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Fanfiction

Lorbeerzweige - Ein Wiedersehen

von Noble Scarlet

Hallo da draussen,
Momentan halte ich mich ziemlich gut ran - nur eine Woche ist seit dem letzten Kapitel vergangen. Wir folgen nun der Spur des Dolches... und verunsichern Loreen noch ein klein Bisschen mehr. In diesem Kapitel wird Irinas grosser Auftritt vorbereitet, noch kriegen die anderen nichts davon mit. Irina wächst mir langsam ans Herz... :)

Ich hoffe ich kann mich noch eine Weile an diesen Upload-Rythmus halten. Im Moment bin ich sehr gewillt zu schreiben.
Dieses Kapitel war aber besonder schwer: Das Wiedersehen von Loreen und ihrer Tante war echt schwer zu beschreiben. Ich habe mir ziemlich die Zähne dran ausgebissen und hoffe, dass es ein klein Bisschen realistisch rüberkommt. Ansonsten verzeiht mir bitte... meine Schreibkünste sind alles andere als perfekt.

Auch was Rechtschreibefehler, Kommata, etc angeht - Vergebt mir bitte! Im Moment hat die FF leider keine Beta.

Hier also ein etwas längeres Kapitel. Ich konnte mich leider nicht kürzer fassen.

Eure Noble




12. Kapitel: Ein Wiedersehen
Reperire

„Philippis iterum me videbis.“

„Bei Philippi wirst du mich wieder sehen.“


Hinter grauen Wolken versteckten sich die scharfkantigen Spitzen der Berge und feuchter Hochnebel kroch unter ihnen durch die dichten Tannenwälder und hinab in die Täler. Trotz seiner neunhundert Meter über Meer wurde Lüen am heutigen Tag nicht von trostlosem Regenwetter verschont. Anna Aldinger ging auf dem Weg nach Hause die Hauptstrasse durch das kleine Dörfchen entlang und zog ihren dicken Wollschal noch etwas fester. Die nasse Kälte drang bis tief in ihre Knochen. Wie immer an solchen Tagen schmerzte ihr Bein und sie ging daher nur langsam.
Sie war zurück aus Arosa, wo sie den Morgen verbracht hatte um ein paar Stunden die Sonne zu sehen. Da diese Muggelgemeinde noch einige hundert Meter höher lag als Lüen, hatte sie dort auch tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen zu Gesicht bekommen. Dann aber waren die ersten hellgrauen Wolken aufgetaucht. Sollte die Temperatur noch um ein paar Grad mehr fallen, so würde es bald zu schneien beginnen. Das war in dieser Gegend keine Seltenheit zu dieser Jahreszeit.
Da ihr verletztes Bein das Apparieren schon seit Jahren nicht mehr zuliess, hatte Anna sich mit dem Muggelzug begnügt, welcher jede Stunde nach Arosa hinauf fuhr. In den Jahren, die sie nun schon alleine hier lebte, hatte sie gelernt sich anzupassen und fiel unter den vielen Muggeltouristen im Zug und unter den wenigen Einwohnern in Lüen nicht mehr weiter auf. Nur der englische Akzent, mit welchem sie Deutsch sprach, verriet hie und da noch, dass sie keine Geburtsbürgerin war.
Den ganzen Morgen über hatte Anna schon ein ungutes Gefühl gehabt. Sie konnte nicht sagen, woher es kam. Erst hatte sie es auf die Wetteränderung und die Schmerzen in ihrem Bein geschoben, aber als es auch in Arosa nicht verflog, wurde sie zunehmend unruhig.
Es war ihr schon öfters passiert, dass dieser Art von ungutem Gefühl etwas Schreckliches gefolgt war. Dieses Gefühl war nicht nur dem Tod ihres Bruders und ihrer Schwägerin vorausgegangen, sondern auch ihrer Beinverletzung und Voldemorts Auftauchen in ihrem Haus vor ein paar Wochen.
Anna war Zuhause angekommen und öffnete die hölzerne Haustür. Während sie langsam eintrat, zog sie lautlos ihren Zauberstab aus der Manteltasche.
Sie trat ins Haus, schloss leise die Tür hinter sich und lauschte. Nichts war zu hören.
Und doch, doch war da dieses ungute Gefühl, welches ihr sagte, dass sie nicht alleine war. Wer konnte es dieses Mal sein? War Voldemort zurückgekehrt um sie doch noch zu töten? Hatte er seine Todesser geschickt?
Anna schluckte lautlos. Sie war alt und sie war schwach, sie würde ihnen nicht lange die Stirn bieten können. Und wozu auch? Sie hatte es längst nicht mehr nötig ihr eigenes Leben zu verteidigen. Nein, der Tod machte ihr keine Angst mehr. Was sie befürchtete war viel mehr, dass sie sterben würde ohne Loreen ein letztes Mal gesehen zu haben. Das würde sie nicht ertragen wollen. Sie wollte nicht sterben ohne ihre Nichte zuvor noch einmal gesehen zu haben und zu wissen, dass es ihr gut ging.
Langsam schob sich Anna durch den holzgetäfelten Korridor zur Küchentür. Ohne ein Geräusch zu machen, den Zauberstab fest in der rechten Hand, öffnete sie die Tür und schlüpfte in die Küche, die nur durch das wenige Tageslicht, welches durch das Küchenfenster fiel, erhellt wurde. Wieder lauschte Anna und wieder hörte sie überhaupt nichts Verdächtiges. War sie etwa paranoid geworden?
Sie senkte den Zauberstab und stiess langsam die Luft aus. Ihr Herzschlag begann sich etwas zu beruhigen. Sie ging zur Spüle und öffnete den Küchenschrank, welcher darüber hing um eine Teetasse hervor zu holen. Eine Tasse warmen Tees würde sie beruhigen.
Doch als sie sich nach links wandte um auf den Schrank mit den Teemischungen zuzugehen, erhaschte sie wie immer einen Blick auf das Speisezimmer, in welches man durch die Durchgangstür blicken konnte, und erstarrte.
Ihr erster Reflex war es einfach zu schreien, doch sie konnte sich gerade noch unter Kontrolle halten und presste sich die linke Hand vor den Mund, während sie mit der Rechten schon wieder ihren Zauberstab gezogen hatte.
Ihr ungutes Gefühl hatte auch dieses Mal richtig gelegen. Aber dieses Mal war es anders, als damals, als Voldemort sie besucht hatte. Damals war sie völlig ruhig gewesen, hatte sie doch seinen Besuch schon lange vorausgeahnt. Doch dieser Besuch hier war ein ganz anderer. Er kam plötzlich und ganz ohne Vorwarnung. Und sie ahnte noch nicht einmal, um wen es sich handelte.
Am Esstisch im Speisezimmer sass, mit dem Rücken zu ihr, eine Fremde. Ihr schlanker Körper und die Art, wie sie die Unterschenkel locker übereinander geschlagen hatte, liessen Anna vermuten, dass es sich um eine Frau handelte.
Das Haar der Fremden war schwarz und ging ihr bis knapp auf die Schultern, ihre Kleidung und ihre Schnürstiefel waren ebenfalls tiefschwarz. Etwas an ihr kam Anna vertraut vor, aber sie konnte nicht wirklich sagen, was es war.
Zögernd machte sie einen Schritt auf die unbekannte Besucherin zu. Ihr Schritt schien die Totenstille im Haus zu zerreissen.
„Zeig mir dein Gesicht“, sagte Anna, denn sie war sich sicher, dass die Fremde sie längst bemerkt hatte.
Die Frau kam ihrer Bitte nach, erhob sich vom Stuhl und drehte sich dann langsam zu ihr um. Anna war, als sie in das Gesicht der jungen Frau vor sich blickte, als zöge man ihr den Boden unter den Füssen weg. Ihre Augen weiteten sich, klappernd fiel ihr Zauberstab zu Boden und sie fand ihre Stimme nur um ein einziges Wort zu keuchen:
„Loreen!“

