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Fanfiction

Harry Potter und die Herrschaft über Leben und Tod - An Unexpected Gift

von GringottsGoblin

Dicht an die Wand der Großen Halle gedrängt öffnete Harry die Schriftrolle, die das seltsame Wesen ihm gegeben hatte. Ginny und Ron standen dicht neben ihm und schützten ihn vor neugierigen Blicken von Schülern, die das Essen beendet hatten und gerade die Große Halle verließen. Die beiden Geschwister sahen neugierig auf das Pergament, in Harrys Händen. Es enthielt nur ein Wort:

Greifenturm

„Wer immer das geschrieben hat, ist kein Freund von vielen Worten.“, stellte Ron fest. Harry drehte die Schriftrolle um, aber auch auf der Rückseite stand nicht mehr.
„Dann los, sehen wir dort nach.“, sagte Ginny voller Tatendrang in der Stimme.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die drei schweratmend aus der Tür auf der Spitze des Greifenturmes heraustraten. Es war kühl hier oben, obwohl die Sonne aus einem blauen Himmel herunter schien, in dem nur wenige weiße Wolken hingen. Herbstlicher Wind bließ ihnen entgegen und ließ Ginnys Harre Harrys Gesicht streicheln, bis er neben ihr stand.
„Brr, ist das kalt.“, sagte Ginny und verwandelte das Oberteil ihrer Uniform in einen dicken Rollkragenpullover.
„So kalt, dass ich einen Pullover von Mum anziehe, kann es gar nicht werden.“, entgegnete Ron.
Harry sah sich um. Die Turmspitze war eine große Runde Fläche mit hohen Zinnen am Rand. Große, graue Steine bildeten den Boden. Fast unscheinbar stand eine kleine Schachtel am Rand der Turmfläche, nicht größer als Harrys Handfläche. Daneben lag eine weitere Schriftrolle.
„Das muss es sein, was ich finden sollte.“, meinte Harry und deutete auf die Schachtel.
„Was ist das ?“, fragte Ron.
„Viel wichtiger ist doch die Frage, wie es hier hingekommen ist.“, fand Ginny.
Harry machte einen Schritt darauf zu, doch Ron hielt ihn auf, indem er Harry einen Arm vor die Brust hielt.
„Warte. Es ist vielleicht verflucht.“ Ginny pflichtete ihrem Bruder bei.
Harry zog den Elder Wand aus seinem Gürtel und beschrieb damit einen Kreis vor sich in der Luft. „Odem Arcanum.“, sagte er dabei. Diesen Zauberspruch hatte er sich von Hermione beibringen lassen.
Daraufhin sah er eine rosa Aura um sich selbst herum und auch um Ginny, etwas schwächer auch bei Ron. Der Elder Wand selbst war geradezu ein Leuchtfeuer. Harry hielt ihn hinter seinen Rücken um nicht geblendet zu werden. Die Schachtel und die Schriftrolle leuchteten jedoch nicht. Harry beendete den Zauber und gab Entwarnung: „Es ist nicht magisch.“
Trotzdem bleib er vorsichtig, als er die Schachtel und die Schriftrolle aufhob.
Zuerst rollte er die Schriftrolle aus und hielt sie so, dass Ron und Ginny mitlesen konnten.

Harry Potter,
wenn du deine Freundin wiedersehen willst, wirf die Horcruxe bei Nacht in die Mitte des Sees.
Fürst Voldemort


Fluchend warf Harry die Schriftrolle zu Boden.
„Er hat Hermione ?“, fragte Ron entsetzt. Harry mochte sich nicht ausmalen, was es mit der Schachtel auf sich haben konnte. Ohne sich selbst Zeit zum Nachdenken zu geben, öffnete er sie.
Ginny kreischte so laut sie konnte, und auch Ron schrie: „NEIN!“
Vor Schreck ließ Harry die Schachtel fallen. Zwei Augen rollten heraus.
Harry fühlte sich, als würde sich ihm der Magen umdrehen.
„Das… das sind Hermiones Augen, ich erkenne sie unter tausenden.“, stammelte Ron, als er sich gefangen hatte. Panisch sammelte er die beiden Augen ein.
Ginny setzte sich mit angewinkelten Beinen auf dem Boden und wurde zusehends blasser.
Ron zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Augen. „Conservis“, sagte er und hielt die Augen fassungslos in der Hand.
„Das heißt, sie lebt! Wir können sie retten!“ Freude und Entsetzen mischten sich in Rons Stimme.
„Nein.“, widersprach Harry energisch. Diese falschen Hoffnungen waren es, die Voldemort wecken wollte, um Harry und seine Freunde damit zu schwächen, da war er sicher.
„Nein, sie ist tot. Daran können wir nichts ändern.“
Ron widersprach: „Quatsch, You-know-Who hat sie, er hat es selbst geschrieben. Die Augen sind der Beweis.“
Unbewusst ballte Harry die Fäuste. Ron durfte so etwas nicht denken.
„Sie sind der Beweis, dass er ihr die Augen herausgeschnitten hat, mehr nicht. Entweder hat er sie vorher, nachher oder dadurch umgebracht.“
„Ach, und woher willst du das wissen ?“, schrie Ron zurück.
„Weil ich in Voldemorts Geist gesehen habe, deshalb.“
„Du willst sie also sterben lassen ?“ Ron war außer sich. Harry versuchte ihn zur Ruhe zu bringen, fand sich selbst aber dabei, Ron anzuschreien: „Sie ist tot, Ron, finde dich damit ab. Wir gehen nicht auf Voldemorts Forderung ein.“
Ron kam auf Harry zu und sprach auf einmal viel ruhiger, wenn auch mit genauso viel Wut in der Stimme: „Gib mir die Horxruce, Harry.“
„Vergiss es. Dann hätte Voldemort gewonnen.“
Nun packte Ron Harry mit beiden Händen am Kragen und drückte ihn mit den Rücken gegen die Zinnen. Harry spürte den harten, kalten Stein im Rücken. Ein Rabe flog vorbei und krähte aufgeregt.
„Ich lasse nicht zu, dass sie wegen dir stirbt. Wir geben You-Know-Who die Horcruxe!“, schrie Ron.
Harry konnte sich aus dem Griff nicht lösen. „Nein!“,schrie er Ron ins Gesicht.
Da ging Ginny zwischen die beiden und drückte sie mit aller Kraft auseinander. „Hört auf, alle beide.“, schrie sie.
Nur widerwillig ließ Ron Harry los. Die beiden funkelten sich weiterhin böse an.
„Er will sie sterben lassen, hast du das gehört ?“, fragte Ron Ginny, ohne Harry aus den Augen zu lassen. „So, wie er sie schon einmal sterben lassen wollte. Sie ist ihm vollkommen egal. Aber das lasse ich nicht zu. Ich werde Hermione retten, ob du willst, oder nicht.“
„Beruhigt euch!“, schrie Ginny die beiden Jungs an, eine Handfläche auf der Brust von jedem.
„Du kannst sie nicht retten.“, sagte Harry, so ruhig er konnte, über Ginnys Stirn hinweg zu Ron. „Glaub mir, ich würde sonst alles tun, um sie zurück zu holen.“
„Würdest du nicht.“, antwortete Ron wütend, „Weil du genauso voller Hass bist, wie You-Know-Who. Du willst ihn töten, alles andere ist dir doch egal.“
Ron stampfte zurück in die Tür, hinter der die Treppe abwärts führte.
Einen Moment später sah Ginny Harry mit großen Augen an. „Alles in Ordnung mit dir ?“
Harry nickte. Er war innerlich aufgewühlt, wie wohl auch die anderen beiden.
„Meinst du nicht, dass es vielleicht doch…“, begann Ginny. Aber Harry hatte keine Zeit, für Diskussionen. Er schob sich an ihr vorbei um ebenfalls vom Turm hinab zu steigen. „Ich schließe mal lieber die Horcruxe ein.“, sagte er und schlug die Tür hinter sich zu.

Als Ginny allein war brach sie auf den Steinen zusammen und weinte bitterlich.

Viel zu spät kam Harry zum Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste an und kostete seinem Haus damit zehn Hauspunkte. Die Frage, wo Ron blieb, konnte Harry Lupin allerdings nicht beantworten. Auch in Astronomie, den letzten beiden Unterrichtsstunden des Tages, tauchte Ron nicht auf. Aber auch ohne sich während des Unterrichts mit Ron zu unterhalten, konnte sich Harry nicht konzentrieren. Warum in aller Welt wollte Voldemort, dass die Horcruxe in den See geworfen wurden ? Sicher lauerte er nicht selbst dort unten auf dem schlammigen Grund. Harry konnte sich noch erinnern, wie das Triwizard Tournament ihm einen Tauchgang im See eingebracht hatte. Außer garstigen Grindylows gab es da unten nichts, was ein dunkler Herrscher anziehend finden konnte.
Harry kam zu dem Schluss, dass Voldemort den See gewählt haben musste, weil er unmittelbar bei Hogwarts lag und man an vielen Stellen hineinsteigen konnte, die teilweise sehr gut vor Blicken geschützt waren. Wahrscheinlich würde Voldemort einen seiner Handlanger schicken um die Horcruxe abzuholen. Vielleicht konnte Harry ihn gefangen nehmen. Andererseits konnten genauso gut ein Dutzend Death Eaters nur darauf warten, dass Harry sich auf dem See zeigte. Es war wohl das Beste, einfach überhaupt nichts zu tun. Auf Voldemorts Forderung einzugehen, kam ohnehin nicht in Frage, dass käme einer Aufgabe gleich.

Beim Abendessen saß Harry neben Ginny. Sie sah ziemlich mitgenommen aus. „Hast du eine Ahnung, wo Ron ist ?“, fragte er sie. „Nein, keine Ahnung.“, antwortete sie. „Vielleicht betrinkt er sich wieder in Hogsmeade. Aber ich denke mal, er ist irgendwo draußen. Wenn er zuhause Streit mit unseren Eltern hatte, ist er immer in den Garten gegangen und hat auf Muggle-Art Holz gehackt.“
Harry überlegte, ob es langsam zu gefährlich wurde, allein Hogwarts zu verlassen. Die Death Eaters waren mit Sicherheit nicht allzu weit entfernt.
Harry schwieg einen Moment, während er nachdachte.
„Harry, können wir heute bitte eine Pause machen ? Damit, Dumbledores Sachen zu untersuchen, meine ich.“, bat Ginny leise. Harry sah in ihre traurigen grünen Augen und nickte. Großen Erfolg versprach er sich sowieso nicht mehr davon. Und er musste zugeben, dass der Anblick der Augen, die über den Boden rollten, ihn einfach nicht loslassen wollte.

Erst spät am Abend, als Harry schon im Bett lag, kam Ron in den Schlafsaal. Harry schlief noch nicht und sah ihn an. „Hey, wo warst du den ganzen Tag ?“, fragte er.
„Lass mich in Ruhe.“, antwortete Ron barsch, machte sich schnell bettfertig und zog die Vorhänge um sein Bett zu. Da Dean und Seamus auch anwesend waren und auch noch nicht schliefen, sagte Harry nichts weiter. Er hätte gern noch einmal in Ruhe versucht, Ron verständlich zu machen, warum es nicht in Frage kam, Voldemort die Horcruxe zu geben. Einen letzten Blick warf Harry zu seinem Kleiderschrank, in dem er seinen Rucksack mit den Horcruxen eingeschlossen hatte. Die Türen waren zu und verzaubert, der Schlüssel lag unter Harrys Kopfkissen. Und draußen im See, so stellte Harry es sich vor, sammelten sich wahrscheinlich die Death Eaters in den Gebüschen. In dieser Nacht schlief Harry sehr schlecht.

Schon kurz nach dem Hahnenschrei am Mittwochmorgen eilte Ron aus dem Schlafzimmer. Für gewöhnlich war Ron nicht der erste. Harry beeilte sich damit, seine Schuluniform anzuziehen und ging ihm schnell hinterher. Es sah fast so aus, als wenn Ron vor Harry weglief, aber auf der Großen Treppe, kurz vor dem sechsten Stockwerk, holte Harry seinen Freund ein. „Ron, warte mal.“, bat er, aber Ron ging einfach weiter.
Harry atmete tief durch. Das würde nicht leicht werden. Harry sah sich um, ob jemand in der Nähe war, der mithören konnte, aber die beiden waren allein.
„Hör mal, wir können die Horcruxe nicht hergeben, das musst du doch einsehen.“, erklärte Harry mit ruhiger Stimme. „Wir haben so viel auf uns genommen, um sie zu bekommen. Du weißt selbst, was passiert, wenn Voldemort sie bekommt. Wahrscheinlich würde deine ganze Familie versklavt werden, das kannst du nicht wollen. Und was würde Hermione dazu sagen ? Sie ist sogar dafür gestorben, dass…“
„Sie ist nicht tot, verdammt.“, sagte Ron laut und stieg die Treppen nun noch schneller hinunter. Zuerst versuchte Harry, Schritt zu halten, gab es dann aber auf. Harry blieb auf den Treppen stehen und seufzte. Da hatte er wohl etwas Falsches gesagt. Aber Ron musste einsehen, dass sie tot war. Harry blieb für eine Weile einfach dort auf dem roten Teppich stehen und überlegte. Vielleicht würde es helfen, wenn Ginny noch einmal mit Ron sprach, von Schwester zu Bruder. Außerdem hatten Frauen ein besseres Händchen für solche Dinge.
„Hey, alles in Ordnung mit dir ? Hast du den Weg vergessen ?“, fragte Parvati, die gerade mit Lavender die Treppe herunter kam. Beide trugen graue Schulroben, mit dem blauen Gryffindor-Wappen auf der Brust.
„Was ? Nein, ich habe nur nachgedacht.“, erklärte Harry.
Parvati grinste. „Also so langsam mache ich mir echt Sorgen um dich.“
Harry schüttelte den Kopf und folgte den beiden Mädchen in die Große Halle, die sich dabei über einen anscheinend unglaublich gut aussehenden neuen Spieler in der Quidditch-Mannschaft der Hufflepuffs unterhielten.
In der Großen Halle angekommen, sah Harry, dass Ron sich dort schon ganz ans Ende der Bank am Gryffindor-Tisch gesetzt hatte. Harry zog es vor, heute früh bei den Mädchen zu bleiben, auch wenn das bedeutete, in ihre Diskussion mit einbezogen zu werden.

Den ganzen Tag über sprach Ron nicht mit Harry. Auch nicht, als die beiden nebeneinander im Unterricht saßen, was sich für Harry sehr komisch anfühlte. Er fand, dass er dafür, einmal nicht während des Unterrichts zu tuscheln, mindestens zehn Hauspunkte verdient hätte, aber so etwas fiel den Lehrern natürlich nicht auf. Harry wusste aber auch nicht, was er Ron sagen sollte. Es war für ihn so selbstverständlich, dass er nicht auf Voldemorts Forderung eingehen würde, dass er Schwierigkeiten hatten, sich in Ron hineinzuversetzen. Sicher, Ron wollte Hermione zurück haben; das wollte Harry auch. Aber wie konnte er so blind sein.
Beim Mittagessen in der Großen Halle setzte Ron sich wiederum abseits von Harry und Ginny.
„Gib ihm einfach etwas Zeit, er beruhigt sich schon wieder.“, riet Ginny, während sie ihr Fleisch schnitt. Das außergewöhnlich gute Essen aus Fleisch, Kartoffeln und Gemüse erschien Harry fast wie ein Feiertagsessen. Unter der Woche war das selten.
„Aber meinst du nicht, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gibt, dass sie noch am Leben sein könnte ? Dass Voldemort sie als Geisel hält, oder so ?“
„Nein, ausgeschlossen.“, antwortete Harry. Für einen Moment überlegte er. Er würde es nicht schaffen, neben der Vernichtung Voldemorts nun auch noch die Rettung Hermiones in die Hand zu nehmen.
„Selbst wenn,“, setzte Harry fort, nachdem er ein Stück Kartoffel gegessen hatte, „er wird sie uns nicht geben, selbst wenn er sie hätte und wir ihm geben würden, was er will und sie noch an Leben wäre. Das Problem ist ja auch, dass wir nicht wissen, wo er sich aufhält. Pansy hat bisher keine Antwort bekommen, sie hat einem der Death Eaters geschrieben.“
Harry gegenüber saß Luna, bei den letzten Worten interessiert von ihrem Teller aufsah. Harry schalt sich dafür, zu laut geworden zu sein. Manchmal wünschte er sich, sehr viel weniger Aufmerksamkeit zu bekommen und keine Narbe auf der Stirn zu haben.
„Du suchst Death Eaters ? Versuch es doch mal in der Nocturn Alley, Harry.“, schlug Luna vor. „Viele böse Magier verkaufen dort Dinge. Nur allein vom Böse-sein kann man ja nicht leben. Ich kann mitkommen, wenn ihr möchtet.“
Harry und Ginny tauschten einen Blick, dann nickte Ginny Luna dankbar zu und versprach, sich den Hinweis zu merken.

Am Abend saßen Harry und Ginny auf dem Sofa vor dem Kamin im Common Room. Ron war in der Bibliothek, soweit Harry wusste. Die letzten von Dumbledores Aufzeichnungen hatten die beiden aus dem Lagerraum mit nach hier oben gebracht und durchgesehen.
Drei Bücher und einige Schriftrollen lagen auf dem Boden vor dem Sofa.
„Ich habe auch ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, noch etwas zu finden.“, gab Ginny zu und ließ die letzte Schriftrolle aus ihrer Hand auf den die anderen Schriftrollen fallen.
„Ich auch nicht.“, stimmte Harry zu. Er war niedergeschlagen. Schon wieder war er keinen Schritt weiter gekommen und hatte mehrere Tage damit verschwendet, eine Spur zu verfolgen, die letztendlich ins Leere führte.
„Wie wäre es denn, wenn wir den See mal untersuchen ? Irgendetwas oder irgendwer muss ja dort sein, oder dort hinkommen.“, überlegte Ginny nach einiger Zeit. Sie lehnte sich an Harry.
„Dann würden wir mit offenen Augen in Voldemorts Falle laufen. Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Ich vermute mal, er will sie nur deshalb im See haben, weil wir dann nicht mehr daran kommen. Ihm kann es ja egal sein, wo seine Horcruxe sind, solange sie nur nicht zerstört werden.“
„Könnte so sein.“, sagte Ginny, klang aber keineswegs überzeugt. Einen Moment später stand Ginny vom Sofa auf.
„Wohin gehst du ?“, fragte Harry.
„Zum See.“, gab Ginny lässig zurück und ging auf das Porträtloch zu.
„Spinnst du!“, erschrak Harry und sprang ihr hinterher. Er hielt sie an der Schulter fest, aber Ginny ließ sich nicht aufhalten.
„Du kannst ja mitkommen. Oder ich gehe allein, such es dir aus.“, sagte Ginny und grinste Harry frech an. Einen Augenaufschlag von ihr darauf war Harry klar, dass er mitgehen musste.

