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Fanfiction

Harry & Hermine - Der zweite unverzeihliche Fluch und eine Beichte

von rodriquez

Einige Minuten irrte ich durch die Gänge Hogwarts. Mir bot sich ein schreckliches Bild. Überall lagen Trümmerteile. Holzspäne. Glassplitter. Weggesprengte Wände in die man ins Freie blicken konnte. Nichts erinnerte an den einstigen Glanz einer Schule für Zauberei.
Wir hatten es geschafft. Harry hatte es tatsächlich geschafft. Nachdenklich, aber glücklich konnte ich durch eine der zerstörten Wände zusehen, wie Ministeriumsgehilfen die Leiche Voldemorts aus der großen Halle trugen. Kingsley überwachte die Aktion persönlich. Legte selbst Hand an. Die Gänge menschenleer. Kraxeln war angesagt. Überall Steine, Schutt und Asche. Es behinderte mich kaum, denn ich hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Mit jedem Schritte spürte ich die Erleichterung. Auf einer Empore suchte ich mir einen geeigneten Platz, von dem ich die große Halle überschauen konnte. Wehmütig schaute ich ein letztes Mal in die Gesichter einiger Freunde.
Remus und Tonks. Ihre Leichen wurden abgedeckt. Ihr Sohn Teddy würde ohne seine Eltern aufwachsen. Ihn ereilte das gleiche Schicksal wie Harry. Doch Teddy würde nicht bei ungeliebten Verwandten aufwachsen. Er hatte seine Großmutter und er hatte uns. Harry und mich. Seine Paten. War es nicht erst gestern, dass Remus uns die Frage stellte? Niemand konnte ahnen, dass nur wenige Stunden später aus einem Gedanken Realität werden würde. Fred Weasley. Sein Leichnam wäre als Nächstes an der Reihe. Selbst aus dieser riesigen Entfernung sah es so aus, als würde er immer noch lächeln. Neben ihm kniete George. Tränen konnte ich keine sehen. Aber er lamentierte, schlug mit seiner Faust mehrfach auf die Hülle seines zweiten Ich. Ginny, abgewandt. Ihr Gesicht in Nevilles Nacken vergraben. Ihr Körper zitterte. Unverkennbar, dass sie schluchzte. Molly zupfte und zerrte an ihrem toten Sohn. Strich über seine Haare. Richtete sein Hemd, stopfte es glatt in die Hose. Energisch, mit Händen und Füßen drängte sie die Männer mit den Tüchern zurück. Redete auf sie ein. Riss einem von Ihnen ein Tuch aus der Hand. Sie tat es selbst. Ein letzter Kuss einer liebenden Mutter, dann bedeckte sie ihren Sohn mit dem weißen Leinentuch. Bitterlich weinend stand sie auf, fiel Arthur in die Arme. Ron. Regungslos daneben, starrte in die Gesichter seiner Familie. Lavender gab ihm Halt. Er hielt sich tapfer. Blieb standhaft. So viele Familien, die trauerten, die Wiedersehen feierten. Trotz allem Leid konnte man eine allgemeine Aufbruchstimmung, eine Erleichterung spüren. Unbeachtet zog ich weiter. Meine Gedanken kannten nur ein Ziel. Meine Beine führten mich auf den richtigen Pfad. Trotz aller Widerstände. Aber was waren ein paar Geröllbrocken, Schutt oder Asche im Vergleich zu dem, was wir schon aus dem Weg geräumt hatten:
Jahrelange Angst. Tödliche Gefahr. Widerliche Kreaturen. Todesser. Horkruxe. Tod und Vernichtung. Gefühlswirren. Ein Weihnachtsball. Ein Flug auf einem unsichtbaren Thestral nach London, in Verbindung mit dem Tod von Sirius. Die Verbannung meiner Eltern. Mein unrühmlicher Vertrauensbruch. Unsere Liebe, dem Ende und der Erneuerung. Für wenige Minuten durfte ich einer von sieben Harrys sein. Ein außergewöhnliches Gefühl. Unbeschreibbar. Keiner durfte es wissen. Ich wusste es selbst nicht mehr.
All das ging mir durch den Kopf, während ich immer weiter nach oben stieg. Blind. Von unsichtbarere Hand sicher über alles Geröll hinweggeführt.
Die Verbannung meiner Eltern spiegelte sich vor meinen Augen wieder. Bill und Fleur. Tanzen mit Harry. Die Flucht ins Ungewisse. Tottenham Court Road. Der Grimmauldplatz. Der Streit mit Ron. Seine Flucht. Wunderschöne, unbeschwerte Tage. Godrics Hollow. Ab diesem Zeitpunkt kamen wir kaum noch zur Ruhe. Bis … Ja, bis vorhin.
Das Portraitloch, das einst den Zugang zum Gryffindor Gemeinschaftsraum bildete lag vor mir. Der geheime Eingang war alles Andere als geheim. Ein kreisrundes Loch von knapp zwei Metern Durchmesser offenbarte jedem den es interessiert hätte unsere Heiligtümer. Das Bildnis der fetten Dame hing schief und völlig zerfetzt von der Wand. Ihr Bild verlassen. Keine Ahnung wohin sie sich verkrochen hatte. Ich stieg hindurch und fand den Raum völlig verwüstet vor. Der Raum existierte nur noch in meiner Phantasie. Ein milder Wind pfiff durch die weggesprengten Decke und Außenwand. Der uns allzeit wärmende Kamin war nicht mehr als Solcher zu erkennen. An der Stelle wo einst Sirius erschien, konnte man das darunter liegende Stockwerk erkennen. Sessel und Couch standen an andern Plätzen, einige Sessel wurden wohl durch die Luft geschleudert, lagen auf den Lehnen. Der Aufgang zu den Mädchenräumen war durch Schutt der eingestürzten Wand unpassierbar. Besser sah der Zugang zu den Heiligtümern der Jungs aus. Jemand hatte gute Vorarbeit geleistet. Diesen Jemand hoffte ich am Ende der Treppe vorzufinden. Nur einen Blick wollte ich riskieren. Ich stellte mir vor, er würde schlafen. Ein einziger Blick hätte mir für den Moment Mut und Hoffnung gegeben. Während ich langsam in ihre Gemächer vordrang erlebte ich vor meinen Augen noch einmal die Flucht aus Gringotts, der Zaubererbank. Wie Bankräuber waren wir dort eingefallen. Verbrannten uns die Finger beim Einbruch in das Verlies der Lestranges. Ganz tief unten in den Katakomben. Bewacht von einem riesigen, unheimlichen Drachen. Noch einmal erlebte ich den Flug, die unglaubliche Flucht auf dem Rücken dieses Drachen. Armer Harry. Ich wette, die tiefen Kratzer meiner Angst, die, meiner Fingerkrallen spürt er heute noch.
Da war er. Der Raum indem mein Unheil begann. Der Raum, indem ich fast die größte Dummheit meines Lebens begangen hätte. Ein warmer Wind wehte um meine Nase. Nicht unangenehm, aber dennoch gänsehautlastig. Obwohl ich längst zur Frau gereift war, fühlte ich mich, wie ein frühpubertäres Kind auf dem Weg zu seinem ersten Mal. Trotz der Wärme zitterte ich. Ich fühlte mich hundemüde, wollte nur noch schlafen, hoffte auf ein angenehm weiches Kissen, an das sich mein Körper der Länge nach anschmiegen konnte. Er schlief. Seitenstellung, eine Hand unter dem Kinn, die Brille auf dem Nachttisch. Sein Körper verlor sich in dem riesigen Himmelbett. Die Vorhänge geöffnet. Der Baldachin stark in Mitleidenschaft gezogen. Ob er mich erwartet?
Was findet er an mir, fragte ich mich wieder einmal. Ein Spiegel direkt neben der Tür gab mir nur eine unbefriedigende Antwort. Meine ungekämmten, nussbraunen Haare hatten kaum noch etwas von ihrer ursprünglichen Farbe. Schmutz und Asche färbten sie Russschwarz. Mit meinen Fingern versuchte ich sie etwas zu richten, kämmte sie zurück, stellte mir vor, wie es wäre sie zu kürzen. Ob es ihm dann auch noch gefiele?
Ich fand es nicht einmal schlecht, trotz des Rußes sah meine Idee aus, als würde sie eine Menge Geld kosten. Für den Moment verwarf ich die Idee wieder. Ich würde irgendwann auf Ginny zurückgreifen. Mein Hintern sah in Jeans klasse aus. Taille 24, Länge 30. Ich konnte das rückwärtige Etikett lesen. Allerdings hatte sie wohl ausgedient. Selbst Magie würde sie nicht wieder vollständig herstellen können.
„Wenn ich so eine tolle, schmale Taille sehe, habe ich das Bedürfnis, sie mit beiden Händen zu fassen und vielleicht meinen Kopf irgendwo etwas höher zu vergraben“.
Seine Stimme brachte mich zum schmunzeln. Noch beließ ich meinen Blick auf meinem Spiegelbild. „Ich vermute, dass es sehr angenehm werden würde.“
„Warum vermutest du nur, und testest es nicht?“, langsam drehte ich mich zu ihm.
„Weil ich jetzt einfach nur ein Nickerchen machen will.“
„Wie lange?“
„Solange es dauert“. Sein Atem ging schwer. „Bist du auch müde?“
Ich nickte. „Wir waren die ganze Nacht unterwegs.“
„Warum leistest du mir nicht Gesellschaft?“
„Hier?“. Ich zögerte. „In der Schule? In deinem Bett?“ Und wieder die Erinnerungen…
„Kein Problem“, lächelte er. „Du bist schlank. Wir werden nicht viel Platz brauchen.“
„Und wenn man uns so erwischt?“, zögerte ich, dankbar, dass er nicht auf meine Anspielung einging.
„Wir müssen nicht ins Bett“, betonte Harry. „Wir können lediglich auf ihm liegen.“
„Seite an Seite?“, hoffte ich.
„Vollständig angezogen“, erklärte Harry. „Du brauchst dir nicht einmal die Schuhe auszuziehen.“
Ich schwieg, starrte ihn liebevoll an.
„Glaub mir, heute interessiert es kein Mensch, ob du im Jungenschlafsaal übernachtest. Kein Gesetz der Schule hatte heute Bestand.“
„Vielleicht doch“, erklärte ich. „Hogwarts hat verrückte Vorschriften.“
„Nicht heute“.
Ich lächelte und gähnte, streckte mich voller Müdigkeit aus. Langsam trabte ich heran, setzte mich auf das Bett, wollte mich zurücksinken lassen.
„Ich dachte schon, du kommst nie“, lächelte Harry mit leuchtenden, aber völlig übermüdeten Augen.
„Du hast doch wohl nicht allen Ernstes geglaubt, dass ich dich jetzt, wo Alles vorbei ist in Ruhe lasse?“, tönte ich mutig.
„Mir schlottern die Knie“. Spielerisch klapperte Harry mit seinen Zähnen.
Energisch kam ich näher und forderte ihn auf Platz zu machen. „Rutsch'n Stück“.
Grinsend hob er seine Decke an, und wartete bis ich es mir an seiner Seite bequem machen würde, was ich auch tat, zunächst vorsichtig und auf leichtem Abstand. „Keine Panik“, sagte Harry. „Ich bin viel zu müde.“ Wir lagen uns gegenüber. Gesicht an Gesicht. Ich spürte die Erleichterung, aber auch wie mein Körper, meine Augen immer schwerer wurden.
„Weißt du was Sirius mir in einem unserer letzten Gespräche verinnerlicht hat?“, flüsterte Harry.
Ich schwieg, wartete auf die Antwort.
„Wenn du Hermine das Herz brichst, werde ich dir eigenhändig den Arsch aufreißen.“
„Kluger Mann“, schmunzelte ich vergnügt. „Nur schade, dass er das nicht mehr kann.“
„Das hätte dir gefallen, oder?“
Meine Augen leuchteten zur Antwort.
„Nimm mich einfach in den Arm“, hauchte Harry. Nervös drehte ich mich um, blickte zum Eingang. Nur zögerlich zuckte mein Arm, schließlich schaffte ich es, ihn entlang seines Oberkörpers zu legen.
„Nur schade, dass wir nicht lange unter uns sein werden.“
„Es ist vorbei, Harry. Es gibt jetzt nur noch uns“
„Trotzdem. Ich hätte dich gerne ein paar Minuten für mich alleine gehabt.“
Ich robbte näher, verkrümelte mich nun doch in seinen Armen. „Du denkst also auch…“
„Ja. Ich befürchte, dass wir nicht die Einzigen sind, die eine Idee hatten.“
„Dann lass uns doch einfach kuscheln. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als einfach in deinen Armen einzuschlafen.“
„Du bist toll. Einfach wunderbar!“, hauchte mir Harry zu. „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“ Große Erleichterung zierte sein Gesicht.
Ja, er hat sich wohl doch etwas verschätzt. Aber das Ende hatte er vollkommen Allein hinbekommen. Und welch eine Heldentat dazu nötig war. Ich bewunderte ihn, für das, was er getan hatte. Ich bewunderte seine Auffassungsgabe, wenn er die früher schon regelmäßig an den Tag gelegt hätte. Nicht auszudenken. Ich hätte mich wohl in mehreren Unterrichtsfächern außer Verteidigung gegen die dunklen Künste eine Frustnote abholen müssen.
Ganz dicht schlang er seine Arme um meinen Körper: „Schatz, du hast einen Wunsch frei!“
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und antwortete: „Du wirst es kaum glauben, aber darauf habe ich gehofft. Und mir auch schon was überlegt: Ich möchte, dass du mit mir Winnie Puuh besuchst, dir den ganzen Abend für uns frei hältst. Ich…“, mein Wunsch kam ins Stocken. Sollte ich wirklich so deutlich sagen, was ich mir wünsche?
Warum eigentlich nicht. Mehr als Nein sagen kann er nicht. „Ich wünsche mir einen Kuschel- und Verwöhnabend.“
Harry lächelte. „Wie du willst“. Er drückte mich ganz fest. Enganeinandergeschmiegt lagen wir einige Augenblicke einfach nur verträumt da, küssten uns, dann beschäftigte mich noch eine weitere Frage: „Harry“, begann ich vorsichtig. „Darf ich dir eine Frage stellen?“
„Schieß los“, hauchte er angeregt.
„Sind wir jetzt eigentlich zusammen?“
Harry sah mich an, als würde er den Sinn meiner Frage nicht verstehen.
„Ich meine so richtig zusammen. Ein Paar...“, stammelte ich etwas planlos.
Harry antwortete nicht. Unverändert sein Blick.
„Okay“, überlegte ich, „dann formuliere ich die Frage anders: Seit wann sind wir zusammen?“ Noch immer hatte ich den Eindruck, eine undeutliche Frage gestellt zu haben, und meine Umformulierung schien die Verwirrung meines Freundes noch größer werden zu lassen. Ein Stöhnen über seine Lippen, ein nervöses kratzen hinter seinem Ohr. Endlich öffneten sich seine Lippen. „Brauchst du etwa einen offiziellen Termin?“, lächelte er, „dann nimm einfach den Zeitpunkt meiner folgenden Frage...“
„Welche Frage?“, wiederholte ich stirnrunzelnd.
„Willst du meine Frau werden?“
Konnte ich diese Frage ernst nehmen?
Zunächst einmal beschloss ich sie zu ignorieren. Allerdings unter gewaltigen Herzrhythmusproblemen. Zum Einen war es nicht der richtige Augenblick, viel zu früh und der völlig unpassende Rahmen. Ich wünschte mir die Frage nicht als Spaß, und so war sie wohl auch gemeint. „Es ist ... nur - weil, Ron hat mich gefragt seit wann...“
„Und du konntest ihm keine Antwort geben“, unterbrach Harry, „und jetzt interessiert dich, was ich geantwortet habe.“
Ein verständnisvolles Nicken huschte über sein Gesicht. „Habe?“, wiederholte ich. „Er hat dich auch gefragt?“
Harry nickte mir zu. „Seit mehr als zehn Jahren“.
Ein Lächeln eroberte mein Gesicht, die Antwort meines Freundes stimmte mich überglücklich. „Dann sind wir uns in diesem Punkt einig“.
Nach weiteren schweigend verbrachten Augenblicken hakte Harry schließlich doch nach. „Du hast meine Frage nicht beantwortet?“
„Welche Frage?“, schmunzelte ich verlegen, wohlwissend welche Frage gemeint war. Das Pochen unter meiner Brust wurde zu einem unlöschbarem Feuer. Enttäuscht starrte er an mir vorbei, so dass ich seinen Kopf in beide Hände nehmen, und sein Gesicht mir zuwenden musste. Seine Augen zitterten ängstlich. Ich küsste seine Stirn, seine Augen, seine Lippen. „Und ob ich will“, hauchte ich, und sein Gesicht begann zu leuchten. „Nur sollten wir erst die Schule zu Ende bringen, außerdem war deine Frage noch nicht Ernst gemeint, und...“
„Und?“
„Du musst offiziell um meine Hand anhalten.“
„So richtig mit Kaffee und Kuchen und Blumen bei deiner Mum?“
„Wohl eher mit Knieschoner bei meinem Dad“, schmunzelte ich höchst amüsiert.
„Bis zum fünfzehnten Juli ist aber noch lange hin...“
„Und wir sollten nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen“, fügte ich hinzu. „Du bist dir sicher? Warst nie verunsichert? Hast nie gezweifelt?“
„Ich würde lügen, wenn es nicht so gewesen wäre.“
„Dann hast du mit meiner Unsicherheit nur gespielt?“
Harry schwieg. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mir an diesem Punkt etwas verheimlichte. Während seine Lippen sich nicht bewegten, sprach sein Gesicht mit mir. Etwas beschäftigte ihn. Die Falten an seiner Stirn veranstalteten eine regelrechte Betriebsversammlung.
„Was war es dann?“, bohrte ich weiter, katapultierte mich aber genau in die falsche Richtung. Sehr zu Harrys Wohlbefinden. „Es war das Erste, was mich Sirius lehrte. Niemals Unsicherheit zeigen. Lerne Selbstsicher zu sein.“
„Auch mir hat er versucht das beizubringen. War wohl das Einzige, bei dem ich nicht aufgepasst habe...“
„Das würde ich so nicht sagen“, erwiderte Harry. „Deine Verunsicherung gab mir die Sicherheit, die Stärke.“
„Aber...“
„Sag mal, wie oft soll ich dir diese Frage eigentlich noch beantworten?“, lachte Harry. Die Falten auf seiner Stirn waren verschwunden. Er hatte sich rausgewunden. „Mir wurde klar, dass du nur an dir zweifelst, aber nie an deiner Liebe zu mir. Das hast du nie in Frage gestellt. Mit diesem Wissen war ich meiner eigenen Gefühle nie sicherer.“
„Das verstehe ich nicht“, antwortete ich peinlich berührt.
„Es hätte dir schon klar werden müssen, als du die Frage zum ersten Mal gestellt hattest. Unser Gespräch auf der Straße in Little Whinging. Ein so kluges Mädchen...“, lächelte er. „Ich war dir so dankbar, dass du es nicht verstehen wolltest.“
„Ich verstehe es immer noch nicht?“
„Weißt du, dass du richtig süß aussiehst, wenn du unwissend bist.“
„Harry“, empört schlug ich meine Faust auf seinen Oberarm.
„Dadurch, dass du glaubtest unsicher zu sein, hast du in Wirklichkeit mir die Sicherheit gegeben, die ich brauchte. Deine Kopf war nicht frei, du konntest nichts mehr Anderes denken. Nicht einmal an deine Eltern. Ich musste dir die Augen öffnen, dir musste klar werden, dass sie in großer Gefahr sind. Da wusste ich, dass ich eingreifen musste, dass ich nicht weiter...“ Die Betriebsversammlung an seiner Stirn begann von Neuem. Zögerlich und misstrauisch beäugte er mich.
Was um alles in der Welt geht hier ab?
„Du hast mir D geschickt, und es aussehen lassen, als wäre alles auf meinem Mist gewachsen...“
„Ich wusste, dass ich mich ohne Einschränkung auf dich verlassen konnte, aber das durfte nicht zu Lasten deiner Eltern geschehen.“
War es meine Erkenntnis bezüglich Dudley, oder hatte ich erneut den für ihn momentan richtigen Weg gewählt? Die Falten waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. „Du bist unglaublich“, strahlte ich, „und genau deswegen liebe ich dich.“
„Aber nicht jetzt“, Harrys Stimme wurde ganz leise, sein Zeigefinger lag auf seinen Lippen. Schritte näherten sich dem Schlafraum. Erschrocken rutschte ich leicht zur Seite, ging auf Distanz. Seine Hand hielt mich zurück.
Eine glucksende, fröhliche Stimme ertönte: „Uppppps - Ich glaube hier ist schon besetzt.“
„Geh schon, Lavender. Das sind nur Harry und Hermine“, mutig schob Ron sie weiter.
„Aber ich dachte wir feiern Wiedersehen...“, murmelte sie überrascht. „Mein Bruder ist tot. Für so was habe ich jetzt keinen Kopf. Du könntest mich trösten, mich einfach nur im Arm halten. Für das Andere haben wir hinterher noch genug Zeit“, mit einem Fingerzeig deutete er in Richtung eines Bettes. „Da ist mein Bett. Zieh die Vorhänge zu. Mach dich meinetwegen nackig, nimm mich in den Arm, aber bitte lass mich erst einmal pennen.“ Widerstrebend starrte sie Ron an, tat aber wie geheißen. Nachdem sie die Vorhänge geschlossen hatte, grinste uns Ron an. „Geht doch“, flüsterte er.
„Seid ihr wieder...?“ fragte ich im Flüsterton.
„Das wird sich zeigen. Die Chancen stehen aber, glaub ich ganz gut. Sie hört aufs Wort...“
„Bild dir nur nicht zuviel ein“, tönte es hinter dem Vorhang.
„Und ihr?“, ignorierte Ron den Zwischenruf. „Was habt ihr jetzt vor?“
„Erstmal pennen“, gähnte Harry. „Und dann?“ Er zuckte mit der Schulter. „dann sehen wir weiter. Little Whinging, Godrics Hollow. Überall wartet noch eine Menge Arbeit.“
„Du wirst dein Elternhaus wieder aufbauen?“
„Wenn sich Hermine vorstellen kann dort zu leben...“, es folgte ein kurzer Blick zu mir, und dann ein bejahendes Nicken zu unserem rothaarigen Freund.
„Ob ich mir das vorstellen kann?“, hauchte ich in sein Ohr, nachdem Ron hinter dem Vorhang seines Bettes verschwunden war. „Du hattest schon mal schlauere Fragen…“
Rons Bett quietschte und knarrte kurzzeitig. Ein stilles ein - mich - für - ihn - freuen Lächeln huschte über mein Gesicht, während Harrys Augen nur noch Millimeter geöffnet waren. Er streckte sich neben mir aus. Nach wenigen Augenblicken nahm ich fast zeitgleich zwei unterschiedliche Geräusche wahr. Ein leichtes Zischen beim Ein und Ausatmen in meiner Nähe, und eine Kettensägenmassaker hinter einem Vorhang. Den Punkt der Müdigkeit hatte ich eigentlich schon wieder überwunden. Um nicht der eigenen Versuchung zu erliegen, beschloss ich mich selber zu schützen, drehte Harry meine Rücken zu, entledigte mich aber doch meiner Schuhe. Die falsche Entscheidung, wie ich wenige Minuten später erfahren musste. Es stellten sich, so blöd es sich es anhört Entzugserscheinungen ein. So nah zu sein, und doch auf Abstand zu liegen. Das Problem begann, als er sich leicht bewegte und meinen Hintern mit Seinem berührte. Dieser Kontakt war nur ganz schwach, aber mir kam es vor, als hätte er mich an eine Steckdose angeschlossen. Ich öffnete die Augen, starrte auf die zugezogenen Vorhänge an Rons Gemach und versuchte herauszufinden, ob sich Harry im Schlaf bewegt hatte oder es eine absichtliche Berührung gewesen war. Einige Minuten verbrachte ich damit, darüber nachzudenken. Aber irgendwie stellte ich fest, dass es wohl in unserem Naturell liegen muss, der Gefahr zu trotzen. Ich tendierte eindeutig zur optimistischeren Version. Doch ich wusste nicht so recht, welche Reaktion von mir erwartet wurde. Wie benimmt sich ein braves Mädchen in dieser Situation? Also beschloss ich, mich selbst etwas zu bewegen. Nun war er wieder am Zug und konnte sich mit der Interpretation abmühen. In mir wuchs der unbändige Wunsch nackte Haut zu spüren. Ihm Nahe zu sein, genügte mir nicht mehr. Ich wollte seine direkte Nähe, seinen Körper.
Eine ganze Weile passierte nichts. Ich war kurz davor zu resignieren, zweifelte an meinem Optimismus. Doch dann rührte er sich erneut. Dieses Mal war der Kontakt ziemlich nachdrücklich. Du bist dran. Harry tarnte seine Bewegung mit einem verschlafenen Laut und drehte sich so um, dass wir wie zwei Löffel nebeneinander lagen und sein Arm „zufällig“ meine Schulter berührte. Meine Haare nahe an seinem Gesicht. Hoffentlich würde der Duft von Russ nicht den Moment verderben. Es schien ihn nicht zu stören. Ich gab meinerseits einen schläfrigen Laut von mir und rückte etwas näher an ihn heran, sodass unsere Körper sich auf ganzer Länge berührten. Seine Hand wanderte auf meinen Oberarm, ließ sie dann langsam hinabgleiten, bis sie auf meiner Taille ruhte. Die Spitze seines kleinen Fingers lag unter dem Hosenbund meiner Jeans. Ich seufzte kurzzeitig auf. Mehr ein leises Keuchen. Sein Finger rutschte tiefer, sodass ich einen weiteren Laut produzierte. Ich hielt den Atem an. Mein Po drängte gegen seinen Schritt. Ein stetig anwachsendes, hartes Etwas klopfte an meine Pobacken. Mein Herz jagte. Mir schwirrte der Kopf. Widerstand war unmöglich. Völlig unmöglich. Dies war einer jener verrückten hormongesteuerten Augenblicke in denen man sein Leben riskiert hätte. Ich griff nach meinem Zauberstab, und schloss die Vorhänge. Gerade noch rechtzeitig. Harry ließ seine Hand nach vorn und oben gleiten und umfasste meine Brust. So schnell war ich noch nie entkleidet. Splitternackt räkelte ich mich in seinen Armen, genoss seine Liebkosungen an allen Stellen meines Körpers. An Allen!
Die Betonung liegt auf Liebkosungen. Küssen. Streicheln. Haut auf Haut, Körper an Körper. Wir verwöhnten uns wenige Minuten ohne den Akt zu vollziehen. Das war auch gar nicht notwendig. Die Wahrwerdung eines Traumes. Ich musste mich einfach überzeugen, dass er wirklich wahr geworden war. Mein Traum schlief in meinen Armen ein, und er war so was von real. Ich muss ehrlich gestehen, dass es bei mir auch nicht lange dauerte. Irgendwann fand ich mich in einem Traum wieder. Ein Traum aus realen Erinnerungen. Nicht so schön, wie der gerade erlebte.
Noch nie zuvor hatte ich Harry wütender gesehen. Bellatrix quälte mich. Mein Ende schien Nahe. Seine Wut lauter als mein Todeskampf. Niemals erlitt ich schlimmere Qualen. Hölle. Die Hölle auf Erden. Ihre Folter begann nach Muggelart. Sie steigerte sich in einen Wahn. Folterte mich mit dem Cruciatus.
Wo die Greifer plötzlich herkamen? - Keine Ahnung. Ob es die Aussprache des Namens dessen, dessen - nicht - genannt - werden durfte, war, oder reiner Zufall? In diesem Moment völlig egal. Und für den weiteren Verlauf der Geschichte völlig unrelevant. Ein Wunder, dass man uns nicht schon früher erwischt hatte. Ich brauche nur an die unbekümmerte Zeit, während Rons Abwesenheit zurückdenken. Fakt war und ist: Die Greifer standen plötzlich vor uns. Sie kamen aus dem Nichts. Wir hatten nicht einmal die Zeit uns anzuschauen. Bevor wir reagieren konnten, und bevor mich interessierte woher sie kamen, hatte Ron mit einem Beinklammerfluch zu kämpfen. Und Harry stolperte, nachdem er einen Schritt zurück machte, über eine Baumwurzel. Lag mit dem Gesicht im tiefen Schnee. Man darf ihn nicht erkennen. Ich muss ihn schützen. Diese Gedanken brannten in meinen Kopf. Ich schleuderte einen Verbrennfluch in sein Gesicht. Die einzige Möglichkeit die mir einfiel, und die ihn unkenntlich machte. Er krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Schreiend kühlte er sein Gesicht im nassen, kalten Schnee. Der hässliche, grauenvolle Werwolf Greyback zerrte Harry an den Haaren mit einer Hand hoch auf die Beine. Hielt ihn frei in der Luft und schnupperte wie ein Tier an seinem Gesicht. Völlig starr musste ich mit ansehen, was ich angerichtet hatte. Sein Gesicht angeschwollen, zur Unkenntlichkeit entstellt. Ein schwacher Trost, dass mein Zauber zumindest effektiv war. Meinen Freund in diesem Zustand zu sehen, versetzte meinem Herzen einen tiefen, schmerzvollen Stich. „Es … es tut mir leid“, wimmerte ich in sein Ohr, der Anblick war wirklich herzzerreißend. „Es tut mir leid, tut mir so leid“. Mit Tränen in den Augen sah ich, wie seine Augen zu schmalen Schlitzen angeschwollen waren, seine Brille rutschte fast zu Boden, sie fand in seinem geschwollenen Gesicht keinen Halt mehr. Vier oder Fünf Gestalten trieben uns zusammen. Aneinander gekettet zerrten sie uns nach Malfoy Manor. Die Malfoys schienen nicht wirklich erfreut uns zu sehen. Lucius sah krank aus, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er hatte zu tief ins Glas geschaut. Er war unrasiert und stank fürchterlich aus dem Maul. Ein Schatten seiner selbst. Seine Frau zitterte, wie Espenlaub. Draco, abgemagert, krank, blass. Zu unserer Überraschung zögerte er bei unserer Identifizierung. Meine Freunde wurden von vier Personen in den Keller gezerrt. Wurmschwanz war einer von ihnen. Harry wehrte sich mit Händen und Füßen. Wenn nur seine Hände nicht hinter seinem Rücken gebogen und gefesselt gewesen wären. Ich blieb Allein zurück. Allein mit einer immer größer werdenden Angst. Bellatrix hielt mich höhnisch lachend fest. „Mit dir habe ich ganz was Besonderes vor.“ Verzweifelt starrte ich meinen Freunden hinterher. „Wenn das wirklich Potter ist, wird sich das in einigen Minuten zeigen“, höhnte Bellatrix auf Lucius Mahnungen. „Erst wird das wertlose Schlammblut mir ein paar Fragen beantworten.“ Es war der Anblick von Gryffindors Schwert, dass Bellatrix in helle Aufregung versetzte. „Wo habt ihr dieses Schwert her?“ fragte sie in einer seltsamen ruhigen Tonlage, die nichts Gutes verhieß. Bellatrix bewegte sich furienhaft hin und her, so panisch, so unsicher hatte ich sie noch nie erlebt. „Wir haben ein ernstes Problem, Zissy! Wenn es wirklich Potter ist, darf ihm nichts geschehen, der dunkle Lord will ihn eigenhändig vernichten … aber wenn er herausfindet … ich muss … ich muss wissen…“ Ihre dünnen langen Finger zeigten auf mich, und ich machte mir vor Angst fast in die Hose. „Nein!“ schrie zu meiner Verwunderung ausgerechnet Draco. „Du armseliger Wurm“, fauchte die Furie. „Komm mir nicht in die Quere!“ Draco wurde besorgt von seiner Mum zurückgehalten. Diese Frau war unberechenbar, unbändige Angst überkam mich. Zu Recht. Die Angst steigerte sich, je länger sie um mich herumschlich. Ich dachte an Flucht. Aber eine Flucht war unmöglich. Ich hatte keinen Zauberstab, war getrennt von meinen Freunden, und um mich herum tanzte Bellatrix Lestrange, wie eine Wahnsinnige. Neben ihr Fenrir Greyback, ein gefährlicher Werwolf, dreckig grinsend, seine Lippen leckten nach frischem Blut. Unaufhörlich schlich Bellatrix um mich herum, schnüffelte oder zupfte an meinen Haaren. „Woher habt ihr das Schwert?“ Ich weiß nicht, wie oft sie diese Frage wiederholte. Ich schloss meine Augen, atmete tief durch. Auf eine Antwort wartete Voldemorts treuester Anhänger vergeblich. Der riesige Raum, der mich durch seine überdimensionale Höhe, eher an eine Bahnhofsvorhalle, als jemandes Wohnzimmer erinnerte, wurde plötzlich erdrückend eng. Noch immer drehte dieses hässliche Weib seine Runden. Ich versuchte die Angst zu schlucken, blieb unbeweglich stehen. Mit jeder Sekunde erwartete ich ihren brutalen Angriff. Gedanklich konnte ich mir nur ausmalen, wie das ablaufen könnte, machte mich aber auf das Schlimmste gefasst. In meinen Haaren spürte ich eine Hand. Leicht, vorsichtig, als hätte sie Angst ein Schlammblut zu berühren. Doch ich hoffte vergebens. Sie verfing sich, formte einen Zopf und zerrte so stark daran, dass es mir Tränen in die Augen trieb. Unzählige Haare verließen unter brutalster Gewaltanwendung meine Kopfhaut. Ich spürte jedes einzelne Haar. Der Schmerz war so erdrückend, dass es mich in die Knie zwang. Verzweifelt versuchte ich standhaft zu bleiben. Versucht mir nichts anmerken zu lassen. Lediglich die Tränen konnte ich nicht zurückhalten. Und der Gedanke: Dass dies erst der Anfang einer langen Leidenszeit war. Die Folter hatte gerade erst begonnen. Zum ersten Mal wünschte ich tot zu sein. Zumindest hoffte ich darauf, dass ich recht schnell an dem Punkt ankommen würde, an dem man keine Schmerzen mehr spürt. Ich kniete in mitten eines Raumes. Erniedrigt und klein wie ein Zwerg. Und dennoch, Bellatrix überragte mich nur um eine Kopflänge. Niemand sonst interessierte mich. Ich konzentrierte mich auf ihren Duft. Einen widerlich stinkenden Mundgeruch. Als hätte sie gleich mehrere südostasiatischen Stinkdachse verschluckt. „Du wertloses kleines Schlammblut“, säuselte sie. Jedes Wort verziert mit einer kurzen Atempause, bei der mir die Luft weg blieb. Erneut schloss ich meine Augen, vermied das Einatmen und hoffte die nächsten Minuten wären schnell vorbei. Ihr Gesicht in meinem Rücken. Ihr stinkender Atem verteilte sich nun über meine Haare. Wut, unbändige Wut staute sich in mir an. Ich begann zu schnaufen wie ein wütendes Walross. Erneut flocht sie meine Haare zu einem Zopf, zerrte mit beiden Händen daran. Legte ihre ganze körperliche Kraft in das Ziehen. Mein Kopf flog zurück, doch ich stemmte mich mit Leibeskräften dagegen, versuchte in die Hocke zu kommen. Sie selbst zog mich hoch. „Bleib knien“, keifte sie mit feuchter Aussprache. Speichelspritzer tropften über meine Haare. „Knie nieder!“ befahl sie erneut. Ihre Stimme hörte sich von Mal zu Mal schriller an. Dann spürte ich einen metallischen Gegenstand an meinen Beinen. Mit voller Wucht knallte einer der Greifer, ich vermute es war Fenrir Greyback, ein Schwert, das sich noch in seiner Halterung befand, in meine Kniekehlen. Mein erster Schrei. Schmerzverzerrt rappelte ich mich wieder hoch. Ob es klug war Widerstand zu leisten, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Doch ich verspürte urplötzlich den unbändigen Drang dieser Missgeburt ins Gesicht zu spucken. Ich tat es. Wartete nur auf geeigneten Moment. Er kam, als sie ihren Kreis um mich fortsetzte und mir unmittelbar gegenüberstand. Ich hätte ihre Haare getroffen, also senkte ich meinen Blick. Eine volle Ladung Speichel hing an ihrer Augenbraue. Meine Chancen schwanden, doch der Moment fühlte sich gut an. Im Endeffekt hatte ich dadurch sogar einen Zeitaufschub gewonnen. Zeit, die, wie sich später herausstellen sollte meinen Freunden zu Gute kam. Greyback, der alte Malfoy und ein weiterer Greifer zückten ihre Zauberstäbe. Bellatrix brachte sie zum schweigen. „Sie gehört mir“, zischte die Hexe. „Überlasst dieses Luder mir. Jeder der näher kommt wird meinen Zorn spüren.“ Ich hatte einen kurzen Moment zum Nachdenken: Bellatrix Lestrange hatte keinerlei Informationen, und sie war regelrecht versessen, diese zu bekommen. Sie würde mich nicht sofort töten. Sie will ihre Tat auskosten. Anderseits würde sich meine Leidenszeit verlängern. Die Leiden, die Schmerzen, die Folter würden sich intensivieren. Und ein weiterer wichtiger Punkt verdanken wir meiner Spuckattacke: Ich erfuhr den Grund ihrer Sorge. Ein Gegenstand ihres Meisters, der in einem Verlies der Zaubererbank Gringotts aufbewahrt wird. Mir kam sofort der Gedanke nach dem nächsten Horkrux. Der Lohn der Angst. Für einen kurzen Moment hatte ich es geschafft, sie aus der Räson zu bringen. Doch dann kam das hässliche Lachen zurück. Mit dem Zeigefinger schabte sie die Spucke aus ihrem Gesicht. Ich habe es nicht kommen sehen. Wie aus dem Nichts schlug sie zu. Eine geballte, rechte Gerade landete krachend auf meinen Lippen. Eine Weitere auf meiner Nase. Noch während ich das schreckliche Geräusch von meinen eigenen brechenden Knochen vernahm, spürte ich das Blut meiner aufgeplatzten Lippen in meinen Mund tropfen, bemerkte wie es sich dort mit Speichel vermischte und nach dem Salz meiner Tränen schmeckte. Die ekelhafte Masse landete erneut in ihrem Gesicht. Der Drang war stärker, als die Vernunft. Ein zweites Mal ließ sie sich nicht überraschen. Postwendend schlug sie zurück. Erneut war es mein Riechorgan, das in Mitleidenschaft gezogen wurde. Erneut ein hässliches Knacken. Mein Körper verkrampfte, ich verzog unter Schmerzen mein Gesicht, schloss meine Augen. Für maximal den Bruchteil einer Sekunde, als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie sie aus dem Hosenbund von Fenrir Greyback einen silbernen Dolch herausriss. Mit der Spitze des Dolches ritzte sie über die Haut an meinem Oberarm. Weiter über die Elle, hinter meinen Rücken. Meinen Unterarm. Meine Hände. Ein kurzes Rucken. Ein leichter Schnitt, und meine Hände waren von den Fesseln befreit. Sie riss meinem Arm nach vorne, streckte ihn vor mir aus, hielt meine Hand. Der Dolch wanderte wieder vom Oberarm langsam abwärts. Ganz leicht, mehr ein streicheln. Die Klinge tanzte, fuhr vor und zurück. Dann stellten sich ihre Augen, formten sich zur Größe eines Tischtennisballes. Ihre Lippen spitz. Ein johlender, triumphierender Schrei. Sie rammte mir den Dolch mit voller Wucht in den Arm. Auf halber Länge zwischen Elle und Handwurzel. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, hatte das Gefühl die Klinge wurde unten wieder austreten. Und sie quälte mich, indem sie den Dolch, wie ein Rührlöffel in der klaffenden Wunde rührte. Blut spritze in ihr Gesicht. Sie leckte es ab. „Hör auf“, hörte ich Draco schreien. „Zissy bring dieses Weichei raus“. Mit einem Ruck riss sie den Dolch aus meinem Arm. Ich wurde von einer Woge der Schmerzen erfasst. Meine Schreie erstickten. Ihre Hand presste sich auf meinen Mund. Der blutige Dolch schwebte über meinem Gesicht und näherte sich meinem Auge, bis er mein gesamtes Blickfeld ausfüllte. „Willst du, dass ich dir das Auge herausschneide?“ Ihre Stimme klang kehlig und heiser. Verzweifelt versuchte ich unter dem Druck ihrer Hand ein Nein zu stammeln und schloss panisch die Augen. Die Klinge berührte mein Lid. „Ich nehme meine Hand jetzt weg“, erklärte sie zischend. „Wenn du wieder spuckst oder schreist oder meine Fragen nicht beantwortest, steche dir ein Auge aus.“ Ich beeilte mich meine Zustimmung in ihre Hand zu stöhnen. Bellatrix nickte und zog sowohl die Hand, als auch den Dolch zurück. „Bitte töte mich nicht“, flehte ich sie an. Meine Hilflosigkeit war mir endgültig bewusst geworden. Großer Gott, ich hätte es wissen müssen. „Also bekommst du doch kalte Füße“, höhnte sie und ließ die Klinge spielerisch über meine Wange gleiten, wobei sie etwas bereits getrocknetes Blut von meiner Nase schabte. „Lüg mich also nicht an. Wenn du mich anlügst, verlierst du ein Auge, klar?“
„Ja, ja, ich habe verstanden, ich habe verstanden.“
„Also - wo habt ihr das Schwert her?“
„Ich … ich … weiß es nicht“, stammelte ich und schloss meine Augen.
Alles wurde schwarz, Der Raum drehte sich im Kreis. Dreihundertsechzig Grad. Und das Gleiche in umgekehrter Richtung. Ich spürte schon den Dolch, wie er in meinen Augapfel eintritt. Doch ich hörte Schreie. Dracos Schreie. Und ich ging zu Boden. Ich spürte Tritte am ganzen Körper. Den Dolch in meinem Bein. Eine Faust auf meiner Nase. Einen schweren Gegenstand an meinen Kopf. Dazwischen immer wieder ihre geschriene Frage: „Woher habt ihr das Schwert? - Antworte mir du dreckiges Schlammblut“.
Irgendwann ließen die Schmerzen nach. Ich konnte nichts mehr spüren, nichts mehr fühlen. Die Kraft wich aus meinem Körper. Nur ihre Stimme war Allgegenwärtig. Bellatrix musste bemerkt haben, dass mir die Schmerzen nichts ausmachten. „Crucio!“ Ich starrte ins Leere, mein Geist verschlossen. „Crucio!“ Offenbar zeigte mein Körper nicht die gewünschte Reaktion. Ich spürte nichts. Gar nichts mehr. Ganz tief aus meinem Innern flehte ich um Hilfe. Ich war zu schwach zum schreien, zu schwach mich zu rühren. Harrys Stimme. Ganz weit weg. Aber seine Wut Allgegenwärtig und lauter als meine Todesschreie zuvor. Bellas Augen zeigten erstmals Angst. Blanke, unverkennbare Angst. Sie ließ von mir ab, und wich zurück. Harry attackierte, entwaffnete zunächst Lucius, dann Draco.
Wäre Dobby nicht kommen, wer weiß, wie es geendet hätte.
Ich lag auf einer Wiese. Einer saftigen, grünen Wiese. Überall blühten bunte, frische Blumen. Ich hörte das Summen der Bienen und der angenehme Duft der Blumen erfüllte mein Gemüt mit einer ungewöhnlichen Ruhe. Ein Gesicht erschien vor meinen Augen. Undeutlich, verschwommen, klarer werdend. „Schon gut“, flüsterte die Gestalt. Noch konnte ich sie nicht zuordnen.
„Wo ist Harry?“
„'Arry geht es gut. Er `at dich auf seinen `Änden ´ergebracht.“
Fleur Weasley geborene Delacour. Der Duft der Blumen. Es war Ginnys Parfüm.
„Deine Wunden ver'eilen schnell“, versuchte mich Fleur zu beruhigen.
„Wo bin ich, und wo ist Harry?“
„Ihr seid in S'ells Cottage bei mir und Bill“, erklärte sie. „'Arry ist draußen. Gräbt mit seinen `Änden ein Loch“
„Ein Loch?“, unterbrach ich, und versuchte mich aufzurichten, zuckte aber sofort wieder zurück. Der Schmerz war zurück. Mit stockte der Atem. Ich spürte wieder Schmerzen, und es tat höllisch weh. Ganz langsam und vorsichtig rappelte ich mich hoch. Fleur hinderte mich nicht. Sie wusste wohl, dass es zwecklos gewesen wäre. Sie hielt mir einen Bademantel entgegen und ich zog ihn mir über. Meine Arme waren übersät mit schmerzenden Flecken in vielen undefinierbaren Farben. Blau war längst kein Blau mehr. Eine Stelle war abgebunden. Die Binde zeigte Spuren von Blut und Diptam. Ich wagte gar nicht zu kontrollieren, wie der Rest meines Körpers aussehen würde. Den Schmerzen nach zu urteilen, noch schlimmer als meine Arme. Langsam schritt ich Richtung Tür. Gestützt von Fleur. Jeder Schritt tat höllisch weh, und verursachte einen Stich in meinem Kopf. „Harry gräbt ein Loch?“, wiederholte ich.
„Niemand darf ihm `elfen“.
„Ein Grab“. Bill gesellt sich zu uns. Kritisch beäugte er meine schwankenden, schmerzvollen Schritte. „Ein Grab?“, ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. Bill übernahm die Rolle seiner Frau, griff unter meine Arme, versuchte mich zu stützen und führte mich zur Haustür. Schon im Flur war die Kälte zu spüren. Der Wind pfiff durch alle Ritzen. „Ein Grab?“, bat ich um Auskunft. Jeder Schritt ein stechender Schmerz, der die Panik aus meinem Gesicht vertrieb.
„Wir waren völlig überrascht, als plötzlich dieser Elf vor der Tür stand und vier Personen bei sich hatte.“
Vier? Wollte ich die nächste Frage stellen, doch ich blieb ruhig. „Harry Potter bat mich seine Freunde hierher zu bringen, begrüßte uns der Elf. Harry Potter ist in Gefahr, Dobby muss zurück und ihn und seine restlichen Freunde retten. Dobby wird mit Harry Potter und ihrem Bruder zurückkommen.“ Wir hatten die Tür erreicht. Um sie zu öffnen, ließ mich Bill kurzzeitig los. Ein starker Wind haute mich fast um, er schüttelte mich kräftig durch. Regentropfen stachen wie kleine Nadelstiche in mein Gesicht. Ich konnte sehen, was mein Freund tat, und ich ahnte für wen er es tat. Harry schaufelte mit seinen Händen ein Grab. Unaufhörlich. Rastlos. Kein besonders großes Grab. Um ihn herum standen Ron, Luna und Dean Thomas. Wer waren die anderen Beiden? „Im Haus sind noch ein Kobold und Mr. Ollivander“, beantwortete Bill meine ungestellte Frage. Er zauberte einen Schirm über unsere Köpfe, doch seinen neuerlichen Griff unter meine Arme schlug ich aus. Harry blickte kurz auf, dann schuftete er weiter. Ein Stoffbündel lag neben dem Berg mit ausgehobenem Grund. Meine Freunde standen auf einer kleinen Anhöhe, Harry steckte bis zum Bauch in einem Erdloch, schaufelte unaufhörlich weiter. Der Wind war unerbittlich. Mein Gesicht war mittlerweile völlig durchnässt. Meine Lippen schmeckten salzig. Ich hörte das Meer rauschen. Der Wind und der Regen hätten es fast übertönt. Die raue, walisische Küste. Unverkennbar. Als kleines Mädchen hatte ich bereits die Erfahrungen gemacht. Mein Dad führte mich an der Hand über den Strand. Meine Augen klebten auf dem Stoffbündel. Ich wusste es, hatte aber Angst vor der Wahrheit. Ich war nur noch wenige Schritte entfernt. Mühevoll und langsam. Schritt für Schritt. Dann war es soweit. Wie auf Kommando offenbarte mir der Wind das Gesicht. Zu dem Regen gesellten sich die Tränen. Vor mir lag Dobby der Hauself.

Mich fröstelte. Nicht stark, eher eine kleine frische Brise, die um meine Nase wehte. Vorsichtig versuchte ich die dünne Leinendecke weiter nach oben zu ziehen. Keinen Millimeter gab die Decke nach, so öffnete ich meine Augen, und fand mich Oberkörperfrei in Löffelstellung an Harrys Seite vor. Noch einmal suchte ich nach einer geeigneten Stelle, an der ich die Decke erfolgreich hätte fassen können. Sie schien fest mit unseren Körpern verwachsen zu sein. Mehrfach verwunden, und ich fragte mich, wie man uns jemals entknoten könnte. Keine Chance sie zu bewegen.
„Man gewöhnt sich daran“, flüsterte Harry, streckte sich und schlug die Augen auf. Es war kühler geworden. Der Himmel über uns, war schon wieder gerötet. Abendrot. Wir hatten Stunden geschlafen. „In den Anfängen wirst du das Gefühl haben, sie könnten dich zermürben. Sie lassen dich alles noch einmal erleben.“
„Wie hast du gelernt damit umzugehen?“, fragte ich vorsichtig.
„Oftmals sind es die gleichen Träume. Du lernst oder kennst den Verlauf. Somit kannst du ihn beeinflussen. Bein einem neuen oder unbekannten Traum ist das aber anders.“
„Und wie gehst du damit um?“
„Ablenkung.“
„Wie kannst du dich während eines Traumes ablenken?“
„Nicht während, sondern danach“, erklärte Harry. „Der Traum an sich ist schon schlimm, doch er ist noch lange nicht vorbei, wenn du denkst wach zu sein. Er verfolgt dich in deinen Gedanken, wird zu Tagträumen. Diese Zeit musst du zur Ablenkung nutzen.“ Harry atmete tief durch. „Ich suchte deine Nähe.“ Wieder einmal verursachte er unzählige Sprünge meines Herzens. „M … m … meine Nähe“, stotterte ich.
„Schon bevor wir nach Hogwarts kamen…“, ein verträumtes Lachen eroberte Harrys Gesicht. „Schon da“, nickte er. „Dich zu sehen…“
„Du hattest die Träume schon bevor du nach Hogwarts kamst?“, unterbrach ich überrascht.
„Ja“, bestätigte Harry. „Doch in diesen Träumen spielten andere Dinge eine Hauptrolle: Seltsame Wesen, Schlangen, Blitze, grelle, bunte Lichtblitze oder Dudley. Voldemort kam erst viel später - Dich zu sehen half mir zu vergessen. Zumindest bis zum nächsten Traum. Und daran hat sich bis heute nichts verändert.“

Wer nun glaubt es wäre uns langweilig geworden, den muss ich enttäuschen. Wir schwebten zwar nicht mehr in Lebensgefahr, dafür gelegentlich auf einer Wolke mit der Nummer sieben. Sie befand sich im Akazienweg. Und dennoch verging der Sommer, wie im Flug.
Am Tag nach der Entscheidung bezogen wir unser Ausweichquartier in Little Whinging, brachten mein Elternhaus auf Vordermann, bereiteten alles für die Rückkehr vor. Eigens für Freds Beerdigung verließen wir unser Nest für einen Abstecher in den Fuchsbau, bei dem wir unser Patenkind Teddy kennen- und lieben lernten. Der kleine Racker hatte sofort unser Herz erobert. Er hat soviel von seinen Eltern. Die Metamorphmagi - Eigenschaften seiner Mum, und die Flausen des jungen Remus, die wir aus Erzählungen und Überlieferungen kannten. Die Dursleys kehrten aus ihrem Asyl zurück. Mit Dudleys Hilfe begannen wir das Großprojekt Godrics Hollow. Der neue Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt zitierte uns Ende Juni ins Ministerium. Er unterbreitete Harry ein Angebot, über das er aber erst eine Nacht schlafen wollte. Es würde uns für fast ein Jahr trennen. Doch was ist schon ein Jahr?
Während ich in Hogwarts mein siebtes Jahr nachholen würde und meinen Abschluss machen wollte, wäre Harry bereits ein Auror in Ausbildung. Im Aurorenbüro herrschte akute Personalnot. Die große Schlacht hatte zahlreiche Opfer gefordert. Mad-Eye Moody, Tonks waren gefallen, Kingsley, Minister geworden. Hestia Jones zog nach Frankreich. Proudfoot quittierte altersbedingt den Dienst. Ausbildung, Dienst und Lernen würde auf Harry zukommen. Immerhin könnte er nach bestandener Prüfung sofort die Leitung des Aurorenbüros übernehmen. Ich redete ihm und vor allem mir Mut zu. Die Prüfungen würden wir gemeinsam in Hogwarts ablegen. Zu Weihnachten wäre ich zuhause. Und es wäre nicht einmal ein ganzes Jahr. Bis Mai könnte ich zuhause sein. Meine Worte zeigten Wirkung, zumindest bei ihm. Am Ende hatte ich das Gefühl ihn überzeugt und mich geschwächt zu haben. Ohne mich machte er sich auf den Weg um Kingsley seinen Entschluss mitzuteilen. Ich nutzte die Zeit um mich in Heathrow nach den Flugzeiten von Monika und Wendel Wilkins zu erkundigen. Sie sollten am sechzehnten Juli um zehn Uhr dreißig landen.
Als ich die Wohnungstür aufschloss, traute ich meinen Augen und meiner Nase kaum: Aus der Küche kam ein köstlicher Duft. Auf der Kommode im Badezimmer standen frische Blumen und unzählige Teelichter. Harry empfing mich mit einem stolzen Lächeln und einem Glas echtem Champagner. „Setz dich“, forderte er mich auf.
„Was wird das, wenn es fertig ist?“
„Mein versprochener Kuschel- und Verwöhnabend…“
„Nein, das“, lächelte ich vergnügt, und deutete auf etwas, dass auf den ersten Blick sehr lecker aussah.
„Ich habe mich tatsächlich an etwas Süßem zum Dessert versucht.“
„Ich dachte ich wäre das Dessert?“
„Später“, lächelte er mit erotisierendem Leuchten seiner Augen.
Letztendlich waren es nur ein paar einfache Blätterteigtaschen. Aber sie zeigten große Wirkung. Noch nie, hatte jemand so was für mich getan. Wenn es noch einen Beweis benötigt hätte, wäre dies der Endgültige gewesen. Harry liebt mich.
Harry hatte mir den Stuhl zurecht gerückt und bedeckte meinen Nacken mit kleinen Küssen. Dann servierte er mir einen hübsch dekorierten Teller. Vergebt mir. Ich schlang die Leckerei hinunter. Harry beobachtete mich und lächelte dabei vergnügt. Nachdem ich zu Ende gekaut hatte half er mir auf und führte mich ins Badezimmer. Während das Wasser in die Wanne plätscherte, ließ ich mich von ihm behutsam ausziehen.
Es war wunderbar.
Das sanfte Licht, die Nähe zu seinem Körper, die liebevollen Küsse, das zärtliche Streicheln. Mein Kopf lag an der Schulter meines Liebsten, meine Hand auf seiner Brust. Alle Anspannung der letzten Wochen fiel von mir ab. „Ich wusste zunächst nicht, wie ich dir deinen Wunsch erfüllen sollte, und dachte meine Idee wäre etwas zu … mädchenhaft“, fügte er kleinlaut hinzu. „Doch dann bemerkte ich, wie ich mich selber darauf freute. Den Blätterteig hat mir Ginny in einem Crashkurs beigebracht. Noch mehr freue ich mich allerdings auf den nächsten, den letzten Programmpunkt, den ich mir überlegt habe…“
Und ich erst…
Liebevoll half mir Harry aus der Wanne. Wir trockneten uns gegenseitig ab, dann hob er mich hoch in seine Arme und trug mich in mein Zimmer. Nachdem er mich sanft auf mein Bett hievte, sollte ich mich entspannen und meinen Körper ausstrecken. „Dreh dich zuerst auf den Bauch“, bat er mit sanfter Stimme.
Was hat er nun mit mir vor?
Ein paar Sekunden vergingen, dann spürte ich eine kühle Paste auf meinen Oberschenkeln.
Ganz sanft cremte er meinen Körper ein. Massierte mir Oberschenkel, Waden, Po, Rücken, Arme … und als er sagte, ich sollte mich umdrehen, war ich längst nicht mehr zu bremsen. Ich flüsterte ihm zu. „Ich glaube nicht, dass es heute Abend nur beim Kuscheln bleibt. Ich habe nämlich Lust auf dich!“
„Das ist gut!“ antwortete er mit langgezogener Stimme. „Ich nämlich auch auf dich. Aber erst möchte ich noch deine wunderbaren, hübschen Brüste eincremen…“
Kennt ihr das?
Es gibt Situationen, in denen man denkt: Das habe ich doch schon einmal erlebt?!
An diesem Ort war ich doch schon einmal. In genau dieser Situation. Genau diese Worte habe ich schon einmal benutzt, während uns Winnie Puuh beobachtete.

Die Rückkehr meiner Eltern verlief glatter als vermutet. In meinen Gedanken spielten sich alle möglichen Horrorszenarien ab. Wir einigten uns darauf, dass Harry meinen Dad und ich meine Mum übernehmen sollte. Mit Blick auf das Gepäckband hatten wir uns Position bezogen. Freie Sicht. Noch dazu gehörten sie zu den Ersten, die an das Gepäckband herantraten. Harry nickte mir aufmunternd zu. Der Augenblick hätte nicht günstiger sein können. Zwei synchron verlaufende Lichtlinien mit Einschlag an den Hinterköpfen meiner Eltern. Die Körper beider zuckten kurzzeitig. Das Gesicht meiner Mum flog herum. Ein Lächeln, ein Strahlen, wie ich es noch nie gesehen hatte. Sie winkte mir tatsächlich zu. Harry griff um meine Taille, musste mich festhalten, sonst wäre ich über die Absperrung gesprungen, und wohl direkt im Muggelaskaban gelandet. Tränen schossen in langen Bächen über meine Wangen. Unendlich lange fünf Minuten musste ich noch verharren, bis ich meine Eltern endlich wieder in die Arme schließen konnte. In Tränen aufgelöst, mit zitterndem Körper und schwankender, heißerer Stimme. „Du hast was verpasst, es war einfach nur ... geil“, strahlte Mum mit Freudentränen. Verlegen und sichtlich nervös versteckte sich Harry hinter meinem Rücken, beobachtete kommentarlos die Herzlichkeit unserer Begrüßung. Recht schnell wurde aus dem Versteckspiel ein Frontalangriff auf mein Gemüt. „Hallo, Harry“, lächelte Mum. „Hallo ... Mrs. - Mr. Granger“. Sowohl Mum als auch Dad mussten lächeln. „Hatten wir uns nicht auf DU geeinigt?“ Harry erschrak unter der Feststellung meines Vaters, blickte nervös in mein Gesicht. Fragend signalisierte ich ihm: „Wann?“
„Du hast es ihr noch nicht gesagt?“
„Was soll er mir gesagt haben?“, funkte ich dazwischen.
„O - O!“, schluckte Mum. „Du hast dich tatsächlich daran gehalten? In deiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken“. Spielerisch schlug Mum auf Harrys Schulter und lächelte dabei vergnügt und rotzfrech in meine blitzenden Augen. Unwissenheit wird bei Hermine mit Todesstrafe geahndet. „Klärt mich Bitte Jemand auf“, bettelte ich ungeduldig um Aufklärung. „Können wir das verschieben bis wir zuhause sind?“, schluckte Harry. „Das sollten wir nicht hier ... und vor allem nicht überstürzen.“ Harry wirkte wie ein angeknockter Boxer der gerade angezählt wurde. Bevor ich meinem Unmut weiter Luft verschaffen konnte, half ihm ausgerechnet meine Mum aus der Bredouille. „Wie kommen wir eigentlich nach Hause?“, erkundigte sie sich, während Dad sich Harry schnappte und stramm voraus marschierte. „Ich kann mich nämlich nicht erinnern, wie wir letzten Sommer hierher gekommen sind?“
„Bus“, stammelte Harry. „Wir nehmen den Bus.“
„...und ich kann mich nicht erinnern“, flüsterte Mum, Worte die nur für mich bestimmt waren, „ob wir seit letztem Sommer etwas von dir gehört haben.“ Ich schluckte, und versuchte abzuwägen, wie ihre Frage gemeint war: War es ein Vorwurf oder eher eine Feststellung? „Das haben wir nicht“, fast hätte ich meine Antwort verschluckt.
„Wie war dein letztes Jahr in Hogwarts?“
„Nicht mein letztes Jahr“, murmelte ich, und suchte verzweifelt nach Ausreden. „Mum kann Harry eine Weile bei uns wohnen?“
„Was bedeutet eine Weile?“
Ich hätte mir Hilfe erhofft, konnte aber nur den Rücken meines Freundes anstarren. Er schien sich wunderbar mit Dad zu verstehen. Jedenfalls waren sie in ein intensives Gespräch vertieft, und schon zwei, drei Meter voraus. „Er renoviert sein Elternhaus“, versuchte ich zu erklären.
„Also bis er dort einziehen kann?“
„Ja.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Er könnte in meinem Zimmer schlafen.“
„Tut er das nicht schon?“
„Ja“, stöhnte ich. Verdammt, wo ist er wenn ich ihn brauche? „Aber, dann ohne mich...“
„Wie - ohne dich?“
„Weil ich nochmals nach Hogwarts zurückkehre, für etwa ein Jahr.“
„Und Harry nicht?“
„Nein, er beendet die Schule im Ministerium, wo er seinen Abschluss mit einer Ausbildung zum Auror verbindet.“
„Ihr habt euren Abschluss nicht gemacht?“
„Nein.“
„Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
„Weil die Schule zerstört wurde...“
„Zerstört?“, erschrocken zwickte Mum in meinen Arm. „Kann es sein, dass du mir nicht Alles erzählen willst?“
„Yep!“ Harry hatte sich umgedreht und unqualifiziert geantwortet. Ich hätte ihn würgen können.
Die Heimfahrt blieb ich stumm, verweigerte aus Trotz weitere Antworten. Ich war wütend und kurz vorm explodieren. Während sich meine Eltern erfrischten, blieb ich demonstrativ in der Küche angelehnt an der Spüle auf Distanz zu Harry. Mit mir nicht! Ein Unding. Alle Anwesenden wissen etwas, was ich nicht wusste!
Harry schwieg bis meine Eltern zurückkamen. Ganze zehn Minuten herrschte in der Küche eine erdrückende Stille. „Ich warte“, drängelte ich kaum hatte sich die Tür geöffnet.
„Ich glaub ich brauche einen Schnaps“, würgte Harry hervor. „Ich hätte da ein besonders gutes Tröpfchen im Keller“, ging Dad sofort auf Harrys ein. Im Vorbeigehen schnappte ich nach Harrys Arm und brachte ihn abrupt zum Stillstand. „War ein Spaß“, lächelte er, wollte mich küssen, doch ich drehte provokativ mein Gesicht zur Seite. So langsam platzte mir wirklich der Kragen. Der Schuft lächelte und holte sich seinen Kuss mit einer List, die ich nicht genauer beschreiben möchte. Doch dann wandte er sich ab. Gefühlsmäßig sichtlich unbehaglich. Seine Augenlider beherrschten fließend das Morsealphabet. Sie zitterten unaufhörlich. Er suchte den Blickkontakt zu meinen Eltern. Das Signal war klar und verständlich: Soll ich wirklich anfangen?
Insgeheim verspürte ich eine gewisse Genugtuung, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, was es zu beichten gab. „Ich warte“, trippelierte ich erneut.
„Nur Mut“, nickte ausgerechnet meine Mum meinem Freund zu. „Sie wird dich sicher nicht gleich...“
„Hall-o?“ meine Empörung wuchs. „Wer ist hier deine Tochter?“, und an Harry gewandt fügte ich überspitzt hinzu. „Hast du jetzt Eier in der Hose, oder...“
Das Startsignal für Harry. Meinen Satz brachte ich nicht zu Ende. Er hob seine Hand und ich verstummte. „Das Pulverfass ist kurz vorm explodieren“, signalisierte er in Richtung meiner Mum. „Schon sehr lange stelle ich mir vor unter welchen Bedingungen dieses Gespräch stattfinden könnte, und wie ich den Einstieg gestalten soll. Ich habe das Script immer wieder abgeändert.“
„Schon sehr lange?“ Mein Blick wurde nicht gerade freundlicher, dafür aber skeptischer. „Über was sprechen wir?“
Nur für den Bruchteil einer Sekunde klappten Harrys Augenlider zu. Er atmete tief ein. Unterbrechung unerwünscht, hieß das für mich, oder Ich lasse mich nicht mehr unterbrechen.
„Wenige Stunden nachdem es vorüber war hast du mir eine Frage gestellt...“
„Ich habe einige Fragen gestellt“, korrigierte ich trotzig. Das gleiche Spiel. Ein kurzes Zucken seiner Augen, ein tiefes Einatmen. „Du hast mich gefragt ob ich mit deiner Unsicherheit nur gespielt habe?“ Ich wurde hellhörig, denn ich erinnerte mich, dass er eine Antwort schuldig blieb. „Einer Antwort bin ich ausgewichen, weil es gewissermaßen, sozusagen teilweise so zutreffen könnte...“
„Gewissermaßen? Sozusagen teilweise?“, ungläubig mit Selbstbeherrschung kämpfend blinzelte ich ihn an. Nun ja, kein Blinzeln, eher ein ... ihr wisst schon was ich meine. „Komm zur Sache“, forderte ich ungeduldig.
„Hast du dich jemals gefragt, wie es sein kann, dass Jemand schlauer als du sein könnte?“
Ich schüttelte meinen Kopf. Die Frage ergab noch keinen Sinn.
„Ich meine - Jemand, wie Dudley...“. Harry unterbrach und blickte mich erwartungsvoll an. Als würde er jeden Augenblick das Klick in meinen Kopf erwarten.
„Du solltest mit etwas sagen, dass du eigentlich noch nicht sagen solltest, das aber damit zusammenhängt, dass du und meine Eltern per Du sind“, resümierte ich. „Hinzu kommt, dass du mit meiner Unsicherheit doch gespielt hast. Damit wäre auch der Zeitrahmen festgelegt. Du bringst Dudley ins Spiel. Das grenzt es noch weiter ein.“
„Du kombinierst wie immer sehr gut, doch lasse mich erst etwas ausholen.“
„Warum sagt ihr es mir nicht uns Gesicht?“. Die Wut aus meiner Unwissenheit richtete sich gegen alle Personen. Nicht gegen Harry Allein.
„Jemand, wie Dudley“, wiederholte Harry.
„Nein. Hab ich nicht“, fauchte ich desinteressiert. „Damit wäre wohl der Tag gemeint, an dem ich Besuch von D bekam?“
Harry wartete einen Moment, starrte mich an, als erwarte er weitere Gedankensprünge. „Mir ging es nicht gerade gut in diesen Tagen, du erinnerst dich?“
„Ich meinte später“, korrigierte Harry. „Hast du später nie darüber nachgedacht, wie dieser Besuch und seine Folgen abgelaufen sind?“
„Nein. Warum auch?“
„Du hast dich nie darüber gewundert, wie D ein Australienprospekt in deiner peniblen Ordnung finden konnte?“
„Ich war in diesen Tagen nicht ich selbst. Es hätte durchaus sein kön ... Moment“.
Klick.
„Moment. Der Prospekt war gar nicht in meinem Zimmer? Ihr habt das inszeniert?“
„Du hast dich nie gewundert, warum deine Eltern soviel Bargeld im Hause hatten?“
Harry bombardierte mich mit Unregelmäßigkeiten über die ich mir wirklich noch nie Gedanken gemacht hatte: „Du hast dich nie darüber gewundert, wieso D sofort die richtige Fluglinie, das richtige Reisebüro parat hatte?“
„Du hast zu keiner Zeit bemerkt, dass mein Cousin großartige Arbeit geleistet hatte, indem er dir Häppchenweise alles serviergerecht übergab, und dich sogar zu einem unverzeihlichen Fluch verführen konnte?“
„Ich war nicht mehr ich selbst“, wehrte ich mich. „Aber ich verstehe immer noch nicht, was du mir eigentlich sagen willst?“
„Wirklich nicht?“
Klick
„Dudley hat mit Niemandem telefoniert“, äußerte ich spontan meine erste Vermutung. „Er hat nur so getan und in ein stummes Telefon gesprochen!“ Mein Herz begann zu rasen. Ich erkannte die Verarsche, und die Wut schwappte über.
Wieder einmal war es Mum die Harry aus der Schusslinie nahm. Sie sah das Unheil kommen.
„Harry ist das falsche Ziel für deine Wut. Es war ich, die ihn aufsuchte.“
„Du hast was?“, stöhnte ich. „Wann?“
„Am Nachmittag des Tages, an dem ich dich auf der Straße vor dem Ligusterweg Nummer vier angesprochen habe.“ Sowohl Harry als auch Mum kamen näher auf mich zu.
„Wie, was, warum, wozu, weshalb?“, nur noch ein bunte Ansammlung von Fragewörtern kamen über meine Lippen, begleitet von einem unaufhörlichen Kopfschütteln.
„Du solltest dich setzen“, sagte Harry behutsam und schob mir einen Stuhl heran. Empört stieß ich ihn zurück. „Ich entscheide selbst, wann ich sitzen will, und wann nicht!“, keifte ich.
„Wenn du meinst“, resigniert strich mir Harry eine Strähne aus dem Gesicht.
„Du machst mich wahnsinnig!“
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, übernahm wieder Mum. „Du kamst nicht mehr aus dem Zimmer, wolltest nichts essen, nicht reden. Nachts hörte ich dich umherwandern. Mir war klar, dass ich daran etwas Ändern musste.“
„Und?“
„Harry sah nicht viel besser aus, als ich im Ligusterweg ankam.“
„Du hast mit Harry über mich - über uns geredet?“ Ich hatte das Gefühl meine Beine würden federn. Meine Knie zitterten.
„Über dich, über uns“, erklärte Harry und fügte mit einem Fingerzeig auf meine Eltern, „...über sie“, hinzu.
„Ich glaub ich brauch jetzt doch einen Stuhl“. Mir zog es die Beine weg, ich plumpste regelrecht in die sitzende Position. „Und einen Schnaps.“
Das war mein voller Ernst. Urplötzlich schien mir eine unsichtbare Hand die Beine wegzuziehen. Vor meinen Augen wurde es schwarz mit unendlich vielen bunten Sternchen.
Mum und Harry ergriffen abwechselnd das Wort, wie in einem Film, den ich an einem eingeschalteten Fernsehgerät mitverfolgen konnte. Live, in hochauflösenden Farben und in 3D. Lediglich die Stimmen klangen zunächst etwas verzerrt. Extrem langsam, als würde der Film in Zeitlupe ablaufen. Offenbar musste ich mich erst daran gewöhnen.
In dem Film sah ich eine mir wohl bekannte Frau mit strammen Schritten voranschreiten, sie steuerte in eine mir ebenso bekannte Straße. Die Frau war meine Mum. Ich konnte sehen, wie sie die Haustürklingel im Ligusterweg Nummer vier betätigte, wie sich die Tür langsam öffnete und ein nervöser Dudley Dursley sie fragend ansah.
„Hallo“, grüßte die Frau. „Ich bin Susan Granger…“
„Ich weiß wer sie sind“, antwortete Dudley. „Aber was wollen sie hier?“
„Dürfte ich mit Harry ein paar Worte wechseln? - Bitte, es ist wichtig…“
„Er darf das Haus nicht verlassen“, reagierte Dudley korrekt. „Man hat uns ausdrücklich gewarnt.“
„Genau deswegen möchte ich mit ihm sprechen. Du bist Dudley, sein Cousin?“
D nickte und blickte über seine Schulter hinweg in den Hausflur. Der Flur war dunkel, zumindest für mich, da es Nacht war, als ich ihn zum Ersten und bisher einzigen Mal betreten hatte. Lange unsichere Augenblicke vergingen. Dudley war offensichtlich in einem Zwiespalt.
„Ich will nichts Böses“, versuchte Mum die Bedenken des kräftigen, unsicheren Jungen auszuräumen. „Hermine geht es gar nicht gut.“
Die perfekte Taktikerin hatte wieder erfolgreich zugeschlagen. Das Stichwort löste bei Dudley die Bedenken. „Harry!“ schrie er durch das Haus. „Wichtiger Besuch.“
„Ich habe ihre Stimme schon erkannt, Miss Granger“, antwortete Harry und trat aus dem dunklen Flur hervor. „Was … ist mit Mine?“
„Können wir reden?“
„Geht in die Küche“, nickte Dudley. „Mum und Dad leiten die Umzugswagen. Ihr seid einige Minuten ungestört. Doch wenn sie zurückkommen, sollten sie aus dem Haus sein.“
Harry führte meine Mum in die Küche, bot ihr einen Stuhl an und fragte ob er ihr etwas zu trinken anbieten könnte. Mum verneinte. Gott sei Dank kannte ich die Küche einigermaßen aus der sieben Harry Szene, so dass ich sie klar und deutlich vor mir hatte.
„Ist sie krank?“, fragte Harry zögerlich und setzte sich der Frau gegenüber.
„Krank?“, überlegte Mum. „So könnte man es auch nennen.“
„Ich verstehe nicht was sie damit andeuten wollen?“
Ein zaghaftes Lächeln huschte über das Gesicht meiner Mum. „Können wir uns auf Du einigen?“ Nervös rutschte Harry auf seinem Stuhl hin und her. Er fühlte sich offensichtlich unwohl in seiner Haut. „Ich denke, wir kennen uns lange genug. Zehn Jahre sind eine lange Zeit.“
Harry nickte. „Sie … Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Sie versteckt sich in ihrem Zimmer. Spricht nichts. Isst kaum etwas. Nachts höre ich sie umherlaufen. Sie schläft kaum. Ihr hübsches Lächeln, das sie noch letzten Sommer hatte, ist verschwunden. Ich würde sagen, ja, sie ist krank. Liebeskrank. Was ist passiert, Harry?“
Harrys Gesicht zuckte, sein Kiefer zitterte.
„Habt ihr euch gestritten, oder etwa getrennt?“
„Waren wir zusammen?“
„Ihr habt immerhin miteinander geschlafen…“
Überraschenderweise blieb Harry ruhig. „Ich liebe sie“
„Dann verstehe ich nicht wo das Problem liegt, denn sie liebt dich auch.“
„Dessen sind sie sich sicher?“
„Du!“, korrigierte Mum. „Zu Hundertprozent sicher, so wahr ich ihre Mum bin.“
„Wenn wir denn zusammen sind…“
„Du weißt das nicht?“
„Wir haben nie darüber gesprochen. Zwischen uns sind viele Dinge…“
„Gewohnheit? Selbstredend?“
Harry nickte. „Wir kennen und schon so lange. Irgendwann ist es passiert. Ich liebe sie schon seit dem Tag, an dem sie mich auf dem Spielplatz angesprochen hat. Die Frage haben wir uns nie gestellt. Wir sind täglich zusammen, reden über alles, nur nicht über uns. Sie war immer ein Freund, mehr als ein Freund. Ich konnte ihr immer vertrauen und mich auf sie verlassen. Sie hat mich geführt, wie eine große Schwester.“
Tausend Mal berührt, Tausend Mal ist nichts passiert, tausend und eine Nacht und es hat Zoom gemacht, summte Susan Granger. „Verstehe. Aber etwas muss trotzdem geschehen sein.“
„Eigentlich war es eine Lappalie“ traurig zuckte Harrys Gesicht. „Unser erster, richtiger Streit über nichts und wieder nichts. Ein mysteriöses Buch, das ich nicht aus der Hand legen wollte, bis es mir Unglück brachte. Schulische Leistungen. Plötzlich war ich in einem Fach die Nummer eins…“
„O - Ja“, lachte Susan Granger. „Verstehe. Schweres Verbrechen. Sozusagen ein kleiner Ehekrach.“
„Mehr war es für mich nicht.“, nickte Harry. „Nur Hermine steigerte sich in etwas rein. Wir konnten nicht zu Ende reden. Ich versuchte sie auf später zu vertrösten, weil ich einen dringenden Termin bei unserem Schulleiter hatte. Das hat sie mir wohl nicht verziehen. Weil ich sie einfach stehen ließ, und als ich nochmals zurückkam…“. Mitten im Satz brach Harry ab und schluckte schwer. Tränen in den Augen. Mum respektierte seine Aussetzer und wartete bis er das Gespräch wieder aufnahm. „Ich sollte mit Dumbledore die Schule verlassen um einen gewissen Gegenstand zu suchen. Ich wusste die Schüler wären in Gefahr, wenn unser Schulleiter die Schule verlassen würde, ging nochmals zurück um meine Freunde zu warnen. Hermine war nicht mehr im Gemeinschaftsraum. Ron auch nicht. Ich fand sie im Schlafraum“
Mums Augen weiteten sich Alarmbereit.
„…In meinem Bett…“
„Sag jetzt nicht, dass Hermine und Ron?!“
Harry zuckte traurig mit seinem Oberkörper.
„Nie“, Mum schüttelte energisch ihren Kopf. „Das glaube ich nicht.“
„Hermine lag mit Ron in meinem Bett…“, wiederholte Harry
„Aber nicht in eindeutiger Manier?“, unterbrach Mum, immer noch völlig aufgelöst.
„…eng umschlungen, küssend. Aber sie hat sich umgedreht und ins Kissen geweint, als ich hereinkam. Ich habe ihre Tränen gesehen.“
„Das erklärt einiges. Und du, Harry. Wie fühlst du dich dabei?“
„Ich weiß nicht…“
„Du weißt es nicht?“
„Ich fühlte mich beschissen.“
„Fühl - TE?“
„Fühlte“, wiederholte Harry. „Ich versuchte mir einzureden, dass es ein Zeichen sein könnte. Ich würde Hermine nicht mitnehmen, wenn sie meine Freundin wäre.“
„Mitnehmen?“, ungläubig starrte ihn Mum an. „Freundin wäre? - Harry sie ist deine Freundin. Und dass du, dass ihr euch liebt ist eindeutig, da brauchst du dir nichts einzureden. Und überhaupt, warum und wohin würdest du sie nicht mitnehmen?“
„Das darf ich nicht sagen.“
„Harry!“
„Um sie zu schützen würde ich sie verlassen.“
„Du kannst sie nicht verlassen. Ihr seid schon zu tief miteinander verbunden. Du möchtest sie schützen, aber du brauchst ihre Liebe, ihre Unterstützung, ihre Hilfe. Wohin mitnehmen, Harry?“
„Tut mir leid“. Harry schüttelte verneinend seinen Kopf.
„Was hast du wirklich gedacht indem Moment, als du sie - erwischt hast?“
„In mir ist eine Welt zusammengebrochen.“
„Und warum hast du ihr das nicht gesagt?“
„Wegen der Gefahr…“
„Du erzählst mir jetzt sofort, was ihr vorhabt, und um was es eigentlich geht.“
„Das kann ich nicht. Bitte … zwinge mich nicht dazu.“
„Dudley sagte vorhin etwas von Umzugswagen. Warum?“
„Ich habe den Orden um Hilfe gebeten meine Verwandte an einen sicheren Ort zu bri … ng … en“. Harry sah meine Mum an, als wäre eine weitere Welt zusammengebrochen. Ein offensichtlicher Gedanke hatte ihn, wie ein Blitz getroffen. „Hermine muss auch euch schützen. Alle sind in Gefahr. In großer Gefahr.“
„Rede, Harry. Was ist los? Was könnte geschehen?“
„Ihr müsst hier weg.“
„Ich verspreche dir, wenn du jetzt nicht redest, fahre ich auf der Stelle in die Praxis, hole ein überdosiertes, lokales Betäubungsmittel, trichtere es Hermine ein, fessle sie, und ich verspreche dir, sie wird erst im Kaukasus wieder aufwachen.“
„Gute Idee“, betonte Harry. „Damit hätte ich auf einen Schlag alle meine Lieben in Sicherheit.“
„Du bist wahrlich ein Hermine ebenbürtiger Freund. Und jetzt rede. Ich könnte das nämlich auch mit dir tun!“
Harry griff mit der linken Hand unter die Haare, die ihm in die Stirn hingen und offenbarte seine Narbe. „Vor mehr als sechzehn Jahren versuchte ein böser, mächtiger Magier die Macht zu übernehmen. Er tötete Alle, die nicht auf seiner Seite waren. Auch meine Eltern konnten sich ihm nicht in den Weg stellen. Er tötete zuerst meinen Vater, dann sollte ich sterben. Meine Mum stellte sich schützend vor mich und erschuf dadurch einen wirksamen Schutz, der mich bis Heute am Leben hielt, den Magier schwächte, aber meine Mum tötete. Seither versucht er seine alte Stärke wiederzuerlangen. Er wurde von Jahr zu Jahr stärker. Er will mich endgültig töten, dann wäre sein Weg an die Macht endgültig frei. Alle Nichtmagier könnten zu schweren Schaden kommen.“
„Und was wollt ihr dagegen tun?“
„Es gibt etwas, mit dem man ihn schwächen kann, doch darüber darf ich nicht reden. Ich muss nach dieser Möglichkeit suchen…“
„Aber warum du?“
„Er würde mich finden, egal wo ich mich verstecken würde. Also tue ich es erst gar nicht.“
„Du willst dich ihm entgegenstellen?“
„Ich muss es tun, sonst werden Viele sterben. Die magische Welt soll gereinigt werden. Hermine hat keine magischen Wurzeln, sie ist wie meine Mum. Nicht von reinem Magierblut, sondern stammt, in den Augen des Bösen von schmutzigem, unmagischen Blut ab. Ihr seid in Gefahr, so oder so. Alle mit nicht magischen Vorfahren wird man bis zum Tod jagen.“
Meine Mum machte ein nachdenkliches Gesicht, und Harry bettelte. „Ich habe schon viel zu viel gesagt. Bitte bringt euch in Sicherheit.“
„Wie sollen wir das tun? Wie stellst du dir das vor?“
„Geht nach Schottland. Versteckt euch im Haus von Hermines Grandma.“
„Und du glaubst dort wären wir sicher? Für wie lange?“
„Hermine muss zur Vernunft kommen. Ich brauche sie. Ihr Wissen. Ihr Vertrauen. Ich schaffe es nicht ohne sie.“
„Aber in der momentanen Verfassung wird sie dir keine Hilfe sein. Und außerdem wolltest du sie doch gar nicht mitnehmen?“
„Ich kann nicht ohne sie. Doch das darf sie niemals wissen.“
„Eigentlich müsste ich euch einen Strich durch die Rechnung machen!“
„Niemand wird mich aufhalten. Ich muss es tun.“
Mum seufzte.
„Seit einigen Tagen sehe ich sie da drüben im Schatten eines Baumes stehen. Oft stundenlang. Scheinbar traut sie sich den Schritt nicht weiter zu gehen.“
Meiner Mum schien es die Sprache verschlagen zu haben, oder sie überlegte. Nach einer kurzen Pause sprach Harry weiter. „Ich werde tun, was ich tun muss. Niemand wird mich aufhalten. Und ich werde Hermine mitnehmen, weil ich sie brauche und weil ich sie liebe, und weil ich sie niemals davon abbringen könnte.“
„Dann sollten wir überlegen, wie sie ihr Selbstbewusstsein zurückgewinnt.“
„Ich muss mit ihr reden“, ein schweres Seufzen kam über Harrys Lippen.
„Verstehe“, nickte Mum. „Sie soll glauben, dass du ihr nicht böse bist“.
„Bin ich auch nicht…“
„Trotzdem siehst du immer die Bilder vor dir.“
Dieses Mal war es Harry, der nicht antwortete, und damit Mums Aussage bestätigte.
„Sie muss die erkennen, dass sie ihre Eltern schützen muss.“
„Das ist etwas, mit dem ich mich überhaupt nicht anfreunden kann“, schluckte Mum. „Welche Möglichkeiten hätten wir?“
„Die Dursleys werden an einen magisch geschützten Ort gebracht.“
„Das will ich nicht.“
„Dann solltet ihr verreisen.“
„Man kann nachverfolgen, wohin wir reisen würden.“
„Nicht wenn sie unter falschem Namen reisen.“ Erschrocken flogen gleichzeitig die Köpfe von Mum und Harry zur Küchentür. „D, wie lange stehst du schon da?“
„Lange genug, Harry. Genug um dir zu sagen, dass das mit deinen Eltern … Ich hatte keine Ahnung, wirklich nicht. Nicht in dieser Art. Es tut mir leid. Alles, Harry. Doch eines muss ich dich fragen, bevor ihr weiterredet.“
„Schieß los“, forderte in Harry auf.
„Ist es Rache?“ Herausfordernd blickte Dudley Harry in die Augen. „Willst du dich für den Tod deiner Eltern rächen?“
„Es ist viel mehr als das. Warum ist das wichtig?“
„Rache ist die falsche Entscheidung, und dann würde ich befürworten, dass Hermine dich begleitet. Das was ich zwischen den Zeilen lese sagt mir, dass nur sie es schaffen könnte, dich vor Dummheiten zu bewahren.“
Susan Granger schien Dudleys Frage plausibel zu finden. Sie starrte ebenso erwartungsvoll in Harrys Gesicht. „Wenn ich sie das nächste Mal unter dem Baum stehen sehe, werde ich das Haus verlassen. Ich werde ihr sagen, dass ich nicht weiß, wovon sie spricht, und dass ich sie nicht mitnehmen werde.“
„Sie wird das nicht zulassen“, bestätigte Mum Harrys Theorie. „Und wird den ersten Schritt in die richtige Richtung tun.“
„Sie wird aber auch nicht locker lassen, und unbedingt über die Geschichte mit Ron sprechen wollen. In diesem Moment muss ich die Kurve bekommen und sie fragen, wie sie gedenkt ihre Eltern zu schützen.“
„Kurzzeitig wird sie ihr Problem mit dir verdrängen“, nickte Susan.
„Und sie wird eine weitere schlaflose Nacht haben, weil sie keine Idee hat, wie sie das anstellen könnte“, ergänzte Dudley.
Harry übernahm wieder. „Es wird sie ärgern, dass ich an ihre Eltern denke, während ihre Sinne vernebelt waren. Ich muss sehr behutsam mit ihr umgehen.“
„Möchtest du das denn nicht?“, unterbrach Susan.
„Es ist leichter es zu sagen, als es zu tun. Oder glaubst du ich hätte wirklich keine Gefühle? Ich muss überzeugend sein.“
„In der Nacht werde ich meinen Einsatz haben. Ich werde sie in der Küche erwarten. Ich weiß sie wird nicht zur Ruhe kommen. Ein paar unangenehme Frage werden in ein Mum - Tochter Gespräch münden.“
„Und Morgen stehe ich auf der Matte“, vervollständigte Dudley.
Längst hielt es Harry nicht mehr auf seinem Platz. Wie ein Wahnsinniger marschierte er nachdenklich durch die Küche, blieb kurzzeitig am Küchenfenster stehen, starrte in den Ligusterweg, dann machte er sich auf den Weg Richtung Terrasse. Die ganze Zeit stillschweigend beobachtet von Dudley und meiner Mum. Dann, mitten im Raum blieb er stehen. Die Anspannung war greifbar, genau, wie seine Stimmungslage. Ich ahnte was kommen würde. Ein Gefühlsausbruch, wie auch ich Harry selten erlebt habe, außer nach Sirius Tod. Aber schon gar nicht in Gegenwart von eigentlich „Fremden“. Mit der flachen rechten Hand drückte er unaufhörlich gegen seine Stirn, ballte sie zur Faust, dass sich sein Handrücken weiß färbte. „Warum?“, keuchte er. „Warum ist das so?“ Mit traurigen Augen starrte Harry zu einer erwachsenen Frau. Sie zuckte mitfühlend. „Ich dachte endlich Erwachsen zu sein. Aber es wird immer schlimmer. Keinen klaren Gedanken kann ich mehr fassen. Es ist zum Mäuse melken. Ich dachte, ich wäre ein Mann?“
„Das Junge wird zum Mann“, bestätigte Mum. „Mein Mädchen ist jetzt eine Frau. Aber sie wird immer ein Kind bleiben. - Mein Kind.“
„Gerade dachte ich eine Idee zu haben. Im nächsten Moment wird sie zerstört, oder ich schaffe es nicht die Idee umzusetzen.“ Verzweifelt drückte Harry beide Hände auf sein Gesicht. „Immer wieder die gleichen Bilder. Hermine, Hermine und wieder Hermine. Hermine mit mir. Hermine mit Ron…“
„Das nennt sich Liebe. Und sie geht oft seltsame Wege. Darum bin ich hier. Hermine ist nicht mehr sie selbst.“
Harry schüttelte seinen Kopf, als würde er die Karten, die Bilder in seinem Kopf bunt durcheinander mischen.“
„Wenn wir es nicht schaffen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, dann haben wir keine Chance.“
„Die Liebe, Harry ist das Wesentliche. Zumindest in euren Köpfen. Das ist völlig Normal.“
„Nein ist es nicht“, schrie Harry und erschrak über seine Reaktion. Doch Mum nahm es gelassen und lächelte sogar. „Völlig Normal, Harry. Erzähl mir von deiner Idee. Wir sollten gemeinsam daran arbeiten. Ich glaube dein Problem ist es alles alleine tun zu wollen.“
„Ich muss Hermine schützen.“
„Du willst und du tust es doch schon. Es geht um mich und meinen Mann, nicht mehr um Hermine. Diese Entscheidung hast du längst getroffen. Nur gemeinsam könnt ihr es schaffen, und nicht jeder für sich allein.“
„Sie müssen verreisen“, warf Dudley dazwischen. „Soweit waren wir schon mal.“
„Wie sag ich's Hermine“, fügte meine Mum hinzu.
„Es gibt nur eine Chance“, überlegte Harry. „Sie muss glauben, dass der Plan ihrem hübschen Kopf entwachsen ist.“
„Perfekt“, schmunzelte Mum. „Ich hätte es nicht besser sagen können.“
„Und ich sorge für die letzte Überzeugung“. Dudley schnalzte mit der Zunge. „Ich biete ihr Dinge an, an die ihr nicht mehr denkt, seit ihr unsere Welt verlassen habt.“
„Zum Beispiel?“, fragten Mum und Harry gleichzeitig.
„Solange ihr unter eurem Realnamen verreist, könnt ihr reisen wohin ihr wollt. Man wird immer wissen oder herausfinden können wo ihr seid.“
„Falsche Namen?“, hakte Harry nach. „Wie soll das gehen?“
„Die Reise muss schon unter falschem Namen gebucht werden. Nur müssen diese falschen Personen auch die Reise antreten. Wird überall kontrolliert. Im Hotel. Am Flughafen. An der Grenze.“
„Also falsche Ausweißpapiere?“ Mum hatte verstanden. „Wo kriegt man so was her?“
„Schwarzmarkt. Internet“.
„Zauberei“.
Dudley und Mum starrten zu Harry, der wieder auf Wanderschaft war. „Ein leichtes für mein Mädchen“
„Also gebe ich ihr einen leichten Stups in die richtige Richtung, damit sie einen Plan entwickeln kann. Ausweis, Kreditkarten, Reisedokumente…“
„Nur wir wissen also wer wir wirklich sind, und kommen um vor Angst, weil wir nichts von euch hören.“
„Oder auch nicht“, murmelte Harry.
„Wie meinst du das?“
„Hermine ist so genial, dass sie euch sogar so manipulieren könnte, dass ihr glaubt, was in euren Papieren steht.“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Warum nicht?“
„Weil Hermine immer meine Tochter sein wird, egal, wie ich heiße…“
Ein alles sagender Blick von Harry genügte, und auch M um hielt es nicht mehr auf ihrem Sitz. „Nein!“
„Doch!“, korrigierte Harry eiskalt.
„Ihr geht auf Reisen, für - sagen wir ein Jahr. Wir müssen das alles im Voraus arrangieren, aber so, dass Hermine glaubt, sie habe es getan. Das Einzige was wirklich Ihr obliegt, wird eine unüberwindbare Manipulation eures Gedächtnisses, dem Gedächtnis ihrer Eltern sein. Und ich weiß nicht, ob sie das mit sich vereinbaren kann. Nicht weil sie es nicht kann, sondern weil Ihr es seid.“
„Dann müssen wir sie davon überzeugen, dass sie keine andere Wahl hat!“
„Ihr kehrt in einem Jahr zurück. Bis dahin müssen wir unsere Mission erledigt haben. Ihr reist unter falschem Namen, mit echten Papieren und keinerlei Erinnerung an eine Tochter. Alle anderen Gedanken kann sie euch belassen. Mit eurer Rückkehr wird alles wieder da sein. Hat den Vorteil, dass euch die Sorgen für ein Jahr genommen werden.“
„Nein“, wiederholte Mum, aber erheblich schwächer als noch zuvor.
„Euch wird nichts genommen, außer der Angst.“
„Und so was könnte meine Hermine tun?“
Harry nickte. „Wenn es Jemand kann, dann Hermine“
„Was für eine Reise soll das werden?“, wagte Dudley zu unterbrechen.
„Was meinst du?“
„Nun, reiner Bade und Hotelurlaub für ein Jahr. Ein bisschen stupid oder?“
„Mein Mann und ich wollen uns seit Jahren einen Traum erfüllen. - Eine Australienreise.“
„Rundreise im Wohnmobil“, Dudleys Augen begannen zu leuchten. „Geniale Idee.“
Harrys Gedanken schienen bereits etwas weiter vorangeschritten zu sein. „Heißt das, du wärst einverstanden?“ Nachdenklich blickte er in das Gesicht meiner Mum.
„Unter einer Bedingung“, antwortete sie. „Wir werden hinterher Hermine nur gemeinsam von diesem Gespräch berichten. Ansonsten hat es nie stattgefunden.“
Harry schluckte. „Das wird ein schwerer Schock für sie sein. Und schwere Zeiten werden auf mich hereinbrechen.“
„Dann bringt es rasch zu Ende. Und genießt die Zeit, die euch bis zu unsere Rückkehr bleibt“. Mum wandte sich zum gehen. „Dann werde ich mal den schweren Gang antreten und Paul in Kenntnis setzen. Dann haben wir noch einige Dinge zu regeln.“
„Moment, Moment“, hielt sie Dudley zurück. „Das gibt es noch offene Fragen“.
Fragend starrten ihn Harry und Mum an. Dudley rieb Zeigefinger und Daumen in eindeutiger Weise. „Macht euch keine Sorgen. Das Geld dafür haben wir.“
„Ich zahle es euch zurück.“
„Jetzt hör aber auf Harry“, wütend funkelte sie Harry an. „Wir hätten die Reise sowieso gemacht. Jetzt machen wir sie eben en wenig früher.“
„Das meinte ich nicht“, unterbrach Dudley. „Ihr könnt keine Reise buchen, und selber zahlen, die Hermine planen sollte. Wie sieht denn das aus? Außerdem, unter welchem Namen wollt ihr buchen?“
„Die Namen sollte sich Hermine überlegen“, bekräftigte Harry.
„Und ich leite sie weiter, wenn ich morgen mit ihr gesprochen habe. Aber zurück zum Finanziellen. Ich könnte nicht so einfach an das Geldkonto meiner Eltern heran.“
„Überweisung, wenn die Reise gebucht ist“.
Dudley nickte. „Auch hier muss ich mir einen Trick überlegen, damit Hermine glaubt es selbst getan zu haben. Holen sie sich genügend Bargeld ins Haus. Macht es einfacher. So kann ihnen Hermine ohne die verzweifelten Versuche nichts abheben zu können ihnen etwas ins Gepäck für unterwegs stecken.“
Der Lärm von schweren Fahrzeugen drang in die Küche, Harry sprintete zum Fenster. „Die Umzugswagen kommen. Ich werde dich nach Hause bringen.“
„Du darfst das Haus nicht verlassen!“, mahnte Dudley.
„Außerdem wäre es nicht gut, wenn Hermine dich sehen würde“, ergänzte Mum.
Harry blickte zur Uhr. „Es ist gleich ihre Zeit - Wir nehmen den Tarnumhang, niemand wird uns sehen“, beruhigte Harry Dudleys sorgenvolle Blicke. Nach wenigen Sekunden kehrte er mit dem Umhang zurück, und noch bevor Vernon und Petunia in den Flur kamen, verdeckte der Umhang die Körper meiner Mum und meines Freundes. „Fünf Minuten“, flüsterte Dudley. „Ich gebe dir fünf Minuten mit Hermine. Und sieh zu, dass du sofort zurückkommst. Nimm das Ding ja nicht ab.“
Fassungslos hatte ich das Zwiegespräch verfolgt, konnte noch verfolgen, wie Mum und Harry unter dem Tarnumhang die Straßenseite wechselten. Die gemeinen Verschwörer waren tatsächlich erschrocken als ich ihnen entgegenkam. Mucksmäuschenstill schlichen sie an mir vorbei. Harry kam zurück, legte den Tarnumhang ab und sprach mich an. Dudley hielt sich an seine Anordnung. Fünf Minuten hatte er Harry gegeben, und ihn dann aus meinen Fängen befreit. Das Australienprospekt lag keineswegs auf meinem Schreibtisch. Dudley hatte es heimlich dort platziert, von mir unbemerkt, von Mum zugesteckt. „Wendel und Monika Wilkins“, verriet er meinen Eltern ihre Namen für das folgende Jahr, beim Verlassen unserer Wohnung.
„CRUCIO!“
Erschrocken starrten mich sowohl meine Eltern, als auch Harry an.
Leider hatte ich keinen Zauberstab zur Hand.
Mit dem wedelte Harry schmunzelnd vor meiner Nase herum. Der Urschrei musste einfach heraus, auch wenn er wirkungslos verpuffte. Etwas anderes hatte ich gar nicht beabsichtigt. Denn mir war Einiges und vor Allem Eines klar geworden: Harry tat aus Liebe. Mit ernstem Blick schritt ich auf ihn zu, verkreuzte meine Arme vor meiner Brust und funkelte ihn an. „Das wird dir nichts helfen“, presste ich hervor. „Ich kann noch etwas ganz Anderes mit dir tun.“ Die schlotternden Knie, das angstvolle Gesicht. Das hatte er sich wahrlich verdient. Sein Gesicht zuckte, als ich die verkreuzten Arme löste. Immer noch mit wütendem, unberechenbarem Blick. Seine Augen flatterten, eine leichte Feuchtigkeit war darin zu erkennen. Mein Kopf schnellte nach vorne, meine Lippen spitzten sich. Er war chancenlos, und ergab sich seinem Schicksal. Unserem ersten, intensiven und leidenschaftlichen Kuss vor den Augen meiner Eltern.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung