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Fanfiction

Zeit in einer Flasche - 4. The way back - Ginny Potter -

von DarkJanna

4. The way back
Ginny Potter
Memories - Within Temptation


Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung
in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.


Der Wind fegte durch die dunkle Straße, wirbelte die Blätter auf, die an diesem jungen Herbsttag am Boden lagen, und noch nicht aufgefegt wurden.
Es war Anfang September, die Wärme war noch nicht ganz verschwunden und die Kälte hatte noch nicht Einzug erhalten, in die Straßen Londons.
Selbst wenn die Sonne noch nicht ganz aufgegangen war, lag eine gewisse Schwüle in der Luft, die noch vor wenigen Wochen unglaublich erdrückend wirkte, auf die Bewohner Londons.
Jetzt vermischte sie sich allmählich mit den kühlen Brisen die Erholung brachten.

In den Gassen des Grimmauldplaces merkte man davon leider wenig, dort war es noch immer genauso stickig, wie in den Wochen zuvor.
Woran es lag, mochte keiner so Recht sagen. Vielleicht weil die Düsternis zurückgekehrt war, die diesem Ort solange fern geblieben war.
Seit die junge Familie in die Nachbarschaft gezogen war, hatte niemand den Ort mehr als Düster bezeichnen können. Nun war er es. Erneut.
Zwar wusste niemand so genau wo sie eigentlich wohnten, aber seit niemand mehr die Kinder draußen lang gehen sah, die Frau einkaufen und den Mann die Hecke schneiden, oder überhaupt seit die Familie irgendwie gesehen wurde, war es wieder düsterer geworden.

Nun gut die Zeit war verstrichen, die Kinder würde man wohl nicht mehr hinter einem Ball herlaufen sehen, aber das man doch ab und zu den Mann oder die Frau hätte treffen können, dass hatten die neugierigen Nachbarn dann doch erwartet. Aber nichts. Seit Wochen schon, hatte man die beiden nicht mehr gesehen, und nach und nach, war die Schäbigkeit in die Gasse zurückgekehrt.
Und so wie es immer an diesem merkwürdigen Ort war, vergaßen die anderen Bewohner nach und nach, dass es überhaupt jemals eine Familie in dieser Straße gegeben hatte. Generationen bewohnten nun schon diese Straße, die Kinder zog es immer hier hin zurück. Kinder, die älter wurden, und genauso schnell vergaßen, wie ihre Eltern.
Niemand kümmerte sich um die Trauer, die die Straße an diesem Tag zu beherrschen schien.
Die Trauer, die eigentlich schon seit mehreren Wochen dort zu spüren war. Denn im vergessen und ignorieren waren die Leute der Straße ja nun wirklich gut.

Die junge Familie war schon lange nicht mehr jung. Mehr als 25 Jahre waren seit dem Einzug vergangen. Die Eltern, die waren gealtert, hatten gerade die vierzig erreicht und überschritten. Die Kinder, drei an der Zahl, waren gewachsen und junge Erwachsene geworden, die auszogen und wieder einzogen, die auftauchten und wieder verschwanden, wie es sich für junge Leute gehörte, die ihr eigenes Leben lebten.

Doch nun würde es das nicht mehr geben.
Die Räume des geheimen Hauses waren leer. Die Wände kahl. Die Möbel und die Menschen verschwunden. An manchen Stellen standen noch braune Kisten und Kartons, aber ansonsten war alles ausgeräumt und verschwunden. Wie weggezaubert.
Man sah, dass dieses Haus, bald verlassen sein würde, es vielleicht sogar schon war. Wenn nicht ein einziger Raum, ein einziger im oberen Stockwerk noch komplett eingerichtet gewesen wäre. Alle Schränke, alle Kommoden, alle Bilder, jedes Möbelstück, dass jemals den Raum ausgefüllt hatte, stand noch an genau derselben Stelle wie es immer gestanden hatte. Sogar das Bett war noch gemacht und der Schrank voller Kleidung.
Es war als wäre in diesem Raum die Zeit stehen geblieben, als wäre dieser Raum vom Wandel der Zeit nicht berührt worden.
Und so war es wohl auch.

