zu seinen Leuten, ich bin mir ganz sicher.“
Zwei dunkle Gestalten gingen an der Gasse vorbei. Ihre Tante schien erleichtert.
„Vielleicht habe ich mich getäuscht.“

Nein, sie würde nicht kampflos aufgeben. Sie würde es nicht zulassen, dass sie ihre Zeit bei ihrer Tante nur so in Erinnerung behielt. Sie waren nicht immer auf der Flucht gewesen, sie hatten nicht immer in Angst und Schrecken gelebt.
„Expecto Patronum!“
Dieses Mal nahm der Patronus schon die Schemen einer Gestalt an, einer der Dementore prallte zurück. Doch die anderen waren ihr jetzt ganz nah. Einer beugte sich zu ihr, reckte ihr seinen Kapuzenkopf entgegen.
Loreen leerte ihren Geist. Und dann zerrte sie verzweifelt ihre stärkste Erinnerung heran.

„Ich habe dich lieb, Loreen. Ich liebe dich so sehr. Du weißt, es ist nicht einfach für mich dich jetzt einfach so gehen zu lassen. Du bist hier bei mir, siehst du“, ihre Tante deutete auf ihr Herz, „Da drin. Und da drin bin auch ich bei dir, wenn du Angst hast und wenn du mich brauchst, dann denk daran, dass ich da bin.“
„Ich hab dich auch lieb.“
„Kleiner Schatz“, sie küsste sie auf die Stirn, „Deine Eltern wären so stolz auf dich! Ach, was sage ich! Sie sind es, sie lieben dich, sie sind auch da drin, weißt du.“

Ein warmes Gefühl durchströmte sie, es erfüllte ihren gesamten Körper und ihre Gedanken.
„EXPECTO PATRONUM!“
Und nun funktionierte es: Loreen vollendete ihre Handbewegung und aus der Spitze ihres Zauberstabes brach ein silberner Regen und prallte den kalten Monstern entgegen, sie kreischten und wichen zurück. Die Silberfunken sprühten weiter, Loreen schwang ihren Zauberstab noch einmal, sie drehte sich einmal um sich selbst und rief erneut:
„EXPECTO PATRONUM!“
Die Funken verdichteten sich und dann brach es hervor, ein silberweisses Einhorn raste aus ihrem Zauberstab und auf die Dementoren zu. Es spiesste sie auf seinem Horn auf und trampelte sie nieder. Die kalten Monster wurden hinfort gefegt und verschwanden. Sofort wichen die Kälte und die Dunkelheit.
Der erste Gegner war besiegt. Sofort ging Loreen weiter, noch immer aufmerksam, aber nun etwas schneller. Sie schaffte es noch immer ihren Patronus heraufzubeschwören! Der Dunkle Lord war also ganz bestimmt noch nicht in ihren Gedanken gewesen!
Plötzlich erschrak sie. In der Mitte der Arena war jemand erschienen. Die Person drehte sich um und sie erkannte - sich selbst!
Entsetzt blieb Loreen stehen. Was sollte das?
„Hallo Loreen“, ihr Ebenbild lächelte, „Komisch, was? Aber du musst an mir vorbei um die Schale zu erreichen. Zeig mir, was du kannst!“
„Das muss ich nicht“, entgegnete Loreen, „Du bist ich, du weißt, was du kannst.“
„Nein, Loreen“, ihr Ebenbild schüttelte den Kopf, „Ich habe es noch nicht ganz herausgefunden. Ich möchte es von dir sehen.“
„Was soll das?“
Doch da jagte ihr Ebenbild schon einen Fluch auf sie. Loreen sprang zurück und blockte ihn ab. Also doch: Sie sollte sich mit sich selbst duellieren. Sie zögerte, da war ihr Ebenbild schon wieder fünf Meter näher gekommen und jagte die nächsten Zauber in ihre Richtung. Loreen beschwor einen Schutzschild, die Zauber prallten ab. Dann erkannte sie, dass es zwecklos war sich zu zieren und zu zögern. Sie wurde hier mit sich selbst konfrontiert. Im Grunde war es ganz einfach, denn nur sie selbst wusste am Besten, wo sie am Verwundbarsten war. Und doch war es seltsam sich selbst anzugreifen und das hinderte sie daran gleich alles zu geben. Aber das musste nun aufhören. Sie musste sich selbst ins Gesicht blicken können, auch wenn sie einmal Fehler machen würde. Irgendwann würde dies hier zu ihrer alltäglichen Realität gehören, irgendwann würde sie sich zwangsläufig mit sich selbst beschäftigen müssen, das wusste Loreen. Warum also nicht jetzt gleich damit anfangen?
