Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und das kupferne Medaillon - Erwachen

von Lucius Riddle

*

Harry wachte plötzlich auf. Es war kurz vor Sonnenaufgang, aus seinem Fenster konnte er den Himmel sehen, viele Sterne hingen noch im dunklen Blau. Die Häuserfronten, die in die Richtung der aufgehenden Sonne zeigten, waren schon von einem rotorangen Schimmer erleuchtet. Sie hoben sich scharf von den Bäumen und Gärten ab, die noch in Dunkelheit getaucht waren. Sein Fenster zeigte nach Westen, in die Richtung der Dunkelheit. Er sah zu, wie die Häuser ganz langsam immer heller wurden, beleuchtet von der für ihn unsichtbaren Sonne.

Der Traum war sehr wirklich gewesen, er konnte die Umarmung von Ginny noch immer spĂĽren. Ihr intensiver Blick, die GefĂĽhle, die er gespĂĽrt hatte waren viel realer, als er sie je in einem Traum wahrgenommen hatte.
Er war nachdenklich. Die Ruhe an diesem Morgen half ihm, sich zu sammeln, seine Gedanken zu ordnen. Früher hätte er ohne viel Nachdenken den Traum beiseitegelegt. Aber nun hatte sich vieles verändert. Er hatte an die Magie zu glauben begonnen, sie durchdrang nun scheinbar sein Innerstes. Und nach den Erlebnissen der letzten Tage konnte er diesen und die früheren Träume nicht mehr einfach vergessen...
Sein Blick wurde gefangen von der Reflexion der ersten Sonnenstrahlen in einem Fenster im Haus gegenüber. Der überirdische Glanz leuchtete durch seine Augen in ihn hinein…
Hatte er nicht jede Nacht, soweit er zurückdenken konnte von Ginny geträumt? Hatte er nicht lange bevor er vom Phönixorden in diese neue Welt hineingezogen wurde immer ihr Gesicht vor sich gehabt, die Grenzen ihres Körpers, die Berührung ihrer Hand gespürt? Und hatte ihn ihr Licht nicht immer mit Hoffnung und Zuversicht erfüllt, sooft er es im Traum sah? Konnte denn das alles nur ein Traum sein?


*

Er besah seinen Finger in der Küche im Schein der Sonne. Die Schmerzen waren jetzt noch stärker geworden. Die Wunde hatte sich entzündet und blutete. Hermine kam mit einer kleinen Schale mit Wundsalbe vom Medizinschrank zurück.
„Das sieht überhaupt nicht gut aus!“, schüttelte sie den Kopf „Du hättest schon gestern zu mir kommen sollen, als du dich am Zauberstab verletzt hattest!“, sagte sie mit besorgter Miene.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du dich wirklich verletzt hattest, hätte ich dir die schon längst gegeben.“ Damit setzte sie sich ihm gegenüber und zog seine Hand zu sich.
„Sowas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, Harry. Wie hast du denn nur in der Muggelwelt gelebt?“
„In der Muggelwelt entzündet sich ein Finger nicht einfach, wenn man einen kleinen Holzsplitter abbekommen hat“, sagte Harry mit verzogener Miene, während Hermine seinen Finger mit der Salbe behandelte. Sie cremte den ganzen Finger bis zum zweiten Gelenk ein.
„Das glaube ich irgendwie nicht“, sagte Hermine, während sie damit beschäftigt war, den mit Salbe eingehüllten Finger zu verbinden.
„Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind viele Verletzungen hatte. Und die sind meistens ganz ohne nichts verheilt. Es wäre ja schrecklich, wenn man in deiner Welt nicht einfach mal hinfallen könnte, ohne gleich zum Arzt zu müssen…“ Er versuchte zu lächeln, aber sein Finger schmerzte und er presste die Zähne zusammen.
„Du solltest auf jeden Fall vorsichtiger sein und auch bei kleinen Sachen wie dem hier immer sofort zu mir kommen…“ dabei zeigte sie auf seinen dick bandagierten Finger. Harry pflichtete ihr bei.
„So, und nun wollen wir sehen, ob die Lektionen, die ich dir gestern erteilt habe über Nacht in deinen Dickkopf reingekommen sind!“ Sie zog zwei Zauberstäbe aus ihrer Handtasche, die auf dem Tisch lag, einer davon war mit Papier umwickelt, das mit Klebeband festgezurrt war, und lächelte ihn herzlich an. Bei ihrem erwartungsvollen Gesichtsausdruck konnte er nicht nein sagen.

Als Harry und Hermine durch die Halle zum Hinterhof gingen, fragte er sie wie nebensächlich:
„Was für eine Bedeutung haben Träume in der Magierwelt?“
„Ungefähr die gleiche wie in der Muggelwelt“, sagte sie, „Träume gelten als Boten der Seele. Sie sagen uns unsere tiefsten Gefühle und Ängste…“ Sie öffnete die Tür. Im Hinterhof saß schon Ron auf einem der Liegestühle und las die Zeitung, die von den Nachbarn mal wieder sofort ungelesen weggeworfen worden war.
„Hallo Harry, wie gehts dir, wieder Lust, deine magischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen? Ich bin jedenfalls gespannt!“ Harry lächelte schief. Von Lust auf die Übungen konnte ja keine Rede sein. Statt auf Rons Necken einzugehen, fragte er Hermine:
„Aber im Fernsehen ist doch ständig die Rede von magischen Visionen etc., wenn über angebliche Magier geredet wird…“
Hermine lachte: „Klar, bei euch gibt´s ja auch keine richtigen Magier! Es gibt nur ganz wenige Magier, die sich überhaupt mit Horoskopen und dergleichen befassen, natürlich eine Menge mehr, die sie lesen!“ Sie lachte noch einmal, schaute ihn aber prüfend an: „Aber natürlich gibt es auch ganz selten welche, die wirklich begabt sind… Aber ich habe schon seit Ewigkeiten von keinem gehört, der dazugehören würde. Man sagt, dass irgendwo in Russland ein Magier lebt, der über die Fähigkeit verfügt, in die Zukunft zu schauen, aber meiner Meinung nach ist das ein Betrüger.“
Ron gesellte sich zu den Beiden und sagte dann in betont ernst-besorgt klingender Stimme und ebensolchem Gesicht:
„Harry, versuchst du etwa, deine Probleme in deine Träume zu verdrängen?“, wobei er versuchte auszusehen, wie ein Therapeut. Hermine brach endgültig in Lachen aus und auch Ron fing an zu lachen. Harry stand ein Wenig hilflos da und lächelte auch, ohne zu wissen, was los war. Irgendwann fasste sich Hermine wieder und sagte ihm mit von Lachkrämpfen gezeichnetem Gesicht:
„Wir hatten mal einen Lehrer in der Schule, der sich für einen großen Psychologen hielt, er hat uns alle immer zum Lachen gebracht…“ Harry begann zu verstehen. Er lächelte jetzt auch ausgelassen. Ron hatte sich in einen Liegestuhl fallen lassen und kicherte noch etwas vor sich hin.
„Ja, ich habe auch so einen gekannt, hat immer versucht, auf die „tieferen Bedürfnisse“ der Schüler einzugehen…“
„Genau so einer war Teller auch…“, sagte Ron, sein Gesicht hatte schon rote Flecken vom Lachen.
„Du meinst den Teller, von dem die Professorin sprach?“ Harry hätte das nicht sagen sollen. Das Lachen auf Rons Gesicht erstarb. Er atmete tief durch.
„Ja, genau der…“, sagte er mit zum Boden gerichtetem Blick.
„Na gut, Harry, nimm erst mal deinen Zauberstab und dann können wir ja wieder beginnen, ich habe ihn schon mal vorsorglich mit Leykofilm und Papier eingewickelt, wie du siehst.“ Hermine versuchte das Thema zu wechseln und wieder zum Wichtigen zu kommen. Harry nahm den Zauberstab in die Hand. Für sie hatte Hermine eine richtige Griffläche aus Papier und Klebeband gebastelt. Er schwang ihn ein paar Mal hin und her und stellte sich dann wieder so auf wie gestern, Hermine ein paar Schritte neben sich, den Zauberstab in der Hand. Sie wiederholte wieder einige ihrer Tipps von wegen „Körperenergie, Geist, Zauberstab“ und gab das Zeichen. Harry schwang den Zauberstab wortlos in der Luft und richtete ihn vor sich auf einen leeren Liegestuhl…….


