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Fanfiction

Um den Liebsten zu schützen - Der erste Schultag

von Entchen19

Hallo zusammen,

passend zum Wochenende kommt hier das neue Kapitel :-)

Ich hoffe, ihr habt viel Spaß damit, dieses Kapitel ist nämlich sehr stark überarbeitet worden.
Ich bin gespannt zu hören, wie ihr es findet :-)

@Margarethe: Es ist wirklich super lieb von dir, immer so ausführlich zu reviewen, das gibt mir das Gefühl, dass dir die Geschichte wirklich etwas sagt und du dir die Zeit dafür nimmst, mir das auch zu sagen.
Also lieben vielen Dank dafür, ich hoffe, du hörst damit nicht auf und schreibst auch weiter, was du denkst, ob positiv oder negativ :-)

@sunny: Es ist schön, dass du noch dabei bist :-)
Ja, das Kapitel war nur marginal geändert, beim diesem solltest du deutlich etwas merken :-)
Und ja, die Bilder kommen noch ;-)
Das dauert aber ...


So, genug geredet, jetzt geht es los :-)

LG
Entchen




17.) Der erste Schultag

Hermione erwachte Montagmorgen frisch und ausgeruht, als ihr Wecker klingelte. Das war eigentlich untypisch, denn nach dem letzten Tag hatte sie vermutet, sich kaum aus dem Bett quälen zu können. Aber sobald sie die Augen aufschlug, wusste sie, was heute war. Ihr erster Tag als Lehrerin.
Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass es 7 Uhr war. Sie schwang sich aus ihrem Bett und warf einen Blick nach draußen. Der rosa schimmernde Himmel verhieß wieder wundervolles Wetter. Schnell ging sie ins Bad und machte sich fertig, so dass sie um kurz vor Acht schon in die Große Halle trat.
Sie begrüßte Pomona, Edward und Anette, die bereits anwesend waren und widmete sich dann ihrem Frühstück. Ein Nachteil des Anti Muskelkater Trankes war, dass er einen ziemlichen Hunger hervorrief und so langte Hermione herzhaft zu.
Während sie aß, drifteten ihre Gedanken zu den letzten drei Tagen. Was hatten sie alles erlebt, seit sie am Freitag angekommen waren. Kaum zu glauben, dass es erst drei Tage waren. Die Reise im Hogwarts Express, der Ball, die neue Wohnung und neuen Aufgaben, die Heulende Hütte und auch die weniger schönen Sachen wie der Zwischenfall mit Professor Snape. Ihre Wut war immer noch genau so groß wie Freitagabend. Dieser gedankenlose Klotz. Sie hatte das Gefühl, dass sie immer noch nicht genau wusste, wie groß Beths Kummer wirklich war. Aber sie hatte in den letzten Tagen den Eindruck gehabt, als ob es ihr langsam besser ginge. Als ob die Maske, die sie so verzweifelt der Welt zeigte, nicht mehr nur Maske war, sondern auch schon wieder echte Gefühle beinhaltete. Und dann kam dieser rücksichtslose, sarkastische, ungehobelte Mann und schmiss ihre Freundin wieder aus der Bahn. Als sie an die Szenen Freitagnacht dachte, an Beths Kummer und ihre Trauer, wurde sie selbst deprimiert. Wie musste es sein, seine große Liebe gehabt zu haben und dann zu verlieren? Sie dachte an ihren Freund und was sie empfinden würde, wenn er nicht mehr wäre. Sie wollte es sich nicht mal ausmalen, auch wenn Blaise und sie erst so kurz zusammen waren. Wie viel schlimmer mochte es da für Beth sein, die mit Mark so viele glückliche Jahre gehabt hatte? Wie konnte man so etwas überhaupt überstehen? Einerseits bewunderte sie ihre Freundin für ihre Kraft, für ihren Mut, sich jedem neuen Tag zu stellen. Andererseits machte sie sich auch große Sorgen, dass Beth all ihren Kummer zu tief in sich selbst verborgen hielt und dieser irgendwann mit Gewalt ausbrechen würde. Eine Ahnung davon, was dann geschehen konnte, hatte sie gestern Abend bekommen. Sie würde gut auf sie aufpassen müssen. Es gab nicht viele Menschen, die Beth so gut kannten wie sie und Hermione wusste, dass ihre Freundin auf andere oft so wirkte, als ob ihr alles spielerisch gelingen würde, weil sie bei ihrer Arbeit so gut war. Aber dem war nicht so. Sie wusste, wie viele Stunden Beth geschuftet hatte, um ihren Abschluss so gut hinzubekommen. Sie wusste, wie chaotisch ihre Freundin manchmal sein konnte und dass sie sich oft selbst im Weg stand mit ihrer Sturheit und ihrem unüberlegten Handeln. Das alles machte sie aber keineswegs weniger liebenswert. Im Gegenteil, gerade weil sie so viele kleine Macken hatte, konnte man das, was sie erreicht hatte, so sehr bewundern. Ihr wurde der Erfolg nicht in den Schoss gelegt, sie hatte ihn sich hart erarbeitet und das musste man einfach anerkennen. Hermione machte es nichts aus, wenn Beth manchmal etwas zerstreut wirkte, Termine vergaß oder ihre Wohnung einem Schlachtfeld glich, denn dafür war sie im Gegenzug ein lieber, herzlicher Mensch, mit dem man wunderbar lachen und diskutieren konnte.

Während sie so nachdachte, warf sie einen Blick auf die Uhr, die an einer Wand der Halle hing. Es war inzwischen Viertel nach Acht. Nun, HEUTE würde Beth auf jeden Fall nicht zu spät zum Essen kommen. Sie hatte gestern Abend noch heimlich einen Weckzauber auf Beths Schlafzimmer gelegt. Somit würde sie ab jetzt jeden Schultag um halb Neun geweckt werden, wenn sie dann noch im Bett lag. Hermione grinste. Sie konnte ja schlecht zulassen, dass ihre Freundin an ihrem ersten Schultag oder auch sonst zu spät kommen würde. Aber es wäre vielleicht nicht nötig gewesen, sie im Notfall wecken zu lassen, indem plötzlich die Illusion eines ganzen Haufens Frösche in ihrem Schlafzimmer stand und dazu hörbar quakte. Naja, wenn Beth immer pünktlich aufstand, würde sie das gar nicht mitbekommen.
Außerdem war es nur zu ihrem Besten. Wenn die Schüler erst entdecken würden, dass sie einen Hang zur Unpünktlichkeit hatte, dann wäre ihr Respekt Beth gegenüber bestimmt nicht mehr ganz so groß.
Während sie so in Gedanken war, betrat ihre Freundin die Halle. Sie sah noch etwas müde aus und Hermione befürchtete, dass ihre dritte Nacht in Hogwarts nicht ganz so erholsam war, wie die vorherige.
„Guten Morgen, Beth“, grüßte sie trotzdem fröhlich.
„Morgen, Mione. Morgen, Pomona. Anette. Edward“, grüßte diese müde zurück.
„Alles ok?“, fragte Hermione leise, als Beth sich neben sie gesetzt hatte.
Diese schüttelte nur leicht den Kopf und sagte: „Alpträume.“
Sie verstand. Ihre Freundin hatte ihr von ihren Träumen erzählt, die nach Hermiones Meinung aus ihren Schuldgefühlen heraus entstehen mussten. Sie hoffte, dass Beth bald darüber hinwegkommen und einsehen würde, dass Marks Unfall am allerwenigsten ihre Schuld gewesen war.

Nachdem Beth ihre erste Tasse starken, schwarzen Kaffee getrunken hatte, ging es ihr schon wieder besser und sie wurde lebhafter. Wie Hermione vermutet hatte, hatte sie gestern Abend schlecht einschlafen können. Und so hatte sie angefangen, mit Mark zu reden, ihm von den ersten Tagen zu erzählen, ihm zu berichten, was sie fühlte, wie sie sich in die neue Umgebung einlebte. Sie hatte nichts verschwiegen, ihre Unsicherheit geschildert, ihre Ängste in Bezug auf die neuen Aufgaben und seltsamerweise hatte das Gespräch ihr geholfen, alles noch einmal halbwegs objektiv zu analysieren. Vor allem die Sache mit Professor Snape und dem Labor. Es bestand kein Grund, warum die beiden sich nicht arrangieren können sollten. Sie waren erwachsen und sollten sich auch so benehmen. Sie nahm sich noch einmal vor, sich bei Professor Snape für den Scherz zu entschuldigen und ihrerseits seine Entschuldigung anzunehmen, wenn er überhaupt noch einmal eine anbot. Sie mussten sich ja nicht mögen, nur zusammen arbeiten können. Und das sollte doch wohl kappen?

