von h+rinlove
Louis verstöpselte innerlich seine Ohren. Nichts war schlimmer als ein Haufen schnatternder, französischer Cousinen. Und allesamt blond. Er konnte verstehen, woher die Vorurteile kamen.
Wenn sie wenigstens Englisch geplappert hätten. Aber sie plapperten auf Französisch. Und seine Mutter und Tante plapperten mit.
Fred hinter ihm war schon seit fünf Minuten damit beschäftigt, seine Freundin Sophie zu küssen. Vermutlich um den Redeschwall abzuschirmen.
James stand mit glasigem Blick neben ihm und starrte den gefliesten Boden des Zeltes an.
Seine beste Freundin Dorothe befand sich auf seiner anderen Seite und verfolgte mit halb geöffnetem Mund der Überdosis von französischem Östrogen.
Es war zum Verrückt werden. Und wenn er nicht dem Gespräch seiner Verwandten folgte, sah er im Festzelt umher und erntete von irgendwelchen nicht – verwandten weiblichen Wesen zwinkernde Blicke. Schade nur, dass er sich damit abfinden musste, dass er nicht auf Mädchen stand.
Er hatte es versucht, wirklich. Aber desto attraktiver die Mädchen wurden, die mit ihm flirteten, desto mehr wurde ihm klar, dass ihn ein gleichgeschlechtlicher Mensch viel mehr anzog.
Er war damals nicht mit James und Fred ausgegangen, um heiße Mädchen beim Tanzen zu beobachten; er hatte nur dort gesessen und versucht zu verbergen, dass er den Barkeeper viel interessanter fand. Oder den ein oder anderen Kerl auf der Tanzfläche.
Aber der interessanteste Mann für ihn auf der Welt war immer noch Daniel Presley. Einer der wenigen Menschen, den er auf Anhieb Vertrauen schenken konnte. Einer der wenigen Menschen, dem er fast anvertraut hätte, dass er Männer viel attraktiver als Frauen fand.
Ein Mensch, der ihm niemals aus dem Kopf gehen würde. Zu seinem eigenen Unheil.
Louis entschied sich für einen Moment gegen das Östrogen und ließ seinen Blick schweifen.
Doch er wurde von Dorothe unterbrochen.
„Sieh mal da!“, flüsterte sie. „Da bei Roxanne... ist das nicht Daniel?“
Er drehte den Kopf so abrupt, dass sein Nacken sich mit einem kurzen Schmerz rächte.
Tatsächlich, drei Reihen links hinter ihm, stand niemand anderes als Daniel Presley neben seiner Cousine, und unterhielt sich angeregt mit ihr.
Louis klappte der Mund auf.
Hugo bemühte sich wirklich, Becca nicht die ganze Zeit anzustarren.
Ihr Kleid bedeckte nur eine Schulter, man konnte also ihren schlanken Hals bewundern, ihr zartes Schlüsselbein, und wenn man mit seinen Augen weiter runter wanderte...
Hör auf Hugo!, schalte er sich. Denk nicht auf diese Weise von deiner besten Freundin!
Er linste trotzdem abermals. Dass sie trotz der Streitereien neben ihm saß, wunderte ihn; das Problem war nur, dass Lily auf seiner anderen Seite saß und die beiden sich unablässig lang und pausenlos über seinem Schoß unterhielten.
Becca trug ihre braunen Haare offen, und sie fielen ihr beim Vorbeugen über die Schultern; er hätte alles dafür gegeben, sie wieder zurück streichen zu dürfen und dabei ihre Haut zu berühren. Ganz sachte nur.
Aber er hielt tapfer aus, denn er wollte sich unter allen Umständen noch bei ihr entschuldigen.
Seufzend sah er durch das Festzelt; er und seine Sitznachbarinnen saßen ziemlich weit vorn und mittig; neben Lily war der goldene Teppich, auf welchem Victoire zum Altar schreiten würde.
Teddy stand bereits vorne; gegen Grandma Molly's Protest trug er die Haare zerwuschelt und blau, sein Lippenpiercing hatte er auch nicht raus genommen (es stammte noch aus seiner „Muggel- und Rockerphase“), aber sein Festumhang sah bombastisch aus und seine Schuhe aus Drachenleder wirkten nicht provokativ, sondern schlichtweg edel.
Wo war eigentlich seine Schwester? Hugo sah neben Becca, wo noch zwei Plätze frei waren; einer davon war für Rose. Doch wer würde neben Al sitzen? Rose's Freundinnen Aimee und Judy waren bereits verfrachtet.
„Sag mal Lily, wo bleibt Rose? Und wer sitzt mit ihr hier?“, unterbrach Hugo das Gespräch seiner Freundinnen.
„Lass dich überraschen.“, antwortete Lily unbekümmert und wandte sich wieder an Becca.
Hugo wollte gerade irgendwas Pikiertes murren, da schlüpfte seine Schwester an ihm vorbei, hinter ihr folgte ein Kerl mit fuchsroten Haaren, die seinen fast identisch aussahen.
Ein verschollen geglaubter Cousin?
Hugo bemerkte, wie Al den Fremden ebenfalls verwirrt ansah. Dann brach er in unterdrücktes Gelächter aus.
„Gott Scorp, wie siehst du denn aus?“
Auch Lily und Becca wandten sich neugierig zu dem Fremden.
Dann erkannte ihn Hugo; es war Scorpius Malfoy. Mit fuchsroten Haaren und einem Haufen Sommersprossen auf der Nase.
„Frag deine Cousine.“, griente Malfoy und sah Rose ironisch an. Sie unterdrückte ein fettes Grinsen.
„Wenn Dad schon zum knallrümpfigen Kröter mutiert, dann bitte erst nach der Trauung.“, sagte sie schlicht.
Hugo versuchte den Blick von Lily zu fangen; diese sah aus irgendeinem Grund sehr selbstzufrieden aus. Auch Aimee und Judy schien es nicht zu kümmern, dass der Sohn des Erzfeindes seinesVater zwischen ihnen saß.
Hugo beschloss, dass er seine Schwester später darauf ansprechen würde. Um auch am Gespräch teilnehmen zu können, spähte er auf seine Uhr.
„Hey, es ist kurz nach Elf...die Braut müsste jetzt kommen!“
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