*

Loreen hatte gehofft Tante Anna unter glücklicheren Umständen wieder zu sehen. Während der vielen Stunden, die sie in ihrem Bett in Dumstrang wachgelegen hatte, hatte sie es sich oft ausgemalt, wie sie eines Tages vor dem Haus ihrer Tante erscheinen würde. In ihrer Vorstellung war es immer Sommer gewesen, die Luft duftete nach frisch gemähtem Heu und das Klingeln der Glocken der Kühe auf der Alp drang an ihr Ohr. Tante Anna sass auf der hölzernen Veranda vor dem Haus und blickte von ihrem Buch auf, als sie Loreen den Kiesweg emporkommen sah. Sie legte ihr Buch zur Seite, sprang auf, kam die paar Stufen herunter, schloss sie in die Arme und drückte sie an ihre warme Brust.
Doch die Realität sah nun ganz anders aus: Tante Annas Augen weiteten sich erstaunt, als sie Loreen endlich erkannte, mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzten keuchte sie ihren Namen, ihr Zauberstab, den sie eben noch auf sie gerichtet gehabt hatte, rollte klappernd über den Küchenboden.
Loreen wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Ihre Tante hatte sich verändert, war scheinbar nicht mehr die selbe Frau, welche sie vor dreizehn Jahren zum Zug gebracht hatte. Die Anzahl Falten um ihren Mund und um ihre Augen hatte zugenommen und jene, die Loreen bereits gekannt hatte, waren tiefer geworden. Ihr Haar war nun an einigen Stellen von silbernen Strähnen durchzogen und sie wirkte müder als jemals zuvor.
„Tante Anna...“, Loreen brachte nicht mehr als ein Flüstern zustande, doch es war genug.
Ihre Tante schluchzte auf, überwand die letzten paar Schritte Abstand zwischen ihnen und zog sie in eine feste Umarmung.
„Loreen! Meine Loreen! Merlin, dass ich das erleben darf!“
Sie weinte und küsste Loreen auf die Stirn, auf beide Wangen und wieder auf die Stirn.
Tränen brannten in Loreens Augenwinkeln und liefen ihr bald heiss über die Wangen.
„Tante Anna!“
Einige Minuten standen sie einfach so da neben dem Esstisch, weinten und umarmten sich. Loreen konnte nicht sagen, ob sie vor Freude weinte oder ob ganz einfach die gegebenen Umstände ihr die Tränen in die Augen getrieben hatten.

*

Frischer Schweiss stand Irina auf der Stirn und sie keuchte erschöpft.
Doch Narzissa Malfoy kannte keine Gnade, wenn es um ihre Schülerin ging. Die fünf Stunden, welche die Neuzugänger täglich mit ihren Mentoren zu absolvieren hatten, nutzte Narissa um Irina sowohl körperlich, als auch mental an ihre Grenzen zu bringen. Irina hatte längst aufgehört zu zählen, wie oft Narzissa sie heute mit Flüchen getroffen hatte.
Heute fand die Unterrichtsstunde in einem grossen Kellerraum der Residenz statt. Narzissa war der Meinung gewesen, dass sie viel Platz bräuchten, da sie das Duell in geschlossenen Räumen mit Irina praktizieren wollte.
„Du bist nicht schlecht“, Narzissa tippte mit ihrem Zauberstab in die Luft vor Irinas Augen, „Aber du musst noch ein Bisschen mehr abgehärtet werden.“
„Ich gebe doch mein Bestes!“, presste Irina hervor und hielt sich die Seite, wo Narzissa sie getroffen hatte.
„So etwas meine ich!“, zischte Narzissa und liess ihren Zauberstab gegen Irinas Seite schnellen, eine unsichtbare Kraft warf sich gegen sie und sie wimmerte vor Schmerz.
„Lass endlich dieses Geheule! So etwas will der Dunkle Lord nicht sehen!“
Irina biss sich auf die Unterlippe um dem Schmerz Stand zu halten und nicht aufzuschreien. Narzissa verdoppelte den Druck auf ihre Seite. Irina kniff die Augen zusammen und schmeckte Blut auf der Zunge, offenbar hatte sie sich zu fest auf die Lippe gebissen.
„Wenn du so weitermachst, enttäuschst du ihn, Irina.“
Erschrocken riss Irina die Augen auf und blickte in Narzissas Graue, die nur ein paar wenige Zentimeter von den ihren entfernt waren.
„Du wirst ihn enttäuschen“, flüsterte Narzissa eindringlich, „Und Loreen wird sein Liebling bleiben.“
Wut schoss augenblicklich durch Irinas Körper, jagte durch ihre Adern und liess ihre Augen leidenschaftlich aufglühen.
„Niemals!“, presste sie hervor, hob den Zauberstab und jagte einen Fluch auf ihre Mentorin.
Narzissa blockte ihn geschickt ab und machte dann einen eleganten Schlenker, der Irina von ihren körperlichen Schmerzen erlöste.
„Das reicht für heute, gut gemacht, Irina.“
Die Schülerin nickte nur knapp und steckte ihren Zauberstab in den Umhang. Sie hatte sich bereits umgedreht um zur Türe zu gehen, als Narzissa sie an der Schulter zu fassen bekam und zu sich umdrehte.
„Du bist unzufrieden.“
Irina wusste, dass ihr Mund zu einer harten Linie geworden war.
„Wie kommt Ihr darauf, Narzissa?“
Narzissas Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln.
„Ich kenne diesen Ausdruck in deinen Augen, Irina. Den Selben sah ich in den Augen meiner Schwester, wann immer sie glaubte nicht gut genug zu sein. Nicht gut genug für ihn. Die Angst in Ungnade zu fallen. Du fürchtest dich, nicht wahr?“
Irina wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hasste es, wenn andere fähig waren so einfach ihren Gemütszustand zu erraten.
Aber es war ja längst kein Geheimnis mehr, dass sie unzufrieden war. Diese Loreen Aldinger hatte immerhin alles bekommen, was sie sich für sich gewünscht hatte. Wie konnte es sein, dass die Tochter einer verfluchten, in Ungnade gefallenen Familie so viel Aufmerksamkeit vom Dunklen Lord bekam? Und wie, wie um alles in der Welt sollte sie, Irina, ihr diesen Platz streitig machen?
Sie konnte ja noch nicht einmal Narzissa im Duell besiegen.
Die zwei ersten Übungsstunden mit ihrer Mentorin hatten Irina gezeigt, dass obwohl sie in Dumstrang zu den besten Duellantinnen und den besten Schülerinnen gehört hatte, sie dennoch nicht so erfahren und fortgeschritten war wie Voldemorts Todesser.
Die Magie, welche Narzissa beherrschte, kam Irina meilenweit entfernt vor. Wie konnte sie diese erreichen?
War dies der Grund, weshalb der Dunkle Lord Loreen als seine Schülerin erwählt hatte? War sie bereits so weit wie die alten Todesser? Auch wenn Irina sich niemals eine Niederlage eingestehen würde, so war ihr doch bewusst, dass sie um gegen Loreen zu gewinnen, noch viel aufzuholen hatte.
Es machte sie wütend, rasend, schier wahnsinnig vor Ärger.
„Ich habe Recht, nicht wahr?“, sagte Narzissa und verstärkte den Druck ihrer Hand auf Irinas Schulter, „Der Dunkle Lord hatte es gut beobachtet, als er meinte, dass meine Schwester die perfekte Mentorin für dich gewesen wäre. Genau wie du... Ihr gemeinsam hättet diese unwürdige Aldinger zu Kleinholz verarbeitet.“
Irina war niemals gut darin gewesen Ärger einfach hinabzuschlucken. Aufgebracht entfuhr es ihr:
„Wo ist sie dann? Wenn sie doch so eine tolle Mentorin für mich wäre, wo ist sie also?! Warum ist sie nicht an Ihrer Stelle hier um mich zu unterrichten, Ihre super Schwester?! Weshalb stehe ich mit Ihnen hier in diesem Kellerloch?!“
Narzissa liess sie los und machte einen Schritt von ihr weg. Immer noch lächelnd schüttelte sie leicht den Kopf.
„Bella wäre genauso beleidigend gewesen, es ist schon fast ekelhaft wie ähnlich ihr euch seid. Ich sage dir gerne wo meine Schwester jetzt ist. Sie ist dort, wo es Leute hin verschlägt, die im Duell zu kopflos vorgehen, die nur auf ihre Rache bedacht sind und vergessen, dass sie nicht unsterblich sind. Ein Feind darf niemals unterschätzt werden, selbst wenn er ein verfluchter Muggelfreund oder ein Schlammblut ist.“
Narzissa machte eine bedeutende Pause.
„Bellatrix ist tot. Sie fiel in der Schlacht von Hogwarts, als der Dunkle Lord Harry Potter tötete. Eine dieser Blutsverräterinnen, Molly Weasley, tötete sie. Meine Schwester hatte offenbar die magischen Fähigkeiten dieser Muggelfreundin unterschätzt.“
„Was ist aus ihr geworden, dieser Molly?“
„Geflohen und untergetaucht, zusammen mit dem anderen überlebenden Pack aus diesem Orden des Phönix. Draco und Lucius haben zusammen mit den Lestrange-Brüdern noch lange nach ihnen gesucht. Sie sind bis heute unauffindbar. Da der Dunkle Lord sich auch um andere Dinge zu kümmern hat, haben wir die Suche irgendwann eingestellt.“
Irina wusste nicht, ob es ihr zustand diese Frage zu stellen, doch irgendwie war sie sich sicher, dass sie damit richtig lag. Warum sonst, sollten alle immer von Bellatrix sprechen und sie ihr als ein grosses Vorbild darstellen?
„War Bellatrix diejenige, welche in der Gunst des Dunklen Lords stand, bevor Loreen kam?“
Narzissa lachte auf:
„Oh, meine Schwester war ganz sicher eine der wenigen Todesserinnen, welche der Dunkle Lord seit dem ersten Krieg ganz besonders schätzte. Er war sehr aufgebracht, als er von ihrem Tod erfuhr. Aber Bellatrix als „Jene vor Loreen“ zu bezeichnen ist meiner Meinung nach falsch, Irina. Loreen Aldinger wird Bellas Stelle niemals einnehmen können. Was Loreen eindeutig von Bella unterscheidet, ist die Tatsache, dass Bella alles was sie unternahm freiwillig tat. Niemand hatte sie jemals dazu gezwungen dem Dunklen Lord zu folgen. Sie hatte keine Angst vor ihm, Bella hatte Respekt. Sie verehrte den Lord!“
„Loreen wurde gezwungen?“, Irina war sichtlich verwirrt.
„Was hast du gedacht?“, Narzissa tätschelte ihre Wange, „Denkst du sie hat es gemocht, dass wir ihre Familie auslöschten? Denkst du Loreen Aldinger verehrt den Dunklen Lord wie du es tust, nachdem er vor ihren Augen ihre Eltern umgebracht hat?“
Narzissa lachte wieder.
„Du einfältiges Mädchen, Irina! Ich muss dich noch einiges lehren!“
„Ich hatte keine Ahnung...“, Irina hatte Mühe ihre Stimme wieder zu finden. Ihr war klar gewesen, dass die Aldingers in Ungnade gefallen waren und ausgelöscht worden waren. Aber sie hatte nicht gewusst, dass Loreen es mit angesehen hatte.
„Mach nicht so ein Gesicht“, Narzissa hob drohend einen Finger, „Der Dunkle Lord lässt sich nicht an der Nase herumführen, das weißt du.“
„Natürlich nicht! Ich habe kein Mitleid, wenn Ihr das glaubt!“
Es war die reinste Wahrheit. Irina stellte es sich durchaus unangenehm vor den Tod ihrer eigenen Familie mit ansehen zu müssen, aber das machte ihr Loreen nicht sympathischer. Im Gegenteil, es machte sie nur noch wütender, dass ausgerechnet diese Tochter von offenbar furchtbar schmutzigen Verrätern jetzt in der Gunst des Dunklen Lords stand. Wie konnte das sein? Irgendwann würde sie schon dahinter kommen!
„Braves Mädchen“, Narzissa hob den Zauberstab und flüsterte etwas, worauf die Tür zum Kellerraum aufschwang und eine längliche Schachtel auf sie beide zugeflogen kam, „Was Bella und Loreen voneinander unterscheidet, unterscheidet auch dich von Loreen, Irina. Und das ist dem Dunklen Lord vollkommen bewusst. Er sprach mit mir. Er erkennt dein Talent und deine Loyalität. Der Dunkle Lord hat immer seine Gründe... ich weiss nicht, warum er Loreen erwählt hat, aber lass es seine Sache sein. Er hat dich in diesem Ganzen durchaus nicht vergessen...“
Die Schachtel blieb zwischen ihnen in der Luft stehen und Narzissa steckte ihren Zauberstab zurück in die Umhangtasche. Dann hob sie sachte den Deckel von der staubigen, grauen Schachtel.
Zum Vorschein kam ein Zauberstab. Er war von dunklem, glatt poliertem Holz.
„10 Zoll, biegsam, Lorbeerholz mit Drachenherzfaser...“, flüsterte Narzissa verheissungsvoll.
Irina schaute sie verwirrt an.
„Natürlich hast du keine Ahnung, wessen Zauberstab das ist.“
„Nein, überhaupt nicht.“
Narzissa nahm den Zauberstab aus der Schachtel und hielt ihn Irina hin. Diese zögerte einen Moment, streckte dann aber die rechte Hand nach ihm aus und bekam ihn zu fassen. Der Zauberstab regte sich nicht, lag aber leicht und handlich in ihrer Hand.
„Er wird dich wohl nicht anerkennen“, Narzissa schloss die Schachtel und klemmte sie sich unter den Arm.
„Wer ist sein Meister?“, fragte Irina.
„Nun, wir nehmen an, dass es der Dunkle Lord sein muss, da er ihn seinem vorherigen Besitzer abnahm. Aber wir sind uns nicht ganz sicher, ob man das Besitzrecht auf mehrere Zauberstäbe gleichzeitig haben kann. Daher nehmen wir an, dass er auch völlig herrenlos sein könnte.“
„Warum gebt Ihr ihn mir?“
Narzissas Gesicht nahm einen äusserst hinterhältigen Ausdruck an. Ihre Augen lagen auf dem Zauberstab.
„Ich sagte dir doch, dass der Dunkle Lord dich nicht vergessen hat... Er sieht es als Verschwendung an Zauberstäbe von Zauberern und Hexen, die wir getötet haben, einfach zurückzulassen. Wir nehmen diese herrenlosen Zauberstäbe immer mit uns und archivieren sie in unserer jeweiligen Residenz. Ich bin die Wächterin dieser herrenlosen Zauberstäbe, ich beaufsichtige dieses Archiv. Der Dunkle Lord bat mich dir diesen hier zu bringen. Er sagte, dass du ihn bei deinem nächsten Duell gegen Loreen verwenden sollst.“
„Weshalb?“, Irina war misstrauisch geworden.
Was wurde hier gespielt?
„Der Dunkle Lord teilte mir mit, dass er Loreen auf ihre erste Mission geschickt hat. Wenn sie zurück ist, möchte er einen kleinen Duellwettkampf veranstalten um zu sehen, wie weit ihr Neuzugänger in den wenigen Tagen bis dahin bereits gekommen sein werdet. Er befahl mir dir diesen Zauberstab zu geben, du sollst ihn im Duell gegen Loreen einsetzten. Er meinte, dass er sehen wolle, ob er Loreen aus der Fassung bringen könne.“
„Ein Zauberstab? Wie sollte das möglich sein? Ausserdem bin ich nicht seine Herrin, ich werde nicht meine ganzen Fähigkeiten entfalten können.“
„Es soll Loreen eine Lehre sein. Der Dunkle Lord meinte, dass du damit bestimmt gegen sie gewinnen wirst.“
„Ich verstehe nicht, was ihn da so sicher macht.“
„Dieser Zauberstab, Irina, gehörte Loreens Vater.“

*

„Und du hast also tatsächlich an diesem Lorbeerfest teilgenommen?“
Nach ein paar Minuten hatten sich Loreen und ihre Tante so weit gefangen gehabt, dass Tante Anna doch noch eine Kanne Tee hatte zubereiten können. Nun sassen sie am alten Esstisch mit seiner glatt polierten Holzoberfläche, tranken Kamillentee und assen belegte Brote. Tante Anna hatte darauf bestanden, dass Loreen etwas ass.
Hungrig biss sie in die Brote und ihr war, als beisse sie in einen Teil ihrer nun so weit zurückliegenden Kindheit. Tante Annas Brote schmeckten noch immer so gut wie damals.
„Ja“, Loreen wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte und die Stille stand mit einem Mal zwischen ihnen wie eine unsichtbare Mauer.
Überhaupt wusste sie nicht, was sie erzählen sollte. Wie konnte sie Tante Anna auch sagen, dass sie nun eine Todesserin war, genau wie ihre toten Eltern, genau wie die Leute, vor denen sie Jahre lang auf der Flucht gewesen waren?
Wie konnte sie die Ereignisse erklären, die dazu geführt hatten, dass sie das Lorbeerfest gewonnen hatte? Oder wie sollte sie von Dumstrang berichten? Ihre Zeit an dieser Schule war alles andere als traumhaft gewesen und sie wollte ihre Tante nicht unnötig aufregen und beunruhigen, das würde sie noch früh genug tun müssen.
Loreen blickte sich im Esszimmer um. Es war alles noch genauso wie damals, als sie Lüen verlassen hatte.
Manche Bilder an den Wänden waren ausgetauscht worden und ein neuer Teppich lag unter dem Tisch, aber ansonsten war alles noch genau wie damals.
Und doch fühlte sie sich wie ein Eindringling, ein schädlicher Fremdkörper.
Ihre schwarze Kleidung, die hohen Schnürstiefel und ihr schwerer Winterumhang passten nicht in diese warme, liebevoll eingerichtete Umgebung.
Loreen fühlte einen Stich in der Brust.
Sie hatte etwas verloren. War es schon in den Jahren in Dumstrang geschehen oder erst nachdem sie Voldemort begegnet war, dass ihr all das hier fremd geworden war?
Loreen wusste, dass sie die Stirn runzelte und musste dabei unwillkürlich an Voldemorts Worte denken:
„Deine Feinde werden immer wissen, was du denkst, selbst wenn du deinen Geist verschliesst. Deine Feinde werden es immer sehen, wenn du Angst hast, auch wenn du es ihnen nicht sagst.“
Sie liess den Gedanken einen blossen Gedanken sein. Er konnte sie schon genug kontrollieren, wenn sie in seiner Nähe war. Sie würde seine Worte nicht auch noch in Tante Annas Gegenwart Folge leisten.
Aber tat sie das nicht eigentlich? War sie nicht eigentlich hier um ihre Aufgabe zu erfüllen?
Loreens Hände verkrampften sich um ihre Teetasse. Sie versuchte ruhig zu bleiben, ruhig zu atmen, den Geist ruhig zu halten. Sie konzentrierte sich darauf.
Und mit einem Mal fühlte sie es: Nur ganz leicht, schwach und wie aus weiter Ferne stiess etwas gegen sie.
Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie nahm die Teekanne, welche auf dem Tisch stand und goss sich eine neue Tasse ein. Dampf stieg aus der Tasse und wärmte ihre Wangen. Sie hob den Blick um ihre Tante zu fragen, ob sie auch noch eine Tasse trinken wolle und sah, dass Tante Anna offenbar hochkonzentriert auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand starrte.
Ihr Angriff traf sie mit voller Wucht. Loreen liess die Teekanne fallen, ihr heisser Inhalt ergoss sich über den Tisch und hinab auf den Teppich, Tante Anna zuckte zusammen, als ein paar Spritzer sie verbrühten und der Angriff endete so abrupt wie er gekommen war.
Entsetzten war alles, was Loreen fühlte. Tante Anna, ausgerechnet sie, die ihr Jahre lang beigebracht hatte, wie wichtig es war die Gedanken unter Kontrolle zu halten und wie ungehörig es war anderer Gedanken zu lesen, hatte sie auf mentaler Ebene angegriffen.
Mit vor Schrecken geweiteten Augen sass Loreen auf ihrem Stuhl und starrte ihre Tante an. Der heisse Tee tropfte noch immer aus der umgekippten Kanne auf den Teppich.
Endlich regte sich ihre Tante.
„Es tut mir leid, Loreen. Das hätte ich nicht tun dürfen“, Reue klang in ihrer Stimme und sie sah Loreen nun wieder in die Augen, „Ich hatte nur gehofft etwas zu sehen, irgendetwas. Ich verstehe nicht, warum du hier bist und mir von nichts irgendetwas erzählst. Wir haben uns dreizehn Jahre nicht gesehen und ich hatte mir unser Wiedersehen anders vorgestellt.“
„Da bist du nicht die Einzige“, Loreen zog ihren Zauberstab und beseitigte die Teeüberschwemmung, „Ich weiss nur nicht, was ich überhaupt sagen soll, Tante Anna.“
