Estelle - More!
von Khira
Estelle kam kurz vor halb elf abends zurück in den Gemeinschaftsraum. Cat saß zusammen mit zwei Sechstklässlern auf einem Sofa und unterhielt sich. Nebenbei schien sie den Jungs aus ihrer Klasse beim Schachspiel zuzusehen. Als das Portraitloch hinter Estelle zufiel wandte sie ihren Kopf so schnell zur Tür, dass ihre Haare in einem schönen Bogen durch die Luft vielen. Es sah aus wie in einem Actionfilm, wo die schöne Hauptdarstellerin über einen Schuss erschrickt, der zufällig ihren sexy Geliebten, der in krumme Geschäfte verwickelt ist, an einer nichttödlichen Stelle trifft. Sie wirbelt herum, sodass jeder Kerl vor der Leinwand mit Sabbern anfängt.
„Bambi! Wo warst du denn um Himmels Willen? Ich hab dich im ganzen Schloss gesucht und zum Abendbrot kamst du auch nicht.“ Cat war aufgestanden und sah ziemlich erleichtert aus, dass Estelle wohlbehalten vor ihr stand. Estelle lief um das Sofa herum und ließ sich in einen der freien Sessel fallen.
„Ich war mit Blaise essen.“ Sagte sie und zauberte Cat und den beiden Mädels neben ihr einen erstaunten Ausdruck ins Gesicht.
„Du weißt, dass ich davon nicht viel halte.“ Sagte Cat trocken. Estelle verdrehte die Augen. Die Mischa und Katy, die beiden Sechstklässlerinnen, konnten es noch immer nicht fassen. Zumindest verriet das ihre Mimik.
„Musst du auch nicht. Es reicht, wenn ich es gut finde.“ Cat wurde unruhig. Estelle machte sich auf einen Vortrag gefasst, der sich darum drehen würde, was für ein Womanizer Blaise doch ist und das er es nie ernst gemeint hat und sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. Wie würde Cat reagieren, wenn sie ihr erzählen würde, dass sie sich schon mehrmals geküsst hatten?
„Wenn ich dir jetzt sage, warum ich den nicht mag, richtet das sowieso nichts an, oder?!“ Estelle musste lächeln und schüttelte den Kopf.
„Dann komm aber nur nicht zu mir, wenn er dich verletzen sollte. Ich hab es dir gesagt. Und du weißt um das Risiko.“
„Ja, Cat, weiß ich. Aber hast du ihn dir mal angesehen? Er ist mir zwar vorher nicht wirklich aufgefallen, aber er sieht verdammt gut aus.“ Sagte Estelle und Mischa nickte zustimmend.
„Du musst es selbst wissen, Bambi. Alt genug bist du ja.“ Estelle nickte, stand auf, drückte Cat einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich ins Bett. Morgen stand Zaubertränke auf dem Plan, gleich morgens. Ihr Lieblingsfach. Da musste sie ausgeschlafen sein.
***
Sie und Cat kamen zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn hinunter in das Kellergewölbe. Cat ging zielstrebig auf Draco zu. Bei ihm stand Blaise.
Er sah wie immer gut aus. Er hatte ein weißes Hemd an, die Ärmel locker nach oben gewickelt und eine schwarze Hose, die schön weit unten hing, aber angenehm eng saß. Er lehnte an der Wand, die Hände in den Hosentaschen. Blaise wusste wie man lässig war ohne proletisch zu wirken. Estelle ging zu ihm. Er löste seine Haltung und schloss sie in die Arme. Der gestrige Abend hatte einiges ins Rollen gebracht.
„Guten Morgen.“ sagte Estelle leise und sanft. Er ließ sie los und grinste wieder so schelmisch. Sie mochte dieses Grinsen mittlerweile.
„Guten Morgen. Gut geschlafen?“ fragte er. Sie neigte den Kopf etwas und schmunzelte.
„Ja. Wie ein Baby. Und selbst?“ fragte sie und bemühte sich, dass ihr Gespräch für Außenstehende so alltäglich wie nur möglich klang.
„Ich hab von dir geträumt. Du hast dich ausgezogen und bist zu mir in die Dusche gekommen.“
„Blaise! Das wollen wir alle gar nicht wissen.“ maulte Draco neben ihm und guckte ihn böse an.
„Deine Intimzone heute Morgen hat schon alles gesagt...“ sagte er dann grinsend. Blaise wollte nach vorn schießen und ihm eine auf den Hinterkopf setzen, aber Cat stellte sich zwischen die beiden.
„Wow. Deine Freundin muss dich beschützen. Warte nur bis heute Abend, dann komm ich mit 'nem Eimer kalten Wasser.“ drohte er grinsend. Draco feixte mit vielsagendem Blick.
„Kriegt ihr euch jetzt wieder ein, oder was?“ fauchte Cat, der das Detail über Blaises Träume und die Reaktion seines Körpers darauf ein bisschen zu wider war. Estelle grinste und klopfte Blaise dann zweimal leicht auf den straffen Bauch. Auch diese Geste war Cat ein bisschen zu vertraut für das, dass sie sich erst vier Tage kannten.
Snape erreichte endlich fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn das Zimmer und schloss auf.
"Suchen Sie sich einen Partner." grummelte er und ging voran in den Unterrichtsraum. Blaise hatte sofort seinen Arm um Estelles Schultern gelegt. Cat nahm es zur Kenntnis und konnte zum ersten Mal mit Draco arbeiten. War auch nicht schlecht.
"Wir wollen heute Veritaserum herstellen-" durch die Klasse ging ein Grummeln und Stöhnen. Estelle hingegen freute sich darauf.
"Für manche unter Ihnen wird es harte Arbeit werden, so viel sei Ihnen gesagt. Seite 198!" befahl er regelrecht und wandte sich seinem Pult zu. Mehr würde er nicht mehr sagen, soviel wusste Estelle. Also schlug sie Seite 198 im Buch auf.
***
Nach 40 Minuten waren sie und Blaise fertig und hatten vier Fläschchen mit glasklarer Flüssigkeit vor sich stehen.
Eigentlich waren es fünf, aber Blaise hatte eine eingesteckt. "Ich werde niemals von dir etwas trinken." hatte Estelle nur gesagt und ihn dabei belassen.
"Warum seid ihr schon fertig?" fragte Cat empört und sah in zwei zufrieden lächelnde Gesichter.
"Draco, unsere Flüssigkeit ist blau und nicht durchsichtig." stellte sie dann fest und rührte in ihrem Kessel.
"Das heißt ja nicht, dass den ihres richtig ist."
"Oh doch!" entgegnete sie unsanft.
"Ihr müsst es mehr kochen lassen und-" Estelle nahm eine Prise kleingehakte Kräuter und streuselte diese in den Kessel. Sofort wurde die dampfende Essenz glasklar. Cat staunte.
"Du hast das drauf."
"Na ja. Dumm ist die nicht." sagte Malfoy grummelig. Und dann jauchzte er auf einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Blaise hatte sich um Estelle und Cat herum gebeugt und Draco auf den Hinterkopf geschlagen. Estelle lachte auf.
"Du Vollpfosten! Was denkst du eigentlich?" pikierte sich Draco und rieb sich die schmerzende Stelle.
"Ich denke, dass du ein ignoranter Schnösel bist, Malfoy." sagte Blaise lachend.
"Hey!" protestierte jetzt auch Cat. Estelle grinste nur.
"Das nächste Mal sitzen wir nicht wieder nebeneinander." sagte Cat und funkelte Blaise böse an.
"Bambi, der guckt dir ständig in den Ausschnitt." Sie drehte sich halb geschockt zu Blaise um und schloss etwas ihre Bluse. Doch Blaises Hände schnellten nach oben und öffneten die Bluse wieder etwas. Estelle schlug ihm auf die Finger.
"Was soll das?" fragte sie total erstaunt über seine unendliche Frechheit.
"Gegen gucken hast du letztens nichts gesagt. Gucken darf ich." Cat stand der Mund offen. Estelle war ebenso fassungslos. Ja, sie hatte ihm verboten sie in der Öffentlichkeit anzufassen und erst recht sie zu küssen, aber scheinbar hätte sie sich umfassender ausdrücken sollen.
"Du bist der schlimmste Kerl, den ich je kennen gelernt habe." sagte Estelle und schloss ihr Dekolletee wieder.
"Das einzige was im Moment an mir am schlimmsten ist, ist meine Lust auf dich."
"Also hör mal. Ich bin doch kein Stück Schokolade auf das man mal Lust hat." Wieder klappte Cat die Kinnlade herunter, kurz nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
"Du bist wohl die leckerste Tafel Schokolade, die hier herumläuft."
Daraufhin hörte Estelle das Prusten Malfoys. Und wieder traf Blaises flache Hand seinen Hinterkopf, doch bevor er aufstehen konnte um Blaise eine zu verpassen, hallte Snapes schneidende Stimme durch den Raum und gebot Ruhe.
Draco funkelte Blaise finster an, Blaise funkelte böse zurück. Estelle rollte mit den Augen, was Cat zum Lachen brachte.
"Wie die Steinzeitmenschen." stellte Estelle fest und schaute lächelnd zu Blaise auf. Er gefiel ihr immer mehr, auch wenn er ziemlich frech war und scheinbar seine Grenzen nicht kannte. Sie wollte mehr von ihm wissen, weitere Küsse... Sie wollte ihn.
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Ich werde wie jeder andere um Mitternacht vor dem Buchladen stehen, und ich werde, da bin ich mir sicher, wie jeder andere überrascht sein.
Michael Goldenberg über Harry Potter 7
