von Xaveria
„Wach auf.“
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„Behalte... behalte ihn einfach nur drinnen, okay?“ Hermine glitt durch Hagrids Tür, bevor er ihr noch weitere Fragen stellen konnte, und rannte zurück zum Schloss; Krummbeins Gejaule sehr wohl ignorierend, das selbst durch die dicken Wände von Hagrids Hütte noch zu hören war.
Als sie über den Grund rannte, knurrte ihr Magen fürchterlich und ihr kam der belanglose Gedanke, dass, wenn sie noch weitere Essen verpasste, ihr jüngeres Ich bald feststelle, dass ihre Uniform nicht mehr passen würde.
Sie stolperte vor den Türen des unteren Eingangs zum Schloss und blieb stehen. Verdammt. Sie hatte nicht vernünftig gelernt! Ihr älteres Ich kannte den Stoff, aber wäre auch ihr jüngeres Ich auf die Prüfungen vorbereitet?
Keine Zeit darüber nachzudenken.
Schnell strich sie sich ihre Haare so gut wie es ging glatt und richtete ihre Krawatte, damit sie nicht so aussah, als ob sie gerade auf einem Thestral geritten wäre. Sie nahm sich einen Moment, um durchzuatmen, bevor sie sich auf den Zaubertrankunterricht vorbereitete.
Sie gesellte sich zu den anderen Schülern, die sich im Flur unterhielten, während sie warteten. War Neville vor dem Unterricht immer so blass gewesen?
Die Tür öffnete sich und die Schüler betraten schweigend den Klassenraum.
Sie nahm ihren gewohnten Platz ein und holte alles, was sie für den Unterricht braucht, aus ihrer Schultasche.
Nun, fast alles.
Sie vermutete nicht, dass sie noch eine Portion Mut in ihrer Tasche finden würde. Oder einen Schluck von Sieh-ihm-nicht-in-die-Augen. Oder ein... oh, verdammt.
„Miss Granger, sofern Sie nicht versuchen ihr kleines Haustier in Ihrer Tasche zu verstecken...“ Seine Stimme war gefährlich leise.
Sie schüttelte den Kopf und richtete sich auf, bedacht darauf ihren Blick auf ihrem Buch zu halten. Sie tauchte die Feder in ihre Tinte und zwang sich ihre Hände ruhig zu halten, als er mit dem Unterricht begann.
Sie schaffte es die Feder einigermaßen ruhig zu halten, während er ihnen den Zaubertrank erklärte, den sie heute brauen würde und zwang sich weiterzuschreiben. Ihr jüngeres Ich würde die Notizen brauchen und es war eine ausgezeichnete Entschuldigung nicht aufzuschauen, damit sie nicht sah, wie er sie beobachtete.
Oder ihr keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.
Sie wusste nicht, was schlimmer war.
Von daher schrieb sie weiter und fragte sich, ob die Slytherins schon immer so viel geflüstert haben, oder ob ihre Nerven einfach nur so angespannt waren wie ein Klavierdraht.
„Keine Antwort, Miss Granger?“
Sie hörte, wie er seine Arme verschränkte – das Geräusch von Wolle auf Wolle war fast wie ein Kreischen in ihrem Kopf. Definitiv Klavierdraht. Verdammt. Wie war die Frage?
Sie brauchte kein Geräusch, um zu wissen, dass er eine vernichtende Augenbraue hochzog. Oder höhnisch grinste.
„Also, schön. Malfoy, was sind die vier Nutzen von...“
Verdammt, verdammt, verdammt.
Sie konzentrierte sich für den Rest seiner Einführung stark auf jedes einzelne seiner Worte, aber er stellte keinerlei Fragen mehr.
Als sich die Schüler aufreihten, um ihre Zutaten einzusammeln und ihre Kessel aufbauten, warf sie einen vorsichtigen Blick nach vorne.
Er saß absolut regungslos da, während die Schüler herumliefen. Sein Blick glitt über jeden einzelnen der Schüler, seine beobachtenden Augen katalogisierten jede ihrer Bewegungen und kalkulierte bereits die jeweilige Note.
Sie hatte nie erkannt, wie schwer es war sich neutral zu verhalten, wenn man genau dies versuchte.
Wie hatte er nur all die Jahre als Spion überlebt?, fragte sie sich, als sie darauf wartete, dass Pansy ihre Libellenflügel einsammelte.
Draco murmelte etwas zu Pansy und beide warfen ihr mit einem schiefen Grinsen einen Blick zu.
Was war das?, fragte sie sich und ihre Hand fuhr automatisch durch ihr Haar.
„Miss Granger, muss ich Sie daran erinnern, was ein einziges menschliches Haar mit diesem besonderen Trank anstellen kann?“
„Er wird unbrauchbar, es sei denn es ist die Grundlage von Felix Fe-“ Mist. Das sollte sie noch gar nicht wissen.
Er unterbrach sie sogar noch, als sie schon bereits verstummt war. „Ich habe nicht nach einer Abhandlung gefragt, Granger. Ja oder nein reicht vollkommen aus.“
„Ja, Sir. Nein, Sir.“
„Ja, Sir. Nein, Sir“, äffte Pansysie schrill nach.
Die Slytherins lachten.
Ihr Gelächter jedoch verstummte, wie immer, wenn der Professor ihnen einen milden Blick zuwarf.
Schweigen folgte und sie hatte keine Wahl als aufzuschauen.
Er schien auf etwas zu warten.
Sie konzentrierte sich darauf, auf seinen Nasenrücken zu schauen. „Es tut mir leid, Sir.“
„Binden Sie Ihr Haar zusammen.“ Er wandte sich ab, um Parvatis Zutaten zu begutachten, sein Mantel wirbelte vorhaltend hinter ihm.
Hastig zählte sie ihre Libellenflügel und eilte zurück zu ihrem Platz und versuchte sich daran zu erinnern, ob er ihr jemals gesagt hatte, dass sie ihr Haar zurückbinden sollte.
Er hatte vermutlich nie einen Grund dazu gehabt.
Sie drehte ihre Haare zurück und steckte eine Ersatzfeder für den Halt hindurch.
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Seine Hand hielt auf Mimis Fell inne, während sie schlafend und zusammengerollt auf seinen Schoß lag.
Ihre Haare …
Nur ein Eindruck davon, wie sich eine Strähne am Nacken aus ihrem Knoten löste und eines davon nach vorne in ihren Kessel fiel.
Seine Finger zuckten, weckten Mimi auf, welche müde blinzelte und sich dann streckte.
„Binde es zusammen, Hermine“, flüsterte er in ihr leeres Wohnzimmer. „Binde es zusammen.“
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Hermine zählte die Umrührungen gegen den Uhrzeigersinn, als sich ein Schatten über ihre Notizen legte. Sie hielt ihren Atem an, befürchtend, dass ihr Professor sie jetzt auch noch heimsuchen wollte.
Dann erkannte sie die Form des Schattens.
Wenn Professor Snape nicht plötzlich spitze Ohren gewachsen waren... sie schielte zum Fenster hoch.
Krummbein miaute still hinter dem Glas.
Sie schloss ihre Augen,atmete durch und blies eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie hatte gewusst, dass Hagrid zu weichherzig war, um sein Jaulen lange aushalten zu können.
In der Hoffnung, dass der Professor es nicht bemerken würde – als ob er nicht alles bemerken würde – also, technisch gesehen, war Krummy nicht drinnen… - beugte sie sich über ihre Notizen, um die nächsten Schritte zu überprüfen.
„PERFSSR SAG ES ZRUKK ZU BINDN.“
Sie starrte auf ihre Notizen und dann zurück zum Fenster, wo Krummbein versuchte durch das Glas zu klettern.
Woher wusste Krummbein es?
Blind suchte sie in ihrer Tasche nach einem Haargummi und richtete sich auf, nur um Professor Snape mit einem Finger in ihren Kessel greifen zu sehen.