Die Stille des Hauses wurde durch ein jähes “Plopp” unterbrochen, als eine, nicht mehr junge Frau, aus dem Nichts auftauchte und etwas schwankte.
Sie hatte mehr als 25 Jahre lang in diesem Haus gelebt, hier ihre Kinder großgezogen, hier glückliche Jahre verbracht. Sie war die Mutter, an die sich die Nachbarn erinnern würden, wenn sie sich erinnern wollten.
Ihr Name war Ginny Potter.
Glückliche, fröhliche, ausgelassene Stunden hatte sie in jedem der Räume erlebt. Mit jedem Raum verband sie besondere Erinnerungen, besondere Gefühle.

Als junges Mädchen war sie hier hergekommen und als Witwe würde sie den Ort verlassen.

Denn vor genau einem Monat, war ihr Mann Harry Potter, Held der Nation, gestorben. Und sie, sie verließ den Ort, an dem sie solange gemeinsam gelebt hatten.
Wenn sie es nicht tat, würde sie zerbrechen. Sie wusste, dass sie es nicht ertragen konnte, länger hier zu leben.
So viel hatten sie hier erlebt. So viel. Gemeinsam hatten sie alles durchgestanden und so viel Freude miteinander geteilt.
Kämpfe und Frieden, Glück und Trauer, Liebe und Streit.
Es war eine schwere Entscheidung gewesen, eine Entscheidung, die sie, nachdem sie getroffen worden war, nicht eine Sekunde bereut hatte.
Sie konnte in diesem großen Haus nicht alleine leben. Wollte es nicht. Jeder Schritt, jede Berührung, jede Bewegung jede Handlung würde sie nur erinnern. An all das erinnern, dass sie mit ihm verloren hatte, dass mit ihm gegangen war. Würde sie daran erinnern, dass er gegangen war.

Seufzend ließ sie sich auf ihr gemeinsames Bett sinken und schloss die Augen.
Sie hatte diesen Raum unberührt gelassen. Weil sie sich hier sicher und geborgen gefühlt hatte. Immer. Dieser Raum hatte noch die Magie ihrer gemeinsamen Stunden nicht verloren. Und wenn sie die Augen schloss, konnte sie Harry noch immer spüren. Seinen Duft riechen, seine Stimme hören und seine Bewegungen erahnen.
Dieser Raum war es, indem er, dass erste Mal über alles sprach, was er im Krieg erlebt hatte. Als sie gerade zusammengezogen waren, sich im Haus noch nicht richtig eingerichtet hatten und eigentlich nur im Schlafzimmer lebten, hatte er ihr alles erzählt
Es war ihm nicht leicht gefallen. Aber sie war da gewesen und hatte ihm zugehört ihm geholfen. Und verstanden.
Was sie immer besonders glücklich gemacht hatte.

In this world you tried
not leaving me alone behind.
There's no other way.
I prayed to the gods let him stay.


In diesen Raum, hatte er ihr den Antrag gemacht.
Sie war morgens aufgewacht, in einem anderen Schlafzimmer, weil sie zu spät nach Hause gekommen war, und ihn nicht aufwecken wollte.
Als sie die Augen aufschlug saß er an ihrem Bett und lächelte sie an. Es war ein nervöses, aufgeregtes Lächeln, dass Ginny sich nicht erklären konnte. Und als sie sich aufsetze sah sie auch das Funkeln in seinen Augen, dass sie so liebte. Er hatte nichts gesagt, sie einfach nur angelächelt und so glücklich ausgesehen.
Sie hatte niemals ganz begreifen können, dass sie der Grund für sein Glück war, dass sie es war, die ihn so glücklich machte.
Und doch musste es so gewesen sein, wie sie begriffen hatte, als er ihr die Hand entgegen streckte.
„Zieh dich an, Ginny. Ich habe eine Überraschung für dich.“
Sie wusste nicht, was er vor hatte, sie wusste es wirklich nicht. Aber sie spürte, dass es etwas besonderes sein musste. Also zog sie sich ihr schönstes Sommerkleid an und folgte Harry, der auf dem Flur wartete.
Ginny erinnerte sich noch genau daran, wie er gezittert hatte. Und wie es schlagartig aufhörte, als sie seine Hand ergriff.

Er führte sie in das Schlafzimmer, dass kein Schlafzimmer mehr war. Es war ein Sandstrand. Ein wunderschöner Sandstrand, mitten in ihrem Schlafzimmer. Man hörte das Meer rauschen und die Vögel zwitschern. Es war wie im Paradies. Und noch während sie sich erstaunt umgesehen hatte, wurde sie von Harry in den Raum gezogen.
Er kniete vor ihr nieder und blickte ihr fest in die Augen.
Sie erinnerte sich noch heute an seine Worte, die sie heute wie damals tief bewegt hatten:

„Ginny Weasley.
Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.
Ich kann es noch hundert Mal sagen, und es würde sich immer noch richtig anhören.
Vor mir steht nicht mehr das kleine Mädchen, dass ich vor 11 Jahren kennen gelernt habe. Nicht mehr der Teenager, in den ich mich verliebte, als es schon fast zu spät war.
Vor mir steht die wundervollste Frau, die ich jemals kennengelernt habe.
Ich könnte dir jetzt sagen, was ich alles an dir liebe, aber das würde dich verlegen machen, also tu ich es nicht, auch wenn es tausend Dinge geben würde.
Die vier gemeinsamen Jahre, die wir hatten, waren die schönsten in meinem Leben. Ich sehe in deine Augen, und finde mich selbst darin. Du bist alles was ich jemals wollte, Ginny. Du gibst mir alles, was ich jemals wollen werde.
Ich habe nicht eine Sekunde mit dir bereut und bin der glücklichste Mensch auf Erden, wenn ich mir dir zusammen bin. Du hast immer zu mir gehalten und warst immer an meiner Seite, du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich möchte dich niemals mehr alleine lassen, ich möchte immer bei dir sein, und immer für dich da sein. Du sollst die sein, neben der ich morgens aufwache, und neben der ich Abends einschlafe. Und deshalb frage ich dich:

Willst du mich heiraten, Ginny?“


Sie hatte ja gesagt. Und es nicht eine Sekunde bereut. In all den gemeinsamen Jahren, hatte sie ihn geliebt und ganz genauso empfunden wie er.
Doch nun …
Er hatte versprochen, dass er immer bei ihr sein würde, und doch war er gegangen. Hatte sie alleine gelassen. Dahin gerafft von einer Krankheit, die schlimmer schien, als jeder Kampf, den er jemals kämpfe musste. Eine Krankheit, die schleichend kam, und sich langsam seiner bemächtigte.
Sie hatte und hätte alles dafür getan, dass er bei ihr bleiben konnte, und er genauso, doch es hatte nicht sollen sein. Diesen, seinen letzten, und scheinbar einfachsten Kampf, hatte er verloren. Und jeden Tag, den sie alleine in diesem Haus verbrachte, erinnerte sie nur noch mehr, an den Mann, den sie verloren hatte. Den Mann, den sie über alles liebte.

The memories ease the pain inside,
now I know why.


In den ersten Tagen, nach seinem Tod, war sie immer und immer wieder durch die Räume gegangen. Ganz in schwarz gekleidet und mit eisernem Gesicht. Sie hatte niemanden an sich heran gelassen. Und war in den Erinnerungen versunken. Mit jeder Erinnerung war ihr, als käme ein Teil von Harry zurück. Ein Teil ihres gemeinsamen Lebens. Wenn sie sich den Erinnerungen hingab, war es, als wäre er noch immer hier. Als müsste sie sich nur umdrehen.
Sie hatte so viel Zeit mit grübeln verbracht. Und ihr waren Dinge eingefallen, die sie schon fast vergessen hatte. Sie hatte verstanden. Verstanden, warum George damals alleine sein wollte. Warum er sich zurückgezogen hatte, von allen die ihn liebten und die ihm helfen wollten, als er den wichtigsten Menschen in seinem Leben verlor: Seinen Zwillingsbruder.
Damals hatte sie ihn nicht verstanden. Nicht verstanden, warum er nicht einsehen wollte, dass er nicht der Einzige war, der Fred verloren hatte, der Fred fehlte.
Sie hätte gerne die Zeit zurück gedreht um die vielen Male ungeschehen gemacht, die sie ihn angeschrien hatte.
Denn heute verstand sie sein Bedürfnis nach Ruhe und Einsamkeit. Besser als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Auch George war damals in die Erinnerungen eingetaucht und fast in ihnen ertrunken. Genauso wie sie jetzt.

All of my memories keep you near.
In silent moments I imagine you here.
All of my memories keep you near.
Your silent whispers, silent tears.


Sie hatte alle zurückgestoßen und die Einsamkeit gesucht. Nichts, aber auch nichts, was die sagten konnte den Schmerz lindern, die Tränen aufhalten und den Verlust beheben. Nichts was sie taten oder wollten, gaben Ginny, dass wieder, was sie verloren hatte, als sie Harry verlor.
Einzig und alleine die Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden, gaben ihr das Gefühl, dass er wieder bei ihr war. Dass sich nichts verändert hatte. Dass sie sich nur umzudrehen brauchte, und er war da. Lächelnd. Tröstend. Beschützend.
Doch das ging nicht, wenn all die Menschen dort waren, auf sie einredeten und ihr immer wieder vor Augen führten, was sie doch schon längst wusste: Er war Tod. Harry Potter war nicht mehr.
Sie konnte es nur vergessen wenn sie alleine war. So wie jetzt.
In dem vertrauten Raum war es, als würde er ihr übers Haar streicheln und alles wieder gut machen.
Er war greifbar. Jetzt gerade in diesem Moment.
Doch als Ginny die Augen aufschlug, war da nur noch der leere Raum , der sie höhnisch anzulächeln schien.
Der Raum gab ihr das Gefühl, als wäre Harry gerade erst hier gewesen und hätte ihr etwas zugerufen, dass jetzt in der Stille verhallte. Eine Träne löste sich von ihrer Wange und fiel auf das Bett.
Wäre er hier gewesen, hätte er sie getröstet. Doch er war nicht hier.

Made me promise I'd try
to find my way back in this life.


Ginny wusste, dass man in der ganzen Welt um den berühmten Harry Potter trauerte. Seine Freunde, jeder, der Harry gekannt hatte, war traurig, aber kein Schmerz war mit der starren Verzweiflung zu vergleichen, die sich Ginnys bemächtigt hatte. Von allen Seiten wurden ihr Zeichen der Teilnahme entgegengebracht.
James, Albus und Lily blieben wochenlang bei ihr.
Albus und Lily boten alles auf um ihre Mutter zu trösten. Und vor allem James, James der Witzbold, der in keiner Beziehung lange blieb, der die Nähe nicht ertrug, der unbeständige, der leichtlebige, der die Nachricht vom Tod seines Vaters mit einer für ihn seltsamen Ruhe aufgenommen hatte, tat alles für seine Mutter. Doch es war vergebens.
Ginny wollte keinen Trost gelten lassen.
Bis dahin noch eine hübsche Frau, hatte sie sich im Laufe weniger Wochen verändert. Die früher so lebhaften Augen, blickten erloschen aus einem bleichen und übernächtigten Gesicht, die stets so beschäftigten Hände lagen tagelang müßig im Schoß.
Als sie jetzt vor den Spiegel trat, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Es war besser geworden, doch sie selbst sah, wie sie sich verändert hatte. Jetzt, zum ersten Mal wieder klar.

Sie konnte nicht mehr zählen wie oft in den letzten Wochen Lily sie mit Tränen in den Augen umarmt hatte und sie immer wieder bat sich doch aufzuraffen. Doch sie hatte es nicht geschafft. Und ihr immer nur antworten können: „Ich kann es nicht, Kind, selbst wenn ich es wollte.“ Lily. Ihr kleiner Sonnenschein. Das Nesthäkchen. War noch so jung. Jünger als ihre Brüder. Sie ging noch nach Hogwarts, ihr vorletztes Jahr zwar, aber sie war noch immer ein Kind. Ihre kleine Lily. Aber sie konnte einfach nicht.
In den ersten Tagen, in den ersten beiden Wochen, hatte sie jeder mit Verständnis behandelt. Ihr die Ruhe gegeben, die sie so dringend erbat.
Sie hatte sich zurück gezogen, von allen. Es war einfach zu schrecklich gewesen. Sie wusste, dass es nicht richtig war, dass sie für ihre Kinder da sein sollte, doch es war, wie sie Lily immer und immer wieder gesagt hatte: Ihr fehlte die Kraft. Es war als wäre alles was sie ausmachte mit Harry gestorben.
Wie oft hatte sie in den letzten Wochen, vor allem kurz nach seinem Tod, darüber nachgedacht ihm zu folgen. Wie oft, im Stillen gesagt <Wenn die Kinder nicht wären, würde ich dir folgen> und sich im Nachhinein doch dafür geschämt.

Vorgestern aber hatte sich alles geändert. Es war als hätten sie sich abgesprochen, es nicht mehr mit zu machen. Ob es wirklich so war, würde sie wohl nicht erfahren.

Als sie morgens aufgestanden war, hier in diesem Raum, schweißgebadet und mit Tränen in den Augen, hatte sie sich angezogen war nach unten gegangen, hatte den Kindern Frühstück gemacht und sich mit ihnen unterhalten. So wie jeden Morgen. Es war eine automatische Handlung gewesen, doch in Wirklichkeit hatte sie nichts wahr genommen.
Sie riss sich so gut sie konnte für die Kinder zusammen und trotzdem schaffte sie es nie lange. Und sie wusste, dass die Kinder es wussten.
Doch sie redete sich gerne ein, dass es anders war. An diesem Tag konnte sie das nicht. Nachdem sie sich mit einem schwachen Lächeln zurück gezogen hatte, damit die Kinder ihre Tränen nicht sahen, schloss sie sich im Schlafzimmer ein und erwartete, bis zum Mittag ihre Ruhe zu haben.
Doch Ginny hatte sich getäuscht. Kaum eine halbe Stunde später hatte es an der Tür geklopft und als sie öffnete stand James da. James, ihr Sohn.
Er hatte gar nicht erst abgewartet bis sie ihn abwehren konnte und war im Zimmer bevor sie auch nur den Mund aufgemacht hatte.

„Du musst zu uns zurückkommen, Mum.“
Sie hatte sich aufs Bett fallen lassen und ihn angestarrt.
„Aber ich bin doch gar nicht weg, James.“
„Doch, dass bist du, und das weißt du. Mit jedem Tag, der verstreicht, entfernst du dich mehr von uns. Von uns allen. Wir alle müssen weiter leben. Wir alle vermissen ihn. Aber du darfst uns nicht auch noch verlassen. Das hätte er nicht gewollt. Dad, hätte gewollt, dass du bei uns bleibst. Wir verlieren dich.“
„Ach James. Du verstehst das nicht … Dein Vater und ich, wir ….“ Doch James hatte sie mit nur einem Blick zum Schweigen bringen können.
Und als er begann zu schreien konnte sie Harry in ihm sehen. Ihr James war erwachsen geworden.
„Verdammt noch mal, Mum. Ich verstehe weit mehr, als du glaubst. Wahrscheinlich verstehe ich mehr als du. Du denkst, wir sehen nicht, wie es dir geht. Du glaubst, wir sehen nicht, wie du innerlich stirbst, wie du Tag für Tag zulässt, dass du kaputt gehst. Wie du dich selbst zerstörst, weil du jedes Mal ,wenn du dich umdrehst, hoffst, dass er dort ist.
Bitte, Mummy, versprich mir, dass du uns nicht alleine lässt. Wir brauchen dich. Albus, Lily und ich, wir brauchen dich hier. Ich brauche dich hier. Ich will dich nicht auch noch verlieren. Bitte, kämpf doch.“
Und dann stand er dort, ihr ältester Sohn, und weinte. Weinte und weinte. Bis sie aufstand und ihn in dem Arm nahm. Erst da fiel ihr auf, dass sie dies, seit Harry Tod, nicht mehr getan hatte. Jedenfalls nicht so. Niemals hatte sie von sich aus Nähe zu gelassen, und wenn sie umarmt wurde, hatte sie sich immer innerlich entfernt.

Sie standen lange dort. Lange einfach in dieser Umarmung verschlungen, bis Albus und Lily kamen, die ebenfalls in diese Runde aufgenommen worden waren. Doch irgendwann hatte Ginny sich gelöst und den Kopf geschüttelt. Die Kinder zur Tür gewiesen. Gelächelt, obwohl ihr die Tränen über die Wangen liefen und die Tür fest hinter ihnen verschlossen. Doch nicht ohne vorher zu versprechen, dass sie bald kommen würde. Bald.
Es war nicht so, dass James Worte sie nicht erreicht hatten, vielmehr war es, dass es zu sehr weh tat, sie zu hören. Zu versuchen, wieder die Alte zu werden, wieder für die Kinder da zu sein. Es tat so weh. Und sie wusste einfach nicht, ob sie schon bereit war.

I hope there is a way
to give me a sign you're ok.
Reminds me again it's worth it all
so I can go home.


Wenig später waren Ron und Hermine gekommen. Sie hatten sich gar nicht erst mit Klopfen aufgehalten, sondern waren gleich ins Zimmer gestürmt und hatten sich neben Ginny aufs Bett fallen lassen. Als wäre keine Zeit vergangen. Als wären sie noch immer Teenager, die sich über nichts, mehr Sorgen machten, als über die Verbote ihrer Mutter, und der größte Verlust, den sie erlitten hatten, der ihres zu klein gewordenen Lieblingst-shirts war.

