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Fanfiction

Harry Potter und das kupferne Medaillon - Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

von Lucius Riddle

*

Harry stand im Garten des alten Anwesens, einen Zauberstab in der Hand. Angespannt richtete er seinen Blick wieder auf Hermine.
„Also du musst die Hand so halten… und du darfst nicht irgendwelche unkontrollierten Bewegungen machen! Immer im Hinterkopf behalten: Die perfekte Einheit von Körperenergie, Geist und Zauberstab… Nein, nicht so, gaaanz leicht ausholen… Du musst den Zauberstab elegant schwingen, das ist etwas Magisches und kein plumpes Muggelwerkzeug… Neeein, lass die Energie fließen, fühle, wie der Zauberstab wie von selbst schwingt…“

Er war mit seinen Nerven am Ende. Seit drei Stunden versuchte ihm Hermine Zauberformeln beizubringen und es hatte sich nicht das Geringste getan. Langsam kam ihm der Enthusiasmus, den er gestern Mittag verspürt hatte, total lächerlich vor. Er hatte einen Blick in Hermines alte Schulbücher für Magie geworfen (fast jede Zeile war mit mindestens zwei der sieben Farben unterstrichen, die sie benutzt hatte) und gelesen, dass bei einem echten Magier schon beim ersten Kontakt mit einem Zauberstab eine Reaktion zu spüren ist. Bei ihm war das einzige Gefühl, das er verspürte das des kleinen Holzsplitters, der sich von dem alten Zauberstab weg- und in seinen Finger hineinbewegte.
„Können wir eine Pause machen, ich glaube ein kleiner Holzsplitter hat sich gerade in meinen Finger gebohrt?“
„Wie du willst“, sagte Hermine in enttäuschtem Ton und ging in Richtung Haus. „Wenn du mich brauchst, ich bin im Leseraum.“
Ihm war bewusst, dass das fĂĽr Hermine wie eine Ausrede geklungen haben musste, aber er hatte weder die Lust, ihr das Gegenteil zu beweisen, noch hatte er Lust weiter zu ĂĽben. Es war offensichtlich hoffnungslos.
Am Anfang war Hermine Feuer und Flamme gewesen, ihm das Zaubern beizubringen, ihr Enthusiasmus, die Überzeugung in ihren Augen hatten ihn angesteckt. Offenbar hatte sie erwartet, dass er in kürzester Zeit wahre Wunder vollbringen würde. Warum, dass konnte er sich zwar denken, er hatte ja Voldemort als Baby besiegt, aber jetzt waren so viele Jahre vergangen und er hatte nie „zaubern“ gelernt. Als mit der Zeit klar wurde, dass es nicht so leicht werden würde, hatte sie dennoch nicht aufgegeben und darauf bestanden, dass er es weiter versuchte.
Er hatte das Gefühl, dass er sie mit der Sache mit dem Holzsplitter geradezu beleidigt hatte. Er setze sich in einen der altertümlichen Liegestühle, die herumstanden und betrachtete seinen Finger. Ein winziges Holzstückchen hatte sich in die Fingerkuppe seines Zeigefingers gebohrt und verursachte jetzt ziemlich unangenehme Schmerzen. Er drückte und quetschte an dem Finger herum, aber es half nichts, die Schmerzen wurden nur noch stärker. Irgendwann, als die Schmerzen fast unerträglich geworden waren, gab er es auf und ließ die Hand sinken.
„Mist!“, flüsterte er leise. Er würde warten müssen, bis sein Körper den ungebetenen Besucher von selbst vertrieben hatte…


*

Es war ein drückend heißer Nachmittag. Kleine Mücken schwirrten um die Köpfe der sechs Personen, die im Garten saßen. Ihre Gesichter waren betrübt. In seinen Händen hielt Harry eine Zeitung mit dem Titel: „The Daily Prophet“, auf deren Titelseite ganz groß in schwarzen Lettern stand: „Verräter im Ministerium erhalten gerechte Strafe“. Darunter, auf einem Foto, das fast die gesamte obere Hälfte des Blattes einnahm, war zu sehen, wie vor einer riesigen Menschenmenge zwei Männer und eine Frau an einer Steinwand gefesselt ausgepeitscht wurden. Für ihn war das Bild unbeweglich, aber den Gesichtern, der anderen nach zu urteilen, hatte das für sie bewegte Bild eine noch stärkere Wirkung als auf ihn.
„So etwas kann man doch nicht machen, das ist ja wie im Mittelalter!“ Harry blickte ungläubig in die Runde. „Ich dachte so etwas gehört in die Geschichtsbücher…“
„Ja, tat es auch, bis der dunkle Lord wieder die Macht an sich riss. Seitdem wütet er schlimmer als je zuvor“, erklärte Professor McGonagall.
„Und das ist schon eine ganze Weile her… seitdem sind wir so etwas beinahe schon gewohnt.“
Professor McGonagall nippte wieder an ihrem Tee und sprach schließlich leise weiter: „Die drei waren unsere wichtigsten Maulwürfe im Ministerium… für Magie“, fügte sie mit einem Blick auf Harry hinzu. „Sie hatten selbstverständlich nie direkten Kontakt zu uns… aber einige von uns wussten von ihrer Identität. Ginny hat wahrscheinlich geredet…“, sagte sie mit ernstem Blick, während sie ihre Teetasse wieder zum Mund führte.
„Nein, bestimmt nicht! Sie müssen es auf eine andere Art und Weise herausgefunden haben!“
Ron wurde abwechselnd rot und bleich.
„Sie müssen sich selbst verraten haben…“, begann er verzweifelt.
„Ron, beruhige dich!“ Professor Snape hatte seinen Arm ergriffen. „Wir alle wussten, auf was wir uns einließen, Ron! Auch deine Schwester.“
„Du hast es leicht, Severus, du hast keine Verwandten, um die du Angst zu haben brauchst!“
„Ich habe meine Verwandten schon lange verloren…“ Snape ließ ihn los und sein Blick wurde finster. „Meine Verwandten haben sich andere Prioritäten gesetzt als ich… Es stimmt, ich habe keine Verwandten, um die ich trauern muss…“
„Das ist eine ernste Situation…“, begann jetzt McGonagall von neuem. „… wenn sie Ginnys Widerstand gebrochen haben, dann sind wir alle nicht mehr in Sicherheit. Sie wusste eine ganze Menge, sie kannte einige in den höchsten Rängen des Ordens des Phönix… wenn sie geredet hat, dann heißt das, dass sehr viele Leute jetzt in Gefahr sind.“
„Sie ist noch am Leben, verdammt noch mal!“, schrie Ron ,sprang auf und lief ins Haus.
„Reiß dich zusammen, Ron!“ Neville lief Ron hinterher, Hermine ging mit ihm und man hörte sie im Haus streiten.

