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Fanfiction

Charitys Geheimnisse - Ein Brief und ein Artikel

von grit

Snape saß in seinem Büro über ein Blatt Pergament gebeugt. Er las es jetzt schon zum dritten Mal und wurde doch nicht recht schlau daraus. Narzissa hatte ihm geschrieben, offenbar in großer Eile.

„...ein Greifertrupp mit Fenrir Greyback hatte Potter und seine Begleiter gefasst und in das geheime Verlies unter dem Salon in Malfoy Manor gesperrt. Sie hatten es doch tatsächlich gewagt, den Namen des Dunklen Lords auszusprechen, so hat man sie gefunden. Doch stell dir vor, sie sind alle entkommen. Ollivander, Luna Lovegood, der Kobold Griphook, dieses Schlammblut Granger und der Weasley-Junge, der Sohn dieses Blutsverräters Arthur Weasley, der schon lange unter Beobachtung steht. Offenbar haben sie uns alle monatelang getäuscht. Die Ganger ist nicht im Ausland und der Weasley-Bengel liegt auch nicht mit Griselkrätze im Bett. Was haben sie nur vor? Und wie sind sie da rausgekommen? Der Keller ist doch appariersicher! Unser alter Hauself hat ihnen geholfen. Er wollte uns alle mit unserem alten Kronleuchter erschlagen. Der Dunkle Lord ist wütend, sehr wütend. Und mir scheint, er ist besorgt – und ich ahne, warum:
In der Prophezeiung hieß es doch: „Er wird eine Macht besitze, die der Dunkle Lord nicht kennt...“ Kann es sein, dass an diesem Potter doch mehr dran ist, als wir ahnen? Er hat vor 16 Jahren schon als Baby den, dessen Name nicht genannt werden darf, besiegt, er ist ihm entkommen, damals in Little Hangleton, als ER zurückkehrte, wir alle gemeinsam vermochten es nicht, ihn zu fangen, als er das Haus seines Onkels verlassen hat, und nun ist er aus unserem appariersicheren Keller entkommen. Was ist das für eine Macht, über die er gebietet? Haben wir ihn die ganze Zeit unterschätzt? Und dann die Sache mit Peter Pettigrew. Er ist tot, seine rechte Hand hielt noch seine Kehle umklammert. Wie hat Potter das gemacht? Könnte es sein, dass er doch stärker, mächtiger ist als ER? Und dann Draco. Er sollte sich die Gefangenen ansehen, um Potter zu identifizieren, aber er sagte, er sei nicht sicher, dabei war es ganz eindeutig Potter. Was hat er nur mit ihm gemacht – ohne Zauberstab? Was ist das für Magie, die wir nicht kennen? Sogar unser alter Hauself hat ihm gehorcht. Du hast Potter immer einen mittelmäßigen Zauberer, einen Angeber, genannt, aber das, was wir hier erlebt haben, das war mit nichts zu vergleichen. Haben wir uns vielleicht doch getäuscht, Severus? Kannst du mir einen Rat geben?
Ab morgen wird Draco wieder in Hogwarts sein. Du hast doch ein Auge auf ihn, ja.
Ich bin in großer Sorge, die Wut des Dunklen Lords ist unberechenbar. Ich bitte dich, beschütze Draco.
Narzissa


Snape stockte der Atem. Wie hatte Potter sich nur so dumm verhalten können – den Namen des Dunklen Lords auszusprechen! Aber so war er halt, er hatte sich schon immer damit groß getan, dass er keine Angst hatte, ihn beim Namen zu nennen. Er musste doch von dem Tabu gewusst haben, sonst wäre er ja schon viel früher gefasst worden. Konnte es sein...? Hatte er sich absichtlich fangen lassen, um in das geheime Verlies unter Lucius' Salon zu gelangen? Hatte er gehofft, womöglich dort einen der Horkruxe zu finden? Ob er Erfolg gehabt hatte?
Er war also entkommen – mit Dobbys Hilfe. Snape atmete auf.

