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Fanfiction

Um den Liebsten zu schützen - Jack Cunninghams Geschichte

von Entchen19

Hallo zusammen,

trotz Weihnachten wollte ich unbedingt im Rhythmus bleiben und bin sehr stolz und froh, Euch heute das nächste Kapitel präsentieren zu können.
Nehmt Euch einen Tee, Kaffee oder Kakao, wartet, bis es draußen dunkel ist, macht eine Kerze an und lest dann das Kapitel in dieser schaurig, heimeligen Atmosphäre, dann bekommt ihr die Stimmung, in der ich das Kapitel geschrieben habe und vielleicht gruselt es Euch dann auch etwas :-)
Ich habe das zumindest beim Schreiben, wenn man sich richtig tief darauf einlässt :-)

Ich wünsche Euch allen ruhige, entspannte Weihnachtstage :-)

LG
Entchen

P.S: Genießt das Kapitel, das nächste wird es nicht vor dem zweiten Januar geben ;-)



57.) Jack Cunninghams Geschichte

„Remus, du hattest die ersten Seiten, oder? Fang bitte an“, sagte Harry.
Nachdem alle den Trank geschluckt hatten, war ihre Kraft wiedergekommen, sie waren wach, ihr Gehirn aufnahmebereit und sie brannten jetzt alle darauf, die Geschichte aus dem Tagebuch zu hören, um vielleicht zu erfahren, was auf Hogwarts los war.
Die Entscheidung für den Trank war keinem von ihnen leicht gefallen. Dadurch hatten sie selbst die Zeit begrenzt, die sie noch zur Bewältigung dieses riesigen Problems hatten. Zwei Tage blieben ihnen. Bei dem fortschreitenden Befall ihrer Gruppe und deren Dezimierung waren sie sich aber alle sicher, dass ihnen sowieso nicht mehr Zeit gewährt werden würde.
Also mussten sie sie nutzen, so gut sie konnten. Und jetzt hatten sie alle Hoffnung darauf gesetzt, dass das Tagebuch von Jack Cunningham, Schulleiter auf Hogwarts im Jahr 1540, Aufschluss darüber geben könnte, was damals im Schloss passiert war und jetzt noch einmal geschah.

Remus legte sich seine Seiten der Übersetzung zurecht, blickte alle der Reihe nach an und begann dann mit der Geschichte, die sich in dem Tagebuch vor der Gruppe ausbreitete: „Mein Name ist Jack Alan Jamie Cunningham, geboren am 3. August 1460, am selben Tag, an dem James II seine Liebe zu Kanonen zum Verhängnis wurde und „der Löwe“ ihn bei einer Explosion mit sich in den Tod riss. So wie unser König bei der Belagerung eines Schlosses starb, so wurde ich in eine hinein geboren. Krieg, Tod und Trauer beherrschten die ersten Jahre meines Lebens und so, wie ich dadurch nirgends richtig Zuhause war, entwurzelt durch den Verlust unserer Burg, unseres Heims, fand ich meinen Frieden erst, als ich das erste Mal Hogwarts betreten habe.
Heute, 80 Jahre später, am elften Januar des Jahres 1540, sitze ich in meinem Büro, beobachte, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt, und versuche, den geheimnisvollen Vorgängen im Schloss auf den Grund zu gehen. Wir sind alle in Gefahr. Ich kann es spüren. Aber noch kann ich nicht sagen, wer das Leben aller Bewohner von Hogwarts bedroht.“
Remus blickte auf und nahm sich einen Schluck Wasser.
„Ich hoffe, das Ganze wird noch besser, denn so weit sind wir auch schon“, meinte Severus sarkastisch.
„Es sind doch erst die ersten paar Seiten, hab Geduld“, entgegnete Beth.
„Jack Cunningham. Ich habe den Namen schon gehört, aber ich kann mir kein Bild dazu ins Gedächtnis rufen. Severus? Du warst Schulleiter. Weißt du, wie er aussah, wer er war?“, meinte Hermione nachdenklich.
Severus schüttelte den Kopf. „Ich habe schon darüber nachgedacht, aber nein, ich kann es dir nicht sagen. Es gibt kein Porträt von ihm. Aber jetzt, wo wir wissen, wann diese … Seuche schon einmal aufgetreten ist, fällt mir etwas Bemerkenswertes auf.“
Er brach ab und sah die anderen an, die ungeduldig auf seine Fortsetzung warteten.
„Was denn?“, meinte Ginny schließlich.
„Erst Edward Hastings hat die Tradition begründet, nach seinem Ableben ein Bild von sich in Hogwarts zu hinterlassen. Und das war 1560.“
„20 Jahre danach“, meinte Harry sinnierend. „Es ist zu auffällig, um ein Zufall zu sein, oder?“
„Weißt du, was der Auslöser für diesen Entschluss war?“, hakte Beth nach, aber Severus schüttelte den Kopf. „Ich habe nie nachgefragt und jetzt können wir es nicht mehr.“ Er dachte an die teilnahmslosen Porträts, die überall im Schloss hingen. Aus diesen Schatten würden sie keine Informationen mehr erhalten.
„Es ist zwar spannend, aber sollten wir nicht erst einmal sehen, was Jack noch geschrieben hat?“, warf da Tonks ein und sah Remus auffordernd an.
Nachdem die anderen nickten, fuhr dieser fort: „20. Januar 1540 – Mehr durch Zufall haben sich die ersten Puzzleteile zusammengefügt und es hat sich ein schreckliches Bild ergeben, mit was wir es zu tun haben. James Summer, unser Heiler, kam zu mir und berichtete von mehreren Vorfällen, deren Verlauf zu ähnlich ist, als dass es ein Zufall sein könnte. Einige der Schüler scheinen Probleme mit ihrem Gedächtnis zu haben. Es häufen sich Erinnerungslücken, spontane Vergesslichkeit und Unruhe. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, ist es mir schon vorher aufgefallen. Die Bilder im Schloss. Wieso habe ich es vorher nicht gesehen? Dass eine Maid plötzlich ihren Geburtstag vergisst, ist doch kein normales Verhalten. Wieso war ich zu blind, es zu bemerken?“
„Wir waren es auch“, unterbrach da Beth leise, der plötzlich Dinge einfielen, die sie schon vergessen zu haben glaubte.
„Die Fische“, sagte Hermione plötzlich ohne Zusammenhang.
Jetzt, wo sie mit dem Kopf darauf gestoßen wurden, fiel allen auf Hogwarts Lebenden etwas anderes ein, das er beobachtet hatte.
„Es dauert schon viel länger, als wir dachten“, sagte Severus zähneknirschend.
„Mindestens seit Halloween“, bestätigte Beth und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
„Sir Nick“, bestätigte Harry. „Wir waren auch dabei. Aber wir haben es einfach verdrängt.“
„Lies‘ weiter, Remus“, meinte Ginny da plötzlich. „Ich möchte wissen, wie es weiterging, was Jack unternommen hat.“
Remus blickte auf seine Unterlagen und fuhr fort: „Wir müssen die Ursache finden. Es darf sich nicht weiter ausbreiten. Ich habe eine Lehrerkonferenz anberaumt. Wir müssen überlegen, was zu tun ist, und beraten, einen Plan ausarbeiten. Denn ich habe die Befürchtung, dass wir erst am Anfang stehen.“
Remus blickte auf. „Mehr habe ich nicht.“
„Er hatte Recht mit seiner Vorahnung. Wenn es dieses Mal genauso ist wie damals, dann wurde es noch viel schlimmer“, sagte Tonks.
„Wenn sie die Ursache nicht vorher gefunden haben“, warf Hermione ein.
„Wer ist als nächstes dran?“, fragte Severus ungeduldig.
„Ich“, meldete sich Ginny und begann, vorzulesen.
„15. Februar 1540 – Die Ereignisse scheinen uns zu überrollen und wir sind machtlos dagegen. Immer mehr Schüler werden von ihren besorgten Eltern aus Hogwarts herausgeholt. Das Schloss ist in Aufruhr. Schon seit Tagen sind die Figuren in den Bildern nur mehr Statisten. Sie haben allen Lebenswillen verloren und starren nur noch vor sich hin. Egal, was man auch versucht, man kann keine Reaktion mehr aus ihnen herausholen. Auch bei den Geistern ist es dasselbe. Und trotz aller Bemühungen, sind wir keinen Schritt weiter dabei, die Ursache zu finden. Heute ist ein schwarzer Tag für die Schule. Das Wohl der Schüler geht über alles andere. Ich habe mich entschieden, die Schule für unbestimmte Zeit zu schließen. Nach meiner Ankündigung herrschte Fassungslosigkeit und Unruhe. Das ganze Ausmaß der Gefahr schienen viele erst durch diesen Schritt zu begreifen. Die Eltern kamen in Scharen, um ihre Kinder fortzuholen. Ich bin mir sicher, das Richtige getan zu haben. Ob wir die Schule wohl je wieder werden öffnen können? Alle übrigen Professoren haben sich bereit erklärt, mir zu helfen das Problem zu finden. Für sie alle ist Hogwarts ihr Zuhause, sie wollen es nicht aufgeben. Vielleicht finden wir gemeinsam den Schlüssel, der uns den Weg aus der Krise zeigt.
1. März 1540 – Ich weiß nicht, ob wir uns auf einem Weg befinden, der nirgendwohin führt. Alle unsere bisherigen Bemühungen waren umsonst. Wir stehen genauso hilflos da wie vor Wochen. Meine Frau fleht mich jeden Tag an, Hogwarts zu verlassen. Aber wie könnte ich das? Inzwischen sind wir nur noch zu viert. Vier Professoren. Von über hundert Personen, die im Schloss gelebt haben. Eine gespenstische Ruhe hat sich über Hogwarts gelegt, als ob die Zeit stillstehen würde oder die Steine selbst den Atem anhalten, voller böser Vorahnung auf das Kommende. Verschwenden wir nur unsere Zeit? Kämpfen wir gegen etwas an, das nicht besiegt werden kann? Ist es hoffnungslos und ich bin nur ein zu sturer, alter Mann, um es zu erkennen? Bringe ich alle meine treuen Gefährten in Gefahr, weil ich zu eigensinnig bin, um aufzugeben?“
Ginny beendete ihre Übersetzung mit immer leiserer Stimme. In allen hallten ihre letzten Worte nach, die so sehr dem ähnelten, was sie selbst fühlten. Es war, als würde man einen Spiegel vorgehalten bekommen, der einem die eigenen Gedanken und Ängste offenbarte, sie reflektierte und hundert Mal stärker zurückwarf.
Hatte Jack Cunningham es am Ende geschafft? Oder war es tatsächlich sinnlos? Aber wenn es sinnlos war, wieso wurde Hogwarts wieder geöffnet? Was war passiert?
„Ich bin der Nächste“, flüsterte Blaise.
„15. März 1540 – Markus und ich sind die letzten Hinterbliebenen. Mein treuer Gefährte, mein Freund aus Jugendtagen und jetzt seit fast 50 Jahren Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. In den langen, einsamen, stillen Nächten der vergangenen Tage, haben wir uns oft gefragt, warum gerade wir übrig geblieben sind. Was an uns besonderes ist, dass wir bisher verschont geblieben sind. Wobei wir nicht wissen, ob das ein Fluch oder ein Segen ist. Wir erhalten nur mehr wenige Informationen von draußen. Es ist, als ob Hogwarts eine eigenständige, abgekapselte Welt geworden wäre. Jede Eule, die zu uns kommt, vergisst mit dem Überfliegen der Grenzen ihre Aufgabe. Es ist nur Glück, wenn wir sie zufällig irgendwo auflesen. Das bisschen an Informationen macht unsere Herzen nur noch schwerer. All den früheren Bewohnern des Schlosses konnte bisher nicht geholfen werden. Die Erinnerungen, die sie hier verloren haben, sind nicht wiedergekommen. Bei manchen scheint es, als ob diese Lücken mit anderem gefüllt worden sind, mit Erklärungen der Heiler oder der Verwandten. Bei anderen wiederum hilft auch das nicht. Manche sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie sind zu spät aus dem Schloss gekommen. Ist es meine Schuld? Hätte ich es früher bemerken müssen? Hätte ich irgendetwas tun können, um das alles zu verhindern? Die ungelösten Fragen belasten mich, sie verfolgen mich am Tag und in der Nacht, quälen mich, lassen mir keine Ruhe. Und wir sind immer noch nicht weiter gekommen. Langsam zermürbt unser Herz. Ich kann es bei Markus spüren und fühle es auch in mir. Unsere Hoffnung ist fast vollständig aufgebraucht. Wäre es richtig, nicht auch noch das Leben meines ältesten Freundes zu gefährden und das Schloss aufzugeben? Könnte ich damit leben, all das zu verlassen, alles, was Generationen von Zauberern aufgebaut haben?“
Blaise beendete den letzten Satz und schaute die anderen an. „Das war es.“
Severus nahm ohne Worte seine Blätter auf und begann mit leiser, ernster Stimme zu lesen: „16. März 1540 – Es hat sich nichts geändert. Die Tage scheinen ein gewisses Muster zu ergeben. Morgens wachen Markus und ich voller Bangen auf, beobachten den anderen, prüfen sein Verhalten, forschen, ob er sich verändert hat. Der einzige Trost, den wir haben, ist die Anwesenheit des anderen. Wenn einer von uns ausfällt … Unsere Forschungen erscheinen mir zunehmend sinnlos. Es scheint so etwas noch nie auf Hogwarts gegeben zu haben. Wir sind beide ruhelos und haben uns angewöhnt, ziellos durch das Schloss zu wandern, in der Hoffnung, über irgendeinen Anhaltspunkt zu stolpern. Zumindest eine Sache glauben wir, gelöst zu haben. Den Grund, warum wir die letzten sind. Es ist die Liebe. Die Liebe, die uns mit unseren Frauen magisch verbindet, das Band, das wir geknüpft haben. Wir können es nicht beweisen, aber diejenigen, die zuletzt noch übrig waren, hatten nur eine Gemeinsamkeit. Die magische Verbindung durch die Ehe. Ob sie einen Schutz aufbaut? Einen Schutz des Geistes? Und wenn ja, wie lange hält er? Woran wird er gemessen? Wieso sind wir beide schon solange verschont worden? Wieso waren all die anderen viel früher betroffen?
Ich vermisse meine geliebte Elisabeth. Alleine ihr Lächeln zu sehen, würde mich wieder mit Hoffnung erfüllen. Ich habe schon Wochen nichts mehr von ihr gehört. Wenn sie Eulen geschrieben hat, so haben wir sie nicht gefunden. Wir selbst können keine Briefe schreiben, wir könnten sie nicht ausliefern lassen. Ob sie sich Sorgen um mich macht? Ich hoffe, sie wird über der langen Stille nicht verrückt, über der Ungewissheit. Jeden Tag versuche ich, ihr über unsere Liebe die Versicherung zu senden, dass es mir gut geht. Ich grübele darüber nach, wie ich sie erreichen könnte, aber mir fällt nichts ein. Das Flohnetzwerk ist versperrt. Ich habe es versiegelt, aus Angst, dass diese unbekannte Gefahr sich darüber ausbreiten könnte.
Meine Elisabeth. Mir bleibt nur die Erinnerung an deine warmen, gütigen Augen, dein Lächeln, deine Berührung, deine Liebe. Die Zeit verrinnt und ich spüre, dass wir uns dem Ende nähern. Und meine Hoffnung ist erloschen. Ich werde hier mit Markus untergehen. Meine geliebte Frau, was würde ich dafür geben, dich ein letztes Mal zu sehen.“

Severus blickte auf und direkt in Beths Augen, die voller ungeweinter Tränen glitzerten.
„Du bist dran, Beth“, sagte er mit unerwartet sanfter Stimme. Sie nickte, schluckte und fuhr fort.
„17. März 1540 – Heute Morgen dachte ich, ich hätte Markus verloren. Als er aufwachte, schien er verwirrt zu sein, nicht zu wissen, wo er war. Er fragte mich, wo alle anderen abgeblieben seien. Ich versuchte, die Panik zu unterdrücken. Nicht er, mein einziger Anker in dieser unendlichen Stille und Verzweiflung! Voller Geduld versuchte ich, ihm alles zu erklären, alles, was geschehen war, aber er konnte es nicht begreifen, er verstand es nicht. Ich war verzweifelt, ich wusste nicht, wie ich ohne ihn weitermachen könnte. Und vielleicht war es die Verzweiflung, die mich handeln ließ. Ohne bewusst darüber nachzudenken, extrahierte ich meine Erinnerungen an die vergangenen Wochen und setzte sie Markus wieder ein. Ich kopierte, was ich erlebt, gefühlt und getan hatte. Zuerst dachte ich, ich hätte ihn damit vollends seines Verstandes beraubt. Er schrie wie panisch auf, als die Erinnerungen auf ihn einstürmten, er wehrte sich verzweifelt gegen meinen Griff. Aber plötzlich, als ich schon alle Hoffnung verloren hatte und meine Schuldgefühle mich zusammenbrechen ließen, beruhigte er sich, sah mich an und versicherte mir, dass er sich wieder erinnern könnte. Er wusste wieder, was geschehen war! Ich weiß nicht, wieso oder warum, aber ich bin unendlich dankbar dafür. Vielleicht ist das ein Weg. Ein Weg, mit dem wir uns gegenseitig aufrechthalten können. Zumindest für eine gewisse Zeit. Markus erlaubte mir, mir seinen Geist anzusehen. Vorsichtig drang ich ein und dann sah ich, dass er meine Erinnerungen wirklich aufgenommen hatte. Er hatte keine eigene Perspektive der Ereignisse mehr. Sein Gehirn hatte sich meine zu Eigen gemacht, seine Lücken damit aufgefüllt. Ich erkannte, dass es ein gefährlicher Weg war. Aber ich konnte ihn nicht verlieren. Und jetzt müssen wir weitersuchen. Wir müssen die Lösung finden. Die Verzweiflung treibt mich voran.“
„Es gibt einen Weg“, flüsterte Tonks. „Wir müssen nicht beim ersten Anzeichen jemanden wegschicken. Wir können ihn heilen.“
„Das ist keine Heilung. Es ist ein Aufschieben“, erwiderte Severus.
„Aber es verschafft uns Zeit“, meinte Hermione.
„Jeder könnte zum Schluss wichtig sein. Sollte der Notfall eintreten, dann haben wir zumindest eine Möglichkeit“, grübelte Remus.
„Mione, kannst du die Portschlüssel verändern? Den anderen ein Signal senden, vor der Aktivierung? Damit wir uns den … Schaden erst einmal ansehen können?“, fragte Beth. Hermione nickte zögernd.
„Ich muss darüber nachdenken, aber ja, es sollte möglich sein. Harry? Übernimmst du meine Notizen? Ich sollte mich besser an die Arbeit machen, um das so schnell wie möglich hinzubekommen.“
Damit drückte sie Harry ihre Notizen in die Hand und ging nachdenklich zu einem Tisch, der in einer Ecke des Raumes aufgetaucht war, ließ sich dort nieder und fing an, auf das bereitstehende Pergament zu kritzeln.
Die anderen wandten sich Harry zu, der als nächstes an der Reihe war. Eine leichte Hoffnung hatte sich wieder in ihre Herzen geschlichen, die Aussicht, nicht ganz hilflos zu sein.
„20. März 1540 – Während wir am Tage das Schloss durchwandern, immer in der Hoffnung, einen Anhaltspunkt zu finden, überfällt uns manchmal das Gefühl von Frieden. Wir haben uns an die Stille im Schloss gewöhnt, sie ist uns vertraut geworden, ein stetiger Begleiter. Erst, wenn wir länger auf sie achten, ihr nachhorchen, erkennen wir mit Entsetzen in unseren Herzen, dass sie trügerisch ist. Die Stille ist voller Angst, sie ist gefährlich und unheilverkündend. Sie versucht, uns einzulullen, aber in ihrem Innern lauert die Gefahr. Es ist schwierig, ihr zu widerstehen. Jeden Tag müssen wir dagegen ankämpfen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir langsam den Verstand verlieren. Als ob das Schloss ein Käfig ist, den unser Verstand sich gebaut hat, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Unsere persönliche Hölle. Und dann steigt aus den Tiefen eine Erinnerung hervor. Eine Erinnerung an Lachen, an Menschen, an Liebe und Freude, die einst im Schloss herrschten. Und diese Erinnerungen schaffen es, den Wahnsinn aufzuhalten, ihn zu begrenzen, in eine Ecke zu treiben. Zumindest eine Zeit lang.
Markus und ich teilen inzwischen immer mehr Erinnerungen. Wir scheinen nicht länger zwei Wesen zu sein, sondern eines. Ich bin mir nicht mehr sicher, wo meine Erinnerungen anfangen und seine aufhören. Sind es meine Gedanken, die ich aufschreibe? Oder sind es seine?
Die Zeit vergeht, sie tröpfelt, sie fließt, sie ist wie ein Sturm, sie verändert sich.

22. März 1540 – Wir haben etwas entdeckt. Ein Gang ist erschienen. Oder vielleicht war er die ganze Zeit schon da und wir haben ihn nicht beachtet, wegen der Ereignisse übersehen? In den Tiefen der Kerker ist er erschienen. Er ist alt, uralt. Aus grob behauenem Stein, strahlt er Kälte aus, Gefahr und Magie. Unendlich alte, starke Magie. Ich bin überzeugt, wir sind am Ursprung angelangt. Aber was wird uns am Ende erwarten? Ich fühle einen Sog, als ob der Gang uns rufen würde. Er flüstert mit mir und ich erschauere bei dem, was er zu mir spricht. Ach, meine geliebte Elisabeth. Ich bitte dich, denk an mich in diesen dunklen Stunden. Hilf mir mit deiner Liebe, deiner Stärke. Denn ohne sie werde ich es nicht schaffen. Morgen werden Markus und ich den Gang betreten. Wir sind sicher, der Lösung des Rätsels so nahe zu sein wie nie zuvor. Ich werde dieses Buch mit mir führen und mit Hilfe einer Schnellschreibefeder aufzeichnen, was ich sehe. Ich weiß nicht, was uns erwartet. Aber sollte eines fernen Tages wieder Gefahr in Hogwarts herrschen, so soll dieses Buch ein Anker für die Menschen sein, die es finden. Damit wieder Frieden auf Hogwarts herrschen kann.“

Harrys Stimme zitterte vor Aufregung bei den letzten Worten. Alle blickten sich an. Die Spannung war förmlich greifbar. Sie waren in diesen Stunden weiter gekommen als jemals zuvor und die Furcht, die sie empfanden, wurde nur von der Hoffnung verdrängt, vielleicht die Lösung zu finden.
„Mach weiter, Tonks“, drängte Remus.
Seine Frau nickte zögernd. „Ich … erwartet bitte nicht zu viel, es ist …“
Sie brach ab, schüttelte dann den Kopf und fing an zu lesen.

„23. März 1540 – Hier unten in den Kerkern, in den Tiefen des Schlosses scheint die Zeit stillzustehen, als ob sie keine Bedeutung mehr hat. Alles Leben ist hier erloschen und nur der Gang, der sich vor uns erstreckt, scheint eine lebendige, wogende Masse zu sein. Seine Formen verändern, verzerren sich im Licht der Fackeln, die seine Wände säumen, als ob sie unsere Sinne vernebeln wollten. Langsam tasten wir uns vorwärts, immer auf der Hut, unsere Zauberstäbe griffbereit. Wir wissen nicht, ob Minuten, Stunden, Tage oder Wochen vergehen. Die Zeit existiert nicht mehr. Nur noch dieser feuchte, kalte, uralte Gang. Jede Ritze, jeder Stein scheint Macht auszustrahlen. Die Fackeln werfen ein unwirkliches Licht, das jede Wärme vermissen lässt und das Gefühl der Bedrohung nur verstärkt. Markus und ich haben aufgehört, miteinander zu sprechen, nur mein Flüstern und das darauf folgende Kratzen der Feder auf dem Papier zerreißt die unendliche Monotonie. Unsere Schritte, die unbegreiflich laut von den Wänden widerhallen, geben uns das Gefühl, in einer Halle umherzuschreiten, nicht in einem engen Gang mit grob behauenen Steinen. Nichts existiert mehr. Nur die Unendlichkeit des Ganges …

- Wie viel Zeit ist vergangen? Immer wieder müssen wir anhalten, wenn uns plötzlich unsere Erinnerung trügt. Immer häufiger müssen wir sie gegenseitig austauschen. Wir nähern uns unserem Ziel, wir sind uns sicher. Die Magie wird immer stärker, sie zehrt an uns, sie versucht, in unsere Köpfe einzudringen, uns zu stehlen, was uns zu Menschen macht. Ob dieser Gang je endet? Oder ob er eine Falle ist, eine morbide Folterkammer unseres eigenen Geistes? Vielleicht ist er nur Einbildung? Sind wir gefangen in den Schrecken unserer eigenen Vorstellungskraft?

- Es wird immer schwerer, sich zu besinnen, unser Ziel vor Augen zu haben. Jede Erinnerung, die wir hervorrufen, um uns an ihr entlangzuhangeln, mit ihr unsere Schritte zu bewältigen, verliert sich im Wind, ist nicht mehr als ein Flüstern, das kaum ausgesprochen, schon wieder vergeht.

- Es ist zu Ende … Wir stehen vor einer kahlen, nackten Wand. Haben wir eine Abzweigung verpasst? War es das? Ein Weg ins Nichts? War unsere Hoffnung vergebens? Ist es das, was wir finden mussten? Die Erkenntnis, dass es keinen Weg mehr für uns gibt? Keine Lösung? Sind wir dazu verdammt, in dem Wissen zu sterben, dass wir machtlos waren?“

Tonks brach ab. „Ich … ich kann nicht mehr vorlesen … ich.“ Sie schluchzte. Alle hatten das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein, aus dem es kein Entrinnen gab. Das Tagebuch spiegelte eine Reise wider, auf der sie sich selbst befanden. Jedes Grauen, jedes Entsetzen fühlten sie auf ihrem Herzen lasten, es schwer werden.
War auch ihr Versuch sinnlos? Würden sie scheitern, so wie Jack und Markus gescheitert waren? Denn was sollte sie jetzt noch retten?
Da beugte sich plötzlich Beth mit fiebrigen Augen vor. „Lies‘ bitte weiter, Tonks. Ich … mir kommt das so bekannt vor, aber ich komme einfach nicht darauf. Bitte, mach weiter. Oder gib die Unterlagen weiter.“
„Meine Schrift kann keiner lesen“, wehrte Tonks ab. Dann atmete sie tief durch, trank einen Schluck, riss sich zusammen und fuhr fort.



So, jetzt zu Euch :-)
Ich hoffe, Euch hat das Kapitel gefallen ;-)

@SevFan:
Ja, ein Tagebuch. Ist das nicht toll. Und wenn du das Kapitel gelesen hast, weißt Du vielleicht, warum ich dieses Medium genutzt habe. Ich wollte in diese verworrenen Gedankengänge eintauchen, versuchen, den Wahnsinn zu vermitteln. Ich hoffe, mir ist das gelungen :-)
Ja, ob es eine Lösung parat hat ... Ich früchte, so einfach wird das nicht ;-)
Ja, so einen Wachhaltetrank hätte ich auch öfters gerne, aber bitte ohne Nachschlaf ;-)

Das Finale nähert sich jetzt auf jeden Fall langsam :-)
Und dann sind wir bald schon durch, irgendwie unglaublich ...

@Lilian:
Ja, das muss frustrierend gewesen sein, diese Suche im Heuhaufen. Ich glaube, das motiviert so jetzt schon anders :-)


So, ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, bis nächste Woche :-)

LG
Entchen


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