Harry blickte unbehaglich in die Runde. Alle waren wieder zusammen im Garten. Ihre Gesichter zeigten blanke Angst. Er spürte, dass bei ihm selbst alle Zuversicht endgültig vergangen war. Auch er hatte im Ghetto manchmal Angst um sein Leben gehabt, einmal war er bei einem Überfall ganz in der Nähe gewesen. Aber das war mit dieser Situation nicht zu vergleichen. Hier musste man um mehr als nur um sein Leben fürchten und der Gedanke an Ginny ließ nicht nur sein Herz zusammenzucken.
„Es ist ganz klar, wenn die wissen, nach wem sie suchen sollen, wird ein Suchzauber sehr schnell unsere Fährte auffangen…“, begann Hermine, „… deshalb müssen wir uns trennen. Auch der Schutzzauber um dieses Haus wird niemals stark genug sein, um uns alle zu verbergen…"
„Und auch wenn doch, wenn wir uns hier einschließen würden, wäre das vergeudete Zeit“, meinte Neville.
„Du hast recht…“, antwortete Ron, der sich wieder gefangen hatte. Nur sein bleiches Gesicht verriet seinen Schmerz. „Wir müssen uns trennen und eine Zeitlang untertauchen. Wir sollten so selten wie möglich zusammen kommen. Schon gar nicht alle auf einmal…“
„Ich werde zu Teller in Birmingham Kontakt aufnehmen…“, richtete sich Professor McGonagall wieder auf, „… wir müssen ein Gamot abhalten, um unsere Vorgehensweise zu überdenken. Und ich werde unsere Gefangenen mitnehmen. Teller weiß besser, wie man mit Todessern umgeht als irgendjemand sonst… Neville, du kommst mit mir, ich brauche deine Hilfe dabei!“
„Ich werde nach Paris gehen und dort untertauchen. Ich kenne dort eine zuverlässige Familie“, sagte Professor Snape. „Du weisst, wie du mich erreichst, Minerva, solltest du meine Hilfe brauchen.“
„Hermine und Ron, ihr müsst hier mit Harry bleiben. Ginny wusste nichts von Harry, sie werden ihn mit einem separaten Suchzauber suchen. Und der Schutzzauber um dieses Haus ist stark genug für zwei Menschen“, begann Professor McGonagall, aber Ron protestierte: „Wenn ich schon nichts für Ginny tun kann, dann will ich wenigstens Teil des Kampfes sein!“, rief er, „Du kannst nicht von mir verlangen hier untätig herumzusitzen, Minerva!“
„Im Gegenteil, Ron, ihr werdet nicht untätig sein! Ihr müsst dieses Haus bewachen, es wird von nun an ein Knotenpunkt sein… und ihr müsst auf Harry aufpassen, ihm darf nichts geschehen!“
Ron sprang auf. Sein Gesicht war jetzt rot vor Wut.
„Du willst damit sagen, ER ist wichtiger für dich als mein sinnloser Zorn, habe ich recht? Nichts gegen deine überlegene Vernunft und Führungsqualitäten, aber ER ist für uns soviel wert wie ein Muggel und bei allem Respekt, so einer ist er ja auch!“
Professor McGonagall war jetzt ebenfalls aufgesprungen. Sie waren gleich groß und sie schauten sich wütend in die Augen. Ron hatte seine Hände zu Fäusten geballt; sie presste ihre Lippen fest aufeinander, um dann in kaum unterdrückter Wut auszustoßen: „Ron Weasley, willst du meine Autorität in Frage stellen? Unsere Situation ist so schon schlimm genug, und DU willst jetzt auch noch meine Autorität in Frage stellen? Nur zu, du weißt ganz genau, dass ich in der Hierarchie höher stehe als du! Wenn du dich nicht fügst, kannst du deinen Kampf ganz vergessen, hast du verstanden?“
Ron sah aus, als ob er gleich platzen würde, doch dann entspannten sich seine Fäuste. Seine normale Gesichtsfarbe kehrte sehr langsam wieder zurück, er atmete mehrmals schwer, schaute dann weg.
„Ich verstehe!“, sagte er leise, „Ich verstehe!“ Er lief ohne einen weiteren Blick auf Professor McGonagall aus der Gruppe, direkt an Harry vorbei, ohne ihn auch nur anzuschauen. Hermine lief ihm nach und versuchte ihn zu trösten.


*

Harry stand neben den Anderen im Kellergewölbe vor den beiden Gittertüren, hinter denen Millicent und Vincent auf kleinen Pritschen schliefen. Neville hob seinen Zauberstab und richtete ihn abwechselnd auf den Einen und den Anderen, was bewirkte, dass die Beiden aufwachten.
„Zeit zu gehen, Abschaum!“, sagte er kalt. Millicent fiel sofort auf die Knie, als sie sich erinnerte, wo sie war.
„Bitte, tötet uns gleich! Bitte, wenn der dunkle Lord uns wieder in seine Gewalt bringt, droht uns ein schreckliches Schicksal… Ich flehe euch an! Er bestraft Versager auf eine schreckliche Art und Weise!“ In ihren Augen sammelten sich echte Tränen der Angst. „Ihr versteht das nicht, er ist viel grausamer zu Versagern, als zu allen Anderen…!“ Millicent weinte echte Tränen, Harry konnte nicht anders, als mit ihr zu fühlen.
„Über Gnade hättet ihr nachdenken sollen, bevor ihr euch den Todessern angeschlossen habt!“, sagte Neville streng, „Jetzt ist es dafür zu spät. Wenn Er euch in die Finger bekommt, dann nur, wenn ihr uns jetzt Probleme macht.“ Millicent schluchzte unkontrolliert, Vincent war totenbleich. Mit verkrampften Fingern hielt er die rauhe Decke fest, auf der er saß.
„Ich habe selbst gesehen, was er mit Versagern macht…“, stotterte er los, „… und du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich mich denen angeschlossen hätte. Ich hatte doch keine Wahl!“
„Du hast es selbst gesehen, so?“, sagte Hermine vorwurfsvoll, „Aber EINE Träne des Mitleids ist dir bestimmt nicht übers Gesicht gelaufen, habe ich recht?“ Vincent schaute sie mit leeren, vor Angst erstarrten Augen an.
„Für Mitleid ist dort wo ich herkomme kein Platz… ein Wort kann dich schon in den Tod bringen… Und manchmal tötet er einfach … so…“ Er begann zu zittern. „Ich flehe euch an, ihr seid nicht so wie …wir….… gewährt uns wenigstens diesen letzten Wunsch…“
„Seid still!“, zischte Professor Snape, „Trinkt diese Schlaftränke! Ihr werdet an einen sicheren Ort gebracht, und wenn ihr wirklich nichts zu verlieren habt, dann könnt ihr dort alles erzählen, was ihr wisst.“ Dabei reichte er den Beiden zwei kleine Schalen mit gelber Flüssigkeit. „Ihr könnt sicher sein, dass wir nicht mit euch umgehen werden, wie ihr mit uns umgehen würdet, wenn ihr uns gefangen genommen hättet.“