Und wenn sie ihre Schwächen kannte und nun ausnutze, dann sah sie sich einmal selbst scheitern. Sie würde das nun ertragen müssen, sie war bereit.
Ihr Ebenbild schwang den Zauberstab. Loreen rannte direkt auf sie zu, mitten in die Bahn der Zauber.
Dies war ihr Ebenbild, es hatte die selben Schwächen wie sie selbst. Sie hatte sich richtig eingeschätzt, als das Ebenbild erkannte, was sie da tat, riss es sogleich den Zauberstab herum und liess die Flüche neben sie in den Boden schlagen. Es hatte nicht vorgehabt sie ernsthaft zu verletzten.
„Stupor!“
„Stupor!“
Sie riefen beiden gleichzeitig den selben Zauber.
Loreen sprang nach links, ihr Ebenbild nach rechts. Es war zwecklos. Mit Duellieren würde sie nicht weit kommen. Da sie vor ihrem Ebenbild stand, würde sie lange kämpfen müssen. Sie wusste, dass sie zu denjenigen im Duellierklub gehörte, die am meisten Ausdauer hatten. Das erste Mal gab Loreen eine ihrer Stärken vor sich selbst zu.
„Dann also anders“, flüsterte sie und senkte den Zauberstab. Ihr Ebenbild beobachtete sie. Was sie vorhatte war wahnwitzig, denn ihr Ebenbild würde das Selbe tun. Aber vielleicht würde sie es austricksen können, wenn sie den Spiess einfach umdrehte.
Loreen konzentrierte sich. Sie sah ihr Ebenbild den Zauberstab senken und sie fixieren. Auch es konzentrierte sich. Loreen leerte ihren Kopf, sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Ebenbild, alles anderen wurde nebensächlich. Alles andere verblasste. Sie wusste, dass ihr Ebenbild das Selbe tat, es verschloss seine Gedanken, denn es fürchtete eine Attacke auf seinen Geist.
So standen sie da, die beiden Loreens, einander gegenüber und taten nichts. Das Publikum raunte, niemand konnte nachvollziehen, was da gerade vor sich ging.
Alle erwarteten einen grossen Kampf, grelle Lichtblitze und viel Geschrei. Doch der Kampf, welcher nun losbrach, spielte sich im Stillen ab und nur im Innern der beiden Loreens.
Sie musste ihr Ebenbild täuschen und austricksen. Sie kannte sich selbst gut genug. Damit würde sie niemals rechnen. So etwas hätte sie niemals zuvor getan.
Beide hatten ihre Geister nun voll und ganz abgeriegelt, mehr noch als alltäglich üblich. Nichts konnte ihre Konzentration stören. Da fixierte Loreen in Gedanken einen Punkt. Sie konzentrierte sich nicht mehr nur auf das Verschliessen ihres Geistes, sondern nun auf seine Kraft. Sie fühlte ihn pulsieren. Und sie fühlte den ihres Ebenbildes. Er hatte keine Lücken, nichts wo man hätte eindringen können, natürlich nicht. Doch eine Überraschung würde ihn verwirren.
Beinahe die ganze Kraft ihres Geistes hatte sie auf einen Punkt konzentriert.
Sie hob langsam den Zauberstab. Das Publikum hielt den Atem an.
