von Khira
Sie liefen am See entlang, betrachteten sich die Peitschende Weide und redeten. Doch manchmal entstand ein Schweigen, welches jedoch nicht unangenehm war. Es war ein Schweigen wie man es schwieg, wenn man sich mit dem Gegenüber vertraut war und der eine wusste was der andere dachte.
Estelle machte dieses Vertrautheitsgefühl ein bisschen Angst. Sie kannte es nur von Cat und sich, aber nicht etwa von Fred und sich. Manchmal war Fred ihr ein Rätsel mit sieben Siegeln gewesen. Sie hatten sich manchmal fragend angesehen, weil sie die Ansichten des anderen nicht verstanden, haben Zukunftspläne geschmiedet, die der andere nicht teilte und haben manchmal sogar über grundverschiedene Dinge gelacht. Das fiel Estelle jetzt auf. Damals schwebte sie auf Wolke 7 und war zufrieden. Und jetzt stand sie diesem ihr eigentlich Fremden gegenüber und ihre Ansichten über ihre vergangene Beziehung waren plötzlich ganz anders.
„Du bist auf einmal so nachdenklich.“ Sagte Blaise und tat schon wieder etwas, auf das Estelle einfach nicht vorbereitet war. Er umarmte sie. Und ohne groß darüber nachzudenken schloss auch sie ihre Arme um ihn. Es fühlte sich gut an. So geborgen und behütet.
Er hob sie hoch und drehte sich ein Stückchen, um sie dann wieder abzusetzen. Sie lachte. Das letzte Eis schien gebrochen. Was eine Umarmung alles bewirken konnte...
„Ich möchte dich gern nach Hogsmeade zum Essen ausführen.“ Sagte er und legte ihre nach vorn gefallenen Haare über ihre Schulter. Diesmal ließ sie es zu.
Eine reichliche halbe Stunde später saßen sie im Drei Besen. Sie hatten sich nicht bei ihren Freunden abgemeldet und auch sonst niemandem bescheid gegeben. Cat würde sie dafür lynchen. Oder ihr einen ausschweifenden Vortrag halten.
Blaise hatte sich ein Butterbier bestellt und vor Estelle stand ein leckerer Himbeer-Smoothie. Sie trank einen Schluck, schloss genüsslich die Augen und machte das passende Geräusch dazu. Blaise lachte.
"Was gäbe ich darum, wenn du mir so ein Geräusch schenken würdest..." Estelle wusste was er meinte und sie war etwas pikiert. Er grinste sie herausfordern an.
"Wenn du genauso lecker fruchtig und unwiderstehlich smooth bist." Las sie von dem Etikett der kleinen Flasche ab und grinste zurück. Er lachte auf und sah sie dann wieder mit dem herausfordernden Grinsen an.
"Willst du's herausfinden?"
"Irgendwann. Wenn du dir Mühe gibst." Damit hatte sie erklärt, dass sie gejagt werden wollte. Er sollte sie erobern.
"Ich geb immer mein Bestes."
"Dann hoffen wir mal, dass das Beste auch gut genug ist." sagte sie und grinste ihn frech an.
"Möchtet ihr etwas essen?" fragte auf einmal neben ihnen die Bedienung und wartete nur darauf etwas auf ihren kleinen Block zu schreiben. Estelle sah zu Blaise, dessen Mine zu einem Eisblock erstarrt war. Sein Blick war kühl und unnahbar, fast arrogant und sein Mund sah aus, als ob er zu einem Lächeln nicht in der Lage wäre.
"Ja." sagte er dann ebenso eisig, wie sein Blick es war. Estelle krauste über sein Verhalten die Brauen.
Freundlich lächelnd sah zur Kellnerin empor und bestellte sich Lasagne. Blaise bestellte das Gleiche. Die Bedienung verschwand.
Estelle sah Blaise stafend an, der den Blick erst nicht verstand, dann aber wusste, warum sie so guckte.
"Was denn, die ist ein Schlammblut." sagte er, als sei das etwas wirklich moralisch Verwerfliches.
"Sehr freundlich, dass du wenigstens gewartet hast, bis sie weg ist, bevor du sowas sagst."
"Sorry, aber ich bin ein Slytherin. Fragliche Ansichten, aber gute Manieren." sagte er versöhnlich. Er hatte Angst, dass er es sich mit Estelle verscherzt hatte.
"Dann lass den Slytherin nicht so raushängen. Dein Mund ist viel toller, wenn er ein Lachen zeigt." Blaise musste unweigerlich lächeln.
"Oder wenn er dich küsst?" Estelle grinste über beide Ohren, sah aber etwas beschämt auf den Tisch und drehte ihr Glas zwischen den Fingern.
"Alles ist besser als ein arroganter Blick." sagte sie und nahm ihm schon wieder den Wind aus den Segeln. Dann herrschte kurz Stille.
Estelle horchte in sich hinein, überlegte was sie hier gerade tat und was sie damit erreichen wollte.
Und mit etwas Bange stellte sie fest, dass Blaise es geschafft hatte innerhalb von zwei Tagen ihr Herz zu finden und es ein kleines Stückchen zu sich zuholen.
Sie sah ihn an, merkte, dass er sie beobachtete und wünschte sich inständig, dass er sich nicht nur für eine Nacht so ins Zeug legte.
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