von Katiie
„Wer ist, hat aufgehört, zu werden.“ – Sokrates
Meine Hände strichen immer wieder über den beschädigten Bilderrahmen. Das Lächeln – es vergilbte, verblasste. Die Zeit hielt uns zum Narren, nur selten half sie uns zu vergessen. Eine einzelne Träne fand den Weg aus meinen blassblauen Augen und fiel lautlos auf das verschwindende Bild. Die Erinnerungen waren immer der Weg in die Vergangenheit. Etwas das uns half Gefühle und Momente wieder erleben zu dürfen – und doch schmerzen sie. Alle; ob schön oder nicht, denn man würde nicht zurück denken, wäre die jetzige Zeit nicht besser. Momentan ablaufende Handlungen die schrecklich sind, erinnern einen an die schon mal durchlebten Erinnerungen und reißen dadurch auch alte Wunden wieder auf. Sind die aktuellen doch schöner, so versucht man den besiegten Schmerz daran zu erinnern, dass man dagegen angekämpft und gewonnen hatte. In Zeiten der Unschlüssigkeit schwelgt man in erlebtem und sogar auch verdrängtem. Im Angesicht des Krieges, wird dies sogar noch verstärkt. Des Öfteren fragte man sich, warum man dies alles durchlebte und wieso man dazu bestimmt war, solch schreckliches sehen und spüren, zu müssen.
Es war das Gefühl versagt, alles falsch gemacht zu haben. Es riss förmlich an mir und versuchte mich zu Boden, zu bekommen, doch ich würde stehen bleiben. Unaufhörlich spannen die negativen Gedanken ein Netz in meinem Kopf und versuchten ein Auffangnetz für den Fall zu bauen und dann mich davon zu überzeugen, dass meine Idee eine schlechte war. Ein Teufelskreis hatte sich gebildet, einer aus dem nicht einmal der Höllenbewohner selbst nicht heraus kam, und ein solcher war ich nicht. Frau und Kind. War es auch wirklich eine gute Idee jetzt für das moralisch richtige einzustehen mit dem Risiko, dass es schlecht enden könnte? Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber mich verziehen zu können? Ich würde es für James, Sirius und Lily machen müssen. Sie würden es wollen. Dann einmal tot, würden sie mich dafür verhöhnen, mein Leben nicht für ihren Sohn, den Retter der Zeit gelassen zu haben. Warum hatte man zwei Optionen zur Auswahl, wenn eine garantiert falsch war? Harry war ein Sohn, ein Mensch, der mir wirklich ans Herz gewachsen war, alleine wegen seiner Art und seinem Charakter. Es lastete weitaus mehr auf ihm, als auf mir und ich hatte Zweifel mein Leben zu lassen. Vielleicht würde es gar nicht so enden.
Sie stand im Türrahmen und sah mich bereit an. Das Bild einer schlaksigen immer wieder mutig zulächelnden Frau, meiner Mutter, stellte ich wieder auf den kleinen Tisch neben meinem Vater. Sie hatten den Glauben in mir nie aufgegeben, trotz meinem monatlichen Schicksal. Auch Dora gab mir dieses Gefühl, sie hatte den Mut nie aufgegeben und würde mich weiter zu allem ermutigen. Der Kleine war kein Problem gewesen, denn er hatte nur ihre Eigenschaften übernommen. Ihre Hand streckte sich nach meiner und ein trauriges Lächeln zierte ihre Lippen. Es würde nun so weit sein, der Orden würde gebraucht; Harry war nach Hogwarts zurückgekehrt. Es schmerzte und doch stand ich auf. Der Griff nach der sicheren Hand die mich geleiten sollte, die ich halten werde bis zum bitteren Ende. Die Entscheidung war mir abgenommen worden, denn Harry war es sicherlich Wert. Für sie, für mich, vor allem für die ganze Zauberergemeinschaft.
Die Wand zerbarst. Ein letzter versuchter Griff zu ihrer Hand – ergebnislos. Es war zu spät.
„Der Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht.“ - Shakespeare
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