„Gute Neuigkeiten?“, fragte Dumbledore und versuchte von seinem Portrait aus einen Blick auf den Brief zu werfen. In knappen Worten schilderte Severus, was passiert war. Er ließ den Brief auf dem Tisch liegen, als er das Büro verließ. Sollte Dumbledore ihn ruhig lesen.
Und genau das tat er auch. Er benutzte seine Halbmondbrille wie ein Vergrößerungsglas. Als er Narzissas Befürchtungen über die unbekannte Macht Potters las, erhellte ein befriedigtes Schmunzeln sein Gesicht. Mochten die Todesser nur an ihrem Herrn zweifeln und Potters unbekannte Fähigkeiten fürchten. Er dachte an einen fernen Moment zurück. Es war in Potters drittem Schuljahr gewesen, als er gemeinsam mit Hermine Granger seinen Paten und den Hippogreif Seidenschnabel gerettet hatte und Peter Pettigrew entkommen war...
Peter war von seiner silbernen Hand erwürgt worden, also von Voldemort. So hatte er offenbar ein wenig Mitgefühl gezeigt, vielleicht auch nur einen Moment gezögert...
Mochten die Todesser ruhig denken, es sei Potters Magie gewesen. Wenn man es ganz genau nahm, stimmte es ja sogar:
Potters Entscheidung vor vier Jahren hatte Voldemort einen Diener beschert, der Harry sein Leben verdankte. Damals hatte er ihm gesagt: „Das ist ganz tiefe, undurchdringliche Magie, Harry. Aber glaub mir...der Tag mag kommen, an dem du sehr froh sein wirst, Pettigrew den Tod erspart zu haben.“
An diesen Moment musste Dumbledore denken, als er von seinem Rahmen aus den Blick scheinbar ziellos durch sein altes Büro schweifen ließ. Doch etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt:
Auf einem der storchbeinigen Tischchen lag eine zusammengefaltete Zeitung. Er sah genauer hin. Ja, es war das Wort Nurmengard, was ihn dazu gebracht hatte, genauer hinzusehen.


„Seltsamer Todesfall in Nurmengard“
Wie uns von unserem Auslandskorrespondenten berichtet wurde, ereignete sich vorgestern Nacht in einer der Hochsicherheitszellen in Nurmengard ein merkwürdiger Todesfall.
Ohne dass auch nur die Spur gewaltsamen Eindringens oder eines Mordwerkzeuges gefunden wurde, entdeckte man die mit eigenartigen Schnittwunden übersäte Leiche des Hochsicherheitsgefangenen.
Ein Mitgefangener sagte aus, dass aus dieser Zelle des Nachts öfter Stöhnen zu hören gewesen sei, gestern aber habe er ganz deutlich eine hohe, schrille Stimme gehört, die nicht dem Gefangenen gehörte. Sie habe immer wieder gefragt: „Wo ist er?“, doch offenbar keine befriedigende Antwort erhalten. Für einen Moment glaubte der Zellennachbar, einen grünen Blitz gesehen zu haben, doch war er sich nicht ganz sicher.
Bei dem Toten handelt es sich um Nurmengards wohl prominentesten Insassen, den berüchtigten Schwarzmagier...

Lesen Sie weiter auf Seite 4


Dumbledore war besorgt. Er brannte darauf, den gesamten Artikel zu lesen, doch er konnte die Zeitung nicht erreichen, um auf die vierte Seite zu blättern. Ihm blieb nichts anderes übrig als auf Snapes Rückkehr zu warten.
Der prominenteste Häftling in Nurmengard war Gellert Grindelwald. Getötet wurde er ganz offensichtlich mit dem Avada Kedavra, und die hohe, schrille Stimme konnte Voldemort gehören. Wenn er es war, dann konnte sein „Wo ist er?“ nur eines bedeuten:
Voldemort war auf der Suche nach dem Elderstab. Und wenn er herausfand, wo Gellerts Zauberstab jetzt war, dann würde er – oh, nein, d a s hatte er nicht bedacht, als er Severus um „diesen kleinen Gefallen“ gebeten hatte. Natürlich würde Voldemort denken...
„Severus, es tut mir Leid“, flüsterte er kaum hörbar.

Es dauerte noch eine ganze Weile, ehe die Bürotür sich öffnete und Snape erschöpft zurückkam. Konnte es nicht einmal einen einzigen Tag ohne Ärger geben! Gerade hatte er eine unschöne Auseinandersetzung mit Alecto Carrow hinter sich gebracht, als ihm auf dem Zauberkunstkorridor Amycus entgegen kam, einen Erstklässler an den Haaren hinter sich her schleifend.
Snape hatte all seine Autorität aufbieten müssen, um den Knirps vor Schlimmerem zu bewahren. Er hatte darauf bestanden, dass er das Recht hatte, die Schüler zu bestrafen und den Jungen mitgenommen in sein altes Büro in den Kerkern, das nun leer stand. „Du wirst dich nicht vom Fleck rühren, bis ich es erlaube!“, hatte er mit Donnerstimme gebrüllt und dann die Tür verschlossen.
Unter den Schülern flackerte immer wieder Widerstand auf, doch einige der hartnäckigsten aus Dumbledores Armee waren und blieben verschwunden.
Noch etwas, worüber er sich Sorgen machen musste. Erschöpft ließ er sich auf seinen Stuhl sinken, da hörte er hinter sich ein Räuspern: „Severus, darf ich Sie um einen Gefallen bitten. Seien Sie doch so nett und schlagen im Tagespropheten die Seite 4 auf, ich muss unbedingt den Artikel über den Todesfall in Nurmengard lesen.“ Dumbledores Stimme hatte besorgt geklungen. Was kümmerte ihn Nurmengard? Snape blätterte die Seite auf und legte sie an die Tischkante: „Ist es so recht?“
Dumbledore antwortete nicht, er begann sofort zu lesen:

Fortsetzung von Seite 1

...Gellert Grindelwald, der seit 1945, nach dem schon legendären Duell mit Albus Dumbledore, in einer der Hochsicherheitszellen einsaß. Das Gefängnis Nurmengard war einst von Grindelwald selbst erbaut worden. Grindelwald hatte keinerlei Verbindungen mehr zur Außenwelt, er erhielt weder Besuche noch Briefe, und doch muss gestern Nacht jemand in seiner Zelle gewesen sein. Es ist allen ein Rätsel, wie diese Person die Sicherheitsanlagen überwinden konnte. Nicht eine einzige Spur konnte gefunden werden. Die Verletzungen des Häftlings lassen darauf schließen, dass er gefoltert wurde. Der bereits erwähnte Insasse der Nachbarzelle konnte einige Sätze klar verstehen. Grindelwald sagte etwas wie: „Du bist umsonst gekommen. Ich habe ihn nie besessen“, doch der Fremde schien ihm nicht zu glauben, er wiederholte mehrmals:
„Lüg mich nicht an!“ Es sei eine Stimme gewesen, die ihm das Blut in den Adern habe gefrieren lassen. Danach sei nichts mehr zu hören gewesen und am nächsten Morgen fand man die Leiche – ein altes Gesicht, das im Tode ahnen ließ, was für ein attraktiver Mann er dereinst gewesen war. Seltsamerweise sah sein Gesicht trotz des zerschundenen Körpers friedlich aus, beinahe, als würde er lächeln.
Wer aber war der geheimnisvolle Fremde mit der hohen Stimme – und welches Geheimnis hat Gellert Grindelwald mit ins Grab genommen?


