von ChrissiTine
5. Dezember: Bill/Fleur
2007
"So, jetzt stellt euch schön in eine Rei'e. Vor euren Vater. Dominique, würdest du bitte läscheln? Das soll eine fröhliche Karte werden." Fleur schaute ihre sechsjährige Tochter auffordernd an. Als Antwort verzog Dominique ihr Gesicht zu einer Grimasse. "Dominique!" Fleur stemmte die Hände in ihre Hüften. "Würdest du bitte tun, was isch dir gesagt 'abe!" Dominique verschränkte stur die Arme vor der Brust.
Hilflos schaute Fleur zu ihrem Mann, der genauso viel Begeisterung an den Tag legte wie seine jüngste Tochter. Er versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken, in der Hoffnung, dass seine Frau es nicht sehen würde, aber dafür kannte sie ihn viel zu gut. Sie verdrehte die Augen und schaute auf ihre beiden anderen Kinder. Victoire schaute fröhlich drein, aber sie stürzte sich auch auf jede Kamera, die sie sah. Louis war zwar auch nicht sonderlich begeistert, aber er wollte ihr eine Freude machen und hatte ein höfliches Lächeln aufgesetzt.
Fleur seufzte. "Je mehr ihr eusch weigert, desto länger wird es dauern", drohte sie. Auf Bill schien dieses Argument zu wirken, aber Dominique schien heute besonders stur sein zu wollen.
"Mum, warum müssen wir so einen Mist machen! Niemand, den ich kenne, macht so ein beschissenes Foto für seine Weihnachtskarten.", beschwerte sie sich.
Fleur atmete scharf ein. Dominiques Augen wurden groß und sie schlug eine Hand vor den Mund. "Dominique Nadine Weasley, was 'ast du gerade gesagt?" Sie trat einen Schritt auf sie zu und funkelte sie wütend an.
"Nichts", murmelte sie kleinlaut und schaute hilfesuchend zu ihrem Vater.
Bill hatte das ganze vergnügt beobachtet. Er hasste diese blöden formellen Fotos, auf die seine Frau zu Weihnachten immer bestand, aber es war die Mühe nicht wert, sie ihr auszureden, deshalb ließ er sie immer über sich ergehen. Er konnte Dominique nicht böse sein, nur weil sie genauso wenig dafür übrig hatte wie er. Aber dass sie schon mit sechs Jahren so fluchen konnte ... Er unterdrückte seinen Stolz und versuchte, sich auf die Seite seiner Frau zu stellen.
"Das sollte man wirklich nicht sagen, Nicki", tadelte er sie sanft. Mehr war nicht drin. Vor allem, weil er das Wort selbst viel zu häufig gebrauchte.
Dominique öffnete den Mund, um zu protestieren, aber nach einem Blick von ihrer Mutter schloss sie ihn doch lieber wieder.
"Können wir nicht einfach dieses blöde Foto machen?", mischte sie Louis jetzt ein. "Ich wollte noch zu Brian zum Spielen gehen." Brian war der Nachbarsjunge. Louis war häufig bei ihm zum Spielen, um den vielen Frauen im Haus zu entkommen, wie er seinem Vater einmal gebeichtet hatte. Bill hatte dafür vollstes Verständnis.
Fleur nickte und fing an, an der Kamera herumzufummeln, die sie auf ein Stativ gestellt hatte. Trotzdem warf sie Dominique wütende Blicke zu. "Darüber spreschen wir nosch, junge Dame!", drohte sie. Bill bekam Mitleid mit seiner Tochter. Aber sie hatte sich die Suppe selbst eingebrockt. Vor ihrer Mutter durfte man nicht fluchen, das wussten sie alle.
"Und jetzt läschelt gefälligst, damit isch endlisch dieses Foto schießen kann." Sie schaute sie der Reihe nach streng an. Folgsam setzten sie alle ein Lächeln auf. Fleur drückte auf einen Knopf und eilte dann zu ihrem Mann, der hinter ihren drei Kindern stand und einen Arm um sie legte. Trotz ihrer Wut lächelte sie strahlend in die Kamera.
Louis verließ sofort seinen Platz, nachdem das Foto geschossen worden war. Er zog sich den feinen Pullover über den Kopf, den er hasste, weil er so kratzig war, und den er nur angezogen hatte, weil seine Mutter ihn dazu gezwungen hatte. Er lief den Flur entlang. "Ich komm um fünf wieder!", rief er ihnen noch zu, bevor er sich seine Jacke nahm und die Haustür hinter sich zuknallen ließ.
Dominique zerrte die Schleife aus ihren Haaren und rannte so schnell wie möglich die Treppe hoch, um ihrer Mutter zu entkommen.
Nur Victoire blieb im Wohnzimmer und half ihrer Mutter dabei, die Kamera zu verstauen. "Darf ich dir dabei zusehen, wie du die Fotos entwickelst?", fragte sie interessiert und schaute ihre Mutter hoffnungsvoll an.
Fleur lächelte glücklich und nickte. "Natürlich, mein Schatz. Du kannst die Kamera wieder zurück in die Dunkelkammer stellen. Ich komme gleisch nach." Victoire nahm die Tasche vorsichtig in die Hand und verließ damit das Wohnzimmer, um sie in den Keller zu bringen.
Bill ließ sich mit einem Seufzer auf das Sofa fallen. Er legte einen Arm um Fleur und küsste sie auf die Wange. "Du weißt, dass wir alle diese Fotos hassen. Außer Victoire.", erinnerte er sie.
Fleur nickte. "Isch weiß. Aber wir 'aben so wenige Fotos, auf denen wir alle susammen drauf sind. Und die Kinder wachsen so schnell. Meine Mutter sagt immer, dass sie sie über'aupt nischt wieder erkennt, wenn sie sie im Sommer sieht. Isch möschte, dass meine Eltern sehen, wie glücklisch wir sind. Isch möschte, dass sie auch daran teil'aben können. Wenn wir Weihnaschten schon nischt susammen feiern."
Sie hatte Tränen in den Augen. Bill schluckte und umarmte sie. Fleur hatte für ihn viel aufgegeben. Er wusste, dass sie gerne in England lebte, aber er wusste auch, dass sie ihre Familie vermisste. Besonders während der Feiertage. Sie hatten den Kindern letztes Jahr vorgeschlagen, Weihnachten doch einmal bei ihren anderen Großeltern in Frankreich zu feiern, waren aber auf heftige Proteste gestoßen. Die Kinder wollten auf keinen Fall auf das bunte Treiben im Fuchsbau verzichten. Und hatte Fleur ihren Wunsch aufgegeben und mit seiner Familie gefeiert, anstatt mit ihrer.
Bill strich ihr zärtlich über die Wange und lächelte sie liebevoll an. Sie war eine fantastische Frau. Er hätte sich keine bessere wünschen können. Und sie war eine fantastische Mutter. Sie konnten sich wirklich glücklich schätzen, die Kinder und er.
Und das Mindeste, was sie für Fleur tun konnten, war dieses beschissene Foto.
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A/N:
@klothilde: (Kapitel 3) Vielen Dank für dein Lob, ich hab gehofft, dass die Malfoys glaubwürdig rüberkommen.
(Kapitel 4) Ich danke dir nochmal für dein Lob. Ich freu mich, dass alles gut rübergekommen ist.
@minimuff: Ich finde das Fred-Kapitel eigentlich gar nicht traurig. Ich finde nur traurig, dass ich weiß, dass Fred bald sterben wird. Ich weiß nicht, ob du meine FF "10 kleine Dinge" über die nächste Genertion gelesen hast. Die Freundin, die ich mir für Fred, den Sohn von George, ausgedacht habe, stirbt in meinem Universum und immer wenn ich irgendwas über die beiden schreibe, finde ich das traurig, weil ich weiß, dass sie sterben werden. So hab ich das gemeint. Ich finde das Fred-Kapitel eigentlich ganz amüsant.
@Dolohow: Das wirst do wohl müssen. Ich garantiere für gar nichts. Wer weiß, auf was für Ideen ich nächstes Jahr kommen werde.
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