Sie schnappte bei der Erinnerung von diesen Händen in ihren Haaren nach Luft.
Diese Hände...Er zog ein langes, gelocktes Haar aus dem Trank.
„Glückwunsch, Miss Granger“, flüsterte er, doch laut genug, dass es im ganzen Raum leise wurde. „Sie haben versagt.“
Sie nickte, ihre Kehle schnürte sich gegen ihre Tränen zu. „Ich weiß“, wisperte sie.
Seine Hände...Sie schlang ihre Arme um ihre Brust und ließ sich auf den Stuhl fallen. Ich weiß.
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Severus atmete aus und nahm einen langen Schluck von seinem Brandy.
Mimi kletterte hoch zu seiner Brust, schnüffelte an den Dämpfen und zog dann ihren Kopf zurück.
„Wann lässt du sie zurückkehren, Kleine?“
„Meee?“
Er schielte auf die Flakes auf den Beistelltisch.
Die Buchstaben verschoben sich: „KATSE HELF SEELE.“
„Bist du das oder ihr verdammter Kniesel?“
„KRUMBEIN.“
Er blinzelte langsam, während sich in seinem Kopf bereits ein Plan formulierte.
Nach einem kurzen Moment sagte er sehr gütig: „Mimi, du musst jetzt sehr gut aufpassen.“
Sie starrte ihn anbetend an.
„Sag Krummbein, er soll Hermine sagen...“
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Während ihre Klassenkameraden weiter an ihren Tränken arbeiteten, schrieb Hermine endlose Wiederholungen von „Ich werde meine Haare anständig zurückbinden“ auf ein 15cm langes Pergament, welches ihr Professor Snape gegeben hatte – seine Anweisung war es, dass es am Ende des Unterrichts vollgeschrieben sein musste.
„Ich werde meine Haare anständig zurückbinden. Ich werde meine Haare anständig zurückbinden. Ich werde meine Haare anstäPRFSSR SAG BAMAYTOSAMN ZFUGEN.“
Hermine schob ihren Stuhl zurück. Was zum…
„BAMAYTOSAMN WIRD ZUBRTRNK RETEN. PFRFSSR SAG MID SILBRMSSR ZRSCHLGEN. MIMI SAG PRFSSR MAG DAIN HAHR, ABR NICH IN ZUBRTRNK.“
Sie zog ihre Augenbraue hoch und drehte ihren Kopf zum Fenster.
Krummbein starrte sie an, als ob er mit seinem puren Willen das Glas schmelzen lassen könnte.
„Mimi?“, formte sie die Worte.
Er blinzelte sie an.
„Du kannst Mimi hören?“
Aus ihren Zeilen war zu lesen: „KATSE HELF SEEELE.“
Ihr Herz schwoll an und sie sagte stumm: „Tomate?“
Krummbein blinzelte erneut.
Hermines Mund zuckte und sie sah sich im Klassenraum um, um sicherzugehen, dass sie nicht auffiel, während sie aufstand und zu den Regalen ging, in denen sich die botanischen Samen befanden.
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Demetrios summte leise, dirigierte das Archiv mit flatternden Händen und einem Fenchelwedel, als er ein unbedeutendes Rascheln aus Hermines Akte hörte.
Er öffnete seine Augen und starrte durch den Regenbogen, der durch die Glaskugel gebrochen worden war und griff nach der „Geringe Verstoße“-Akte.
Nichts Neues.
Er legte den Fenchel zur Seite und wühlte sich durch die ganze Schachtel.
Der Fenchel zuckte weiterhin rhythmisch auf Hermines Schreibtisch.
„Oh, hör schon auf“, murmelte er und suchte nach etwas Neuem in der Schachtel.
Keine neue Akte.
Stirnrunzelnd flog er nach oben, drehte sich einmal auf den Kopf, um einen besseren Blick zu haben.
„Ah, da bist du ja.“ Er vergrub beide Hände bis zum Boden in die Schachtel und zog ein
kleines, straff zugeschnürtes Pergament mit einer rostigen Aktenklammerheraus.
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