„Ginny. Es ist Schluss. Endgültig Schluss, dass du es nur weißt. Ich werde das nicht mehr zu lassen.“ Hermine funkelte ihre Freundin böse an.
Weißt du nicht mehr, was Harry gesagt hat? Damals auf der Trauerfeier für die Kriegsopfer? Willst du das etwa vergessen haben, wo du dich doch jeden Tag mit der Vergangenheit beschäftigst und dabei die Gegenwart vergisst.

„Woraus wir meiner Ansicht nach Trost schöpfen können, wenn wir unsere Liebsten verloren haben, ist, wenn wie in ihrem Geiste weiterleben. Wenn wir genau das Gleiche tun, womit wir sie glücklich machten, als sie noch bei uns weilten.“

„Vielleicht.“ Versetzte Ginny mit einem bitteren Lächeln.
„Du tust das aber nicht.“ fuhr Ron erbarmungslos fort. „Oder glaubst du Harry würde sich darüber freuen, wenn er wüsste, dass du dich so gehen lässt, sich sogar gegen die Liebe deiner Kinder gleichgültig zeigst und auf dem besten Weg bist, deine Gesundheit zu zerstören.
„Nun, zum Glück weiß er es nicht, er ist ja nicht mehr da, oder?“ sagte Ginny mit einem Teil Scham und einem Teil Wut in der Stimme.
„Bist du dir da ganz sicher? Und selbst wenn es so wäre, der Gedanke, in dem Geist und Sinn unserer Verstorbenen weiterzuleben, ist ein festes Band, das uns mit ihnen verbindet. Jedenfalls finde ich dich in deinem Leid ganz besonders egoistisch und undankbar.“
Es war wie ein Schlag in den Magen. Was James Tränen nicht erreicht hatten, erreichte Hermine mit ein paar klar gesetzten Worten, die Ginny zum aufstehen brachten.
Ihre trüben Augen hatten wieder angefangen zu funkeln, dessen war sie sich sicher, und sie hatte gespürt wie etwas von ihrer alten Natur wieder in ihr wach wurde und sie hatte wütend geschrien:
„Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu sprechen. Ich verlange nichts, als dass ihr mich mit meinem Schmerz alleine lasst, alle. Egoistisch und undankbar! Wie sollte ich Ursache haben, dankbar zu sein. Ich habe gerade meinen Mann verloren.“
Aber Hermine lhatte sich nicht beirren lassen.
„Egoistisch, weil du an dich denkst und ganz vergisst, dass es deine Pflicht ist für deine Kinder da zu sein und ihnen mit doppelter Liebe den Vater zu ersetzen. Auch sie haben Harry verloren, doch du .. Du schaffst es noch nicht ein Mal Lily in die Augen zu sehen, weil du dort Harry siehst, wie er dich vorwurfsvoll anstarrt. Lieber hockst du hier und schwelgst in Dingen die nie wieder sein werden.
Undankbar, weil du all das Gute nicht erkennst, was dir noch geblieben ist. Das Glück, dass du mehr als 25 Jahre lang hattest. Vielleicht ist es weniger als Andere haben, aber doch mehr als Fred hatte, oder Tonks, oder Remus, oder Harrys Eltern. Und doch versinkst du in Selbstmitleid. Das ist nicht die Ginny, die wir kennen. Das ist nicht die Ginny, in die Harry sich verliebt hat.“
Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Hermines Worte trafen sie wie ein Messerstich : Mitten ins Herz. Und gerade weil es die Wahrheit war, tat es doppelt weh. Sie biss sich auf die Lippen und als sie die Augen wieder geöffnet hatte, spürte sie, wie ihr alter Kampfgeist zurückkehrte.
Und sie hatte sich aufgerappelt.
Sie hatte in ihren Kindern und in ihren Freunden Harry wieder gefunden. Einen Weg weiter zu machen. Trotz des Schmerzes, der sie immer wieder einholte.
Gleich am nächsten Tag, hatte sie begonnen den Grimmauldplace auszuräumen. So leid es ihr auch tat, sie konnte nicht eine Woche länger in diesen Haus wohnen, wenn sie nicht wollte, dass sie das Versprechen brach, dass sie ihren Kindern gegeben hatte: Weiterzumachen.

All of my memories keep you near.
In silent moments I imagine you here.
All of my memories keep you near.
Your silent whispers, silent tears.


Ein letztes Mal wollte sie heute durch dieses Haus gehen, bis auch sie es verließ, und ihren Kindern folgen, die für die restliche Zeit, die sie hier blieben, im Fuchsbau wohnten. Bei Percy und seiner Frau.
Sie wollte Abschied nehmen und zugleich alles gute mitnehmen, um es in ihren einsamen Stunden wieder hervor zu holen. Wie einen Schatz, den man hütet und beschützt, und nur in seltenen Momenten hervor holt um sich an ihm zu erfreuen.

Doch eins hatten Ron und Hermine ihr klar gemacht: Wenn sie in dem Haus blieb und mit jedem Schritt in die Erinnerungen versinken wollte, würde sie mehr verlieren als Harry.
Und das wollte sie nicht. Sie hatte die beiden angesehen und gesagt: „Ihr habt genauso wie ich vergessen, dass ich eine Kämpfernatur bin.“
Und jetzt würde sie gegen die Erinnerungen kämpfen, damit diese sie nicht verschlingen würden.
Sie würde gegen die Albträume ankämpfen, die sie Nacht für Nacht heimsuchten, seit Harry nicht mehr da war.
In all den Jahren, seit sie mit Harry zusammengelebt hatte, waren die Albträume nicht mehr gekommen. Bei ihm hatte sie sich sicher gefühlt. Doch jetzt, wo er nicht mehr da war, kehrten sie zurück schlimmer als zuvor.
Tom Riddle war ihr fast ständiger Begleiter in der Nacht. Er kam immer und immer wieder aus dem Tagebuch, doch diesmal kündigte er nicht ihren baldigen Tod an: „Jetzt habe ich ihn doch bekommen, Ginny. Ich habe ihn mir geholt, nach all der Zeit habe ich gewonnen. Und es wird nicht mehr lange dauern ….“
Sie konnte sich gar nicht daran erinnern ob sie überhaupt eine Nacht seit seinem Tod durchgeschlafen hatte. Sie hoffte wirklich, dass es nachlassen würde, wenn sie aus dem Haus ausziehen würde.
Wenn sie sich an Harry erinnerte wollte sie es freiwillig tun. Gerne und mit Freude an die Zeit die sie gehabt hatten, so wie Hermine es gesagt hatte.
Sie wollte endlich aus dem Meer der Tränen herauskommen, die Stimmen in ihrem Kopf besiegen und die Starre abwerfen, die sie davon abhielt für ihre Kinder da zu sein.

Together in all these memories
I see your smile.
All the memories I hold there.
Darling, you know I love you
till the end of time.


Ginny wandte sich vom Spiegel ab und ließ einen letzten Blick durch den Raum schweifen. Dann atmete sie tief durch und schwang ihren Zauberstab. Die Kleider flogen aus dem Schrank, die Bilder von der Wand und die Bettdecke rollte sich von selber ein. Ginny schloss die Augen während sie ihren Zauberstab weiter schwang. Sie konnte nich zu sehen, wie der Ort, an dem sie so lange gelebt hatte, den letzten Rest Vergangenheit verlor. Aber sie wollte alleine komme und nun würde sie es auch alleine durchstehen.
Als auch die Möbel sich verkleinert hatten und in Schachteln gepackt wurden die aus dem Nichts aufgetaucht waren öffnete Ginny die Augen. Sie seufzte kurz und mit einer letzen Handbewegung verschwanden die Kisten. Sie würden im Fuchsbau landen, bis sie sich ein eigenes kleines Haus kaufen konnte.

Nachdem sie ein allerletztes Mal sich von jedem der Räume verabschiedet hatte, verließ sie das Haus. Nicht durch Magie. Sie trat durch die Haustür und schloss sie ab. Dann strich sie ein letztes Mal über die Tür.
Und dann tat sie etwas, was sie in den gesamten letzten Wochen nicht ein Mal hatte tun können. Sie apparierte zu Ron und Hermine. Die Tränen waren wieder gekommen. Sie liefen ihr über die Wangen während sie an die Tür des kleinen Hauses klopfte. Als Hermine öffnete und ihre Freundin sah, stieß sie einen kleinen Schrei aus und umarmte Ginny lange und fest, bevor sie sie in Haus zog.
„Hermine, es tut so weh.“ war alles was Ginny sagte.
Sie ließ sich auf das Sofa sinken und vergrub das Gesicht in Händen, während sie zuließ dass Hermine sich neben sie setzte ihr über den Rücken strich.
„Rede mit mir, das wird helfen.“