„Mein alter Freund...“, die Worte waren kaum zu hören. Dumbledore wirkte sichtlich erschüttert Eine Träne lief seine Wange hinunter, doch er beachtete sie nicht. Mit tonloser Stimme flüsterte er: „Severus, Sie sind in tödlicher Gefahr.“ - Snape hob den Kopf und antwortete mit vor Sarkasmus triefender Stimme: „Na was für eine umwerfende Neuigkeit! Soviel ich weiß, befinde ich mich seit Jahren in schrecklicher Gefahr...“ - „Nein, Sie verstehen nicht, Severus, Voldemort wird Sie schnellstmöglich töten wollen.“ - „Glauben Sie, er hat Verdacht geschöpft ?“ - „Nein, Severus, es geht um etwas ganz anderes. Ich hätte daran denken müssen, ich hätte es wissen müssen... Es tut mir Leid, Severus, das habe ich nicht gewollt.“ Verständnislos schaute Snape auf.
„Kennen Sie das Märchen von den drei Brüdern?“

Snape kannte ein Märchen von Brüdern, aber waren es nicht zwei ? Es waren doch immer nur zwei Brüder gewesen – und eine Schwester. Er erinnerte sich. Es war so lange her. Das Buch hatte er noch... Es waren Muggelgeschichten, aber es gab darin einen ganz besonderen Zauber, dessen Namen er damals noch nicht gekannt hatte, einen Zauber, von dem alle dachten, er sei unmöglich...
Und doch hatte er mit eigenen Augen gesehen, dass er funktionierte. Seine Gedanken wanderten Jahre zurück...

***
E
s war nach einer gemeinsamen Zaubertrankstunde mit den Gryffindors. Sie hatte sich nicht neben ihn gesetzt, sie saß jetzt neben diesem Potter, aber – er hatte es mit einer Art grimmiger Freude bemerkt – sie sah nicht gerade glücklich aus, wie sie da verbissen in ihrem Kessel gerührt hatte. Er sah alles vor sich, als sei es gerade erst geschehen...

„Severus, bitte kommen Sie doch einmal auf ein Wort in mein Büro.“ - „Natürlich, Professor, ich muss nur noch meinen Platz aufräumen.“
Das erste, was Severus in Slughorns Büro auffiel, war ein kleiner goldfarbener Fisch, der traurig in einem großen Glas schwamm und – er rieb sich die Augen, das musste eine Täuschung sein - i h r e Augen hatte. Slughorn seufzte: „Sie haben es auch bemerkt, Severus, nicht wahr, es geht ihr nicht gut.“ - „Ihr?“ Snapes Gedanken überschlugen sich. „Ist das etwa ein Virtu-Reflexo-Zauber?“
Slughorn nickte. „Ja, Lily hat ihn mir geschenkt – im Sommer vor den Ferien. Er war immer ganz munter und vergnügt, aber seit ein paar Tagen...Sie sehen es ja selbst...“ - „Aber das ist doch nicht möglich! Es gibt gar keinen Zauberspruch dafür, das ist doch nur eine alte Legende...“ Und schließlich in einem ungläubigen Flüstern: „Muggelgeschichten.“

* * *

Das kleine Wäldchen am Fluss hinter Spinners End. Er, ein kleiner Junge in einem zu großen Kittel, mit dem keiner spielen wollte, wie er in der Gabelung des Zwillingsbaumes gesessen und s i e beobachtet hatte. Ihre Muggelschwester hatte ein dickes Buch mitgebracht und sie lasen sich gegenseitig die spannenden Geschichten vor. 'Die Geschichte von den zwei Brüdern' , 'Der sprechende Vogel, das tanzende Wasser und der singende Baum'... Lilys Wangen glühten, als sie las, wie die Brüder sich trennten und das Messer in den Baumstamm stießen. Als schließlich der eine wieder an dieser Stelle ankam und sah, dass die eine Seite des Messers rostig geworden war, da trat eine Entschlossenheit in ihr Gesicht – und als sie dann später von dem welkenden Nelkenbeet las, da funkelten ihre Augen und sie erklärte: „So etwas mache ich später auch mal, dann weiß ich immer, wie es dir geht, Tunia, und für Mama und Papa mache ich das auch. Sie klatschte in die Hände und drehte sich um sich selbst, ich werde aber eine Blume nehmen.“ - „Du Dummerchen“, mit gönnerhafter Miene sah Petunia ihre kleine Schwester an: „Das ist doch nur ein Märchen. Es gibt keine Zauberei, niemand kann wirklich so etwas machen wie in diesen alten Geschichten, niemand.“ - „Ich werde es machen!“ Lilys Stimme, ja ihre ganze Haltung strahlte eine unbeirrbare Entschlusskraft aus. Sie pflückte ein Gänseblümchen und bewegte gedankenverloren ihre Finger. Gebannt starrte Severus aus seinem Versteck hinunter. Die Blütenblätter bewegten sich – wie durch Zauberei...

* * *

Severus rieb sich verstohlen die Augen. Er hatte gar nicht gewusst, dass dieser Tag am Fluss noch so deutlich, als sei es erst gestern gewesen, in seinem Kopf steckte. Sie hatte es also tatsächlich geschafft. Es war keine bloße Legende, es gab ihn wirklich, den Virtu-Reflexo-Zauber, der in keinem magischen Standerdwerk auch nur erwähnt wurde, ja dessen einzige Quelle uralte Muggelgeschichten waren. Und es stimmte also auch, dass es keinen Zauberspruch dafür gab. Es war uralte Magie – man musste es ohne Zauberstab und ohne Zauberspruch schaffen, allein durch die Kraft der Magie, die in einem wohnte. - „Du hast ganz viel Magie...“, das hatte er einst zu Lily gesagt... Es schien in einem anderen Leben gewesen zu sein, so weit entfernt schien ihm jener Moment.

Slughorn schien von dem Gefühlschaos, das in ihm tobte, nichts bemerkt zu haben. Er polterte gutmütig los: „Beeindruckend, nicht wahr, Severus, und dabei ist sie muggelstämmig. Sie ist meine beste Schülerin, sogar noch etwas besser als Sie, Severus – und das will schon etwas heißen!“
Snape schluckte. Er starrte den Fisch an und konnte es nicht fassen.
„Severus, Sie sind doch mit Lily befeundet, hat sie Probleme, kann man ihr irgendwie helfen?“
Wo kam nur dieser verdammte Kloß im Hals her? Severus schluckte noch einmal, schüttelte den Kopf, er murmelte kleinlaut: „Wir haben uns gestritten - schon vor den Sommerferien. Sie redet nicht mehr mit mir...“
Er raffte hastig seine Sachen zusammen und verließ beinahe fluchtartig das Büro seines Hauslehrers. Die traurigen Augen des Fisches waren wie ein stummer Vorwurf – er konnte das Tier nicht länger ansehen. Auf dem Weg zum Slytherin-Gemeinschaftsraum ging ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass er vielleicht nicht ganz unschuldig daran war, dass der magische Fisch so bedrückt, so niedergeschlagen wirkte. Eigentlich müsste er sich mit ihr richtig aussprechen, aber sie schien ihn in letzter Zeit überhaupt nicht mehr zu bemerken, es war, als sei er Luft für sie, völlig unsichtbar. Und außerdem...
Seit einigen Tagen hing sie immerzu mit diesem Potter zusammen, diesem arroganten Schnösel.

