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Fanfiction

Harry & Hermine - Flucht ins Ungewisse

von rodriquez

Die folgenden Tage im Fuchsbau waren geprägt von Angst, Qualen und Ungewissheit.
Jeder wirkte angespannt, nervös und unsicher. Unverkennbar die Angst in den Gesichtern trotz der Hochzeitsvorbereitungen für Bill und Fleur. Sie waren zwar eine willkommene Abwechslung, die für wenige, kurze Augenblicke Hoffnung auf eine bessere Zukunft schürten, dennoch blieb die Angst allgegenwärtig. Und es war nicht nur Voldemort, der unsere Angst von Tag zu Tag größer werden ließ. Bei mir war es auch die Ungewissheit meine Eltern verloren zu haben. Ganz zu schweigen von der immer noch ungeklärten Situation um Harry, und diese Angst war größer, intensiver, als das was uns bevorstehen könnte. Mehr Angst, als Ruhe verbreitete auch die ständige Anwesenheit etlicher Auroren und Mitglieder des Phönixordens. Kingsley, Lupin, Tonks, Mad-Eye, um nur einige zu nennen waren Allgegenwärtig, und anstatt Sicherheit zu geben, erinnerte ihre Anwesenheit in brutalster Weise an die tödliche Gefahr. Nicht gerade einfacher machten es die weiterhin eindeutigen Avancen seitens Rons, obwohl er es ausdrücklich vermied über unser Techtelmechtel auch nur ein Wort zu verlieren. Offenbar hatte ich ihm Hoffnungen gemacht, doch ich war nicht gewillt, diese einseitige Hoffnung voran zu treiben. Ron bemühte sich, wich nicht von meiner Seite. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit versuchte er eine mögliche Liaison umzusetzen. Einmal wischte er mir einen kleinen Rest Zahnpasta von meinen Lippen, ein anderes Mal zog er unaufgefordert den Reißverschluss meines Kleides nach oben, obwohl ich Ginny darum gebeten hatte. Ich hatte Angst die Wahrheit zu beichten, konnte aber andererseits auch nicht von Harry und mir erzählen. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als die Tage, die Stunden, die Minuten zu zählen, bis Harry endlich im Schutz des Fuchsbaus sein würde. Zum Glück waren wir pausenlos im Einsatz. Molly stand völlig neben sich, hatte andauernd neue Ideen, und dank Ginny war ich regelmäßig an ihrer Seite eingeteilt, sehr zum Unwillen ihres Bruders. Ginny stellte keine unangenehmen Fragen, und dafür war ich ihr unendlich dankbar. Entweder sie ahnte von der misslichen Lage, in der ich mich befand, oder sie zog einfach ihre eigenen Schlüsse, bezüglich der bevorstehenden Jagd ins Ungewisse. Jedenfalls war es ihr zu verdanken, dass ich von Rons Annäherungsversuchen größtenteils verschont blieb. Immer wieder gelang es ihr Ron in die Schranken zu weisen. Selbst als wir bereits zum dritten Mal an einem einzigen Tag, die Betten neu beziehen sollten, konnte ich immer noch eine dankbare Abwechslung in ihrer Nähe empfinden. Die größte Qual bereiteten mir die Nächte, die länger wurden als erhofft, sie wurden zur schlimmsten Zeit in diesen schwierigen Tagen. An Schlaf war nicht zu denken. Lange lag ich wach, konnte einfach nicht einschlafen. Die Ruhe, die Einsamkeit zermürbte mich, obwohl nur wenige Meter neben mir Ginny eine störrische Ruhe bewies. Ruhe verleitet zum Nachdenken. Alles, wirklich Alles geht einem durch den Kopf. Das urige Gebäude war so hellhörig, dass ich zwei Stockwerke über mir, unter dem Dach hin und herwanderte Schritte von Ron hören konnte. Da hatte wohl Jemand völlig ungeduldig darauf gewartet, dass ich mich ihm hingeben würde. Falsch gedacht. Mir war nicht einmal nach einem lapidaren Gespräch zumute. Meine Gedanken wurden von Bildern zermartert. Bilder, in denen ich meine Eltern auf ihrer Reise zu begleiten versuchte. Sie müssten in dem fernen Land angekommen sein. Vielleicht hatten sie auch schon ihre ersten Meilen mit dem Wohnmobil zurückgelegt. Ich hoffte so sehr, dass es ihnen gut geht. Ich redete mir Mut zu, doch schon vernebelten die nächsten Bilder meine Sinne. Auf allen Bildern waren Harrys Augen, versteckt hinter einer Brille, in der sich ein schrecklicher Film widerspiegelte: Sein bester Freund und seine beste Freundin in eindeutiger Pose, eng umschlungen, die Hand des Freundes unter der aufgerissenen Bluse.
Wie würde Harry auf Rons neuerliche Annäherungsversuche reagieren?
Ich schaffte es aber auch nicht Ron zurückzuweisen. Die Angst mich erklären zu müssen hinderte mich an jedem Versuch etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Niemandem konnte ich meine Probleme anvertrauen, auch nicht Ginny, die meine Unruhe, meine Schlaflosigkeit bemerkt haben musste. Sie schwieg, nach wie vor. Meine einzige Hoffnung lag auf Harrys Ankunft, dass wir uns wieder einigermaßen normal verhalten würden, und dass dadurch Rons Annäherungsversuche ein Ende finden.
Dem war nicht so.
Nach ganzen vier Tagen kehrte ich nach Little Whinging zurück. Beharrlich weigerte ich mich zu Ron auf den Besen zu steigen. Unmöglich! Zum Einen war es nicht mein Besen, zum Zweiten: überhaupt ein Besen (Ich und freiwillig fliegen - Ha!) und schon gar nicht mit Ron auf einem Besen. Ein Machtwort sprach schließlich Kingsley, der seit geraumer Zeit die Augen rollte: „Jeder Unbedarfte mit einem Erfahrenen. Ron zu Tonks. Hermine bleibt bei mir. Damit hat jeder einen Auror zur Seite!“ Kingsley packte meinen Arm und hievte mich auf ein Thestral, während Ron zähneknirschend Tonks Besen bestieg. Erstmals setzte ich einen Fuß über die Schwelle von Ligusterweg Nummer vier. In all den Jahren war mir das nie vergönnt. Die kleine Kammer unter der Treppe war das Erste was mir ins Auge stach. Nur im schwachen Licht unserer Zauberstäbe bewegten wir uns langsam voran. Kingsley und Mad-Eye als Anführer. Erschrocken starrte uns Harry an. „So viele von euch hätte ich nicht erwartet“, murmelte er verlegen. Und ging verlegen einige Schritte rückwärts, bis er gegen den Küchentisch stieß, und einen Rückzieher unmöglich machte. Überglücklich ihn wieder zu sehen, wäre ich ihm fast um den Hals gefallen. Harry fühlte sich in die Enge getrieben. Wie erwartet weigerte er sich dem Plan zuzustimmen. Sieben Harrys, so viele Personen, seinetwegen in Lebensgefahr. Ein Unding. „Also, Potter - ein paar von deinen Haaren, wenn ich bitten darf“, drängelte Moody. Langsam lief uns die Zeit davon. Harry machte keine Anstalten Moodys Annordnung zu befolgen, versuchte sich aus der Ecke zu befreien und trat mutig vor uns. Damit bekräftigte er seine Ablehnung. Er erntete nur wartende, ungeduldige Blicke. Vergebens suchte er den Blickkontakt zu einer bestimmten Person. Dieser Person rutschte das Herz in die Hose und vermied einen Luftsprung. Mein Einfluss war ungebrochen. Ich blieb eisern. Schließlich senkte er seinen Kopf. Wir konnten beginnen. Allerdings war mir bewusst, dass ich weiter stark sein musste, so ging ich mutig einen Schritt auf ihn zu, fasste in sein Haar und zog einmal kräftig daran.
„Autsch“.
Hinter meinem Rücken spürte ich empörte Blicke, konnte aber ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als ich ein paar wenige Haare in den Vielsaft - Trank fallen ließ, der sofort zu schäumen und zu qualmen begann, und schlagartig eine klare, helle Goldfarbe annahm.
„Oooh, Harry, du siehst viel leckerer aus als Crabbe und Goyle“, jubelte ich, in freudiger Erwartung, gleich Er zu sein. Rons Augenbraue wanderte mahnend nach oben.
„Also dann, alle falschen Potters bitte hier drüben in einer Reihe aufstellen“, überging Moody den eifersüchtigen Blick. Der erste falsche Harry der Moodys Anweisung folgte war meine Wenigkeit. Der kantige Auror zog ein halbes Dutzend schnapsglasgroße Gläser aus seinem Umhang und befüllte sie mit dem Zaubertrank. Ich leerte das Schnapsglas in einem Zug und begann sofort zu keuchen, und verzerrte mein Gesicht als der Trank durch meine Kehle rann. Augenblicklich spürte ich die Veränderung. Meine Knie zitterten. Meine Hände, meine Arme verkrampften. Dunkle, schwarze Haare bildeten sich. Blasen, die sich wie heißes Wachs über mein Gesicht zogen, meine Haare schienen unter meine Kopfhaut gezogen zu werden, meine Brüste bildeten sich zurück, und waren schließlich völlig verschwunden. Voller Scham beobachtete der echte Harry, wie sich seine Doppelgänger ungeniert entblößten, die Kleider wechselten, eine Brille aufzogen, und eine Hedwigimitation entgegennahmen.
Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß ich den Ernst der Lage, und wollte tatsächlich einen Blick in meine Unterhose werfen. Alles noch da?
Meine Hand klebte schon am Bund der Hose, als mich ein mahnender Ron - in - Harry - Gestalt - Blitz traf. Ich vermied den verheißungsvollen Blick, und konzentrierte mich stattdessen überhaupt etwas zu sehen. „Harry, deine Augen sind wirklich erbärmlich schlecht“, stellte ich entsetzt fest, als Moody bereits die Teams zusammenstellte: In der Formation, in der wir gekommen waren. Ergänzt durch den echten Harry in der Obhut des Halbriesen Hagrid. Nervös stieg mein Freund in den Beiwagen von Sirius altem Motorrad.
Auf Moodys Zeichen erhoben wir uns in die Lüfte. Höher und höher stiegen wir gen Himmel. Die Lichter der Kleinstadt unter uns. Vorbei am Haus meiner Kindheit, das nun leer, einsam und verlassen immer kleiner unter uns wurde. Noch bevor es ganz aus meinen Augen verschwand erfasste mich ein kalter Luftzug, und ich schrie entsetzt auf. „Todesser! Kingsley, Todesser!“ Mindestens zehn Gestalten mit Kapuzen schwebten um uns herum, kamen aus dem Nichts, und trieben uns in die Enge. Sie flogen Kreise um uns herum. Wir waren umzingelt. Panik keimte auf. „Lass den Käfig los, nimm deinen Zauberstab in die Hand“, schrie Kingsley. Die Todesser bildeten einen riesigen Kreis um uns, ich verlor jegliche Orientierung, doch Kingsley behielt die Ruhe, blieb stur auf unserem vorgegebenen Weg.
Schreie, grüne Lichtstrahlen blitzten an unserer Seite auf. Kingsley steuerte das Thestral in einen Sinkflug. Plötzlich waren wieder Straßenlaternen neben mir, als allen Richtungen hörte ich Schreie. Voller Verzweiflung klammerte ich mich an dem Thestral fest. Der Käfig mit der falschen Hedwig zerschellte längst auf dem Asphalt einer Straße. Kingsley schoss unentwegt Flüche ab, mittlerweile versuchte auch ich mich an Schockzaubern. Gerade spürte ich, wie ich wieder Herr meiner Sinne und zu allem bereit wurde, dann ereilte mich der nächste Schock. „Voldemort!“ schrie ich entsetzt auf, und tatsächlich inmitten seiner Todesser tauchte er plötzlich auf, der Dunkle Lord persönlich, und zu meinem Erstaunen flog er selbstständig, ohne Hilfsmittel. Einige Sekunden flog er neben uns hier, tat nichts außer Beobachten, dann so schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Einige seiner Gehilfen folgten ihm, um uns herum waren nur noch fünf seiner Todesser verblieben. Ich konnte einen Volltreffer landen, einer der Maskierten sackte verletzt zusammen, fiel in die Tiefe. Im gleichen Augenblick gelang es Kingsley einen Weiteren von seinem Besen zu hauen, und mit dem nächsten Schwenk seines Stabes gleich noch einen. „Der müsste erledigt sein“, schrie Kingsley. „Jetzt aber schnell hier weg!“
Die verbliebenen zwei Todesser kamen bedrohlich näher. „Festhalten!“, befehlte Kingsley und machte eine überraschende Kehrtwendung, flog mitten durch die verbliebenen Todesser hindurch, lenkte das Thestral zunächst steil nach oben und ging nach einem kurzen Geradeausflug zum rasanten Sinkflug über. Wir hatten es geschafft, durchflogen einen Schutzzauber, der unsere Verfolger davon abhielt uns zu folgen. Sie knallten gegen eine unsichtbare Wand. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir Kingsleys Haus um den Portschlüssel zu ergreifen, einen krummen alten Kleiderbügel. Alles um uns herum begann sich zu drehen und verschwamm vor meinen Augen. Die Angst blieb, und dann lag endlich unter uns der Fuchsbau. Hoffentlich hatten die Anderen auch Glück!
Ich konnte sehen, wie Harry - hoffentlich der Echte! - über Hagrids Beine hinwegstürmte, schnurstracks auf mich zu. Seine Wesen, seine Art hatte es mir verraten, das konnte nur der Echte, mein Harry sein. Einen Beweis hätte ich nicht benötigt. Ich fiel ihm sofort um den Hals, und bemerkte wie ich mich bereits wieder in Hermine zurückverwandelte. „Wo sind die Anderen?“, keuchte ich leise. „Es sind noch nicht Alle zurück“, antwortete Harry mit flehenden Blicken Richtung Himmel. „George hat ein Ohr verloren…“
„Was?“, schrie ich auf und wich einen Schritt zurück.
„Geh ruhig“, deutete Harry meine Blicke richtig. Kurzzeitig begab ich mich ins Wohnzimmer um nach George zu sehen, es war ein schrecklicher Anblick. Mrs. Weasley und Ginny mühten sich mit Leibeskräften, die Blutung zu stillen. An der Stelle, an der sich einst ein Ohr befand, klaffte jetzt ein tiefes, schwarzes Loch, immerhin schaffte es Mrs. Weasley, dass die Blutung nachließ. „Ich kann es nicht nachwachsen lassen, weil es durch schwarze Magie entfernt wurde. Aber es hätte noch soviel schlimmer sein können … er ist am Leben.“
Aus Richtung der Küche ertönte ein gewaltiger Lärm. Mr. Weasley und Fred waren wohlbehalten zurück.
Aber noch immer keine Spur von Ron. Langsam wurde auch ich unruhig. Zum ersten Male spürte ich die erdrückende Enge im Innern des windschiefen Gebäudes. Ich hielt es im Haus nicht mehr aus, begab mich wieder nach draußen, und schloss mich Harry und Ginny an, die pausenlos den Himmel absuchten. Kaum stand ich zwischen den Beiden griff Harry nach meiner Hand, drückte sie ganz fest. Er sagte nichts. Kein Ton kam über seine Lippen. Harrys Hand fühlte sich schweißnass und glühend heiß an. Er zitterte am ganzen Körper, und steckte mich damit an. Ginny registrierte unser stilles Bündnis, nahm es zur Kenntnis, schloss die Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Himmel über uns. Weitere Minuten zogen sich, als wären es Jahre. Knackende Äste, das Pfeifen des Windes, bei jedem kleinsten Geräusch zuckten wir zusammen.
Endlich konnte wir wirklich etwas erkennen, Harry drückte mehrfach meine Hand, als hätte ich es nicht schon längst selbst bemerkt. Ein Besen nahm direkt über uns Gestalt an und raste auf die Erde zu.
„Da sind sie“, schrie ich erleichtert, und riss mich los.
Erde und Kiesel wirbelten auf, als Tonks bei der Landung eine lange Bremsspur hinlegte. Benommen torkelte Ron auf mich zu. „Alles okay mit mir“, keuchte Ron unter einer herzlichen Umarmung. „Geht mir gut“, stöhnte er nachdem ich wieder von ihm abließ. Im Vorbeigehen bekam ich noch einen leichten Klaps auf meinen Rücken. Unbewusst gab ich dadurch Rons Hoffnungen neue Nahrung und Harry war fortan zu sehr mit sich selbst beschäftigt: George hatte in Kampf ein Ohr verloren. Mad-Eye war tot. Alles Harrys Schuld…
Er sprach wieder einmal davon allein zu gehen, flüchtete nach dem Abendessen ins Freie. In einem günstigen, von Ron unbeobachteten Moment folgte ich ihm heimlich. Er war in die Dunkelheit geflüchtet, wollte wohl Alleine sein. Ich fand ihn nach einigen Augenblicken angelehnt über dem Gartenzaun. „Harry?“ sprach ich ihn vorsichtig an. Er bemerkte nicht einmal, dass ich unmittelbar neben ihm stand. „Harry, komm zurück ins Haus“, flüsterte ich und legte meine Arme um seinen Hals. „Du denkst doch nicht immer noch ans Weggehen?“ Ich spürte an meinem Arm seinen rasenden Herzschlag, seine Stirn war glühend heiß.
„Alles in Ordnung mit dir?“ fragte ich besorgt, nachdem ich keine Antwort bekam.
„Ich kann dich nicht mitnehmen“, antwortete er mit schwacher Stimme.