„Ich weiß einfach nicht, wie es weiter gehen soll. Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm wäre, dass ich alles mit ihm verlieren würde. Es fühlt sich an, als wäre alles mit ihm gegangen. Wirklich alles. Für ein paar Sekunden ist es weg und ich glaube ich muss mich einfach nur umdrehen um ihm in die Augen zu sehen, aber wenn ich es tue ist da nichts. Nur die leere Bettdecke. Das ist das schlimmste. Zu wissen, dass ich ihn niemals mehr durchs Haar streichen werde, nie wieder mit ihm lachen kann, nie wieder seine funkelnden Augen zu sehen, und seine Schusseligkeit, was seine Sachen angeht. Dass ich nie wieder seine Stimme höre und nie wieder seine Hände spüre.
Ich konnte mir nie vorstellen, dass es so schlimm wird. Nie. Ich dachte, wenn es so weit ist, sind wir alt und haben uns gemeinsam darauf vorbereitet. Ich dachte, wenn es soweit ist, dann werde ich ihm eh bald folgen. Aber so … Es kam so unerwartet. Und er wird nie wieder da sein. Nie wieder werde ich mit ihm Quidditch spielen, nie wieder mit ihm streiten, nie wieder neben ihm aufwachen. Es dreht sich alles nur noch darum, dass er nicht mehr da ist. Ich weiß nicht wie ich das aushalten soll
Nur wenn ich mich erinnere, ist es ein bisschen so als wäre er noch da.“

Ginny redete und redete. Sie redete sich all das von der Seele, was schon seit Wochen auf ihr lastete. Es war, als ob ein Damm tief in ihr gebrochen wäre und sie nun alles raus lassen konnte. Hermine hörte ihr einfach zu und schwieg. Und es tat so verdammt gut. Es war besser über ihn zu reden, als sich nur zu erinnern.

„Wo ist eigentlich, Ron?“ Mitten in ihrem Redeschwall fiel ihr auf, dass ihr Bruder sich nicht hatte Blicken lassen, wo er doch sonst immer in den ungünstigste Momenten auftauchte und störte. „Es ist ein Montag, Gin. Er arbeitet.“ „Oh.“ Sie schwieg.
„Geht es dir besser, Ginny?“
Ginny dachte über diese Frage nach. Fühlte sie sich besser? Ein bisschen vielleicht. Jedenfalls war sie diese verfluchte Starre los geworden.
„Besser? Es geht. Ein wenig, glaube ich. Danke, Hermine. Es hat gut getan zu reden. Aber ich sollte jetzt zu den Kindern. Du hattest Recht, sie brauchen mich:“
Mit diesen Worten raffte Ginny sich auf. „Oh, Ginny. Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist.“
„Mehr oder weniger, meinst du wohl.“ sie lächelte traurig.
„Nein Ginny, ich meine ganz und gar. Es ist natürlich das du trauerst, und das du weinst. Das ist normal. Aber dass du dich jede Sekunde weiter von uns entfernt hast, dass wir dich fast verloren hätten, dass hat aufgehört. Und jetzt bist du wieder die Ginny, die nicht aufgeben wird, weil sie erkannt hat, dass es noch immer etwas gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“
„Ja.“ Ginny kamen schon wieder fast die Tränen, doch dieses Mal lächelte sie. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Danke für alles. Du bist die beste Freundin die man sich wünschen kann. Ihr beide habt mir so geholfen ... Und sag es Ron auch.“
Sie verließ das Haus und apparierte zum Fuchsbau. Doch sie ging nicht rein. Sie wollte noch ein wenig alleine sein und so wanderte sie durch die Felder, und gab sich ein letztes Mal, den Erinnerungen hin.

Und als sie es endlich schaffte in ihr Elternhaus zurück zu kehren, hatte sie einen festen Vorsatz: Weiterzuleben. Bis auch ihre Zeit gekommen war, und sie Harry folgen durfte. Doch bis dahin, würde sie genau das tun, was sie mit Harry getan hatte und getan hätte. Sie würde das tun, was ihn glücklich gemacht hatte, als er noch bei ihr war.

„Ich werde dich lieben bis zum Ende aller Zeiten, und darüber hinaus, Harry Potter.“

Together in all these memories
I see your smile.
All the memories I hold there.
Darling, you know I love you
till the end of time.


****


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