Und dann liess sie ihn hervorbrechen:
„LEGILIMENS!“
Mit voller Wucht prallte ihr Geist auf jenen ihres Ebenbildes. Dieses hatte damit nicht gerechnet, denn Loreen hatte niemals zuvor die Gedanken eines anderen Menschen gelesen. Niemals zuvor hätte sie es gewagt dies zu tun. Sie verabscheute diese Art von Magie, doch sie sah keinen anderen Weg.
Ihr Ebenbild fasste sich an den Kopf und sank auf die Knie. Sie fuhr durch seine Gedanken und wirbelte alles durcheinander.
„Neeeein!“, ihr Ebenbild brach zusammen, „Aufhören, bitte! Ich gebe auf! Ich gebe auf!“
Ein letztes Mal stiess sie gegen den anderen, identischen Geist, dann zog sie sich zurück und senkte den Zauberstab.
Ihr Ebenbild verblasste und verschwand.
„Unglaublich!“, zum ersten Mal hörte sie den Turnierkommentator, „Loreen Aldinger beeindruckt mit gekonnter Legilimentik! Wer hätte das gedacht! Sie besiegt ihren zweiten Gegner, sich selbst!“
Das Publikum war ausser Rand und Band, Loreen ignorierte den Lärm und ging weiter. Die Schale war nur noch wenige Meter entfernt. Wieder war sie fast am Ziel. Doch dieses Mal blieb sie früh genug stehen.
Sie hob den Kopf und schaute hinauf in die Ehrenloge.

„Ich habe noch immer keine Angst.“

Voldemort regte sich nicht. Sein Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Er sass einfach nur da und sah ihr zu. Vielleicht hatte sie sich wirklich getäuscht. Vielleicht hatte sie sich alles nur eingebildet. Wahrscheinlich hatte er gar nichts gesehen, wahrscheinlich hatte er Iris nicht beachtet und sie hatte sich diese seltsame Begegnung nur so ausgelegt, wie sie es gerne wollte.
Loreen machte noch einen Schritt, da wurde sie zurückgeschleudert. Sie fiel mit dem Rücken auf den Boden. Unmengen von Staub wurden aufgewirbelt. Sie hörte Galoppieren und plötzlich war sie umringt von sechs schwarzen Reitern.
Sie trugen schwere, schwarze Rüstungen, sassen auf hohen, grossen und kräftigen Rappen und hielten Zauberstäbe in der Hand.
Loreen sprang auf die Beine. Dies war das berüchtigte Duell gegen die Schwarzen Reiter. Es wurde immer wieder als Aufgabe für das Lorbeerfest gewählt. Es war als Erinnerung an die germanischen Reiter über die Generationen hinweg praktiziert worden.
„Gibt auf, Loreen Aldinger. Du wirst jetzt nicht weiterkommen.“
„Doch, das werde ich“, sagte Loreen entschlossen, „Ich habe meine schlimmsten Erinnerungen vertrieben, ich habe mich selbst besiegt! Ihr macht mir keine Angst!“
Sie schwang den Zauberstab und die Pferde brachen zusammen. Loreen hatte ihnen die Beine gebrochen. Die Reiter sprangen ab und jagten nun ihrerseits Flüche auf die junge Frau. Geschickt parierte sie sie, sie setzte zwei Reiter ausser Gefecht, sprang über eines der Pferde und rannte auf die Schale zu. Sie würde diesen Zweig in diese Schale werfen! Sie hatte es das letzte Mal geschafft, sie würde es auch jetzt schaffen!
Sie jagte einen Fluch hinter sich auf einen der Reiter und er stürzte zu Boden. Zwei Meter vor der Schale machte sie Halt und wirbelte herum. Noch drei Reiter waren übrig, zwei hatten sie fast erreicht, es gab einen wilden Zauberaustausch. Loreen sprang hinter den Marmorsockel, auf welchem die Schale stand um in Deckung zu gehen. Orange Lichtblitze regneten auf sie ein. Sie jagte einen Ganzkörperfluch auf einen der Reiter, dieser reagierte zu spät und fiel rücklings zu Boden. Zwei waren noch übrig. Wieder gab es einen Hagel von Lichtblitzen. Loreen schritt um den Marmorsockel herum, machte eine schnelle Bewegung, traf den einen Reiter am Kopf und schaffte es dann den Letzten zu entwaffnen. Sie drehte sich zu der Schale um. Sie hob die linke Hand und liess den Lorbeerzweig los. Doch in diesem Moment passte sie nicht mehr auf.
Einer der Reiter war wieder auf den Füssen, er stürzte sich auf sie, bekam sie am Umhang zu fassen und riss sie mit sich zu Boden. Loreen kreischte. Der Lorbeerzweig fiel in die Schale. Das Publikum schrie. Doch der Schlusspfiff erklang nicht. Der Reiter hatte sie zu Boden gepresst und hob nun den Zauberstab. Loreen wand sich verzweifelt in seinem Griff, ihr Zauberstab lag nur eine Handbreit von ihr entfernt auf dem Boden.
„Du wirst aufgeben, Loreen.“
„Niemals!“
Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen seinen Griff. Es half nichts. Da wusste sie was zu tun war. Es behagte ihr nicht, aber sie wusste, dass sie es konnte und, dass es nicht gegen die Turnierregeln verstiess. In dieser Aufgabe ging es um Konzentration. Also konzentrierte sie sich. Der Griff des Reiters lockerte sich etwas, Loreen erkannte ihre Chance, sie drehte sich zur Seite, packte ihren Zauberstab und rief wieder:
„Legilimens!“
Der Reiter schrie auf. Doch sie brach nicht ganz in seinen Geist ein. Sie streifte ihn nur, schlug ihn und liess ihn ihre Kraft spüren. Es war zu viel für ihn.
„Nein!“, der Reiter hob den Zauberstab.
Loreen befreite sich ganz aus seinem Griff, sie sprang auf die Füsse und liess seinen Geist los.
„Die sind nicht für dich bestimmt!“, schrie der Reiter wütend, „DEFODIO!“
Es gab einen lauten Knall. Loreen wusste, dass sie zu nahe bei ihm stand, dass es keine Möglichkeit gab auszuweichen. Sie lehnte sich nach hinten, sie streckte den Zauberstab vor und wollte einen Schutzschild bewirken, doch sie war zu langsam. Der Sprengzauber traf ihr rechte Hand, sie fühlte einen Pochenden Schmerz und wurde gegen den Marmorsockel gedrückt.
Doch der Zauber hatte nicht nur sie erwischt. Offenbar hatte der Reiter, noch verwirrt von ihrer Attacke auf seinen Geist, einen Fehler gemacht und auch sich selbst getroffen. Er war zu Boden gesunken, ohnmächtig.
Laut schrillte der Schlusspfiff über die Arena. Loreen hielt sich die blutende Hand gegen die Brust. Sie kniff die Augen zusammen, sie tränten vor Schmerz. Schon kamen die Nothelfer herbeigeeilt. Sie griffen nach ihrem Arm, einer presste den Zauberstab darauf und sofort versiegte das Blut und die Wunde begann zu heilen. Der Schmerz verklang.
„Sonst alles in Ordnung?“, fragte sie einer der Nothelfer.
„I-ich glaub schon“, murmelte Loreen, doch da kam die schreckliche Erkenntnis, „Nein! Nein! Nein!“
Sie schüttelte den Nothelfer ab und erhob sich verzweifelt. Sie trat wieder von dem Marmorsockel weg und blickte sich gehetzt um.
„Was ist passiert?“
„Mein Zauberstab!“, Loreen schlug die Hände vor den Mund, „Mein Zauberstab! Nein!“
Mit voller Wucht traf sie die Erkenntnis.
„NEEEIN! MEIN ZAUBERSTAB!“
Ihr Zauberstab: 12 Zoll, aus Lorbeerholz mit Einhornhaar, lag zu ihren Füssen, zersplittert in hunderte kleine Teile.


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