„Sev, wo bleibst du denn?“ Averys Stimme hallte durch den Gang. - „Komm endlich, wir warten schon auf dich!“ Mulcibers Ungeduld war nicht zu überhören. Nun, er würde ihr nicht nachlaufen, schließlich hatte er seine coolen Freunde...
Avery hatte seinen Zauberstab erhoben und zielte genau auf Snapes Stirn. Es fühlte sich seltsam an in Severus' Kopf, dann lachte Avery laut los:“ Sev, Menschenskind, du wirst dir doch wegen dieses Schlammbluts keine dummen Gedanken machen, Sev, komm schon, du bist doch der Allerbeste, wenn es um einen neuen Zaubertrank geht, Mulciber hat das Rezept in der verbotenen Abteilung gefunden.“ Severus fühlte sich geschmeichelt – und so war es auf einmal gar nicht mehr wichtig, dass er eigentlich unbedingt herausfinden wollte, wie dieser Virtu-Reflexo-Zauber funktioniert, bei dem Blumen zu welken beginnen, wenn es dem Urheber schlecht geht – und bei dem ein Fisch die Flossen hängen lässt, weil die, die ihn gezaubert hat, traurig ist, ja es war nicht einmal mehr wichtig, dass er Avery eigentlich hatte sagen wollen, er solle Lily nicht Schlammblut nennen, nicht Lily...
Oh, er würde es allen zeigen. Keiner würde es mehr wagen, über ihn zu spotten, keiner. Bald schon würde er die Ehre haben, von I H M empfangen zu werden. Der Dunkle Lord persönlich hatte schon Interesse an seinen Fähigkeiten bekundet. Respekt würden sie alle vor ihm haben, Respekt...
***
Seit er Dumbledore versprochen hatte, alles zu tun, um Harry zu beschützen, hatte er oft an diesen alten Zauber gedacht, der seit Jahrhunderten niemandem mehr gelungen war, - außer Lily. Und er hatte es versäumt, sie danach zu fragen! Nicht einmal Dumbledore wusste, wie er funktioniert. Er hatte noch nie jemanden getroffen, der ihn beherrschte. Einmal war er sogar so vermessen gewesen und hatte I H N gefragt, doch auch der Dunkle Lord kannte diesen Zauber nicht, den ein Mädchen aus einer Muggelfamilie einfach so geschafft hatte...
Snape öffnete ein verborgenes Fach in der Wand und entnahm ihm ein dickes, auf Papier gedrucktes Buch. Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie oft er diese Seiten schon gelesen hatte. Er redete sich ein, er suche nach einer Spur dieses lange vergessenen Zaubers, während er wieder und wieder las:

Als der bestimmte Tag kam, schenkte der Pflegevater jedem eine gute Büchse und einen Hund und ließ jeden von seinen gesparten Goldstücken nehmen, so viel er wollte. Darauf begleitete er sie ein Stück Wegs, und beim Abschied gab er ihnen noch ein blankes Messer und sprach: "Wann ihr euch einmal trennt, so stoßt dies Messer am Scheideweg in einen Baum, daran kann einer, wenn er zurückkommt, sehen, wie es seinem abwesenden Bruder ergangen ist, denn die Seite, nach welcher dieser ausgezogen ist, rostet, wann er stirbt; solange er aber lebt, bleibt sie blank."
...

Nun ritt er mit einer großen Begleitung aus, und als er zu dem Wald kam, sah er eine schneeweiße Hirschkuh darin und sprach zu seinen Leuten: "Haltet hier, bis ich zurückkomme, ich will das schöne Wild jagen"...

Severus schloss die Augen und sah die Hirschkuh vor sich. Ein Bild, ganz aus Licht gemacht, und während er weiter las, wurde ihm klar, dass er nun, da er selbst schon bald dem Tod ins Auge sehen würde, nicht mehr wirklich auf der Suche nach dem verlorenen Zauber war, der in den Muggelmärchen weiter lebte, nein, während er die alten Seiten umblätterte, war er im Geiste in seinem geheimen Versteck in den Zwillingsbirken am Fluss und hörte i h r e Stimme. Er machte sich nichts mehr vor – nur deshalb, um dieser Erinnerungen willen, hatte er sich dieses Buch besorgt und vor aller Augen verborgen...