Millicent nahm die Schale in die Hand und trank. Snapes letzter Satz hatte sie sichtlich beruhigt, auch wenn sie immer noch vor Angst zitterte. Wenige Augenblicke später legte sie sich hin und schlief tief und fest. Vincent tat es ihr gleich. Harry war von der Szene tief berührt und erschrocken. Wenn sogar die getreuesten der Getreuen von Voldemort solche Angst vor ihm hatten…
Alle, die hier unten standen, hatten bleiche Gesichter. Aber man sah ihnen an, dass sie Todesangst gewöhnt waren. Mit wenigen Handgriffen zogen Neville, Ron und Severus die beiden Todesser aus den Zellen, in denen sie lagen.


*

Harry saß in der kleinen Bibliothek des Anwesens in einem weichen Sessel, den „Daily Prophet“ auf seinem Schoß. Die Verletzung anseinem Finger war immer noch nicht verheilt, sie hatte auf der Rückseite der Zeitung bleiche Blutflecke hinterlassen. Jetzt trug er ein Pflaster darauf. Draußen hing die untergehende Sonne schon tief, die roten Wolken wirkten jetzt für ihn bedrohlich, nicht wie noch einen Abend zuvor. Er las mit Neugier und Abscheu einen Artikel auf Seite 5 über „Die Wohltaten der neuen Gesetze zur Überwachung in den eigenen vier Wänden“. Professor McGonagall und Neville waren vor Stunden mit den beiden schlafenden Todessern zwischen sich auf fliegenden Besen losgeflogen. Wenig später war auch Professor Snape losgeflogen.
Jetzt waren nur Hermine, Ron und er im Haus zurĂĽckgeblieben. Er und die anderen Beiden hatten kaum ein Wort seitdem gewechselt, Ron schaute ihn noch nicht einmal an.
Er verstand Ron. Er fragte sich, ob er an seiner Stelle auch so ruhig hätte bleiben können. Aber er war eher damit beschäftigt, nicht an Ginny zu denken. Wenn er es doch zuließ, überschlugen sich seine Gedanken. Er verspürte ein beißendes Gefühl, wenn er daran dachte, dass sie in der Gewalt der Feinde war, und niemand etwas dagegen tun konnte.
In diesem Moment kam ihm die Absurdität seiner Situation in den Sinn: Was hatten Menschen für jemanden wie ihn übrig, die SOLCHE Probleme hatten? Warum hatten sie ihn überhaupt kontaktiert, ihn da hineingezogen? Ohne ihre Einmischung würde er noch immer ahnungslos – und in seliger Ruhe – in seiner Wohnung auf der Couch sitzen und sich hirnlose Fernsehsendungen reinziehen, ohne jemals von den Schrecken zu erfahren, die nicht weit von ihm, aber doch unerreichbar weit weg, stattfanden. Hermine hatte ihm Mittags, bei den Übungen mit dem Zauberstab, hieroglyphisch angedeutet, dass er besonders wichtig für den Phönixorden sei, aber ihm kam das irgendwie komisch vor. Vor allem müsste doch auch Ron überzeugt von seiner Wichtigkeit sein, wenn das so klar wäre. Aber Ron schien das überhaupt nicht zu verstehen. Und auch die Anderen in der Gruppe schienen nur mitzumachen, weil Professor McGonagall von ihrer Autorität Gebrauch machte, um jeden Zweifel zu unterdrücken. Nur Hermine schien wirklich der gleichen Meinung wie Professor McGonagall zu sein. Und mehr noch: Sie war sich ihrer Sache offensichtlich sicherer, als die Professorin selbst. Und das war für ihn ein Rätsel. Er entschied, Hermine noch einmal zu fragen, was es mit der ganzen Sache auf sich hatte…


