von h+rinlove
Es war der dreißigste Dezember. Ron Weasley schlich unauffällig auf dem Flur herum. Er hatte so viel erreicht in seinem Leben; er gehörte zum berühmten goldenen Trio und war in die Schokofroschkarten – Sammlung aufgenommen wurden. Er hatte die wunderbarste Frau der Welt vor den Altar geführt und zwei Kinder mit ihr bekommen. Er leitete mit seinem Bruder George einen erfolgreichen Scherzartikelladen und es mangelte ihm nie an Geld. Er hatte ein Eigenheim für seine Familie und sich gebaut und hatte mit Mitte Vierzig kaum graue Haare, noch einen dicken Bierbauch. Er könnte der glücklichste Mann der Welt sein.
Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass seine siebzehnjährige Tochter Rose hinter der Tür, rechts neben der Treppe, in ihrem Zimmer saß, und zwar mit Scorpius Malfoy.
Scorpius Malfoy, der Sohn von Draco Malfoy. Scorpius Malfoy aus Slytherin. Scorpius Malfoy, mit dem sie seit einiger Zeit mehr als nur gezwungenen Unterrichtskontakt pflegte.
Seine Frau Hermine hatte ihm zur Beruhigung einen doppelten Feuerwhisky einschenken müssen, als er nach Hause kam und seine geliebte kleine Rose mit diesem...diesem Malfoy auf dem Sofa sitzen sah. Angeblich war er nur ein guter Freund von ihr. Wer es glaubte! Allein der Blick, mit dem Malfoy seine Rosie anstarrte, war mehr als deutlich. Aber er würde seine Rosie vor diesem Bengel schützen! Jawohl!
Deswegen hatte er sich, kaum dass seine Frau Hermine eingeschlafen war, heimlich aus dem Ehebett gestohlen.
Die Uhr auf dem Flur zeigte bereits 22.20 Uhr an, aber Malfoy war immer noch nicht aus dem Zimmer seiner Tochter gekommen. Hermine hatten ihm doch extra das Gästezimmer hergerichtet!
Ron drehte auf leisen Sohlen Kreise im Flur und rang mit sich, ob er sofort wütend in ihr Zimmer platzen sollte oder nicht. Rosie würde ihm böse sein und bisher hatte er auch noch keine verdächtigen Geräusche gehört. Sie schienen zu reden und zu lachen. Es war Ron, als würde er vor seinem inneren Auge plötzlich Hermine mit Draco Malfoy beim Kaffeekränzchen sehen. Das passte alles nicht zusammen! Wieso verstanden die beiden sich so gut? War seiner Rosie nicht klar, wen sie da bei sich hatte? Dass er sie vielleicht nur ausnutzen wollte?!
Ron stand mit zwei großen Schritten vor der Tür seiner Tochter und wollte gerade hereinstürmen, als er sich besann. Sie redeten ja nur. Oder?
Er bückte sich und spähte durchs Schlüsselloch. Leider steckte der Schlüssel drin und er sah nichts. Dann drückte er seine Ohren an die Tür. Es konnte ja nicht schaden zu wissen, worüber sie redeten.
Aber er hörte nichts. Zuerst. Dann...
„Oh man! Ich kann das nicht!“
„Rose, das war doch schon ganz gut!“
„Nein, ich stell mich total dämlich an! Und es ist nicht mal das erste Mal!“
„Aber das erste Mal mit mir!“
Ron entglitten sämtliche Gesichtszüge.
„Al macht sich deswegen immer über mich lustig.“
„Ich aber nicht. Ich will dir ja zeigen wie es geht.“
„Das hat Al auch schon versucht.“
Ron fühlte sich, als hätte jemand Petrificus Totalus auf ihn gehetzt. Hatte er seine Tochter völlig aus den Augen verloren? Kannte er sie nicht mehr? Worüber redeten die denn bitte da?
„Ich wette ich krieg's besser hin als er.“
„Meinst du?“
„Ja, und wenn nicht, probieren wir halt was anderes.“
„Ach, ich weiß nicht.“
„Doch, du kriegst das hin, ich weiß das!“
„Du bist wirklich lieb, aber ich glaube, was das angeht, bin ich ein hoffnungsloser Fall. Ich kann andere Sachen besser.“
„Das ist für mich nichts neues. Aber wir könnten trotzdem weiter probieren. Und Morgen zeigst du's dann Al und Hugo!“
„Schön wär's.“ Ron hörte Rosie lachen. War er im verkehrten Film?
„Also, machen wir weiter?“
„Okay.“
„Also, nochmal allgemeines Lippenbefeuchten und Hände reiben zum aufwärmen...“
„Oh , haha...“, kicherte Rose.
Ron erwachte aus seiner Starre. Da musste er sofort eingreifen! Dieser Junge verdarb seine Rosie ja völlig!
Er riss die Tür auf und trat mit unbändiger Wut im Bauch ins Zimmer, den Mund zum Schimpfen weit geöffnet – und stutzte.
Rose und Scorpius saßen sich (natürlich angezogen) im Schneidersitz gegenüber auf Rose Couch, ein Zauberschach – Brett stand zwischen ihnen, und sahen ihn verdutzt an.
„Ist was, Dad?“, fragte Rose langsam.
„N- nein.“, stotterte Ron verwirrt.
„Scorpius versucht mir, Zauberschach beizubringen, damit ich nicht immer so kläglich verliere.“, erklärte sie freundlich.
„Mögen Sie mitspielen, Mr. Weasley?“, wollte Scorpius wissen. „Rose hat mir erzählt, sie seien ein sehr guter Spieler!“
„Der Beste.“, ergänzte Rose.
Ron versuchte seine Gedanken zu ordnen.
„Oh ähm...ich...ähm...vielleicht morgen? Ich wollte jetzt eigentlich ins Bett gehen und ähm...ja...morgen?“, murmelte Ron verlegen.
„Sehr gerne, Mr. Weasley.“
„Gute Nacht, Dad.“
„Nacht.“
Ron war so perplex, dass er die Tür hinter sich schloss und schnurstracks ins Bett zurück tappte.
Rose wartete, bis die Schritte ihres Vaters verklungen waren, und brach dann in Gelächter aus. Scorpius stimmte mit ein.
„Wie er da an der Tür geklebt hat.“, juchzte sie.
„Dieses Teil ist genial!“, meinte Scorpius und deutete auf das Schlüsselloch von Roses Zimmertür.
Der Schlüssel im Schlüsselloch war von Zonko's. Das ins Zimmer zeigende Ende des Schlüssel zeigte ein magisches Bild von dem Raum vor der Tür. Scorpius und sie hatten jeden einzelnen Schritt ihres Vaters beobachten können. Er sollte noch nicht wissen, dass sie jetzt offiziell ein Paar waren. Da war jede Sicherheitsvorkehrung nötig.
Rose bugsierte das Schachbrett auf das Schränkchen neben der Couch, rutschte zu Scorpius und schlang die Arme um seinen Hals.
„Was bekomme ich als Belohnung, dass er dir nicht den Hals umdrehen konnte?“, schnurrte sie.
„Eine Nachhilfestunde Zauberschach?“, fragte Scorpius ironisch, zog sie auf seinen Schoß und küsste sie leicht auf den Scheitel.
„Bloß nicht.“, grummelte Rose.
„Hm...eine Nachhilfestunde Quidditch?“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nase.
„Nein. Aber fast.“
„Uff, da muss ich jetzt erst mal überle...“, sagte Scorpius, aber Rose unterbrach ihn, indem sie ihre Lippen auf seine drückte.
Und sie waren so mit sich beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, dass das magische Bild erneut zeigte, wie Ron die Treppe hoch geschlichen kam...
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