Am Rand des Sees, verborgen von hohem Schilf auf der Uferseite, die dem Schloss abgewandt war, blieben Harry und Ginny stehen. Die Stelle war unbeobachtet genug. Es hatte zu regnen angefangen, sodass Ginnys rote Haare schon nass an ihrem Kopf klebten, Harry sah sicher nicht trockener aus. Die braune Schulrobe wirkte dunkler an ihr, als im Trockenen. Ginny machte die ersten Schritte ins Wasser, ohne ihre Schuhe auszuziehen. „Ihee, das ist Eiskalt! Komm, wir beeilen uns lieber.“, sagte sie. „Kannst du den Zauber vom Triwizard Tournament noch ?“
Harry überlegte einen Moment. „Ich glaube schon. Aquaerus.“
Er tippte erst Ginny, dann sich selbst mit dem Elder Wand auf den Kopf. Kleine Magische Tropfen fielen auf ihre ohnehin nassen Köpfe. Ginny setzte ihren Weg in den See langsam fort. Harry folgte ihr, bemüht sich nicht anmerken zu lassen, dass der See wirklich eisig war. Er fühlte sich noch kälter an, als beim Versuch McGonagalls Erlaubnis für den Verbotenen Bereich zu fälschen. Doch durch den Zauber verflog das Gefühl der Kälte mit jedem Schritt etwas mehr. Ginny ging vor Harry her und versank bis zu den Hüften, dann bis zu den Schultern. „Hoffen wir, dass der Riesenkraken heute keinen Hunger auf Schüler hat.“, sagte sie und ließ sich dann ganz unter die Wasseroberfläche gleiten. Für einen Moment waren ihre Haare noch zu sehen, dann hatte der See sie verschlungen. Als Harry auch ganz unter Wasser war, konnte er zwei gelb leuchtende Augen in Ginnys Gesicht sehen. Harrys Zauber erlaubte ihnen, auch unter Wasser gut sehen zu können, trotz des trüben Wetters. Der Himmel und das Wetter schienen auf einmal vollkommen unwichtig und fern. Strömungen und Wassertemperatur waren so viel Näher und greifbarer.
Harry zeigte nach vorn und schwamm los. Jetzt fiel ihm ein, dass er Ginny gerne gefragt hätte, was sie zu finden glaubte, doch sprechen konnten die beiden unter Wasser nicht miteinander. Zwischen Harrys Fingern waren Schwimmhäute gewachsen, die zwar fremdartig aussahen, das Schwimmen aber sehr erleichterten. Es wäre allerdings noch viel einfacher gewesen, wenn sie ihre Schuhe ausgezogen hätten.
Sie entfernten sich ein Stück vom Ufer und tauchten immer tiefer, bis Harry irgendwann weder die Oberfläche des Sees noch den Grund sehen konnte. Außer Ginny, die die ganze Zeit neben ihm her schwamm, sah Harry treibende Pflanzenteile und Fischschwärme. Nichts, was nicht in einen See hinein gehört hätte.
Wohin?, versucht Harry durch Körpersprache zu fragen. Ginny deutete nach unten und tauchte steil abwärts. Immer dunkler wurde das Wasser. Trotz leuchtender Augen konnte Harry bald kaum weiter als einen Meter sehen. Ginnys Augen waren das einzige, was sich aus der Dunkelheit abhob. Er griff ihre Hand um sie nicht zu verlieren.
Irgendwann erreichten die beiden den Grund. Harry spürte plötzlich starke Strömung, die ihn und Ginny ein Stück mit sich riss, dann war sie auch schon wieder vorbei.
Da ist etwas großes in der Nähe vorbeigeschwommen, dachte Harry.
Der Boden, auf dem die beiden standen, war sandig. In dieser Dunkelheit wuchs nichts mehr. Nur ein kleiner Fisch huschte direkt vor Harrys Gesicht vorbei.
Ginny zog Harry weiter. In einer Mischung aus Gehen und Schwimmen legten sie eine Strecke von vielleicht hundert Metern zurück. Harry wusste, dass es irgendwo auch Reste von Gebäuden hier unten gab. Es fehlte ihm aber die Orientierung um zu sagen, in welcher Richtung sie lagen. Eine Weile gingen Harry und Ginny noch umher, dann spürte er Bewegung im Wasser. Er erschrak sehr, als er plötzlich in zwei große runde Augen in einem schuppigen Fischgesicht blickte. Das Wesen zog sich auf tinentenfischähnlichen Tentakeln zurück.
Gryndilows. Mit diesen Bewohnern des Sees hatte Harry schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ginny zog wild an seiner Hand und deutete nach oben. Sie musste den Gryndilow auch gesehen haben. Sicher würde er bald mit seinen Freunden zurückkehren.
So schnell sie konnten schwammen Harry und Ginny an die Oberfläche zurück, was ein mehr als langer Weg war. Das Turnier hatte in flacherem Wasser stattgefunden, da war sich Harry sicher.
Kaum durchbrachen die Köpfe der beiden die Wasseroberfläche, da sahen Harry und Ginny sich schon nach dem kürzesten Weg zum Ufer um. Dicht unter der Wasseroberfläche schwammen sie darauf zu und rannten so schnell es ging an Land.
Ein Holzspeer schlug dicht neben Harry in den matschigen Boden ein. Er warf einen Blick über die Schulter zurück und sah mindestens zehn der hässlichen, flachen Köpfe mit den runden, schwarzen Augen, die aus dem Wasser schauten, es aber nicht verlassen konnten.
Harry und Ginny rannten noch ein Stück weiter, bevor sie schwer atmend stehen blieben und ihre Kleider mit Dehydratis-Zaubern trockneten.
„Ja, gut, ich gebe zu, das hätten wir uns sparen können. Da unten etwas zu finden ist so gut wie unmöglich.“, sagte Ginny etwas schuldbewusst. Der Regen hatte fast aufgehört, es nieselte nur noch leicht. Die beiden schlugen den Rückweg zum Schloss ein. Harry ging neben ihr her.
„Naja, wir leben noch.“, stellte Harry scherzhaft fest. „Und wir sind keinem Death Eater begegnet.“ Ob das gut oder schlecht war, konnte er selbst nicht sagen. Die Möglichkeit, einen Anhänger von Voldemort zu verhören, wäre sehr wertvoll gewesen.
Zurück im Common Room der Gryffindors beschloss Ginny, duschen und danach ins Bett zu gehen. Harry wünschte eine gute Nacht und setzte sich zurück auf das Sofa vor dem Kamin. Die Schriftrollen und Bücher lagen dort immer noch. Es stand auch nichts darin, was so geheim gewesen wäre, dass es sich gelohnt hätte, sie wegzuräumen.
Etwas enttäuscht war Harry, als er sich vor den Flammen des Kamins wärmte. Insgeheim hatte er gehofft, dass Ginny ihm dabei Gesellschaft leisten würde.

Harry blieb noch vor dem Kamin sitzen, bis die Wirkung seines Aquaerus verflogen war und das Feuer die Kälte aus seinen Knochen vertrieben hatte. Kurz danach ging er auch zu Bett.
Er war der erste der vier Bewohner des Schlafraumes, da es noch recht früh war. Harry schlief schnell ein, konnte aber nicht tief schlafen.
Einmal wachte er auf, als Ron sich bettfertig machte. Dean und Seamus lagen schon in ihren Betten. Harry drehte sich um und schlief weiter.
Etwas später, es war schon tief in der Nacht und stockdunkel, wachte er durch ein Geräusch wieder auf. Harry war sich nicht sicher, was es gewesen war, vielleicht das Zuschlagen einer Tür. Aber wer schlich mitten in der Nacht aus dem Bett ? Er tastete nach seinem Bettschrank, bekam seinen Zauberstab in die Hand und sprach „Lumos.“
Sofort war der ganze Raum in mehr als taghelles Licht getaucht.
„Geht`s noch!“, protestierte Seamus. Dean zog sich die Decke über den Kopf. Rons Bett allerdings war leer.
Harry murmelte eine Entschuldigung und ließ das Licht verschwinden. Versehentlich hatte er den Elder Wand statt seines eigenen Zauberstabs erwischt.
Aber Harry hatte mehr als genug gesehen. Sein Kleiderschrank, in dem er den Rucksack mit den Horcruxen aufbewahrte, stand offen.
Hellwach sprang Harry aus dem Bett, machte mit seinem eigenen Zauberstab, den er in der Sekunde der Helligkeit gesehen hatte, gedimmtes Licht, setzte seine Brille auf und stürzte zum Schrank. Der Rucksack war fort! Harry schob die Kleiderbügel darin hin und her, schaute weiter unten nach, obwohl er genau wusste, wo der Rucksack gelegen hatte. Harry hatte gestern Abend tatsächlich vergessen, seinen Schrank abzuschließen, weil er mit den Gedanken bei Ginny gewesen war. Das kommt davon! Einmal mehr zeigte sich, dass Harry sich nicht von Mädchen in den Bann ziehen lassen durfte. Harry murmelte einen Fluch über sich selbst.

Ohne Zeit damit zu verschwenden, sich umzuziehen, rannte Harry nur in seinem Schlafanzug mit beiden Zauberstäben in der Hosentasche aus dem Raum, Ron hinterher. Das durfte nicht wahr sein! Es war Harry im Moment gleichgültig, ob er Flinch oder sonstwem in die Arme lief. Es würde ihm sogar helfen, wenn Ron aufgegriffen würde. Das ganze Schloss war jedoch verlassen und menschenleer.
War ja klar, wenn man mal einen Lehrer braucht ist keiner da, dachte Harry, während er die Große Treppe herunterrannte. Ron konnte nur zum See wollen, eine andere Möglichkeit sah Harry nicht. Leider war Ron schneller als Harry. Harry vermutete, dass es daran lag, dass Ron Schuhe trug.
In der Großen Halle leuchteten auch um diese Zeit noch einige Kerzenständer an den Wänden. Die verzauberte Decke zeigte einen sternenklaren Nachthimmel. Als Harry am Fuß der Großen Treppe ankam, konnte er am gegenüberliegenden Ende noch eine Gestallt aus dem Großen Tor hinaus huschen sehen.
Die Halle war voller Geister, die miteinander redeten, klagten und zuweilen schrien, sodass Harry es sich sparte, nach Ron zu rufen. Er hatte noch nie so viele Geister auf einmal in Hogwarts gesehen. Einige davon sahen ihn prüfend an, als Harry so schnell er konnte, durch die Halle rannte.
„Lebende haben zu dieser Stunde nichts hier verloren.“, sagte der Geist einer scheinbar adeligen Frau mit einer schrecklichen Turmfrisur, als Harry an ihr vorüber rannte, er kümmerte sich aber nicht weiter um sie.
„Ron, bleib stehen!“, brüllte Harry, kaum dass er das Schloss verlassen hatte. Im Sternenlicht konnte er Ron ein Stück weiter erkennen, der am Rand des Schlosses direkt auf den See zulief. Er hatte ein Bündel bei sich, dass Harrys Rucksack sein musste. Die Luft war kalt und ein eisiger Windhauch wehte vorüber.
Doch Ron tat so, als hätte er Harry nicht gehört und rannte weiter. Harry setzte ihm nach, war aber nicht schnell genug um ihn einzuholen.
Erst am Seeufer blieb Ron stehen. Harry sah, dass er einen Zauber auf einen alten Baumstamm wirkte, der sich daraufhin in ein Ruderboot verwandelte. Ron schob es gerade in Wasser, als Harry ihn erreichte und ihn an der Schulter zurück riss.
„Bist du bescheuert, was tust du da!“, brüllte Harry ihn an.
„Ich rette Hermione, verschwinde.“, schrie Ron zurück und stieß Harry von sich weg.
Doch Harry stürzte sich erneut auf Ron und rang ihn zu Boden. Der Rucksack fiel ins seichte Wasser des Ufers.
„Komm zur Vernunft, Ron!“, flehte Harry, während er versuchte, Ron auf den Boden zu drücken ohne sich selbst schlagen zu lassen.
Ron antwortete nicht, brüllte nur, wälzte sich herum und schaffte es dann, Harry von sich zu stoßen. Er machte einen Sprung auf das Boot zu, doch Harry hielt ihn am Bein fest. Ron fiel mit den Händen und dem Oberkörper ins Wasser. Voller Wut drehte er sich um und schlug auf Harry ein. Harry konnte nicht alle Schläge abwehren.
„Ron, bitte, denk nach, zwing mich nicht… Levicorpus.“
Harry hatte seinen Zauberstab erreicht. Ron hing in der Höhe von guten zwei Metern kopfüber in der Luft, als würde ihn eine unsichtbare Hand am linken Knöchel festhalten. Er schlug und trat wild um sich und schrie. „Lass mich sofort runter! Ich bring dich um! Ich werde sie retten, hörst du!“
Harry hörte nicht allzu genau hin, während Ron weiterhin fluchte und drohte. Ron sollte sich erst einmal beruhigen. Harry strich sich vorsichtig über sein Gesicht und betrachtete das Blut in seiner Hand. Er spürte den spannenden Schmerz verletzter Lippen.
„Renervate.“, zauberte Harry und heilte sich so selbst. Er zog seinen Rucksack aus dem Wasser und verwandelte das Boot zurück in einen Baumstamm. Ron tobte unterdessen weiter.
Nur zur Sicherheit wollte Harry einmal nach den Horcruxen sehen. Er öffneten den Rucksack, griff hinein und zog eine Kette aus Holzperlen und einen gewöhnlichen weißen Trinkbecher, wie er jeden Morgen hundertfach auf den Tischen der Häuser stand, heraus.
„Scheiße, Ron, was soll das! Wo sind die Horcruxe!“, schrie Harry voller Entsetzen. Er ließ die wertlosen Dinge zu Boden fallen. Schlagartig wurde Ron ruhig.
„Was, was meinst du damit, wo sind die Horcruxe ?“, fragte Ron. Harry zeigte auf die Holzperlenkette und den Becher.
„Blimey, wo sind sie ? Nimm mich nicht auf den Arm, Harry, und lass mich runter, verdammt.“
Harry zwang sich zur Ruhe, er musste nachdenken. Ron würde keinen wertlosen Plunder stehlen, wenn er davon gewusst hätte. Wo waren die Horcruxe ?
Harrys Verdacht fiel auf Flitwick. Wenn Voldemort wusste, dass Harry die Horcruxe hatte, dann wusste es auch Flitwick. Bedeutete das, dass der Zerstörungsversuch fehlgeschlagen war ?
„Wo sind sie ?“, schrie Harry in die Nacht hinaus.
Er bekam keine Antwort.


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Klaus Fritz