„Harry, du hast doch gesehen, dass du es Alleine nicht schaffen kannst.“
„Hermine“, verzweifelt schloss er seine Augen, atmete tief durch. „Hör mir bitte zu…“
„Nein, Harry, hör du zu“ sagte ich entschieden. „Wir kommen mit dir. Das wurde vor Monaten entschieden - eigentlich vor Jahren!“
„Was, wenn ich dich auch noch verlier?“
„Was, wenn du mich im Ungewissen zurücklässt?“
Es waren ganze eineinhalb Minuten, die mir vergönnt waren. Noch bevor Harry eine weitere Ausrede in den Sinn gekommen wäre wurden wir von einem jämmerlichen Ruf jäh unterbrochen. „Ey? Was macht'n ihr da?“ Rons vorwurfsvoller Stimme trieb mir Gänsehaut über den Rücken. „Könnt ihr vielleicht mal wieder reinkommen?“ Mit geballter Faust folgte ich Harry zurück ins Haus, wo uns Ginny mit besorgten Augen empfing. Sie reagierte auf ihre Art, versuchte es während der Hochzeitsfeier mit einem Frontalangriff auf Ron.
In ihrer und Rons Gesellschaft saß ich an einem der festlich verzierten Tische und beobachtete das rege, ausgelassene Treiben. Bill und Fleur praktizierten gerade den Hochzeitswalzer. Für einen kurzen Moment schien für alle Anwesenden die Zeit still zu stehen. Es wurde ausgelassen applaudiert und kräftig mitgeschunkelt. Molly, Arthur, die Delacours klatschten ihre Kinder ab. Immer mehr Tanzwillige säumten die kleine Tanzfläche.
Ron himmelte mich an, und seine Schwester verdrehte ihre Augen. In einer angemessenen Lautstärke, so dass ich es auf Jedenfall hören musste konfrontierte sie ihren Bruder: „Was ist eigentlich mit dir und Lavender?“
„Ich habe mich von ihr getrennt“, giftete Ron, mit nervösem Blick in mein Gesicht.
„Du? Hast dich von ihr getrennt?“, konterte Ginny mit ungläubigem Gesichtsausdruck.
„Ja!“, fauchte Ron auf dessen Stirn such Wutfalten bildeten. „Und außerdem geht dich das einen feuchten Furz an.“
„Aber ihr wart doch…“, Ginny blieb unbeeindruckt und riskierte einen Seitenblick zu mir. „…sooo verliebt?“
Rons neuerliche Antwort verpasste meinen Gehörgang haarscharf, meine Augen hatten längst Harry gefunden, der sich zu ungewohnten Gästen begeben hatte, und sich angeregt unterhielt: Elphias Doge, Tantchen Muriel, Viktor Krum, Luna und ihrem Dad.
Kein Barny, kein Vielsaft - Trank. Wozu auch? Sollte der Schutz um den Fuchsbau fallen, wäre er auch als Barny nicht sicher. Der Plan existierte zwar wirklich, doch Harry weigerte sich als ein Fremder auf das Fest zu gehen.
Was wollte er nur bei diesen Leuten?
Mein erster schrecklicher Gedanke war, ungelogen, dass Harry jede andere Gegenwart, der Meinigen vorzog. Wenn man unglücklich verliebt ist, kommen einem viele seltsame Gedanken. Versteht also meine Unsicherheit nicht falsch. Zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten waren gerade mal drei Tage seit unserem anderthalb Minutengespräch vergangen, aber an meiner Situation hatte sich nichts verändert. Ginny beäugte mich misstrauisch, Ron aufreizend, und Harry überhaupt nicht. Es war, als wäre er unsichtbar, als hätte er drei Tage seinen Tarnumhang getragen. Auffällig oft hielt er sich in der Nähe der Personen auf, die Hoffnungen auf neue Informationen boten. Arthur und Remus zum Beispiel.
Mir bot sich keine weitere Chance näher an ihn heranzukommen, mit ihm zu sprechen, und was am Abend der Hochzeit noch wichtiger gewesen wäre, ihm zu gratulieren.
Im Eifer der Hochzeitsvorbereitungen ging Harrys Geburtstag völlig unter. Meine Geburtstagswünsche sollten etwas Besonderes sein, und nicht einfach nur ein formloser Handschlag und die verschluckten Worte: Alles Gute.
Ich sehnte mich nach einer einzigen Minute mit ihm allein.
War das denn zuviel verlangt?
Unterbewusst hörte ich Ginny und Ron ihre Diskussion weiterführen. Ginny stichelte, Ron keuchte. Gelegentlich ließ ich mich zu einem „Ja“ oder einem simplen „Ähm“ hinreißen. Doch hatte ich keine Ahnung zu was ich meine Zustimmung gegeben hatte. Das war mir auch völlig egal. Meine Ohren waren auf Empfang, aber die Einstellung nicht auf Nah, sondern auf Fern eingestellt. Meine ignorierende Haltung blieb Ron nicht verborgen. Mehrfach versuchte er meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, indem er unnatürlich zu lachen begann, mich anstupste, oder einfach erwartungsvoll aufgestanden war. Lee Jordan hatte Ginny auf die Tanzfläche gezerrt. Längst wurde mir bewusst, dass Harry keineswegs auf Distanz gegangen war. Seinem Gesicht, das mehrfach nervös in meine Richtung blickte konnte ich ansehen, dass er in einem sehr aufschlussreichen Gespräch steckte.
Meine Ohren spitzten sich, wählten die höchstmögliche Frequenz. Vergebens. Ich war einfach zu weit entfernt, konnte nicht einmal Gesprächsfetzen aufschnappen. Ich musste näher ran. Unterdessen betatschte mich Ron immer und immer wieder. Seine Hand klebte auf meinem Arm. In meinem Kopf spielten sich verrückte Dinge ab, es ging wild durcheinander. Harry hatte meine volle Konzentration, verzweifelt versuchte ich mich im Lippenlesen, doch mehr als Dumbledore konnte ich nicht herauslesen. Rons Verhalten wurde immer lästiger, noch immer stand er neben mir betatschte meinen Arm und machte mich rasend. „…tanzen?“
„Was, wie?“, murmelte ich abwesend.
„Ermine? Darf ich bitten?“ Viktor Krum mit einer tiefen Verbeugung stand zu meiner Linken, und mit einem erneuten Blick zu Harry nahm ich Viktors Aufforderung an.
Wir könnten an Harry vorbei tanzen…
Eine neuerliche Fehlentscheidung?
Ron warf mir vernichtende Blicke hinterher. Wut, Zorn, Enttäuschung, Eifersucht. Ich hatte ihn einfach stehen lassen.
Viktor legte eine hand an meine Schulter, und eine an meine Taille. Der führende Tänzer war aber ich, ich versuchte Viktor nahe an Harrys Tisch heranzuführen. Erste verständliche Worte drangen an mein Ohr. Rons Tantchen Muriel erzählte eine Schauergeschichte über unseren Schulleiter. Lunas Dad, Xenophilius Lovegood war zusammen mit seiner Tochter bei Harry stehen geblieben, und verfolgte aufmerksam der Geschichte. Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Viktor hörte auf zu Tanzen, löste sich von mir und stürmte wie eine Furie auf Lunas Dad zu, packte ihn brutal an Arm und Kragen, rüttelte und riss an einer Kette mit einem unbekannten Symbol. Noch bevor ich verstand, weswegen der Streit ausgebrochen war bemerkte ich, dass ich offenbar voran geschritten war und unmittelbar zwischen den Streitenden stand. Viktors Faust ballte sich bedrohlich. Er war außer sich vor Wut, hatte offenbar allen Anstand vergessen, sein Arm schwang zurück, bereit zuzuschlagen, kam meiner Nase bedrohlich nahe. Reflexartig wurde ich überraschend zur Seite und anschließend auf die Tanzfläche gezogen. Ein Arm lag auf meine Hüfte, ein Weiterer auf meiner Schulter. Eine Berührung, die mir sofort vertraut war. „Was ist da los?“, bat ich wispernd um Auskunft.
„Entschuldige bitte…“, murmelte Harry, „…dass ich dich kaum beachte. Ich werde es dir später erklären.“ Das Symbol um Mr. Lovegood's Hals soll das Zeichen eines verhassten schwarzen Magiers namens Grindelwald sein, laut Krum. Mr. Lovegood bestritt das aber. Das war Alles, was ich für den Anfang aufschnappen konnte. Viktor beruhigte sich, wurde von Fleur besänftigt. Endlich traute ich mich meinem überraschenden Tanzpartner in die Augen zu sehen. Das Gefühl zu schweben keimte wieder auf.
„Ich habe nochmals über unser Gespräch in Little Whinging nachgedacht“, flüsterte Harry, der sich nun völlig auf mich konzentrierte. „Es tut mir leid, wenn ich mich nicht verständlich machen konnte. Für mich war es einfach nicht das richtige Ambiente, so auf der Straße. Ich hatte gehoffte, du würdest das verstehen.“
„Ist schon gut“, akzeptierte ich seine Entschuldigung.
„Es ist nicht gerade eine meiner Stärken“, versuchte er sich zu entschuldigen. „Irgendwann holen wir das nach. Versprochen“. Natürlich konnte ich ihm nicht böse sein, weil ich selbst nicht unschuldig an der Situation war. Ich trug sogar die Hauptschuld, und war an diesem Tag nicht gewillt ihm zuzuhören, weil ich nur an meine Sorgen denken konnte.
„Auch heute hatte ich kaum Zeit für dich“, versucht Harry zu erklären. „Aber ich habe einige sehr interessante Dinge erfahren, über die wir reden müssen, weil sie für mich sehr unglaubwürdig klingen. Ich benötige deinen Weitblick?“
„Heißt das…“, resümierte ich unter einem verdrängten, innerlichen Lächeln. „…dass du mich mitnimmst?“
„Du hast mir eindrucksvoll klar gemacht, dass ich gar keine andere Wahl habe…“
Mein Held war zurück an meiner Seite. Doch leider nicht nur er. Erneut registrierte ich einen energischen Griff an meinem Arm. „Eigentlich hattest du mir einen Tanz versprochen…“
Hatte ich das?
Ich konnte mich nicht erinnern.
Rons Ohren leuchteten dunkelrot, sein Gesicht hatte sich extrem verzogen, seine Kiefer mahlten bedrohlich. Ich dachte, jeden Augenblick könnte Dampf aus seinen Ohren quellen, und er würde vor Zorn explodieren. Harry löste seine Hand von meiner Schulter. Die Hand an meine Hüfte hielt sich eine Sekunde länger. Ich griff nach ihr, hielt sie ganz fest umschlossen, war nicht gewillt loszulassen.
In diesem Augenblick erschien Kingsleys Patronus:
„Das Ministerium ist gefallen. Scrimegour ist tot. Sie kommen!“
Ich brauchte Harry nur in die Augen schauen, und wusste: Der Moment war gekommen.
Meine Knie zitterten. Die Bilder vor meinen Augen begannen sich zu drehen. Instinktiv lockerte ich meinen Arm aus Rons Griff, suchte in meiner Tasche nach meinem Zauberstab.
Alles erschien verschwommen.
Mit erhobenen Zauberstäben standen Harry und ich nebeneinander und blickten wachsam durch die verstörte, panische Menge, alle rannten wild durcheinander. Panische Angst machte sich unter den gerade noch fröhlichen Menschen breit. Sie stoben in alle Richtungen davon, viele disapparierten, Lichtblitze zuckten auf, und mir wurde klar, die Schutzzauber waren gebrochen. Es donnerte, es zischte. Ein ohrenbetäubender Lärm. Unzählige Todesser erschienen, wie aus dem Nichts, sahen sich um, warfen unkontrolliert mit Flüchen um sich.
„Ihr müsst hier weg!“ schrie Lupin, packte Harry an der Schulter und schüttelte ihn durch. „Haut ab, ihr müsst weg. Schnell!“
Immer mehr Gestalten in Kapuzenumhängen tauchten in der Menge auf.
„Wir müssen hier weg“, wiederholte Harry mit gesenkter Stimme.
Ohne nachzudenken nutzte ich den letzten Ausweg, umfasste die Handgelenke meiner Freunde und konzentrierte mich auf ein Ziel. Unter vielen Menschen sollten wir sicher sein. Tottenham Court Road, dachte ich angestrengt. Tottenham Court Road. Ein Ort an dem ich schon einige Mal mit meinen Eltern shoppen war. Ich erinnerte mich an etliche Cafes, Bars, Kneipen. Tottenham Court Road. Ein Ort, an dem auch am Abend noch unzählige Muggel unterwegs sein dürften.
Wir drehten uns auf der Stelle, eine plötzlich über mir hereinbrechende Dunkelheit erstickte Licht und Lärm, der Fuchsbau verschwand vor meinen Augen, fort von unseren Freunden, fort von den näherkommenden Todessern, vielleicht sogar von Voldemort selbst.
„Wo sind wir?“ Rons Stimme holte mich zurück in die Realität.
Ich öffnete meine Augen, und für einen kurzen Moment dachte ich, wir hätten die Hochzeit gar nicht verlassen. Unzählige Menschen wuselten immer noch um uns herum. Langsam wurde mir bewusst, dass ich erfolgreich mit meinen Freunden im Schlepptau appariert war, und das meine schnelle Entscheidung eine sehr gute Wahl war. „Tottenham Court Road“, keuchte ich. „Weitergehen, einfach weitergehen, wir müssen irgendetwas finden, wo ihr euch umziehen könnt.“

Mittlerweile vermutet ihr sicher schon, warum uns Ron im Stich gelassen hatte, warum er einfach von uns ging. Und ich sage euch, ihr liegt nicht falsch mit eurer Vermutung. Er erhob Ansprüche auf mich, die nicht erwidert wurden. Und wieder sollte Harry Recht behalten. Eine Beziehung unter diesen Umständen - unmöglich. Ich, allein mit zwei Verehrern. Spannungen waren vorprogrammiert, und somit der Ärger.
Kompliziert?
Der Grimmauldplatz wurde zur ersten Zerreißprobe.
Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet, und dadurch die Probleme heraufbeschworen. Eigentlich wünschte ich mir nur ein spannungsfreies Zusammensein. Allein schon die verzwickte Situation, in der sich Harry und ich im Vorfeld befanden hätte genügend Konfliktpotential gehabt. Was ich vermisste, war ein klärendes Gespräch. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es für Harry nichts zu klären gab. Im Gegensatz zu mir. Nach wie vor konnte ich Harry nur mit einem nervösen Herzklopfen gegenübertreten. Meine Gedanken spielten verrückt, meine Träume manipulierten mich, ich schaffte es einfach nicht dagegen anzukämpfen. Auf engstem Raum mit ihm zusammen, ihn nicht berühren zu dürfen, zumindest nicht so, wie ich es mir wünschte. Kein klärendes Gespräch führen zu können. Die Hölle auf Erden. Dazwischen Ron, dessen Hoffnungen immer größer zu werden schienen, auch weil Harry es sich einfach machte, auf Distanz ging, sich versteckte, sich zurückzog. Oft wusste ich nicht einmal wo er war. Es war mir völlig unmöglich Sirius Ratschlag zu beherzigen. Zu tief saß der Stachel in meinem Herzen. Einmal fand ich ihn in Sirius altem Zimmer. Ganze zwei Sekunden konnte ich ihn beobachten, sehen wie er einen Brief wieder und wieder in seinen Händen drehte. Wie eine Glucke wachte Ron über mich, so wurden die Tage im Grimmauldplatz Nummer Zwölf, unserer ersten Anlaufstelle, zur Qual. Und dabei standen wir erst am Anfang. Selbst ein Gang zur Toilette wurde zu einem Spießrutenlauf. Auf Schritt und Tritt fühlte ich mich verfolgt. Diesen missmutigen Momenten schien Harry aus dem Weg zu gehen. Wenigstens einer, der versuchte Konflikte zu vermeiden. Oder war es einfach nur der bequemere Weg?
„Wo gehst du hin?“, löcherte mich Ron. Wie eine Schallplatte, die hängen blieb. „Wo gehst du hin?“ - „Was machst du?“ - „Was hast du vor?“
„Hör zu, Ron“, genervt, die Hände bedrohlich in den Hüften abgestützt funkelte ich ihn an. „Ich muss mal. Und da wäre ich ganz gerne Alleine.“
„Ist ja schon gut“, verteidigte sich Ron mit beleidigtem Blick.
„Und bevor ich's vergesse, duschen möchte ich auch noch … Nur für den Fall, dass ich nicht gleich wieder herauskomme…“
„Ich könnte dich doch abrubbeln…“. In Rons Gesicht bildete sich eine hoffnungsvolle, lüsterne Maske, doch mein Blick ließ ihn sofort verstummen. Tage der Qual. Leider brachten auch die Nächte keine Besserung. Zu dritt in einem Raum. Harry greifbar nah. Und genau das schien Ron zu beunruhigen. Damit ich nicht unmittelbar neben Harry liegen konnte, bat mir Ron großzügigerweise, die völlig unbequeme Couch an. Zwei Schlafsäcke lagen eigentlich schon auf dem weichen Teppichboden. So wurde ich auf eine Couch quartiert, vor mir auf dem Boden, stets griffbereit, Ron. Ich wartete nur noch darauf, dass Ron zur falschen Seite greifen, und dabei Harrys Wange tätscheln würde. Ob er ihm auch versehentlich unter die Pyjamajacke grabschen könnte? Eine stille Hoffnung auf Genugtuung. Sie erfüllte ich nicht. Es hätte kaum schlimmer kommen können. Oder doch?
In der zweiten Nacht wanderte Harry aus. Am Morgen war er verschwunden. Besorgt machte ich mich auf die Suche, durchkämmte auf leisen Sohlen das Haus. Begleitet wurde jeder Schritt von Rons asynchronen Schnarchen, und der Hoffnung auf eine einzige Minute Harry. Mein Weg führte die Treppen nach oben. Schon als ich die Tür zu Sirius altem Zimmer aufstieß, wusste ich, dass endlich das Glück zurück an meiner Seite war. Wieder hielt er diesen Brief in seinen Händen. Langsam näherte ich mich ihm. Er saß auf dem Bett, ließ die Beine baumeln, und starrte mich unentwegt an. „Harry, verschwinde bitte nicht einfach, wir hatten so was von Angst!“ flehte ich, meinte aber eigentlich: ich hatte Angst. Dennoch kniete ich mich vor ihn hin, drückte seine Knie auseinander und umarmte ihn. „Was tust du hier?“
„Seid ihr - Hand in Hand eingeschlafen?“ fragte er unverblümt. Ich stutzte. Zum ersten Mal ein Anzeichen von Eifersucht. Fühlte er sich etwa ausgeschlossen?
Ging es etwa doch nicht spurlos an ihm vorbei?
„Was hast du da?“, überging ich seine Frage.
Ohne zu Zögern hielt er mir den Brief entgegen. Ich drehte mich von den Knien auf meinen Hintern, lehnte meinen Rücken gegen seine Beine und begann zu lesen.
Ich hielt einen unvollständiger Brief seiner Mum in Händen, indem sich Lily bei Tatze für ein Geburtstagsgeschenk an Harry bedankte. Ein Spielzeugbesen für einen Einjährigen.
„O mein Gott“, lachte ich auf. „Du hättest fast eure Katze mit dem Besen umgebracht?“
Bei jedem gelesenen Wort spürte ich Harrys Blicke in meinem Nacken.
„Oh, Harry…“, seufzte ich, nachdem ich den Brief zu Ende gelesen hatte. Ich drehte mich wieder um, bereit ihm eine herzliche Umarmung zu geben, doch schnelle Schritte auf der Treppe hinderten mich daran. „Und das lag dabei“, antwortete er rasch, bevor Ron ins Zimmer stürzte. Er reichte mir ein eingerissenes Foto, bei dem sich sofort ein Lächeln auf mein Gesicht legte, ein Lächeln über ein Baby, das auf einem Spielzeugbesen ständig herbeigeflogen kam und wieder aus dem Bild verschwand. Das Bild wurde scheinbar an einer bewussten Stelle durchgerissen. Nur das Baby auf dem Spielzeugbesen, und sein Vater waren darauf zu erkennen. Lily fehlte.
„Was tut ihr hier?“. Und wieder einmal ein vorwurfsvoller Blick eines völlig außer Puste geratenen Ron. Ich hielt ihm einfach das Bild unter die Nase. „Was ist das?“
„Hast du eine Ahnung, wer es zerrissen haben könnte?“, richtete ich mein Augenmerk zurück auf Harry. „Sirius hatte ja wohl kein Grund deine Mum und deinen Dad auseinander…“
„Hier sieht's ja aus, wie auf einem Schlachtfeld“, stellte Ron fest. Überall auf dem Boden lagen Papierfetzen, heruntergeworfene Bücher, Stofffetzen und kleine Gegenstände. Wild durcheinander geworfen. Eindeutig wurde das Zimmer durchsucht. Harry?
„Hast du dieses ganze Chaos veranstaltet, oder war das schon so, bevor…?“
„Ich habe zwar nach dem Rest des Briefes gesucht“, erklärte Harry, „aber scheinbar hatte schon Jemand vor mir die gleiche Idee, oder er hat nach etwas Anderem gesucht.“
„Du glaubst der zweite Teil des Briefes wurde gestohlen...?“
„…Und das Bild vor noch nicht allzu langer Zeit zerrissen“, bestätigte Harry meine Vermutung. „Aber wer hätte einen Grund, und vor allem Zutritt zum Grimmauldplatz?“. Ein sicherlich berechtigter Einwand seitens Ron.
„Snape!“, schrie ich auf. „Natürlich!“
„Kennst du diese Bathilda, die meine Mom erwähnt, weißt du, wer sie ist?“
„Wer?“, fragte ich erstaunt, nahm nochmals den Brief zur Hand und las die letzten Zeilen:
Bathilda schaut fast jeden Tag vorbei, sie ist eine hinreißende alte Dame und kennt die erstaunlichsten Geschichten über Dumbledore, ich bin nicht sicher, ob er erfreut wäre, wenn er das wüsste! Ich weiß nicht, wie viel davon wirklich wahr ist, denn es erscheint unglaublich, dass Dumbledore…
„Bathilda Bagshot, die Autorin von…“
„…Geschichte der Zauberei“. Vom Blitz der Erkenntnis getroffen, schlug ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn.
Und endlich erzählte uns Harry, was er auf der Hochzeit von Bill und Fleur in Erfahrung bringen konnte. Leben und Lügen von Albus Dumbledore…
Noch am gleichen Tag konnten wir das Geheimnis R.A.B. lüften, und erste ernsthafte Pläne schmieden.
Die nächsten Tage konnte ich somit etwas entspannter angehen, vielleicht auch, weil mir ein paar wenige Worte den notwendigen Ansporn gaben. Es lief eindeutig besser. Zumindest bis zu unserer Flucht aus dem Ministerium. Das Wiedersehen mit Dolores Umbridge war trotz der Gefahr in der wir uns befanden eine Genugtuung. Wir hatten einen ersten handfesten Erfolg, einen Horkrux. Doch dieser Erfolg wurde getrübt. Ron hatte sich bei unserer Flucht aus dem Ministerium schwer verletzt. Sein Arm war zersplintert. Eine sofortige Heilung war mir unmöglich. Mir blieb nur regelmäßig Diptam aufzutragen, und zu warten bis die Wunde sich verschließen würde. Eine Situation, die Ron in die Karten spielte, und die er geschickt auszunutzen wusste. Endlich bekam er von mir die notwendige Aufmerksamkeit, die alleinige Aufmerksamkeit. Pausenlos hatte er Schmerzen, Durst, benötigte ein kühlendes Tuch auf der Stirn oder wollte dass ich ihm das Händchen hielt. Zusätzlich stand ich abwechselnd mit Harry Wache vor dem Zelt. An Schlaf war nicht zu denken, schon lange wusste ich nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war, und wenn ich mal eingeschlafen war, dauerte es meist nur wenige Minuten bis ich aus einem wunderschönen Traum gerissen wurde. Meine Kräfte waren am Ende. Die Übermüdung so groß und schmerzhaft, dass ich schließlich gar nicht mehr einschlafen konnte.
„Wo gehst du hin?“ jammerte Ron.
„Ich muss Harry ablösen“, antwortete ich schwerfällig.
„Du hast aber noch fünf Minuten...“
„Ron. Ich kann ihn nicht immer auf den letzten Drücker ablösen. Harry ist mit seinen Kräften auch am Ende. Wenigstens einer sollte klare Gedanken haben und schlafen“. Damit wandte ich mich ab, ging nach draußen und atmete tief durch. Die frische feuchte Herbstluft fühlte sich trotz einer bereits empfindlichen Kälte angenehm warm auf meiner Haut an. Ich konnte deutlich spüren, wie etwas Farbe mein blasses Gesicht eroberte.
„Du siehst furchtbar aus“.
Ein angenehmes Schaudern lief über meinen Rücken. Ich hatte nicht damit gerechnet ihn direkt am Zelt anzutreffen. „Danke für das Kompliment“. Ein ironisches Lächeln umspielte meine Lippen, gleichzeitig verspürte ich ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Harry hatte sich mit dem Rücken gegen die Zeltplane gelehnt und saß im Schneidersitz auf einer grässlichen, bunten, alten Decke. Auf dem Boden vor seinen Beinen lag das Horkruxmedaillon. Unentwegt starrte er es an.
„Es hat keinen Zweck, Harry. Einfache Zauberei genügt nicht, um ihn zu zerstören.“
Es folgten schweigsame Augenblicke in denen Harry das Medaillon nicht aus den Augen ließ.
„Rutsch...“, forderte ich ihn auf. Mit einer leichten Schubsbewegung meiner Hüfte gegen seinen Oberkörper bekräftigte ich meinen Wunsch. Ganz leicht robbte Harry auf seinem Hintern zur Seite, und ich ließ mich neben ihm nieder. „Du siehst völlig übermüdet aus“, flüsterte Harry mit einem kurzen, verlegenen Seitenblick. „Leg dich hin, ich kann deine Wache übernehmen...“
„Du siehst aber auch aus, als ob du Schlaf vertragen könntest“, erwiderte ich.
„Ich kann nicht schlafen...“.
„Dann haben wir wohl etwas gemeinsam, und dir geht's wie mir“, knirschte ich mit den Zähnen und riskierte einen eindeutigen Blick zurück über meine Schulter. „Ich bin so müde, dass ich nicht einmal mehr einschlafen kann“.
„Wir müssen aber schlafen, damit wir uns gegenseitig beschützen können. Du solltest es versuchen und dich hinlegen.“
„Das kann ich nicht. Außerdem…“, nervös blickte ich zum Eingang des Zeltes, als könnte jeden Augenblick jemand Bestimmtes an dieser Stelle erscheinen. Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern, „außerdem habe ich hier draußen mehr Ruhe.“
Ein herzerweichendes Schmunzeln huschte über Harrys Gesicht.
„Hermiiine“
Ein jämmerlicher, qualvoller Ruf meines Namens schreckte mich wie auf Kommando auf.
„Sag ich doch…“, murmelte ich zu mir selbst. Für Harry verständlich. „Dann bleib hier, versuch etwas Ruhe zu finden. Ich geh Händchen halten…“ Doch komischerweise machte Harry keinerlei Anstalten aufzustehen. Schweigsame Sekunden vergingen. Mein Gesicht passte sich Harrys energielosen Blicken an. Gemeinsam starrten wir auf den Horkrux vor Harrys Beinen. Trotz des Schweigens, ein kurzer Moment des Glücks, obwohl wir Beide offensichtliche Probleme hatten in ein vernünftiges, offenes Gespräch zu kommen. Mein schlechtes Gewissen hinderte mich daran, das zu sagen, was ich so gerne sagen wollte. Und das, obwohl mir mein Gefühl sagte, dass der Moment ideal sei. Vielleicht - Nein, nicht vielleicht - ich hatte definitiv Angst davor. Wie gerne hätte ich mir alle Last von der Seele geredet. Unendlich lange Sekunden vergingen, oder waren es Stunden?
Harry quälte sich schließlich stöhnend in die Höhe.
Nein - Geh nicht!
Mein Herz blieb stehen. Es folgte ein unkontrollierter Reflex, der mich nach seiner Hand greifen ließ, und nicht mehr loslassen wollte. „Bleib noch einen Moment“, wisperte ich, und schloss hoffnungsvoll meine Augen.
Bitte. Bitte. Bitte
„Bitte“.
Ich ließ Harrys Hand nicht mehr los, und so setzte er sich mit fragenden Blicken wieder neben mich auf die Decke. „Ron kann warten. Eigentlich ist er längst wieder okay.“
Genau in diesem Moment ertönte ein weiterer, noch qualvollerer Ruf meines Namens. Ich ignorierte ihn. Nach wie vor hatte ich den Horkrux fest im Blick. Das Sprechen fiel mir schwer. Es gelang mir nicht ihm in die Augen zu schauen. Innerlich flehte ich um Hilfe, und endlich kamen einige wenige Worte über meine Lippen. „Ich habe dir nicht einmal zum Geburtstag gratuliert…“. Harry wollte etwas erwidern, ich bemerkte es, weil sein Körper sich sträubte, doch mit einem kurzen, aber festen Druck unserer immer noch umschlungenen Hände gelang es mir die nächsten Worte zu hauchen. „Es tut mir leid, Harry … Alles, tut mir leid. So schrecklich leid.“
„Mein Geburtstag kommt nächstes Jahr wieder, darüber solltest du dir keine Sorgen machen.“
„Du weißt, was ich meine. Und du weißt auch, was ich eigentlich sagen will“.
„Weiß ich das?“
„Ich habe eine große Dummheit begangen, Harry. Und ich wünschte es wäre nie geschehen.“
„Ist denn etwas geschehen?“
Ich ließ mich nicht beirren. „Es war ein Fehler, Harry. Ein riesengroßer Fehler. Und ich könnte es verstehen, wenn du mir nicht verzeihen könntest.“
„Wie könnte ich dir je böse sein, nachdem was du alles für mich getan hast?“
„Bitte, Harry…“
„Was, Hermine. Was soll ich dir verzeihen?“
„Bitte, Harry. Es ist schon schwer genug. Verhöhne mich nicht auch noch.“
Zum ersten Mal erhob ich mein Gesicht, drehte es zur Seite und starrte in Harrys Augen. Offenbar tat er seit geraumer Zeit schon das Gleiche. „Sag irgendwas. Bitte. Meinetwegen trete mir den Hintern, beschimpfe mich, verfluche mich…“
„Dazu gibt es keinen Grund, Und auf deinem hübschen Hintern sitzt du gerade, meinen Fuß zu erheben, bin ich viel zu müde…“
„Bitte“, flehte ich.
„Es ist doch nicht das erste Mal, dass du dich entschuldigst. Hast du es immer noch nicht verstanden?“
„Was habe ich nicht verstanden? Dass es unverzeihlich ist, was ich getan habe?“
„Das man Nichts - nicht zu entschuldigen braucht.“
„Das ist mir zu kompliziert“, stöhnte ich. „Du verzeihst mir also nicht?“
Ein kurzes Lachen huschte über Harrys Gesicht, als würde er mich doch verhöhnen. „Nein“, schüttelte er seinen Kopf. „Hast du immer noch nicht kapiert, dass ich nicht weiß, wofür du dich entschuldigen willst?“
„Du weißt sehr wohl…“
„Hermine?“
Wie auf Kommando lösten sich unsere Hände. Durch die Öffnung des Zeltes ragten rote Haare, rote Ohren und ein rotes Gesicht, das sich suchend umblickte. Alles in einem einheitlichen Rot. Noch bevor uns seine Augen erblicken konnten beförderte ihn Harry zurück ins Zelt. „Ich komme ja schon“, rief ihm Harry hinterher.
Bevor auch er in der schmalen Zeltöffnung verschwand, neigte er noch einmal seinen Kopf, hielt an meiner Wange inne, so dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich spürte seinen Kampf mit sich selbst. Ein Kuss, selbst ein kleines, zärtliches Küsschen blieb mir verwehrt.
Sieht so - es ist nichts geschehen - aus?
Ich hätte schreien können. So kurz vor einer Antwort. Eine Antwort, die egal wie sie ausgefallen wäre, eine gewisse Beruhigung gebracht hätte. Immerhin hatte ich keinen Tritt in den Hintern bekommen.
Unverkennbar erklang keine fünf Minuten später ein Schnarchgeräusch aus dem Innern des Zeltes. Wenigstens Einer, der seinen wohlverdienten Schlaf bekommt, dachte ich zerknirscht.
Niedergeschlagen drehte ich die Märchen von Beedle dem Barden durch meine Hände, schlug das Buch schließlich an einer wahrlosen Stelle auf und begann zu lesen. Doch schon nach wenigen Zeilen verschwammen die Buchstaben vor meinen Augen, so dass ich kräftig meine Augen reiben musste. Tränen bildeten sich. Das Buch fiel zurück in meinen Schoss, meine Hände flach über meinem Gesicht. Dunkelheit umgab mich. Dunkelheit, wie sie auch in meinen Gedanken herrschte.
Wie lange ich so verharrte, weiß ich heute nicht mehr. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mir plötzlich einbildete, Harrys Atem immer noch, oder wieder an meiner Wange zu spüren. Ein unglaubliches warmes Gefühl, dass sich in meinem Körper ausbreitete.
„Du bist ganz tief …“, für einen kurzen Augenblick flog mein Kopf erschrocken zur Seite, so dass ich die restlichen Worte nicht mehr verstand. „Was?“, schüttelte ich fragend meinen Kopf. Ich konnte gerade noch erkennen, wie Harry dreimal mit der flachen rechten Hand gegen die linke Seite seiner Brust klopfte, „…in meinem Herzen.“
Völlig gerührt schaffte ich es nicht mein Gesicht an dieser Stelle zu belassen. Meine Hände versteckten es wieder völlig.
„Ich liebe dich. Doch es darf nicht sein.“ Für einen kurzen Moment verharrte Harry. Die Traurigkeit seiner Worte war real und greifbar nah.
„Ist die Wahrheit das was du hören wolltest?“
Ja, das war sie. Es war genau die Antwort, die ich mir erträumt hatte.
„Warum können wir nicht so sein, wie andere Menschen?“, fragte ich mit leiser, zitternder Stimme. Die Hände immer noch fest vor meinem Gesicht.
„Niemand außer dir darf wissen, was ich dir gerade gestanden habe. Eigentlich nicht einmal du. Ich kann nicht lügen. Versprich mir es Niemandem zu sagen.“
„Das Versprechen es Niemandem zu sagen kann ich dir geben, aber mit dem Wissen es nicht zu dürfen kann ich dir nicht dienen.“
Endlich spürte ich seine Lippen heiß und liebevoll auf meiner glühenden Wange. Neue Wünsche reihten sich an. Am Liebsten hätte ich sein Gesicht in beide Hände genommen, und seine Lippen zur richtigen Stelle geführt. Ich tat es nicht, weil ich Harrys Warnung verstanden hatte. Wie gerne, wäre ich unvernünftig gewesen.
„Mein Betrug?“, versuchte ich mit schwankender Stimme die letzten Zweifel auszuräumen.
„Ich muss zurück - Es wäre fatal, wenn besonders er etwas erfahren würde….“. Kurzzeitig entfernte sich sein Gesicht von meiner Wange. Seine Augen starrten wohl wachsam und suchend in das Innere des Zeltes, doch es kam noch einmal zurück. „Es ist nichts geschehen“
„Ich … Ron … wir haben uns geküsst…“
„Beruhige dich bitte. Und bitte glaube mir. Ich habe keinen Grund mich zu beklagen, im Gegenteil…“
„Im Gegenteil?“ verwundert starrte ich ihn nun doch an.
„Ich habe deine Tränen gesehen. Habe gesehen, wie du sie vor mir verstecken wolltest. Sie haben mir mehr erzählt, als du je erklären könntest.“
Es wäre fatal, besonders wenn Ron etwas erfahren würde…
Nicht an diesem Tag, aber es war nur eine Frage der Zeit. Niemals hätte ich Rons Werben nachgegeben. Und das heimlich geführte Gespräch mit Harry machte mir neuen Mut, und führte uns somit in eine neue Situation. Seit Harrys Geständnis war ich nicht mehr gewillt weitere Gespräche zu vermeiden, sehr zu Rons Unwillen. Die Aufmerksamkeit, die er auf Grund seiner Verletzung bekam hatte ein radikales Ende gefunden. Sein künstlich aufgesetztes Gejammer und Gestöhne wurde übergangen. Die damit verbundenen Beschwerden gekontert. Wohl oder übel musste sich Ron dem Tagesgeschäft zuwenden. Wache stehen, Essen zubereiten.
Liebe macht blind, das erste was jeder Liebende lernt. Aber Liebe macht auch taub. Das hatte mir keiner erklärt. Leidtragender war Ron. Er bestrafte mich mit seiner Flucht, ließ uns einfach im Stich.
Filmriss!
Ab diesem Moment schaltete mein Gehirn auf Durchzug. Wieder einmal hatte ich Harry durch meine Sturheit in Gefahr gebracht. Was sollte ein unglückliches Liebespaar, das noch nicht einmal Eines sein durfte, alleine ausrichten?
Ron war weg! Er hat uns verlassen, hat uns unserem Schicksal überlassen, wie egoistisch!
Was hatte er erwartet?
Dass ich mich für ihn entscheide?
Dass auch ich Harry im Stich lassen würde?
Doch war es nicht erst durch meine Sturheit soweit gekommen?
War alles meine Schuld, weil ich blind und taub durch die Welt laufen wollte?
Immer und immer wieder ließ ich seine Flucht Revue passieren…

Ron stand an diesem Tag Wache. Harry und ich rätselten über den Verbleib von Gryffindors Schwert: Nicht in Hogwarts, da waren wir uns einig. Hogsmeade? - Die heulende Hütte? - Godrics Hollow? Das Pro und Contra wogten wir gerade ab, als Ron vor uns stand. Er schnaubte und starrte auf seine Füße. „Macht ihr beiden nur weiter. Ich will euch den Spaß nicht verderben.“ „Wo liegt das Problem?“ versuchte es Harry im ruhigen Ton, wechselte aber mit mir einen warnenden Blick.
„Problem? Es gibt kein Problem. Wenn's nach dir geht, jedenfalls nicht.“ Ron kam näher, wirkte wütend, während es draußen begann wie aus Kübeln zu schütten, passend zur Stimmung im Innern des Zeltes. „Harry hätte mich vor fünf Minuten ablösen sollen“.
„Entschuldige bitte, dass ich fünf Minuten zu spät bin“, Harry ging auf Angriff. Seine Antwort war mit einem äußerst ironischen Unterton untermalt. „Wir haben gerade überlegt, wo wir das Schwert finden könnten…“
„Schreib's einfach auf die Liste mit den Sachen, die du nicht weißt.“
Harry starrte ihn fassungslos an, aber auch mir hatte es die Sprache verschlagen.
„Ich will ja nicht gerade behaupten, dass ich mich hier nicht großartig amüsiere“, sagte Ron mit dem gleichen ironischen Unterton, „mit meinem verstümmelten Arm und ohne was zu essen und in dieser Saukälte jede Nacht. Ich hatte nur gehofft, dass wir nach den paar Wochen, die wir rumgerannt sind, irgendwas erreicht hätten, verstehst du?“
„Ron“, versuchte ich mich einzumischen, aber es war nur ein ganz schwaches Krächzen. Ron brachte mich mit einem abfälligen Winken zum Schweigen. „Du sei mal ganz ruhig. Du reinigst nicht einmal mehr meine Wunde. Ich bin nur noch Luft…“
„Es gibt nichts mehr zu reinigen. Ron“, ereiferte ich mich. Wut keimte auf. „Du bist gesund. Es gibt keine Wunde…“
„Ich dachte, du wüsstest, auf was du dich eingelassen hast“, überging mich Harry. Offenbar hatte er sich kurzfristig entschlossen die Richtung zu wechseln. Er nahm mich damit aus der Schusslinie.
„Jaah, das dachte ich auch“, sofort hatte Ron angebissen, ließ von mir ab und ich spürte, wie Harry immer wütender wurde. Sie Situation war definitiv außer Kontrolle.
„Also, und was daran entspricht nicht deinen Erwartungen? Hast du gedacht, wir würden in Fünfsternehotels wohnen? Alle paar Tage einen Horkrux finden? Hast du gedacht, du würdest Weihnachten wieder bei Mammi sein?“
„Wir dachten, du wüsstest, was du tust!“ schrie Ron. „Wir dachten, Dumbledore hätte dir gesagt, was du tun sollst, wir dachten, du hättest einen echten Plan!“
„Wir?“, rief ich verwundert dazwischen, „Ron…“
„Tja, tut mir leid, dass ich euch enttäuschen muss“, sagte Harry mit völlig ruhiger Stimme, und drängte mich damit erneut aus der Schusslinie. „Ich war von Anfang an offen zu euch, ich hab euch alles gesagt, was Dumbledore mir erzählt hat.“
„Glaubt ihr etwa ich merke nicht, wie ihr hinter meinem Rücken tuschelt?“, funkelte Ron. Blanker Hass blitzte aus seinen Augen. „Lacht ihr mich aus? Lacht ihr hinter meinem Rücken über den einfältigen, ahnungslosen Ron?“
„Nimm das Medaillon ab, Ron!“, rief ich mit ungewohnt hoher Stimme. „Bitte nimm es ab. Du würdest nicht so reden, wenn du es nicht den ganzen Tag getragen hättest.“ Ron riss sich das Medaillon vom Hals und warf es speiend vor meine Füße.
„Und warum bist du dann noch hier?“ fragte Harry nach einer bedrückenden Stille. Nun wusste auch ich. Hier gab es nichts mehr zu kitten. Nicht an diesem Abend.
„Das möchte ich auch gern wissen“, sagte Ron gleichgültig.
„Dann geh nach Hause!“
Ich stutzte, fragte mich was Harry damit bezweckte.
„Ja, das sollte ich wohl tun…“
„Ich habe Niemanden gezwungen mitzukommen“. Mit Blick zu mir fügte er hinzu: „Hermine habe ich es sogar verboten…“
„Du kümmerst dich nur um dich. Meine Familie interessiert dich einen feuchten Dreck, das geht dir völlig am Arsch vorbei, oder?“
„Das stimmt nicht Ron!“, versuchte ich Harry zu verteidigen.
„Oh, bist du dir sicher, ja? Also schön, dann mach ich mir keine Sorgen mehr um sie. Für euch beide ist es ja in Ordnung, oder, wo eure Eltern doch außer Gefahr...“
„Meine Eltern sind tot!“ brüllte Harry, außer sich vor Wut.
„Und meine könnten das auch bald sein!“
„Dann GEH!“ Harry wandte sich enttäuscht ab. „Geh zurück zu ihnen, tu so, als ob du nie weg gewesen wärst, erkläre ihnen, dass dein Arm in Fetzen hing, und lass dich von Mammi wieder aufpäppeln.“
Beide griffen nach ihren Zauberstäben, doch ich war schneller. „Protego!“
Ein unsichtbarer Schild legte sich schützend über die Streithähne, durch die Kraft des Zaubers wurden wir alle ein paar Schritte zurückgedrängt.
„Und was machst du?“, wohl wissend wie meine Entschluss sein würde, starrte mich Ron enttäuscht an.
„Was soll das heißen?“
„Bleibst du, oder was?“
„Ich...“, traute mich nicht ihm die Wahrheit zu sagen. Harry hatte sich weggedreht, und uns den Rücken zugewandt. „Ja - ja, ich bleibe. Ron, wir haben gesagt, wir gehen mit Harry, wir haben gesagt, wir helfen...“
Ron ließ mich nicht ausreden, und drehte mir jetzt auch noch seinen Rücken zu. „Ich verstehe schon. Du entscheidest dich für ihn.“
„Das habe ich schon lange Ron!“
Er könnte es nicht mehr hören. „Wir brauchen dich!“ schrie ich hinter ihm her.
Mein eigener Schildzauber hinderte mich daran, ihm zu folgen. Vergeblich versuchte ich dagegen anzukämpfen, doch es war zu spät. Nur noch ein Plopp war zu hören, und der unaufhörlich prasselnde Regen, der mir tiefe Kerben ins Gesicht schlug. Ich stand einige lange Augenblicke im sinnbildlichen Regen. Zitternd, durcheinander und ohne Plan, wie es weiter gehen sollte, ging ich zurück ins Zelt, triefend nass und mit dem Gefühl am Ende der Welt angekommen zu sein. Harry war tief in seinen Sessel gerutscht und starrte ins Leere. Ich trauerte - nicht um Ron, sondern über unser bevorstehendes Ende. Harry zeigte sich genauso niedergeschlagen, wir sprachen bis auf das Notwendigste kaum ein Wort, nichts ging mir von der Hand, nichts bekam ich mehr geregelt. Wenn ich heute darüber nachdenke, weiß ich nicht einmal mehr, wie ich es geschafft hatte, mich umzuziehen.
Fortan übernahm Harry meine Aufgaben, die Arbeiten, die ich sonst verrichtete, Essen besorgen, Essen zubereiten, Zelt aufbauen, Schutzzauber einrichten.
Er tat es ohne zu murren, ohne einen bösen Blick. Ich lag tagelang in meinem Bett, unfähig aufzustehen, unfähig zu schlafen. Unfähig zu essen - Das Einzige wozu mich Harry zwang es zu tun.

Über Nacht war es Winter geworden. Die Kälte die Harry von draußen mit ins Zelt herein brachte schüttelte mich durch. Ich konnte ihn nicht Alleine lassen. Ich war bei ihm geblieben, aber verhielt mich, als wäre ich mit Ron geflüchtet. Ich konnte sehen, wie er Schnee aus seiner Kleidung schüttelte, sich am Holzofen aufwärmte, die Hände wärmend rieb und langsam zu seinem Sessel marschierte. Ich quälte mich aus der liegenden Position hoch, ging zum Eingang des Zeltes und wagte einen Blick nach draußen. Wir waren tief eingeschneit. Ein eisiger Wind wehte um meine Nase. Immerhin konnte ich trotz eines dichten Schneetreibens feststellen, dass Harry einen idealen Platz gefunden hatte. Auf einer kleinen Anhöhe, und doch im Schutz einiger Bäume. Wind und Wetter zogen über uns hinweg. Und wir lagen so geschützt, dass wir nicht regelmäßig Wache stehen müssten. Einigermassen beruhigt ging ich zurück ins Innere und beschloss nach einer erfrischenden Dusche eine Annäherung zu wagen. Ein perfider Plan kam mir in den Sinn.
Harry saß zusammengesunken in seinem Sessel, beobachtete mich nachdenklich. Ich kam gerade aus der Dusche, lief splitternackt durchs Zelt und bewusst an ihm vorbei. Wir waren unter uns. Nur Harry und Ich. Warum also hätte ich mich verstecken sollen? Harry hat mich schon einmal so gesehen. Wir hatten Sex, auch wenn es schon einige Zeit zurücklag. Ich hatte nichts zu verstecken, nichts, was er nicht schon an mir gesehen hatte. Und ich hegte noch einen weiteren Hintergedanken. Ich genoss die unverkennbaren hungrigen, schmachtenden Blicke auf meinem Körper. Ich genoss es von Harry begehrt zu werden.
So steuerte ich mein Bett an, drehte ihm meinen Rücken zu, schälte mich in ein enges T-Shirt und schlüpfte in einen Rock. Die Enttäuschung in seinen brennenden Blicken war spürbar. Der arme Junge…
„Stört dich etwas?“, fragte ich provokativ.
„Die vorherige Ansicht war aufreizender…“
„Auch ein schöner Rücken kann entzücken.“
„Trotzdem bewirkte er unbedeckt etliche Glücksgefühle.“
Mit geschlossenen Augen drehte ich mich um, riss mir das Shirt wieder vom Leib. Ich wusste sein Blick würde geknickt und abgesunken sein. Seine Augen starrten in ein Buch. Aber ich wusste, dass er nicht darin las. Harry brauchte Abwechslung. Genüg Trübsal geblasen. Zeit sich neu aufzustellen. Zeit sich neu zu konzentrieren. Zeit für uns…
Zielsicher steuerte ich auf ihn zu, und blieb unmittelbar vor ihm stehen. Ich lächelte. Zum ersten Mal seit Tagen. Dann nahm ich seine Hand und führte sie wortlos auf meine Schenkel, führte sie unter den Stoff meines Rockes.
Wie würde Harry reagieren?
Immerhin tat ich etwas reichlich Ungewöhnliches. Ich erzählte ihm nicht, was ich mir wünschte. Ich fragte ihn nicht, ob er auch mal wieder Lust hätte - zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. An einem ungewöhnlichen Ort. Ich redete kein Wort. Ich handelte einfach.
Langsam schob er seine Hand weiter nach oben. Seine Blicke wanderten über meinen Körper. Ich spürte, wie sich die Knospen meiner Brüste aufrichteten. Gut so! Das Gefühl war völlig vorhanden, und ich wusste, dass sie Harry auffallen mussten, ihn erregen würden. Ja, ich wollte seine Lust anheizen. Ihn heiß machen, um den Verstand bringen. Ich wollte kein „normales Nümmerchen“, wie es so schön heißt. Er sollte tun, was ich möchte.
Noch immer stand ich vor ihm. Seine Hände hatten mittlerweile meinen Hintern erreicht - und festgestellt, dass ich keinen Slip trug. Ich umfasste Harrys Nacken und zog ihn näher an mich heran. Dann schob ich ein Bein über die Lehne des Sessels, indem er saß. Meine Schenkel waren nun leicht gespreizt. Meine Scham auf Höhe seiner Lippen.
In diesem Augenblick fühlte ich mich sehr sexy. Es gefiel mir, meinen Harry durch die Sprache meines Körpers einzuladen. Sanft strich er mit seinem Zeigefinger über das empfindsame Zentrum meiner Lust. Dabei wurden seine grünen Augen ganz dunkel. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er sehr erregt war. So wie ich…
Als ich seine Lippen auf meiner Haut spürte, gab ich mich ganz meiner Lust hin. Ich legte meinen Kopf in seinen Nacken und stöhnte leise. Ich genoss was er mit mir tat. Mein Becken bebte, mein Körper wurde von einem Vibrieren erfüllt - der Vorbote eines herrlichen Höhepunktes. Das Zucken in meinem Inneren war noch nicht abgeebbt, als ich mit einem geschickten, schnellen Handgriff seine Hose öffnete, sein bestes Stück befreite und mich auf ihn setzte. Wenige Stöße genügten und auch er erreichte den Gipfel der Lust.
Seit diesem Nachmittag änderte sich Einiges zwischen uns. Wir gingen anders miteinander um. Ich hatte damit angefangen. Ihm gezeigt, dass ich ihn liebe, dass nichts zwischen uns stehen könnte. Mir war klar geworden, dass es weder an Liebe, nach an Respekt zwischen uns fehlte. Wir waren nicht nur ein Super Team. Wir waren mehr als das. Wir gehören ihn jeder Hinsicht zusammen.
Erschöpft schlang ich meine Arme um seinen Nacken. Haut auf Haut. Ich wollte seine nackte Haut eng umschlungen spüren, stützte mein Kinn auf sein Haupt.
Nach einigen Augenblicken seufzte er. „Ich möchte nach Godrics Hollow.“
Auch ich konnte nicht anders als seufzen. Es war gefährlich dort hinzugehen, aber mir war auch klar, dass Harry noch einem anderen Gedanken folgte.
„Es ist zu gefährlich. Man wird dich erwarten…“
„Verstehst du denn nicht?“, verteidigte sich Harry, nahm seinen Kopf in meine Hände und bewegte ihn direkt vor sein Gesicht. „Es ist mir egal, was uns dort erwartet. Ich möchte mit dir dort hingehen. Mit dir, und Niemand sonst. Ich bin mir sicher, dass wir dort weitere Spuren finden.“
Ich küsste seine Lippen, und musste gestehen: „Ich habe auch schon daran gedacht. Aber, wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, sollten Vielsaft - Trank in Erwägung ziehen…“
„Nein!“, erwiderte Harry. „Auf keinen Fall. Ich werde als Harry nach Godrics Hollow zurückkehren. Und du wirst als Hermine an meiner Seite sein.“
Sirius sah die Liebe als eine gefährliche Waffe, die man hinten an stellen sollte.
Ich behaupte: Er hatte Recht. Doch er hatte mir nicht gesagt, wann man sie einsetzen sollte. Der Augenblick war einfach perfekt. Diese gefährliche Waffe in diesem Moment zu ziehen war das Beste was uns passieren konnte.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg