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Fanfiction

Lorbeerzweige - Ein Achtel

von Noble Scarlet

Hallo liebe Leser/innen!
Ich freue mich, euch zum zweiten Kapitel von Lorbeerzweige begrüssen zu dürfen!
Es scheint, als hättet ihr noch nicht genug, das freut mich. Ich muss noch kurz sagen, dass ich das letzte Mal ja völlig vergessen habe euch eine Übersetzung zum lateinischen Zitat zu Beginn des Kapitels zu liefern. Latein ist für meine Fanfiktion natürlich keine Voraussetzung. ;-) Der Satz:
"[...] Status hominum naturalis antequam in societatem coiretur Bellum fuerit; neque hoc simpliciter, sed bellum omnium in omnes."
heisst soviel wie:
"Der Naturzustand der Menschen, bevor sie in der Gesellschaft vereinigt wurden, war ein Krieg; und das nicht einfach, sondern ein Krieg aller gegen alle."

Wir haben uns damit in Philosophie beschäftigt und ich habe den Satz später nochmal auf Wikipedia nachgeguckt um ihn auch richtig wiederzugeben. ;D
Dieses Mal bedeutet der Satz: „Vergiss nicht, dass du menschlich bist.“
In diesem Kapitel werdet ihr die gute Iris als einen sehr feinfühligen und verständigen Charakter erleben. Aber glaubt mir, sie kann auch ganz anders… das werdet ihr noch im Verlauf der Fanfiktion erfahren. Was Loreen angeht, so erkennt diese endlich, dass sie ein Recht auf Selbstvertrauen hat. Manche Ereignisse verändern Menschen einfach… ;) Ihr werdet auch ihrem Geheimnis ein Stück näher kommen.
Wenn ihr möchtet, kann ich das nächste Kapitel schon nächste Wochen hochladen. Was meint ihr?

Ich freue mich auf eure Kommentare und Feedbacks!
Hier findet ihr meinen Fanfiktiontheard (ich bin dort ganz allein ;( Würde mich über etwas Gesellschaft freuen, gezwungen wird natürlich niemand!).
Und hier geht's zu meinem allerneusten Oneshot über Merope Gaunt , „Totgeburt“.

@Andromeda Riddle und Tamara:
Hallo ihr Beiden und vielen Dank für eure Kommis! Freut mich, habe ich euer Interesse geweckt und ich hoffe ihr lest weiter und lasst mir vielleicht wieder ein Feedback da. Wäre klasse! :D

Eure Noble Scarlet




2. Kapitel: Ein Achtel
Octo

„Memento te hominem esse.“

„Vergiss nicht, dass du menschlich bist.“


Auch zwei Wochen später, hatte der Winter die Landschaft um Dumstrang noch immer fest in seinem Griff. Es schneite von Zeit zu Zeit grosse, dicke Flocken und lange Eiszapfen hingen von den Dächern des Dumstrang Schlosses. Morgens, wenn sie aufstand, konnte Loreen die glitzernden Eisblumen am Fenster ihres Schlafsaals sehen, welche in der schwachen Morgensonne glitzerten.
Das Dumstrang Institut für Zauberei bestand aus mehreren Gebäuden, welche über einen Campus verteilt in der selben Gegend lagen. Das Hauptgebäude, ein Schloss aus dem dreizehnten Jahrhundert, hatte vier Stockwerke, in welchen die Schlafsäle der Dumstrang Schüler und Schülerinnen und der Lehrerschaft, die Büros der Lehrer und der Schulleitung, der Speisesaal, sowie die Lehrräume für Zauberkunst, Geschichte der Zauberei und Astronomie untergebracht waren. Die meisten anderen Gebäude auf dem Campus dienten als Unterrichtsräume für die anderen Fächer, als Sporthallen und Duelliertrainingsgebäude. Eines der grösseren Gebäude, früher war es ein grosser Bauernhof gewesen, diente zur Zeit des Lorbeerfestes als Unterkunft für die Champions aus dem Ausland und deren Begleitung. Das sonstige Publikum sah selbst zu, wo es unterkam, während der Wochen zwischen den Turnierrunden. Das Stadion, welches Dumstrang für das Lorbeerfest zur Verfügung gestellt hatte, befand sich etwa drei Kilometer östlich der Schule.
Einen Tag vor der zweiten Runde, dem Achtelfinal, verspürte Loreen den Drang nach draussen zu gehen. Sie hatte es satt alleine im Schlafsaal oder in der kleinen Bibliothek zu sitzen und sich Gedanken über den weiteren Verlauf des Lorbeerfestes zu machen. Sie zog ihre Lederhandschuhe, ihre warmen Winterstiefel und ihren Wintermantel aus festem Filz, gefüttert mit Schafswolle, an und trat nach draussen in die bittere Kälte.
Sie schritt über die verschneiten Wege des Campus, vorbei am Gebäude für Zaubertränke und Kräuterkunde, vorbei am riesigen Dumstrangbrunnen, welcher während des Winters kein Wasser enthielt, und ohne nachzudenken auf die Unterkunft der anderen Champions zu. Etwa zehn Meter vor dem alten Bauernhaus machte sie Halt und überlegte es sich noch einmal anders. Sie setzte sich auf eine kleine Mauer am Wegrand und hing ihren Gedanken nach.
Nur noch ein paar Stunden bis zum Achtelfinal. Dabei kam es ihr vor, als hätte sie erst gestern die erste Runde überstanden. Noch immer konnte sie sich nicht erklären, wie sie es unter die besten sechs Champions geschafft hatte. Bis auf Iris hatte niemand sonst sie für ihre Leistung gelobt. Wer auch? Loreen seufzte. Es war nicht einfach die einzige Engländerin an dieser Schule zu sein. Dass sie drei weitere Sprachen fliessend beherrschte, machte die Sache nicht einfacher. Sie war eine Aussenseiterin. Das lag nicht nur daran, dass sie aus einer völlig anderen Kultur stammte oder später als die anderen Schüler ihres Jahrganges nach Dumstrang gekommen war, sondern auch ganz einfach an ihr selbst. Loreen wischte mit ihrer linken Hand durch den Schnee auf der Mauer. Er war ganz weiss, unberührt. Ihr Atem stieg dampfend auf in der kalten Luft.
Sie war selber verantwortlich dafür, dass sie keine Freunde hatte. Aber wie hätte sie auch Freundschaften knüpfen sollen? Alle diese Schüler wollten so vieles wissen. Sie fragten nach Eltern, Grosseltern, Verwandten, Herkunft, Blutstatus, Vermögen... Loreen war es Leid, diese Fragen zu hören und sich gezwungen zu fühlen sie zu beantworten. Sie hätte ohnehin nicht die Wahrheit erzählen können. Niemand hätte ihre Geschichte verstanden.
Loreen fuhr fort in den Schnee zu zeichnen. Sie dachte an ihre Tante. Sie dachte oft an ihre Tante und an all das, was sie ihr erzählt, erklärt und gesagt hatte.

„Denk immer daran, dass du ein Mensch bist, Loreen. Du sollst dich in Acht nehmen, aber Menschen brauchen Gesellschaft. Das ist nur normal.“

„Jeder Mensch braucht Freunde, Loreen. Jetzt zier dich doch nicht so, geh und spiel mit den anderen Mädchen!“

„Meine liebe, kleine Loreen. Ich werde dich sehr vermissen, mein Schatz!“

Loreen schluckte ihre Traurigkeit hinab. Ihre Hand blieb abrupt im Schnee liegen. Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Tränen. Wie lange war es jetzt schon her, seit sie Tante Anna das letzte Mal gesehen hatte? Jahre waren vergangen. Und nicht einmal schreiben konnte sie ihr. Wie es ihr wohl ging? Ob sie klar kam? Ob zu Hause noch alles in Ordnung war?
„Zu Hause“, flüsterte Loreen und dachte sehnsüchtig an die Berge, welche sie sehen konnte, wenn sie zu Hause aus ihrem Zimmerfenster blickte. Oder die heisse Schokolade, die ihre Tante ihr abends immer gekocht hatte. Oder die kleinen Lichter des Muggeldorfes, wenn es Nacht wurde und in ihrem Haus nur noch Kerzen brannten. Es war schon so lange her, dass sie all das das letzte Mal gesehen hatte, aber noch immer konnte sie sich an jedes Detail erinnern.
Sie fühlte, wie eine warme Träne sich über ihre Wange schlich und in den Schnee tropfte. Schnell wischte sie sie weg.

„Ich schicke dich nur ungern auf eine Schule im Ausland, Liebes. Aber deine Eltern wollten es so und ich denke, dass du dort am sichersten bist, bis du alt genug bist und genügend ausgebildet um dich den Schrecken dieser Welt entgegen zu stellen.“

Tante Anna drückte sie an sich und weinte. Loreen spürte, wie ihre Brust zitterte, wenn sie von Neuem zu schluchzen begann. „Es tut mir so leid, es tut mir so leid, Loreen. Ich wünschte du könntest hier bleiben.“ Sie nahm ihren Kopf in die Hände und küsste sie auf die Stirn. „Du bist so ein wunderbares, aussergewöhnliches Mädchen. Vergiss das nicht. Ich habe dich lieb, für immer.“
Loreen stieg in den Zug und winkte ihrer Tante zu.
„Auf Wiedersehen!“

„Deine Eltern wären stolz auf dich, du bist so ein tapferes Mädchen!“

„Hallo, Loreen. Störe ich?“
Erschrocken riss Loreen den Kopf empor und blickte geradewegs in das Gesicht von Iris Sophronia, dem griechischen Mädchen aus der Apollo und Daphne Schule für Zauberei.
„Oh, ich wollte dich nicht erschrecken. Ist alles in Ordnung?“
Sie schaute prüfend in Loreens Gesicht. Ein Glück, hatte sie nicht noch mehr weinen müssen. Sie schämte sich immer wieder für diese Schwächeanfälle.
„Ja, es ist alles okay.“
Loreen fragte sich, was Iris jetzt noch von ihr wollte, nachdem sie sie bei ihrem letzten Treffen so gemein behandelt hatte.
Aber Iris schien das offenbar vergessen zu haben und setzte sich jetzt neben sie auf die Mauer.
„Ein wunderschöner Wintertag“, sie lächelte und blickte zum Himmel auf.
„Hm, ja.“, antwortete Loreen.
Eine Weile sassen sie schweigend nebeneinander. Erstaunt musste Loreen zugeben, dass es sie überhaupt nicht störte. Iris war überhaupt nicht aufdringlich. Sie stellte keine Fragen, sie sass einfach nur da und schaute über den Campus.
Da fasste Loreen mit einem Mal einen Entschluss.

„Jeder Mensch braucht Freunde, Loreen.“

„Iris?“
„Ja?“, Iris wandte ihr das Gesicht zu.
„Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich vor zwei Wochen so schnippisch zu dir war. Weißt du, ich bin mir Komplimente wirklich nicht gewohnt. Ich habe mich aber gefreut dich kennen zu lernen.“
Iris schenkte ihr wieder eines ihrer warmen Lächeln und sagte:
„Das ist schon in Ordnung, ich habe mir so was gedacht. Unsere Kulturen sind nun mal verschieden. Ich muss lernen die Menschen aus dem Norden zu verstehen.“
„Entschuldigung angenommen?“, fragte Loreen schüchtern.
„Angenommen“, nickte Iris.
„Morgen ist schon der Achtelfinal“, Loreen pustete den Schnee von ihren Handschuhen, „Bist du nervös?“
Iris zuckte die Achseln.
„Ich bin mir nicht sicher. Es wird bestimmt nicht einfach sein, aber ich stecke mir auch keine hohen Ziele. Ich mache einfach, soviel ich kann.“
„Ganz meine Meinung“, Loreen freute sich, dass sie einmal mit jemandem gleicher Meinung sein konnte.
„Du wirst bestimmt sehr gut sein“, sagte Iris, „Du musst an dich glauben.“
„Ich gebe mir Mühe.“
„Warum unterschätzt du dich nur so sehr, Loreen?“, Iris runzelte die Stirn, „Du musst das nicht tun, das habe ich bei unserem ersten Duell schon bemerkt. In dir steckt so viel Potential.“
„Danke, Iris. Ich... ich glaube ich weiss einfach noch nicht genau, was ich will. Die Magie ist so etwas Unendliches, Unfassbares und Faszinierendes. Solange ich mich selbst noch nicht richtig kenne, kann ich auch sie nicht ganz kennen.
„Ihr aus dem Norden seid ganz schön poetisch veranlagt“, sie lachte, „dabei hätte ich das eher den Italienern vorgeworfen.“
„Und so etwas von einer Griechin! Bei Sokrates!“
Die beiden jungen Frauen lachten und zum ersten Mal seit mehreren Jahren fühlte sich Loreen wieder mit einem Menschen verbunden.

*

Für den Achtelfinal war das Stadion mit tausenden bronzenen Lorbeerzweigen geschmückt worden. Überall funkelte der bronzene Lorbeer, es war fantastisch anzusehen. Unten in die Arena waren vier gleich lange Gänge eingelassen worden. Dicke Steinmauern trennten sie voneinander. Am Ende jedes Ganges, die Ende lagen auf der Seite des goldenen Kelches mit dem brennenden Eröffnungsfeuer, stand eine grosse, bronzene Schale auf einem hohen Marmorsockel. Am Anfang jedes Ganges, die Anfänge lagen am unteren Ende des Stadions, dort wo die Champions die Treppe hinaufkamen, gab es einen niederen Marmorsockel auf dem ein Lorbeerzweig lag.
Das Publikum hatte sich bereits eingefunden und machte es sich auf seinen Plätzen bequem. Die Ehrenloge war vollbesetzt. Auch die Turnierjuroren sassen bereits auf ihren Plätzen. Da erhob sich auf der Ehrenloge Frau Radneva, die Schulleiterin von Dumstrang und hob die Arme um Ruhe zu gebieten. Augenblicklich verstummte das Publikum. Mit magisch verstärkter Stimme, sprach sie zu den Anwesenden:
„Sehr verehrtes Publikum, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrer, sehr verehrte Ehrengäste! Ich freue mich heute den Achtelfinal des diesjährigen Lorbeerfestes zu eröffnen. In wenigen Minuten wird unser Turnierleiter, Josef Wolkow, die Aufgabe dieser Runde bekannt geben. Die Champions werden sich in wenigen Minuten ebenfalls hier einfinden. Zuvor möchte ich aber noch kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten!“
Gespannt hörten die Zuschauer ihr zu.
„Ich habe nun die Ehre euch allen unsere sehr verehrten Ehrengäste vorzustellen. Aus England sind sie angereist um unserem Lorbeerfest beiwohnen zu können. Heisst sie nun mit mir Willkommen! Der Dunkle Lord, Rodolphus Lestrange und Lucius Malfoy!“
Für den Bruchteil einer Sekunde war es vollkommen still im Stadion. Dann schienen sich die Hexen und Zauberer auf den Rängen aber eines Besseren zu besinnen und ein ohrenbetäubender Lärm brach aus. Alle klatschten und jubelten.
„Dann lasst die Spiele nun beginnen! Ludi incipiant!“
Der Gong erklang und der Turnierleiter trat in die Arena.
„Sehr verehrtes Publikum! Die heutige Aufgabe wird jeder Champion alleine lösen! Sechzehn Champions sind übrig. Sie werden immer zu viert hinauf in die Arena kommen und je einen dieser Gänge zugeteilt bekommen. Alle Gänge sind vollkommen identisch. Ihre Aufgabe besteht darin, diese Lorbeerzweige“, der Turnierleiter deutete auf die Lorbeerzweige auf den Marmorsockeln, „Vollkommen unbeschadet in die bronzenen Schalen am anderen Ende des Ganges zu legen.“
Er hob eine Hand:
„Das mag einfach klingen. Doch in diesen Gängen lauern Gegner, welche die Champions bezwingen müssen. Konzentration, Schnelligkeit und Zauberkunst sind gefragt! Die Turnierjuroren bewerten wieder aufgrund von Präzision, Technik, Gewandtheit, körperliche Flexibilität, geistige Konzentration und Effektivität! Lassen wir also nun die ersten Champions herein treten!“
Zwei Mädchen und zwei Jungen traten in die Arena und stellten sich zu je einem Ganganfang.
„Gang Nummer Eins: Loreen Aldinger, Gang Nummer Zwei: Harald Mayer, Gang Nummer Drei: Vladimir Mironow und Gang Nummer Vier: Louise Lacroix! Ich wünsche euch viel Erfolg, Champions!“
Der Anpfiff ertönte und die vier ersten Champions stürmten los.

*

Hoch oben auf der Ehrenloge erhob sich Lord Voldemort erstaunt beim Klang des ersten Namens. Er stützte die langfingrigen, weissen Hände auf die Brüstung und beugte sich vor, um besser in die Arena hinab sehen zu können. Seine beiden Todesser warfen sich einen verwirrten Blick zu und Nagini zischelte leise.

„Gang Nummer Eins: Loreen Aldinger!“

Eine lange vergessen geglaubte Erinnerung schob sich in seine Gedanken. Seine roten Augen folgten gebannt der jungen Frau, welche nun in den Gang trat, den Lorbeerzweig auf dem Sockel ergriff, ihren Zauberstab zückte und lossprintete. Ihr etwa Kinnlanges, schwarzes Haar umwehte ihr weisses Gesicht mit dem entschlossenen Ausdruck. Sie war mittelgross und holte auf der kurzen Strecke mühelos die männlichen Champions ein.
Langsam liess sich Voldemort wieder in seinen Sitz sinken. Nagini legte ihren Kopf auf seine Armlehne.
„Herr?“, flüsterte Lucius Malfoy und neigte den Kopf leicht zu Voldemort, „Ich bin ungern neugierig, aber kennt Ihr etwa diese Schülerin?“
Voldemort verzog den Mund und hob eine Hand wie um Lucius zu beschwichtigen.
„Kennen ist zu viel gesagt, Lucius.“
„Aldinger...“, sagte Rodolphus leise, „So hiessen doch diese Verräter.“
„In der Tat, Rodolphus“, Voldemort nickte langsam, „In der Tat. Aldinger, ein alter deutscher Name. Ihre Vorfahren haben sich irgendwann in England angesiedelt. Eine Familie von reinstem Blut.“
Rodolphus lachte leise.
„Eine nette Bekanntschaft. Hat ja trotz des Blutes nicht lange gehalten, ihre Treue.“
„Nein“, sagte Voldemort kalt, „Und sie haben bezahlt... nun ja, wie es aussieht noch nicht genug.“
„Wie meint ihr das, Herr?“, Lucius sah ihn fragend an.
„Die Aldingers, die ich kannte“, erklärte Voldemort, „Waren nichts als dreckige Verräter und Diebe. Sie haben Schande über diesen alten, reinen Namen gebracht. Ich habe dafür gesorgt, dass sie von der Bildfläche verschwinden. Ich hätte nicht gedacht dieses Mädchen jemals zu Gesicht zu bekommen...“
„Seid Ihr euch ganz sicher, Herr? Ist sie die Tochter dieser-“
„Es reicht, Rodolphus“, Voldemort hob die Hand mit seinem Zauberstab, „Lasst mich jetzt sehen, wie sie sich schlägt. Wir haben noch genug Zeit um herauszufinden, ob sie es wirklich ist. Und selbst wenn, sie kommt nicht ungelegen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, warum wir sonst noch hier sind.“
„Jawohl, Herr“, antworteten die Todesser und wandten sich dann wie Voldemort wieder der Arena zu.

*

Loreen hatte den Mund leicht geöffnet und atmete beim Rennen gleichmässig ein und aus. Immer schön tief, damit genug Luft in ihre Lungen gepumpt wurde. Jede Zelle musste mit Sauerstoff versorgt werden. Ihr früheres Leben in den Alpen verschaffte ihr in diesem Berggebiet hier einen gewissen Vorteil. Sie konnte die anderen Champions nicht sehen, ihre Gänge waren mit hohen Mauern voneinander abgetrennt. Dadurch fühlte sie sich etwas weniger konkurriert. Allmählich liess die Nervosität, die sie noch vor ein paar Minuten verspürt hatte, wieder nach. Ihre Atmung beruhigte sich etwas, obwohl sie noch immer rannte. Der grüne Lorbeerzweig in ihrer Hand war kaum spürbar, er war ganz leicht und zerbrechlich. Sie wusste nicht genau warum, aber irgendwie hatte sie den Drang sich heute richtig anzustrengen. Sie wollte alles geben.