*

Aus seinem Zauberstab sprühten tausend bunte Funken. Die ganze Luft um ihn herum füllte sich mit glitzernden Seifenblasen und Streifen aus Licht in allen Farben des Regenbogens. Ein lautes reines Geräusch wie von kleinen goldenen Glöckchen erfüllte den ganzen Hinterhof. Der Liegestuhl flog wie eine Rakete nach oben, wobei er wie ein Komet einen Schweif aus leuchtender Luft hinter sich ließ…

Harry war wie erstarrt. Er schaute immer noch nach dem Liegestuhl, der zwanzig Meter über ihm gegen Hermines unsichtbaren Schutzzauber ankämpfte, der das Haus wie eine Glocke umschloss. Mit vor Erstaunen offenem Mund sah er auf den Zauberstab in seiner Hand herunter… Noch immer benommen schaute er ich um. Auch Hermine und Ron standen da, mit weit aufgerissenen Augen, offenen Mündern…

Und dann spürte er, wie ihm schwarz vor Augen wurde. Seine Augen zuckten. Er verlor jedes Gefühl für Gleichgewicht und sah nur noch schemenhaft, wie der Grasboden auf ihn zukam. Aber als der Liegestuhl, der ihm am nächsten war, mit seiner harten Kante an seinem Kopf anklopfte, sodass der ganze Garten sich um fast neunzig Grad drehte, spürte er nichts. Es war wie in einem verrückten Traum… das Einzige das er spürte, war das Gefühl von Frische und Wind auf seiner Stirn, dort wo Ginny ihren Finger aufgelegt hatte. Es war wie eine Pfefferminzsalbe, nur sehr viel stärker…….


*

…….Harrys Blick hing von der Decke eines nur spärlich beleuchteten Kellergewölbes. Quer unter ihm, in einem leichten Winkel nach vorn, war ein Tisch, um den drei schwarz gekleidete Gestalten standen. Auf ihm lag eine schlafende Frau, Ginny. Die drei murmelten ständig etwas vor sich hin. Er verstand nichts außer ein paar Wortfetzen, darunter immer wieder „Jatikáikaa“, was ein Zauberspruch zu sein schien. Die drei schlossen ihre Hände in einem Punkt über der Brust von Ginny und murmelten lauter. Direkt über ihrer Brust färbte sich die Luft erst dunkel, dann schwarz. Die Wolke verdichtete sich genau über dem Punkt, wo er in ihrer Brust das Licht sah…….

Und dann kam, für die drei Gestalten unbemerkt, ein zweites Licht von der Seite des Raumes. Es hatte eine andere Farbe als ihres, leuchtete schwächer. Aber es war genauso lebendig… Es verharrte einige Augenblicke neben dem Licht von Ginny, dass plötzlich immer schwächer wurde. Die Wolke begann in ihre Brust zu dringen… Und im nächsten Moment vereinigten sich die beiden Lichter ganz kurz… und trennten sich wieder. Ginnys Licht brannte wieder wie vorher, das zweite Licht blieb in ihrer Nähe und umkreiste das Ihre…

Die schwarze Wolke verfärbte sich…, aus schwarz wurde grau…, aus grau wurde weiß… und im nächsten Moment leuchtete sie plötzlich auf. Das Leuchten der Wolke war so grell, dass die drei Gestalten, die dort standen, ihre Hände schützend vor ihre Gesichter hielten… sie begannen alle drei laut zu schreien… einen Augenblick später explodierte die Wolke mit dem Geräusch von hundert zarten Glöckchen…

Die drei Gestalten wurden in alle Richtungen des Raumes geschleudert. Sie blieben einen Augenblick liegen, bevor zwei von ihnen sich wieder bewegten. Einer der drei lag bewegungslos. Es war eine Frau mit pechschwarzen Haaren. Aber ihr Gesicht konnte er nicht erkennen, obwohl es jetzt fast in seine Richtung zeigte. Der Anblick den es zusammen mit ihren Händen bot, konnte Harry kaum ertragen, ihr Licht verließ ihre Brust in kleinen, immer größer werdenden Spiralen… er wendete sich zu den anderen Beiden. Ein Mann lag dort, lange silbergraue Haare in allen Richtungen von seinem Kopf wegzeigend. Sein Gesicht sah er nur im Profil, denn er wand sich, Blut spuckend, am Boden. Er war auch übel zugerichtet. Wenn Harry sich anstrengte, sah er sein Licht. Es war grün, von einem sonderbaren Silberton umschweift…
Und eine dritte Gestalt war dort. Sie hatte sich aufgesetzt, ihr hatte das Leuchten der Wolke offenbar am Wenigsten anhaben können. Es war ein Mann mit einem besonders krankhaft anmutenden Farbton auf der Haut, ohne Haare… Seine Hände waren ganz schwarz, soweit Harry sie sehen konnte. Auch seine Nase und seine Wangen waren schwarz. Er schien keine Schmerzen zu spüren, auch schien er keinerlei Interesse an dem Mann neben sich oder an der Frau gegenüber, hinter dem Tisch, zu haben. Er schaute in fast sachlichem Gesichtsausdruck auf seine verkohlten Hände.

Die Tür zwischen ihm und dem Mann mit den silbernen Haaren öffnete sich in einem Ruck und ein junger Mann mit blonden Haaren stürzte herein. Er drehte sich zuerst zu dem Mann mit den verkohlten Händen. Der Mann fuhr ihn an und schaute dann wieder teilnahmslos auf seine Hände. Der junge Mann hatte erst jetzt den zweiten Mann gesehen und stand mit überraschtem Blick vor ihm. Dann rannte er los. Harry blickte wieder auf den sitzenden Mann. Er versuchte sein Licht zu sehen, doch er konnte nichts wahrnehmen, außer ein silbriges Knäuel dort, wo sein Licht hätte sein müssen. Es sah aus wie ein Knäuel Eisenwolle, das sich langsam in der Luft dreht…

Der Mann stand auf und schlug mit seinen Händen gegen die Wand, an die er eben gelehnt gewesen war. Das, was seine Hände gewesen war, zerbröselte zu mehr oder weniger großen schwarzen Brocken und schwarzem Staub. Übrig blieben nur Stümpfe, aus denen in einer Minute neue Hände wuchsen. Als er hinausging, kam der junge Mann gerade mit drei anderen Männern und einer Frau hineingerannt, alle hatten von Entsetzen gezeichnete Gesichter, als sie die beiden Gestalten am Boden sahen…


*

Harry war wieder in der dunklen Höhle, in der das Feuer brannte. Er war allein. Leise knackte das Feuer jetzt, mit viel kleinerer Flamme als beim letzten Mal, als er hier war. Sein Blick war anfangs träge und müde, benommen. Doch ganz allmählich begann sein Geist klarer zu werden. Er ließ sich diese Szene, die er vor kurzem gesehen hatte noch einmal durch den Kopf gehen, während er endgültig aus der Lethargie aufwachte, in der er geschwebt hatte. Er konnte jetzt klarer denken, erinnerte sich an den Vorfall im Garten und wie er ohnmächtig geworden war. Er wusste, dass er träumte. Er ahnte, dass sein richtiger Körper jetzt verletzt in einem Bett lag, umsorgt von Hermine, Ron und vielleicht anderen Mitgliedern des Phönixordens. Die Tatsache, dass er mit seinem ganzen Bewusstsein hier war, beunruhigte ihn. Aber er war sich sicher, dass er weit entfernt davon war, tot zu sein. Er sehnte sich danach, Ginny zu sehen. Für ihn machte jetzt alles viel mehr Sinn als vorher. Er und Ginny waren schon immer auf eine sonderbare aber auch wundervolle Weise miteinander verbunden gewesen. Die vielen Träume, die er längst vergessen zu haben glaubte, waren nun klar und frisch in seinem Gedächtnis. Es war schon immer sie gewesen. Und in seinen Träumen war er schon immer er gewesen, nicht der etwas unbeholfene und etwas grobe junge Mann in der Muggelwelt… in seinen Träumen hatte das magische in ihm immer weiterexistiert, er hatte es nur in seinem Wachbewusstsein immer mehr verdrängt. Wie oft waren er und Ginny in dieser Höhle gewesen, dem gemeinsamen Ort ihrer Träume? Hatten sich an den Händen gehalten, sich umarmt? Ein Gefühl der Wehmut erfasste ihn, wenn er daran dachte, was er schon immer für sie empfunden hatte, was er aber, wenn er wach war immer wieder verdrängt hatte. Er fühlte mit ganzem Herzen, dass er niemals jemanden so geliebt hatte wie sie. Natürlich war da auch Vicky gewesen… Sie war eine unruhige Frau, viel zu oberflächlich, um tiefe Gefühle zu empfinden, viel zu abgelenkt, um seine Zuneigung zu ihr zu erwidern. Für sie war er nur noch ein Lover von vielen. Und so hatten sie sich auseinandergelebt. Aber mit Ginny war es niemals so gewesen, in seinen Träumen. Sie hatte ihn immer getröstet, wenn er voller Kummer eingeschlafen war, weil er erfahren hatte, dass Vicky ihn betrog. Sie war immer bei ihm gewesen… aber er war in seinen Träumen nie ganz wach gewesen. Er hatte alles wirklich wie in einem gewöhnlichen Traum empfunden, nur gefühlt, nie verstanden. Doch nun verstand er. Er wollte Ginnys Hingabe erwidern, intuitiv hatte er es schon getan, als er sie vor dem schlimmsten Schicksal bewahrt hatte, das einen Menschen treffen konnte, dem Fluch, den Voldemort einsetzte, um die Seele im Körper einzusperren, den Menschen zu einem lebenden Toten zu machen. Doch nun wollte er mit seinem ganzen Geist und seinem ganzen Gemüt ihre Liebe erwidern, sie halten, sie in ihrer schweren Zeit trösten.

