von Narzissa01
Severus Snape war mit den Nerven völlig am Ende. Er war sich im Klaren darüber, dass er (nach Bellas Vokabular zumindest) die totale Arschkarte gezogen hatte. Gerade eben war er mit Narzissa ins St. Mungos appariert, dort hatte man ihr Bein geschient und eingegipst. Jetzt saß sie jammernd in ihrem Zimmer und Snape hatte nun die Aufgabe, sie überall hinzutragen, da sie sich strikt weigerte, sich für geraume Zeit in einen Rollstuhl zu setzten Doch schon bald musste Narzissa mit Entsetzten bemerken, dass Snape gar nicht so dumm war und für sie stundenlang den Butler spielte.
Das Arbeiten in den Kerkern war für Snape fast unmöglich geworden, denn er konnte Granger doch nicht immer auf Narzissa aufpassen lassen. Oder? Aber was zum Teufel sollte Granger tun, wenn ohne Vorwarnung die irre Bella aufwachte und begann, das ganze Haus auseinander zu nehmen? Die Folgen wären eine Katastrophe. Und so verbrachte Snape seinen ersten Ferientag damit Narzissa zu hüten. So langsam fühlte Snape sich ein bisschen verarscht. Bellatrix gehörte doch wirklich in eine Klapsmühle. Narzissa war ja eigentlich ganz süß, wenn sie ausnahmsweise nicht die ganze Zeit jammerte. Und Granger? Die hatte sich zwar noch nichts zuschulden lassen kommen, jedoch war Snape schon mit ihrer Anwesenheit gänzlich überfordert.
Endlich waren Narzissa und Granger in ihren Zimmern verschwunden um sich zu Bett zu begeben. Bella machte ausnahmsweise mal keine Schwierigkeiten, dass lag jedoch zweifellos daran, dass Snape ihr Vorsorglich die Doppelte Dosis Schafmittel verabreicht hatte als notwendig. Also stieg Snape die Treppe zu den Kerkern hinab und gönnte sich eine kleine Auszeit. Dann, mit dem Gefühl ein totaler Versager zu sein, ging er schließlich zu Bett und erholte sich mit einer bellafreien Nacht.
Am nächsten Morgen wurde Hermine von einem furchtbaren Krach geweckt. Schlaftrunken sah sie sich um und musste zu ihrem Entsetzten feststellen, dass die Horroraktion gestern keinesfalls ein Traum gewesen war. Sie warf die Bettdecke beiseite, öffnete das Fenster und genoss die Sommerbriese, die lieblich nach Flieder duftete. Ein markerschütternder Schrei und wildes Gekreische zog sie von Fenster weg. Neugierig schlich sie zur Tür und wagte einen Blick in Bellas Zimmer. Sie hörte Bella brüllen.“ Verpiss dich sofort aus meinem Zimmer, oder du wirst es noch bitter bereuen!“ Hermine sah, dass ein Bücherregal in Bellatrix Zimmer umgekippt war, mit dessen Inhalt schmiss Bella nach ihrer Schwester, die sie offenbar aus ihrem Zimmer vertreiben wollte.
Narzissa sucht etwas unter dem Regal und wühlte ungehalten in dem ganzen Unrat auf dem Boden. „Jetzt räüm’ ich die Fensterbank ab und dann, glaub mir, dann treff ich dich, du elendes Miststück!“ Bella packte eine antik aussehende Vase von der Fensterbank und zielte. Die zog im letzten Moment ein veilchenblaues Kleid unter einem zerbrochenen Blumentopf hervor und humpelte mit ihren Krücken hastig aus dem Zimmer. Narzissa flüchtete keine Sekunde zu früh, denn Bella verfehlte sie nur um einige Zentimeter mit der Vase, die auf dem Boden zerschellte.