„Du musst an dich glauben.“

Vielleicht hatte Iris Recht, vielleicht steckte ja tatsächlich Potential in ihr. Und wenn sie es nicht zumindest versuchte, würde es für immer unbemerkt in ihr liegen. Das wollte sie nicht. Sie wollte endlich wissen, wie es sich anfühlte stolz auf sich selbst zu sein. Und sie wollte ihre Tante stolz machen, wenn sie eines Tages zu ihr zurückkehren würde.
Loreen sprintete durch den Gang. Noch erschien ihr die Aufgabe banal: Durch einen Gang rennen, mit einem grünen Zweig in der Hand. Doch sie war sich sicher, dass es nicht so einfach bleiben würde und lag damit richtig. Plötzlich geriet sie ins Straucheln. Sie schien gegen eine unsichtbare Macht anzuprallen und wurde zurückgeworfen. Sie ruderte mit dem freien Arm und schaffte es das Gleichgewicht zu halten. Sofort zückte sie ihren Zauberstab und stellte sich fest mit beiden Füssen auf den dunklen Steinboden.
Nichts geschah. Loreen hielt kurz den Atem an und lauschte. Alles was sie hörte, war ihr eigener Herzschlag. Der Lärm des Publikums und der anderen Champions war mit einem Mal verstummt. Ansonsten konnte sie jedoch nichts anderes feststellen. Der Gang lag unverändert vor ihr, sie sah die bronzene Schale in einiger Entfernung schimmern. Verwirrt hob Loreen eine Augenbraue. Sie streckte den Zauberstab vor sich aus, hielt den Lorbeerzweig etwas hinter sich und machte einen Schritt nach vorn. Da brach auf einmal ein Höllenlärm los. Tausende Stimmen schrieen durcheinander, Trommelwirbel, Explosionsknallen, Brüllen und Kreischen schienen ihre Ohren in einem Meer von Geräuschen ertränken zu wollen. Loreen kniff die Augen zusammen, der Lärm schmerzte in ihrem Kopf, sie biss die Zähne zusammen und presste dann ihre Unterarme gegen die Ohren. Sie wusste, dass dies ein Fehler war: Sie hatte den Zauberstab so nicht mehr ausgestreckt. Fieberhaft dacht sie nach. Was kannte sie, das solch einen Lärm auslösen konnte? Und warum war sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt?
„Verdammt“, fluchte sie zwischen den Zähnen.
Sie hatte es sich tatsächlich zu einfach vorgestellt. Die zweite Runde sollte wahrlich kein Zuckerschlecken werden. Der Lärm schien ihr bald die Trommelfelle zu zerreissen.
Schnell hatte sie einen Entschluss gefasst, liess die Arme sinken, ignorierte ihre vor Schmerz tränenden Augen, hob den Zauberstab und rief, während sie mehrere Handbewegungen machte:
„Sonorus maximus!“
Nun übertönte ihre Stimme den unerträglichen Lärm:
„Silencio maximus!“
Sofort verstummte ihre Umgebung. Die Stille fühlte sich an, als wäre sie mit einem Mal taub geworden, doch der Schmerz in ihren Ohren verschwand augenblicklich und zurück blieb nur ein Pochen.
„Cave inimicum!“
Ihr letzter Zauber war nicht umsonst, kaum hatte sie den Schutzzauber gewirkt, als vor ihr eine riesige Kreatur auf zwei Beinen, mit einem Schlangekörper und zwei riesigen Flügeln auftauchte. Das Biest öffnete seine Schlangenschnauze und entblösse zwei Reihen spitzer Zähne, während es durchdringend kreischte.
Entsetzt wich Loreen ein paar Schritte zurück. Sie hatte es mit einer Occamy zu tun, einer aggressiven Kreatur aus Indien, welche nun auf sie zugerannt kam.
Loreen verstand, dass der ohrenbetäubende Lärm zuvor, bloss ein Ablenkungszauber gewesen sein musste, damit sie nicht bemerkte, wie die Occamy auf sie zukam.
Das Monster stiess seinen Schlangekopf nach ihr, Loreen sprang zur Seite, wirbelte herum und schrie:
„Stupor!“
Der Zauber traf die Occamy ins linke Bein, doch sie marschierte einfach weiter, scheinbar ohne Notiz davon zu nehmen.
Die Kreatur wurde also auch von Schutzzaubern umgeben. Loreen sprang vor, machte eine komplizierte Handbewegung und triumphierte innerlich, als sie nochmals laut „Stuopr!“ rief und der Zauber dieses Mal Wirkung zeigte. Sie hatte die Schutzzauber durchbrochen! Das schaffte ihr die Occamy aber noch nicht vom Hals. Allmählich realisierte Loreen, worauf es die Kreatur abgesehen hatte. Immer wieder stiess sie mit ihrem Kopf nach ihrer linken Hand, mit der sie den Lorbeerzweig fest umklammert hielt. Die Turnierjuroren hatten dieses Biest also auf den Lorbeerzweig abgerichtet.
Die Occamy schnappte nach ihrer Hand. Loreen liess eine unsichtbare Kraft gegen ihren Kopf prallen, die Kreatur taumelte zurück. Schnell drückte sich Loreen an die rechte Gangwand und schlüpfte an der verwirrten Occamy vorbei. Sie rannte einige Meter, doch da war das Ungeheuer schon wieder bei Verstand und drehte sich wütend nach ihr um. Es kreischte und peitschte mit seinem Schlangenschwanz gegen die Wände des Ganges. Der Boden bebte, Loreen rannte weiter, doch da erhob die Occamy plötzlich ihre Flügel und schwang sich in die Luft. Das Biest stiess einen schrillen Schrei aus und stürzte sich auf Loreen. Ihr blieb die Luft weg, als die Klauen sie am Umhang zu fassen bekamen und in die Luft rissen. Sie schwebte nun etwa zwei Meter über dem Boden und wurde hin und her geschleudert. Als die Occamy sie gegen eine der Wände schlug, öffnete sich ihre linke Hand und der Lorbeerzweig trudelte gen Boden.
„Nein!“, stiess Loreen hervor.
Da trudelte ihre Chance sich selbst etwas zu beweisen davon. Aber musste sie sich wirklich etwas beweisen? War sie nicht sowieso ein hoffnungsloser Fall? Ihre letzte Lebende Verwandte lebte tausende von Meilen entfernt, sie hatte keine Freunde an dieser Schule, keiner war hier um sie zu unterstützen oder sie gewinnen zu sehen. Wofür lohnte es sich zu kämpfen?