„Kind“, Tante Anna griff nach ihrer Zauberstabhand und hielt sie fest, „Ich erkannte dich nicht, als du vorhin hier gesessen hast. Und auch jetzt, da ich dich endlich wieder vor mir habe, dich wieder sehen kann, ist mir, als wärst du nicht die Loreen, die ich aufgezogen habe.“
„Hast du allen Ernstes geglaubt, dass ich mich nicht verändern würde? Tante Anna, ich war ein Kind, als ich Lüen verliess!“
„Ich bitte dich!“, Tante Anna schien bestürzt, „Natürlich wusste ich, dass du dich verändern würdest! Ich wusste, dass du wachsen und reifer werden würdest, dass du eine Frau sein würdest, wenn du zurückkehrtest und kein kleines Mädchen mehr. Aber das ist es nicht, Loreen... Dass du gross geworden bist und deiner Mutter ähnlicher siehst als jemals zuvor hatte ich sogar erwartet. Nein, was mir Sorgen macht ist der Schrecken in deinen Augen!“
Loreens Griff um ihren Zauberstab wurde fester, was Tante Anna, welche ihre Hand auf Loreens Zauberstabhand gelegt hatte, sofort auffiel.
Ihr Blick wanderte zu Loreens Zauberstab und sie sah, wie Tante Anna kaum merklich die Brauen hob.
„Das ist nicht dein Zauberstab.“
„Man kann dich nicht täuschen, genau wie früher“, Loreen schaffte ein Lächeln, „Du hast natürlich Recht.“
„Aber wenn es nicht deiner ist, wessen dann? Loreen, was ist aus deinem Zauberstab geworden?“
Loreen befreite ihre Hand aus Tante Annas und legte den Zauberstab auf den Tisch.
„Er ist zerbrochen.“
„Zerbrochen? Loreen, ein Zauberstab bricht nicht einfach!“
„Wenn man einen Sprengfluch darauf jagt, der die Kraft hätte ein Kind auf der Stelle zu töten, dann schon.“
Tante Anna schloss kurz die Augen, wie sie es schon früher getan hatte um sich nicht unnötig aufzuregen.
„Bitte sag mir, dass der Dunkle Lord nichts damit zu tun hat, Loreen.“
„Mit dem Zauberstab? Oder dem Sprengfluch? Ich würde meinen mit beidem irgendwie.“
Tante Anna goss sich eine Tasse Tee ein.
„Du musst mir nichts vormachen, Tante Anna. Ich weiss, dass er bei dir war.“
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mich fand, ich habe dich immer gewarnt, Loreen. Er sagte zu mir, dass du eine der Finalistinnen des Lorbeerfestes geworden warst. Aber was ich nicht verstehe, Loreen, ist wie er dich gefunden hat!“
Loreen lachte auf.
„Es war Zufall! Ein verfluchter Zufall, Tante Anna! Es war nichts als Zufall, dass ich als Champion für das Lorbeerfest genommen wurde und, dass ausgerechnet Lord Voldemort in diesem Jahr der Ehrengast des Festes war! Er sah mich unter den Champions und nachdem ich meine Familiengeschichte einer Freundin erzählt hatte, las er sie in ihren Gedanken und zwang mich ihm deinen Aufenthaltsort zu verraten!“
„Loreen...“, Tante Annas Stimme zitterte mit einem Mal, „Dumstrang informierte mich, dass deine Ausbildung im Juli diesen Jahres beendet sein würde. Es ist jedoch gerade Mal Dezember. Wie kommt es, dass du schon hier bist?“
Loreen antwortete nicht. Langsam bewegte sie ihre rechte Hand nach vorn um ihren Zauberstab wieder zu greifen. Doch Tante Anna war schneller – sie packte sie am Handgelenk und mit einem Ruck schob sie ihr den Ärmel hinauf über den Ellbogen. Pechschwarz hob sich das Dunkle Mal von Loreens weissem Unterarm ab.
„Nein!“, stiess Tante Anna hervor und liess Loreen los, erschrocken fuhr sie von ihrem Stuhl auf und taumelte gegen die Wand hinter sich, „Nein! Loreen! Wie konntest du nur?!“
Was sie nicht gewollt hatte, war nun geschehen. Tante Anna hatte herausgefunden, was sie geworden war. Und Loreen war sich sicher, dass auch wenn sie ihr die Gründe für ihre Zugehörigkeit zu den Todessern erklären würde, Tante Anna ihr nicht glauben würde. Sie würde ihr nicht glauben, dass sie mit Voldemort einen Handel eingegangen war. Denn Lord Voldemort handelte nicht und schon gar nicht mit Unwürdigen.
„Wie?!“, Tante Anna war ausser sich, sie hatte ihren eigenen Zauberstab gezogen und ihn auf Loreen gerichtet, Tränen rannen ihr über die Wangen, „Wieso, Loreen?! Er hat sie ermordet! Er hat sie alle umgebracht! Ihr Blut klebt an seinen verfluchten Händen, sein Weg führt nur in den Tod! Er hat Thomas und Eli abgeschlachtet! Vor unseren Augen! Wie konntest du dich ihm nach all dem anschliessen?!“
„Tante Anna, es ist nicht wie du denkst“, Loreen hatte ihren Zauberstab jetzt fest umklammert, aber sie sass noch immer auf ihrem Stuhl. Sie würde keine Gewalt gegen sie anwenden, niemals.
„Ich hätte dich niemals, niemals nach Dumstrang schicken dürfen! Diese Schule hat dich verdorben, hat aus meiner lieben Loreen nichts als ein Monster gemacht!“
„Tante Anna, ich hatte meine Gründe!“
„Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund um sich Lord Voldemort anzuschliessen, Loreen!“
„Er hätte dich auch umgebracht!“
Langsam liess Tante Anna ihren Zauberstab sinken. Sie machte einen Schritt von der Wand weg.
„Was?“
Loreen fühlte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Würde sie ihr Glauben schenken? Was sollte sie nur tun, wenn nicht?
„Er schwor mir dich nicht zu töten, wenn ich dafür eine seiner Anhängerinnen würde. Er hat sein Wort auch tatsächlich gehalten, denn obwohl er hier war, lebst du noch immer. Also musste auch ich meinen Teil des Handels erfüllen.“
„Du hast das... du hast das für mich getan?“, langsam kam Tante Anna auf Loreen zu und fiel dann vor ihr auf die Knie, als hätte sie mit einem Mal alle Kraft verlassen. Sie nahm Loreens Hände und drückte sie an ihr Gesicht.
„Ja...“
„Warum, Loreen?“
„Weil ich dich lieb habe, Tante Anna.“
Loreen sagte nur die Wahrheit. Der Gedanke daran, dass ihre Tante von Voldemort getötet werden könnte, machte ihr nicht nur Angst, sondern machte sie auch traurig und wütend.
„Mum und Dad... ich hätte es nicht ertragen dich auch zu verlieren, Tante. Du warst immer für mich da, du hast immer alles getan um mich zu schützten, dieses Mal war es an mir dich zu schützten.“
„Nein“, Tante Anna weinte und strich Loreen eine Strähne aus dem Gesicht und hinters Ohr, „Dieser Preis war zu hoch, Loreen. Du hättest mich vergessen sollen, du hättest dich ihm widersetzten sollen! Dieses Leben... dieses Leben das du wirst führen müssen war das meine nicht wert!“
„Für mich schon“, sagte Loreen bestimmt.
Tante Anna legte einen Arm um sie und drückte sie an sich.
„Du dummes junges Ding!“, schluchzte sie an Loreens Schulter, „Er soll verflucht dafür sein, dass er mit den reinen Herzen junger Hexen handelt!“
„Du hattest immer Recht, Tante Anna“, sagte Loreen leise, „Der Dunkle Lord vergisst niemals...“
Tante Anna hob den Kopf. Sie legte ihr eine Hand an die Wange und Zorn lag in ihren Augen.
„Sucht er ihn etwa noch immer?! Hat er das noch immer nicht aufgegeben?!“
„Nein“, flüsterte Loreen traurig, „Er hat dir nicht geglaubt, Tante Anna. Deswegen bin ich hier. Er ist der Meinung, dass du die Einzige bist, die weiss wo der Dolch sich befindet. Er will, dass ich all dein Wissen über den Dolch erlange.“
Tante Anna schüttelte den Kopf, liess ihre Hand sinken und erhob sich langsam. Sie holte ein Taschentuch aus ihrem Umhang und wischte sich die Augen trocken. Allmählich schien sie sich wieder zu fangen.
„All mein Wissen wird ihm nichts nützen. Mein Wissen wird ihn nicht weiterbringen, wird ihn weiterhin im Dunkeln tappen lassen. Der Dolch will und soll nicht gefunden werden!“
„Was hat es mit diesem Dolch auf sich? Was wussten Mum und Dad darüber, Tante Anna? Haben sie ihn damals wirklich gestohlen?“
Tante Anna setzte sich zurück auf ihren Stuhl.
„Es scheint, als hätte ich keine Wahl“, sie schloss wieder einmal kurz die Augen und seufzte, „Wenn ich es dir nicht zeige, wird er dich bestrafen. Das kann ich nicht zulassen. Aber er wird auch so nicht zufrieden sein. Ich weiss nicht, was er glaubt von mir zu erfahren.“
„Dann gibt es diesen Dolch also wirklich und unsere Familie hat etwas damit zu tun“, sagte Loreen und sah Tante Anna erwartungsvoll an.
Diese sah, scheinbar gedankenverloren auf eines der Bilder an der gegenüberliegenden Wand. Es war das Portrait eines jungen Mannes, mit Öl gemalt und unbeweglich. Loreen wusste, dass es ihren Vater darstellte. Augenblicklich verstand Loreen, was Tante Anna meinte, wenn sie sagte, dass sie ihr zeigen würde, was sie wusste.
„Bitte verzeih mir, Tante Anna.“
Loreen konzentrierte sich, ihre Atmung wurde langsamer und regelmässiger. Langsam hob sie den Zauberstab und richtete ihn auf Tante Anna, die völlig reglos dasass und auf das Bild schaute.
Wann immer Loreen früher geübt hatte ihren Geist zu verschliessen, hatte sie auf das Bild ihres Vaters sehen müssen um ihre Barrieren fallen zu lassen und Tante Anna zu erlauben ihr zu zeigen, was ein Angriff auf ihren Geist bedeutete. Das Bildnis ihres Vaters hatte immer die Macht gehabt ihre Konzentration zu verringern und sie ihre Mauern fallen zu lassen. Nur um sich dann zu verteidigen und die Mauern gekonnt wieder aufzubauen.
Tante Anna liess ihren Schutzwall fallen.
„Legilimens.“

„Habt ihr dieses alte staubige Ding endlich verkauft, Eli? Das wurde aber auch Zeit.“
Tante Anna deutete auf die leere Wand über dem Sofa in Thomas’ und Elisabeths Wohnzimmer, wo zuvor immer ein alter, goldener Dolch gehangen hatte.
Elisabeth machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ach was, ich habe ihn verschenkt. Er hatte ja sowieso keinen allzu grossen Wert. Eine Antiquität ohne belegte Geschichte, da war ohnehin nicht viel Geld zu machen.“
„Wer ist denn jetzt der stolze Besitzer?“, Tante Anna lachte.
„Der Lord hat sich sehr darüber gefreut.“

„Was?! Eli, bist du verrückt?! Das war ein Geschenk unserer Mutter! Wie kannst du nur so herzlos sein und es einfach weiterschenken! Sie hat ihn dir vererbt! Du solltest ihn haben!“
„Amber, mach nicht so einen Aufstand wegen eines alten Dolches.“
„Du hast ja keine Ahung! Wie auch! Mutter wollte, dass die Geschichte von dem Dolch getrennt bleibt!“
„Aber, ich bitte dich. Du redest wirres Zeug. Thomas, kannst du nachsehen ob Loreen schon wach ist? Oh, oder Anna, könntest du kurz nachsehen?“
„Eli! Wo hast du ihn hingebracht?! Wo ist der Dolch jetzt?!“

Das Gold war über die vielen Jahre angelaufen. Die eingelassenen Rubine schimmerten nur noch matt. Ob sie überhaupt echt waren, musste noch geklärt werden, hatte ihr Thomas erklärt. Ein altes Familienerbstück. Elisabeth hatte ihn von ihrer Mutter vererbt bekommen. Aber er war längst nicht so wertvoll wie andere Dinge, die sie im Haus hatten. Die Klinge war längst stumpf und wahrscheinlich machte dieser Dolch nur noch als Wanddekoration etwas her.

„Herr bitte, wieso sollten wir ihn stehlen?! Er war ein Geschenk! Bitte verschont meinen Mann, wir sind ganz sicher unschuldig, Herr!“
„Sei still, Elisabeth! Wo ist er, Aldinger! Wo ist der Dolch?!“
„Herr! Wir hatten keine Verwendung dafür! Wir schenkten ihn Euch! Herr, bitte!“
„Schweig!“
Grünes Licht. Nur grünes Licht.
Elisabeths toter Körper.

„Du hast ihn gestohlen, Aldinger! Sag mir wo er ist, sag mir wo der Dolch ist, Aldinger!“
Hohes kaltes Lachen. Grünes Licht.
„Neeein! Elisabeth! Elisabeth!“

Loreens grosse blaue Augen blickten sie neugierig an.
„Tante Anna, wo sind Mum und Dad?“
„Hör mir gut zu, Loreen... das ist jetzt wichtig.“
Der Dolch.

„Anna! Bei Merlin! Verschwinde aus diesem Dorf! Was willst du hier?!“
„Michael, ich wollte doch bloss meinen Bruder besuchen, er ist doch Loreens Pate.“
„Schnell, Anna! Mach dass du hier wegkommst! Hast du es noch nicht erfahren?! Die haben sie umgebracht! Sebastian ist tot!“
Trauer, tiefe Trauer.
Tot, alle tot. Ein Blutbad.
Seine Rache würde solange dauern, bis er sie alle gefunden hätte. Er war noch immer davon überzeugt, dass die Aldingers es gewesen waren.

Ein schöner Sommertag. London.
„Michael, bist du das?“
„Anna? Was tust du hier, ich dachte du hättest England verlassen?“
„Das habe ich. Aber ich brauche ein paar Dinge aus der Winkelgasse. Alles in Ordnung, Michael?“
„Dann weißt du es also nicht.“
„Was?“
„Amber hat sich umgebracht. Ich glaube das war wegen Eli.“
„Was?! Meine Güte! Wie geht es denn Mia?!“
„Wir kommen klar. Pass auf dich und Loreen auf.“
Flucht.
Das verletzte Bein.

Amber.
Dunkles, langes Haar. Hellblaue Augen und ein voller Mund. Wenn sie lachte, hatte sie diese lustigen Hamsterbäckchen. Eine hübsche Frau, genau wie Elisabeth.
Die Gray-Schwestern, sie verstanden sich prächtig. Bis zu jenem Tag hatte Anna sie nie streiten gesehen. Der Dolch.
Dass Elisabeth ihn verschenkt hatte, hatte Amber wütend gemacht.
Anna hatte sie nie mehr gesehen.

Amber.
Hatte sie ihn gestohlen?

Amber.

Amber Gray.


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Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling