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Fanfiction

Harry & Hermine - Neuanfang

von rodriquez

Mit Dumbledores Tod war unser Schuljahr frühzeitig zu Ende.
Die ganze Schule befand sich in einer Art Schockzustand. Bei mir verstärkte sich dieser Zustand zu einer regelrechten Schockstarre. Die Tatsache Harry enttäuscht zu haben nagte an meinem Gewissen. Ich war an einem Tiefpunkt angekommen, aus dem ich keinen Ausweg mehr sah. Hätte ich nur auf Sirius gehört. Hätte ich nur seinen Rat befolgt: Stell notfalls die Liebe hinten an.
Trotz Allem. Den letzten Sommer möchte ich nicht missen.
Nie habe ich dieses Erlebnis bereut.
Harry hatte mich in wunderbarer Weise zur Frau gemacht. Und ich ihn zu einem Mann.
Jetzt stand ich vor den Trümmern meiner Sturheit. Dumbledores Tod war für mich nur eine Randerscheinung. Als wäre ein Stück von mir selbst gestorben, an diesem verfluchten Abend.
„Vielleicht war es ja Schicksal“, versuchte ich mir einzureden. „Vielleicht sollte es so sein…“
Hoffnung und vor allem Mut bekam ich dadurch allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. Immer wieder meldete sich mein schlechtes Gewissen. „Es ist doch nichts geschehen - es ist nicht passiert!“ Ginny machte mich darauf aufmerksam, dass ich Selbstgespräche führen würde. Mein Herz hüpfte unkontrolliert durch meinen Körper, versteckte sich in meiner Hose.
Immer wenn ich ihn sah, oder glaubte zu sehen beschleunigte ich meine Schritte. Ihm Gegenüberzutreten war unmöglich. Es ist einfach gesagt, aber lieber wäre ich gestorben. Und immer wieder erschien sein Gesicht vor meinen Augen, auch wenn er gar nicht in der Nähe war. Die nächsten Tage sprach ich kaum ein Wort, schon gar nicht mit ihm. Ich ertrug es einfach nicht mehr, versteckte mich im Schlafraum, mummelte mich vollständig in meine Decke, stellte mir vor, es wäre nichts geschehen, und er würde mich ganz fest im Arm halten. Doch es war nur eine Decke. Mein Kissen bekam meine ganze Wut zu spüren. Schläge, Tränen. Im Schlafraum konnte er nicht plötzlich vor mir stehen. Mein Kopf drehte Endloskreise. Jeder Schüler trug in meinen Augen sein Gesicht, selbst Cormac McLaggens Stirn zierte plötzlich eine Blitznabe, seine Augen, eine Brille. Nur die perfekt gestylte Föhnfrisur schickte mich zurück in die grausame Realität.
So ging ich ihm aus dem Weg, wie und wann immer es möglich war. Ich wusste einfach nicht, wie ich ihm unter die Augen treten sollte. Doch ewig verstecken konnte ich mich nicht.
Die Beerdigung und Trauerfeier sollte ein erstes vorsichtiges Annähren werden, genau wie die Abfahrt des Hogwarts - Express direkt im Anschluss. In voller Absicht vertrödelte ich meine Zeit mit packen. Mindestens fünf Mal putzte ich meine Zähne, bürstete ich mein Haar durch. Überlegte genau, was ich einpacken sollte. Ich wusste, dass Harry und damit auch ich im neuen Jahr nicht zurückehren werden.
Hoffentlich...
Erst als es sehr still in den Gryffindorgefilden wurde, machte ich mich langsamen Schrittes auf den Weg zum schwarzen See.
Wie erwartet hatten bereits alle Schüler ihre Plätze eingenommen. Am Liebsten wäre es mir gewesen, ich hätte einen Platz ganz hinten, abseits und fern von Harry gefunden.
Mein Wunsch erfüllte sich nicht. Schon von Weitem konnte ich Ron winken sehen.
Unzählige Augen begleiteten meinen Weg zu einem äußert unglücklich gewählten Platz genau zwischen Harry und Ron. Es gab kein Zurück. Kein Strohhalm, den ich ergreifen konnte, kein Loch, in das ich mich hätte verkriechen können. Stocksteif nahm ich meinen Platz ein, wagte nicht zu reden, wagte nicht mich zu rühren, hatte Angst zu atmen. Längst hatte die Zeremonie mit der Huldigung eines großen Magiers begonnen, als ich immer noch das Gefühl hatte von tausend Augen beobachtet zu werden. Obwohl Niemand auch nur die geringste Ahnung davon haben konnte, was zwischen Harry, mir und Ron vorgefallen war.
Ich erlag der Versuchung Harry zu berühren, meine Hand zuckte in Richtung seines Armes. Die Sehnsucht ihn in den Arm zu nehmen, seine Hand zu halten, ihn zu trösten löste Schweißausbrüche aus. Ich rang mit Atemnot, schloss verzweifelt meine Augen. Trotz diesen frommen Wünschen hatte ich gleichzeitig Angst vor jeder kleinen Berührung, die von ihm ausgehen könnte. Ich konnte die Tränen sehen, die sein Gesicht skurril veränderten. Dieser Anblick aus den Augenwinkeln heraus löste die eigentliche Not in mir aus. Jetzt konnte auch ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. In Rinnsälen ergossen sie sich über meine Wangen. Mein Kopf fiel nach rechts, obwohl er noch Links wollte.
Es war die nächste Entscheidung meiner Gedanken, die einen tiefen Riss in mein Herz trieb. Warum schaffte ich es nicht auf mein Herz zu hören?
Warum widersetzte ich mich?
Warum musste ich Harry weiter demütigen?
Mein Kopf auf Rons Schulter, meine Haare an seiner Wange. Ich fühlte mich schlecht. Mein ganzer Körper brannte wie Feuer. Unbehaglich rutschte ich hin und her, als hätte mir jemand tonnenweise Juckpulver übergeschüttet. Rons Pranke griff in meine Haare.
Entschuldigt die Ausdrucksweise, Ron kann nichts dafür. Es war der wahre Gedanke in diesem Augenblick. Ich wollte nur noch weg. Weg von diesem Ort, weg von meinen Freunden. Irgendwo musste es doch ein Versteck geben, indem ich mich für alle Zeit verstecken könnte.
Jegliches Zeitgefühl hatte ich verloren. Mir war, als hätte ich Tage oder Wochen in dieser unbequemen Haltung verbracht. Aber ich fühlte mich zu schwach meinen Kopf von Rons Schulter zu lösen. Es wäre so einfach gewesen, nicht mal den Bruchteil einer Sekunde von der Schulter zu meiner Linken entfernt, und doch waren es Lichtjahre. Ich hatte Angst vor der Bestätigung. Doch was hätte er schon tun können? Meinen Kopf brutal zurückdrängen?
Daran dachte ich, glaubte es aber nicht wirklich.
Dann endlich setzte Harry einem kleinen Teil meiner Qualen ein Ende.
Kurz vor Ende der Zeremonie stand er auf, wollte an Ron und mir vorbei. Ein kalter Windzug erfasste mich, und lies mich erschaudern. Ich zitterte, ich fror, dabei es war ein milder, warmer Frühsommertag. Mein Kopf schnellte in die Höhe. Eine weiche, beruhigende Hand berührte meine Haare, und strich sanft darüber. Ich wagte nicht meinen Kopf weiter zu drehen, starrte geradeaus ins Leere, spürte aber eine brennendheiße Träne, die sich in meinen Haaren verfing. Gänsehaut bildete sich auf meinen Rücken, übersäte meinen ganzen Körper. Langsam kämpfte sich Harry an uns vorbei.
Warum habe ich ihm nicht vertraut?
Auch jetzt noch in dieser Situation, in meiner großen Schuld versuchte er mir Halt und Trost zu geben. Es war nur eine kurze heimliche Geste, aber sie hatte eine anhaltende Wirkung.
Nein, das habe ich nicht verdient!
Obwohl Harry seine Schritte verlangsamte, sich nochmals umdrehte, schaffte ich es nicht ihn anzusehen. Mein abgesenkter Blick versucht seinem Schatten zu folgen. Sein Schatten, der sich nicht entfernte. Seine Unrisse verrieten mir, dass Harry in seine Hosentasche gegriffen hatte. Seine freie Hand fasste um mein Handgelenk, drehte meine Handflächen nach oben. Unsere Hände vereinigten sich, wie bei einem Händedruck. Die Schmetterlinge kehrten zurück. Mein Magen hob und senkte sich, mein Herz war überall in meinem Körper, nur nicht da, wo es eigentlich hingehört.
Es war also noch da. Das echte Gefühl. Es hatte mich nicht verlassen, so wie ich Harry.
Ein fester, intensiver Händedruck, der von mir nur ganz schwach erwidert wurde. Unsere Hände lösten sich, dann entfernte sich Harry endgültig. Seine Hand spürte ich noch immer, als hätte er sie zurückgelassen. Ich formte eine Faust, und als sie wieder öffnete, bemerkte ich, dass Harry wirklich etwas zurückgelassen hatte, einen metallischen Gegenstand. Einige Augenblicke drehte ich diesen Gegenstand durch meine Finger, bis ich sicher sein konnte, dass sich Harry weit genug entfernt hatte.
„Was hast'n da?“ flüsterte Ron, und versuchte das Ding in meinen Händen zu berühren. Erst jetzt bekam der Gegenstand meine Aufmerksamkeit. Ein goldenes Medaillon. Energisch entriss ich es Rons Finger.
„Das Medaillon? Sie haben es gefunden?“, flüsterte Rons Stimme unter einer euphorischen Note. Wortlos öffnete ich den Verschluss und fand ein Stück Pergament darin vor. Langsam faltete ich es auseinander und begann leise vorzulesen:

An den dunklen Lord
Ich weiß, ich werde tot sein, lange bevor du dies liest,
aber ich will, dass du weißt, dass ich es war,
der dein Geheimnis entdeckt hat.
Ich habe den echten Horkrux gestohlen und ich will
Ihn zerstören, sobald ich kann.
Ich sehe dem Tod entgegen in der Hoffnung,
dass du, wenn du deinen Meister findest,
erneut sterblich sein wirst.
R.A.B.


„R.A.B.“ murmelte Ron, „wer soll das sein?“
„Keine Ahnung. Aber es war wohl alles umsonst.“

Die Heimfahrt im Hogwarts-Express wurde zur ungemütlichsten Fahrt, die ich je erlebt habe. Kaum Jemand sprach ein Wort. Im ganzen Zug herrschte einen bedrückende Stille. Jeder schien seine eigenen Gedanken zu leben. Immer wieder schielte ich heimlich zu Harry, der mir gegenüber saß. Stundenlang veränderte sich nichts an seiner Haltung. Er rührte sich nicht, starrte einfach nur aus dem Fenster. Auch als es längst dunkel wurde, und es absolut nichts außerhalb des Fensters zu sehen gab. Wortlos verlief auch die Verabschiedung in Kings Cross. Wir gingen einfach auseinander, als würden wir uns gar nicht kennen.
Stumm folgte ich meinen Eltern, die keine Fragen stellten. Rons Rufe verhallten, prallten an mir ab. Harry verschwand in der Menge.
Tagelang zog ich mich zurück, verkroch mich in Selbstmitleid in mein Zimmer. Versteckte mich vor meiner eigenen Courage, war unfähig etwas zu tun, unfähig zu handeln, unfähig einen klarer Gedanken zu fassen.
Mom verzichtete auf mütterliche Ratschläge, überließ mich taktvoll meinem Schmerz. Nur einen Tipp konnte sie nicht zurückhalten: „Hör auf dein Herz!“
Unsicherheit machte sich breit. Genau das, was Sirius immer bemängelte. „Unsicherheit könnt ihr nicht gebrauchen“. So viele Bilder verschwammen ineinander. Bilder in denen ich den strahlenden Harry über Voldemort triumphieren sah, in denen er wortlos an mir vorbeiging, in denen er mich küsste, in denen er mich verachtete. Bilder, in denen er sich alleine auf den Weg machte.
Das was wirklich vor meinen Augen lag habe ich in diesen Tagen völlig übersehen. Es musste mich Jemand daran erinnern. Wer, außer Harry hätte das sein können!
Fast täglich erreichten mich Eulen aus dem Fuchsbau. Ron hielt mich „auf dem Laufenden“, wohl nicht ohne Hintergedanken. Ich sollte so schnell wie möglich anreisen. Nachdem keiner seiner Gründe Wirkung zeigte, versuchte er es mit immer neuen Ideen. Bei den Hochzeitsvorbereitungen von Bill und Fleur würde meine Hilfe dringend benötigt. Immer und immer wieder. Seine Mum würde immer nervöser werden, je näher dieser Tag käme. Ginny, als einziges Mädchen schafft es nicht Alleine. Wir sollten Pläne für unsere Abreise ausarbeiten. Ein Plan über Harrys Abreise im Ligusterweg würde ausgearbeitet. Man könnte meine Hilfe benötigen.
Von Tag zu Tag wurde ich nachdenklicher. Nachdem Ron seine Strategie änderte und sich auf Harrys Wohl spezialisierte, begann ich zusehends zu schwanken.
Doch dann schüttelte ich meinen Kopf, stellte den Gedanken an eine Abreise hinten an, und versuchte mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Ich konnte noch nicht gehen, obwohl Ron intensiver zu Werke ging: Mit Harrys Abreise kann es ganz schnell gehen. Er wäre dort Alleine und nicht mehr lange sicher.
Er war nicht Alleine. Ich war in seiner Nähe, und doch weiter von ihm entfernt, als unsere Freunde im Fuchsbau.
Ich musste ihn sehen. Nur einen kleinen Blick wollte ich riskieren, wissen, dass es ihm gut geht. Ein Schatten hinter einem Vorhang hätte mir genügt.
Endlich nach Tagen der Unzufriedenheit raffte ich mich auf, und spazierte mit nachdenklichen, sorgenvollen Schritten Richtung Ligusterweg. Als wäre eine unsichtbare Mauer aufgebaut worden, blieb ich unfähig weiterzugehen, einige Meter entfernt stehen und starrte lange Zeit zum Haus mit der Nummer Vier. Ich versuchte im Schatten einer alten Buche unsichtbar zu bleiben. Die Zeit verging. Alles blieb ruhig. Nicht einmal ein Windstoß konnte die Vorhänge bewegen, als wäre das Haus bereits verlassen. An vier darauffolgenden Tagen wiederholte ich diese Vorgehensweise. Immer wieder blieb ich an der gleichen Stelle hängen. Mein Körper weigerte sich weiterzugehen. Kein weiterer Schritt war möglich. Mein Geist hielt mich im Schatten. Mittlerweile erreichte mich eine weitere Eule, doch dieses Mal kam sie vom Orden, geschrieben von Kingsley Shacklebolt: Ich sollte mich bereithalten. Jeder Zeit zur Abreise bereit sein. Wenn der endgültige Plan zur Abholung meines Freundes feststeht würde man mir Bescheid geben. Meine Hilfe würde dann sofort benötigt.
Rons Strategie war wohl doch nicht rein eigennütziger Natur.
Meinem täglichen Erkundungsspaziergang blieb ich auch den nächsten Tagen treu. Immer mit demselben Ergebnis. Zwei Wochen waren vergangen. Hätte ich ihn doch nur zu Gesicht bekommen. Ein einziger blick verbunden mit der Gewissheit - er ist okay, hätte mir genügt.
An diesem Tag wurde mein Wunsch erfüllt, und es veränderte Alles schlagartig. Schon als ich in den Ligusterweg einbog bemerkte ich hastige Bewegung in der näheren Umgebung der Dursleys. Vor dem Haus standen zwei Lieferwagen. Vernon rannte hektisch zwischen einigen Möbelpackern umher. Petunia sorgte sich um ihr Meißner Porzellan Geschirr.
Was war hier los?
Was geschieht hier?
Reisen sie ab?
Mein Körper drohte außer Kontrolle zu geraten, begann unkontrolliert zu zittern. Angst erreichte jede Pore.
Was ist mit Harry?
Aus Angst überschritt ich erstmals die unsichtbare, eigentlich gar nicht vorhandene Barriere. Voller Sorge tat ich weitere Schritte. Ich habe es nicht einmal bemerkt, ging einfach weiter.
„Ich habe den Orden um Hilfe gebeten“.
Diese Stimme.
Die ruhige, sanfte Stimme.
Welch Balsam auf meine verbrannte Seele. Das Meer von Schmetterlingen setzte sich in Bewegung. Mein Herz rutschte in die Hose. Harrys Stimme, und der warme Hauch seines Atems in meinen Haaren löste ein Inferno in meinem Körper aus. Erst jetzt wurden mir die zusätzlichen Schritte, die ich getan hatte bewusst. „Der Orden wird sie an einen sicheren Ort bringen, bis Alles vorbei ist. Sie haben es vielleicht nicht verdient, aber es sind meinen einzigen Verwandten, die ich noch habe.“
„Harry - ich“, stammelte ich mit zitternder Stimme.
„Eigentlich darf ich nicht einmal das Haus verlassen“, überging er meinen Entschuldigungsversuch. Ängstlich stand ich vor ihm, und wagte einen neuen Versuch. Sofort schüttelte er seinen Kopf und ließ mich damit nicht zu Wort kommen.
„Ich brauche keinen Trost, kein Mitleid Hermine. Ich brauche einen Freund.“
„Diesen Freund wirst du immer haben.“
„Dann beweise es mir“
„Harry … was?“
Fassungslos und fragend starrte ich ihn an.
„Was soll das?“, keuchte ich.
Ich konnte es nicht glauben. Er überging mich völlig.
„Du siehst aus, als könntest du keinen klaren Gedanken fassen.“
„Danke für das Kompliment“, revanchierte ich mich. „Aber verstehe trotzdem nicht was du meinst“
„Du musst nach einer Möglichkeit suchen, wie du deine Eltern schützen kannst.“
Erstarrt blickte ich ihn an.
„Der Orden plant mich hier rauszuholen. Spätestens an meinem Geburtstag löst sich die Spur von mir, und damit der Schutz den mir meine Mum gegeben hat. Niemand in meinem Umfeld wird mehr sicher sein. Alle, die mit mir zu tun haben werden in großer Gefahr sein. Die Dursleys, auch deine Eltern. Wenn die Dursleys weg sind, ist es hier nicht mehr sicher. Und es könnte hier sehr ungemütlich werden. Du solltest deine Eltern überreden in die Highlands abzureisen.“
„Harry“. Ein schneller Griff an seinen Arm, da er sich schon wieder von mir abwandte.
„Bring sie in Sicherheit“, wiederholte er eindringlich. Sein Gesicht ausdruckslos, aber ohne Anzeichen von Angst. Seine Augen wirkten müde, schwer und traurig.
Harry hatte die Zeichen der Zeit erkannt, und das musste auch mir bewusst werden. Kein Wort über mein Vergehen, kein Wort über uns. Und wieder erinnerte ich mich an Sirius Warnung: Und wenn es bedeutet, die Liebe hinten anzustellen…
Harry hatte Recht. Es gab Wichtigeres, als Uns oder Wir.
Wir müssen die schützen, die durch uns in Gefahr kommen könnten.
Die Erkenntnis traf mich, wie ein Blitz. Urplötzlich schien ich geistig hellwach zu sein.
„Ich werde mir was einfallen lassen, und dann in den Fuchsbau abreisen.“
Ein neuerlicher Fehler, den ich erst bei Harrys Reaktion bemerkte. Die Erwähnung des Fuchsbaus löste ein kurzes Zucken, ein ganz leichtes Zittern seiner Augenlider aus. Ich spürte meine Energie zurückkommen. Die Kämpferin war zurück. Harry hatte mir klar gemacht, dass ich den Kopf nicht in den Sand stecken durfte, und das sollte aber auch für ihn gelten, so fügte ich impulsiv „Wir holen dich hier raus“, hinzu.
„Keiner soll sich mehr für mich in Gefahr bringen. Ich schaff das schon. Ich bin der Auserwählte, und ich habe eine Aufgabe, die ich angehen werde.“
„Aber das schaffst du nicht Alleine.“
„Alle, die mir Nahe sind…“, einen kurzen Moment stoppte er, blickte tief in meine Augen, dann vervollständigte er: „Ihr seid alle in Gefahr. Alle, auch eure Familien.“
„Ich werde mit dir gehen, egal was geschieht.“
Zur Antwort bekam ich nur einen mitleidsvollen Blick.
„Warum tust du das?“
„Warum tue ich was?“
„Eine solche Ignoranz an den Tag legen? Warum ignorierst du meine Hilfe…“
Emotionslos schüttelte er langsam seinen Kopf. „Tue ich das?“
„Ja, das tust du.“
Erneut wandte er sich zum Gehen, und ich hielt ihn mit einem kräftigen Zug zurück. „Ist es wegen Ron?“
Keine Reaktion in seinem Gesicht. Nicht einmal seine Augenlider zuckten, als wäre es ihm wirklich gleichgültig.
„WIR, haben damit gar nichts zu tun.“
„Nein, Harry. So emotionslos bist du nicht.“
„HARRY“. Aus der Ferne ertönte der aufgebrachte, warnende Ruf seines Cousins.
„Ich bin hier“, rief Harry über seine Schulter zurück.
„Harry hör mir zu. Das zwischen Ron und mir…“
„Das…“, mit seinen Händen praktizierte er eine abwehrende Haltung, während sich sein Kopf verneinend drehte. „…geht mich nichts an“.
Wütend verstärkte ich meinen Griff um sein Handgelenk. „Es sollte dich aber interessieren, du verdammter Idiot. Zwischen Ron und mir war nichts. Es war nicht von Bedeutung…“
„Das ist eure Sache, nicht meine…“
„Das ist nicht wahr, und das weißt du.“
„Ob wahr oder nicht, da habe ich nicht zu entscheiden.“
„Du hast mich einfach, wie ein kleines Mädchen stehen lassen. Wir hatten einen Streit, na und?“
„Ich fand da nichts Schlimmes daran. Für mich war es auch kein Streit, sondern eine Meinungsverschiedenheit.“
„Ich war wütend, Ron hat mich getröstet…“
„Das ist eure Sache“, unterbrach er erneut mit einer solchen Gleichgültigkeit in der Stimme, dass es mir schon wieder die Weißglut ins Gesicht trieb.
„…und dann ist es einfach geschehen. Aber ich kann dir nicht einmal sagen, was passiert ist.“
„Ihr wart in meinem Bett…“
„Es ist nichts passiert, weil mir mein Herz rechtzeitig den richtigen Weg gezeigt hatte.“
Zum ersten Mal ging ein Zucken durch Harrys Gesicht. „Es ist nichts geschehen, weil ich meinen Fehler bemerkte.“
„Bitte, Hermine“, erneut blockte Harry. „Ich möchte jetzt nicht darüber…“
„Wann dann?“ Ein verzweifelter Schrei aus meiner brennenden Seele. „Verstehst du denn nicht?“
„Ich verstehe dich sehr gut. Nur jetzt ist nicht der richtige Augenblick…“
„Ich kann an nichts Anderes mehr denken, Harry. Bitte, hör mich an. Lass mich dir erklären.“
„Du brauchst nichts zu erklären…“
„Ich möchte so was nicht noch einmal durchmachen müssen. Es war der schlimmste Moment in meinem Leben. Ich habe dein Vertrauen missbraucht, und dich vielleicht für immer verloren. Ich liebe dich, Harry, und bitte lasse mich jetzt nicht wieder einfach stehen.“
„HARRY!“ wiederholte Dudley seine Warnung. Harrys Kopf flog zu einer neuerlichen Antwort zur Seite. Ich hielt ihn energisch zurück. Meine Wut klang nicht ab, weil ich das unbändige Gefühl hatte ignoriert zu werden.
„Ich muss zurück ins Haus“, drängelte er.
„Kannst du mir nicht eine Minute zuhören?“
„Lass uns Vernünftig sein…“.
„Vernünftig sein?“, wiederholte ich sarkastisch.
„Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren“.
„Das ist für mich das Wesentliche!“
„Nein, Hermine. Die, die durch uns in Gefahr sind es.“
„Wenn ich dich enttäuscht habe, dann sage es mir ins Gesicht“, keifte ich, meine Vorgaben schon wieder vergessend.
„Bitte zwinge mich nicht dazu, etwas zu sagen, was ich hinterher bereue.“
„Es ist passiert und ich kann nichts daran ändern, außer dir zu sagen, dass es mir Leid tut, dass ich dich Liebe…“
„Wenn ich dich lieben würde, dann muss ich dich beschützen, und genau aus diesem Grund kannst du nicht mit mir mitkommen.“
„Harry, es tut mir leid, was ich getan habe, und dass du zusehen musstest…“
Mitten im Satz brach ich ab, was hatte Harry gerade gesagt?
In Gedanken wiederholte ich jedes Wort einzeln. „Heißt das?“
Harry nickte, ließ aber nicht zu, dass ich weiter darauf eingehen, und mein schlechtes Gewissen beruhigen konnte. „Du weißt warum ich dich nicht mitnehmen kann.“
„Du brauchst mich, Harry. Du schaffst das nicht Alleine und du bist nicht Alleine.“
„An meinem siebzehnten Geburtstag mache ich mich auf den Weg, egal wie, wer oder wo…“
„Heißt das, du hättest mich mitgenommen, wenn ich … und Ron? Mit diesen Gedanken? Das hättest du die ganze Zeit mit dir herumgetragen? - Soll ich etwa lügen, und dir sagen, dass ich dich nicht liebe?“
„Das ist kein Wunschkonzert, Hermine.“
Gedankenschnell zog ich Harrys Medaillon aus meinem Dekoltee. „Willst du, dass ich es dir zurückgebe?“
„Du willst es nicht verstehen, oder?“ In seinem Gesicht schimmerte eine Spur Resignation. „Es gehört dir.“
„Aber vielleicht fühle ich mich dessen nicht würdig“.
Fest entschlossen machte mich am Verschluss zu schaffen, wollte ihm die Kette zurückgeben. Harrys Reaktion löste heftige Herzsprünge aus. Unsere Hände vereinigten sich, genau über meinem Herzen. Er hinderte mich daran etwas zu tun, was ich eigentlich gar nicht tun wollte. „Das würdest du tun, nur um an meiner Seite zu sein?“
„Verfluche mich, verdamme mich. Ganz egal, aber du wirst mich nicht los. Ich lasse dich nicht Alleine gehen.“
Sein Kopf senkte sich. Harry schien verzweifelt. „Bitte, Hermine“, flehte er mit schwacher Stimme.
Schritte näherten sich.
„Ich muss jetzt wirklich zurück“, sagte er mit immer noch geschwächter Stimme, „und das solltest du auch tun. Du hast noch eine schwere Aufgabe vor dir.“
„HARRY!“ Dudleys Stimme klar und deutlich. Ich konnte den Koloss schon sehen. Mit schnellen Schritten kam er näher.
„Dudley meint es nur gut. Er ist wirklich besorgt“, versuchte mich Harry zu beruhigen, und wandte sich endgültig ab. Er war bereits einige Schritte entfernt, als ich nochmals seine Stimme hörte: „Niemand - Niemand außer dir, wäre würdiger, dieses Medaillon zu tragen.“
„Sagt mal, geht`s noch?“ Vorwurfsvoll starrte Dudley zwischen Harry und mir hin und her. „Ihr weckt ja schlafende Hunde.“
„Du hast ja Recht“, erwiderte Harry.
„Ihr verhaltet euch, wie ein unvernünftiges, altes Ehepaar. Kommt zur Besinnung.“
Letztendlich hatte ich also Mum's Rat befolgt. Ich habe auf mein Herz gehört, und Dinge gesagt, von denen ich nie geglaubt hätte sie aussprechen zu können.
Eine richtige Aussprache wurde es ja nicht, aber immerhin hatte ich Harry gesagt, dass ich ihn Liebe. Vielleicht war es genau die richtige Entscheidung. Vielleicht war es genau das Vertrauen, das ich ihm geben musste.
Und er?
Er hat es indirekt erwidert. Aber meine Sorgen waren geblieben, und mein Gewissen nur bedingt beruhigt. Die Angst, dass er Anders über Ron und mich denken könnte, als er es zugegeben hatte, war immer noch vorhanden.
Verzeihen und Akzeptieren ist nicht das Gleiche, als es zu verstehen. Als ich Ron erwähnte, wich er mir aus.
Du musst dich endlich konzentrieren, schimpfte ich mich aus.
Das Wesentliche!
Meine Gedanken schweiften schon wieder ab.
Wie kann er nur unsere Liebe als Unwesentlich ansehen?
Hat er das wirklich?
Hält er sich nicht vielmehr an Sirius Anweisung?
Ich hatte schon die Haustür erreicht, als mir seine Aufforderung wieder einfiel:
Sein Plan, meine Eltern in die Highlands in Sicherheit zu bringen klang verlockend, nur wie hätte ich es anstellen, ihnen erklären sollen?
Auf einen Schlag war ich wieder voll da, und völlig Herr meiner Sinne.
Mehr oder weniger…
„Also Mum, ihr solltet euch in Grandmas Haus verstecken, während ich Todesser jage, und dem Tod ins Auge schaue?“ - Nicht wirklich eine gute Idee. Mum hätte mir den Zauberstab abgenommen, und mich schneller ans Bett gefesselt, als ich „Piep“ hätte sagen können. Mit einem ihrer Schlafmittel wäre ich irgendwo im tiefsten Kaukasus wieder aufgewacht.
Mein Plan musste also perfekt durchdacht sein, und ich zermarterte mir meinen Kopf.
Harry hatte mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, trieb mich von einem Extrem in das Andere. Verzeiht meine spezielle Gefühlslage.
Ein Plan, die rettende Idee wollte mir nicht einfallen. Es schien hoffnungslos.
Wie es mir trotzdem gelang?
Ihr wisst, was ich getan habe, doch es wird euch überraschen, wie es letztendlich dazu kommen konnte.
Das Gedächtnis meiner Eltern zu verändern, fiel mir nicht leicht, und stand auch nie in meinen Plänen. Ebenso, sie in ein Flugzeug nach Australien zu setzen, mit dem Wissen, dass sie gar keine Tochter haben.
Fast Richtig.
Aber eben nur fast.
Anstatt mir Groll und Enttäuschung entgegen zu bringen, überraschte mich Harry mit der berechtigten Sorge um seine ungeliebten Verwandten, aber eben auch mit der Sorge um meine Eltern.
Unglaublich dieser Junge.
Während ich mir meinen hübschen Kopf über „Unwesentliches“ zerbrach, machte er sich Gedanken über etwas, dass mir nie in den Sinn gekommen wäre. Ich überlegte und überlegte, war mich auf mein Bett, und wälzte mich hin und her.
Die ganze Nacht lag ich wach, suchte nach einer Lösung.
Doch nicht Entscheidendes bekam meine Zustimmung. Jede Idee hatte einen Haken. Einen überwindbaren Haken.
Wie könnte ich meine Eltern schützen?
Sie in Sicherheit bringen, dabei aber gleichzeitig nicht meine eigenen Pläne offenbaren?
Ein schwieriges, unmögliches Unterfangen. Und je länger diese Nacht voranschritt, desto Blödsinniger wurden diese Ideen. Mein komplettes Répertoire an Zaubersprüchen habe ich gedanklich durchgespielt. Nichts Brauchbares gefunden.
In den frühen Morgenstunden lag ich mit dem Rücken auf meinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrte völlig planlos in den hellen Vollmond-Nachthimmel vor meinem Fenster. Die Sterne waren auch keine wirklich große Hilfe, stattdessen musste ich unweigerlich an Remus denken, und an Tonks. Sie hatten das „Unwesentliche“ zum Wesentlichen gemacht, wollten in diesem Sommer heiraten.
Ob sie es getan hatten?
Still, heimlich, einsam?
Harry sorgte sich um meine Eltern, und ich, ihre Tochter hatte keinen Plan, wie sie das anstellen sollte.
Doch Harry hatte Recht. Die Todesser würden sich zuerst den Familien der Verräter widmen. Ich konnte meine Eltern nicht dieser tödlichen Gefahr aussetzen. Es wäre meine Schuld. Durch meine egoistische Einstellung. Ich schimpfte mich aus, musste endlich den richtigen Schritt voraus denken.
Wie schafft das Harry immer wieder?
Quälend langsam rückte die Nacht voran. Meine Lippen, mein Mund fühlte sich trocken an. Außerdem musste ich zur Toilette.
Mit einem Blick auf Winnie Puuh stand ich auf, verließ mein Zimmer in einer wunderschönen Erinnerung an einen Harry in nassen Boxershorts, ging zur Toilette, und anschließend auf direktem Weg in die Küche. Fragend sah ich mich um. Der Mond stand hoch am Himmel, erhellte fast vollständig unsere Küche. In einer Kaffeekanne, die Mum von einer Tupperparty mitbrachte, fand ich einen letzten Rest lauwarmen Kaffee.
Nachdenklich goss ich die schwarzbraune Brühe in meine Lieblingstasse.
„Wenn man nicht schlafen kann sollte man nicht unbedingt Kaffee zu sich nehmen.“
Nicht wirklich überrascht richtete ich meine Aufmerksamkeit in den dunklen Bereich der Küche. Mum hatte mir den Rücken zugedreht, den Kühlschrank geöffnet und reichte mir mit einem gekonnten Plopp durch ein Feuerzeug eine Flasche Becks entgegen.
„Bier?“, staunte ich.
„Du bist kein Kind mehr“, fast schon gleichgültig zuckte Mum's Oberkörper, prostete mir zu, und stieß mit mir an. „Wir sind Flaschenkinder“, beantwortete sie meine fragenden Blicke nach einem Glas.
Nach einem kräftigen Zug an einem alkoholischen Getränk in Gegenwart meiner Mum, kam eine Frage, die mich zu Stein erstarren sollte.
Aber sie tat es nicht wirklich.
„Habt ihr verhütet?“
„Die Schule ist sehr um das Wohl ihrer Schüler besorgt. Wir werden regelmäßig aufgeklärt, und können uns verhütende Tranks nehmen. Woher weißt du es?“
„Frage mich lieber seit wann ich weiß, dass mein Mädchen kein Kind mehr ist.“
Ich wiederholte ihre Frage mit meinen Augen: „Sag es mir“.
„Du hast dich im letzten Sommer verändert. Eine Mutter spürt das. Von einem Tag auf den Anderen waren deine Handlungen, nicht mehr die eines Kindes. Deine Brüste sind voller geworden, nochmals gewachsen. Du wurdest fraulich, deine Hüften, dein Gang, dein Wesen, deine Art.“
„Warum fragst du mich erst jetzt danach?“
„Ich habe die glücklichen Augen meiner Tochter gesehen. Sie hat gestrahlt, war glücklich. Und das Äußerte sich in allem was du getan hast. Von einem Tag auf den Anderen. Du selbst hast diese Veränderung wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Aber ich…“
„Das beantwortet nicht meine Frage.“
„Auch die Art, wie du jetzt auf meine Frage reagierst, verrät mir, dass mein kleines Mädchen zur Frau gereift ist. Eine junge Frau, die bald ihren eigenen Weg gehen wird. Ich erwähne es erst jetzt, weil das diesen Sommer anders ist. Du bist unglücklich, kapselst dich ab, versteckst dich in deinem Kummer. Habt ihr Streit?“
„Nicht direkt“.
„Aber ihr habt euch nicht getrennt…“
„Das weiß ich nicht…“.
Ich spürte die Tränen kommen Das Schlucken fiel mir schwer.
„Das weißt du nicht?“
Die Tränen waren nicht mehr aufzuhalten. „Ich habe eine riesige Dummheit begangen.“
„Du?“
„Ich lag in Harrys Bett, mit Ron…“, Noch ehe ich den Satz beendet hatte, bemerkte ich meinen Fehler, und die entsetzten Blicke meiner Mum. Sofort versuchte ich sie zu beruhigen. „Keine Sorge, es ist nicht so, wie es sich anhört.“
„Wie sollte es sich sonst anhören?“
„Wir haben uns nur geküsst.“
„Schlimm genug … für Harry“.
„Wir hatten Streit, und er ließ mich einfach stehen…“
„Und das war Grund genug…“
„Es war ein Fehler, den ich bereue - Ich war betrunken…“.
Mein nächster Fehler. Mum schnappte nach der Flasche in meiner Hand, doch ich war schneller.
„…wegen unserem Streit. Ich war wütend…“
„Meine Tochter, der nicht einmal ich begegnen möchte, wenn sie…“
„Ist gut Mum.“ Winkte ich ab. „Belehrungen helfen mir jetzt nicht weiter.“
„Hast du etwa Zweifel, oder musst du dich entscheiden?“
„Entscheiden? Wie meinst du das?“
„Nun - musst du dich zwischen Harry und Ron entscheiden. Zweifelst du an Harry?“
Ich traute meinen Ohren nicht.
Wie konnte sie nur so etwas von mir denken?
Dieser Gedanke ist mir nie gekommen. Mum zuckte unter meinen vernichtenden Blicken mit ihrem Oberkörper. „So was steht außer Frage“
„Wenn das so eindeutig ist, warum hast du dann so unüberlegt gehandelt? Wie dumm kann man eigentlich sein?!“
„Vielen Dank für deine aufmunternden Worte“, antwortete ich schnippisch. „Das weiß ich selber.“
„Scheinbar nicht, sonst würdest du nicht, wie ein Häufchen Elend hier herumhängen“.
„Hast du keine aufmunternden Worte für mich, Mum. So, wie früher?“
„Es gibt Zeiten und Dinge, mit denen du selber klarkommen musst. Man nennt das Lerneffekt. Du bist jetzt eine Frau, und entfernst dich von Tag zu Tag mehr von Mummi.“
„Gelernt habe ich dadurch sehr viel“, antwortete ich trotzig.
„Verstehe. Du hast wütend eine Tür hinter dir zugeschlagen, und den Schlüssel im Haus vergessen.“
„Ich habe ja meinen Fehler unmittelbar bemerkt, doch es war zu spät, obwohl eigentlich gar nichts passiert ist.“
Mum nickte nachdenklich. „Harry hat euch erwischt. In flagranti, womöglich mit Rons Hand an einer Stelle, wo sie nicht hingehört…“
„Wir haben uns nur geküsst“, verteidigte ich mich energisch.
„Aber sicherlich … eng umschlungen, eventuell nackt, und zu allem Glück auch noch…“
„…in seinem Bett“, vollendete ich genervt. “Und nein. Wir waren nicht nackt. Ich war noch vollständig angezogen. Meine Bluse war nur … etwas leicht verrutscht.“
„Diese?“ Mum zog die bewusste Bluse aus einem Berg Bügelwäsche heraus. Ich hatte an diesem verdammten Abend meine Kleidung ausgezogen, sie in den Wäschesack gestopft, und nie mehr in die Hand genommen.
„Ja, ja … ich weiß“ Die abgerissenen Knöpfe waren nicht zu leugnen. „Wenn ich das Alles nur rückgängig machen könnte.“
„Möchtest du das denn?“
„Wohin denkst du? Natürlich. Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurückdrehen.“
„Hast du nicht einmal erwähnt, so was zu können?“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Das würde nichts an meinen Schuldgefühlen verändern, sie eher noch stärker werden lassen.“
„Du liebst ihn wirklich?“
„Was denkst du denn von mir?“, fassungslos blickte ich meiner Mum in die Augen, in denen das Licht des Mondes sich spiegelte. „Denkst du etwa ich springe mit jedem x-beliebigen ins Bett?“
„Es war das was ich hören wollte. Und jetzt weiß ich, dass du ihn wirklich liebst.“
„Wird er mir jeweils vergeben?“
„Hat er sich dazu geäußert?“
„Nein.“
„Du warst heute bei ihm...“
„Und gestern, und vorgestern, und … doch ich konnte nicht...“ Meine Stimme schwankte. „Ich konnte nicht weitergehen.“
„Aber heute habt ihr miteinander geredet?“
„Er kam zu mir. Nicht ich zu ihm…“
„Ich habe dein Gesicht gesehen, als du heute Abend nach Hause kamst.“
„Und was hat es dir verraten?“
„Egal, was er getan oder gesagt hat. Es ist längst wieder Alles eingerenkt, nur du zweifelst noch. Nicht an Harry, sondern an dir … ist da doch mehr zwischen dir und…“
„Ich liebe einzig Harry“, unterbrach ich Mum bevor sie „Ron“ aussprechen konnte. „Über alles. Ich war an diesem Abend nur wütend auf ihn…“
„Dann solltest du deine Zweifel ablegen“.
Ich war müde. Endlich müde. Ein herzhaftes Gähnen konnte ich nicht zurückhalten.
„Wann hast du das letzte Mal durchgeschlafen?“
„Ich kann mich nicht erinnern…“
„Dann solltest du es jetzt tun … Damit sich dein kluges Köpfchen wieder regenerieren kann. Ich vermute Harry braucht meine Mine mit klarem Verstand?“
Auch wenn es indirekt eine Anspielung auf die Gefahr, in die ich mich begeben würde, war, so zog ich es aus Angst im Kaukasus aufzuwachen vor, nicht zu antworten.
„Ach, Schatz“, bevor ich gehen konnte hielt mich Mum mit einem Schmunzeln nochmals zurück. „Vergiss beim nächsten Mal nicht das Laken zu wechseln…“
Schließlich hatte sie es doch geschafft mir das dunkelste Rot der Scham ins Gesicht zu treiben. „Ihr hättet nichts dagegen?“ fragte ich, ohne mich umzudrehen.
„Wenn du glücklich bist?“
„Das wäre ich…“
„Harry gehört doch schon lange zu unserer Familie.“
Ich nickte, auch wenn es Mum nicht sehen konnte. „Danke, Mum“.
Das Mutter - Tochter Gespräch war wohl längst überfällig, es verhalf mir in dieser Nacht doch noch einzuschlafen, auch wenn ich immer noch keine Idee hatte, wie ich meine Eltern schützen könnte.
Ein langer Schlaf wurde es wohl dennoch nicht. Ich glaubte gerade eingeschlafen zu sein, als mich der Gong unserer Haustür aus den süßesten Träumen riss.
Eigentlich nichts Ungewöhnliches, und so schloss ich zunächst auch wieder meine Augen. Erst als Mum meinen Namen und „zieh dir was an“ rief, wurde ich hellhörig
Es ist nicht Harry, bedeute dieser Zusatz.
Auch wenn sie sicherlich nicht erwartet hatte, dass ich nackt zur Tür gerannt wäre. (Wäre ich im Eifer des Gefechts wohl doch…)
Ach, ihr wisst, was ich meine…
Mein Gefühl trog nicht. Aber dennoch erwartete mich vor der Tür die größte Überraschung, die ich bis dato erlebte.
„D...“, staunte ich mit großen Augen.
„Harry schickt mich“, und mit Blick zu meiner neugierigen Mum fügte Dudley: „Können wir ungestört reden?“, hinzu.
Ich nickte Big D bestätigend zu, dann versuchte ich die neugierigen Blicke meiner Mum zu befriedigen. „Alles in Ordnung Mum. Das ist Harrys Cousin.“
„Ich weiß wer das ist“, antwortete sie langsam, schien aber nicht wirklich beruhigt.
Zu meiner Überraschung deutete ausgerechnet D ihre Blicke richtig. „Harry ist okay. Er hat mich geschickt.“, und während er mir in mein Zimmer folgte fügte er. „Er darf das Haus endgültig nicht mehr verlassen. Anordnung eines Ordens...“, hinzu
„Der Phoenixorden“, murmelte ich bestätigend, und schloss hinter Dudley meine Zimmertür.
Ohne Umschweife kam Dudley auf das Anliegen meines Freundes zu sprechen. „Schottland wäre ungeeignet“, soll ich dir ausrichten.
„Das habe ich auch schon bemerkt“, nickte ich nachdenklich.
„Um was geht es eigentlich, wenn ich fragen darf?“
„Um meine Eltern“.
„Verstehe. Ihr wollt sie beschützen, am besten in Urlaub schicken, so wie es Harry mit uns vor hat“.
Der, zumindest wie ich immer dachte, einfältige Junge war überhaupt nicht auf den Kopf gefallen, und überraschte mich mit einer raschen Auffassungsgabe.
„Ich kann immer noch nicht verstehen, warum er das tut“, traurig blickte Dudley an mir vorbei. „Wir haben ihn, wie einen Aussätzigen behandelt, und er...“
„...beschützt die letzten Überlebenden seiner Familie. Auch wenn ihr es nicht gern getan habt, so ist euch anzurechnen, dass ihr es trotzdem getan habt. Harry war bei euch immer sicher. Und jetzt bringt er seine Familie in Sicherheit. Ihr seid seine Familie, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt.“
„Das stimmt nicht. Ich mag ihn. Ich war nur feige…“
„Und er hat mir das Leben gerettet“, sprach er nach einigen schweigsamen Augenblicken weiter.
„Wo bringt man euch hin?“
Dudley zuckte mit der Schulter. „An einen sicheren, unbekannten Ort, der von einem von Euch geschützt und bewacht wird. Kannst du deine Eltern da nicht einfach mitschicken?“
„Das geht nicht. Sie würden mir...“
„...verbieten mit Harry mitzugehen, verstehe. Weil sie dann wüssten, dass ihr in Gefahr seid. Und ich vermute Harry ist auf deine Hilfe angewiesen?“
„Nicht in seinen Augen. Aber er braucht mich, das schafft er nicht Alleine.“
„Das würde ich so nicht sagen“
„Was meinst du?“
„Das mit seinen Augen. Er weiß sehr wohl, dass er dich braucht, und das nicht nur weil seine Augen blind sind.“
„Blind?“
„Blind vor Liebe“, schmunzelte Dudley.
„Wie kommst du darauf?“
„Er hätte mich nicht zu dir geschickt.“
„War das Alles was er dir gesagt hat?“
„Weißt du, in letzter Zeit sprechen wir öfter miteinander. Sogar einigermaßen vernünftig. Das war nicht immer so. Harry hat mir einige Dinge erklärt. Und es klingt gefährlich, was ihr vorhabt. Dabei fiel immer wieder dein Name.“
„Ich meinte eigentlich, warum er dich zu mir schickte.“
„Nur, dass ich dir sagen soll, dass deine Eltern in Schottland nicht sicher wären“.
Während ich diese wenigen Worte in meinem Kopf zerpflückte, blätterte Dudley in einem Prospekt, dass er auf meinem Schreibtisch entdeckte.
„Harry tut nichts ohne Grund. Er muss dabei irgendeinen Hintergedanken gehabt haben.“
„Habt ihr Ehekrach?“
„Wie? - Was?“, antwortete ich gedanklich abwesend.
„Nun. Es sah gestern so aus, als würdet ihr euch streiten…“
Ich zuckte mit meiner Schulter. „Ich weiß nicht…“
„Aber es bringt dich auf den Gedanken auszuwandern?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Australien?“
„Was?“ fragte ich völlig in Gedanken versunken.
„Australien“, wiederholte Dudley, und wedelte mit dem Prospekt, das ich erst jetzt wiedererkannte. Ein Reiseprospekt meiner Eltern, das mit vor ein paar tagen auf dem Küchentisch in die Hände fiel. „Gehört meinen Eltern. Sie träumen seit ein paar Jahren von einem längeren Urlaub“.
„Weit genug weg, um sicher zu sein...“
„Was hast du gesagt?“
„Wo bist du eigentlich mit deinen Gedanken?“, Dudley verdrehte seine Augen. „Ich sagte: Australien. Sehr weit weg...“
„Das ist es!“ schrie ich auf. „Harry hat dich geschickt, weil er wusste, dass ich von dir Hilfe bekomme, die er mir nicht geben kann. Du bist kein Zauberer, du denkst wie ein ... Muggel.“
„Nur wie sollte diese Hilfe aussehen? Wenn du deine Eltern dahin schicken willst, müssten sie unter falschem Namen reisen.“
„Red weiter“, forderte ich Dudley mit klopfendem Herzen auf. Ich sah mich erstmals ganz nah vor einer Lösung. Dank Harrys Cousin.
Mein Hochmut war nur von kurzer Dauer. Dann sah ich auch die Ausweglosigkeit dieses Planes. Enttäuscht sank ich in meinen Sessel, hievte den riesigen Teddy auf meinen Schoß, und presste mein Gesicht in Winnie Puuhs Schulter.
„Was ist jetzt schon wieder?“, wunderte sich Dudley.
„Der Plan wäre toll, wenn ich nicht vor dem gleichen Problem stehen würde, wie vorher.“
„Ein Problem ist nur ein Problem, wenn man zu kompliziert denkt.“
„Australien klingt verlockend. Sie wären weit weg vom Geschehen, aber es ändert nichts an dem Problem, das auch mit Schottland...“
„Wie sag ich's meinen Eltern?“. Dudley hatte verstanden. Zuckte aber gleichgültig mit der Schulter. „Ich hätte da schon ein paar Ideen. Doch ich befürchte, du würdest zu viele Skrupel davor haben.“
„Versuchs einfach“, forderte ich ihn auf.
„Also mein Dad vergisst schon mal Alles, auch seinen Namen, wenn er zu tief in ein Glas geschaut hat. Habt ihr keine Zaubertränke für so was?“
Ich schüttelte langsam meinen Kopf. „Keinen Zaubertrank“
„Aber einen Liebestrank bekommst du hin?“
„Was hat das jetzt damit zu tun?“
„Hast du Harry letzten Sommer einen gegeben?“
Verdutzt starrte ich Dudley an, dessen Grinsen wieder breiter wurde. „Der stand völlig neben sich, als hätte er…“, Dudleys Augen wurden riesengroß. „Ihr habt…?“
„Was haben wir?“, wiederholte ich genervt.
Dudley vollführte eine eindeutige Geste, indem der den Zeigefinger der rechten Hand in einen durch Zeigefinger und Daumen der linken Hand gebildeten Kreis steckte. Mehrmals wiederholte er diese Geste, mit immer breiter werdendem Grinsen.
„Kannst du mal damit aufhören“, forderte ich ihn auf, spürte aber die gesunde, brennende Farbe in meinem Gesicht.
„Ihr habt…“, resümierte Dudley. „Der alte Genießer steht völlig neben sich, schwebte mit einem grässliche Grinsen durch unseren Flur und sagt kein Wort.“
„Das hilft mir jetzt sehr wenig“, zerstörte ich die sicherlich verdorbenen Bilder vor seinen Augen. „Hast du nicht etwas Produktives anzubieten?“
„All meine Ideen sind nicht ganz legal, um nicht zu sagen sehr illegal, verboten…“.
„Komm zur Sache“, forderte ich ihn auf.
„Falsche Papiere, andere Namen.“
„Warum das?“
„Nun, wenn du willst, dass deine Eltern sicher sind, dann musst du auch dafür sorgen, dass sie unter falschem Namen das Land verlassen, sonst weiß jeder, wo sie hingereist sind.“
„Wie könnte man das bewerkstelligen?“
„Reisepapiere - Ausweis, Kreditkarten, oder am besten direkt Bargeld. Flugticket, eventuell Mietfahrzeug. Alles Dinge, wo Namen notwendig sind...“
Worte sprudelten, wie ein Wasserfall aus Dudleys Mund, und mir kaum ein gar nicht so abwegiger Gedanke. Kennend blickte ich in Dudleys Gesicht. Weitere Worte flogen an mir vorbei: Wohnmobil, Bargeld … Überredungskünste.
Harrys Worte durch Dudley veräußert.
„Harry hat einen Plan, und dich geschickt, um mich davon zu überzeugen“, unterbrach ich Dudleys Redeschwall.
Ein hämisches Grinsen beantwortete meine Frage mit einem eindeutigen „Ja“.
„Er kennt dich sehr gut, dein Harry.“
„In welcher Hinsicht?“
„Er wusste, dass dich unsere Idee reizen würde. Er wusste aber auch, dass du Skrupel haben würdest verbotene Zauberei anzuwenden.“
„Ihr habt das Alles schon vorbereitet? Aber woher wusstest du, dass ich auf eure Pläne anspringe?“
„Dein Zögern. Harry hat es vorhergesehen, und mich gebeten, erst in diesem Moment auf dich einzureden.“
„Und es aussehen zu lassen, als wäre ich selber darauf gekommen…“.
Ein unschuldiges Lächeln genügte mir als Antwort. „Wenn ich den in die Finger kriege…“
„Ich glaube, es würde ihm gefallen“, unterbrach Dudley wieder hämisch grinsend.
„Was ist das?“, überrascht starrte ich auf einen weißen Umschlag, den D aus seiner Hosentasche gezogen hatte, und den er mir jetzt entgegen hielt.
„Eine Vollmacht“, erklärte Dudley, dessen Gesicht ernstere Züge angenommen hatte. „Uneingeschränkte Zugriffsrechte auf sein Vermögen“.
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. „Was … Was soll das?“
Bei den folgenden Worten veränderte sich Dudleys Gesicht. Ich glaubte Harry vor mir zusehen, die Bewegungen seiner Lippen kamen mir sehr bekannt vor: „Nimm dir was du brauchst um deine Eltern in Sicherheit zu bringen, und besorge Dinge, die nur du in deinem klugen Kopf hast“. Dudley kehrte zurück. Der Traum war zu Ende. „Und ich sage dir, dass er dich unglaublich lieben muss, wenn er solch unendliches Vertrauen in dich hat. Wenn du ihm das Herz brichst, wirst du mich kennenlernen.“
„Ich brauche das nicht…“, wehrte ich mich geschmeichelt gegen die Annahme des Kuverts.
„Auch das hat er vorhergesehen, und ich soll dir sagen, du sollst deine hübsche Klappe halten und ihn einstecken…“
Mir war klar, das Dudley keinen weiteren Widerspruch akzeptieren würde, so nahm ich den Umschlag und steckte ihn in eine Perlenhandtasche, die mir Dudley als Nächstes unter die Nase hielt. „Sie gehörte seiner Mum, und du würdest sicherlich sofort herausfinden, welchen Nutzen sie haben würde.“
Harrys Brief verschwand in den Tiefen einer kleinen Tasche, die mit einem unaufspürbaren Erweiterungszauber unendliche Möglichkeiten, und vor allem, Platz bot.
Da fällt mir gerade etwas ein…
Dieser Umschlag liegt immer noch vergilbt, und ungeöffnet in meiner Tasche, so wie ich ihn vor Jahren darin verstaut hatte. Ohne ihn seither berührt zu haben.
Ich plünderte mein eigenes Sparkonto, raffte alles Geld im Haus meiner Eltern zusammen und versteckte es in ihrem Gepäck.
„Wie geht es jetzt weiter?“ fragte ich Dudley.
„Vergiss die Skrupel, auch wenn du verbotene Zauberei anwenden musst. Es ist für eine gute Tat.“
„Und du?“
„Ich?“, verwundert sah mich Dudley an.
„Was hat dir Harry noch aufgetragen?“
„Ich soll dir helfen, Dinge zu regeln, die nur Normalos kennen. Dinge von denen ihr keine, oder nur wenig Ahnung habt.“
„Wie zum Beispiel?“
„Das Buchen einer Reise.“
„Was benötigst du dafür?“
„Ein Telefon würde mir für den Anfang reichen…“
Der erste Anruf galt einer Fluggesellschaft:
Quantas Airlines, zwei Personen. Abflug in etwa einer Woche…
„Auf welchen Namen?!“ eine Frage, die man ihm gerade gestellt hatte, und die er am mich weiterleitete.
„Wendell und Monica Wilkins“, antwortete ich. Namen, die mir spontan einfielen. Sie stammten von einem älteren Ehepaar aus der Nachbarschaft meine Grandma. Ich war noch ein Kind, als die urigen Alten verstarben. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was mich noch Alles erwarten würde, und dass die beiden Alten mir noch nützliche Dienste erweisen würden.
Mir verblieben drei Tage um Alles zu regeln, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass auch das zu Harrys Plan gehörte: Dudley, nimm den ersten Flug, damit sie gar nicht lange Zeit hat um zu überlegen…
Klar und deutlich hörte ich diese Worte aus dem Mund meines Geliebten Freundes. Ich kannte diesen unglaublichen Jungen mindestens genauso gut, wie er mich.
Als Nächstes organisierte Dudley ein Wohnmobil, dass Wendell und Monica Wilkins bei ihrer Ankunft in Darwin Abfahrbereit erwarten würde. Gemietet und im Voraus bezahlt für ein Jahr. Dudley musste mir sogar erklären, wie man eine Überweisung tätigt.
Und so blieben mir nur noch zwei Tage.
Big D hatte seine Pflicht getan, und jetzt lag es an mir, in diesen zwei Tagen, das zu tun, was nur ich tun konnte: Das Löschen der Erinnerungen meiner Eltern. Namensänderung in ihren Papieren. Packen. Ihr Gedächtnis mit den Urlaubsplänen füllen. Das waren die leichtesten Aufgaben. Den schwersten Zauber hielt ich mir bis zur letzten Minute auf. Meine Eltern mussten glauben, dass sie die Wilkins sind. Und sie durften keine Erinnerung an ihr früheres Leben haben, und dazu gehörte auch ein Kind namens Hermine zu vergessen.
Es kostete mich jegliche Überwindung diesen Zauber anzuwenden, und das lag nicht daran, dass es ein unverzeihlicher Fluch werden würde.
In dem Moment, indem ich den Zauberstab auf meine Eltern richtete und „Imperio“ flüsterte hatte ich meine Eltern verloren, und ich wusste nicht, ob ich sie jemals wiedersehen würde, ob sie mich jemals wieder kennen würden, ob sie mir jemals verzeihen würden.
Ich hatte keine Eltern mehr, und sie hatten nie eine Tochter.
Würde ich sie je wiedersehen?
Ich hatte alle Bedenken über Bord geworfen und einen Neuanfang gewagt, dessen Hauptaufgabe darin lag Harry sicher zur Seite stehen. Erst danach würde ich alles daran setzen meine Liebsten zurückzuerobern. Harrys Herz und die Wiederkehr meiner Eltern.
Ein letztes Mal durchstreifte ich voller Erinnerungen mein Elternhaus.
In der Küche lehnte meine Mutter am Küchentisch, so wie ich sie häufig antraf, winkte mir zu, lächelte. Mein Zimmer erinnerte mich an eine wunderschöne Zeit vor etwa einem Jahr. Noch immer lag Harrys Aftershave in der Luft, als wäre er noch immer anwesend. Auf dem Dachboden fand ich meine Kindheit. Dad hatte sie also doch nicht einfach nur rausgeschmissen, sondern sicher verstaut. Wusste ich's doch. Ein letztes Schmunzeln, und bevor mich die Sentimentalität völlig eingelullt hätte, machte ich mich auf den Weg.
Doch meine im Anschluss sofortige Abreise in den Fuchsbau bedarf keiner genaueren Beschreibung. Die Tage bis ich Harry wiedersehen sollte waren geprägt von Angst und Gefühlen, die es mir heute unmöglich machen, sie zu beschreiben.
Solche Gefühle kann man nicht beschreiben.
Ich hatte meine Eltern auf eine Reise ins Ungewisse geschickt, ihr Gedächtnis verändert, ihre Erinnerungen gelöscht, und ich wusste nicht einmal, ob ich sie je wiedersehen würde. Ich hatte einen Freund, aber wusste nicht, ob es je wieder so sein wird, wie es einmal war.
Ich wusste nur: Wir waren noch Freunde.
Ich wollte nicht nur sein Freund sein. Ich liebte ihn, und das war das Einzige, dessen ich mir hundertprozentig sicher sein konnte.
Doch ich war dumm, unreif und konnte nur darauf hoffen, dass Harry mir meinen Fehler verzeihen würde. Ich wünschte mir nichts sehnlichster als wieder in seinen Armen zu liegen. Seinen Trost, seinen Halt, seine Liebe bis in jedes kleinste Teil meines Körpers zu spüren. Ich konnte nicht ohne ihn, hätte es aber schweren Herzens akzeptiert, wenn er mir diese wahre Liebe nicht mehr erwidern könnte. Mit diesen Gefühlen schlüpfte ich in seinen Körper und ertrug den Tod von Mad-Eye Moody, die Hochzeit von Bill und Fleur, und unsere Flucht. Ich ertrug es sogar mich an Harrys Geburtstag zurückzuhalten. Ich habe ihm nicht einmal gratuliert. Der Grimmauldplatz, der erste Horkrux am Körper von Dolores Umbridge.
Alles streng nach Plan.
Erst mit der Einsamkeit der Wälder, und der damit verbundenen Konfliktgefahr änderte sich die Richtlinie meines Neuanfangs. Rons Flucht veränderte die Reihenfolge….


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Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Klaus Fritz