von Hoppenstedt
Das durfte doch alles nicht wahr sein! Noch vor einer Minute stand er vor dieser Frau und hatte das Gefühl, sie wollte ihm endlich die Wahrheit sagen. Und dann das! Seine Tätowierung hatte angefangen, unangenehm zu brennen. Der Dunkle Lord rief seine Anhänger und es war gefährlich, zu spät zu kommen. Severus hoffte inständig, dass dieses Treffen nichts mit der Situation von vorhin zu tun hatte. Nur ein einziger Gedanke spukte ab dem Moment in seinem Kopf herum, in dem der Schmerz durch seinen linken Unterarm jagte: Bitte, lass es nicht wegen ihr sein! Wie versteinert hatte er in ihr Gesicht geblickt, bevor er kopflos einfach aus dem Haus gerannt war.
Er musste sich beeilen. Sofort apparierte er zum Treffpunkt. Die meisten Anhänger waren schon da und es herrschte aufgeregtes Gemurmel. Der Dunkle Lord selbst war noch nicht zu sehen. Severus atmete tief durch, verschloss seinen Geist und setzte dann seine Maske auf.
„Hallo, Snape. Weißt du was los ist?“ fragte neben ihm plötzlich ein anderer vermummter Todesser. An dessen Stimme erkannte der Angesprochene, dass es sich um Mulciber handeln musste.
„Nein. Ich weiß n...“ In diesem Moment erschien der Dunkle Lord und alle Gespräche verstummten schlagartig.
Ohne eine Begrüßung schritt die Gestalt mit den roten Augen in den Kreis seiner Untergebenen und eine große fast vier Meter lange Schlange folgte ihm leise zischelnd auf dem Fuße. „Ich habe euch heute aus einem besonderen Grund hergebeten“ konnte man die vor unterdrückter Wut zitternde Stimme ihres Meisters vernehmen. "Das verheißt nichts Gutes." schoss es nicht nur einem der Anwesenden durch den Kopf.
„Wie ihr sicherlich schon gehört habt, sind einige von euch mir nicht treu ergeben.“ Severus hielt die Luft an, als der Dunkle Lord an ihm vorbeiging und ihn kurz mit seinen Augen fixierte. „Es gab einen bedauerlichen Zwischenfall...“ eine lange Pause entstand, in der Voldemort weiter den Zirkel ablief und jeden einzelnen seiner Gefolgsleute musterte, bis er vor einer stattlichen maskierten Gestalt stehen blieb, die augenblicklich anfing zu zittern. „...nicht wahr, Carter?“
Dieser zuckte, wie von einem Peitschenhieb getroffen, zusammen. „Euer Freund hier hat kläglich versagt. Aber ich bin dir deswegen nicht böse.“ flüsterte der Dunkle Lord verständnisvoll. „Es ist nicht einfach, jemanden aus der Ministeriumsabteilung zu unterwerfen. Unter euch gibt es sicherlich niemanden, der dafür kein Verständnis hätte.“
Jetzt erklang eine Art Lachen aus seinem Mund. Ein freudloses hohes Lachen. Die versammelten Todesser fielen hier und da ein, aber es klang eher kläglich und befangen. „Du siehst, Carter, sie haben dir bereits verziehen.“ Erneut folgte lastendes Schweigen, bevor der Dunkle Lord kreischte: „Aber ich werde dir nicht verzeihen!“
Mit diesen Worten zückte er seinen Zauberstab und nur einen Augenblick später wand sich der große Todesser auf dem Boden und schrie sich die Seele aus dem Leib. Die ganze Bestrafung dauerte nur einige Minuten, in denen Voldemort immer wieder „Crucio“ schrie. Severus sah ganz in seiner Nähe Bellatrix Lestrange stehen, die vor Begeisterung bebte und die Szene mit einem fanatischen Glanz in den Augen beobachtete.
Schließlich hörte das Schreien Carters auf. Er hatte offensichtlich das Bewusstsein verloren. „Nagini,“ säuselte der Dunkle Lord plötzlich „komm her. Es gibt Abendbrot.“ Entsetzt sah Severus, wie sich die Schlange langsam durch das Gras auf ihr wehrloses Opfer zubewegte. „Der Rest von euch kann gehen! Aber lasst euch das hier eine Lehre sein. Ich dulde kein Versagen!“ zischte Voldemort leise. Die meisten folgten seinem Befehl augenblicklich, vor allem, um sich die schreckliche Szene nicht mit ansehen zu müssen.
Auch Severus machte sich bereits auf den Weg, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte und eine unmissverständliche Aufforderung: „Du bleibst! Ich habe einige Fragen an dich.“ Widerspruchslos folgte er seinem Meister an eine Seite der Wiese, an der sie weder durch die übrigen Todesser, noch durch den Todeskampf, den der inzwischen wieder zu sich gekommene Carter mit der Riesenschlange führte, gestört wurden.
„Es geht um die Zaubertrankstunden, die du meiner Tochter gibst. Sie lernt offensichtlich schnell.“
„Ja, mein Lord.“ erwiderte Severus ruhig.
„Und … hast du sonst noch etwas mitbekommen? Ist dir in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches an ihr aufgefallen?“
„Nein, mein Lord.“ kam es ebenso ruhig über die Lippen des Maskierten, obwohl der Dunkle Lord ihn taxierte und in seine Gedanken eindrang.
„Zum Glück war ich auch damals schon ein ausgezeichneter Okklumentiker!“ dachte Severus, als er sich im Bett umdrehte, um eine bequemere Liegeposition zu finden. Dann wandte er sich erneut seinen Erinnerungen zu.
„Ich habe das Gefühl, sie hintergeht mich. Vielleicht wäre es angebracht, ein ähnliches Exempel wie heute noch einmal zu statuieren.“ sprach Voldemort schließlich mehr zu sich selbst als zu dem entsetzten Mann vor ihm. „Hier ist der Zettel für nächste Woche Donnerstag. Sollte dir etwas auffallen, befehle ich dir, es mir unverzüglich mitzuteilen!“ Damit war Severus entlassen und Voldemort begab sich zurück zum Kampfplatz.
Ein „Avada Kevadra!“ ertönte nur Augenblicke später und man sah den baumlangen Carter, umwickelt von der Schlange, zu Boden stürzen.
Währenddessen apparierte ein ehemaliger Todesser nach Spinner´s End.
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