Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Love, oh love.. - Sonnennachmittag

von Vampirella

Sonnennachmittag




Hermine wurde heiß und kalt, als Ginny auf sie zukam, denn diese war bis auf die Haut entblößt. Hermine wusste es, aber Ginnys Körper war von einem weißen Nebel umgeben, der alles verbarg und nichts außer ihrem wunderschönen Gesicht freiließ. Sie sah Ginnys schöne Augen, ihre samtweiche Haut, die ganz leicht erröteten Wangen, die feine, gerade Nase und die vollen, sinnlichen geschwungenen Lippen.

Ginny öffnete den Mund und Hermine schien ein leiser Windhauch entgegenzuschweben, aus dem Ginnys Stimme entsprang: " Verstecke dich nicht vor dir selbst."

Und plötzlich schien sich Ginny in Ron zu verwandeln, der ein grausames Lächeln auf dem Gesicht trug und mit einer donnernden, lauten Stimme rief: " Ich kenne dich Hermine. Ich durchschaue dich!"

Mit einem lauten Schrei wachte Hermine aus ihrem Traum auf. Sie fand sich schweißgebadet in ihrem Bett wieder, zitternd und die Bettdecke fest um die Taille gewickelt wie eine Zwangsjacke. Sie brauchte einige Sekunden, bis ihr klarwurde, dass sie gerade geträumt hatte und dass nichts von dem geschehen war.

Leise stöhnend wälzte sich Lavender in ihrem Bett herum und blinzelte. Dann öffnete sie ihre Augen und murmelte: " Verdammt, was ist denn los?"

" Tut mir Leid, ich...", begann Hermine, doch da begann Parvati von der anderen Seite des Raumes zu nörgeln: " Haltet doch mal die Klappe, andere Leute wollen vielleicht noch ein bisschen schlafen!"

" Hermine hat geschrien, nicht ich", verteidigte sich Lavender empört und warf Hermine einen verärgerten Blick zu.

" Ich hatte einen Albtraum, tut mir wirklich leid", entschuldigte sich Hermine schnell.

" Ja ja", erwiderte Lavender. " Ist ja schon gut. Du musst ja nicht gleich das ganze Haus aufwecken." Sie drehte sich wieder um und einige Sekunden später hörte man sie wieder gleichmäßig atmen.

Hermine ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen und versuchte, den seltsamen Traum aus ihren Gedanken zu vertreiben. Doch sie hatte immer noch Ginnys Gesicht vor Augen, wie es sie ansah, als wüsste es viel mehr als Hermine es tat. Als wäre es allwissend und würde in sie hineinschauen, in ihr tiefstes Selbst, das sie vor allen anderen versteckte. Ginnys Augen hatten ihren Charakter entdeckt, wie er war, völlig rein und ungeschminkt. Und Hermine wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Traum echt gewesen war. Obwohl das natürlich unmöglich war.

Da sie in einer Stunde aufstehen musste, war es nicht nötig zu versuchen, noch einmal einzuschlafen. Aber sie hatte auch noch keine Lust, aufzustehen. Also blieb sie noch im Bett liegen und ließ ihre Gedanken treiben, die immer wieder unweigerlich zu einer Person zurückkehrten. Als sie fast schon wahnsinnig wurde, beschloss sie, sich nun doch aus dem Bett zu quälen.

An diesem Morgen brauchte sie viel länger als sonst. Ihre Haare, die sie sonst einfach nur bürstete und locker über ihre Schultern fallen ließ, gefielen ihr überhaupt nicht. Die schokoladenbraunen Wellen hingen einfach nur platt und langweilig herunter, sodass Hermine vom Ansehen schon schlecht wurde. Kurzerhand nahm sie ihren Zauberstab, stellte sich vor den Spiegel und strich sich ihre Haare glatt. Sie reichten ihr mittlerweile ungefähr bis zur Mitte des Rückens und glänzten, da sie sie am Abend zuvor gewaschen hatte. Dennoch fand Hermine sie langweilig. Und deswegen hob sie ihren Zauberstab, sprach einen Zauber und sah zu, wie ihre Locken, von einer unsichtbaren Schere geschnitten, langsam zu Boden rieselten. Sie hielt den Zauber so lange aufrecht, bis ihre Haare noch etwas mehr als Schulterlänge besaßen, dann brach sie ihn ab und betrachtete sich stolz.

Da ihre Haare nun viel kürzer waren als vorher, wirkten sie nicht mehr so platt und ausgehangen, sondern wieder voll, kräftig und gesund. Ihre Locken umspielten ihr Gesicht und ließen die Konturen ihrer Silhouette in dem dämmrigen Morgenlicht wieder weicher erscheinen. Zufrieden rückte sie sich ihre Frisur zurecht und kleidete sich dann mit Sorgfalt an. Zuerst die schwarze Strumpfhose, dann den knielangen Rock, dann die weiße Bluse und den schwarzen Pullunder und schließlich die Gryffindor-Krawatte. Zu guter Letzt hüllte sie sich in ihren Umhang.

Während sie in den Gemeinschaftsraum hinunterging, fühlte sie sich einigermaßen bereit für den Tag. Der Traum hing ihr zwar immer noch nach, aber er war mittlerweile etwas aus ihren Gedanken verblasst. Allerdings hielt das nicht lange an, denn kaum war sie in den Gemeinschaftsraum getreten, sprang sie regelrecht jemand von hinten an.

" Morgen, Hermine!", rief eine fröhliche, melodische Stimme, die nur einer Person gehören konnte.

Hermine drehte sich überrascht und überrumpelt um und erblickte Ginny, die sie mit einem strahlenden, alles erhellenden Lächeln ansah und weitersprach, bevor Hermine etwas sagen konnte: " Weißt du, was in einer Woche ist?"

Hermine musste wirklich überlegen- und ihr fiel nichts ein, was in sieben Tagen geschehen sollte. " Ähm... nein, wieso?"

Ginny verdrehte scherzhaft die Augen. " Gott, Hermine, wie kann man bloß seinen eigenen Geburtstags vergessen? Du hast es echt vergessen, dass du in einer Woche sechzehn wirst?"

" Naja, das kann man ja wohl mal vergessen", erwiderte Hermine achselzuckend. " Besser als den Geburtstag von jemand anderem zu vergessen."

" Meinen wirst du nicht vergessen, sonst gibt's Ärger!", drohte Ginny gespielt böse.

" Nein, das werde ich ganz bestimmt nicht", versprach Hermine und wusste in demselben Moment, dass es stimmte. Im Merken von Geburtstagen war sie wirklich sehr gut, nur ihren eigenen vergaß sie Jahr für Jahr.

" Aber du kriegst natürlich auch ein Geschenk von mir", sagte Ginny auf einmal und ihre Augen blitzten schelmisch.

" Ach ja, und was?", fragte Hermine ebenso neckend. Ihr gefiel es, wenn Ginny einfach so locker daherredete, und einfach sagte, was ihr durch den Kopf ging. Hermine beneidete sie dafür, denn sie selbst wäre niemals dazu fähig, einfach zu sagen, was sie gerade dachte- dazu war sie viel zu gehemmt.

Ginny schüttelte den Kopf. " Das sage ich dir doch nicht- sonst wäre es doch keine Überraschung mehr!"

" Da hast du wohl Recht", grinste Hermine. " Dann muss ich wohl bis nächste Woche warten."

" Ja, das musst du wohl. Hey, aber warte mal, was hast du mit deinen Haaren gemacht?", wollte Ginny erstaunt wissen.

" Ich hab sie ein wenig... abgeschnitten." Hermine wurde etwas rot, denn plötzlich kam ihr der Entschluss, sich selber die Haare zu schneiden, irgendwie kindisch und stümperhaft vor.

Ginny nahm eine der Locken zwischen ihre Finger und ließ sie dann wieder auf Hermines Schulter fallen. Hermine sah Ginny unentwegt an, während sie das tat, doch diese bemerkte nicht, wie nervös Hermine auf einmal war. " Wow, das wirklich toll aus. Echt. Hast du das einfach so gemacht?" Ginny schien es wirklich ernst zu meinen.

" Ich, äh, hatte plötzlich irgendwie den Wunsch, dass sie ab müssen", sagte Hermine.

" Also, wirklich, das sieht klasse aus." Ginnys Blick ruhte bewundert auf ihren Haaren. " So, ich hab langsam Hunger. Gehen wir zusammen zum Frühstück?"

" Ähm, ja klar", entgegnete Hermine, fast schon überrascht über den Enthusiasmus der rothaarigen Gryffindor.

Als sie gerade aus dem Gemeinschaftsraum gingen, warf Hermine noch einmal einen Blick zurück und genau in diesem Moment erfasste ihre Aufmerksamkeit Ron, der ihr mit zusammengekniffenen Augen nachschaute. Ihm schien es gar nicht zu gefallen, dass sie sich so gut mit Ginny verstand, aber das war ihr relativ egal. Sollte er doch davon halten, was er wollte.

Den ganzen Weg bis zur Großen Halle hielt Ginny die Unterhaltung im Gang. Es war Wahnsinn, wieviel sie reden konnte und was ihr alles einfiel. Sie quatschte über die verschiedensten Mädchen und deren Fashion-Pannen, über Dinge, die bei ihr im Unterricht passiert waren und sogar über Harry und Ron, jedoch bloß in harmloser Weise. Hermine konnte meistens überhaupt nicht mehr als ein paar Worte sagen, da redete Ginny auch schon weiter. Aber das fand sie nicht schlimm- Ginny tat eben das, was sie immer machte: einfach das sagen, was sie dachte.

Hermine fühlte sich in ihrer Nähe einfach wohl. Ihr tat es gut zu wissen, dass da jemand war, dem sie vertrauen und dem sie alles erzählen konnte. Sie fühlte sich gebraucht und verstanden in gewisser Weise. Und daran konnte auch der Abend, den sie gemeinsam im Vertrauensschülerbad verbracht hatten, nichts ändern. Für nichts auf der ganzen Welt wollte sie Ginnys Freundschaft wieder verlieren.
Ginnys Redefluss wurde nur dadurch unterbrochen, dass sie sich an den Tisch setzten und anfingen zu essen. Doch Hermine merkte, dass man mit Ginny auch ganz gut schweigen konnte.

Nach einer Weile jedoch begann Ginny wieder zu reden und fragte: " Wollen wir heute Nachmittag an den See gehen? Es soll richtig schön werden heute. Wir könnten ja unsere Hausaufgaben mitnehmen, falls du noch welche hast."

Hermine hoffte zwar eher, dass sie reden würden anstatt Hausaufgaben zu machen, aber sie stimmte natürlich trotzdem zu. Plötzlich erschien ihr ein Nachmittag mit ihrer bester Freundin am See viel schöner als öder, staubiger Nachmittag in der Bibliothek.

" Super. Dann können wir uns ja so um drei unten treffen, oder? "

" Ja, natürlich", antwortete Hermine und lächelte. Und schon hatte sie eine Aussicht auf einen schönen Nachmittag. Irgendwie war das Leben mit Ginny einfach, locker und entspannt. Denn sie nahm das Leben einfach nicht so ernst wie Hermine, oder dachte so viel wie nach wie Hermine.
Hermine machte sich immer viel zu viele Gedanken über das, was passieren könnte, wenn sie nun dieses oder jenes tat, oder was andere von ihr denken würden, wenn sie das oder dies machte.

" Oder hast du noch irgendwelche Aufsätze, die dringend geschrieben werden müssen?", neckte Ginny.

Hermine ignorierte die scherzhafte Anspielung und flachste zurück: " Nein, die sind längst erledigt. Und außerdem würde ich die bei einer Aussicht auf einen Nachmittag mit dir lieber liegenlassen."

Ginny lachte zuerst, dann jedoch sah sie Hermine mit einem etwas merkwürdigen Gesichtsausdruck an, der aber nur zwei Sekunden auf ihrem Gesicht verweilte. Hermine schaute ein wenig verwirrt zurück, dann räusperte sie sich leicht und konzentrierte sich wieder auf ihr Frühstück.

Für die restliche Zeit des Essens verfielen sie in Schweigen, aber wie Hermine vorhin schon gemerkt hatte, war es keine unangenehme Stille. Als sie fertig waren, standen sie gemeinsam auf und gingen zusammen in die Eingangshalle, wo sie sich verabschieden mussten, da sie nun beide getrennt Unterricht hatten.

" So. Bis heute Nachmittag. Und ich sag' dir eins: wehe, du quetscht irgendwen über das Geburtstagsgeschenk aus, dass ich für dich habe!", drohte Ginny gespielt.

Hermine wehrte ab und sagte: " Niemals. Das mach' ich ganz bestimmt nicht. Ich möchte ja eigentlich auch nichts..."

" Quatsch. Du kriegst ein Geschenk und damit basta", widersprach Ginny. " Hör auf, dich gegen deinen Geburtstag zu sträuben."

Dann umarmte Ginny sie, und Hermine wurde ganz warm in der Brust. Als Ginny schließlich davonging, waren Hermines Wangen erhitzt und sie wusste nicht, woher die plötzliche Euphorie kam, die sie empfand- dann aber merkte sie, dass es wohl von Ginnys Gegenwart gekommen war.

Nun konnte sie sich überhaupt nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Sie musste sich immer wieder zusammenreißen, um mit ihren Gedanken nicht abzuschweifen und dem Unterricht zu folgen. Doch einmal passierte es trotzdem, dass McGonagall sie aufrief und sie die Antwort nicht wusste, weil sie nicht einmal die Frage mitbekommen hatte. Sie bekam eine Verwarnung, entschuldigte sich, versuchte ab diesem Augenblick besser aufzupassen und schaffte das sogar bis zum Ende der Stunde- doch ihr war der hämische Blick, den ihr Ron nach ihrem Ausrutscher zugeworfen hatte, nicht entgangen.

Es schien fast so, als würden sie sich nur noch über wütenden Blickkontakt verständigen. Insgeheim war Hermine froh darüber, dass Ron sie nicht mehr angesprochen und es endlich kapiert hatte, andererseits fand sie es auch traurig, dass so enden musste. Es wäre ihr lieber gewesen, dass sie beide als Freunde auseinander gegangen wären- aber das war ja jetzt anscheinend nicht mehr möglich. Es machte sie auch zornig, dass Harry sich so offensichtlich auf Rons Seite stellte und dass er nicht mal versucht hatte, in der ganzen Sache neutral zu bleiben. Schließlich war auch Hermine mit ihm befreundet gewesen und deswegen fand sie es unfair, dass er sich nun so verhielt und sich von ihr abwandte, so wie Ron es tat.

Nachdem es geklingelt hatte, packte Hermine ihre Sachen zusammen. Dabei stieß sie jedoch ihre Stifte und Pergamente ausversehen vom Tisch und sie musste alles wieder aufsammeln. Deswegen war der Klassenraum auch schon fast leer, als sie sich wieder aufrichtete und ihre Tasche zuschnappen ließ- nur noch Ron und Harry standen an der Tür und redeten gedämpft über etwas. Hermine wollte sich an ihnen vorbeidrängen, doch Ron packte sie am Arm und hielt sie hartnäckig fest.

" Na, warum warst du denn vorhin so in Gedanken versunken? Hast du schon an deinen nächsten Freund gedacht?", spottete er.

Hermine schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an und schwieg, denn sie hatte keine Lust, sich mit ihm anzulegen. Aber Ron schien noch nicht fertig zu sein.

" Mir ist ja eigentlich egal, was du machst. Aber ich sage dir eins: halte dich von Ginny fern und zieh' sie nicht in deine egoistische Schiene mit rein, klar?"

" Was?", zischte Hermine. " Sag' mal, spinnst du? Ich bin befreundet, mit wem ich will. Und außerdem kann auch Ginny entscheiden, mit wem sie befreundet sein möchte!"

" Oh je, wann bist du bloß so zickig geworden, Hermine?", höhnte Harry laut.

" Ach, halt doch die Klappe, Harry!", schoss Hermine zurück. " Dich brauche ich gar nicht zu fragen, wann du so hochmütig geworden bist- du warst es schon immer." Und damit drängte sie sich an den beiden vorbei und verließ wutentbrannt den Raum.

Was fiel den beiden überhaupt ein, sie zu beschuldigen und bloßzustellen? Die waren doch völlig verrückt geworden.
Ihre Wut darüber hielt noch den ganzen Vormittag an, und selbst als sie zum See hinunterging, um sich mit Ginny zu treffen, war sie noch verärgert. Ron übertrieb mal wieder- und zwar diesmal maßlos. Er erdreistete sich einfach, darüber zu bestimmen, mit wem sie, Hermine, oder Ginny befreundet sein sollte! Er mischte sich einfach in Sachen ein, die ihn nichts angingen- nämlich ihre Freundschaft. Und das tat er nur, weil er sauer und enttäuscht darüber, dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte.

Hermines Gedanken wirbelten ungeordnet durcheinander und sie konnte sich kaum konzentrieren, als sie über den sonnenbeschienenen Rasen zum See ging. Doch als sie den kleinen Hügel überquert hatte, hinter dem das Seeufer lag, waren ihre Gedanken plötzlich nur noch auf einen Punkt fokussiert: einen glänzenden, roten Haarschopf, der ihr entgegenleuchtete und dessen Besitzerin am Seeufer saß und auf diesen hinausstarrte.

Ungewollt beschleunigten sich Hermines Schritte. Obwohl sie noch nicht in Ginnys Nähe war, spürte sie bereits, wie sich der angespannte Knoten in ihrem Magen löste und wie sich ihre Gedanken wieder beruhigten. Allein Ginnys Anblick schien ihr wieder Auftrieb und Kraft zu geben, und das überraschte und beschwichtigte sie gleichzeitig.

Als Hermine noch wenige Meter entfernt war, Ginny sie aber noch nicht bemerkt hatte, da sie ihr ja den Rüclen zuwandte, blieb Hermine kurz stehen und betrachtete sie. In ihrem Herzen regte sich etwas, dass sie sich nicht erklären konnte. Eine unbeschreibliche, wohlige Wärme stieg in ihr auf und erhitzte ihren gesamten Körper bis in die Fuß- und Fingerspitzen. War das die Freundschaft, die sie für Ginny empfand? War das die tiefe, guttuende Verbundenheit die sie spürte?

Hermine musste sich zusammenreißen, um nicht vor Hitze zu platzen. Sie legte die letzten Meter zu Ginny mit schnellen, entschlossenen Schritten zurück und versuchte, sich dabei abzukühlen.

Um Ginny nicht zu erschrecken, sagte sie leise: " Hey."

Ginny fuhr herum und ein Ausdruck von Freude lag auf ihrem Gesicht. " Hey, Hermine." Sie runzelte die Stirn, dann fuhr sie fort: " Was ist mit dir los? Du siehst wütend aus."

Hermine setzte sich neben sie, gerade so nah, dass sie sich fast berührten, aber immer noch einige Zentimeter zwischen ihnen waren. " Ach, nichts."

Ginny stieß sie sanft mit der Schulter an. " Komm, du hast doch was."

" Naja, Harry und Ron sind einfach nur Idioten!", platzte Hermine heraus. " Sie haben mich eben nach Verwandlung festgehalten und verlangt, dass ich nicht mit dir befreundet sein soll. Das hat mich eben so wütend gemacht... es kommt mir vor, als wären die zwei überhaupt nicht mehr sie selbst- Harry und Ron, meine besten Freunde. Meine ehemals besten Freunde", verbesserte sie sich.

" Die sind doch einfach bekloppt", sagte Ginny und überraschte Hermine damit. Ginny hatte von Harry noch nie in einer solchen Weise gesprochen- so abwertend. " Du bestimmst selbst, mit wem du befreundet sein möchtest, und ich tue das auch. Du weißt doch, dass ich mich wegen sowas nie von dir abwenden würde, oder?"

" Na klar weiß ich das. Aber mich nervt es, wenn Leute irgendwo dazwischenfunken, wo sie nichts zu suchen haben", sagte Hermine.

" Ja, so langsam drehen Ron und Harry durch", stimmte Ginny zu. " Aber was soll's. Mach' dir da nichts draus."

" Wieviel sich in ein paar Wochen verändern kann, ist schon beeindruckend, oder?", murmelte Hermine. " Vor ein paar Wochen waren wir noch nicht befreundet und ich war mit Ron zusammen. Und jetzt ist alles anders gekommen."

" Vieles kommt anders, als man denkt", sagte Ginny geheimnisvoll.

Hermine gab ihr in Gedanken Recht. Es war doch wirklich so- nichts im Leben war vorhersehbar, und es konnte immer noch anders kommen, als man es angenommen hatte. Das machte ja auch alles so unberechenbar. Sie fragte sich, wie es in drei oder vier Wochen aussehen würde. Völlig anders als jetzt oder würde alles noch beim Alten sein?

Ginny unterbrach ihre Gedanken. " Naja, egal. Lass' uns doch mal über was anderes reden- ständig quatschen wir nur über Ron und Harry und deren Gemeinheiten. Eigentlich brauchst du dich mit den beiden gar nicht mehr beschäftigen... und du bist jetzt wieder frei für irgendwen anderes."

" Was soll das denn heißen?", lachte Hermine, aber sie hörte wieder auf, als sie sah, dass Ginny nicht lachte. " Ich meine, was willst du damit sagen?"

" Du könntest dich nach anderen Jungs umsehen."