Inzwischen war auch Snape aus seinem Tiefschlaf erwacht und lugte zerknittert und unrasiert aus der Tür. Hermine zog sich schleunigst in ihr Zimmer zurück um sich dort im Stillen über ihn zu amüsieren. Doch schon bald öffnete sie die Zimmertür wieder und beobachtete, wie Snape barfuß in einem weißen Nachthemd auf die Fliesen tapste und die Bescherung misstrauisch beäugte. Aber dann trat er in eine Porzellanscherbe und begann wie wild auf einem Fuß in sein Zimmer zu hopsen. Verärgert und mit schmerzverzerrtem Gesicht schloss er die Tür hinter sich. Hermine bedauerte dies zutiefst, denn sie hätte zu gerne mit angesehen, wie Snape sich den Splitter aus dem Fuß entfernte.
Eine halbe Stunde später erschien er wieder, fertig angezogen, rasiert (Hermine fand, dass er jetzt vie besser aussah als vorher) und ohne Splitter. Wie immer trug er einen schwarzen Umhang, Hermine mutmaßte einfach, dass andere Farben einfach nicht zu ihm passen würden. „ Bella, du hast heute Küchendienst. Schon vergessen?“ Narzissa versuchte gerade, ihr Gipsbein in einen dafür ungeeigneten Lederstiefel zu zwängen. Hermine entschied sich schlicht für Jeans und ein T-Shirt. Kaum war sie angezogen, präsentierte sich Bella schon auf dem Gang in dem schrecklichsten Outfit, dass sie jemals gesehen hatte.
Bella trug einen grasgrünen Minirock, unter dem man deutlich sehen konnte, dass sie Boxershorts trug. Dann ein für Snapes Geschmack viel zu tief ausgeschnittenes Top und eine unechte, silberne Perlenkette. Das schlimmste aber war, dass Bella ein Paar Springerstiefel angezogen hatte, die sie irgendwo aus dem Müll gekramt hatte. Sie war gerade dabei, sich eine Motorradjacke anzuziehen, die ihr viel zu eng war. Anscheinend hatte sie sich auch versucht zu schminken, sie sah aber aus, als hätte sie sich mit Du- weißt- schon- wem einen Faustkampf geliefert. Kopfschütteln über den grässlichen Geschmack ihrer Schwester humpelte Narzissa in Snapes Begleitung nach unten. Auch Bella schien heute jeglichen Strafen entgehen zu wollen, jedenfalls stand sie gegen elf Uhr schon in der Küche. Jedoch wurde ihr schnell bewusst, dass sie vom Kochen rein gar nichts verstand, sie hatte erst ein Mal eine Päckchensuppe aufgebrüht. Daraus machte sie sich aber nichts und begann pfeifend und mit großem Optimismus die Küchenschränke und den Kühlschrank auszuräumen.
Hermine hingegen missbrauchte, wie Narzissa fand, das schöne Wetter um zu lernen. Doch schon nach kurzer Zeit überkam sie die Neugier, was Bellatrix in der Küche wohl zusammenbrutzelte. Sie schlich sich zum Küchenfenster und beobachtete staunend, wie Bella gutgelaunt und vor sich her singend Gemüse zerkleinerte und in einen großen Kochtopf gab. Sie bemerkte jedoch eine Multi- Box Pflaster, die neben dem Küchenbrett stand. Schon nach kurzer Zeit wusste Hermine, warum. Bella hatte nämlich eine ziemlich derbe Art, mit dem Küchenmesser umzugehen. Aus Langweile stoppte Hermine die kurzen Zeitabstände, zwischen Bellas Ausrutschern mit dem Küchenmesser. So konnte sie ungefähr verfolgen, wie Bellatrix Laune proportional mit jedem Schnitt in den Keller sank.
Als Bellatrix nach dem Siebten oder achten Schnitt, Hermine hatte inzwischen aufgehört, mitzuzählen, das letzte Pflaster aus der Packung schüttelte, kam sie auf die Idee, das Gemüse mit dem Mixer zu pürieren. Man sah ihr aber deutlich an, dass sie noch nie zuvor einen Original Muggel-Mixer benutzt hatte. Unschlüssig stand Bella vor dem Gerät und stopfte die ganzen Tomaten, Möhren und das undefinierbare Grünzeug in den dafür vorgesehenen Behälter. Aber da sie den Schaltknopf am Deckel suchte und folglich keinen Erfolg hatte, warf sie den scheinbar unbrauchbaren Deckel in den Mülleimer. Hermine beobachtet das Geschehen ohne etwas zu unternehmen, doch sie ahnte, was jetzt kommen würde.
Jetzt bemerkte sie auch noch Snape, der durch ein Fenster in der Küchentür lugte. Er runzelte die Stirn und brüllte.“ Den Deckel, den Deckel aufsetzen! Der Schaltknopf ist hinten, falls du es noch nicht bemerkt hast!“ Bella erwiderte gereizt:“ Verschwinde, du blöder Sack, ich kann das alleine!“ Man merkte ihr aber deutlich an, dass sie beleidigt war, weil sie den Knopf nicht alleine gefunden hatte. Voller Wut hieb sie gegen die Tür und Snape verschwand. Und da Bella sich strikt weigerte, den Deckel des Mixers aus dem unhygienischen Mülleimer zu fischen, startete sie den Mixer ohne Deckel einfach so. Einfach so war dann auch die gesamte Küche neu tapeziert.
Selbst Bella mit ihrem fürchterlichen Geschmack fand, dass die Küche vorher farblich besser gestaltet war. Grün-braune Rinnsale und Flecken waren überall hin gespritzt und kontrastierten sich mit den Wänden, die in sterilem weiß gehalten waren. Das schlimmste war aber, dass auch noch Narzissa und Snape in die Küche kamen um zu fragen, ob das Essen bald fertig sei.
Die arme Bella war wirklich arg zu bemitleiden. Bis zum Nachmittag musste sie unter Snapes Aufsicht die Küche putzten. “Bella, hier unter dem Tisch klebt noch was von dem Zeug!“, „Wenn du bei Lucius auch so schlampig geputzt hast, dann verstehe ich jetzt, warum er dich vor die Tür gesetzt hat!“ So ging das bis um fünf Uhr am Nachmittag. Als Strafe und zur Genugtuung apparierte Bella dann mit ihrer Schwester in das teuerste Restaurant Londons, um dort mal so richtig edel zu speisen. Vorerst wurde Bella wegen ihrer absonderlichen Kleidung von einem der Platzanweiser nicht eingelassen. Zu gerne hätte sie dem mit „Arvada Kedavra“ den Garaus gemacht, doch ihre Schwester verhinderte dies. Also wusch sich Bella das Gesicht, tauschte die Stiefel gegen schwarze Lackschuhe und legte die scheußliche Motorradjacke ab. Dann bestellten die Beiden ein 4-Gänge Menü und Bellatrix bezahlte den Kellner großzügig aus Lucius Brieftasche, die sie ihm im letzten Moment geklaut hatte.
Inzwischen lynchte Snape, der Bella verfluchte und den Rausschmiss drohte, den Kühlschrank. Auch Hermine lungerte hungrig im Haus herum und wartete nur darauf, dass Snape für kurze Zeit die Küche verlassen würde. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus.“ Professor, dürfte ich mir auch…?“ fragte sie Snape, der gerade voller Gier in sein viertes Sandwich biss. „Mpf. Holen Sie sich nur, was sie brauchen. Verhungern muss hier niemand. “ war die erlösende Antwort. Mit einem erleichterten Seufzer stürzte sich Hermine auf den Kühlschrank. Als Snape mit dem fünften Sandwich fertig war, klingelte es an der Tür, es waren Bella und Narzissa. Und Snape gelobte, Bella ab diesem Tag das Leben zur Hölle zu machen.
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