Als aber der junge König gar nicht wieder kam, ward die Angst und Sorge der Königin immer größer. Nun trug sich zu, dass gerade in dieser Zeit der andere Bruder, der bei der Trennung gen Osten gewandelt war, in das Königreich kam. Er hatte einen Dienst gesucht und keinen gefunden, war dann herumgezogen hin und her, und hatte seine Tiere tanzen lassen. Da fiel ihm ein, er wollte einmal nach dem Messer sehen, das sie bei ihrer Trennung in einen Baumstamm gestoßen hatten, um zu erfahren, wie es seinem Bruder ginge. Wie er dahin kam, war seines Bruders Seite halb verrostet und halb war sie noch blank. Da erschrak er und dachte "meinem Bruder muss ein großes Unglück zugestoßen sein, doch kann ich ihn vielleicht noch retten, denn die Hälfte des Messers ist noch blank."

Er würde nun nichts mehr für den Jungen tun können, es war zu spät.
Die Schrift auf den vergilbten Seiten wirkte auf einmal seltsam verschwommen.

Zum Abschied blieb er bei seinem Nelkenbeet stehen und sagte zu seiner Schwester: "Solange die Nelken blühen, ist alles gut. Aber wenn sie welken, steht es schlimm um mich, dann komme mir zu Hilfe!" Und damit begab er sich in die weite Welt....

Das Mädchen wies auf seinen Rosenstrauch und sagte: "Begießt ihn jeden Tag, und ihr werdet sehen, dass er blühen wird, bis ich zurückkomme. Und die Nelken meiner Brüder werden auch wieder blühen." Dann nahm sie noch von der schönen, bleichen Frau im Turm Abschied und begab sich hinaus in die weite Welt...

An dieser Stelle hatte Lilys Stimme immer gezittert, ja, es war genau der richtige Moment aufzuhören. Jetzt nur keine Sentimentalitäten. Energisch klappte er das Buch zu.
Snape klatschte sich einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, das würde die letzten Spuren seiner ungeweinten Tränen tilgen...

Dumbledore hatte etwas von ihm gewollt, ach ja, er hatte gefragt, ob er das Märchen von den drei Brüdern kenne. Merkwürdig, dass er die ganze Zeit so geduldig in seinem Rahmen gewartet hatte, das war doch überhaupt nicht seine Art...
Dumbledore hatte indessen die Spuren seiner Tränen beseitigt, ja, er hatte geduldig abgewartet, denn ihm saß ein Kloß im Hals und das Sprechen fiel ihm schwer, sein Blick ging ins Leere, es war, als sähe er nicht das Schulleiterbüro vor sich, sondern blickte in ferne Vergangenheit. Er redete ganz leise, beinahe, als spräche er nur zu sich selbst...
„Die drei Brüder – die Heiligtümer des Todes, einst war auch ich auf der Jagd nach ihnen...“

Snape horchte auf, nicht wegen der Worte – ja, d i e s e Geschichte meinte der Alte, sie hatte ihn nie besonders interessiert – wozu ein Tarnumhang – sein Desillusionierungszauber war stark genug, wozu der Stein, wenn die Toten nicht wirklich zurückkommen können, es wäre besser, zu ihnen zu gehen... Und dann der Zauberstab – alles nur Aberglaube, auf den Zauberer kommt es an, nicht auf das Werkzeug... Nein, es waren nicht Dumbledores Worte, die ihn aufhorchen ließen, sondern das unüberhörbare Schuldbewusstsein in seiner Stimme, ein eigenartiges Vibrieren, das Severus bei dem alten Strategen noch nie bemerkt hatte.
„Severus, ...“ Snape wandte sich um. „Severus, es tut mir Leid. Sie sind noch so jung...und nachdem Sie mich getötet haben, hält Voldemort Sie nun für den Meister des Elderstabes...“ - Ungläubig stieß Snape hervor: „S i e hatten ihn?“ Und in einem Moment plötzlichen Begreifens schaute er auf den Zeitungsartikel: „Und Sie haben ihn Grindelwald abgenommen...“

Darauf hatte er es also abgesehen, seit Potters Zauberstab den von Lucius zerstört hat, danach war er auf der Suche in all diesen Wochen. Voldemort war auf der Jagd nach eine Zauberstab, der seinen Herrn wahrhaft unbesiegbar macht, auf der Jagd nach dem legendären Elderstab, dem Zauberstab des Todes...
Endlich hatte Snape verstanden, was Dumbledore ihm sagen wollte. Der Dunkle Lord – er hielt ihn ja für den Bezwinger Dumbledores, dabei war er das ja gar nicht gewesen, der wahre Meister des Elderstabes war...
Er entgegnete mit völlig ungerührter Stimme: „Nun, da der Dunkle Lord damit falsch liegt, könnte uns das einen Vorteil verschaffen.“ - „Oh, Severus, dass Sie es so sehen können...Sie müssen mir glauben, das habe ich nicht gewollt...“ - Snape ruckte mit dem Kopf: „Na, wir werden doch jetzt nicht sentimental werden,...“

Vor 16 Jahren hatte er hier gesessen, genau hier – und er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als den Tod. Er hatte keinen Sinn mehr gesehen in diesem Leben, aber nun würde sein Tod einen Sinn haben. Dumbledore hatte ihn davon abgehalten, Hand an sich zu legen, er hatte ihn beschützt und gefördert, er hatte ihn am Leben erhalten – damit er jetzt, genau im richtigen Moment, sterben konnte, damit sein Tod keine Verschwendung war, sondern ein weiterer Schlag, um I H N zu besiegen.
Nicht mehr lange – und Voldemort würde ihn töten. Voldemort, der nicht begriffen hatte, dass nicht Snape, sondern Draco der Meister des Elderstabes geworden war in jener Nacht auf dem Astronomieturm.

Nun würde sich der Kreis schließen. Dumbledore hatte ihn am Leben erhalten, damit er zum richtigen Zeitpunkt ...– nein, das war dem alten Strategen gegenüber doch ungerecht, d a s hatte er nicht vorausgesehen, und doch – der Kreis schloss sich auf seltsame Weise, er hatte das Gefühl, dass das alles genau so sein musste. Er musste sterben. Er würde sterben. Doch war keinerlei Bedauern in ihm. Er würde zu IHR gehen, endlich... Doch seine Aufgabe war noch nicht erfüllt. Er musste Potter noch die nötigen Informationen geben. Noch immer hatte er keine Vorstellung davon, wie er das anstellen sollte. Potter würde ihm doch kein Wort glauben.

Als hätte Dumbledore seine Gedanken gelesen, sprach er leise und eindringlich: „Sie werden es Harry sagen müssen, Severus, alles.“ Snape presste die Lippen zusammen. Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht. Er musste eine andere Möglichkeit finden. Er konnte doch nicht diesem Potter-Jungen a l l e s erzählen... Aber wieso eigentlich nicht? Er würde ja nicht mehr damit leben müssen, dass Potter alles wusste, er würde sterben – und Harry Potter – auch er würde den Tod finden, um Voldemort zu besiegen. Ja, er würde Potter alles sagen müssen, wie sonst sollte er ihm glauben, dass er sich töten lassen musste, genau wie er selbst sich töten lassen musste...
Er musste den Jungen nur noch finden, ihm sagen, was er tun musste, und dann brauchte er den Moment, in dem Voldemort darauf kommen würde, ihn zu töten, nicht mehr zu fürchten.
Warum eigentlich sollte er den Tod fürchten? Würde er ihn nicht vielleicht sogar zu i h r bringen?
Er schloss die Augen.
Ein goldfarbener Fisch schaute ihn mit großen grünen Augen, Lily Evans Augen, an. Es schien ihm, als könne er ganz leise geflüsterte Worte hören: „Hab keine Angst, Severus.“
„Nein, ich bin bereit.“ Hatte er das wirklich gerade laut gesagt? Dumbledores Portrait lächelte.


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