Doch sie kam nicht. Er wartete jetzt vergebens auf sie, Voldemort hinderte sie am schlafen. Sie auf die Art bezwingen wie all die Anderen zuvor konnte er nicht, Harry gab ihr die Kraft, die sie brauchte, auch wenn er nun selbst darunter litt. Sie töten wollte er nicht, denn sie trug das Geheimnis in sich, das er suchte. Also ließ er sie nicht schlafen, in der Hoffnung, die Bande, die zwischen ihr und Harry entstanden waren zu zerreißen. Doch das würde er niemals schaffen, ihre Wurzeln des lebendigen Lichts waren aus reiner selbstloser Liebe entstanden. Das war die einzige Macht, die Voldemort niemals bezwingen konnte, denn sie würde immer stärker sein als die Grundlage, auf die er seine Macht aufbaute: Dem Hass und der Angst. Solange Ginny und Harry am Leben waren, würden diese Bande bestehen, und vielleicht auch dannach…


*

Harry wusste, dass Ginny litt, aber er wusste auch, dass Voldemort sie nicht bezwingen würde, solange er am Leben war. Das gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Er saß dort, gefangen in seinen Träumen, solange er all seine Kraft Ginny geben musste, und schaute zu dem, das in dem Feuer war. Es war eine glühende runde Metallscheibe. Sie hing an einer Kette von einem Stab im Feuer. Er entsann sich, dass er sie immer wieder in seinen Träumen gesehen hatte, wie ein Vorzeichen oder Menetekel. Auf der Scheibe waren unbekannte Zeichen eingraviert. In der Mitte war ein großer Stern mit vielen Zacken, eher wie eine Sonne. Die Scheibe hing dort, unerreichbar für ihn, aber doch anziehend und faszinierend. Er hatte ein Bild im Haus gesehen, dass genau diese Scheibe zeigte. Sie sah zwar aus wie ein Amulett, aber sie war viel zu groß, größer als ein Handteller. Er wusste nicht, was sie bedeutete, aber sie musste irgendeine Bedeutung für die Magierwelt haben, wenn man Bilder von ihr malte… Er entschied sich, einen Blick auf die Scheibe aus nächster Nähe zu werfen. Es war ja ein Traum, in dem er die Kontrolle hatte, also musste er doch auch die Scheibe aus dem Feuer holen können…

Er streckte vorsichtig seine Hand aus, aber die Hitze war schmerzhaft, er konnte sich dem Feuer nicht nähern. Deshalb nahm er einen Ast, der in der Nähe lag und wollte die Scheibe aus dem Feuer ziehen, aber das Holz verbrannte, noch ehe er damit in die Nähe der Scheibe gekommen war, es zerfiel sofort zu Staub…

