von Hoppenstedt
Severus hatte beschlossen, mit Dumbledore nicht über den nächtlichen Besuch zu sprechen. Erstens war alles still und heimlich abgelaufen. Und zweitens hatte ihm der ehemalige Schulleiter erst gestern von seiner zweitägigen Reise auf der Suche nach Horcruxen erzählt, jedoch keine Bemerkung über die besagte Nacht fallen lassen.
Sicherlich wusste er nichts von der Aktion. Und das brauchte er auch gar nicht. Zu gern behielt der Zaubertränkemeister dieses Geheimnis für sich und verschloss es in den hintersten Bereichen seines Geistes. Weder Dumbledore noch Voldemort sollten diese Erinnerung mit ihm teilen dürfen. Eine Erinnerung, die doch eigentlich eher wie ein Traum schien.
Aber selbst wenn er geträumt hätte, selbst wenn das Amulett nicht ihr gehörte und er sich völlig getäuscht hatte – nichts wollte er davon wissen. Das Geschehene war dafür zu wichtig. Es würde ihm Mut und Kraft für die letzten Tage seines Lebens geben. Denn bald musste es soweit sein. Er spürte es. Und auch der Dunkle Lord war sich dessen bewusst. Mehr als einmal hatte Severus dessen Zorn über sich ergehen lassen müssen.
Neuerdings mit dem Unterschied, dass der ehemalige Todesser nach den Treffen nie gleich in sein Büro zurückkehrte, sondern in den Kerkern verschwand, um sich in seinem alten Klassenzimmer einigermaßen herzurichten und ein paar Tränke zu schlucken. Er wollte nicht, dass Laura ihn so sah. Blutend, schwach, zitternd. Er schämte sich dafür. Er schämte sich für sich selbst und seine Unzulänglichkeiten.
Allein, dass sie es war, die ihn verarztet hatte, und er dabei halbnackt vor ihr gelegen haben musste, ließ ihn bei dem bloßen Gedanken daran verzweifeln. Er hasste sich und seinen Körper. Schon immer. Er war kein schöner Mann, das wusste er. Zu dünn. Zu Blass. Mit Hakennase und fettigem Haar. Blicke in den Spiegel vermied er geflissentlich. Laura musste sich geekelt haben bei seinem Anblick. Vielleicht war es besser, dass er nicht bei Bewusstsein war und ihren mitleidigen Gesichtsausdruck sehen musste. „Warum verliebst du dich auch in die schönste, intelligenteste und liebenswürdigste Frau, die es auf der ganzen Welt gibt, Schniefelus?“ fragte die bösartige kleine Stimme in seinem Kopf bei diesen tristen Gedanken immer wieder listig.
Laura saß im Wohnzimmer des gemeinsamen Verstecks. Es war ein großer Raum mit Riesigen Fenstern, einem Kamin und alten dunklen Holzmöbeln. Dumbledore hatte gerade eine ganze Schachtel Pfefferminz-Lakritz-Zauberstäbe als Abendbrot verspeist und ihr dabei zwei Stunden lang den Plan für den finalen Kampf offengelegt.
Mit sämtlichen eintretenden Eventualitäten.
Er selbst würde irgendwann in Hogwarts auftauchen und sich zu erkennen geben, um die Bewohner des Schlosses zu unterstützen und Harry den Rücken freizuhalten. Zuvor wollte er sich außerhalb des Gebäudes positionieren und so lange wie möglich einen mächtigen Schutzzauber über die Schule legen. Laura hingegen sollte sich innerhalb des Schlosses verstecken und mit Hilfe des silbernen Nebels fortbewegen. Ihre Aufgabe würde es sein, die Kämpfer der guten Seite zu schützen und sie mit umfangreichen Anti-Avada-Kedavra-Zaubern vor dem Tode zu bewahren. Diesen Spruch hatte sie zusammen mit Albus entwickelt, um Schutzmauern gegen den Todesfluch um eine einzelne Person oder auch um ganze Personengruppen zu bilden. Sie würde einiges zu tun haben.
Severus würde die undankbare Aufgabe bekommen, Harry zu erzählen, dass dieser sterben müsse, wenn Dumbledore es nicht rechtzeitig schaffen sollte. Dennoch hoffte der weißhaarige Zauberer, dass nur der Horcrux in dem Jungen zerstört werden würde. Sollte der Junge-der-schon-einmal-überlebt-hatte jedoch sterben, würden Dumbledore und Laura den letzten alles entscheidenden Schritt selbst tun. Dann würde Voldemort durch ihrer beiden Hände sterben.
Zum Abschluss der Erklärung sowie Aufgabenverteilung folgten noch zahlreiche Ermahnungen, dass Laura ihre Position nicht verlassen solle für eventuelle Erkundungen. Das galt auch für Kampfpausen. Außerdem sollte sie sich in keinerlei Kämpfe mit Todessern einlassen und schon gar nicht versuchen, ihren Vater allein ausfindig zu machen! Dieser letzte Satz wurde etwa fünf Mal an diesem Abend und dann in Abständen alle paar Tage geäußert.
Ansonsten verlief jedoch alles ruhig und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Dumbledore mochte vielleicht etwas von Lauras kleiner Regelmissachtung ahnen, aber beweisen konnte er ihr nichts! Sie hatte das Bild genauso verschlossen, wie sie es vorgefunden hatte. Außerdem ließ sie es sich auch nicht nehmen, regelmäßig durch das Porträt zu schauen, um den Zaubertränkemeister zu beobachten.
Nicht, dass sie das beruhigte. Sicher, er kam nicht mehr ins Büro und fiel gleich vorn über. Aber er konnte ihr nichts vormachen. Die Blässe und Müdigkeit seines Gesichts und sein abgezehrter Körper sprachen Bände. Mehr als einmal überkam sie bei seinem Anblick der tiefe Wunsch, es Voldemort heimzuzahlen. Und zwar alles. Alles, was er seinen Opfern jemals angetan hatte. Und vielleicht würde sie das auch tun. Dumbledores Bitten zum Trotz.
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Oho! Ihr merkt, es geht in die entscheidene Phase. Gleich morgen wird es das nächste Kapitel geben. Macht euch auf die finale Schlacht um Hogwarts gefasst!
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