Um Viertel vor neun waren alle Schüler und Lehrer in der Großen Halle versammelt. Beth sollte ihre Geschichten hier erzählen.
Gestern Abend hatte sie noch lange darüber nachgegrübelt, was sie vortragen sollte.
Sie war mit vielen kleineren Cousins und Cousinen aufgewachsen, mit denen sie früher viel gespielt hatte. Leider hatten die Kleinen die Angewohnheit gehabt, lieber ihr beim Spielen zuzuschauen, als selbst mitzumachen. So hatte Beth mit den verschiedenen Puppen und Autos immer eine Handlung erzählt und irgendwann bemerkt, dass die Anderen ihr nur noch zuhörten. Nachdem sie eines Tages so davon genervt war, sie war schließlich auch noch jung, hatte sie angefangen, stattdessen lieber direkt Geschichten zu erzählen. Die Kleinen hatten es immer geliebt, wenn sie in etwas schiefer Tonlage allerlei Tiere nachgemacht und ihnen damit Leben eingehaucht hatte.
Beth wusste, dass die Schüler hier viel zu alt für Tiergeschichten waren. Daher hatte sie sich für eine andere entschieden und hoffte sehr, ihre Wahl würde den Schülern gefallen. Sie selbst liebte die Geschichte und hatte sie inzwischen schon so oft gelesen, dass sie diese fast auswendig kannte.
Daher war sie halbwegs optimistisch, das Ganze ohne größere Katastrophen hinter sich bringen zu können.

Um Punkt neun Uhr stand sie auf und schwang, mit einem kurzen Blick auf Albus, der in einem Bild saß und sie beobachtete, ihren Zauberstab. Sie hatte ihn gestern nach dem Abendessen in einem Gemälde auf ihrem Weg angetroffen und nachdem sie ihm erzählt hatte, was sie für heute Morgen plante, hatte er ihr bereitwillig einige Geheimnisse verraten, damit sie die Große Halle entsprechend umgestalten konnte. Und so war es möglich, dass auf ihren Schwenker hin die Haustische verschwanden und rund um den großen Kamin an der einen Seite der Halle viele gemütliche Sofas und Sessel entstanden. Die Schüler, die an den Haustischen gesessen hatten, fanden sich plötzlich wild gemischt auf den Sitzmöbeln wieder. Der frühere Schulleiter hatte ihr einen alten Zauber verraten, der Sympathien zwischen Menschen offenbarte und den sie gestern Abend noch einige Male probiert hatte. Diesen hatte sie heute genutzt, um die Schüler der Häuser gemäß ihrer Zuneigungen zueinander zu setzen. Daher war kein Schüler unglücklich darüber, sich plötzlich neben jemand anderem wiederzufinden als vorher und keiner wechselte seinen Platz.
Sie ging zu dem großen Sessel, der vor dem Kamin stand und bedeutete den Lehrern, ihr zu folgen. Für diese waren noch einige Sessel am Kamin frei.
Nachdem auch die Lehrer saßen, verstärkte sie magisch ihre Stimme ein wenig, atmete noch einmal tief durch und sagte: „Ich freue mich, dass alle Schüler hier sind, um sich Geschichten meines Landes anzuhören. Ich habe lange überlegt, was ich euch erzählen soll. Welche Geschichten für klein und groß gleichsam spannend sind und ich glaube, ich habe das Richtige gefunden. Geschichten über große Krieger, über schöne Maiden, über Kämpfe, über Siege und Verluste, über Intrigen und Verrat und über die Liebe. Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, ist das Nibelungenlied.“
Die Gesichter der meisten Schüler schauten fragend, aber einige hellten sich auf, denn sie kannten die Geschichte bereits. Auch die meisten der Lehrer hatten bereits von ihr gehört und einige stöhnten innerlich, denn die Erzählung war lang, ausufernd und manchmal auch sehr verworren.
Vor allem Severus seufzte. Was für eine Zeitverschwendung. Er könnte jetzt weiterforschen, anstatt sich die Geschichte eines dummen Ritters und seiner Liebe zu einer Frau anzuhören. Im Kopf fing er bereits an, einige Berechnungen für seine Forschungen anzustellen, als Beth mit ihrer Erzählung begann.

„Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hÅ“ren sagen.“

Die Schüler schauten sich erstaunt an. Sie hatten kein Wort verstanden, denn Beth hatte auf Deutsch rezitiert. Was sollte das? Eine Geschichte, die sie nicht verstanden, machte wohl kaum Sinn. Etwas missmutig schauten die Schüler die neue Lehrerin an.
Diese lächelte und sagte: „Keine Angst, das bleibt nicht so. Ich wollte euch nur ein Gefühl dafür geben, wie die Geschichte früher geklungen haben mag. Aber jetzt fangen wir wirklich an.“

Ein erleichtertes Raunen war in der Großen Halle zu hören, als sie fortfuhr:

„Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet,
von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen;
von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählen hören.“

Drei Stunden später kamen die Schüler langsam aus einer Traumwelt zurück, als Beth ihre Geschichte leise beendete: „Das war die Geschichte von Kriemhild & Siegfried, von Brunhild & Gunther, von Etzel, dem Hunnenkönig und von einer großen Liebe, die Machtgier und höfisches Kalkül zerstört haben.“

Noch einige Sekunden verharrten die Anwesenden in der Welt, die Beth für sie geschaffen hatte. Sie hatte in den vergangenen drei Stunden die Nibelungen zum Leben erweckt. Die Figuren waren lebendig gewesen. Die Schüler hatten darüber gelacht, wie Siegfried Brunhild hinters Licht geführt hatte. Sie hatten geweint, als Siegfried starb, waren empört über den Streit von Kriemhild & Brunhild und trauerten über das Ende der Geschichte.

Auch die Lehrer waren von der intensiven Erzählung ergriffen. Natürlich alle, bis auf einen. Nach kurzer Zeit hatte Severus sich eingestehen müssen, dass er sich bei den Hintergrundgeräuschen nicht auf seine Forschungen konzentrieren konnte und hatte stattdessen resigniert die junge Lehrerin beobachtet. Während sie die Anderen mit ihrer Geschichte und ihren lebendigen Gestiken fesselte, erblickte er die kleinen Details, die ihm klarmachten, was für einen Menschen er vor sich hatte. Er sah die dunklen Ringe unter ihren Augen, die auf eine schlechte Nacht hindeuteten und bemerkte erneut ihre viel zu dünne Gestalt, die durch die Lehrerumhänge eher noch betont wurde. Der strenge Dutt, mit dem sie ihre Haare hochgebunden hatte, ließ ihre Wangen noch dünner erscheinen, die Wangenknochen noch stärker hervortreten. Nein, sie wirkte wirklich nicht wie ein gesunder, ausgeglichener, glücklicher Mensch, dachte er sich. Eher wie jemand, der verzweifelt versuchte, jeden einzelnen Tag zu überstehen. Er fragte sich erneut, warum diese Person glaubte, hier in Hogwarts plötzlich vor ihrer Vergangenheit fliehen zu können. Denn dass es eine Flucht war, das war für ihn offensichtlich. Wenn sie ihn gefragt hätte, hätte er ihr sagen können, dass der Versuch sinnlos war. Man konnte nicht vor sich selbst weglaufen und seiner eigenen privaten Hölle. Das wusste er nur zu gut.
Während er so über sie nachgrübelte, bemerkte er zuerst gar nicht die plötzliche Stille, die sich über die Halle senkte, als die junge Frau ihre Geschichte beendete.
Weil alle anderen in der Geschichte so gefangen waren, dauerte es ein paar Sekunden, bis die Schüler wieder in der Gegenwart waren und eifrig Beifall klatschten.
Severus lächelte spöttisch. Wie leicht diese Tölpel doch zu beeindrucken waren. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Mut, Kühnheit und Dummheit und schon war eine Geschichte spannend. Was für eine Zeitverschwendung!

Beth lächelte leicht beschämt angesichts des unvermuteten Applaus und sagte dann: „Ich hoffe, die Überraschung ist geglückt.“
Zustimmendes Gemurmel war zu hören und dann trat Minerva vor. „Ich bin mir sicher, ich spreche für alle Anwesenden, dass es uns ein außerordentliches Vergnügen war, dir zuzuhören. Und ich bin mir sicher, die Schüler, sowie wir Lehrer würden einer Wiederholung zu gegebener Zeit freudig zustimmen.“
Wieder brachen Begeisterungsrufe aus, zwischen denen Severus verhaltenes Stöhnen unterging.
Beth lächelte freudig. „Ich bin mir sicher, ich habe noch genug Geschichten für die nächsten Jahre auf Lager.“
„Wunderbar“, sagte Minerva und wandte sich dann an die Schüler. „Es ist wunderschönes Wetter draußen, ich möchte keinen von Ihnen bis zum Mittagessen im Schloss sehen!“
Damit winkte sie die Schüler aus der Halle, die sich nach dem langen Stillsitzen bereitwillig in die Ländereien um Hogwarts ergossen.
Beth stellte derweil den ursprünglichen Zustand der Großen Halle wieder her. Minerva kam zu ihr und sagte sinnierend: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass dir ein manchmal ziemlich lästiger, alter Mann etwas Hilfestellung geleistet hat, um die Halle zu verzaubern.“
Beth nickte verschmitzt. „Ich traf Albus gestern Abend und er erzählte mir davon. Mir erschien es für die besondere Situation irgendwie schöner, das Ganze etwas aufzulockern.“
Minerva nickte nur. Dann ging sie ebenfalls aus der Halle, um mit den anderen Lehrern die Schüler auf den Ländereien zu überwachen.
Nachdem Beth mit dem Aufräumen fertig war, suchte sie mit Hilfe der Karte Hermione und gesellte sich dann zu ihr. „Deine Geschichte war wirklich toll, Beth“, sagte diese strahlend. „Ich wusste gar nicht, dass du so super erzählen kannst. Eigentlich müsste ich fast sauer sein, dass du das verschwiegen hast.“
Beth lächelte Hermione schelmisch an. „Nun ja, du hast mich ja auch nie danach gefragt. Aber es freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich glaube, ich muss mich bei meinen Tanten bedanken, dass sie so viele Kinder haben, die mich ständig um Geschichten angebettelt haben. Ohne diese ständige Übung hätte ich wohl ziemlich versagt.“
„Sonst noch irgendwelche versteckten Talente, die ich nicht kenne?“, neckte sie Beth.
Beth lachte, für eine winzige Sekunde mit sich und der Welt zufrieden. „Ich fürchte, mit viel mehr kann ich nicht dienen. Ich schaffe es die meisten Tage, heil auf den Füßen zu bleiben. Zählt das?“
So scherzten die beiden noch eine Weile miteinander, während sie über die Ländereien gingen.
Dabei traten die anderen Lehrer nacheinander zu ihnen und bedankten sich ebenfalls für die unterhaltsamen Stunden. Natürlich alle bis auf Professor Snape.
Dieser stand grübelnd am Rande des Verbotenen Waldes und besah sich das Schauspiel. Gab es etwas, dass diese Hexe nicht konnte? Es war ja fast zum Verzweifeln. Sie war eine Meisterin in Zaubertränke und Verteidigung, klug und gebildet, sie konnte Geschichten erzählen, verzauberte mal so eben den Hogwarts Express und alle Anwesenden und schien sich mit allen, außer ihm, recht gut zu verstehen.
Das war eigentlich schon fast zuviel. Aber Severus hätte den Krieg als Doppelspion nicht überlebt, wenn er nicht ein guter Beobachter gewesen wäre und er erkannte genau, wenn jemand sich hinter einer Fassade versteckte. Er dachte zurück an das, was er während der MÄRCHENSTUNDE beobachtet hatte. Die traurigen Augen und den verschleierten Blick als sie über Siegfrieds Ermordung erzählt hatte. Ihre manchmal fahrigen Bewegungen, die Unsicherheit, die sich in manchen Gesten zeigte, zusätzlich zu ihrem ungesunden Aussehen. Nein, diese Frau erschien vielleicht auf den ersten Blick so, aber sie war bei weitem nicht perfekt. Umso mehr ärgerte ihn, dass er ständig an diese Person dachte. Ihr gequälter Blick hatte sich in seine Gedanken gebrannt.

Dazu kam noch, dass sein Trank gestern Abend nicht den erhofften Erfolg aufwies. Er musste also wieder von vorne beginnen, was seine Laune keineswegs aufhellte. Und dass er einen Teil seines Labors aufgeben musste, tat sein übriges, um seine Laune immer weiter sinken zu lassen. Alleine bei seinem Anblick gingen die Schüler vorsichtshalber noch einen Meter weiter vom Wald weg.


Als Hermione und Beth am Quidditchplatz vorbeigingen, passierte es. Ein Schrei ertönte vom Verbotenen Wald herüber. Beide schauten sich an und liefen los. Als sie sich dem Ende des Waldes näherten, sahen sie voller Schrecken eine Erstklässlerin, die schluchzend unter der Peitschenden Weide kniete und sich schützend die Hände über den Kopf hielt, während ihr Tränen über das Gesicht liefen. Plötzlich schrie das Mädchen erneut auf, als einer der Äste mit voller Wucht gegen ihren Arm knallte. Das Mädchen fiel zur Seite und hielt sich den Arm, während sie noch heftiger anfing zu weinen, nicht mehr nur aus Angst, sondern jetzt auch vor Schmerzen.
„Beth!“, rief Hermione ängstlich und deutete auf die Weide, während sie weiter zu dem Mädchen stürmte, um es unter der Weide wegzuziehen. Ihre Freundin begriff, was sie wollte, stoppte, zog hektisch ihren Zauberstab hervor und ließ einen Stein, der neben der Weide lag, mit voller Wucht auf die Wurzel knallen, die den Baum betäuben sollte. Der Baum zitterte, stockte kurz, aber anscheinend hatte sie nicht richtig getroffen, er fing nach einigen Sekunden erneut an, sich zu bewegen und wurde immer schneller. Starr vor Schreck sah Beth, wie Hermione jetzt ebenfalls in Reichweite der Äste angelangt war und immer wieder ausweichen musste, um nicht selbst verletzt zu werden. Wie in Zeitlupentempo kämpfte sie sich zu dem Mädchen vor und warf einen Schutzschild über sie beide, als sie endlich angelangt war. Erneut wollte Beth die Wurzel attackieren, als sie plötzlich grob zur Seite gestoßen wurde und ein paar Schritte taumelte. „Stehen Sie nicht im Weg herum!“, herrschte Professor Snape sie an, zielte mit seinem Zauberstab auf den Felsbrocken, den sie eben schon benutzt hatte, und verfrachtete ihn zielsicher an die richtige Stelle auf der Wurzel. Der Baum zitterte und seine Bewegungen erstarben.
Der Zaubertränkemeister drehte sich zu ihr um und schnauzte sie an: „Was ist? Wollen Sie Professor Granger vielleicht einmal helfen oder sind Sie auch dazu nicht fähig?“
Mit diesen Worten drehte er sich zur Weide um und ging auf Hermione und das Mädchen zu. Ihre Freundin half der Kleinen gerade auf die Beine, wobei diese ihren linken Arm umklammert hielt und vor Angst und Schock immer noch heftig schluchzte. Beth folgte ihm, mit Tränen voller Wut und Scham in den Augen.
Als sie näher herankam, fragte Severus gerade mit kalter Stimme: „Sind Sie verletzt, Professor Granger?“
Diese schüttelte den Kopf, kniete sich dann neben das Mädchen und sagte mit sanfter Stimme: „Es ist alles in Ordnung, die Weide bewegt sich nicht mehr. Wir bringen Sie jetzt in den Krankenflügel, Miss Monroe.“ Die Erstklässlerin war eine Gryffindor, die Hermione am Wochenende bereits öfters über den Flur hatte springen sehen. Ein lebenslustiges, vorwitziges, freches Mädchen. Und anscheinend ein ziemlich Dummes.
Sie richtete sich auf und blickte Beth an, die neben Professor Snape getreten war und anscheinend mit den Tränen kämpfte. Was war passiert? Sie runzelte die Stirn und sagte dann zu ihr: „Beth, könntest du bitte schon einmal prüfen, ob Miss Monroe irgendwelche Verletzungen außer der Offensichtlichen hat? Du bist in den einfachen Diagnosezaubern geschickter als ich.“
Beth nickte, ging zu der immer noch schluchzenden Erstklässlerin und sprach beruhigend auf sie ein, während sie einige Zauber murmelte.
Severus schnaubte, als er das Ergebnis am Leuchten ihres Zauberstabes ablesen konnte und sagte spöttisch: „Wenigstens das scheinen Sie ja zu beherrschen. Und Sie wollen eine Expertin für Verteidigung gegen die dunklen Künste sein? In welchen Träumen?“
Damit drehte er sich herrisch zum Gehen und ließ noch ein „Würden Sie jetzt BITTE von der Weide weggehen!“ folgen.
Als alle außer Gefahr waren, ließ er den Felsbrocken mit einem unwilligen Wink verschwinden, woraufhin die Weide noch heftiger als zuvor anfing, mit ihren Ästen zu schlagen, als ob sie wegen der entkommenen Opfer in Wut wäre. Severus beobachtete das Schauspiel ein paar Sekunden und sah sich danach um. Zum Glück hatten nur einige Schüler zufällig in der Nähe gestanden, als die Gryffindor zur Weide ging und diese schienen immer noch so geschockt zu sein, dass sie den Grund, warum der Baum plötzlich erstarrt war, anscheinend gar nicht mitbekommen hatten. Vielleicht würden sie später rätseln, ob es alleine der Anblick des gefürchteten Zaubertränkemeisters gewesen war, der sie zum Stillhalten gezwungen hatte. Vorstellbar war es für die Schüler auf jeden Fall.
In der Zwischenzeit war Marie an der Peitschenden Weide angekommen und hatte das Mädchen resolut mit sich genommen, nachdem Beth ihr leise die Ergebnisse der Analysezauber mitgeteilt hatte.
Die drei Lehrer sahen der Schulleiterin entgegen, die auf dem Weg zu ihnen war und von Weitem rief: „Was ist passiert?“
Hermione erklärte kurz und Minerva nickte grimmig. „Ich werde den Erstklässlern noch einmal eindringlich sagen müssen, dass die Weide gefährlich ist, wie wir jetzt wieder gesehen haben. So eine dumme Gryffindor.“
Beth und Hermione nickten. Es war nichts Mutiges dabei, sich bewusst in Gefahr zu begeben.
„Ich werde meine Schüler noch einmal darauf hinweisen, dass Mut und Dummheit nicht einhergehen sollten“, erklärte Hermione.
Minerva nickte bestätigend und sagte: „Ihr habt alle drei außerordentlich schnell reagiert und schlimmeres verhindert. Vielen Dank dafür.“
Severus nickte nur, wandte sich wortlos ab und ging zurück zum Schloss.
Die drei Frauen sahen sich an und Hermione sagte hörbar erleichtert: „Ich bin froh, dass wir rechtzeitig da waren.“
„Ich ebenfalls.“ Mit diesen Worten wandte Minerva sich ab und ging ebenfalls zurück zum Schloss, um sich im Krankenflügel über den Zustand der Schülerin zu erkundigen.
Hermione knuffte Beth in die Seite und sagte betont fröhlich: „Puhh, das war ganz schön knapp. Danke, dass du den Baum betäubt hast. Na komm, lass uns mit den anderen Lehrern die restlichen Schüler hier draußen einsammeln.“
Sie deutete auf die übrigen Professoren, die die Schüler gerade wieder in das Schloss scheuchten. Es war sowieso bald Essenszeit und sie wollten kein Risiko mehr eingehen.
Sie wollte nicht zeigen, wie sehr ihr noch die Knie zitterten. Als sie unter der Weide lag, hatte sie gedacht, ihr Schild würde vielleicht nicht halten und sah sich schon von den Ästen zerfetzt darunter liegen. Aber zum Glück hatte Beth den Baum beruhigt.
Sie hatte nicht mitbekommen, was zwischen ihr und Professor Snape vorgefallen war.
So wollte sie gerade Richtung Schloss gehen, als sie bemerkte, dass Beth ihr nicht folgte, sondern mit geballten Fäusten und zitternd immer noch an der gleichen Stelle stand.
Sie ging zurück, berührte ihre Freundin vorsichtig an der Schulter und fragte zögerlich: „Beth? Alles in Ordnung?“
Diese blickte sie an und rief wütend aus: „Ich habe den Baum nicht betäubt, Mione! Ich habe die richtige Stelle nicht erwischt!“
Hermione konnte wieder die Tränen in ihren Augen sehen und verstand nicht, was ihre Freundin sagte. Aber was?
„Ich konnte nicht mehr reagieren … Als ich dich unter der Weide liegen sah … Du warst in Gefahr, meine beste Freundin, und ich war wie gelähmt vor Angst um dich. Wäre Professor Snape nicht gekommen … Ich kann nicht mal meine Freundin vor einem blöden Baum beschützen! Was bin ich nur für ein feiger Mensch … Er hatte Recht, wie will ich so Verteidigung unterrichten, wenn ich dich nicht verteidigen kann.“
Sie wandte sich von Hermione ab und fing an leise zu schluchzen, voller Wut auf sich selbst.
„Hey“, sagte Hermione, bestürzt über den Ausbruch.
„Es tut mir leid, du kanntest die Stelle nur von meinen Erzählungen, ich hätte selbst …“
„Das ist es doch gar nicht“, fuhr ihre Freundin aufgebracht dazwischen. „Ich hätte es direkt noch einmal versuchen müssen, verstehst du denn nicht? Das hätte mir gar nicht passieren dürfen, ich bin geschult in so etwas, es war mein JOB!“ Voller Frust trat sie gegen einen Fels, der neben ihr auf dem Boden lag und verzog daraufhin das Gesicht vor Schmerzen.
Trotzdem fuhr sie weiter fort, den Stein zu bearbeiten, ihre Wut an ihm auszulassen.
Hermione seufzte innerlich und ließ sich dann auf dem Boden nieder. Das könnte noch etwas dauern.
Ihre Freundin war eigentlich kein aufbrausender Mensch, aber sie war der Typ, der die Dinge in sich aufstaute und dann irgendwann plötzlich austickte, ein schwieriger Charakterzug, der oft in unpassenden Momenten ausbrach. Ihr war nichts wichtiger, als die Menschen, die ihr etwas bedeuteten und das Gefühl, hier versagt zu haben, schien einen der Anfälle mal wieder ausgelöst zu haben. Dass Professor Snape sie offensichtlich ihrer Verantwortung enthoben hatte, machte das Ganze nicht besser.
Hermione wartete geduldig, bis ihre Freundin sich nach fünf Minuten wieder soweit beruhigt hatte, dass sie den Felsen und vor allem ihren Fuß verschonte.
„Wieder OK?“, fragte sie dann.
Beth nickte stumm, ließ sich neben sie fallen und zog die Knie an, während sie ihren Fuß durch den Stiefel hindurch massierte. Dann seufzte sie und sagte leise: „Als ich dich da liegen sah, es stand plötzlich alles vor mir. Ich hatte das Gefühl als ob ich neben Mark im Auto sitzen würde, den Lastwagen kommen sah und nichts machen konnte, um ihn abzuwehren. Ich war gar nicht mehr hier …“ Sie brach ab und Hermione rutschte näher und legte ihr einen Arm um die Schultern.
Dann sagte sie zuversichtlich klingend: „Weißt du, was ich glaube, Beth?“
„Was?“, fragte diese resigniert.
„Ich bin mir 100% sicher, dass du mich mit wehenden Fahnen unter dem Baum hervorgezogen, ihn in Stücke gezaubert oder zu Sägemehl verarbeitet hättest, wenn Professor Snape nicht dazwischen gegangen wäre“, sagte Hermione voller Überzeugung mit schalkhafter Stimme.
Dabei sah sie Beth an und diese musste wegen dem Bild, das ihre Freundin malte, unwillkürlich lachen.
„Glaubst du wirklich?“
„Ich bin mir ganz sicher. Und jetzt komm, ich bekomme langsam Hunger nach der ganzen Aufregung.“
Sie stand auf und zog Beth mit einem entschlossenen Ruck mit sich.
Diese rieb sich über die Augen, suchte sich ein Taschentuch aus ihrem Mantel und putzte sich die Nase. Dann lächelte sie zögernd und hakte sich bei Hermione unter, die wartend neben ihr stand. Zusammen gingen die beiden zum Schloss hinüber.

Bis zum Mittagessen in einer dreiviertel Stunde wollte Beth noch etwas für ihren ersten Unterricht vorbereiten und so verabschiedete sie sich in der Eingangshalle von Hermione und ging in ihr Büro.
Ärgerlich wanderte sich durch die Korridore. Sie regte sich immer noch über sich selbst auf und auch, wenn ihre Freundin versucht hatte, sie zu trösten, ihr Versagen nagte an ihr. Nicht nur, dass sich ihr nicht hatte helfen können, jetzt musste sie Professor Snape auch noch dankbar sein, weil er es stattdessen getan hatte. Und das gefiel ihr noch weniger, als ihre eigene Unzulänglichkeit. Bis sie im Büro ankam, hatte sie das Erlebte schon hundert Mal in ihrem Kopf hin- und hergedreht, bevor sie es entschlossen wegschob. Sie hatte heute Nachmittag Unterricht und sie konnte nichts mehr daran ändern. Das Durchexerzieren von Situationen, was sie leider nie abstellen konnte und stets gefühlte tausende Mal machte, würde bis heute Abend warten müssen. Entschlossen wandte sie sich ihrer Arbeit zu.
Als erstes verfasste sie eine kurze Notiz, dass sie alle Ravenclaw Schüler nach dem Abendessen um 19 Uhr im Gemeinschaftsraum erwartete, um sie näher kennen zu lernen. Sie warf die Notiz in eine Box neben ihrem Schreibtisch. Wie Filius ihr erklärt hatte, würde diese daraufhin am Infobrett erscheinen und sich farblich bemerkbar machen, um zu zeigen, dass sie neu wäre. Eine sinnvolle Erfindung. Beth fragte sich, ob Hermione das System auch hatte. Sie sollte sie dazu befragen.
Dann legte sie alle Unterlagen zurecht, die sie nachher brauchen würde und hoffte, diese würden wenigstens einen Tag an ihrem Platz ausharren, bevor sie ins Nirvana des Chaos verschwanden, dass sie immer zu umgeben schien.
Als erstes stand der UTZ Kurs mit den Siebtklässlern auf dem Plan, was eine Herausforderung für sie darstellte. Schüler zu unterrichten, die nicht viel jünger waren als sie selbst, würde bestimmt nicht so leicht sein. Sie hoffte, sie würde den schmalen Balanceakt schaffen, der hier erforderlich war, um eine vernünftige Lernbasis zu erreichen. Vielleicht konnte sie wenigstens den Schülern beibringen, wie man sich und andere in einer Gefahrensituation verteidigte, auch wenn sie selbst momentan offensichtlich nicht dazu fähig war. Frustriert über diesen Gedanken tunkte sie ihre Schreibfeder härter als nötig in das Tintenglas, woraufhin die Tinte zu allen Seiten wegspritzte, auch auf das Pergament, auf das sie gerade Notizen schrieb. Sie fluchte, nahm ihren Zauberstab und beseitigte die Flecken. Dann atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen und vervollständigte ihren Merkzettel.
Nachdem sie wieder ruhig war und alle Unterlagen bereit gelegt hatte, ging sie zum Mittagessen.

Minerva wartete, bis alle Schüler anwesend waren. Dann erhob sie sich und klatschte in die Hände. „Die meisten von Ihnen werden bereits gehört oder mitbekommen haben, was Miss Monroe, einer Erstklässlerin aus Gryffindor, heute passiert ist. Sie kam zu nah an die Peitschende Weide heran und wurde von dieser angegriffen. Ich kann berichten, dass sie zum Glück glimpflich davon gekommen ist und morgen wieder am Unterricht teilnehmen kann. Ich möchte jedoch noch einmal alle Schüler eindringlich davor warnen, die Peitschende Weide oder den Verbotenen Wald als besondere Mutprobe zu betrachten. Mut kann nur derjenige zeigen, der sich nicht leichtsinnig in Gefahr begibt. Und jetzt, guten Appetit.“
Die Schüler tuschelten während des Essens über den Unfall. Die Slytherins schienen doch etwas hämisch nach Gryffindor hinüber zu schauen, dass diese so dumm waren, sich in Gefahr zu begeben. Es schien, als ob Beths Kostümball nicht alle Schranken hatte verschwinden lassen können. Aber die älteren Lehrer bemerkten, dass der Spott geringer war als sonst bei solchen Vorkommnissen, und werteten dies positiv.

Nur zu schnell war das Mittagessen vorbei. Beth wünschte Hermione viel Glück für ihre erste Stunde und machte sich auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer. Ihr war jetzt doch etwas mulmig zumute. Würde sie es schaffen, den Schülern etwas beizubringen? War sie nicht doch noch viel zu jung für sowas? Was, wenn die Schüler sich nicht für das Fach interessierten? Was hatte sie sich dabei gedacht, zu glauben, sie wäre als Lehrerin geeignet? Hatte die Episode heute Mittag nicht klar gezeigt, dass sie momentan nicht fit genug war? Sie haderte noch mit sich als das Klassenzimmer in Sichtweite war. Sie holte tief Luft und schob die Gedanken weg. Jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen, die Schüler warteten bereits vor der Tür auf sie. Mit einem Wink ihres Zauberstabes öffnete sie diese und die Schüler strömten herein. Zum Glück hatten sie nicht bemerkt, wie ihre Hand leicht gezittert hatte.
Sie ging zum Pult, legte ihre Notizen ab, straffte sich innerlich und wendete sich mit einem Lächeln den 15 Schülern zu, die in ihrem UTZ Kurs waren und sie jetzt neugierig betrachteten.
„Hallo zusammen. Wie Sie alle wissen, werde ich ab heute Ihre Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste sein. Ziel meines Unterrichts ist es, dass Sie sich gegen Angriffe und dunkle Flüche zur Wehr setzen können. Als erstes möchte ich, dass Sie sich kurz vorstellen und danach würde ich gerne erfahren, was Sie im letzten Schuljahr durchgenommen haben.“
Damit deutete Beth auf den Jungen links in der ersten Reihe. Nachdem sich alle vorgestellt hatten, erzählte Beth kurz etwas über sich und befragte die Schüler dann zum letzten Schuljahr. Natürlich hatte sie die früheren Lehrpläne erhalten, aber sie wollte wissen, was bei den Schülern hängen geblieben war. Sie fand schnell heraus, dass alle Schüler im Kurs motiviert schienen und im letzten Jahr gut aufgepasst hatten. So entschloss sie sich, in der ersten Stunde nichts Neues zu erklären, sondern die Duellierkünste der einzelnen Schüler zu testen.
„Mr. Smith, würden Sie mir bitte in den Duellierbereich folgen? Ich möchte gerne gegen jeden von Ihnen antreten, um zu sehen, wie weit Ihre praktischen Fähigkeiten sind.“
Damit ging sie in den hinteren Bereich des Raumes und wartete auf den angesprochenen Schüler, der leicht nervös drein schaute.
Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Egal, was sie sonst alles an Fehlern hatte, duellieren konnte sie sich. Zumindest, wenn keine akute Gefahr wie heute Mittag bestand …
Mit diesem Gedanken im Kopf sagte sie selbstsicherer, als sie sich fühlte: „Greifen Sie mich an. Stellen Sie sich vor, ich wäre Professor Snape, der Sie gerade heruntergeputzt hat.“
Die Schüler kicherten und Edward Smith stellte sich auf, während sie wirklich wünschte, sie würde dem Zaubertränkeprofessor gegenüberstehen und ihn fertig machen können für das, was er am Baum gesagt hatte. Sie würde ihm schon zeigen, dass sie unterrichten konnte!
Ihr Schüler hatte inzwischen den Zauberstab erhoben und rief seine ersten Angriffe aus.
Beth hatte keine Probleme diese zu blocken, aber sie bemerkte erstaunt, dass Mr. Smith sich zurück hielt. „Kommen Sie, Mr. Smith. Ein Drittklässler hätte diese Zaubersprüche besser anbringen können“, versuchte sie ihn zu reizen. Sie wollte wissen, was er wirklich konnte. Langsam taute der Schüler auf und beharkte sie mit verschiedenen, teilweise wirkungsvollen Zaubern. Nachdem sie einem Deprissimus ausgewichen war und einen Seelenlöser geblockt hatte, gab sie ihm das Zeichen, aufzuhören.
„Sehr gut“, lobte sie zufrieden. „Und jetzt möchte ich sehen, wie Sie sich verteidigen. Expelliarmus!“
Beth begann, mit verschiedenen Angriffszaubern auf den Schüler einzudringen. Dabei nutzte sie ungefährliche Sprüche, diese aber in einer sehr schnellen Abfolge, um seine Reaktionen zu testen. Mr. Smith kam hierbei schnell ins Taumeln und ein Stupor von ihr traf ihn schließlich in die Seite. Er fiel rücklings auf den Boden, der sich im Duellierbereich weich wie eine Matratze anfühlte, wenn jemand darauf fiel. Dann belebte Beth ihn wieder und sagte: „Der Nächste, bitte.“
Einen nach dem anderen schickte sie die Schüler auf die Matte. Dabei fand sie heraus, dass alle schon ein recht hohes Niveau an verfügbaren Zaubersprüchen hatten, es ihnen aber an Schnelligkeit im Aufruf und Unabhängigkeit vom Sprechen mangelte. Insgesamt war sie sehr zufrieden. Es war eine gute Basis, auf der sie hier aufbauen konnten und sie hatte bei der Übung etwas von ihrem Selbstvertrauen zurückgewinnen können, als sie merkte, dass sie die Zauber alle hatte blocken können. Sie war anscheinend doch nicht ganz unfähig geworden.
Nachdem alle Schüler wieder auf ihren Plätzen saßen, erklärte sie: „Sie haben Ihre Sache alle gut gemacht. Jedoch ist mir aufgefallen, dass die Wenigsten auch ungesagte Zaubersprüche nutzen. Soweit ich weiß, wurde dies ab der sechsten Klasse unterrichtet?“ Die Schüler nickten zögernd und eine Schülerin, Marie Reynolds, sagte zögernd: „Das ist korrekt, Professor Kaufmann. Allerdings sind die ungesagten Zauber so schwer.“
Beth nickte zustimmend. „Sie haben Recht, ungesagtes Zaubern ist nicht leicht. Es verschafft einem aber ungeahnte Vorteile gegenüber einem Angreifer. Dabei muss der Angreifer kein Mensch sein, auch ein magisches Tier kann einen dazu nötigen, sich verteidigen zu müssen. Daher werde ich Ihnen in diesem Schuljahr nicht nur neue Zauber beibringen, sondern wir werden vor allem auch das ungesagte Zaubern üben und an Ihrer Reaktionsschnelligkeit arbeiten.“ Vielleicht würden die Schüler einem wild gewordenen Baum dann besser gegenüberstehen als sie, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, den sie unwillig abschüttelte.
Bei ihren letzten Worten klingelte es zum Ende der Stunde und sie verabschiedete die Schüler.
Sie war tatsächlich mit sich zufrieden und hatte den Eindruck, dass die Stunde gut verlaufen war.
Sie würde Minerva darum bitten, ihr eine Duellvorführung zu gestatten, damit die Schüler einen Eindruck gewinnen würden, wie ein ernsthaftes Duell aussehen konnte. Bestimmt würde Hermione sie dabei unterstützen. Und sie würde zeigen können, dass sie nicht nur dumm herumstehen konnte, wenn etwas passierte.
Beth packte schnell ihre Sachen zusammen, um rechtzeitig für ihre erste Flugstunde mit den Zweitklässlern am Quidditchplatz zu sein. Sie hastete noch schnell zu ihrer Wohnung, warf sich einen wärmeren Umhang über und schnappte sich ihren Feuerblitz, bevor sie sich von der Karte des Rumtreibers den schnellsten Weg zeigen ließ. Dabei kam sie durch Gänge und Korridore, die so aussahen, als wären sie Jahre nicht mehr betreten worden.
Sie freute sich schon darauf, Hogwarts an den Abenden, an denen sie Aufsicht hatte, erkunden zu können.
Mit der Karte kam sie fünf Minuten zu früh zum Quidditchplatz, für sie eine kleine Sensation, die ihr Selbstwertgefühl etwas weiter aufbaute. Sie musste Hermione und Harry wirklich noch einmal für die Karte danken, die sie davor bewahrte, sich vor ihren Schülern lächerlich zu machen.
Da noch keiner der Schüler zu sehen war, stieg sie auf ihren Feuerblitz und stieß sich ab. In schnellen Kreisen schraubte sie sich höher und genoss das Gefühl, endlich einmal wieder auf ihrem Besen zu sitzen. Sie hatte schon viel zu lange keine Zeit und Gelegenheit dafür mehr gehabt.
Sie vollführte einige Manöver mit dem Feuerblitz. Loopings, Spiralen, Schrauben, schnelle Kehrtwendungen und bemerkte dabei, dass sie ziemlich eingerostet war. Dennoch, fliegen war etwas, dass sie wirklich konnte und liebte und egal, wie schlecht ein Tag auch verlief, es konnte sie fast immer aufheitern. Als sie erschöpft anhielt, um Luft zu holen, hörte sie Beifall von unten. Erschrocken sah sie, dass die Zweitklässler anscheinend schon vollständig versammelt waren und begeistert zu ihr hinauf sahen. Super Beth, das hast du gut gemacht, stöhnte sie innerlich. Schnell fegte sie zu den Schülern hinunter.
Diese hatten jede Scheu verloren und riefen durcheinander: „Das war super!“ „Ich möchte auch so fliegen können!“ „Wie haben Sie diese Kehrtwende gemacht?“ „Ist das etwa ein Feuerblitz?“
Beth musste unwillkürlich über die Situation lachen. Sie klatschte in die Hände, um für Ruhe zu sorgen und sagte dann mit lauter, freundlicher Stimme und einem Zwinkern in den Augen: „Hallo zusammen. Es tut mir leid, dass ich Sie alle habe warten lassen. Ich musste kurz testen, ob mein Besen mit Ihren überhaupt noch mithalten kann. So, dann lassen Sie uns beginnen. Was haben Sie bisher gelernt?“
Mit dem Enthusiasmus der Jugend beantworteten die 35 Zweitklässler ihre Antworten. Es schien, als hätte Professor Hooch die Schüler gut unterrichtet.
Nachdem Beth fürs erste genug wusste, klatschte sie wieder in die Hände und rief: „So, teilen Sie sich bitte in fünf 7er Gruppen auf und dann möchte ich sehen, was Sie können.“
Beth schwenkte ihren Zauberstab und rief sieben Schulbesen herbei. Die alten Besen waren inzwischen durch neuere ersetzt worden, was hieß, dass die Schüler jetzt auf Nimbus 2000 übten. Diese waren noch nicht ganz so schnell wie neuere Modelle, aber dafür sicherer, was bei den Erst- und Zweitklässlern wichtig war.
Beth wies die erste Gruppe am, auf die Besen zu steigen und beobachtete vom Boden aus, wie die sieben Schüler sich mehr oder weniger geschickt abstießen. Dann ließ sie die Gruppe geradeaus fliegen, sich in Kurven legen und höher und tiefer steigen, um herauszufinden, ob gravierende Unterschiede in der Gruppe bestanden. Zwei Schülerinnen fielen ihr auf, die ihre Sache zwar gut machten, aber zu verkrampft waren und daher sehr unsicher erschienen.
Beth stieg auf ihren Besen und flog zu den beiden hoch. „Wissen Sie, was das Besondere an diesem Quidditchplatz ist?“
Die beiden schüttelten nervös den Kopf. „Nach einigen Stürzen im letzten Schuljahr hat Professor McGonagall den Boden für die Schulstunden magisch polstern lassen. Das heißt, wenn Sie herunterfallen, ist es als ob Sie langsam in ein Wasserbett gleiten würden.“
Die beiden Schülerinnen sahen sie ungläubig an. „Glauben Sie mir etwa nicht? Dann passen Sie einmal auf.“
Damit schwang Beth ein Bein über den Besen und ließ sich fallen. Die Schüler am Boden schrien erschrocken auf und die Fliegenden schauten ungläubig, als Beth langsam zu Boden segelte und butterweich auf diesem landete. Beth verstärkte magisch ihre Stimme und klärte die anderen Schüler über den Sachverhalt auf. Dann rief sie ihren, immer noch dahin gleitenden, Feuerblitz und rief wieder Anweisungen nach oben.
Eine bemerkenswerte Änderung war in den beiden Schülerinnen seit ihrer Demonstration vorgegangen. Sie flogen jetzt sicherer und fast etwas übermütig, so dass Beth sie einige Male ausbremsen musste. Auch die anderen Schüler wurden waghalsiger.
Daher rief sie nach weiteren fünf Minuten: „in Ordnung, Sie können herunterkommen. Und wer mag, darf den Boden ausprobieren. Aber nur aus einer Fallhöhe von max. 10 Metern, wenn ich bitten darf.“ Begeistert stürzten sich die meisten Schüler in die verlangte Höhe und sprangen von den Besen ab, um sich langsam auf den Boden sinken zu lassen und dabei begeistert zu juchzen. Auch die beiden ängstlichen Schülerinnen versuchten es und Beth dankte Minerva im Stillen, dass sie diese Änderung eingeführt hatte. Die Lehrer konnten per Zauber diese Sicherung aktivieren. Für Quidditchspiele und das Training wurde es nicht benutzt, damit die Schüler nicht zu grob spielten. Aber um den Fluganfängern die Angst zu nehmen, war es super geeignet. Und auch für die ersten oft holperigen Soziusflüge …
Nacheinander ließ sie jetzt alle Schüler auf die Besen und begutachtete ihr Können. Und fast alle wollten so besonders absteigen, wie die erste Gruppe. Nach dem ersten Durchlauf durfte die erste Gruppe erneut ran und Beth fing jetzt an, die Einzelnen genauer zu korrigieren. „Halten Sie die Hände weiter voneinander weg, Miss Reynolds.“
„Sie müssen sich mehr in die Kurve legen, Mr. Miller.“
Nach dieser Runde verlangte sie von den etwas enttäuschten Schülern, normal zu landen. Als sie sah, dass einige dies recht wackelig taten, korrigierte sie wieder. Dann zeichnete sie Kreise auf den Boden, ließ die Schüler erneut aufsteigen und diesmal in den Kreisen landen. Das wiederholte sie so lange, bis alle Schüler es, mehr oder weniger gut, geschafft hatten.

Erstaunt hörte sie, wie die Schulklingel läutete und wies die letzte Gruppe an, das Landen noch einmal zu versuchen. Zufrieden stellte sie fest, dass inzwischen alle zumindest einmal recht treffsicher gelandet waren.
Dann entließ sie die Schüler und wollte die Besen einsammeln. Aber die Schüler bewegten sich nicht und sahen die Lehrerin nur schüchtern an. „Ach bitte“, wagte sich dann eines der Mädchen mutig vor. Natürlich eine Gryffindor. „Könnten wir nicht noch etwas weiterfliegen? Bitte, Professor Kaufmann“, flehte die Schülerin. Beth überlegte kurz, nickte dann aber. Mit einem Schwenk rief sie weitere Besen herbei. „In Ordnung. Zum Abschluss spielen wir ein Spiel. Wer es schafft, mir das rote Band mit einer Hand aus dem Umhang zu ziehen, bekommt 20 Punkte.“
Begeistert stürzten die Schüler zu den Besen, während sie das rote Band, das sie während ihrer Ansage herbeigezaubert hatte, an ihrem Umhang befestigte. Dann bestieg sie ihren Feuerblitz und stieß sich ab. In Sekunden war sie von Schülern umzingelt. Mit Rücksicht auf ihre Flugkünste blieb Beth in einer Höhe von maximal 20 Metern. Was Hermione, die ihre Freundin hatte abholen wollen, jetzt zu sehen bekam, war ein witziges, fliegerisches Schauspiel. Wie ein Floh wand sich Beth zwischen den Schülern durch, wich aus, vollführte Loopings und schaffte es, der Übermacht von 35 Schülern immerhin 10 Minuten auszuweichen. Dann stieß ein recht geschickter Flieger hervor, ein Ravenclaw, wie Beth stolz bemerkte, und erwischte das Band. Jubelnd flog er eine Runde um den Platz, um dann auf 10 Meter runter zu gehen und sich fallen zu lassen. Hermione schrie entsetzt auf, als sie das sah und hatte ihren Zauberstab schon in der Hand, als sie bemerkte, wie langsam der Junge zu Boden glitt. Als sie dann beobachtete, wie sich alle von ihren Besen fallen ließen, wusste sie, dass irgendwer hier mal wieder getrickst hatte. Lachend ging sie auf den Platz zu und grinste eine keuchende Beth an. „Es scheint, du bräuchtest keinen Frühsport mehr, wenn die Schüler dich so auf Trab halten.“ Die Angesprochene grinste ebenfalls, dann holte sie tief Lust und sagte: „Das haben Sie alle prima gemacht. Wir sehen uns nächste Woche. Für jedes Haus 10 Punkte und die versprochenen 20 Punkte extra für Ravenclaw. Gut gemacht, Mr. Sanders.“ Die Schüler strahlten und bevor sie in Richtung Schloss davon liefen, rief sie noch: „Und noch ein Hinweis: Der Zutritt zum Quidditchplatz außerhalb der Schulstunden ist für Sie tabu!“
Die Schüler guckten verlegen, aber nach einem ernsten Blick von Beth erkannten sie, dass es wohl besser war, den Hinweis zu beachten, wenn die Stunden weiterhin so spannend sein sollten. Beth versuchte derweil, ihre Atmung zu beruhigen. Hermione sah interessiert auf den Boden des Quidditchplatzes. „Wie funktioniert das? Ein tardus concidere kombiniert mit einem mollis lectus?“
Beth nickte immer noch keuchend. „Minerva hat die Änderung letztes Jahr für die Flugstunden installiert. Ich kann den Zauber vor der Stunde in Kraft setzen und danach wieder aufheben, damit er beim Quidditchtraining und den Spielen nicht gilt. Aber nachdem ich die Schüler gesehen habe, sollte ich ihn wohl bestehen lassen, AUßER beim Training und den Spielen.“
„Ich glaube auch. Ihr hattet anscheinend richtig viel Spaß“, bemerkte Hermione grinsend.
Beth strahlte sie zufrieden an. „Ja, den hatten wir tatsächlich. Aber ich bin wirklich nicht mehr in Form, ich werde morgen ganz schön steif sein.“ Sie richtete sich auf, stöhnte kurz und fragte dann: „Wie war es bei dir?“
Hermione lächelte sie begeistert an. „Es war super. Ich hatte Gryffindor und Slytherin, fünfte Klasse. Es war ganz anders, als zu meiner Schulzeit. Die beiden Häuser haben sich nicht so verbittert angefeindet, sondern eher gutmütig gescherzt. Und nachdem ich ihnen gezeigt hatte, was man mit Verwandlung alles machen kann, waren sie begeistert bei der Sache. Ich war am Anfang ganz schön besorgt, ob ich das hinbekomme, aber es hat richtig Spaß gemacht. Die UTZ Schüler danach waren ebenfalls motiviert bei der Sache und haben schon wahnsinnig viel von Minerva gelernt.“
„Freut mich, dass es gut geklappt hat. Um ehrlich zu sein, vor der ersten Stunde habe ich mich wirklich gefragt, was das für eine Schnapsidee war, unterrichten zu wollen, wo ich nun wirklich nicht die autoritäre Respektsperson bin. Aber irgendwie war es gar nicht soo schwer. Auch meine Siebtklässler konnten schon sehr viel und es macht super viel Spaß. Naja, mal sehen wie es wird, wenn erst die Hausaufgaben kommen und so. Ob die Schüler dann noch so begeistert sind?“
Hermione grinste. „Ich hoffe es doch. Zumindest gibt es bei uns genug albernes Zauberstabgefuchtel.“

Beide lachten, während sie in Richtung Schloss schlenderten. Dann sagte Beth plötzlich: „Weißt du, ob Professor Snape die Erstklässler schon hatte? Ich würde zu gerne wissen, ob er die Rede immer noch hält und sie so gerne mal live hören.“
Hermione schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Ich glaube, die Hufflepuffs und Slytherins waren schon dran. Kann sein, dass er deine Ravenclaws und die Gryffindors erst morgen hat. Aber ob er die Rede immer noch hält? Vielleicht war sie auch speziell für uns und vor allem Harry gedacht, ich weiß es nicht.“
Beth seufzte bedauernd. „Was gäbe ich darum, ein Animagi zu sein und Wanze spielen zu können.“
Dann erhellte sich plötzlich ihr Gesicht und sie grinste spitzbübisch. „Albus weiß doch bestimmt, ob er zufällig morgen in der zweiten Stunde die Erstklässler hat, oder?“
Hermione schaute sie prüfend und plötzlich misstrauisch geworden an.
„Ja, kann schon sein. Was hast du jetzt wieder vor?“
„Nun, du als Verwandlungslehrerin müsstest ja wissen, dass ein zu einem Objekt verwandelter Mensch durchaus noch hören und sehen kann“, sagte Beth und grinste diabolisch.
Hermione schüttelte abwehrend den Kopf. „Vergiss es, Beth. Stell dir vor, Professor Snape entdeckt dich.“
„Ach was“, sagte Beth und winkte leichthin ab. „Ich könnte mich doch als Buch verkleiden, in seinen Schrank stellen und das Echte wegnehmen. Das fällt doch bestimmt nicht auf und ich hätte einen super Blick auf alles. Ähmm … hat Professor Snape überhaupt einen Bücherschrank im Klassenzimmer?“
„Ich glaube, das sollte ich dir lieber nicht sagen“, seufzte Hermione. Beth war schon immer die Abenteuerlustigere gewesen und erinnerte sie manchmal sehr an Fred und George. Zumindest hatte sie das früher getan. Wenn sie eine ihrer verrückten Ideen hatte, konnte kaum jemand sie davon abhalten. Sie war schon immer ziemlich stur gewesen.
„Bitte, bitte, Mione, hilf mir dabei“, bettelte Beth und schaute Hermione mit großen Augen an.
Diese musste unwillkürlich lachen und gab auf. Es hatte ja doch keinen Sinn, gegen eine Wand zu reden. „Also gut, ich helfe dir. Aber wenn Professor Snape dich in eine Kakerlake verwandelt, dann bin ich nicht schuld und ich werde dich nicht zurück verwandeln.“
Beth umarmte ihre Freundin stürmisch. „Du bist die Beste, dankeschön!“ Insgeheim wusste sie, dass sie Professor Snape nie mit dem Erlebten heute Mittag konfrontieren würde. Aber wenn ihr Plan gelang, konnte sie es ihm wenigstens im Geheimen zurückzahlen, dass er sie so niedergemacht hatte.

Die beiden erreichten die Eingangshalle und Hermione überlegte. „Wir haben noch eine Stunde Zeit bis zum Abendessen. Sollen wir noch etwas an der Heulenden Hütte machen?“
Beth überlegt kurz und nickte. Dann schaute sie auf sich und Hermione, zog ihren Zauberstab und verwandelte ihre Kleidung in bequeme Overalls. Danach zog sie Hermione wieder nach draußen, bedeutete ihr, auf den Feuerblitz zu steigen und schon flogen die beiden geschwind zur Heulenden Hütte.
Dort angekommen machten sie sich daran, die Zwischenwände, wo es nötig war, auszutauschen. Die noch brauchbaren Hölzer mussten neu abgeschliffen und lackiert werden, bevor sie wieder eingesetzt werden konnten. Da Beth und Hermione sich das nicht zutrauten, apparierten sie zum Holzhändler, bei dem sie gestern schon gewesen waren und baten ihn darum, diese Arbeit für sie auszuführen. Er versprach, dass die Bretter morgen fertig seien und per Aufrufezauber geholt werden könnten.
Danach arbeiteten sich Beth und Hermione weiter systematisch durch die vier Zimmer, ersetzten, was zu ersetzen war und schickten noch mehr Bretter zum Händler. Nach einer Stunde waren sie mal wieder völlig erschöpft, aber zufrieden mit ihrer Arbeit. Das Anbringen der neuen Holzbretter würde morgen schnell von der Hand gehen und dann fehlten noch die Decken, Fußböden und Mobiliar. Die Decken würden sie sich morgen Abend nach den Wänden vornehmen, den Fußboden am Mittwoch und Beth würde in ihrer Freistunde am Donnerstag Möbel besorgen. Die beiden hofften, dass nicht noch etwas Unvorhergesehenes dazwischen kam und den Zeitplan völlig über den Haufen warf, sie waren aber erstmal vorsichtig optimistisch.
Zufrieden flogen die beiden zurück ins Schloss, duschten schnell und waren um 18:30 beim Abendessen. Da Beth für 19 Uhr eine Versammlung anberaumt hatte, versuchte sie, schnell zu essen, um nicht zu spät zu kommen. Als sie gerade gehen wollte, hielt Professor Snape sie auf. In einem neutralen Ton verkündete er: „Das Labor kann jetzt von Ihnen benutzt werden, Professor Kaufmann. Kommen Sie bitte zuvor in mein Büro, damit ich Ihnen die Schutzzauber erläutern kann.“
Beth blickte ihn ausdruckslos an, nickte und sagte kühl: „Vielen Dank, Professor Snape. Ich werde es mir morgen Abend ansehen, wenn es Ihnen recht ist. Ich habe für heute eine Versammlung in Ravenclaw einberaumt.“
Professor Snape nickte nur und wendete sich ab, während sie den Impuls unterdrückte, ihm eine Grimasse zu schneiden. So ein aufgeblasener, hochnäsiger, unangenehmer Mensch!
Sie blickte auf die Uhr und ging dann schnell in ihr Büro, suchte erfolglos nach den benötigten Unterlagen und rief sie schließlich per Aufrufezauber zu sich. Dann hastete sie, mal wieder zu spät dran, zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws.
Vor dem Adler angekommen, sagte dieser:
„Von allen gesehen, kann mich doch keiner berühren.
Ich bin neu und doch alt und wandere viel.
Ich bin nicht aus Silber, obwohl ich silbern erschein',
und jeder weiß, dass ich den Liebenden Träume schenke.“

Beth musste nicht lange nachdenken, das Rätsel war einfach. „Das ist der Mond.“
Die Tür schwang auf und Beth trat ein.
Obwohl sie nicht zu spät war, schien es, als ob trotzdem schon alle Schüler anwesend waren. Beth seufzte innerlich und lächelte dann in die Runde. Sie ging auf den freien Platz am Kamin zu und setzte sich. Währenddessen schlüpften dann doch noch einige Schüler durch die Tür. Ha, sie war nicht die Letzte gewesen!
Beth schaute in die Runde und fragte: „Vermisst jemand noch einen Mitschüler oder sind alle da?“
Die Schüler schüttelten den Kopf, also hob sie ihren Zauberstab und rief einen Zählzauber auf.
Sie las das Ergebnis ab und nickte zufrieden. Es waren alle Schüler anwesend.
Nachdem die Vollständigkeit geklärt war, sagte sie freundlich: „Es freut mich, dass alle hier sind. Ich habe diese Versammlung einberufen, damit Sie Ihre neue Hauslehrerin besser kennenlernen können und ich die Chance habe, mich mit Ihnen besser vertraut zu machen. Ich werde Ihnen kurz etwas von mir erzählen und dann dürfen Sie Fragen stellen. Danach werde ich Ihnen erklären, wie ich mir das Ganze künftig vorstelle. Ist das für Sie in Ordnung?“
Die Schüler nickten und sie begann, kurz zu erzählen, wo sie herkam, was sie studiert hatte, was sie bisher gearbeitet hatte und einige weitere Episoden aus ihrem Leben, die ihr unverfänglich, aber spannend genug erschienen.
Als sie fertig war, fragte ein Mädchen neugierig: „Aber haben Sie denn keine Verwandten in Deutschland? Warum sind Sie hierher gekommen?“
Beth blickte das Mädchen an. „Ich habe Verwandte in Deutschland, meine ganze Familie ist dort. Aber ich brauchte einen Neuanfang und die Stelle hier in Hogwarts bot mir die Gelegenheit dazu.“
„Aber wieso?“, bohrte ein anderer Schüler nach. Beth lachte leise auf, während sie am liebsten gestöhnt hätte. Es waren wirklich Ravenclaws. Sie wussten, dass das nicht alles sein konnte. Sie seufzte leise, dann sagte sie mit betont ruhiger Stimme: „Mein Mann ist vor 14 Monaten bei einem Unfall gestorben. Ich brauchte eine andere Umgebung und da Professor Granger seit Jahren eine enge Freundin von mir ist, ergriff ich die Gelegenheit, hier einen Neuanfang zu wagen. Sind Sie damit zufrieden?“
Die Schüler nickten betreten, als sie die Trauer sahen, die kurz über Beths Gesicht huschte.
Sie wollte das Mitleid nicht sehen, daher lenkte sie die Schüler schnell ab, indem sie erzählte, was sie plante. „Ich bin noch relativ jung und kann mich daher nicht als Ihre Ersatzmutter ansehen. Aber es ist mir wichtig, dass Sie alle wissen, dass ich jederzeit für Sie da bin, egal was Sie für Sorgen haben. Sprechen Sie mich an und ich werde sehen, was ich machen kann. Oder erzählen Sie es mir, wenn Sie jemanden zum Zuhören und Trösten brauchen. Für eine Mutter bin ich vielleicht zu jung, aber für eine Freundin nicht zu alt.“
Dann erklärte sie, dass sie künftig jeden Monat eine Versammlung abhalten würden, um darüber zu sprechen, was für die nächsten Wochen geplant war, was aktuell anstand, was in der letzten Zeit schlecht gelaufen war und was sie alle sonst noch so beschäftigte. So verging die Zeit recht schnell und es war schon fast 21 Uhr als Beth zum Ende kam.
„Ich habe noch eine letzte Bitte an Sie. Wenn Sie kurz stillsitzen würden, kann ich etwas durchführen, was mir meine neue Aufgabe einfacher werden lässt.“ Damit schwang sie ihren Zauberstab kurz über die Köpfe der Schüler und konzentrierte sich.
„Was haben Sie gemacht?“, fragte ein Schüler neugierig.
„Nun, Mr. Brown“, sagte Beth mit einem schelmischen Lächeln, „ich habe in meinem Büro eine Liste, in der jeder Schüler von Ravenclaw aufgeführt ist. Allerdings nutzt dies wenig, wenn ich Sie alle noch nicht genau kenne. Daher habe einen Memorium Zauber so verändert, dass er die Liste mit Ihnen allen verquickt und mir daher innerlich Informationen über Sie preisgibt, wenn ich mit Ihnen spreche. So weiß ich z.B., dass Sie Schüler der sechsten Klasse sind und in der Quidditchmannschaft als Jäger spielen.“
Die Schüler sahen sie fassungslos an und sie setzte hinzu. „Keine Angst übrigens. Die Liste enthält keinen Hinweis auf Ihre Noten.“
Manche Schüler lachten bei diesen Worten erleichtert auf.
„Und das funktioniert bei jedem von uns?“, fragte eine Schülerin wissbegierig.
„In der Tat, Miss Evans. Der Zauber hält solange vor, bis ich Sie kenne, dann wird er nach und nach für jeden Schüler verschwinden.“
Die Schüler nickten jetzt begeistert, vor allem die Erstklässler, von denen manche erst seit kurzen von der Zaubererwelt wussten. Was hier alles möglich war. Beth dankte innerlich Filius für diesen Zauber, den er ihr verraten hatte und der ihr mit Sicherheit ziemlich hilfreich sein würde.

Kurz darauf verabschiedete sie sich von den Schülern und schickte sie hinauf in ihre Schlafräume.
Dann ging sie in ihr Büro, um noch einige Dinge für den morgigen Unterricht vorzubereiten. Im Grunde würde sie die erste Stunde mit jeder Klasse ähnlich gestalten, wie die Heutige. Trotzdem wollte sie noch einmal durchgehen, was die Schüler können sollten. Gleich morgen würde sie Minerva darum bitten, ihr die Möglichkeit eines Showduells für die Schüler zu bieten.
Während sie versuchte, ihre Unterlagen in ein halbwegs durchschaubares System zu bringen, wurde sie von einer Stimme erschreckt. „Guten Abend, meine Liebe. Wie war dein erster Schultag?“ Beth wirbelte herum und sah Albus in einem Bild stehen. Sie fasste sich an die Brust und sagte stöhnend: „Hast du mich erschreckt. Macht das bitte nie wieder.“ Dann lachte sie das gemalte Ich des ehemaligen Schulleiters an und fuhr freudig fort: „Es ist gut, dass ich dich treffe, Albus. Ich wollte noch etwas fragen. Weißt du, ob Professor Snape morgen die Erstklässler aus Ravenclaw und Gryffindor hat?“
„Wieso fragst du?“, wollte Albus wissen.
„Ach … nur so“, sagte sie gespielt unschuldig.
Er dachte sich zwar seinen Teil, gab ihr aber bereitwillig die Auskunft, dass der Zaubertränkemeister die erste Klasse morgen in der zweiten Doppelstunde hätte.
Sie beherrschte sich, um nicht loszujubeln und nach einigem Geplänkel über den heutigen Tag, bei dem sie die Episode an der Peitschenden Weide verschwieg, verabschiedete sich der frühere Schulleiter und sie wandte sich wieder ihren Unterlagen zu, während ihre Gedanken kreisten.
Das war ja einfach prima, dachte sie. Das wäre ihre Chance, die Rede mitzuerleben. Sie hatte auch schon eine Idee, wie das Ganze klappen könnte. Sie würde Hermione dafür brauchen. Diese sollte Professor Snape beim Frühstück um ein bestimmtes Buch bitten, um etwas nachzuschlagen, würde dieses aber nicht zurückbringen. Stattdessen würde Beth sich in eine Kopie des Buches verwandeln und Hermione könnte sie dann in den Klassenraum bringen. Sie war sicher, dass Professor Snape einige ihr bekannte, einfachere Bücher in seinem Klassenraum verwahren würde.
Zufrieden mit ihrem Plan ging sie in ihre Wohnung und fiel bald darauf müde ins Bett. Hoffentlich konnte sie heute Nacht besser schlafen. Sie versuchte, an nichts zu denken und merkte bald, wie ihr Bewusstsein entglitt. Das Letzte, was sie sah, war das Bild des Zaubertränkeprofessors, der sie anherrschte, sie stünde nur im Weg herum. Unbewusst krauste sich ihre Stirn, bevor der Schlaf sie endgültig erfasste.


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