" Das ist nicht dein Ernst, oder?" Hermine sah Ginny von der Seite an. " Ehrlich gesagt, nach dieser gescheiterten Beziehung habe ich erstmal keine Lust auf noch so eine Odyssee. Außer, der Junge würde mich wirklich umhauen und wäre nicht so vom Charakter her, wie Ron es ist..."

" Und da gibt's echt keinen, der dich interessiert?", hakte Ginny neugierig nach und studierte dabei genau Hermines Gesicht.

Hermine wusste die Antwort sofort. " Nö."

" Aber es gibt doch so viele süße Typen", entgegnete Ginny hartnäckig.

" Es interessiert mich aber keiner auf diese Weise, weißt du? Warum willst du das überhaupt so genau wissen?"

Ginny lächelte sie an. " Es interessiert mich halt, was bei meiner besten Freundin so abgeht."

" Hast du denn wen im Auge?", fragte Hermine- dafür biss sie sich zugleich auf die Zunge und verfluchte sich dafür, mal wieder das heikle Thema Harry angeschnitten zu haben.

" Nein", antwortete Ginny freimütig, " -außer dem fiesen, egoistischen Arschloch namens Harry gibt es eigentlich niemanden, der mich auf diese Weise interessiert." Sie imitierte unbewusst Hermines Ausdrucksweise, klang dabei aber nicht besonders verbittert, sondern anders, als Hermine erwartet hatte. Sie klang lockerer als sonst, aber das konnte sie sich natürlich auch einbilden.

" Tut mir Leid", murmelte Hermine. " Wirklich. Ich fange ständig davon an."

" Macht nichts", sagte Ginny.

" Doch, es macht wohl was", widersprach Hermine. " Ich bin bescheuert und fange immer wieder davon an, obwohl ich weiß, dass du nicht darüber sprechen willst. Ich bin absolut nicht feinfühlig so wie eine beste Freundin sein sollte."

" Hermine." Ginny drehte sich komplett zu ihr herum und legte ihr die Hände auf die Schultern, wobei Hermine ein ungewollter Schauer über den Rücken lief. " Es ist schon okay. So etwas passiert jedem mal. Und außerdem nehme ich es dir nicht übel, wie eben schon gesagt. Es macht nichts, okay?"

Ginny ist ein Wunder.

Genau dieser Gedanke schoss Hermine durch den Kopf. Egal, was sie tat, Ginny schien es ihr niemals übel zu nehmen.

" Ich... danke.", sagte Hermine schließlich, weil ihr die Worte fehlten. Ginny hatte ihre zarten Hände immer noch auf ihren Schultern und machte keine Anstalten, sich wieder zu lösen. In diesem Augenblick sah sie wunderschön aus, wurde Hermine klar. Die eine Seite von Ginnys Gesicht wurde leicht von der Sonne beschienen, und ihr Haar reflektierte die hellen Sonnenstrahlen, die darauf fielen, und die andere Seite lag komplett im Schatten und war fast schon geheimnisvoll verborgen. Hermine konnte Ginnys Gesichtszüge natürlich trotzdem erkennen, da sie sich ja gerade sehr nah waren.

" Kein Problem." Ginnys unbeschreiblicher süßer Atem schlug ihr entgegen und raubte Hermine fast die Luft. Sie blinzelte, spürte, wie sie sich verschluckte und beugte sich plötzlich ruckartig zur Seite, um zu husten. Ginny klopfte ihr auf den Rücken und sagte: " Hast du dich verschluckt?"

Hermine nickte, weil sie immer noch am Husten war. Sie ärgerte sich darüber, dass sie den Moment zerstört hatte, fragte sich aber auch gleichzeitig, warum sie sich überhaupt ärgerte- es war irgendwie lächerlich. Warum genoss sie es überhaupt, dass Ginny ihr nahe war? Das war doch Quatsch.

All diese Gedanken, die sie hatte, waren wirklich lächerlich. Doch warum hatte sie diese Gedanken überhaupt? Hatte das Ganze immer noch mit dem zu tun, was an dem Abend im Vertrauensschüler geschehen war?

Hermine wusste es nicht, und sie konnte es sich auch nicht erklären. Aber vielleicht wollte sie es sich auch gar nicht erklären. Vielleicht wollte sie den Grund für die lächerlichen Gedanken überhaupt nicht wissen...


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Die Halle der Prophezeiung ist das erste Set in einem „Harry Potter“-Film, das komplett im Computer generiert wurde.
Stuart Craig, Produktionsdesign