*

Harry lief leise durch die Gänge des ins Dunkel getauchten Anwesens. Er glaubte zu wissen, wo Hermine und Ron waren. Als er an der Küche vorbeilief, schaute er sich aus Neugier um. Es war weit und breit kein Essen zu sehen und er war hungrig. Aber das war jetzt nicht das, was ihn am meisten bewegte. Während er durch das Haus lief, kam ihm eine Szene in den Sinn, die ihn besonders beeindruckt hatte: Er hatte über die Hecke zum Nachbargrundstück hinüberhelugt und die Nachbarsfamilie bei einem gemeinsamen Grillen beobachtet. Für sie war er ja unsichtbar, solange er sich hinter dem übermannshohen Gitter befand, das sein Grundstück von dem der Nachbarn abtrennte.
Drüben schien alles normal zu sein. Er hatte erfahren, dass dies die Familie war, von der die Zeitung „The Daily Prophet“ gekommen war, die er angelesen hatte. Sie besaßen drüben die Freundlichkeit, ihre Zeitungen immer sofort in den Müll zu werfen, wenn sie ihnen von der Post-Eule gebracht wurden…

Die Familienmitglieder schienen sich zu amüsieren, aber etwas kam ihm sonderbar und gestellt vor. Alle schienen immer zu lächeln, aber ihre Augen verrieten Furcht. Sie bewegten sich immerzu in alle Richtungen, so als ob alle ständig Angst hätten, beobachtet zu werden.
Und dann sagte der Vater mit einem offensichtlich gestellten Lächeln im Gesicht und vor Angst bebender Stimme: „Und jetzt ein Hoch auf unsere großartige Regierung und den glorreichen Lord, der uns allen Freude und Glück bescher…, bringt!“
Die Anderen standen wie auf Kommando und mit dem gleichen aufgesetzten Lächeln auf, hoben ihre Gläser und sprachen die Worte des Vaters nach. Neben der Mutter war das kleine Baby in einem Kinderwagen. Es schrie immerzu, aber die Familie schaute nur mit ängstlichen Augen immer wieder in seine Richtung, ohne das Ritual zu unterbrechen. Darauf setzten sich wieder alle und begannen still zu essen, die Mutter brachte das Baby ins Haus, die Anderen taten als sei nichts, immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen und angsterfüllten Augen, die weiter als normal geöffnet waren und sich ständig in alle Richtungen bewegten…

Harry war endlich am Wohnzimmer angekommen. Die Tür stand leicht offen, aus dem Zimmer drang Licht. Er wollte eben anklopfen und herein treten, als er durch den Spalt sah, dass Hermine und Ron auf einem Sofa saßen und sich in den Armen lagen. Sie hatten beide Tränen in den Augen und hielten sich gegenseitig fest. Harry trat langsam zurück und ging so leise er konnte von der Tür weg. Er wollte die Beiden jetzt nicht stören.

Er schlenderte langsam wieder den Gang zurück, ließ seine Gedanken schweifen, während er sich die seltsamen alten Möbel und Bilder an den Wänden ansah. Alles hatte etwas Seltsames an sich. Die Formen der Möbel waren nicht nur ungewohnt. Sie waren anders. Und die Menschen auf den Bildern schienen immer auf ihn zu schauen, als er an ihnen vorbeiging. Als er an einem Fenster im Korridor angelangt war, das zum Sonnenuntergang zeigte, blieb er davor stehen. Die Sonne war beinahe hinter dem Horizont verschwunden und der Himmel war blutrot gefärbt. Sein Herz zog sich zusammen, als er daran dachte, was er gestern beim selben Anblick gedacht hatte. Sein früheres Leben kam ihm jetzt so weit weg wie dieser Sonnenuntergang vor. Er dachte mit Wehmut an die Zeit noch vor wenigen Tagen zurück, als er noch garnichts von alledem gewusst hatte… Aber diese Gedanken wurden durch die Erinnerung an Ginny jäh unterbrochen. Als auch der letzte Strahl der Sonne verschwunden war, drehte er sich um und stieg die Treppe zum Dachboden herauf.

Als er auf dem Treppenabsatz angekommen war, fiel ihm ein Bild an der Wand auf. Es zeigte ein goldenes Amulett mit seltsamen Schriftzeichen darauf. Er betrachtete es interessiert, als er hinter sich Schritte hörte. Es war Hermine. Sie lächelte.
„Ich habe dich schon überall gesucht, Harry! Willst du nicht runterkommen und mitessen?“

Harry, Ron und Hermine saĂźen um den kleinen Tisch in der KĂĽche und aĂźen Fertiggerichte. Hermine hatte Harrys fragenden Blick mit den Worten beantwortet:
„Tja, die Geschichten von wegen essen lässt sich einfach zaubern stimmen nicht! Auch bei uns muss man sich etwas anstrengen.“ Dabei schaute sie selbstironisch auf die Plastikverpackung, die noch neben dem Waschbecken offen stand und las vor: "Bami-Goreng" ist ein schwieriges Gericht..." Alle am Tisch hatten gelacht.
Ron hatte sich bei Harry entschuldigt, dass er am Nachmittag so böse von ihm geredet hatte und Harry hatte ihm vergeben. Er hatte es ihm nie übelgenommen, er konnte sich vorstellen, was er durchmachte. Sie ließen für die kurze Zeit des Abendessens alle ihre Sorgen beiseite und unterhielten sich, lachten sogar. Doch als Harry nachts in seinem Bett lag, kehrte alles zurück. Irgendwann, lange nach Mitternacht, schlief er endlich ein…

*

…….Harry war in einem dunklen Raum voller Geräusche. Er hörte das unbestimmte Plätschern von Wasser… viele Schritte, die von überall her zu kommen schienen… Er lag auf einem weichen Moospolster, seine Augen waren geschlossen. Wie ein endloses Rauschen klangen die vielen Töne, die sich wirr durcheinander vermischten. Und trotzdem konnte er sie unterscheiden…

Ein leises, unregelmäßiges Klicken war da… und ein leises Tropfen von Wasser… Und viele Schritte, die leise und schnell durcheinanderwirbelten… es war sehr dunkel… durch die Unbestimmtheit von Allem drang auch ein leises Gemurmel… aber als er versuchte zu verstehen, welche Worte sich aus ihm bildeten, entschwand es, wurde leiser und verschwamm im rauschenden Geflüster von tausend unbekannten Stimmen…

Harry öffnete die Augen. Über ihm war Schwärze, etwas Bedrohliches lag in der Luft. Nur ganz schwach sah er, dass über ihm etwas wie eine Decke aus Stein war…

Harry richtete sich auf. Etwas sagte ihm, dass er nicht untätig sein durfte. Alles hing davon ab, dass er Aufstand… und handelte. Als er auf seinen Füßen stand, hob er den Blick. Sehr weit weg in der Unbestimmtheit der Finsternis um ihn herum brannte ein Feuer. Er sah, dass die Flammen mannshoch brannten, denn um sie herum tanzte eine menschliche Gestalt… ein entferntes Gefühl drängte ihn von innen, aber er wusste nicht warum und wozu…

Und dann wurde das Gefühl stärker… Wie die Furcht vor drohendem Unheil, die den Menschen aufwühlt und ihm doch nicht sagt, wie er sich retten kann… Wie eine dunkle Wolke, die sich selbst immer weiter aufwirbelt und wieder in sich zusammenfällt, ohne Richtung, ohne Ziel…

Aber wie der Wind eine Wolke vor sich hintreibt, so bekam sein Gefühl eine Richtung…bis er wusste, dass die tanzende Gestalt das Ziel war. In einem Schwung rannte er los, durch die Finsternis, an unsichtbaren scharfen Steinen vorbei, über unsichtbare Gruben hinweg, die ihm den Weg versperrten… Nichts kümmerte ihn, als die tanzende Gestalt, die so weit weg von ihm war und der Gefahr, die um sie herum immer stärker wurde…

Doch er stolperte, fiel auf das Gesicht, auf die Knie, auf die Hände. Der Schmerz kümmerte ihn nicht. Immer wieder stand er auf und rannte los… und immer wieder fiel er hin, von unsichtbaren Hindernissen heruntergerissen. Das Gefühl der Gefahr, der Verzweiflung, wuchs stetig… doch mit ihm auch die Hindernisse auf dem Weg. Er schlug auf einem Stein auf, rollte über ihn hinweg, lag auf seinem Bauch. Er richtete sich auf, doch schon nach einem Schritt fiel er wieder hin. Und das Ziel war nicht näher gekommen. Das Feuer brannte gleichmäßig… die tanzende Gestalt war unerreichbar…

Harry war der Verzweiflung nahe, mit all seinem Willen wünschte er sich bei der Tanzenden, doch sein Wille zählte hier nichts, der Widerstand war unüberwindlich. Er fiel auf die Hände und brach in hoffnungsloses Weinen aus. Er würde die Tanzende niemals rechtzeitig erreichen, das Schicksal hatte sein Scheitern besiegelt. Er lag auf allen Vieren und weinte, die Felsen, die seinen Weg behinderten, wuchsen immer weiter, bis sie die Gestalt aus seinem Blickfeld genommen hatten. So lag er nun, hoffnungslos und mit nichts als der Verzweiflung in sich, von unendlich hohen Mauern aus festem Stein eingeschlossen und gefangen…

Doch ein neues Gefühl erwuchs jetzt aus seinem Herzen… das Vertrauen. Inmitten all der Verzweiflung wuchs wie es wie ein kleines Pflänzchen aus aschener Erde grün und lebendig… und voller Hoffnung.

Harry schloss die Augen und richtete sich auf. Ein ganz schwaches Lächeln zuckte durch seinen Mund, über den die Tränen rollten. Das kleine Pflänzchen in ihm war so winzig… doch es leuchtete grell in seinem Inneren… es verströmte den Duft der Zuversicht. Und es wuchs in ihm, öffnete schon seine kleinen zarten Blätter…

Harry machte einen Schritt nach vorn, die Augen geschlossen. Er schaute nicht mehr zum Ziel. Er schaute auf das leuchtende, lebendige Licht in sich, das ihm den Weg wies. Hier brauchte er seine Augen nicht, sie lenkten ihn nur davon ab, was wirklich zählte und was als einziges die Richtung kannte…

Mit der Sicherheit des Traumwandlers machte Harry drei Schritte und blieb dann stehen. Auf seiner Haut spürte er die Hitze des Feuers. Er öffnete die Augen. Vor ihm, nur wenige Schritte entfernt, brannte das Feuer lichterloh. Erst jetzt merkte er, wie heiß es brannte, so heiß, dass es ihm beinahe die Haut aus der Entfernung versengte…….
Um das Feuer tanzte eine Frau. Sie war schön, trug ein strahlend weißes Kleid, doch in ihrem Gesicht war tiefe Erschöpfung. Ihre Augen waren leer, der Blick nichtssehend in das Feuer gerichtet. Trotz der Hitze war sie bleich, totenbleich. Er sah sie fragend an, doch sie sah ihn nicht. Sie schaute nur immerzu ins Feuer und tanzte, doch ihre Bewegungen wurden von Moment zu Moment langsamer, schwächer. Harry trat ein paar Schritt auf sie zu. Aus der Nähe konnte er deutlich ihr Gesicht sehen, es war Ginny. Ihr Gesicht war leer, ihr Ausdruck, der einer Toten. Ihre bleiche graue Haut schimmerte im Licht des Feuers.
Harry war unschlüssig. Noch vor wenigen Momenten hatte er nichts sehnlicher gewollt, als bei ihr zu sein, doch nun wusste er nicht, was er tun musste. Sein Blick folgte dem ihren, in das Feuer. In seiner Mitte hing ein rundes Stück Metall, vom Feuer umschlossen, unerreichbar. Harry war ratlos. Das Gefühl der Gefahr war wieder sehr stark, doch es hatte seine Richtung verloren. In einem Moment wanderte Ginnys leerer Blick zu dem Seinem, im nächsten Augenblick drehten sich ihre Augen nach oben und ihre Beine knickten ein.
Mit einem Satz war er bei ihr, hielt sie fest, bevor sie fiel. Er ging auf die Knie, das schöne, doch kraftlose Geschöpf in seinen Armen. Ihre Augen waren offen, doch sie waren leer. Ihr Atem war trocken und flach, ihre Haut grau und schimmernd. Verzweifelt betrachtete er ihr Gesicht. Was konnte er nur tun? Er konnte ihr Licht spüren, doch es war wie eine dieser Kerzen, die man mit aller Kraft auszupusten versuchte und die kaum merklich noch brannten, ganz schwach. In ihrer Brust spürte er die dunkle Wolke, die sich um ihr Licht verdichtete und es zu ersticken versuchte. Es war die Finsternis, die über das wunderschöne Licht siegen würde…

Harry wollte, dass das Licht weiter brannte. Er wollte, dass es schön und kräftig wäre, hell und hoffnungsvoll wie die Morgensonne, so strahlend, wie das Lächeln auf dem Gesicht eines glücklichen Menschen. Er wollte, dass es hell wäre, warm und heimlich… Und er wollte, dass die kleinen lebendigen Gewächse in ihren Herzen, die das Licht des Lebens ausstrahlten, nebeneinanderwuchsen, sodass ihre Wurzeln sich gegenseitig halten könnten… das wollte er, jetzt wusste er es… Und er wollte sein gerade gewachsenes Pflänzchen für ihres opfern, wenn es sein musste, damit ihres leben konnte.

Er streckte seine rechte Hand aus. Die Wunde an seinem Finger war größer und tiefer geworden, Blut tropfte daraus. Er legte sie auf Ginnys Herz, das jetzt kalt war von dem eisigen Wind der Finsternis. Wie jemand, der in einer eisigen, windzerzausten Nacht ein Streichholz mit seinen Händen verbirgt, umschloss er ihr ausgehendes Licht mit den Händen, als er sie auf ihre Brust legte.

Im gleichen Augenblick weiteten sich ihre Augen, mit einem tiefen Ruck schöpfte sie neuen Atem, ihre Brust füllte sich mit Licht und Luft. Durch seinen Finger bahnten sich die Wurzeln seines lebendigen Gewächses aus seinem Herzen einen Weg und umschlossen die ihren, nährten die verdorrte Blume in ihrem Herzen von seiner Kraft. Ein unbeschreibliches Gefühl der Freude durchströmte ihn, als er sah, wie die verdorrte Pflanze sich mit Saft füllte, wie ihre braunen Blätter grün wurden, wie ihre Blüte von neuem aufging und sich in kräftigem rot öffnete. Er nahm seine Hand von ihrer Brust, denn nun waren ihre Wurzeln verbunden, Kraft und Leben strömten zwischen ihnen.
Ginny öffnete ihre Augen. Ihre Haut war noch bleich, aber wieder lebendig. Ihr Blick traf den seinen. Ihre Augen zeigten Überraschung, Verwirrung. Doch irgendwie ahnte sie, was geschehen war. Sie richtete sich auf, ein Lächeln auf den Lippen und betrachtete ihn still. Tränen traten aus ihren Augen. Und dann tauchte sie ihren Finger in eine Träne und legte ihn auf seine Stirn. Ein warmer Sommerwind wehte durch ihn…

Sie saßen auf dem Boden, die Arme umeinander gewunden, die Blicke aufeinander gerichtet… und das Feuer brannte hilflos neben ihnen.


*

Voldemort lag verkrümmt in der Ecke des steinernen Kellergewölbes, in die er eben geschleudert worden war. Seine Hände waren wie verkohlt, schwarz. Noch immer rauchten sie leicht vor sich hin, von seinem überraschten Blick betrachtet. Einige Schritte entfernt lag ein älterer Mann mit langen silbergrauen Haaren. Aus seinem Mund tropfte Blut, sein Gesicht und seine Arme waren verbrannt. Tonlos wand er sich auf dem harten Steinboden, sein Schmerz war jenseits aller Vorstellungskraft. Eine dritte Gestalt lag bewegungslos in einer anderen Ecke, ebenfalls verbrannt. Laute Schritte vor der Tür… Ein junger Mann mit hellblonden Haaren stürzte ins Kellergewölbe, sein Blick fiel voller Entsetzen auf seinen Herrn.
„Steh nicht herum, wie ein Nichtsnutz, du Nichtsnutz! Hol einen Arzt für deinen Vater!“
Der junge Mann stand noch einen Augenblick fassungslos da, dann stĂĽrzte er Hals ĂĽber Kopf aus dem Raum.

Voldemort starrte auf seine Hände. Er spürte keine Schmerzen, dafür hatte er zu wenig Menschlichkeit behalten. Seine wie Schlitze geformten Pupillen betrachteten voller Unglauben seine verkohlten Hände. Das einzige, was er spürte, war das Gefühl, besiegt worden zu sein, wo der Erfolg praktisch in seinen Händen gewesen war. Er würdigte den in seiner Agonie liegenden Mann neben sich keines Blickes. Aber er war ehrlich genug zu sich selbst, dass er eingestand, dass er selbst versagt hatte und nicht seine Helfer…

Und dann wanderte sein Blick zu dem, der ihn besiegt hatte. Es war eine wunderschöne Frau in einem weißen Kleid auf einem Tisch in der Mitte des Raumes. Sie schlief selig.


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Manchmal ist es auch sehr schade, dass eine Figur verschwindet und im nächsten Band nicht mehr vorkommt. Dazu zählt beispielsweise Gilderoy Lockhart, den ich sehr mochte, weil er so furchtbar eitel war und ich mir einen Spaß daraus machte Leute aus dem Showbusiness mit seiner Charakterisierung zu veralbern.
Rufus Beck