„Du musst an dich glauben.“

„Denk immer daran, dass du ein Mensch bist, Loreen.“

Wenn sie tatsächlich so unbegabt war, warum hatten die Lehrer sie als Champion vorgeschlagen? Und warum hätten die Turnierjuroren ihre Teilnahme zulassen sollen? Nur begabte Hexen und Zauberer waren zu diesem Turnier zugelassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben akzeptierte Loreen sich selbst. Sie akzeptierte es als Hexe geboren zu sein, sie akzeptierte ihre eigene Magie.
Nun brauchte sie keine Worte mehr. Sie stiess einen lauten Kampfesschrei aus, sie fühlte das Adrenalin durch ihre Adern rauschen und schwang den Zauberstab. Ein roter Lichtblitz traf die Occamy in den Kopf, sofort liess sie Loreen los, welche auf den Boden zustürzte. Sie landete jedoch mit beiden Füssen fest auf dem Boden und drehte sich sogleich wieder zu der Occamy um. Der Schlangekopf stiess wieder auf sie hinab.
„Du kriegst mich nicht!“, presste Loreen zwischen den Zähnen hervor und mit neu gewonnenem Selbstvertrauen beschwor sie einen grossen Feuerwirbel, welcher die Occamy gänzlich einschloss. Die Kreatur kreischte ein letztes Mal, dann zerfiel sie zu Asche.
„Accio, Lorbeerzweig!“, murmelte Loreen und der Zweig flog zurück in ihre Hand, noch war er unversehrt.
Sie drehte sich wieder der bronzenen Schale zu und rannte weiter den Gang entlang. Die Schale kam immer näher, sie war nur noch wenige Meter entfernt, als im Publikum ein Tumult losging. Die Zuschauer klatschten und brüllten vor Aufregung, lauter Jubel begleitete Loreen auf ihrem Weg zur Schale, doch sie ahnte nicht, dass er ihr galt. Sie hatte keine Ohren für den Turnierkommentator.
„Loreen Aldinger besiegt als Erste die Occamy! Weiter so! Noch wenige Meter trennen sie vom Ziel!“

*

Gerade noch hatte sie in den Klauen der Occamy in der Luft gehangen, da brach auch schon ein Feuerwirbel mit der Kraft eines Orkans aus ihrem Zauberstab und hüllte die Kreatur komplett ein. Nach wenigen Sekunden zerfiel die Occamy zu Staub und die junge Frau rannte weiter. Sie war jetzt nur noch wenige Meter vom Ziel entfernt. Voldemort verfolgte das Schauspiel wie gebannt. Die anderen Teilnehmer waren gut, der Zweite schaffte es jetzt gerade an seiner Kreatur vorbei. Das andere Mädchen, Louise Lacroix, hatte einen sehr effektiven Schutzzauber um ihren Lorbeerzweig gewirkt. Aber Lord Voldemort erkannte wahres Talent, wenn es sich ihm zeigte und weder Louises Schutzzauber, noch der Verwirrungszauber dieses Haralds waren meisterlich. Aussergewöhnlich war einzig Loreen, das Mädchen mit dem schwarzen Haar im Ersten Gang. Ihr Feuerzauber war von solcher Kraft gewesen, dass Voldemort erstaunt die Augen aufgerissen hatte. Nun machten ihr noch einige weitere Schutzzauber und Blockaden vor dem Ziel zu schaffen, ausserdem wartete noch ein Schwarm wütender Doxys. Aber Voldemort zweifelte nicht daran, dass sie das Ziel erreichen würde. Im Gegenteil, er drehte dem Spektakel den Rücken zu und wandte sich um zu Frau Radneva, welche direkt hinter ihm sass.
„L-lord?“, fragte diese erschrocken.
„Die Hexe in Gang Eins“, Voldemort deutete in Loreens Richtung, „Sie ist an Ihrer Schule?“
„J-awohl, Lord.“
„Erzählen Sie mir, was Sie über sie wissen.“
„Oh, ich... nicht sehr viel. Als Schulleiterin habe ich nicht so viel Kontakt mit den Schülern, wie die Lehrer. Ihr Name ist Loreen. Loreen Aldinger. Sie ist sehr sportlich, sie trainiert schon seit Jahren in unserem Duellierklub. Die meisten Lehrer halten sie für sehr begabt. Sie ist eine gute, ruhige und unauffällige Schülerin. Mir ist nie etwas Negatives zu Ohren gekommen. Es ist nur auffällig, dass sie sich nicht gross mit anderen Schülern abgibt. Sie hat kaum Kontakte zu Gleichaltrigen. Sie ist eine sehr verschlossene junge Frau. Dafür exzellent im Duell, in Zauberkunst und Verwandlung.“
„Ich verstehe...“, Voldemort drehte sich langsam wieder zur Arena um, „Ihre Schwächen?“
„Schwächen? I-ich verstehe nicht ganz-“
„Was liegt ihr nicht?“
Frau Radnevas Blick ruhte auf Loreen, die jetzt einen Zauber gegen die Doxys wirkte.
„Sie ist sehr verschlossen. Sie spricht nicht viel. Viele Lehrer bezweifelten ihr Bestehen in der ersten Runde des Turniers und zwar, weil sie sich nichts zutraut. Loreen ist eine gute Schülerin, hält sich aber scheinbar selbst für nicht besser als durchschnittlich.“
„Ein schwacher Geist, also...“, Voldemorts Mund verzog sich zu einem Grinsen, „Ihre Familie?“
„Aldinger ist ihr Familienname. Sie ist alleine nach Dumstrang gekommen, ich habe nie ihre gesetzliche Vertreterin, ihre Tante, kennengelernt. Ihre Eltern sind schon lange tot.“
„Daher, also“, Voldemort hob den Zauberstab und zielte auf Loreen, welche jetzt die Doxys unschädlich gemacht hatte und nur noch zehn Meter von der Schale entfernt war.
Er wollte sehen, ob sie genauso leicht zu brechen war wie ihre Mutter.
Egal wie talentiert eine Hexe auch war, mit einem schwachen Geist würde sie nicht länger als fünf Minuten in einem richtigen Duell bestehen.
Loreen erreichte die Schale. Sie hob die linke Hand, Voldemort sah das triumphierende Glitzern in ihren Augen, er bewegte kaum merklich die Hand - und Loreen stürzte.

*

Sie hatte die Hand gerade ausgestreckt, der Lorbeerzweig raschelte, als sie ihn über die Schale hielt. Sie wollte ihn gerade fallen lassen, da riss sie etwas zu Boden. Für eine Sekunde dachte sie, jetzt sterben zu müssen. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Sie fing sich schnell wieder und schnappte nach Luft. Was war geschehen? Sie lag mit dem Gesicht nach unten vor dem Marmorsockel mit der bronzenen Schale. Ihr Zauberstab lag eine Handbreit von ihr entfernt, den Lorbeerzweig hielt sie noch immer in der Hand. Mühsam rappelte sie sich auf, sie wollte den Zauberstab aufheben, da wurde sie wieder hinuntergedrückt.
„Au!“, entfuhr es ihr, als ihr Gesicht auf den Boden schlug. Sie schmeckte Blut im Mund. Sie hörte das Publikum brüllen.
Was war nur los? Sie hatte doch die Linie übertreten, welche das Ende des Ganges markierte. Lauerte hier noch ein letzter Zauber? Sie rappelte sich auf die Knie, umklammerte den Lorbeerzweig so fest sie konnte und sah sich verwirrt um. Nichts hatte sich verändert. Wieder versuchte sie nach ihrem Zauberstab zu greifen, dieses Mal wurde sie jedoch etwa eine Armeslänge von ihm weggeschleift. Entsetzt riss sie die Augen auf und fühlte wie ihr Körper über den Steinboden geschleift wurde.
Was geschah hier nur? Sie würde jetzt nicht aufgeben! Sie war am Ziel! Sie würde diesen Lorbeerzweig in diese Schale werfen!
„Verschwinde!“, schrie sie, sprang auf die Beine und rannte auf ihren Zauberstab zu. Die unsichtbare Gewalt traf sie mit voller Wucht in den Bauch, Loreen würgte und fasste sich an den Magen. Was war diese Kraft, welche sie daran hinderte an ihren Zauberstab zu kommen? Das widersprach doch den Turnierregeln! Sie musste ihren Zauberstab benutzen dürfen!
Wieder sprang sie auf ihn zu, wieder wurde sie zurückgeworfen. Hier stimmte etwas nicht. Verzweifelt fasste sich Loreen an den Kopf. Sie war kurz vor dem Ziel! Wer schikanierte sie jetzt noch?! Was für ein Zauber konnte das sein? Sie schien der Panik nahe, immer wenn sie einen Schritt machte, wurde sie zwei zurückbefördert. Da blieb sie mit einem Mal stehen.

„Nimm dich in Acht vor diesen Leuten in dieser Schule, Loreen. Du weißt, der Dunkle Lord vergisst niemals.“

Der Gedanke nistete sich in ihr Denken ein wie ein lästiger Parasit. Urplötzlich war er gekommen und sie wusste nicht einmal genau woher. Vielleicht war sie ja wirklich nur durchschnittlich talentiert! Vielleicht wollte man sie nur glauben machen, sie sei etwas Besonderes! Diese Lehrer hatten sie absichtlich am Turnier teilnehmen lassen. Man wollte sich an ihr rächen. Man wollte sie bestrafen. Loreen fühlte wie sich ein Kloss in ihrem Hals bildete. Sie hatte sich nicht genug in Acht genommen. Dort oben auf der Ehrenloge sass Lord Voldemort. Und er war gekommen um sie für das zu bestrafen, wofür ihre Eltern vor achtzehn Jahren gestorben waren.

„Ganz egal was geschieht, Loreen, ich werde dich immer lieb haben. Vergiss das nicht, wenn jemand versucht dir böse Gedanken einzureden. Und vergiss nicht, was ich dir über das Gedankenlesen erzählt habe.“

Gedanken. Böse Gedanken. Diese hier waren aber zweifellos die ihren. Sie verschloss ihren Geist, sie verschloss ihn genauso wie ihre Tante es sie gelehrt hatte. Sie verschloss ihn, wie sie ihn jeden Tag und zu jeder Sekunde verschlossen hielt. Da war niemand. Obwohl... Loreen konzentrierte sich. Langsam stiess sie ihren Atem aus. Allmählich fand sie einen Rhythmus. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Und immer so fort. Sie beruhigte sich langsam. Ihre Konzentration nahm zu. Da fühlte sie sie auf einmal. Diese kaum zu fassende, aber unglaublich mächtige, eiskalte Präsenz. Sie pulsierte dort auf der Ehrenloge, neben all den anderen pulsierenden Präsenzen. Aber nicht nur dort. Die Kälte kroch über die Loge, hinab in die Arena und direkt auf sie zu. Loreen konnte sie jetzt ganz genau fühlen. Sie war umgeben von dieser Kälte. Dieser seltsame Zauber, welcher sie daran hinderte ihren Zauberstab aufzuheben, er ging scheinbar von Lord Voldemort aus. Loreen hob den Kopf. Dort sass er, dort in der ersten Reihe der Ehrenloge. Sie konnte ihn sehen, sein ausgemergeltes, weisses Gesicht und seinen schwarzen Umhang. Er hatte eine Hand auf der Brüstung, die andere hielt scheinbar seinen Zauberstab. Loreen fixierte sein Gesicht.

„Ich habe keine Angst.“

Es war die Wahrheit. Sie hatte keine Angst mehr. Wenn Lord Voldemort hier war um ihr etwas mitzuteilen, dann sollte er das tun. Vielleicht war ja auch alles nur ein dummer Zufall. Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein. Bestimmt war er nicht nur ihretwegen hier. Er kannte sie doch überhaupt nicht. Und ihre Eltern waren längst vergessen. Der Gedanke wurde immer grösser und erfüllte sie nun gänzlich.

„Ich habe keine Angst.“

Und mit einem Schlag schien die Kälte verflogen. Loreen stolperte nach vorn, bückte sich nach ihrem Zauberstab, bekam ihn zu fassen, rannte wieder auf die Schale zu und warf nun endlich den Lorbeerzweig in das bronzene Gefäss. Sie hatte den Achtelfinal überstanden.

*

Das Publikum war nicht mehr zu halten, als ihr Lorbeerzweig in die Schale fiel. Loreen Aldiner hatte als Erste der ersten Vierergruppe den Zweig in die Schale geworfen. Sie hatte die erste Bestzeit geschafft. Voldemort liess seine Hand mit dem Zauberstab auf die Armlehne seines Sitzes fallen. Er war sichtlich erstaunt.
„Herr?“, Rodolphus sah ihn fragend an.
„Sie ist sehr talentiert“, antwortete Voldemort und noch immer klang ein Hauch von Erstaunen in seiner kalten Stimme mit.
„Sie hat doch bloss die erste Bestzeit geschafft“, gab Lucius zu bedenken, „Die nächsten Champions können sie noch immer toppen.“
„Ja und nein“, meinte Voldemort, „Sie bleibt vielleicht nicht die Schnellste, aber mit Sicherheit die Stummste.“
Mit einer Hand streichelte er Naginis Kopf, während er zusah, wie es bronzenen Lorbeer vom Himmel auf die vier ersten Champions regnete.
„Der erste Durchgang des Achtelfinals! Die Bestzeit von Loreen Aldinger aus Dumstrang ist nun zu schlagen!“, rief der Turnierkommentator, während Loreen und die anderen Champions die Arena verliessen.
Voldemorts Augen folgten ihr, bis sie im Durchgang zur Treppe verschwunden war. Nein, Lord Voldemort vergass niemals. Er vergass weder Verräter, noch Diebe noch sonstigen Abschaum. Und genauso vergass er keine Aussergewöhnlichkeit, die er je gesehen hatte. Er vergass weder Dumbeldore, noch Harry Potter und schon gar nicht würde er Loreen Aldinger vergessen - die Frau ohne Gedanken.

„Ich habe keine Angst.“

Das war alles gewesen, was er hatte sehen können und selbst das nur für den Bruchteil einer Sekunde. Er hatte falsch gelegen: Sie hatte keinen schwachen Geist. Viel mehr schien es, als hätte sie gar keinen.
Lord Voldemort, der begnadetste Legilimentiker seiner Zeit, hatte offenbar sein Gegenstück getroffen.
„Die Aldingers scheinen sich doch nicht alle in Luft aufgelöst zu haben“, meinte Rodolphus kühl, auch seine Augen folgten Loreen.
„Nein“, flüsterte Voldemort, „Noch nicht...“


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