Harry hatte das Gefühl, dass er schon Tage hier verbracht hatte. Da er ohnehin träumte, brauchte er keinen Schlaf, aber die Langeweile war schlimmer, als er es sich jemals hätte vorstellen können. Schon bald fühlte er sich eingesperrt, allein. Er hatte die ganze Höhle erkundet, aber es gab keinen Ausgang. Die großen Löcher in den Wänden waren unerreichbar hoch. Und die Stille war noch unerträglicher als alles Andere. Irgendwann begann er in der Höhle an den Wänden entlang immer im Kreis zu laufen, nur damit sich wenigstens etwas bewegte. Doch auch dem war er schon bald überdrüssig. Bei dem Gedanken, dass er vielleicht sein ganzes Leben hier verbringen würde, begann er zu verzweifeln, auch wenn ihm bewusst war, dass Ginny ein viel schwereres Schicksal ertragen musste als er. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass genau das von Voldemort bezweckt wurde, dass er seine Liebe für Ginny vergaß, damit sie keinen Schutz mehr hatte. Er blieb stehen und fasste sich an den Kopf. Oben an seiner Stirn spürte er noch immer ganz leicht die kleine Narbe, die er seit er denken konnte mit sich trug. Das Mal, das er bekommen hatte, als Voldemort versucht hatte, ihn zu töten. Er erinnerte sich, dass er einmal, als er noch zur Schule ging, mit der Klasse in einer berühmten alten Kirche war. Als die Anderen etwas bei Seite gegangen waren, um irgendeine goldene Skulptur zu bewundern, war er zur Frau gegangen, die sie durch das Gemäuer führte sie gefragt, ohne zu wissen warum, ob die ganzen Steine, aus denen das Gewölbe der Kirche bestand durch Magie zusammengehalten wurden. Es war eine sehr naive Frage gewesen, aber sie hatte sich sofort zu ihm heruntergehockt und angefangen zu erzählen, wie früher Menschen auf Gerüsten hoch oben balanciert waren, immer nah am Abgrund. Er hatte sie gefragt, wie sie nicht heruntergefallen waren. Sie hatte etwas sagen wollen, doch sie wurde unterbrochen, denn die genervte Lehrerin hatte mit ihrer tiefen und unfreundlichen Keifstimme losgerufen: „So Kinder, Zeit um, los zurück zur Schule!“ Die Frau sah, dass sie Harry ihre Geschichte nicht zu Ende erzählen konnte und war aufgestanden. Kurz bevor die Klasse sich von ihr verabschieden und rauslaufen sollte, hatte sie sich zu ihm heruntergebeugt und mit ernstem aber fürsorglichen Gesicht gesagt: „Du kannst sicher sein, dass du beschützt bist und nicht hinfallen wirst, die Narbe auf deiner Stirn ist ja der Beweis!“ Dabei machte sie ein seltsames Lächeln und schaute ihm tief in die Augen. Sie geleitete alle heraus. Harry hatte ihr nichts von dem Autounfall erzählt gehabt, von dem er die Narbe zu haben glaubte... Er hatte diese Worte schnell vergessen, besonders als Tante Petunia ihn zu Hause wieder ausschimpfte, weil er das Essen im Topf leicht hatte anbrennen lassen und Duddylein nicht das Beste bekommen würde.

Er erinnerte sich traurig an damals, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. Hatte er nicht, vor wie vielen Tagen auch immer, die Vergangenheit gesehen, gesehen, was im Kellergewölbe zwischen den Todessern und Ginny passiert war? Dann hatte er also diese ungewöhnliche Gabe... könnte er nicht vielleicht auch jetzt in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft schauen? Sein Blick fiel auf den kleinen Tümpel in der Mitte der Höhle, den er bis jetzt kaum beachtet hatte.
"Was wenn..."
Ein seltsamer Schimmer ging von seiner Oberfläche aus…


*

Harry beugte sich über das klare Wasser, das in der Dunkelheit ganz schwarz erschien. Er hatte das Klischee schon in einigen Filmen gesehen, dass Hexen in eine Schale Wasser schauen und dort Orte sehen, die weit weg sind. Er hatte auch in einer Dokumentation über Nostradamus im Fernsehen die Szene gesehen, dass der alte Mann sich über eine Schale Wasser beugte, um die Zukunft zu sehen. Und das Lesen der Zukunft aus dem Teesatz war ja wohl die abgedroschendste Variante. Er hielt seinen Blick auf die Wasseroberfläche und dachte an die erste Person, die ihm nach Ginny in den Sinn kam: Voldemort. Im Wasser entstanden leichte helle Schwaden und im nächsten Moment leuchtete es auf. Durch das Wasser sah er auf einmal deutlich das Arbeitszimmer von Voldemort. Es musste in London sein, aus dem Fenster war der Big Ben zu sehen.

Voldemort saß gemütlich in seinem Sessel vor dem Schreibtisch. Vor ihm lag ein Blatt Papier, auf dem sich ein Foto befand, das sich bewegte. Aus dem Blatt sprach die Stimme seines Sekretärs, der Depeschen verlas.
„...Der Minister für Magie übergibt euch voller Demut erneut seinen Dank für eure weisen Ratschläge an ihn, mein Lord.“
„Sehr gut. Wirf ihn endlich hinaus, ich kann sein Speichellecken ja kaum ertragen.“
„Jawohl. … Der Gesandte des Ministers für Magie in Russland huldigt eurer Weisheit und bittet um eine Audienz, um euch allerdemütigst um euren Rat zu bitten.“
„Übergib ihm: Ich entbiete ihnen meinen allerabschätzigsten Blick und kritisiere ihren schändlichen Alleingang in Bezug auf das Gesetz zur Besteuerung der Schneider für Umhänge von mittlerer bis großer Größe vom letzten Montag. Ich erwarte ihre förmliche Erklärung zu diesem Thema!“
„Jawohl…“
„Ach und lass ihn mindestens drei Stunden warten, ehe du ihn mir erneut ankündigst!“
„Jawohl. Der Abgesandte des Ministeriums für Magie in Frankreich bittet euch „alleruntertänigst“ um eure Meinung zur Gesetzesnovelle für die Neueinrichtung der magischen Inquisition in Frankreich.“
„Sehr gut, übergib ihm nur folgendes: Das Gesetz soll völlig neu geschrieben werden, Paragraph …ähm sagen wir einfach 113, soll gelöscht werden. Alle e-s sollen im Gesetz durch a-s ersetzt werden. Die Strafe für Ladenbesitzer, die ihre Steuerbescheinigung nicht ordnungsgemäß ausgefüllt haben, soll nicht fünf sondern sechs Stockhiebe sein… das wäre vorerst alles!“
„Jawohl….“

Harry sah, dass auch Voldemort an Langeweile zu leiden schien. Er schien die gesamte magische Welt herumzukommandieren, er hatte offenbar die Position eines Weltherrschers inne. Harry schĂĽttelte den Kopf, aber sein Blick blieb auf das Bild gerichtet.

„Jetzt will ich die nächste halbe Stunde nicht gestört werden.“
„Jawohl!“ Das Bild auf dem Blatt verschwand. Dafür erschien ein anderes Bild. Es zeigte die Familie im Nachbarhaus, das Anwesen, in dem er und die Anderen waren im Hintergrund!!!

Harry blieb das Herz stehen. Hatte Voldemort sie entdeckt?

Aber er merkte bald, dass er sich nicht fĂĽr ihr Anwesen interessierte. Er beobachtete einfach nur, wie die Familie ihr Grillen gemeinsam beging. Es musste die Vergangenheit sein, die er sah, denn es war das selbe Grillen, das er, Harry, beobachtet hatte.
„Ah, die Waltons! Mal sehen, ob ihr auch wirklich einen Toast auf mich gebt, wie es sich für alle redlichen Magier gehört!“ Dabei sah er zu, wie der Vater das Fleisch auf dem Rost drehte. Offenbar mussten sie um genau fünf den Toast sprechen, denn Voldemort schaute ungeduldig auf die Uhr. Als die Wanduhr zur Stunde schlug, erhob der Vater wie erwartet das Glas. Voldemort war sichtlich enttäuscht. Er nahm einen Stift vom Schreibtisch und bewegte das Bild zum schlafenden Baby. Mit der stumpfen Seite stubste er das Baby so lange durch das Blatt seitlich am Kopf, bis es aufwachte und zu schreien begann. Die Familie hatte das nicht gesehen. Zufrieden betrachtete er, wie die ganze Familie besorgt zum Kind schaute, ohne sich zu trauen, das Baby zu trösten, bevor das Hoch zuendegesprochen war…


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wir haben immer schon gespĂĽrt, dass sich zwischen Ron und Hermine etwas entwickelt, obwohl ich und Emma uns dessen nicht bewusst waren. Doch in diesem Film gestehen beide sich das ein. Als Hermine mit Viktor Krum auf dem Weihnachtsball erscheint, kapiert Ron endlich, dass er etwas fĂĽr sie empfindet.
Rupert Grint