von Nitsrek
Ich wusste genau, wann Hermine an jenem Morgen aufwachte. Ich befand mich in einem anderen Zimmer, also konnte ich das Summen des Weckers nicht hören, ihr verzweifeltes Grunzen, als sie versuchte, den Alarm auszuschalten, während der Wecker aus ihrer Reichweite tanzte, hingegen schon. Ich grinste; sie hatte damals gedacht, das wäre eine so gute Idee. Dann fiel mir meine eigene „damals gute Idee“ ein und ich hoffte, sie war besser als der tanzende Wecker.
Das Grunzen hörte auf und Hermine stöhnte, als sie unter dem Berg vom Schlaf zerzauster Haare auftauchte und die Decke zurück schlug.
„Draco?“, hörte ich sie rufen, als sie feststellte, dass ich nicht neben ihr lag.
„Hermine!“ Nein, das war nicht ich. Ich hatte ein Foto so verzaubert, dass es aktiviert wurde, wenn sie meinen Namen rief. „Hermine! Hier!“, rief es.
„Was zur…?“, flüsterte sie. „Draco? Was ist passiert? Steckst du da drin fest?“
„Hermine!“, sagte es wieder. „Schau da drüben!“ Ich musste es nicht sehen – immerhin hatte ich sie ja verzaubert – um zu wissen, dass mein Foto-Ich auf ein anderes Foto an der Wand zeigte. Jenes war nicht verzaubert – wenn ihr nur wüsstet, wie schwer es war, das erste zu verzaubern! Nur ein normales, magisches Foto. Ein Bild von mir, wie ich einen Pappkarton mit ein paar Worten darauf hochhalte. Ich glaube nicht, dass ich wirklich erzählen muss, was auf dem Karton stand. Oh, Hermine sagt, ich muss doch. Gut, auf der ersten Karte stand:
Hermine, hab keine Angst, mir geht es gut. Du weiĂźt ja
Und dann zeigte das Bild eine zweite Nachricht:
wie es mir mit GefĂĽhlsbekundungen geht, aber ich wollte dir etwas sagen.
Unter der zweiten Nachricht war ein Pfeil, der weiter die Wand entlang zeigte. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie die Stirn runzelte, während sie die Wand lang kroch – Hermine läuft nicht wirklich, bevor sie ihre erste Tasse Kaffee hatte – um das nächste Bild zu finden.
So viele merkwĂĽrdige Dinge sind in meinem Leben
passiert, aber das Beste, was mir je passiert ist, bist du.
Ich zuckte bei der offenen Sentimentalität der Worte auf diesen Karten zusammen und versuchte, nicht an das immense Risiko zu denken, das ich einging, als ich mich zurücklehnte, um ihren Gesichtausdruck zu sehen. Die Fotos brachten sie dem Wohnzimmer näher, wo ich mich hinter dem Sofa versteckte. Sie kaute auf ihrer Lippe, während sie die Botschaften des nächsten Fotos las.
Du hast mich verändert, mich geformt, mir
Freunde gegeben, auf die ich zählen kann und
eine Zukunft, nach der ich streben kann.
Ich konnte sie inzwischen besser sehen. Sie bewegte sich auf das vorletzte Bild zu, ihre Hände über ihrem Mund, als sie die Worte auf dem Foto las.
Ich will diese Zukunft mit dir teilen.
Ich will dich lieben, jeden Tag. FĂĽr immer.
Kein Pfeil wies auf das letzte Bild, aber sie konnte es nicht übersehen. Ich hatte es zu einer enormen Größe gebracht und es an die Wand direkt neben ihr gehängt; passender Weise die Wand gegenüber der Couch. Ich beobachtete, wie sie es ansah und benutzte meinen Zauberstab, um den Starrezauber aufzuheben.
Hermine Granger,
willst du mich heiraten?
Sie keuchte, ihre Hände nun über ihrem Herzen, als sie die Worte anstarrte.
„Und?“, fragte ich, mein Herz in meinem Hals. Sie wirbelte herum und fand mich vor ihr kniend, ein Verlobungsring in der Hand. „Willst du, Hermine?“
Sie sah auf mich herunter, kaute ihre Lippe beinahe ab, während sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Endlich holte sie zitternd Luft und nickte langsam mit dem Kopf. „Ja“, brachte sie hervor. „Natürlich!“, rief sie und ließ sich zu Boden fallen, um mich zu umarmen, mich festzuhalten. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, atmete den Duft ihrer Haare ein und versuchte, meinen eigenen, ungleichmäßigen Atem unter Kontrolle zu bringen.
Und das ist das Ende der Geschichte, beziehungsweise die Mitte. Sechs Monate später haben wir geheiratet, eine einfache Zeremonie. Hermine wählte Ginny zu ihrer Ehrenbrautjungfer und lässt mich bis heute nicht vergessen, dass ich Potter als meinen Trauzeugen gewählt habe. Ich versuche, nicht zuviel darüber nachzudenken. Hermine hat die restlichen Fotos meines Antrags in ihrem Fotoalbum. Das große hat sie mit einem permanenten Klebezauber an unsere Schlafzimmerwand gehängt. Ich gewöhne mich langsam dran, jetzt, über ein Jahr nach unserem Einzug ins Manor. Immerhin, so krank das auch ist, hat es zu dem besten Moment meines Lebens geführt.
Ron und Pansy hatten nicht lange nach dem Vorfall bei Potters geheiratet. Ob es nun an ihrer weiblichen Intuition lag oder nur schlechtes Karma war: Pansy war wirklich schwanger, was die Dinge etwas antrieb.
Hermine befindet sich mitten in ihrer ersten Schwangerschaft, was sie manchmal launisch macht, aber immerhin dem neuen Zuwachs der Potter-Meute einen Spielkameraden bringen wird. Und dann? WeiĂź ich nicht. Aber ich weiĂź, dass mein Fotoalbum noch einen Haufen leere Seiten hat, die darauf warten, gefĂĽllt zu werden.
+++++
So, Ende. Ich hoffe, ihr fandet die Geschichte genau so sĂĽĂź wie ich :) Freue mich ĂĽber jeden Kommentar :)
LG Nitsrek
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.