von SaphiraMalfoy
Evanescence - Missing
Wütend wischte Narzissa sich die Tränen aus den Augen, dieser Mann hatte es nicht verdient, dass man um ihn weinte!
Sie hatten sich geliebt, hatten sich wirklich geliebt, zumindest hatte sie das geglaubt, aber seit Jahren behandelte er sie nun nicht besser, als ein Möbelstück.
Heute war es so weit, heute würde sie ihn verlassen, würde alleine nach Kings Cross apparieren um ihren Sohn abzuholen und vorerst bei ihrer Schwester, Andromeda, unterkommen. Dort würde Lucius sie nicht suchen, nie käme er darauf, dass sie zu ihrer Schwester, der Blutsverräterin, überhaupt noch Kontakt hatte. Wie auch? Narzissa hatte sich schließlich sehr darum bemüht, dies vor ihm und dem Rest der Welt geheim zu halten. Andromeda war eine Verstoßene, eine Frau wie Narzissa sollte mit solchen Leuten nichts zu tun haben. Nach außen hin wahrte sie den Schein und stimmte den Anderen zu, aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dachte sie eigentlich ganz anders darüber. Andromeda war ihre Schwester, die sie liebte und war es nicht egal, wen sie heiratete? Was ging es denn andere Leute an, solange sie diesen Ted Tonks liebte…
Mit einem letzten Seufzer schloss sie den Schrank, der nun vollkommen leer war.
Endgültig.
Ein seltsames Gefühl.
Please, please forgive me,
But I won't be home again.
Maybe someday you'll look up,
And, barely conscious, you'll say to no one:
"Isn't something missing?"
Ob Lucius ihre Abwesenheit überhaupt auffallen würde?
Das Bett teilten sie nun schon ungefähr seit Dracos 8. Lebensjahr nicht mehr. Nach einem Streit war sie damals in eines der großen Gästezimmer gezogen und dabei war es letztendlich auch geblieben.
Wenn er wenigstens noch mit ihr streiten würde... aber selbst das taten sie nicht mehr. Gar nichts verband sie noch, außer ihrer unendlich großen Sehnsucht nach dem Mann, der sie vor langer Zeit schon vergessen hatte.
You won't cry for my absence, I know -
You forgot me long ago.
Am I that unimportant...?
Am I so insignificant...?
Isn't something missing?
Isn't someone missing me?
Wie hatte das passieren können?
Wie um alles in der Welt hatten sie sich nur so auseinanderleben können?
So gerne sie es ihm auch gesagt hätte, es ihm am liebsten ins Gesicht geschrien hätte, wie sehr sie ihn liebte, so groß war auch die Angst vor seiner Reaktion. Tausende Male hatte sie sich ausgemalt, wie seine kalten, grauen Augen spöttisch auf sie hinabblickten und er ihr, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, sagte, er habe sie nie geliebt.
Mindestens genauso oft hatte sie sich aber auch vorgestellt, es würde anders kommen, er würde seine Lippen sanft auf die Ihren legen so, wie er es früher immer getan hatte und sie würden wieder zueinander finden.
Aber für solche Sentimentalitäten war nun wirklich keine Zeit.
Even though I'm the sacrifice,
You won't try for me, not now.
Though I'd die to know you love me,
I'm all alone.
Isn't someone missing me?
Nahezu alles würde sie dafür tun um nur einmal noch aus seinem Mund zu hören, wie wichtig sie für ihn war, aber das würde nie wieder geschehen. Tatenlos hatte sie viel zu lange an diesem Ort verbracht und sich der Illusion hingegeben, sie hätten noch eine Chance und mit jedem Tag, der ohne ein Zeichen der Zuneigung verging, starb ein kleiner Teil von ihr.
Die alte Narzissa gab es schon lange nicht mehr.
Für immer verschwunden, ausgelöscht, tot.
Das naive, fröhliche Mädchen war an der eiskalten Gleichgültigkeit ihres Mannes zerbrochen.
And if I bleed, I'll bleed,
Knowing you don't care.
And if I sleep just to dream of you
And wake without you there,
Isn't something missing?
Isn't something...
Das musste ein Ende haben.
Sie hatte beschlossen nicht mehr jeden Morgen fast in Tränen auszubrechen, weil sie immer und immer wieder feststellte, dass dies kein böser Traum war, sondern die Realität.
Lucius war nicht da. Er war nie da.
Nicht die Spur eines Gefühls spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, wenn er sie ansah und nun gab sie ihren Traum auf und verließ ihn.
Die Prinzessin verließ ihren Prinzen, der längst keiner mehr war.
Even though I'm the sacrifice,
You won't try for me, not now.
Though I'd die to know you love me,
I'm all alone...
Isn't something missing?
Isn't someone missing me?
Und so schritt die blonde Hexe erhobenen Hauptes die Treppen vor der Eingangstüre hinab, lief den breiten Kiesweg entlang, bis sie die Appariergrenze erreichte und verschwand schweren Herzens, ohne sich noch ein letztes Mal umzudrehen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel