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Fanfiction

Harry & Hermine - Die Erkenntnis von Godrics Hollow

von rodriquez

Mit einer wahren Heldentat kehrte Ron in unsere Gemeinschaft zurück. Die Rettung Harrys aus einem zugefrorenen Tümpel und die Zerstörung des Horkrux mit Gryffindors Schwert bereitete ihm einen gebührenden, heldenhaften Empfang.
Leider völlig aus der Luft gegriffen, um die künstliche Beziehung von Ron und mir zu fördern. Ron kam zurück, das ist Richtig, aber der Zeitpunkt war ein völlig anderer…

Erschöpft lag Hermine in den Kissen. Ihr Körper bebte, ihr Herz war voller Glück. Sie griff neben sich und legte ihre Hand auf Harrys Brust. Sie war schweißnass. Er atmete schwer. Hermine lächelte amüsiert: Sie hatten sich für ihre Verhältnisse gerade echt verausgabt. Das war kein gemütlicher Ringkampf mit nackten Körpern, sondern richtiger, heftiger, wilder…
Die Erinnerungen und die Gedanken an diese unbeschwerten Tage gefallen mir noch heute, auch wenn sich daran nichts, überhaupt nichts verändert hat. Also verzeiht, dass ich einige Augenblicke in Nostalgie schwelge.
Es war wirklich sehr heiß gewesen, und das obwohl es draußen immer frostiger wurde. Heftiges Schneetreiben hatte eingesetzt. Unser Zelt war tief im Schnee vergraben. Das Feuer loderte, in unserem wärmenden Ofen und tief in uns drin. Es war schwer noch einigermaßen trockenes Holz, das wir verbrennen konnten zu finden. Durch den entstandenen Temperaturunterschied beschlugen die Zeltwände, und gab einen ersten Eindruck auf das, was uns draußen erwarten würde.
Drei Tage planten wir den gefährlichen Ausflug nach Godrics Hollow.
Wie sollten wir nach Godrics Hollow reisen, und wann wäre der günstigste Moment dafür?
Was könnte uns erwarten, und was wollten wir überhaupt dort?
Könnten wir in eine Falle laufen?
Immer wieder spielten wir das Für und Wieder durch, und entschieden uns schließlich für das auf wackeligen Beinen stehende Pro. Also mussten wir Vorkehrungen treffen: Tarnumhang. Vielsaft - Trank.
Unsere neu aufgeblühte Liebe machte uns vorübergehend blind. Wir hatten nur noch Augen füreinander, vernachlässigten unsere Situation. Drei Tage voller Liebe, drei Nächte dicht aneinander gekuschelt in einem gemeinsamen Bett. Was für ein Plan bei solchen Vorraussetzungen herausspringen konnte, kann jeder am kleinen Finger abzählen. Um die Zeit ausgiebig zu nutzen zogen wir die Schutzzauber enger um das Zelt. Nur gelegentlich kontrollierten wir unsere Umgebung. Der Standort wirkte sicher, einsam und vernachlässigbar im Schutz einiger Bäume. Tiefschnee, der keine Spuren erkennen ließ und in dem man eventuelle Eindringlinge sofort bemerkt hätte. Die wenigen Kontrollschritte vor das Zelt verwischten wir sofort, wenn es überhaupt von Nöten war. Unaufhörlicher Schneefall erledigte unsere Arbeit.
Und nun lag ich da. Den Kopf voller schöner Gedanken - und nur noch kleiner Fragen. „Wir benehmen uns wie Frischverliebte“, sagte ich. Harry antwortete. „Ja. Aber sind wir das nicht auch?“ Ich richtete mich auf und sah ihn an. Sein Atem ging immer noch schwer. „Hättest du gern, dass es immer so ist?“ Harry wiegte den Kopf. „Nein. Erst haben wir noch eine schwierige Mission zu erfüllen. Ich fühle mich zum ersten Mal voller Leben, aber wir dürfen nicht völlig blind werden. Dann aber … Mal mehr, mal weniger - so lange es uns Spaß macht - Dann kann ich dir mit Ja antworten.“
Godrics Hollow.
Dort wo alles begonnen hatte. Vielleicht hatte Harry doch Recht, und wir würden dort einen entscheidenden Hinweis finden. Ich fühlte mich unendlich stolz, dass ich die Person war, die ihn an den Ort begleiten durfte, wo er geboren wurde, wo er mit seinen Eltern einige wenige glückliche Tage verbringen durfte, wo seine Eltern für ihn gestorben waren, wo Sirius eine Falle gestellt und unschuldig für etwas zur Rechenschaft gezogen wurde, weil er seinen besten Freunden helfen wollte. Dieses Privileg stand einzig und allein mir zu. Alle Spuren führten zu Harrys Geburtsort: Der Tod seiner Eltern. Godric Gryffindor, Dumbledore selbst hatte dort gelebt. Bathilda Bagshot. Das Risiko mussten wir eingehen, ewig konnten wir nicht im Dunkeln stochern. Doch die Gefahr, die Angst war Allgegenwärtig.
Godrics Hollow war prädestiniert.
Noch am frühen Morgen unseres Aufbruchtages erlebte ich meinen Freund mit Tränen in den Augen. Während ich unter der Dusche stand kramte er aus meiner Perlmutthandtasche ein Fotoalbum hervor, das er einst von Hagrid geschenkt bekam. Mit einem Handtuch über den Haaren kam ich zurück, und er winkte mich zu sich. Gemeinsam blätterten wir Seite um Seite um. Tränen vermischten sich mit Lachfalten. Die alten Bilder seiner Eltern zeigten die gewünschte Wirkung, sie sahen zu uns hoch, winkten uns zu, lächelten, und Harry war sich sicher, dass sie uns erwarten würden, zumindest in unseren Gedanken. Ich musste Harry bremsen. Fast hätte er mich überredet und wir wären überhastet und viel zu früh aufgebrochen. Im Fünf-Minuten-Takt starrte er auf seine Uhr, lief nervös von einer Ecke in die Andere. Sofort mit Einbuch der Dunkelheit griff er nach seinem Tarnumhang, packte sich dick ein, und warf den Tarnumhang über uns. Erwartungsvoll wartete er auf meine Reaktion. Das Apparieren überließ er wieder mir. Ich nickte ihm aufmunternd zu, dann drehten wir uns in die Dunkelheit hinein. Das Herz meines Freundes pochte gegen meinen Arm, als wir Hand in Hand auf einem verschneiten Sträßchen unter einem dunkel verhangenen Nachthimmel wieder auftauchten.
„Lass uns den Tarnumhang ablegen“, flüsterte Harry völlig aufgeregt. Ganz wohl war mir nicht dabei, so blickte ich ängstlich in seine Augen. „Ach, komm schon, hier ist kein Mensch. Ich möchte nicht getarnt zurückkehren“. Vor zwei Tagen schaffte er es mit einem fast identischen Satz und dem gleichen treudoofen Blick mich umzustimmen: „Ach, komm schon. Ich möchte nicht als Fremder nach Hause kommen.“ Es war seine Reaktion auf meinen Vorschlag Vielsaft - Trank anzuwenden.
Dicke, weiße Flocken kitzelten mein Gesicht, nachdem Harry es wieder einmal geschafft hatte mich umzustimmen, und den Tarnumhang abstreifte. Völlig aufgeregt begann Harry zu zittern, sein Herz pochte unaufhörlich gegen meinen Arm. Ich steckte meine Haare nach oben, griff in meine Tasche und reichte Harry meine selbstgestrickte Mütze entgegen. Ein winziger, kleiner Schutz. Harry hatte verstanden, nickte, zog aber die Kapuze seines Parkas über sein Haupt und schnürte sie ganz eng zu. Nur Augen und Nase waren noch zu erkennen. „Zieh du sie auf“, wisperte er. Das Schneetreiben wurde immer intensiver, längst hatte ich dicke Flocken in meinen Haaren, und sie waren durchnässt, als ich die Mütze tief ins Gesicht zog. Ohne zu überlegen tastete Harry nach meiner Hand und führte mich durch die schmale Straße. Trotz der Kälte hatte er schweißnasse, glühende Hände. Nur langsam kamen wir voran. Große Schneeflocken behinderten die Sicht, noch dazu war die Dunkelheit jetzt völlig über uns hereingebrochen. Mühsam stapften wir durch den tiefen Schnee, erreichten endlich nach langen schweigsamen Augenblicken das Ende der Straße. Überall leuchteten bunte Lichter, in den Straßen und an den Häusern war alles weihnachtlich dekoriert. „Ich möchte zuerst zum Grab meiner Eltern“, waren Harrys erste Worte. Ich nickte ihm bestätigend zu. Die kleine Straße bog nach links, und der Dorfkern lag vor uns, halb verborgen hinter einem Weihnachtsbaum konnte ich ein Kriegerdenkmal erkennen. Der Moment seiner Rückkehr nach Godrics Hollow hätte perfekter nicht sein können, auch wenn uns das erst bewusst wurde, als wir den kleinen Marktplatz betraten. Rings um den Platz hingen bunte Lichterketten. Aus einer kleinen Kirche, deren Buntglasfenster wie glänzende Edelsteine leuchteten erklang weihnachtliche Musik. Die Tür eines Pubs wurde aufgerissen, unter dem Gelächter einiger Jugendlicher drang laute Rockmusik zu uns herüber.
„Harry, ich glaube es ist Heiligabend. Ja, ganz bestimmt“, sagte ich, den Blick zur Kirche gewandt. „Sie … sind wohl dort, oder? Deine Mom und dein Dad? Ich kann den Friedhof dahinter sehen.“ Harrys Schritte wurden immer langsamer, je näher wir dem Friedhof kamen. Die weihnachtlichen Gesänge waren deutlicher zu verstehen, je näher wir der Kirche kamen. Plötzlich blieb ich erstarrt stehen. „Wir sollten noch nicht auf den Friedhof gehen. Bitte Harry lass uns noch etwas warten“, versuchte ich Harry zu erklären. „Hier wird es gleich von Menschen nur so wimmeln. Wir sollten noch das Ende der Christmesse abwarten.“ Fragend sah mich Harry an. Ich antwortete mit einem gequälten Lächeln, weil ich gerade an zwei weitere wichtige Menschen in meinem Leben denken musste. „Ich wurde von meinen Eltern christlich erzogen. Früher waren wir regelmäßig vor der Bescherung in der Kirche.“
„Komm“, sagte Harry plötzlich, und führte mich näher zur Kirche. Ich zerrte ängstlich an seiner Hand, versuchte ihn aufzuhalten „Die Kirche ist bald zu Ende und die Menschen, die herauskommen werden sich wundern warum ein fremdes Pärchen ihren Friedhof betritt.“
„Das meinte ich eigentlich nicht“, nickte Harry verständnisvoll. „Lass uns in die Kirche gehen. Niemand wird sich wundern. Und kein Todesser wird uns dort vermuten … und du könntest eine Kerze für deine Eltern anzünden.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass Harrys Weg zum Kirchenportal führte.
„Ja, das könnte ich tun“, flüsterte ich verlegen mit weicher Stimme. Wieder einmal konnte mich Harry überraschen. Als hätte er meine Gedanken erraten.
Stille Nacht - sang die Kirchengemeinde, als wir durch das Portal das Innere der Kirche betraten. Auf leisen Sohlen begaben wir uns Hand in Hand zur letzten Reihe, zogen unsere Kopfbedeckungen ab, und lauschten ehrfurchtsvoll den weihnachtlichen Gesängen. Niemand wunderte sich. Niemand beäugte uns.
„Silent Night“. Mit einem freudig überraschten Lächeln stellte ich fest, dass Harry leise mit einstimmte. Auch ich richtete meine Augen zum Altar und begann zu singen. „Holy Night…“. Es warfen nicht nur Harrys Lippen die sich bewegten. „All is calm, all is bright…“. Für einen kurzen Moment konnte ich unsere Sorgen vergessen. „Round you Virgin Mother and Child…“. Mein Eindruck trog nicht. Das Lied war noch nicht zu Ende, als die Ersten Besucher aufstanden und die Kirche verließen. Familien gingen nach Hause. Kinder erwarteten sehnsüchtig die Gaben unter dem Weihnachtsbaum. Ich konnte eine kleine Hermine darunter erkennen, und ich fragte mich ob Harry und ich etwa schon eine eigene Familie darstellen. Meine Augen folgten alten Menschen, die sehnsüchtig auf die Ankunft ihrer großen Kinder und Enkel warteten. Ich beobachtete Harry an meiner Seite. Ehrfürchtig mit vereinzelten Tränen verharrte er regungslos. „Du bist nicht Alleine“, signalisierte ich ihm durch einen festen Druck seiner Hand. „Ich bin bei dir.“ Wir warteten bis sich die Kirche fast vollständig geleert hatte, dann verließen wir unsere Bank in der letzten Reihe und gingen schnurstracks zu den Kerzenständern, auf denen bereits unzählige Kerzen brannten. Angeordnet, wie bei einer Leiter. Die meisten Kerzen zeigten Spuren von längerem Brennen. Wachs tropfte am Körper herunter, praktizierte die skurrilsten Formen. Harry blieb an meiner Seite. Ich griff nach einer Kerze, entzündete den Docht an einer vom Windstoß heftig flackernden Kerze, und platzierte sie an einer der wenigen freien Stellen. Aus seiner Hosentasche holte Harry ein fifty Pence - Stück hervor, das er in den Opferstock warf. Eine Schweigeminute verharrten wir einträchtig. Harry gab mir dadurch Zeit für ein kurzes Gebet. Als ich geendet hatte zog ich mir wieder meine Mütze tief ins Gesicht, und wir begaben uns weiterhin stillschweigend zum Ausgang, traten vorsichtig durch das Kirchenportal hinaus ins Freie. Aufmerksam beobachteten wir die Umgebung. Der Wetter war gleich geblieben. Nach wie vor schneite es heftig. Dicke, weiße Flocken fielen aus dem tief verhangenen Nachthimmel. Vor der Kirche waren noch einige ältere Menschen in belanglose Alltagsgespräche vertieft. Andere strömten in kleinen familiären Grüppchen in alle Richtungen davon. Wir mischten uns unauffällig unter die wenigen verbliebenen Menschen und marschierten einige Meter neben ihnen her. Erst in der Nähe des Kriegerdenkmales in der Mitte des Platzes blieb Harry abrupt stehen. „Sieh mal“, ein heftiges Zittern erfasste Harrys Körper. Eine Nachfrage erübrigte sich, längst hatte ich seine Entdeckung bemerkt. Das Kriegerdenkmal hatte seine Form verändert. Statt eines Obelisken voller Namen, war jetzt ein Standbild von drei Menschen zu erkennen, ein Mann mit zersausten Haaren und Brille, seiner Frau mit langem gewelltem Haar, und einem freundlichen, liebevollen Gesicht, und der kleine Harry, der in den Armen seiner Mutter saß. Auf ihren Köpfen hatten sich kleine weiße Mützen aus Schnee gebildet. Harry zog mich näher heran und wir blickten sehnsüchtig in die Gesichter seiner Eltern. Ein glückliches Baby, keine Narbe zierte seine Stirn.
Bumm, Bumm, Bumm. Laute Rockmusik schallte dumpf durch die dunkle Schneelandschaft, dröhnte in unsere Ohren, und zerstörte den nostalgischen Moment. Dumpfe basslastige Klänge aus einem geschlossenen Raum standen im krassen Gegensatz zu den gerade erlebten weihnachtlichen Gesängen. Doch auch diese Musik hatte ihren Reiz. Abgesehen von den dumpfen Bassklängen klang die Musik sogar recht melodisch. Besonders wenn man sie deutlicher verstehen konnte. Einen wirren Text: „Can you help me, occupy my brain?“, konnte man plötzlich verstehen. Gitarrenriffs kamen klarer zum Vorschein. Alarmbereit starrte ich zu dem kleinen Pub hinüber. Die Eingangstür stand offen. Doch Niemand trat heraus. Niemand ging hinein. Niemand war zu sehen, bis auf die Gestalten hinter den beschlagenen Fensterscheiben. Wir waren mittlerweile Alleine auf dem kleinen Marktplatz. „Osi“, murmelte Harry unverständlich, lächelte aber über meine Unkenntnis. „Ozzy Osbourne? - Black Sabbath?“, erkundigte sich Harry mit fragendem Blick, überspielte aber damit nur seine Nervosität. Ich hatte diese Namen noch nie gehört. Sie klangen aber irgendwie einschüchternd. „Bei Big D lief das rauf und runter, immer volle Kanne...“
„Volle Kanne?“ Ich hatte wohl einiges verpasst.
„Volle Lautstärke, dass die Wände wackelten. Sirius stand offenbar darauf. Hast du die Bilder in seinem Zimmer nicht gesehen?“
„Ich konnte nichts damit anfangen“, gab ich zu. „Die Bilder waren nur gruselig.“
„Was sind das für Menschen?“
Ich hatte zunächst keine Ahnung, was Harry mit seiner Frage bezweckte, und wagte eine Vermutung. „Meinst du die Leute, die am Heiligabend in eine Kneipe gehen?“ Mein erster Verdacht wären die gruseligen Musiker gewesen, doch etwas an Harrys Haltung verriet mir, dass er schon einen Schritt weiter war. Alles was er sagte war Ablenkung. Ablenkung vor dem bevorstehenden Ereignis. Seit ihrem Tod war Harry seinen Eltern nicht mehr so nah, wie in diesem Moment. Er nickte traurig und seine bereits vorbereitete Antwort machte seine Frage zur rhetorischen Frage. „Menschen, die keine Familie haben...“
„Nun hör aber auf Harry“, entrüstete ich mich. „Wirf diesen Gedanken ganz schnell über Bord. Wir sind deine Familie. Du wirst Weihnachten nie mehr alleine sein. Ich bin für dich da, oder meinen Eltern, die Weasleys, und sicher auch D - sofern du das natürlich möchtest.“
Vorsichtig schritten wir voran. Harrys Beine schienen Lasten zu tragen. Er wurde ruhiger, wortkarger, zitterte unaufhörlich. An der kleinen Kirche liefen wir dieses Mal langsam vorbei. Erst im Schatten des Seitenschiffs normalisierten sich unsere Schritte. Am Eingang zum Friedhof befand sich ein kleines Schwingtor, ich drückte so leise wie möglich dagegen, und wir schoben hindurch. Mehrere Reihen schneebedeckter Grabsteine ragten hinter der Kirche aus einer blassblauen Decke hervor, die übersät waren, mit vielen bunten Lichtfeldern. Lichtreflexionen aus den bunten Mosaiken in den Fenstern der Kirche.
In meiner Tasche hielt ich meinen Zauberstab fest umklammert, nur für den Notfall, ich wollte auf alle Gefahren vorbereitet sein.
Grabstein für Grabstein suchten wir ab.
„Schau dir das an, es ist ein Abbott, könnte ein seit langem verschollener Verwandter von Hannah sein!“
„Bitte sprich leise, Harry“, bat ich ihn ängstlich. Immer tiefer wateten wir in den Friedhof hinein, gelegentlich bückten wir uns, um die Inschriften besser lesen zu können.
Und dann lag es vor mir.
Mein Herz fiel mit Schallgeschwindigkeit nach unten, Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch. Ein seltsames Kribbeln lief über meinen Rücken.
Ganz deutlich standen die Namen vor meiner Nase, die Namen, die sich, wie ein Laser in meine Augen einbrannten:

James Potter
geboren am 27.März 1960, gestorben am 31.Oktober 1981
Lily Potter
geboren am 30.Januar 1960, gestorben am 31.Oktober 1981

Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod.


„Harry, sie sind hier … hier ist es.“
Der Grabstein stand nur zwei Reihen hinter dem von Kendra und Ariana Dumbledore, er war aus weißem Marmor, wie das Grabmal unseres Schulleiters. Harry, der die Inschrift am Familiengrab der Dumbledores zu entziffern versuchte beschleunigte seine Schritte, hastete herbei. „Frohe Weihnachten, Hermine“, wisperte Harry traurig und nahm mich am Grab seiner Eltern in den Arm. Ein ergreifender, und unglaublich trauriger Moment zugleich. Tränen tropften zu Boden. Er hatte erst gar nicht versucht sie zu verstecken. „Lass sie laufen, Harry, nur ich bin hier, hier bei dir, und ich zähle nicht.“
„Du zählst mehr als jeder Andere“, schluchzte er. „Es bedeutet mir soviel, dass du mich hierher begleitet hast.“
Ich drehte mich an seiner Hand um ihn herum, bis wir uns Auge in Auge gegenüberstanden, und fasste mit meiner freien Hand, um seinen Rücken. Er löste unsere Hände, und fiel mir schluchzend um den Hals. Ich spürte seinen zitternden Körper in meinen Armen, und er legte seinen Kopf in mein Genick. Brennend heiße Tränen tropften auf meine Haut, zogen eine langsame heiße Bahn über meinen Hals. Ganz sanft streichelte ich über seinen Nacken, dann näherten sich unsere Lippen. Ein Kuss am Grab seiner Eltern. Das endgültige Siegel unserer Liebe. Als sich unsere Lippen lösten, bemerkte ich, wie er seinen Blick erhob und das Grab anstarrte. Ich drehte mich aus der Umarmung heraus, und stand ihm zur Seite. „Wir hätten etwas mitbringen sollen“, flüsterte ich, alle Pflanzen auf dem Friedhof waren kahl und gefroren. Mit meinem Zauberstab zog ich kleine Kreise durch die Luft und es erblühte ein Kranz aus Christrosen. Dankbar fing ihn Harry auf und legte ihn zu Ehren seiner Eltern nieder.
„Lass uns gehen“, sagte er nach einigen schweigsamen Augenblicken, legte seinen Arm um meine Schultern, und ich schlang den Meinigen um seine Hüfte. So wandten wir uns schweigend ab, und stampften durch den tiefen Schnee zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
„Ob wir das Haus meiner Eltern überhaupt sehen können?“, überlegte Harry.
„Warum sollten wir es nicht sehen können?“, fragte ich verwundert.
„Der Fideliuszauber“, vermutete er. „Die Geheimniswahrer sind nicht mehr am Leben.“
„Bis auf Einen“, korrigierte ich. „Du warst im Haus, als es geschah, also bist auch du zum Geheimniswahrer geworden, so wie im Grimmauldplatz.“
„Und wie sieht das bei dir aus?“
„Warum interessiert dich das?“
„Weil ich mir wünsche, dass du es auch sehen kannst“.
„Wir werden es gleich feststellen“, lächelte ich geehrt. „Ich gehe davon aus, dass wir beide es können, weil ich vermute dass der Zauber durch du - weißt - schon - wen durchbrochen wurde. Und wenn er aber doch existiert werde ich das Gelände wohl nur in deinem Beisein betreten können…“
„Dann werden wir das auch tun“, bestimmte Harry.
„Du würdest mich damit zum Wahrer machen“, klärte ich ihn auf. „Überlege dir genau, ob du das willst…“
„Ob ich das will?“, rief Harry. Etwas zu laut für meinen Geschmack. Mit einem festen Druck unserer umschlungenen Hände forderte ich ihn auf leiser zu sprechen. „Wie kannst du nur denken, dass das nicht mein Wunsch sein könnte?“
„Psst, Harry“, wiederholte ich ängstlich meine Aufforderung. Wir hatten uns der Friedhofseingrenzung genähert. Wenige Schritte und wir hätten das Eingangstor passiert. Ein flüchtiges, knirschendes Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. „Was?“, fragend starrte mich Harry an. Leise zog ich ihn in die Dunkelheit der Kirche, die das Licht der Weihnachtsbeleuchtung und der Straßenlaternen abhielt. Erneut glaubte ich ein leises Knarren zu hören. Vorsichtige Schritte im tiefen Schnee. Längst hatte ich meinen Zauberstab alarmbereit erhoben. Harrys Körper verkrampfte. Angestrengt versuchte er zu lauschen. Hielt Augen und Ohren offen. Ein neuerlicher Schritt im tiefen Schnee. „Da ist Jemand“, flüsterte ich beunruhigt mit einem piepsenden hohen Ton in der Stimme. Mit einem Ruck zog mich Harry weiter zurück in den Schutz der Dunkelheit. Fast wären wir über einige Wurzeln gestolpert. Gerade im letzten Moment gelang es mir mich an der Kirchenmauer abzustützen. Meine Hand zitterte in Erwartung des dunklen Lord höchstpersönlich. Zum ersten Mal seit Tagen verspürte ich Angst. Unendliche Angst, die mich brutal auf den Boden der Realität zurückholte. War es ein Fehler nach Godrics Hollow zu gehen? Erneut knarrte der Schnee. Schritt für Schritt kam Jemand näher. Mein Körper krampfte. Nur ein Feind nähert sich so an. Jeder Andere würde mit normalen Schritten zum Friedhof gehen. Völlig regungslos starrte ich in die Dunkelheit, erwartet jeden Augenblick den Schatten einer Person, wartete nur noch darauf, dass ein Feind durch das Tor zum Friedhof marschieren würde. Ich wagte nicht einmal mehr zu atmen. Auch Harry blieb völlig still, fast regungslos standen wir nebeneinander. Kein Laut von sich gebend. Erneut ein Knarren im Schnee. Die Anspannung fraß mich auf. All meine Muskeln versteiften sich. Vor meinen Augen lief ein Angriff ab. Bunte Lichtstrahlen, Zauberflüche rauschten auf mich zu. Ein Trugschluss. Es waren nur Lichtreflektierungen der Lichterketten. Und doch. Eine Hand, eindeutig eine Hand, die das Friedhofsgatter umfasste. Mein Herz blieb stehen.
„Homenum revelio“.
„Expelliarmus!“
Zwei Flüche. Direkt hintereinander gerufen. Ich tat es instinktiv. Eine bessere Idee hatte ich nicht. Die Angst, und damit die Vorsicht siegten über die Vernunft vorläufig versteckt und ruhig zu bleiben. Mein Entwaffnungszauber zeigte Wirkung, im hohen Bogen flog tatsächlich ein Zauberstab durch die Luft und landete vor meinen Schuhen im schneebedeckten Boden. Aber auch der Aufspürzauber verfehlte nicht seine Wirkung. Verwundert rieb ich zuerst meine Ohren, dann meine Augen. Ich dachte an eine Fata Morgana. Harry war die ganze Zeit ruhig gebelieben, sein Stab blieb gesenkt. Er machte gar keine Anstalten sich zu wehren, stattdessen kamen Worte über seine Lippen, bei der mir die sprichwörtliche Spucke wegblieb: „Willkommen zurück - Ron“.
Willkommen zurück?
„Ron?“
„Nein - Nicht!“, rief eine wohlbekannte Stimme. „Ich bin's. Bitte. Tut mir nichts.“
Harry murmelte ein „Lumos“, und sein Zauberstab leuchtete in das erschrockene, verängstigte Gesicht von Ronald Weasley.
„Du wagst es?“, ereiferte ich mich. „Tauchst einfach wieder hier auf - erschreckst uns zu Tode. Und das Alles nachdem was du uns angetan hast?“ Harry griff beruhigend nach meinem Arm. „Ich will mich aber nicht beruhigen!“
„Hermine“, versuchte es Harry einfühlsam.
„Nein!“, schrie ich. „Er soll Schnecken spucken. Furunkel sollen seine Haut überdüngen.“
Ängstlich wich Ron einige Schritte zurück.
„Die Haare werde ich ihm rasieren. - Mit einer Axt! - Lass mich!“ Erneut versuchte es Harry mit einer beruhigenden Maßnahme, einer Umarmung. Eigentlich mehr ein Festhalten. Ich schnaubte, scharrte mit de Füßen. Eine volle Schuhladung Schnee klatschte gegen Rons Oberkörper. Die Nächste traf mitten in sein Gesicht.
„Heute ist Weihnachten, Hermine“, erinnerte mich Harry, während ich den zitternden Wurm anstarrte.
„Du!“, drohte ich erneut.
„Das Fest der Liebe, das Fest des Verzeihens“. Harry drängte mich gegen die Kirchenmauer, bewahrte Ron vor weiteren Flüchen. Ganz fest hielt mich Harry umschlungen, griff nach meinem Handgelenk. Sanft, vorsichtig, und nachdem ich nur widerwillig nachgab, verstärkte er seinen Griff. Mein Zauberstab senkte sich. Nur ganz langsam erholte sich mein Blutdruck.
„Von mir aus kann heute Sankt-Nimmerleins-Tag sein!“, giftete ich zurück. Ich keifte, ich giftete, ich sprühte Funken, ich kochte. Meine Zauberstabhand war fest im Griff. Von daher setzte ich eine weitaus effektivere Waffe ein - Meine Augen. Ein Giftpfeil nach dem Anderen kaschierte Rons Gesicht. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass wir uns auf den Weg gemacht hatten. Etwa zehn Minuten dauert der Weg vom Friedhof zu Harrys Elternhaus. Mehrfach habe ich später die Zeit gestoppt. Doch damals konnte ich nicht glauben, dass Harry plötzlich sagte: „Da ist es!“
„Was?“, noch immer hatte ich mich nicht vollständig beruhigt. „Willkommen zurück“, äffte ich Harrys Stimme nach. „Mehr hast du nachdem was war, nicht zu sagen? - Willkommen zurück?“
„Beruhige dich bitte“, besänftigte mich Harry. „Wir sind zuhause.“
„Zuhause?“ Erst allmählich wurde mir klar wo wir angekommen waren. Ein wunderschönes Haus. Erdgeschoss und ein weiteres Stockwerk. Die linke oberes Seite leicht beschädigt, aber nichts, was man nicht wieder reparieren könnte. Ein herausgerissener Rollladen, ein Fenster schief und aus den Angeln, zersplittertes Glas. Doch das Dach, das Gemäuer erschien unversehrt. Ich konnte den Anblick nicht genießen, überlegte wie und was ich Ron antun könnte. „Da schau“, lenkte mich Harry ab, deute auf einen unwegsamen Weg hin zum Haus. Es schien verlassen, aber nichts erinnerte an die Tragödie, die sich hier abgespielt hatte. Das Gelände wild verwuchert. Ein hölzernes Tor, schief und vermodert. Harry stieß es auf. Fast schon ehrfürchtig machte er den ersten Schritt in seine Vergangenheit. Es sollte der einzige Schritt bleiben. Plötzlich ertönte Rons zittrige Stimme. „W - w - wer i - ist das?“
„Sag mal raffst du überhaupt noch was?“, giftete ich erneut, anstatt mich umzudrehen. Sofort war ich die sprichwörtliche Palme wieder ganz nach oben geklettert.
„Miss Bagshot?“ sagte Harry zu meiner Überraschung, und brachte mich endlich zur Vernunft. Ein tiefer Fall aus schwindelerregender Höhe. Die seltsame, alte Frau forderte uns per Zeichensprache auf, ihr zu folgen, und in der Hoffnung an Gryffindors Schwert heranzukommen, folgten wir ihr. „Sind sie Bathilda?“ ergriff Harry das Wort, mir stockte der Atem. Die eingemummte Alte nickte und winkte neuerlich. Wir folgten ihr durch einen Vorgarten hindurch, der fast genauso wild überwuchert war, wie Harrys Elternhaus. Alles roch übel und modrig, das Haus und die Alte selbst. Schon lange wurde nichts mehr aufgeräumt und überall verteilten sich Staub, Abfälle und Schutt. Sie schlurfte an uns vorbei, zündete die Kerzen an, schob mich beiseite, als hätte sie mich nicht gesehen, und verschwand in einer Art Wohnzimmer. War es Angst vor mir, oder Angst wegen der Umgebung? Ron jedenfalls zitterte wie Espenlaub, starrte immer wieder nervös in mein Gesicht. Ein seltsames Zischen drang an mein Ohr, und ich klammerte mich fester an Harrys Arm. „Schon gut“, sagte er beruhigend und führte mich an der Hand ins Wohnzimmer. Ron trottete ängstlich neben uns her. Dicker Staub knirschte unter unseren Füßen. Der Geruch wurde immer widerwärtiger, wie verfaultes, vergammeltes Fleisch. Kein menschliches Wesen könnte hier leben, dachte ich angewidert. Und Ron bestätigte meine Vermutung.
„Hier stimmt doch was nicht“, flüsterte Ron, und zum erste Mal seit seiner Rückkehr musste ich ihm zustimmen. „Hier kann doch kein Mensch leben!“
Meine Alarmglocken schrillten. Ich achtete auf jedes kleinste Geräusch, suchte nach weiteren eindeutigen Hinweisen. Seltsam auch, dass die Alte die Kerzen von Hand anzündete, und sich dabei so ungeschickt anstellte, dass sie fast selbst Feuer fing.
Harry griff nach der Schachtel Streichhölzer, und begann die restlichen Kerzen anzuzünden, dabei entdeckte er auf einer ramponierten alten Kommode ein paar alte verstaubte Bilder. Mir fiel auf, dass er stutzte, die Bilder vom Staub befreite und sich sehr genau ansah. Um mich von meinem unbehaglichen Gefühl abzulenken gesellte ich mich zu ihm, und versuchte herauszufinden, was er entdeckt hatte:
Auf einem der Bilder waren zwei Jungen im Teenageralter, Arm in Arm, einer von ihnen blond, der Andere hätte tatsächlich der junge Dumbledore sein können.
„Mrs. - Miss - Bagshot?“ fragte Harry mit leicht zitternder Stimme, ohne sich umzudrehen, das Bild in Händen haltend. „Wer ist das?“
Bathilda stand mitten im Raum und beobachtete uns, antwortete aber immer noch nicht. Langsam drehte sich Harry um, lief auf sie zu und wiederholte seine Frage: „Miss Bagshot?“ Die Alte zeigte keinerlei Reaktion. Es war zu spüren, wie Harry langsam ungeduldig wurde. „Wer ist das?“, wieder holte er. Sie gab immer noch keine Antwort. „Wissen sie wer das ist?“ Harrys Geduldsfaden war endgültig gerissen, eindringlich deutete er auf das Bild. „Dieser Mann? Kennen sie ihn? Wie heißt er?“ Die Alte blickte ihn ausdruckslos an. „Wer ist dieser Mann?“ Seine Stimme stark erhoben. Aggressiv hielt er das Bild direkt unter ihre Nase.
„Was machst du denn?“ rief ich erschrocken. „Lass das, Harry“, auch Ron fühlte sich sichtlich unwohl. „Dieses Bild, Hermine, das ist der Dieb, der Dieb, der Gregorowitch bestohlen hat! Bitte! Wer ist das?“ Sie antwortete auf keine, unserer Fragen, stattdessen forderte sie Harry in Zeichensprache auf, mit ihr nach oben zu gehen. Nach einem kurzen Blickwechsel folgte er ihr, steckte aber heimlich das Foto ein. Ron und ich machten uns auf den Beiden zu folgen. Die Alte schüttelte energisch ihren Kopf. „Vielleicht hat ihr Dumbledore aufgetragen, das Schwert mir Allein zu übergeben“, beschwichtigte Harry meine warnenden Blicke. Mit einem völlig unguten Gefühl ließ ich ihn gehen. Bathilda war plötzlich recht flott auf ihren Beinen. Es schien als würde sie mehrere Stufen auf Einmal nehmen. Nachdem Harry seine Schritte verlängerte fühlte ich mich bestätigt. Ich hatte mich nicht getäuscht, und die innere Unruhe verstärkte sich. Auf der Kommode, wo Harry das Bild gefunden hatte entdeckte ich ein relativ neues Buch indem eine Notiz klemmte, und oben herausragte. Neugierig erkundete ich den Titel des Buches:
Leben und Lügen des Albus Dumbledore, von Rita Kimmkorn.
Die Alte wird das nicht vermissen, dachte ich mir, und steckte es in meine Perlentasche.
„Was tust du da?“, wagte Ron mich anzusprechen. Er erntete nur einen missbilligenden, verachtenden Blick und verstummte. Dieser Moment der Stille ließ mich erstarren. Aus dem oberen Stockwerk dachte ich neuerliche Zischgeräusche zu hören. Ron hatte sie auch bemerkt und seine Kiefer begannen zu mahlen. Angestrengt versuchte ich zu lauschen. Trat näher an die Treppe heran, hielt mich am Geländer fest und versuchte irgendwas im oberen Stockwerk zu erkennen. Nach wenigen Augenblicken vernahm ich weitere seltsame Geräusche. Unheimliche Geräusche, die mich beunruhigten, und sie kamen eindeutig aus dem oberen Stockwerk. „Was ist da los?“, flüsterte ich, starrte zu Ron und betrat die erste Stufe. Sie knarrte. „Leise!“, zischte Ron nervös. Die zweite Stufe. Ganz vorsichtig setzte ich den nächsten Fuß darauf. Noch bevor ich einen Fuß auf die dritte Stufe bekam ertönte eine Stimme. Eine hohe, kalte Stimme rief: „Halt ihn fest!“
Das Blut gefror in meinen Adern.
„Der dunkle Lord!“, schrie Ron. „Er ist hier!“
Die Gewissheit traf mich wie ein Blitzschlag. Doch der Einschlag fand im oberen Stockwerk statt. Ein lauter, ohrenbetäubender Knall, als würde etwas krachend zu Boden stürzen. Ohne Nachzudenken spurtete ich los. Vier Stufen auf Einmal. Den Zauberstab erhoben in meiner Hand. Obwohl ich so schnell, wie noch nie in meinem Leben war, überholte mich Ron noch vor dem Ende der Treppe, drängte mich zurück. Uns bot sich ein Bild des Grauens. Die Alte nur noch eine leblose Hülle auf dem Boden, an ihrem Bauch ein tiefes weit aufklaffendes Loch. Dann erkannte ich Harry einige Meter weiter auf dem Boden, blutüberströmt und im Todeskampf, umschlungen von Nagini. Die Riesenschlange würgte ihn. Harry schnappte nach Luft, kämpfte um sein Leben. Ich konnte nur zusehen, war wie versteinert. Es war Ron der die Ruhe behielt, und geistesgegenwärtig reagierte.
„Stupor!“
Nagini ließ von Harry ab, wurde in die Ecke geschleudert. Die Wände erzitterten, ihr Schwanz zerschlug die Fensterscheibe.
„Nein!“ keuchte Harry, flach auf den Boden gepresst, als Nagini ihren riesigen Kopf mir zuwandte. Mit letzter Kraft versuchte er sich von Nagini zu befreien, die sich schon wieder um seinen Rumpf schlang. Nagini starrte mich an, und plötzlich richtete sich die Riesenschlange auf. Ihr Kopf in Deckenhöhe. Wie ein Pfeil schnellte sie rasend schnell auf mich zu. Ein Stoß mit ihrem Kopf. Ich schaffte es nicht zu reagieren. Zu unserem Glück war ihr Stoß ungenau, und Ron hatte urplötzlich ein Messer in der Hand, rammte es Nagini bis zum Schaft in den Körper, knapp unter ihrem Maul. Ihr Kopf krachte gegen die hölzerne Treppe genau zwischen Ron und mir. Ihre spitzen, langen Zähne voraus. Das Messer rutschte heraus, fiel scheppernd zu Boden. Holz splitterte, das Geländer brach krachend zusammen. Durch die Wucht wurde ich zur Seite geschleudert, ihr riesiges Maul, und ihre furchtbar langen Zähne hatten mich nur ganz knapp verfehlt.
„Expulso!“, wieder reagierte Ron gedankenschnell. Die Wucht des Explosionsfluches schleuderte die Schlange krachend zurück. Das Fenster zerbarst endgültig unter einem lauten, ohrenbetäubenden Krachen. Holz- und Glassplitter flogen durch die Luft, und die eiskalte Winterluft drang unerbittlich herein. Schnee wurde aufgewirbelt und erreichte jede Ecke des Raumes. Ich wischte mir die kalte, feuchte Masse aus dem Gesicht, und sah wie Harry sich befreien konnte, über den Boden robbte, und versuchte den Splittern auszuweichen. Wie Wurfgeschosse vermischten Glas und Holzsplitter unter den Schnee. Mein Gesicht brannte vor Schmerzen unter den unerbittlichen Splittern, die in der Haut stecken blieben. Blut lief Gesicht und Arme. Dann sprang Harry plötzlich auf, ging in die Hocke und riss seinen Zauberstab in die Höhe. Doch die Schlange fühlte sich mittlerweile in die Enge getrieben, spürte, dass egal was sie tat, nicht von Erfolg gekrönt war. Wütend um sich schlagend hatte sie das ganze Zimmer eingenommen. Ihr Schwanz schlug krachend in alle Richtungen. Wieder verfehlte sie mich nur ganz knapp. Diesen Moment nutzte ich aus und feuerte einen Sprengfluch ab, das einzige was mir in diesem Moment einfiel. Ein rotes Licht surrte durch die Luft, erzeugte einen lauten Knall, und getroffen flog die riesige Schlange durch die Luft. Kein Teil ihres unendlich langen Körpers befand sich mehr auf dem Boden. Sie prallte gegen die Decke, während ihr Schwanz in Harrys Gesicht klatschte. Seine Nase gab ein schreckliches knackendes Geräusch von sich.
„Er kommt! Hermine, er kommt!“ keuchte Harry mit schmerzverzerrtem Gesicht. Blut strömte aus seiner Nase, lief über seine Wangen, seine Lippen, bis in seinen Mund. Wild zischend krachte Nagini zu Boden.
Chaos brach los. Regale wurden von den Wänden gerissen, Porzellanscherben flogen durch den ganzen Raum. Neuerliche Glassplitter, wie Pfeilspitzen surrten an uns vorbei. Plötzlich packte mich Harry an der Schulter und zog mich gerade noch rechtzeitig unter einem umstürzenden Regal heraus. Mein Bein wurde getroffen. Es knackte, es krachte. Es fühlte sich zerschmettert an. Ich schrie vor Schmerzen auf, als Harry mein Bein von der Schrankwand befreite und in Richtung des Bettes in Sicherheit zog. Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen. Es waren unerträgliche Schmerzen in meinem Bein. Abwärts meiner Wade zu neunzig Grad abgeknickt. Ron lag flach auf dem Boden, und schützte sein Gesicht vor den umher fliegenden Splittern. Mit dem Gesicht über dem Boden robbte er zu uns herüber. Erneut bäumte sich Nagini vor uns auf, ihr Kopf zuckte. Bedrohlich riss sie ihr Maul weit auf, rasend schnell kam ihr übergroßer Kopf näher. „Expulso“, hörte ich Rons Stimme. Nagini wurde erneut zur Seite geschleudert, knallte erneut gegen die Fensterwand. Steine wurden aus der Mauer gerissen. An der Stelle wo Nagini eingeschlagen hatte, klaffte ein riesiges Loch. Und wieder war es Harry, der sich im letzten Moment über mich warf, und mit mir zusammen wegrollte, bevor der Rest von Naginis Körper mich zerschmettert hätte. Krachend zersplitterte das Bett hinter uns, als Nagini dagegen knallte. „Confringo!“ schrie ich über Harrys Schulter hinweg. Der Fluch hatte gewaltige Ausmaße, ein Schrankspiegel zerbrach in tausend kleine Glassplitter, die durch die Luft flogen, Harry drückte schützend vor den tausenden, kleinen Splittern mein Gesicht auf den Teppich. Wie konnte nur soviel Glas in einem Raum sein? Nimmt das denn überhaupt kein Ende? Eine unglaubliche Hitze breitete sich aus, versengte meinen Handrücken und Teile meiner Haare. Erneut schnitt mir zersplittertes Glas in die Wange und ließ sich auch durch meine Kleidung nicht aufhalten, stechende Schmerzen, folterten meine gebrochenes Bein, die Splitter drangen durch die Hosen hindurch, blieben in der Haut stecken. Ich schrie vor Schmerzen, doch Harry griff unter meine Arme, hob mich hoch auf seinen Rücken und sprang durch das zertrümmerte Fenster. Ron sprang fast zeitgleich, bekam im letzten Moment meine Hüfte zu fassen. „Er ist da!“, hörte ich Harry schreien. Ich dachte an ein Waldgebiet in der Nähe von Cornwall, dem Forest of Dean, wo ich als Kind mit meinen Eltern einen Campingurlaub verbracht hatte.
Unsere Schreie hallten durch die Nacht.
Voldemorts wütende rote Augen waren das Letzte, was ich sehen konnte. Sie leuchteten in der Dunkelheit. Dann waren sie verschwunden, nur noch schwarze, dunkle Nacht umgab mich. Tiefer schneebedeckter Boden, indem ich einschlug. Harry sackte in meinen Armen zusammen. Irgendetwas stimmte nicht.

Mit abgeknicktem Bein und Rons Hilfe schaffte ich es Harry in sein Bett zu bekommen. Er war ohne Bewusstsein, hatte hohes Fieber, sein ganzer Körper glühte und zitterte zugleich. Obwohl ich nicht stehen konnte zog ich ihm die Kleidung bis auf die Unterhosen aus. Sein ganzer Körper war nass vor Schweiß. Ich rieb ihn ab, deckte ihn zu, versorgte seine Wunden. Als er endlich ruhiger wurde, konnte ich mich meinen eigenen Verletzungen widmen, richtete unter höllischen Schmerzen mein Bein gerade. Ron reichte mir Diptam, suchte nach einer Holzlatte mit der ich es schienen konnte. Langsam entspannte ich mich. Die Schmerzen ließen nach. Ganz anders Harry. Er erlag einem Fieberwahn. Das Zittern kam zurück. Er schlug wild um sich. „Was ist mit ihm?“, keuchte Ron. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete ich verzweifelt. Harry schüttelte sich, begann mit geschlossenen Augen zu schreien. Schreie eines Bewusstlosen, die ich nicht verstand. So schnell es gekommen war, verging es auch wieder. Der ganze Anfall dauerte etwa zwei Minuten. Mir kam es wie eine kleine Ewigkeit vor.
„Als würde er träumen“, murmelte ich. „Kein Traum“, korrigierte Ron. „Er ist wieder in seinem Kopf!“ Ron hatte die Lage richtig erfasst. Mein Ärger über ihn war Vergessenheit. „Ich habe das Gefühl du - weißt - schon - wer tobt vor Wut - Da…“ Meine Augen folgten Rons Zeigefinger. Harrys Augen waren weit aufgerissen, schlossen sich wieder, und gingen langsam wieder auf. „Harry“, flüsterte ich, beugte mich ganz nah über sein Gesicht. „Harry - Kannst du mich hören?“ Ein tiefes, schweres Atmen entrann seiner Kehle. „Hörst du mich?“ Das Atmen wurde zu einem Stöhnen. Seine Augen fielen wieder zu. „Harry. Bleib hier.“
Sein Körper sackte zusammen. Es war als würde er schlafen. Neue Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Sein Körper begann wieder feucht zu glänzen. Unaufhörlich kühlte ich seine Stirn. „Ich kann gerne übernehmen“, sagte Ron nach gut einer Stunde. Immer wieder war er nach draußen gegangen und kam mit einem frisch benetzten Tuch zurück. Eine Antwort hat er keine bekommen. Die zweite Stunde verging, ohne Veränderung. Zu Beginn der dritten Stunde klappte Ron müde in seinem Sessel zusammen. Ich war ihm nicht böse. Sein Einsatz war mir eine große Hilfe, sollte er sich ein wenig ausruhen. Für mich kam das nicht in Frage, keinen einzigen Gedanken verschwendete ich daran. Das Fieber ging langsam zurück. Ich brauchte kaum neue, kühlende Tücher, schaffte es etwas zu verschnaufen. Leise, damit Ron nicht wach werden würde, zog ich meinen Sessel an das Bett meines Freundes. Mein Puls beruhigte sich, passte sich Harrys gleichmäßiger werdenden atmen an. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Völlig normal, dachte ich, und lehnte mich zurück. Meine Augen wurden schwer. Verschwommen blickte ich über meine Hände. Das Diptam hatte volle Arbeit geleistet. Die Splitterverletzungen waren so gut wie verheilt. Mein Bein ließ sich wieder einigermaßen bewegen. Die Schmerzen waren kaum noch vorhanden. Selbst Rons Schnarchen wirkte beruhigend. Ich seufzte, umfasste mit meinen Fingern Harrys Hand und beugte meinen Oberkörper nach vorne, legte meinen Kopf neben Harrys Körper. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Erst ein leichtes Zucken meines Freundes, ließ mich wieder aufblicken. Wieviel Zeit vergangen war - keine Ahnung. Ich fühlte mich ausgeruht.
Endlich, dachte ich.
Endlich öffnete er seine Augen. Endlich war er zurück. Zurück bei mir. Sein Gesicht immer noch schweißgebadet, wie sein ganzer nackter Körper. Solche Angst. Brutal, trotz meiner eigenen Schmerzen. Doch Harry war zurück. Nie zuvor wurden mir Sirius Worte bewusster, wie in diesen Stunden. „O, Harry“, keuchte ich. „Es war ein Fehler nach Godrics Hollow zu gehen.“
„Nein, Hermine“, bekam ich zur Antwort. „Es war kein Fehler. Wir hatten wenige, wunderschöne Tage, und ich habe etwas Wichtiges dabei gelernt: Die Liebe wird uns helfen -Nicht aufhalten“, dabei schüttelte er seinen Kopf. „Eines ist mir klar geworden. Nicht wir, sondern er - hat Angst vor uns. Wir hätten das schon viel früher tun sollen“. Offenbar hatte er doch noch Probleme. Das Sprechen fiel ihm schwer. „Nur müssen wir uns wieder konzentrieren. Wir dürfen nicht mehr so unbedacht mit unserer…“ Mitten im Satz brach er ab. Sein Blick klebte auf Ron. „Dieses gottverdammte Schlangenvieh“, fluchte ich um abzulenken, und kühlte seine fiebrige Stirn. Harry verdrehte seine Augen, fiel zurück ins Koma. Ohne zu murren stand Ron auf und tränkte ein neues Tuch im Schnee vor dem Zelt. „Ich verstehe nicht, warum dieses Mistvieh nicht verreckt ist“, dachte er laut.
„Was hast du gerade gesagt?“
„Dasas ich nicht verstehe, warum dieses Schlangenvieh nicht krepiert ist“, wiederholte Ron. „Ich habe sie mit Flüchen traktiert, habe ihr ein Messer in die Kehle gerammt. Es ist als würde ihr das überhaupt nichts ausmachen.“
„Als würde ihr das nichts ausmachen…“, nachdenklich wiederholte ich Rons Worte. „O - Mein Gott. Du weißt was das bedeuten könnte?“
„Keine Ahnung!?“ Ron zuckte unwissend mit den Achseln.
„Überleg doch mal. Was lässt sich mit normaler Magie nicht zerstören?“
Erneut zuckte Ron mit der Schulter.
„Was versuchen wir seit Monaten zu zerstören?“
„Du denkst…“, Rons Augen weiteten sich. „Nein das kann nicht sein - Nagini, ein Horkrux?“
„Was wäre so abwegig daran? Wenn Vol…“
„Benutzte nicht seinen Namen!“
„Wenn du - weißt - schon - wer Nagini zu Einem gemacht hat. Vielleicht sogar unwissend? Oder aber voller Absicht?“
„Denkst du das geht?“
Jetzt zuckte ich mit meinen Achseln. Ich hatte keine Ahnung, ob das möglich wäre. Mich beschäftigte schon etwas ganz Anderes, doch diesen Gedanken wollte ich auf keinen Fall mit Ron teilen. Wenn es möglich wäre, ein lebendes Wesen zu einem Horkrux zu machen, könnte es dann nicht auch sein…
Bei dem Gedanken schüttelte ich mich angewidert, traute mich nicht ihn weiter aufzufassen. Stattdessen dachte ich laut weiter: „Wenn wir von dem ausgehen, was wir vermuten, müssen wir acht Dinge zerstören…“
„Acht?“
„Du - weißt - schon - wer sprach von siebenmaligem Teilen seiner Seele - gehen wir also vom schlimmsten Fall aus: Er hat es getan. Siebenmal seine Seele gespalten. Und das Achte, das wir zerstören müssen, wäre er selbst.“
„Was kennen wir?“
„Zwei sind zerstört…“
„Riddles Tagebuch, der Ring. Einen Dritten haben wir, schaffen es aber nicht ihn zu zerstören. Was also noch?“
„Etwas von Hufflepuff“, mit meinen Finger zählte ich mit - Vier. „Etwas von Ravenclaw“ - Fünf. „Zählen wir Nagini dazu - Sechs. Du - weißt - schon - wer … Sieben“
„Bleibt nach deiner Rechnung die Nummer Acht?“
Mir entlockte es ein langsames, nachdenkliches Nicken mit Blick über Harrys schweißnasses Gesicht. Schweißgebadet zuckte sein Körper. Er war in einen neuerlichen Fieberwahn gefallen. Alpträume plagten ihn. Vielleicht war er in Gedanken sogar bei ihm. Die Nähe, die Verbundenheit zu ihm, die Narbe auf der Stirn. Ein Überbleibsel eines tödlichen Fluches. Voldemort hatte zuvor seine Eltern getötet. Ein grausames Szenario lief vor meinen Augen ab: Was, wenn er unbewusst einen Horkrux geschaffen hatte.
„…keiner kann leben, während der Andere überlebt…“.
„Woran denkst du?“
„…und der Dunkle Lord wird ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt…“, mein Herz schlug einen seltsamen Takt, Einen, den kaum ein Mensch überleben würde. Harry muss sterben, um selbst überleben zu können, ob er es schon wusste? Ich befreite Harry auch noch von seiner Unterhose. Sie war schweißdurchtränkt. Ohne auf Ron zu achten, zog ich mich vor seinen Augen bis auf die Unterwäsche aus, schlug die Decke zurück und drückte mich an Harrys Körper. Ich redete auf ihn ein, versuchte ihn mit beruhigenden Worten zu heilen. Er seufzte. Das Zittern seines Körpers hielt noch eine ganze Weile an, Verringerte sich dann aber, und kam schließlich völlig zum erliegen. Mir wurde ein neues Tuch gereicht. Ich nahm es aus Rons Händen und kühlte unaufhörlich Harrys Gesicht. Die Narbe pochte. Die Erkenntnis wurde immer mehr zur Gewissheit. Harry war ein Horkrux. Und deswegen muss er sterben. Getötet von der Hand Voldemorts. Nur so wird er leben können. Nur so werden wir glücklich werden. Sofern er dazu bereit ist.
Zwei weitere Stunden vergingen. Harry schlief ruhig in meinen Armen. Ich öffnete meine Augen und erkannte Ron in Harrys Sessel. Er beobachtete uns. Ruhig, nachdenklich, aber gefasst.
„Es tut mir leid Hermine“, flüsterte er, nachdem er meine Augen auf sich bemerkte. „Ich habe jahrelang nichts bemerkt“. Seine Augen flackerten wässrig. „Wenn ich etwas gewusst, oder wenigstens etwas geahnt hätte.“
„Was meinst du?“
„Ihr seid ein Paar. Und das nicht erst seit ich euch so schändlich verlassen habe“
Ich löste mich aus Harrys Armen, zog mir ein Shirt über, und setzte mich Ron gegenüber. „Seit wann weißt du es? Und warum bist du zurückgekommen?“
„Ich habe gesehen, wie du dich um ihn gekümmert hast“, ein Zucken huschte über Rons Mundwinkel. „Aber ich weiß es schon ein paar Tage länger.“
„Und was empfindest du dabei?“
Sein Gesicht zeigt keinerlei Reaktion, und ich wusste er würde mit der Wahrheit antworten. „Es ist in Ordnung für mich“.
„Für dich?“
„Ja, für mich. Für wen sonst - Ginny?“, Ron lachte hämisch. „Die weiß es doch schon längst, oder?“
„Wie kommst du jetzt darauf?“
„Der Weihnachtsball. Warum sollte sie mit Harry hingehen, obwohl sie - eure Worte, längst auf Neville steht?“ Herausfordernd studierte ich sein Gesicht. Es schien ihn nicht zu stören. Offenbar redete er sich frei. „Sie hatte doch schon einen Tanzpartner - ich meine bevor sie Harry zusagte. Ich habe das wohl damals falsch verstanden. Jeder, hat das wohl“
„Was hat das mit Harry und mir zu tun?“, hakte ich vorsichtig nach.
„Ginny und Harry nutzten nur den Eröffnungstanz. Jetzt ergibt das Alles erst einen Sinn. Sie hat dich und Harry an diesem Abend zusammengebracht.“
Nach einigen schweigsamen Augenblicken, in denen er sich scheinbar die Bilder des Abends zurück ins Gedächtnis rief sprach er weiter. „Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Und das Bild wurde von Tag zu Tag klarer. Endgültig sich bin ich seit gestern Morgen. Der Morgen des Heiligabends.“ Als müsste er sich entschuldigen senkte er sein Gesicht, schluckte einmal schwer, fand aber doch den Mut seine Seele zu befreien. „Ich wollte zurück zu Mum und Dad. Stand schon im Vorgarten des Fuchsbaus. Doch dann bekam ich kalte Füße. Mum wäre Not Amused gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass ich euch im Stich gelassen habe. Sie hätte mir die Hölle heiß gemacht, und mich solange malträtiert bis sie alles aus mir herausgepresst hätte - Das ... wollte ich vermeiden.“
„Was hast du stattdessen getan?“ Ich konnte sehen, wie er sich schämte für das, was er getan hatte, so versuchte ich ihm die Scham zu nehmen. „Du brauchst dich nicht zu schämen. Ich weiß, warum du gegangen bist. Und ich bin nicht unschuldig daran. Ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen müssen, doch das konnte ich nicht. Niemand durfte von uns wissen. Er wollte deswegen sogar Alleine losziehen. Ohne mich... ohne uns.“
„Aber Ginny hat es gewusst?“
„Nur, dass ich ihn liebe, aber nicht dass wir zusammen sind.“
„Wart ihr das denn nicht?“
„Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht?“
„Es ging mir nicht gut. Ich war zu sehr damit beschäftigt mir Vorwürfe zu machen, weil du … und…“
„Warum bist du damals mitgegangen?“
Unter traurigem Blick zuckte mein Gesicht, ich senkte es ab, und starrte auf meine Hände, die sich nervös umfasst hatten. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich. „Ich weiß es wirklich nicht, Ron“. Noch immer tat die Erinnerung weh. Ich wischte mir eine Träne aus den Augen, schüttelte meinen Kopf und fuhr fort. „Immer und immer wieder wünschte ich mir es rückgängig machen zu können.“ Meine Hände legten sich über mein Gesicht. „An diesem Abend hatten wir Streit. Ich war völlig von der Rolle, und er ließ mich einfach stehen.“
Ron schmunzelte. „Tja, da muss er jetzt durch.“
„Wo - durch?“
„Deine lebensgefährlichen Wutausbrüche“, lächelte Ron.
„Von denen niemand verschont bleiben wird“, erinnerte ich Ron qualvoll an seine überraschende Rückkehr.
„Das, was du vorhin getan hast. So wie du dich um ihn gekümmert hast“, Ron schluckte einige schwere Worte. „Das - tut man nicht in dieser Art für nur einen Freund, oder für Jemanden in den man erst seit kurzem verliebt ist…“
„Du meinst, im Vergleich, so wie ich mich um dich gekümmert habe?“
„Auch“, bestätigte er. „Dein Gesicht. Deine Reaktion. Deine Gesten. Die Art und Weise. Die Anspannung“, Ron suchte nach den passenden Worten. „Ja ... Am meisten wohl dein Gesicht. Die Angst war so real, so greifbar nah. Als wäre sie...“ Ron deutete auf seinen Wangen, „...da eingebrannt.“
„Wie meinst du das?“
„Du und Harry. Es war ... wie Mum und Dad miteinander umgehen würden…“
Etwas beschäftigte Rons Kopf. Er schien zu überlegen. Aber offensichtlich zog er noch nicht die richtigen Schlüsse.
„Was denkst du, was mit ihm ist?“
Wieder senkte sich mein Blick. Nur kurz dieses Mal. Ich beschloss Ron von meiner Vermutung zu erzählen. „Es ist in ihm. Und ich glaube, dass er wieder mir ihm in Verbindung steht.“
„Der siebte Horkrux?“, überrascht und erschrocken starrte mich Ron an. „Du glaubst Harry ist ein Horkrux?“
„Ein Teil seiner Seele ist ein Horkrux. Nicht Harry selbst.“
Ron nickte verständnisvoll. „Bill…“
„Bill?“, unterbrach ich.
„Ich habe mich bei Bill und Fleur verkrochen.“ Die Angst der Scham schien von ihm zu fallen. „Sie haben mich ohne nachzufragen aufgenommen. Bill bombardierte mich zwar mit Fragen, akzeptierte aber mein Schweigen. Vielleicht hat er mich deswegen versteckt. Er sagte mir, dass er Mum nur darüber informierte, dass ich mich gemeldet hätte, damit sie beruhigt ist. Mum und Dad wussten zu keinem Zeitpunkt...“
„Dass du uns verlassen hattest“, nickte ich.
„Doch Bill ließ mich spüren, dass ich eine riesige Dummheit begangen hatte: Was mir einfallen würde euch hängen zu lassen. Mein Schweigen hatte ihm wohl verraten, dass ich meinen Fehler bereue, und immer noch in Gedanken bei euch war. Bill und Fleur haben ein wunderschönes Häuschen am Shells Cottage. Ich hörte durch Zufall meine Eltern darüber sprechen, als ich feige vor ihrer Tür stand…“
„Das bist nicht feige, Ron. Du bist zurückgekommen.“
„Nein, ich hätte einmal mein Hirn einschalten sollen. Ich dachte aber wohl nur schwanzgesteuert“, lachte er. „Du hast trotzdem einen geilen Körper. Harry ist zu beneiden…“
„Danke“, lächelte ich verlegen. „Was hat dich gestern Morgen dazu bewegt nach uns zu suchen? Und wie hast du uns gefunden?“
„Mitschuld hatten die Vorbereitungen von Bill und Fleur auf das Fest der Liebe.“
„Ich verstehe nicht?“, gab ich zu.
„Die Art, wie sie miteinander umgingen. So Liebevoll. Die Herzlichkeit. Und da hatte ich die endgültige Gewissheit. Ich zog die Parallelen zu zwei Menschen, die mir genauso wichtig sind wie meine eigene Familie“. Ron holte Atem und sprach dann weiter: „Ich spürte Bills Wunsch Weihnachten mit der Familie zu feiern. Ich bemerkte Fleurs Traurigkeit. Sie vermisste besonders an diesem Tag ihre Eltern, ihre Schwester. Ich dachte, sie würde jeden Augenblick weinen“.
„Ja, die Familie. An diesen Tagen merkst du erst, wie sehr sie dir fehlt“, murmelte ich traurig, das Bild meiner Eltern in Erinnerung rufend. „Ich hoffe es geht ihnen gut.“
„Wenn wir es nicht schaffen, dann werden wir vielleicht nie mehr Weihnachten feiern“.
Verblüfft über Rons Feinsinn starrte ich ihn an. Wie Recht er doch hatte.
Ich nickte langsam. „Und nicht nur wir. So viele Andere auch.“
„Das war mein Hauptbeweggrund. Schlagartig wurde mir bewusst, wie unfair ich Harry, aber auch dich behandelt hatte. Er hat keine Eltern mehr mit denen er das Fest der Liebe begehen könnte. Ich fragte mich, ob ihr vielleicht nach Godrics Hollow gehen könntet.“
„Das war reiner Zufall. Wir wussten bis zu unserer Ankunft in Godrics Hollow nicht einmal, welch ein Tag wir uns ausgesucht hatten.“
„Godrics Hollow war der eine Gedanke. Der Andere erschütterte mich noch mehr.“
Fragend sah ich ihn an, vermutete aber, dass jetzt die Frage kommen könnte, die Jahrelang ungestellt blieb. „Welcher Gedanke?“, hakte ich nach.
„Dass ich nicht einmal wusste, wo du eigentlich wohnst. Ich hatte dich nie danach gefragt…“
Richtig gedacht, lobte ich mich selbst. Zwischendurch blickte ich immer wieder hinüber zu Harry. Er hatte es offenbar geschafft, hatte keinen Schweiß mehr auf seiner Stirn, und schien friedlich zu schlafen
„Surrey“, antwortete ich traurig. „Little Whinging…“. Beim letzten Wort hatte ich mein Gesicht wieder vollständig Ron zugewandt. Seine Reaktion interessierte mich.
Nicht wirklich überrascht blickte er mir in die Augen. „Das habe ich schon vermutet“. Erneut zuckten seine Lippen zu einem schwachen Lächeln. „Du und Harry. Ihr kennt schon sehr lange. Ihr habt euch schon vor Hogwarts gekannt.“
„Wir waren auf der gleichen Schule, sogar in der gleichen Klasse. Ich war gerade Sieben geworden als wir uns zum ersten Mal begegneten.“ Ron nickte. Und obwohl ihm die Wahrheit sichtlich zusetzte hielt er sich aufrecht, und lauschte einer Geschichte, in der ein kleines, ahnungsloses Mädchen die Liebe ihres Lebens kennenlernte. Natürlich erfuhr er von mir nur das Notwendigste. Und dass es Liebe auf den ersten Blick war, behielt ich auch für mich.
„Mir blieb also nur die Hoffnung auf Godrics Hollow“, übernahm Ron, nachdem ich das Ende meiner Kurzusammenfassung erreicht hatte. „Nur wusste ich nicht, wie ich da hinkomme. Wo der Ort überhaupt liegt. Bill konnte ich schlecht danach fragen, er wäre sofort misstrauisch geworden Dann fiel mir der Deluminator ein.“
„Der Deluminator?“, wiederholte ich.
Ron nickte. „Schon einige Tage zuvor spielte ich unbewusst damit herum, dachte Stimmen zu hören. Eure Stimmen. Doch sie waren undeutlich. Lediglich meinen Namen glaubte ich zu verstehen. Und es klang, als wäre es deine Stimme gewesen. Es war auch das einzige Mal. Ich redete mir ein, dass es ein Traum gewesen wäre. Ein Hirngespinst. Doch seither wuchs der Wunsch zurückzukehren. Nur wie hätte ich euch finden sollen?“
„Du hast uns gefunden. Aber wie?“
„Gestern Morgen nahm ich den Deluminator nochmals zur Hand….“
„Du hast unsere Stimmen gehört?“ Erst jetzt hatte ich registriert, was er zuvor behauptet hatte.
„Deine Stimme“, er hielt den Deluminator in die Höhe, „kam hier raus.“
„Und was habe ich gesagt?“
„Wie gesagt“, wiederholte Ron, „beim ersten Mal dachte ich meinen Namen zu hören. Ron. Und noch was … über einen Zauberstab…“
Mein Gesicht brannte wie Feuer.
Hatte er etwa noch mehr gehört?
„So sehr ich mich auch anstrengte, es kam nichts mehr, bis gestern Morgen.“
„Und da hast du wieder etwas gehört?“
„Also ich hab ihn rausgenommen, und klicken lassen. Und das Licht in meinem Zimmer ging aus, aber direkt vor dem Fenster tauchte ein anderes Licht auf. Es war eine Lichtkugel, die irgendwie pulsierte und bläulich war, wie dieses Licht, das um einen Portschlüssel entsteht. Ich habe meine Sachen geschnappt und gepackt, und dann habe ich den Rucksack geschultert und bin raus in den Garten. Da schwebte die kleine Lichtkugel, als würde sie auf mich warten … und dann ist sie … also, sie ist in mich rein.“
„Wie bitte?“, schrie ich auf. Erschrak über mich selbst, und vergewisserte mich, dass Harry nicht wach geworden wäre. Er schlummerte friedlich vor sich hin. „Ich weiß es klingt unglaublich, aber es ist wirklich wahr.“, versuchte mir Ron etwas zu erklären, dass total unwahrscheinlich klang. Doch was ist in der magischen Welt schon unwahrscheinlich?
„Sie ist irgendwie auf mich zugeschwebt, direkt auf meine Brust zu, und dann - ging sie einfach mittendurch. Sie war hier“, er berührte eine Stelle nahe seinem Herzen, „ich konnte sie spüren, sie war heiß. Und sobald sie in mir drin war, wusste ich was ich tun sollte, mir wurde klar, sie würde mich dorthin bringen, wo ich hinmusste. Also bin ich disappariert und stand mitten auf dem Marktplatz in Godrics Hollow.“
„Wann war das?“
Ron drehte abschätzend seine Hand. „Kurz vor Mittag? - Ich konnte dann nur abwarten und hoffen. Ich lief etwas umher, suchte nach dem Haus, aber wo, ohne Anhaltspunkt. Und auffällige Fragen wollte ich nicht stellen. Mir war kalt. Es begann kräftiger zu schneien. Und während ich so überlegte, was ich tun könnte, sah ich wie das Lokal aufgeschlossen wurde...“
„Das Pub“, korrigierte ich ihn. Er überging meine Belehrung. „In meiner Tasche fand ich zum Glück noch einige Münzen.“
„Du hattest Muggelgeld einstecken?“, staunte ich. „Für ein Bier hätte es gereicht. Ich hoffte es würde früh dunkel werden, vorher rechnete ich nicht mit euch. Das Pub bot mir Schutz vor der Kälte.“
„Was meinst du mit für ein Bier hätte es gereicht?“
„Ich merkte recht schnell, dass ich mich in einem gemischten Pub befand. Der Wirt nahm sowohl Sickel als auch Pence entgegen.“
„Erstaunlich. Und dich hat Niemand...“
„Da ich der erste Gast war konnte ich mir den geeigneten Platz aussuchen: Abseits vom Tresen, leicht verdeckt, aber Blick aus dem Fenster. Ich hatte Glück. Zwei Stunden musste ich warten. Zwei Bier, zwei Kaffee. Niemand bemerkte mich, nur der Wirt gaffte mich ab und zu etwas misstrauisch an. Die Dunkelheit brach schnell herein. Und dann läuteten die Glocken. Zu viele Menschen, als dass ich weiter beobachten könnte, strömten über den Platz zur Kirche. Ich hatte Angst euch zu verpassen, mischte mich unter die Leute. Leider vergebens. Dann bin ich wieder zurück ins Warme, bestellte mir das Cappudingens, wo du auf der Tottenham Court Road bestellt hast.“
„Cappuccino“, nickte ich.
„Und dann sah ich zwei einsame, vermummte Menschen auf die Kirche zu laufen. Sie hatten Ähnlichkeit mit euch, doch sie gingen in die Kirche rein. Ich war nur einen kurzen Moment unachtsam, konnte sie also nur kurz von hinten sehen. Die Kirche hatte längst begonnen...“
„Das waren wir“, erklärte ich. „Wir dachten es wäre unauffälliger. Die Kirche hätte jeden Augenblick zu Ende sein können. Zwei einsame verirrte Menschen im Dunkeln auf einem Friedhof...“
„Ich behielt die Kirche im Auge, viele Menschen strömten heraus. Keiner hatte Ähnlichkeit mit den zuvor gesehenen Personen, als wartete ich weiter ab, zahlte aber meine Rechnung. Und tatsächlich, kurze Zeit später sah ich die Beiden wieder. Sie standen abwartend auf dem Marktplatz, sahen sich immer wieder suchend um. Noch konnte ich mir nicht sicher, dass ihr es seid. Es war nur ein Gefühl, das sich verstärkte, als sie Richtung Friedhof verschwanden…“
Nachdenklich blickte ich Ron an. Wenn es so einfach war uns zu finden…
„Darf ich dir noch eine Frage stellen?“, unterbrach Ron meine Gedanken. Mit einem Egal - Warum nicht - Schulterzucken forderte ich ihn dazu auf.
„Seit wann seid ihr zusammen?“
Seit wenigen Tagen?
Seit unserem ersten Mal vor eineinhalb Jahren?
Seit unserem ersten Kuss auf dem Weihnachtsball?
„Seit mehr als zehn Jahren würde ich sagen…“
Ron registrierte meine Antwort mit einem verständnisvollen, leichten Kopfnicken.
„Was ist das?“
Mein Kopf flog zur Seite.
„Da draußen - Was ist das?“ Harry saß aufrecht auf seinem Bett und starrte zum Eingang des Zeltes. „Seht ihr das?“ Als wäre nichts gewesen sprang er auf, griff nach einem Zauberstab und rannte los. „Du bist nackt“, rief ich hinter ihm her. „Eine silberne Hirschkuh“, hörte ich noch. „Der Patronus meiner Mum“
So schnell ich konnte folgte ich ihm hinterher. Am Eingang des Zeltes blieb ich erstarrt stehen. Ein Patronus in Gestalt einer Hirschkuh gleitete aus dem dichten Wald auf ihn zu, und blieb unmittelbar vor Harry stehen. Mithilfe ihrer großen sanften Augen fordert ihn die leuchtende Gestalt auf, ihr zu folgen. „Harry!“, versuchte ich ihn zu warnen. „Du bist nackt und es ist saukalt. Außerdem haben wir auch Batilda vertraut!“
Harry schüttelte seinen Kopf. „Ich bin mir sicher, dass das keine schwarz-magische Falle ist“, rief er über seine Schulter zurück. „Ich werde ihr folgen“.
„Zieh dir wenigstens was über“, Ron reichte mir einen Mantel und ich warf ihn Harry entgegen. Schnell zog er ihn sich über und folgte der Gestalt. Schon wieder angespannt beobachtete ich die Umgebung. Nichts war zusehen. Nichts, außer Harry, der einem Patronus folgte. Plötzlich blieb er stehen. Die Gestalt verschwand, so schnell sie gekommen war. Harry suchte den Boden um ihn herum ab, und erst in diesem Moment stellte ich fest, dass er den Schutzbereich verlassen hatte. Ich hörte ihn „Lumos“ flüstern und sah ihn den Boden ableuchten. Dann schwang er erneut den Zauberstab. Ein Aufrufezauber? Dachte ich verwundert und im nächsten Moment schrie er „Diffindo“. Eis knackte.
„Was tut er da?“, stöhnte ich, und wunderte mich gleich noch mehr, als er den Mantel ablegte.
„Ein Tümpel“, erkannte Ron folgerichtig. „Das ist ein zugefrorener Tümpel. Er wird doch nicht...“
Er wird...
„Gryffindors Schwert“, hörte ich noch, dann verschwand Harry in dem kleinen Tümpel. Ron stieß mich zur Seite und sprang Harry hinterher. Der dritte Horkrux war vernichtet.
Warum Godrics Hollow in meinen Augen so wichtig war?
Es hatte uns eine ganze Menge gebracht würde ich sagen. Es schweißte uns noch enger zusammen.
Das Negative scheint die Überhand zu haben, aber dieser Schein trügt. Gewiss waren wir blind und taub vor Liebe in eine absehbare Falle getappt. Gewiss sind wir nur knapp dem Tod entronnen, hatten schwere Verletzungen davon getragen. Gewiss haben wir nichts gefunden. Nichts das wir uns erhofften.
Doch wir hatten die Erkenntnis zusammen zu gehören. Für immer. Jeder ist für den Anderen da. Und wir haben Ron zurückbekommen, einen wahren Freund wiedergefunden. Eindrucksvoll seine Vorstellung, seine Wandlung. Vielleicht war es sogar die Wende zum Guten in seinem Leben. Die Unterbrechung hat ihm eindeutig gut getan. Sie lehrte ihn genauer nachzudenken, selbstsicherer zu werden. Durch dieses eine Gespräch, das Ausführlichste, dass ich je mit ihm geführt habe lernte ich zu verzeihen. Wir hatten unseren Freund runderneuert zurückbekommen. Godrics Hollow brachte aber auch die Erkenntnis, warum Harry sterben muss, um zu überleben, dass nicht er es ist, der sterben muss.
Und eine Aussage, die Ron tätigte brannte wie Feuer in meinem Kopf:
Wenn wir es nicht schaffen, dann werden wir vielleicht nie mehr Weihnachten feiern


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Zitat
Am schwierigsten fand ich, das Tauchen technisch zu bewältigen und dabei auch noch zu spielen. Ich durfte nie vergessen, dass Harry Kiemen hat, also gar nicht atmet. Also hatte ich sorgsam darauf zu achten, dass ich keine Luftblasen ausatmete. Um mich herum konnte ich überhaupt nichts erkennen, ich hörte nur Jamies völlig unwirkliche Stimme. Ein absolut bizarres Erlebnis, aber ich fand es echt toll.
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