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Fanfiction

Harry Potter und die Herrschaft über Leben und Tod - Fire and Water

von GringottsGoblin

„Wartet hier.“ Mit diesen Worten verließ Harry fluchtartig den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Ginny hatte ihn noch nicht oft so sehr in Eile gesehen.
Ron hielt noch immer das Feuerzeug in der Hand. Ginny betrachtete es nachdenklich.
„Wenn das stimmt…“, sagte sie, beendete den Satz aber nicht.
„Dann können wir You-Know-Who so richtig in den Hintern treten. Mit Anlauf.“, ergänzte Ron, mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht, während er die Flamme nicht aus den Augen ließ. Ginny hatte sich schon lange gefragt, welchen Sinn die Geschenke von Dumbledore hatten. Und möglicherweise hatte Ron gerade die Antwort gefunden.
Allerdings ging Ginny schon seit längerer Zeit noch etwas im Kopf herum. Sie hatte Dumbledore in der Vergangenheit immer für einen klugen, gutherzigen Mann gehalten. Dass er ein großartiger Zauberer gewesen war, stand außer Frage. Dass er aber den Elder Wand besessen hatte, bedeutete zwangsläufig, dass er jemanden umgebracht hatte. Wer war das gewesen ? Wie weit wäre Dumbledore gegangen um seine Ziele zu erreichen ? Und was waren seine wirklichen Beweggründe gewesen, sich den Elder Wand zu beschaffen ? Vielleicht war es besser, wenn sie ihm und seinen Vermächtnis mit Vorsicht begegneten.
„Wenn wir die Horcruxe zerstören, können wir Harry vielleicht die Sache mit den Deathly Hallows ausreden, sobald er Hermione wiederbelebt hat.“, überlegte Ron, klappte das Feuerzeug jetzt zu, behielt es aber in der Hand.
„Vielleicht.“, sagte Ginny bloß und versuchte aufmunternd zu lächeln. Sie wollte ihrem Bruder nicht die Hoffnung nehmen, dass seine Freundin zurückkehren konnte. Denn nur dem Ring der Deathly Hallows sagte man diese Kraft nach, und die drei hatten keinerlei Hinweise, wo er sich befand, wenn es ihn denn wirklich gab. Hinzu kam dann noch, dass Hermione nun schon mehrere Tage nicht mehr da war und ihr Körper höchstwahrscheinlich zu Asche verbrannt war.
„Damit eines klar ist:“, sagte Ron und sah Ginny nun an, „Wenn das mit den Horcruxen nicht klappt, ist es nicht meine Schuld.“
„Doch.“, antwortete Ginny frech und lachte. Ron lachte mit und erhob den Arm um das Feuerzeug nach Ginny zu werfen, ließ es dann aber bleiben.
„Hast du ein Glück, dass ich das noch brauche.“, erklärte er.

Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür zum Klassenzimmer wieder und Harry trat herein. Er trug einen braunen Rucksack in der Hand und sah Ginny an. Ginny erinnerte sich genau an diesen Ausdruck in seinen Augen. Es war der gleiche Ausdruck von Entschlossenheit, den sie vor fünf Jahren gesehen hatte, als er mit dem bluttriefenden Schwert von Gryffindor in der Hand auf sie zugekommen war, mit dem er in er Kammer der Geheimnisse den Basilisken erschlagen hatte.
Harry legte den Rucksack schwungvoll auf dem Lehrerpult ab und richtete den Elder Wand auf die Tür: „Hermetiafentis.“ Die Tür schloss und verriegelte sich.
Harry atmete kaum schneller als gewöhnlich. Ginny konnte sich vorstellen, dass sie vor Atemnot kaum sprechen gekonnt hätte, wenn sie in der gleichen Zeit in das siebte Stockwerk und zurück gerannt wäre. Sie bewunderte Harry.
„Gut, dann wollen wir mal sehen. Ron, gib mir mal das Feuerzeug.“
Ron stand aus dem Schaukelstuhl auf und ging zu Harry an den Tisch. Ginny tat es ihm gleich, schließlich wollte sie auch sehen, was passierte. Aus dem Rucksack holte Harry erst einen silbernen Kelch hervor, dann einen Stirnreif, der nur aus weißen Perlen bestand. Beides legte er nebeneinander auf den Tisch.
Das waren sie also, die Horcruxe, die einen Teil von der Seele ihres Feindes enthielten, die Beute, die so einen hohen Preis gefordert hatte. Ginny hatte sie vorher nie gesehen. Sie hatte auch keinen Wert darauf gelegt. Jetzt, da sie nur einen Handgriff von ihr entfernt lagen, fühlte sie sich unwohl und beklemmt. Diese Dinge waren böse, das wusste sie. Darüber konnte ihre harmlose, ja sogar schöne Form nicht hinweg täuschen.
Ron gab Harry das Feuerzeug in die Hand. Harry entzündete es, nahm den Stirnreif in die andere Hand und hielt ihn in die Flamme.
Voller Spannung beobachtete Ginny, was passierte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch ihr Bruder mit offenem Mund auf die Flamme starrte.
Die Flamme berührte die ersten Perlen. Sie färbten sich schwarz, etwas Ruß stieg auf.
Nach einigen Sekunden ließ Harry das Feuerzeug ausgehen.
„Ähm, war es das jetzt ?“, fragte Ron verunsichert. Er blickte zwischen Ginny und Harry hin und her. Ginny hatte ebenso erwartet, das mehr passiert.
Harry zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“, sagte er ebenso unsicher.
„Also damals bei dem Tagebuch ist mehr passiert.“, erinnerte sich Ginny. „Als es mit dem Schwert von Gryffindor in Berührung gekommen ist, ging es sofort in lila Flammen auf und ist in Sekunden restlos verbrannt und hat gequalmt und so.“
„Aber Perlen brennen ja auch eigentlich nicht.“, gab Ron zu bedenken. Ratlos sahen die drei sich an.
„Gut, versuchen wir mal den Kelch.“, beschloss Harry nach einem Moment und hielt nun den Kelch in die Flamme des Feuerzeugs. Auch der Kelch färbte sich nur schwarz, an der Stelle, wo die Flamme ihn berührte. Sonst passierte nichts.
Ron legte sich selbst eine Hand in den Nacken. Das tat er öfter, wenn er nicht genau wusste, was er sagen sollte. „Also ich weiß ja nicht so recht.“, meinte er. Harry sah ebenfalls nicht begeistert aus.
Ginny seufzte. „Hoffen wir mal das besten.“
Harry sah sie daraufhin eindringlich an, drückte beide seine Handflächen gegen seine Schläfen und stampfte ein paar Schritte vom Tisch weg.
„Verdammt, ich kann nicht mehr hoffen.“, sagte er sehr laut. „Ich brauche etwas, auf das ich mich verlassen kann.“
Harry ging auf die Wand zu, sodass Ginny ihm nur auf den Rücken sehen konnte. Sie fühlte, dass sie etwas falsches gesagt hatte.
„Ich kann nicht nur hoffen, dass die Horcruxe zerstört sind, hoffen dass es nicht noch viel mehr davon gibt, hoffen, dass es wirklich die Deathly Hallows gibt, hoffen, dass der Elder Wand mich als Meister angenommen hat…“ Harry lehnte sich mit den Unterarmen gegen die Wand vor ihm und stütze sich ab. Er tat Ginny leid.
„… hoffen, dass R.A.B. das Schloss zerstört hat, hoffen, dass wir nicht von Death Eaters unterrichtet werden, hoffen, dass Voldemort nicht in der nächsten Stunde hierher kommt…“ Harry wurde wieder leiser und drehte sich Ron und Ginny zu. „… und hoffen, dass Hermione lebt.“
Harry lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und strich sich mit einer Hand durchs Gesicht. Ginny hätte ihn gern umarmt, traute sich aber nicht, auf ihn zuzugehen. Ron sah Ginny hilfesuchend an, die aber selbst nicht genau wusste, was sie tun sollte.
„Entschuldigt.“, sagte Harry leise und blickte zu Boden.
Kurze Zeit herrschte Schweigen. Ron und Ginny tauschten noch einen Blick.
„Wir sind das.“, sagte Ginny dann leise und vorsichtig. Sie wollte nicht noch etwas Falsches sagen. „Wir sind das, worauf du dich verlassen kannst.“
Harry sah ihr in die Augen und lächelte schwach. „Danke.“, sagte er.

In dieser Nacht lag Harry lange wach in seinem Bett. Er wollte nicht einschlafen, nur sichergehen, dass die anderen dies taten. Harry brauchte sich nicht einmal große Mühe zu geben. Von der versuchten Zerstörung der Horcruxe war er noch so aufgeregt, dass er sowieso nicht hätte schlafen können. Irgendwann, als es ihm spät genug erschien, steig er aus dem Bett, setzte seine Brille auf und zog sich so leise es ging seine Schulrobe an, die über der Lehne des Stuhls neben seinem Bett gehangen hatte. Mit einem Griff unter sein Bett zog er den Invisibility Cloak hervor und warf ihn locker über seine Schulter. Auch den Elder Wand unter seinem Kopfkissen vergaß er nicht, bevor er auf die Tür zur Treppe zu schlich.
„Hey, kann ich mitkommen ?“, flüsterte Ron. Harry ärgerte sich etwas, dass Ron noch nicht schlief. Aber in diesem Fall konnte Ron nicht helfen.
„Nein, schlaf weiter.“, zischte Harry ihm zu und stahl sich aus der Tür.
Im verlassenen Common Room angekommen, zog Harry den Invisibility Cloak richtig an und setzte die Kaupze auf. Aus Gewohnheit warf er einen Blick zur Standuhr, aber die eine Kerze, die um diese Zeit im Common Room brannte, machte nicht genug Licht, als das er die Uhrzeit hätte ablesen können. Weniger vorsichtig, dafür umso zügiger verließ Harry den Common Room und machte sich auf den Weg die Große Treppe hinab. Das ganze Schloss war ruhig und friedlich. Gerade weil tagsüber immer viel Leben in den Gängen von Hogwarts herrschte, erschien die Stille etwas unheimlich. Aber Harry gönnte den Schlossbewohnern den Frieden der Nacht. Wer konnte schon sagen, ob es noch friedliche Nächte geben würde, falls Voldemort siegen würde.
Harry blieb auf der Treppe stehen, als er im fünften Stockwerk Schritte hörte und einen schwachen Schein von Licht sah. Links den Gang hinunter kam eine Person mit einer Lampe in der Hand um die Ecke. Harry konnte sie zuerst nicht erkennen, da das Licht ihn nun blendete. Er hielt sich ohne nachzudenken eine Hand vor das Gesicht, doch da er unsichtbar war, konnte sein Arm das Licht nicht abschirmen. Harry tadelte sich für diese Dummheit. Er erkannte nun dennoch Flinch, den Hausmeister des Schlosses, der wahrscheinlich wie jede Nacht auf der Suche nach Schülern war, die die Nachtruhe nicht einhielten. Er hatte auch seine Katze, Mrs. Norris, dabei. Ein garstiges Biest, an das Harry mehr als eine schlechte Erinnerung hatte, besonders aus seinen ersten Jahren auf Hogwarts. Beide kamen auf die Treppe zu, setzten ihren Weg aber den Gang entlang fort, ohne im Geringsten Kenntnis von Harry zu nehmen, der keine zwei Meter von ihnen entfernt stand.
Katzen sagte man nach, dass sie aufgrund ihrer halb-jenseitigen Natur Dinge sehen konnte, die dem normalen Betrachter verborgen blieben. Sie sahen aber offenbar niemanden, der Harrys Invisibility Cloak trug. Harry erinnerte sich an Hermiones Worte und fühlte sich darin bestätigt, dass er wirklich ein Deathly Hallow trug.
Als er sicher war, dass Flinch und seine Katze weit genug weg waren, dass sie ihn auch nicht mehr hören konnten, setzte er seinen Weg fort. Noch zwei Stockwerke stieg Harry hinab und durchquerte einige wohlbekannte Gänge. Nachts, wenn nur sehr wenige Fackeln an den Wänden für Licht sorgten, sahen viele der alten Rüstungen und Statuen, die auf den Gängen und in den Nischen standen, bedrohlich aus. Und Harry hätte schwören können, dass die Bilder und Portraits tagsüber zum Teil andere Motive und Personen zeigten.
Bald stand er vor einer schweren, eisenbeschlagenen Tür, die tagsüber normalerweise offen stand. Es war die Tür zur Bibliothek des Schlosses. Harry griff nach dem Türknopf, doch wie er erwartet hatte, war die Tür verschlossen. Er zog den Elder Wand aus seinem Gürtel.
„Alohomora.“, flüsterte er leise. Das Schloss entriegelte sich, sodass Harry die Tür aufdrücken konnte. Er bezweifelte, dass er mit einem anderen Zauberstab den gleichen Erfolg gehabt hätte. Vorsichtig drückte er die Tür hinter sich wieder zu und machte mit seinem Zauberstab Licht, da in der Bibliothek keine Fackeln brannten und es auch keine Fenster gab, durch die Sternenlicht hätte einfallen können.
Der Tresen von der Bibliothekarin Prince war verlassen, ebenso der große Tisch in der Mitte und die kleineren Sitzgruppen zwischen den unzähligen Bücherregalen. Die Stille in diesem Raum wirkte allerdings nicht ganz so fremd, wie in den Gängen.
Am hintersten Ende des Raumes, hinter dem letzten Bücherregal, lag eine weitere Tür, komplett aus Eisen, mit einer eingravierten Fratze darauf. Ein Riegel mit einem schweren Vorhängeschloss daran verschloss die Tür. Dahinter lag er, der verbotene Bereich der Bibliothek von Hogwarts. Die Tür dorthin hatte Harry schon oft gesehen und sich noch öfter gefragt, welche Geheimnisse dort wohl aufbewahrt wurden. Hindurchgegangen war er aber nie. Er richtete den Zauberstab auf das Schloss. „Alohomora.“
Nichts passierte. Harry holte tief Luft. Er musste dort hinein kommen. Er machte einen Schritt zurück, konzentrierte sich viel mehr und sagte lauter: „Alohomora.“
Die Stille ließ es Harry erscheinen, als hätte er geschrien. Doch tatsächlich öffnete sich das Schloss. Es fiel zu Boden und der Riegel öffnete sich. Harry zog die schwere Tür auf und trat hindurch. Er war davon ausgegangen, sich in einem Raum voller Bücher wiederzufinden, doch wurde enttäuscht. Er stand in einem weiteren, kleinen Raum, aus dem eine gleichartige Tür weiter führte. Allerdings stand davor eine riesige, groteske, Statue eines Wasserspeiers. Solange der Wasserspeier vor der nächsten Tür stand, konnte sie sich unmöglich öffnen, da sie sich in seine Richtung öffnete, wie Harry an den Angeln erkannte. Die Statue hatte eine Hand ausgestreckt, wie um etwas entgegenzunehmen. An der Hand hing, mit einem Faden befestigt, ein Schild auf dem Harry im Licht des Zauberstabs las:

Legen Sie Ihre Zutrittserlaubnis in die Hand. Headmaster McGonagall


„Verdammt.“, fauchte Harry mit aufeinander gepressten Zähnen. Da er so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben wollte, richtete er seinen Zauberstab auf die Statue.
„Evanesco.“, rief er um sie verschwinden zu lassen. Doch sie verschwand nicht. Im Laufe einiger Minuten versuchte Harry jeden Zauber, der ihm einfiel, um die Statue aus dem Weg zu räumen. Doch sie ließ sich nicht verwandeln, schrumpfen, wegschweben, zertrümmern oder aufweichen.
Harry verließ den Vorraum wieder und ging in die Bibliothek zurück. Auf dem Tisch in der Mitte fand er Pergament, Tinte und Federn. Harry nahm die Kapuze des Invisibility Cloak ab, damit er beim Schreiben seine Hand sehen konnte. Er schrieb auf ein Blatt und versuchte dabei, so gut es ihm möglich war, die Handschrift von McGonagall nachzuahmen.

Zutrittserlaubnis zum verbotenen Bereich der Bibliothek für Harry Potter, unbeschränkt und unbefristet gültig. Headmaster McGonagall.

Harry war zufrieden mit seinem Werk, auch wenn er noch nie gut darin gewesen war, seine eigene Handschrift zu verfremden. Er kehrte zum Wasserspeier zurück und legte das Pergament zusammengerollt in dessen Hand. Die Augen der Statue leuchteten gelb auf.
Und im nächsten Moment war alles anders. Harry hatte keinen Boden mehr unter den Füßen. Er fiel, gleichzeitig wurde es so kalt, dass er kaum atmen konnte, und nass. Er strampelte mit den Armen und Beinen, umklammerte mit einer Hand gleichzeitig den Elder Wand um ihn nicht zu verlieren, und bekam langsam wieder Luft. Nach einigen Sekunden erkannte Harry, wo er war. Harrys Bewegungen wurden weniger hektisch und gleichmäßiger. Er schwamm im Großen See und konnte das Schloss von Hogwarts im Mondlicht ein gutes Stück entfernt sehen. Er spuckte Wasser aus, das er in den Mund bekommen hatte und begann, auf das Ufer zu zu schwimmen. Genug Luft zum Fluchen hatte er wegen der eisigen Kälte des Wassers nicht, wünschte McGonagall für diese Falle aber innerlich die Pest an den Hals.
Ein paar Meter war er geschwommen, als er Geräusche neben sich hörte. Ein weißes Pferd ging über die Wasseroberfläche auf ihn zu, als wäre der See fester Boden, und blieb neben Harry stehen. „Ich hoffe, du bist kein echter Kelpie. Das würde mit zu meinem Glück gerade noch fehlen.“, sagte Harry zynisch. Die Form des weißen Pferdes veränderte sich vor Harrys Augen. Es wurde zu einem Delphin, der nun auch im Wasser schwamm und Harry anlachte.
Harry hielt sich an der Rückenflosse fest und ließ sich zum Ufer ziehen.
„Danke.“, hauchte er dem Wechselwicht zu, der dies mit einer Wasserfontäne beantwortete.
Die letzten Schritte aus dem Wasser heraus machte Harry allein. „Dehydratis.“, zauberte er sogleich und das Wasser aus seiner Kleidung stürzte an ihm herunter, sodass er wieder trocken war. Zum Glück war es noch kein Winter. Harry war sich nicht sicher, ob er dem See entkommen wäre, wenn er nur wenige Grad warm gewesen wäre. Die Sommersonne hatte noch ein winziges bisschen Wärme im See hinterlassen. Ohne den Hauch einer Idee, wie er es in den verbotenen Bereich der Bibliothek schaffen konnte, begann Harry den Rückweg in das Schloss.

„Verstehe ich nicht. Vielleicht hättest du dir einfach mehr Mühe geben müssen. Oder wir gehen doch mal zu dritt hin, dann könnte es klappen, oder ? Irgendwer muss doch so eine dämliche Zutrittserlaubnis haben. Hey, hörst du mir überhaupt zu ?“
„Mh.“, brummte Harry nur. Er zweifelte immer noch daran, dass die Nacht wirklich schon vorbei war. Der fehlende Schlaf saß ihm tief in den Gliedern. Ron redete während des ganzes Weges die Große Treppe hinunter auf Harry ein und hatte ihn schon kurz nach dem Aufwachen nach dem Ergebnis des Ausflugs der letzten Nacht gefragt. Harry war zwar auch enttäuscht, aber vor allem müde.
Als die beiden in der Großen Halle ankamen, war es schon etwas später, als gewöhnlich. Die meisten Schüler waren schon mit ihrem Frühstück beschäftigt. Aus der Menge winkte Ginny Harry und Ron mit einem Brief in der Hand zu sich heran. Sie hatte einen Platz neben sich frei gehalten und rutschte ein Stück von ihrer blonden Freundin ab. Ron und Harry quetschten sich links und rechts neben Ginny. Harry stieß dabei an einen großen Gryffindor aus dem fünten Jahr, der auf die Störung missbilligend knurrte und Harry schief ansah, aber Harry ignorierte ihn. Harry meinte sich zu erinnern, dass er Tony hieß. Der kleine, weiche Körper von Ginny, der von der anderen Seite gegen Harry drückte, war so viel angenehmer. Beinahe hätte Harry einen Arm um sie gelegt. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, mit ihr Schluss zu machen.
Ginny schob ihren Teller von sich, auf dem noch ein halb aufgegessenes Brötchen mit Wurst lag. Aus dem Umschlag zog sie einen Brief und faltete ihn auseinander.
„Ich dachte schon, ihr habt verschlafen und kommt gar nicht mehr.“, sagte sie, nachdem sie einen guten Morgen gewünscht hatte. „Hier, der ist von Dad, er hat schon geantwortet.“
„Harry wollte nicht aufstehen. Ich war rechtzeitig wach.“, teilte Ron seiner Schwester mit und griff sich eine Müslischale. Aus einer großen Schüssel in der Mitte des Tisches löffelte er Müsli hinein.
„Oh, mein Bruder wird ein Frühaufsteher, wer hätte das gedacht.“, lachte Ginny. „Also hier, hört euch das mal an.“ Sie begann, den Brief vorzulesen.

Hallo mein Engelchen,

„Engelchen ?“ Harry konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Ginny stieß ihm ihren Ellenbogen in die Rippen. „Hey ! Dad nennt mich manchmal so. Weil meine Brüder alles solche Rabauken sind.“, verteidigte sie sich. Bevor Ron widersprechen konnte, was er seinem empörten Gesichtsausdruck nach gerade tun wollte, fuhr Ginny fort.

Schön, mal wieder von euch zu hören. Wir sind froh dass es euch gut geht. Bei uns ist soweit auch alles in Ordnung. Einige Einheiten von Elementarfeuer wurden früher im Ministerium aufbewahrt, aber dort hat sich einiges geändert. Mir wurde vor einer Woche gekündigt, aber macht euch keine Sorgen, ich finde schon eine neue Anstellung. Deine Mutter wollte schon lange, dass ich dort selbst kündige. In den letzten Wochen sind immer wieder Leute verschwunden. Einige kamen einfach nicht wieder, andere wurde mit fadenscheinigen Begründungen entlassen. Seitdem Fudge nicht mehr ist, wird das Ministerium von einem „Verwaltungsausschuss“ geleitet. Das Ministerium für Muggle-Beziehungen wurde Wiliam Forgo unterstellt. Wenn ihr mich fragt, haben die Death Eaters das Ministerium fest im Griff. Jedenfalls habe ich keinen Zugang mehr und Bill hat erzählt, dass der Eingang verlegt wurde, kurz nachdem er auch gefeuert wurde.

„Bill ist ein Freund von Dad. Die beiden haben sich ein Büro geteilt und waren hin und wieder mal zusammen angeln.“, erklärte Ron, während er sein Müsli aß. Harry war dabei, sich eine Scheibe Brot zu schmieren und nickte nur.

Also fürchte ich, dass ich euch da nicht weiterhelfen kann. Jedenfalls ist Elementarfeuer sehr selten und dementsprechend teuer. Ich habe leider keine Idee, wo ihr welches bekommen könnt. Man muss ein echter Experte sein, wenn man es von normalem Feuer unterscheiden will, das ist nicht einfach. Ich höre mich mal um, ob jemand mehr auf dem Gebiet weiß, aber ich will keine zu großen Erwartungen wecken.
Passt auf euch und auch auf Harry auf und macht bloß keine Dummheiten. Wenn es zu gefährlich wird, haltet euch lieber raus oder wendet euch an den Orden des Phönix`.


Ginny faltete den Brief wieder zusammen.
„Schöner Mist.“, kommentierte Harry und biss in sein Käsebrot.
Ginny trank einen Schluck Milch. „Ja, naja einen Versuch war es wert.“, antwortete sie.
„Kennst du jemanden, der eine Erlaubnis für den Verbotenen Bereich hat ?“, fragte Harry sie.
„Nein, wieso ? Willst du jetzt doch nicht mehr einbrechen ?“
„Nicht so laut.“, bat Harry und sah sich unauffällig um, ob jemand lauschte. Es sah so aus, als wären alle anderen in ihre eigenen Gespräche vertieft.
„Doch, will er, aber es hat nicht geklappt.“, antwortete Ron an Harrys Stelle. Harry konnte fast die unausgesprochenen Fragen auf Ginnys Gesicht sehen.
Leise erzählte er: „Ich war letzte Nacht dort. Aber ohne eine Erlaubnis kommt man nicht hinein. Du hast doch auch gute Noten, kannst du nicht einen Lehrer danach fragen ?“
Ginny sah Harry skeptisch an. „So gut sind meine Noten auch wieder nicht. Aber versuchen kann ich es ja mal. Aber was ist denn mit Professor Lupin, der ist doch Ordensmitglied. Vielleicht kann der ja was machen.“
„Stimmt, wir haben heute Nachmittag Defense, da kannst du ihn fragen.“, stimmte Ron zu.
Harry war etwas unwohl dabei, weitere Leute einzubeziehen. Aber er sah auch keinen anderen Weg. „Abgemacht. Ich frage Lupin und du deine Lehrer.“, beschloss Harry.
Ginny nickte. „Gut. Ich muss denn jetzt auch los, Grubby-Plank erwartet und irgendwo am Verbotenen Wald. Bis später.“
Mit diesen Worten verabschiedete Ginny sich, stand von der Bank auf und ging auf das Große Tor zu. Harry ertappte sich dabei, dass er ihr lange hinterher sah und das Wiegen ihrer Hüften bewunderte.
„Wäre ja klasse, wenn Lupin uns helfen kann. Ich will dann auch so eine Erlaubnis, sag ihm das.“, sagte Ron und riss damit Harry aus seinem Tagtraum. Harry lachte Ron an. „Ich weiß ja nicht, wenn ich ihm sage, dass du freiwillig in die Bibliothek willst, hält er mich für verrückt.“
„Ich kann ein richtiger Bücherwurm sein.“, antwortete Ron, konnte sich aber dann selbst das Lachen nicht verkneifen.

Nach zwei sehr theoretischen Verwandlungsstunden bei McGonagall fand sich Harrys Klasse im Klassenzimmer von Flitwick ein. Erst als der kleine Lehrer auf seinem Bücherstapel hinter seinem Tisch stand und seinen Zauberstab kreisen ließ, damit die Hausaufgaben der Schüler zu ihm auf den Tisch schwebten, erinnerte sich Harry, dass er einen Aufsatz hätte anfertigen sollen, was er vollkommen vergessen hatte. Andere Dinge waren so viel wichtiger gewesen. Aber zu Harrys Schande war er der einzige, von dessen Platz kein Pergament auf Flitwicks Schreibtisch schwebte. Sogar Ron hatte daran gedacht, wenn auch nicht mehr als ein paar Zeilen geschrieben, und sah Harry überrascht von der Seite an. Als alle Pergamente auf dem Schreibtisch angekommen und sich säuberlich gestapelt hatten, nahm Flitwick seine Brille ab, polierte sie mit einem Tuch, und sah Harry an, als er sie wieder aufsetzte.
„Mr. Potter, ich habe gar kein Aufsatz von ihnen gesehen.“, stellte er fest.
„Ähm, ja, ich habe das ganz vergessen.“, murmelte Harry zu seiner Entschuldigung.
„Wenn Sie die NEWTs bestehen wollen, müssen Sie sich schon mehr anstrengen. Ihre Leistungen und Ihre Arbeitseinstellung in letzter Zeit lassen wirklich zu wünschen übrig.“
Die entsetzten Blicke, die Harry von Lavender, Parvati und Seamus zugeworfen bekam, brachten ihn etwas aus der Ruhe. Nach Harrys Auffassung war er nicht schlecht in Zauberei.
Flitwick begann mit dem Unterricht. Nachdem er erklärt hatte, was zu tun war, ließ er auf den Tischen der Schüler Holzpuppen erschienen, deren Glieder durch Fäden verbunden waren. Die Aufgabe war, die Puppen soweit zu animieren, dass sie selbstständig umher gehen konnten.
Es war nicht leicht und brauchte einige Fehlversuche, bis Harrys Puppe das erste mal zuckte. Bei den anderen lief es auch nicht viel besser. Lavender und Parvati hatten ihre Mühe, machten aber langsam Fortschritte. Nevilles Puppe stolperte nach den ersten Versuchen vom Tisch und bewegte sich danach überhaupt nicht mehr, so sehr Neville sich auch anstrengte. Flitwick stand vor seinem Tisch, tadelte ihn für sein Missgeschick, hatte aber offenbar auch keine Idee, wieso die Puppe sich nun überhaupt nicht mehr bewegen wollte.

Am Ende der Stunde war Harrys Puppe die einzige, die ohne Unterbrechung im Kreis gehen konnte, solange Harry sich konzentrierte, wenn der Zauber auch einiges an Kraft kostete. Mit dem Elder Wand hätte Harry wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt, er hatte sich aber entschlossen, im Unterricht bei seinem eigenen, alten Zauberstab zu bleiben. Der Elder Wand wäre zu auffällig gewesen. Die Puppe von Lavender konnte allein stehen, war aber sehr wackelig auf den Beinen. Parvatis Puppe schaffte ein paar Schritte, bevor sie immer wieder hinfiel. Und Rons Puppe schien eine Lähmung in den Beinen zu haben und konnte sich nur krabbelnd fortbewegen.
Insgesamt war Flitwick einigermaßen zufrieden und ließ die Puppen in eine Kiste in der Ecke des Raumes schweben.
„So schlecht, wie Flitwick sagt, bin ich gar nicht, oder ?“, fragte Harry Ron. Er dachte immer noch an das, was Flitwick zu Beginn gesagt hatte.
„Quatsch.“, antwortete Ron und warf sich seinen Rucksack über die Schulter. „Du bist der Beste in Zauberei. Jedenfalls jetzt.“ Harry nickte. Vorher war Hermione immer die Beste gewesen. Bevor er den Raum verließ, warf er noch einen abschätzenden Blick auf Flitwick.

Am Nachmittag in Defense Against the Dark Arts versuchte Lupin, den Schülern die Verwendung von Schutzkreisen beizubringen. Es gab Schutzkreise gegen alle möglichen Dinge: Böse Geister, Flüche, Feuer und – was Harry besonders interessant fand – gegen Legilimentik.
Nachdem Lupin des Wesentliche erklärt hatte, streckte er seinen Zauberstab in die Luft, sprach „Circulus Protegis“ und um ihn herum leuchtete für einen kurzen Moment ein Lichtkreis auf dem Boden auf. Durch das Licht fielen Harry erst zahlreiche Flicken auf, mit denen Lupins grauer Anzug ausgebessert war. Schon nach ein paar Sekunden war der Lichtkreis nicht mehr zu sehen.
„Das ist einer der einfachsten Schutzkreise. Solange ich ihn nicht verlasse, kann er die meisten Flüche abhalten.“, erklärte Lupin. „Bitte, versuchen Sie mich zu verfluchen. Vielleicht Sie, Miss Patil.“
Parvati sah erschrocken aus. Nur zögerlich richtete sie ihren Zauberstab auf Lupin.
„Sind Sie sicher ?“, fragte sie nach. „Nur zu.“, bestätigte Lupin und nickte zuversichtlich.
Parvati schluckte. „Also gut. Na, dann. Was für einen Fluch nehme ich denn.“, überlegte sie laut. „Petrificus Totalus“. Ein wenig wunderte es Harry, dass Parvati so einen starken Fluch gewählt hatte.
Der Fluch zischte aus ihrem Zauberstab auf Lupin zu und verpuffte an etwas Unsichtbarem vor seinem Gesicht, genau in der Entfernung, in der der Lichtkreis geleuchtet hatte.
Lupin nickte zufrieden und machte einen Schwenk mit seinem Zauberstab.
„Mr. Weasly, möchte Sie es auch einmal versuchen.“, forderte er dann Ron auf. Ron nickte, räusperte sich und schob seine Ärmel hoch.
„Levicorpus.“, sagte Ron. Der Fluch zischte auf Lupin zu, prallte dieses mal aber von etwas ab und kam auf Ron zurück. Keine Sekunde später hing Ron kopfüber unter der Decke, ruderte wild mit den Armen und fluchte laut. Die Schüler lachten mindestens genauso laut, allen voran Lavender, die sich überhaupt nicht wieder beruhigen konnte. Zu Rons Glück trug er heute die Schuluniform und keine Robe. Lupin grinste einen Moment lang und ließ Ron da wieder zu Boden schweben. Schnell setzte Ron sich wieder auf seinen Stuhl und hatte einen hochroten Kopf dabei.
„Eigentlich sollte ich Ihnen Punkte für diese Schimpfworte abziehen. Aber zugegebenermaßen bin ich nicht ganz unschuldig daran.“, scherzte Lupin. „Sie sehen also, Schutzkreise sind vielfältig einsetzbar. Wir werden uns die nächsten Wochen damit beschäftigen.“
Es zeigte sich schnell, dass es nicht einfach war, die Schutzkreise zu erschaffen. Bis zum Ende der Stunde war es keinem Schüler gelungen, einen Schutzkreis zu erschaffen. Seamus war der einzige, der einen Lichtkreis hervor gebracht hatte, der allerdings nicht einmal groß genug gewesen war, um einen Fuß hineinzustellen.
„Lassen Sie sich nicht entmutigen. Das ist sehr komplizierte weiße Magie. Viele namenhafte Zauberer haben Jahre gebraucht, um sie zu perfektionieren.“, sagte Lupin zum Schluss, als die ersten Schüler den Raum schon verließen.
„Super, und wir haben nur noch ein paar Monate bis zu den NEWTs und müssen die dann können.“, beschwerte Ron sich im Flüsterton bei Harry. Harry brummte in Zustimmung. Ron verließ mit den anderen das Klassenzimmer. Harry blieb allein mit Lupin zurück, der ein paar Pergamente auf seinem Schreibtisch sortierte.
„Professor Lupin, ich habe noch eine Frage.“, begann Harry. Er stand neben seinem Tisch und sah, dass die Tür noch offen stand. Harry richtete beiläufig seinen Zauberstab auf die Tür. „Accio Türklinke.“, sagte er und zog die Tür so zu.
Lupin sah ihn neugierig an. „Ja, bitte ? Sprechen Sie.“
„Es geht um die Sache des Ordens.“, erklärte Harry. Lupin ließ nun seine Pergamente los und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. Seine Fingernägel waren lang und schmutzig.
„Mein Kampf gegen Voldemort steckt gewissermaßen in einer Sackgasse. Ich muss dringend ein paar Dinge herausfinden und wissen, die sehr wichtig sind. Und dazu wollte ich fragen, ob Sie mir eine Erlaubnis für den verbotenen Bereich der Bibliothek geben können.“
Zu Harry Enttäuschung deutete Lupin ein Kopfschütteln an und betrachtete jetzt wieder ein Pergament auf seinem Tisch.
„Wenn jemand so eine Erlaubnis verdient hat, dann Sie.“, sagte Lupin. „Aber so Leid es mir tut, Professor McGonagall hat gleich zu Beginn des Schuljahres alle bestehenden Zutrittsberechtigungen aufgehoben und eine Regel aufgestellt, dass solche Berechtigungen nur vom Headmaster ausgestellt werden dürfen.“ Lupin zuckte mit den Schultern.
„Verstehe, danke.“, sagte Harry enttäuscht und verließ dann auch den Raum. Er sah nun keine Möglichkeit mehr, in den verbotenen Bereich zu kommen. Er fühlte sich, als hätte er eine kleine Schlacht gegen Voldemort verloren.
Aber der Krieg ist noch nicht vorbei., erinnerte er sich selbst.

Beim Abendessen setzte sich Ginny neben Harry und Ron. „Hallo, ihr zwei.“, grüßte sie. „Phu, endlich ist der Unterricht vorbei. Noch fünf Minuten Mugglekunde und ich wäre selbst zum Muggle geworden.“, scherzte sie. „Selbst Schuld, warum wählst du das Fach auch.“, entgegnete Ron, der auf Harrys anderer Seite saß.
„Keine Ahnung.“, antwortete Ginny und sah dann Harry an, der zwischen den beiden Geschwistern saß. „Ich habe Professor Burbage gefragt wegen der Erlaubnis. Sie kann mir leider keine geben, weil McGonagall die Vorschriften geändert hat.“, erzählte Ginny weiter. Sie suchte dabei den Tisch ab und half sich dann zu einer Schüssel Salat.
Harry hatte sein Brot schon auf dem Teller liegen und zu essen angefangen. Dass Ginny etwas später gekommen war, führte er auf eine lange Diskussion zwischen Ginny und ihrer Mugglekunde-Lehrerin zurück.
„Ich weiß. Lupin hat mir das gleiche erzählt.“, teilte Harry mit.
„Mist.“, fluchte Ginny und stieß ihre Gabel in die Salatschüssel. So zerknirscht wie sie aussah, fühlte auch Harry sich.

Den Abend verbrachten Harry, Ron und Ginny im Gemeinschaftsraum. Harry wollte, wenn es ging, vermeiden, dass er weitere Hausaufgaben vergaß. Natürlich waren Hausaufgaben zweitrangig im Vergleich zu Voldemort, aber solange Harry sich damit ablenken konnte, musste er sich nicht vor Augen führen, dass er schon wieder keine Idee hatte, wie es weitergehen sollte.
In den späteren Stunden des Abends lag Harry auf dem Sofa und las in einem Buch über magische Geschichte. Ginny lag am anderen Ende des Sofas und las ebenfalls, ein Buch über Trankkunde. Ron hatte sich an den Tisch zu Dean und Seamus gesellt und eine Revanche für das letzte verlorene Schachspiel gefordert. Harrys Buch war sehr viel spannender als Binns` Unterricht, dazu brauchte es allerdings auch nicht viel. Er genoss die Ruhe und dass seine und Ginnys Beine in der Mitte des Sofas aneinander lehnten. Doch irgendwann wurden seine Augen immer schwerer und er klappte das Buch zu. Hätte ihn jemand gefragt, was auf den letzten fünf Seiten gestanden hätte, er hätte es nicht wiedergeben können. Harry gähnte.
„Ich gehe mal ins Bett.“, verkündete er leise. „Wie, schon ?“, fragte Ginny überrascht und sah von ihrem Buch hoch. Dann fing sie an zu grinsen. „Achja, du hast ja die Nacht im See verbracht.“ Ron hatte es sich nicht nehmen lassen, seiner Schwester alles zu erzählen, was Harry ihm anvertraut hatte. Harry schmunzelte. „Ja, genau. Also gute Nacht.“
„Wollen wir sonst vielleicht noch rausgehen und einen Abendspaziergang machen ?“, fragte Ginny. Sie sah Harry aus ihren großen grünen Augen an und für einen Moment zog es Harry in Betracht. „Ich brauche Schlaf.“, entschied er, stand vom Sofa auf und ging die Treppe zu seinem Schlafraum hinauf. Sehr gerne wäre er noch mit Ginny spazieren gegangen. Am liebsten die ganze Nacht. Aber eine zu enge Verbindung bedeutete Gefahr für Ginny. Das wiederum konnte Harry nicht zulassen. Er war der einzige im Schlafraum, da seine drei Mitbewohner sich noch im Common Room aufhielten. Schnell machte er sich bettfertig und schlief auch sehr schnell ein.

Harry hatte einen Traum. Zuerst war er sich nicht sicher, ob es ein Traum war, doch dann entschied er, dass es so sein musste, auch wenn er sich wach fühlte und keinen Unterschied zu seiner Wahrnehmung im Wachzustand feststellen konnte. Harry trug einen schwarzen Seidenumhang, der am Rand mit einem breiten roten Streifen verziert war. Seine Hose war ebenfalls aus schwarzer Seide und er trug ein weißes Hemd. Harry befand sich in einem Raum, der vollkommen schwarz war. Harry konnte keine Wände sehen, keinen Boden und keine Decke, sodass er unmöglich sagen konnte, wie groß der Raum war. Tatsächlich war er sich nicht einmal sicher, wo oben und unten war. In dem Raum gab es nichts außer ihm selbst – und Voldemort. Voldemort saß auf einem Thron unweit von Harry. Sein hagerer Körper war von einer grauen Kutte bedeckt. Das glatte rote Haar fiel Voldemort über die Schultern bis zum Bauch. Seine knochigen Hände mit den langen Fingern ruhten auf den Armlehnen des Throns, der, wie Harry bei genauem Hinsehen erkannte, aus hunderten von Knochen bestand. Voldemorts Augen zeigten ein giftiges grün mit länglichen Pupillen, wie bei Echsen.
„Harry Potter.“, sagte Voldemort mit kratziger Stimme und voller Abscheu. „Deinen Geist kannst du vielleicht verschließen. Aber deine Träume nicht. Deine Zeit läuft ab. Ich werde dich und alle deine lächerlichen Verbündeten vernichten.“
Harry suchte nach seinen Waffen, aber weder sein eigener Zauberstab noch der Elder Wand waren da. Und – er erinnerte sich – dies war ja auch nur ein Traum. Hier konnte er Voldemort nicht besiegen.
„Nein. Du kannst nicht gewinnen.“, antwortete Harry entschlossen. Voldemorts Kutte hing so schlaff an ihm, dass er kaum mehr als Haut und Knochen darunter sein konnte. Der böse Zauberer lachte kalt. „Flieh aus diesem Land, Harry Potter, wenn du meinem Zorn entkommen willst. Flieh oder stirb.“

„Blimey, hast du einen Geist gesehen ?“, fragte Ron am nächsten Morgen als er Harry das erst mal ansah. „Du bsit weiß wie dein Bettlaken.“
Harry fühlte sich in der Tat nicht gut und erst recht nicht ausgeschlafen. Er erinnerte sich noch genau an die letzten Worte von Voldemort. War das wirklich nur ein Traum gewesen, oder war es der echte Voldemort, der zu Harry gesprochen hatte ?
„Ich habe nur schlecht geträumt.“, versuchte Harry zu erklären. Er schwang sich aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
„Oh.“, antwortete Ron. „Ja, mir geht es auch so. Ich träume jede Nacht von…“ Ron brach ab, als er sah, dass auch Dean und Seamus sich gerade fertig machten. Er deutete auf ein Bild auf seinem Nachttisch, dass Hermiones Gesicht zeigte. Harry nickte.
Nachdem Harry sich eine handvoll Wasser ins Gesicht geworfen hatte und auf dem Weg zum Frühstück war, fühlte er sich schon besser. Er erzählte Ron aber lieber nichts von dem Traum. Harry durfte sich jetzt nicht noch von Alpträumen beunruhigen lassen. Wahrscheinlich war es einfach nur ein Traum gewesen. Jedenfalls würde Harry sich jetzt noch mehr darauf konzentrieren, seinen Geist verschlossen zu halten.
Die beiden kamen in der Großen Halle an, wo das Frühstück schon auf den Tischen stand. Am Tisch der Gryffindors saß Ginny schon mit einem ausgebreiteten Daily Prophet.
„Jemand tot, den wir kennen ?“, fragte Ron, während er sich neben sie setzte. Inzwischen fand Harry den Spruch nicht mehr witzig, aber aus alter Angewohnheit hielt Ron wohl daran fest. Ginny sah ihren Bruder und dann Harry an. „Ja.“


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
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