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Fanfiction

Harry & Hermine - Im freien Flug

von rodriquez

Die Achterbahn der Gefühle war natürlich längst nicht zu Ende. Die Fahrt hatte gerade erst begonnen, und war in dem ersten Looping eingefahren. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt hielt sie das Tempo hoch, und immer blieb die Gefahr aus den Schienen zu springen.
Sogar auf privater Ebene wurde es mit Harry niemals langweilig, daran hat sich bis heute nichts verändert. Und diese Dinge waren privat. Dinge, die Joanne nicht verwenden konnte, weil sie ihren eigenen Epilog kreierte. Dinge, die wir ihr somit nicht anvertrauen konnten.
Wie ich schon erwähnte, wusste nur eine weitere Person von der Nähe die Harry und mich verband. Diese Person zitierte mich frühzeitig im Sommer nach dem Trimagischen Turnier an einen völlig unbekannten Ort im Herzen Londons. Er forderte mich eindringlich auf zu schweigen. Harry gegenüber nichts vom Fortgang und den Plänen zu erzählen, und es wäre die beste Lösung sofort und ohne ihn zu informieren diesen Ort aufzusuchen. Er würde rechtzeitig von diesem Ort erfahren, und nachkommen. Es wäre wichtig für Harry längere Zeit bei seinen Verwandten zu verbringen, auch um den Tod von Cedric Diggory zu verkraften.
Ich atmete schwer und befürchtete das Schlimmste. „Nicht gut“, murmelte ich. „Gar nicht gut - Harry wird sehr, sehr wütend sein…“
Ihr ahnt sicherlich schon welcher Ort damit gemeint war.
Grimmauldplatz Nummer zwölf.
Das Gefühl, das Besitz von mir nahm, als ich ein öffentliches Verkehrsmittel der Muggel bestieg, um einigermaßen gefahrlos nach London zu reisen bedarf keinerlei Beschreibung. Mulmig, ängstlich, verstört. Vielleicht von Allem etwas. Kurz um, ich hatte, wie man so schön sagt, gehörig die Hosen voll. Ängstlich und unsicher schritt ich durch den Bus, geduckt, die Haare hochgesteckt, ein Basecap tief ins Gesicht gezogen. Freie, abgeschiedene Plätze fand ich in den hinteren Reihen. Ganz tief rutschte ich in einen der Sitze, machte mich ganz klein, als ich den Ligusterweg passierte. Erst Minuten nachdem Little Whinging am Horizont in meinem Rücken verschwunden war, traute ich mich wieder aufrecht zu sitzen, aber nicht mich umzudrehen. Tränen füllten meine Augen und strömten über meine Wange. „Er wird es verstehen“, versuchte ich mir einzureden. „Harry wird verstehen, dass ich auf Dumbledores Anweisung gehandelt habe.“
Natürlich hätte ich das auch einfacher haben können, aber das wollte ich nicht. Hestia Jones sollte mich zu Hause abholen. Ich bat um Aussetzung meiner Abholung, und verlegte den Treffpunkt in die Winkelgasse.
Bevor ich nun ein paar wenige, vielleicht zu wenige Worte über Sirius verliere möchte ich euch bitten mir zu verzeihen, dass ich das eigentliche schreckliche Schicksal außen vor lasse.
Sirius und seinen Tod zu erleben, war das Schlimmste, was uns bis zu diesem Zeitpunkt widerfahren war, und das nicht nur, weil er Harrys Pate war. Sirius war zu einem Freund geworden, einem väterlichen Freund. Seine väterlichen Tipps was Harry und Ich tun könnten klangen genial komisch und wie eine Bedienungsanleitung für irgendein neues Elektrogerät.
Mir stehen heute noch die Tränen in die Augen, und es ist Freude und Trauer in gleichem Maße. Dieser Mann hat mir soviel Freude bereitet.
Nur wenige, mir bis dato unbekannte Mitglieder des Phoenixorden waren bei meiner Ankunft im Hause Black anwesend. Sirius spürte sofort bei meiner Ankunft, dass ich mich nicht gerade wohl in meiner Haut fühlte. Alles war fremd. Das Haus, die Personen, das Umfeld, und zu alledem gesellten sich die quälenden Gedanken an Harry.
„Du machst dir Sorgen wegen Harry?“
„Er weiß nicht einmal, dass ich weg - hier bin. Ich durfte ihm nichts erzählen.“
„Er wird es verkraften, und außerdem wird er schon bald nachkommen. Bis dahin gibt es einiges zu tun, das wird dich ablenken.“
„Warum will Dumbledore, dass Harry außen vor bleibt, das wird ihn nicht gefallen...“
„Ich verstehe … das könnte ein Problem für dich werden…“.
Sirius verzog spielerisch seine Miene zu einem sehr ernsten Gestöhne. „Du könntest Recht haben, wenn er wirklich nach seinem Dad schlagen sollte … das Ende einer Liebe, befürchte ich…“ Plötzlich lachte er lauthals auf, und beschwörte eine gewisse Empörung hervor.
„Nein, im Ernst, Hermine. Er wird es verkraften. Außerdem braucht er keinen Finger zu rühren. Bis er ankommt wird die meiste Arbeit getan sein.“
„Alles ist besser, als bei den Dursleys zu versauern.“
„Liebst du Harry?“, unterbrach Sirius mein Bedanken mit einem Knalleffekt.
„Wie ... Was?“, stammelte ich verlegen. „Was für eine Frage? Was soll ich dir darauf antworten?“
Sirius lächelte.
„Wir sind nur Freunde...“
„Ja und in China ist ein Sack Reis umgefallen“, schmunzelte Sirius. „Harry ist das Ebenbild seines Vaters, der Schwarm vieler Mädchen. Du wirst mir nicht weis machen wollen, dass du noch nicht auf bestimmte Gedanken gekommen bist?“
„Gedanken?“, antwortete ich zögerlich.
„Eigentlich hatte ich dir nur eine einfache Frage gestellt.“
„Einfach?“ Meine Augen formten sich kreisrund bis zur Größe eines Tennisballes.
„Ich befürchte die Frage war wohl zu einfach“, schmunzelte Sirius. „Dann versuche ich es halt mit einer schwierigen Frage...“
„Wenn das einfach war, was ist dann erst eine schwierige Frage?“ fragte ich mich.
„Was würdest du für Harry tun?“
„Ich würde mein Leben geben“.
Sollte das die schwierige Frage gewesen sein?
Für die Antwort musste ich gar nicht erst überlegen. Sie kam, wie aus der Pistole geschossen.
Erneut lächelte Sirius. „Du weißt, was Lily für Harry getan hat?“
Noch verstand ich nicht den Sinn hinter seiner Frage. „Natürlich weiß ich das. Lily hat Harry gerettet, in d ... e ... m...“
Glaubte ich etwa zu verstehen? Meine Gedanken verlangsamten sich, wie meine Worte, während Sirius nickte, und mich dadurch aufforderte, den Faden weiterzuspinnen.
„Indem sie ihn mit ihrem Leben beschützte“
„Und warum hat sie das getan?“
„Weil sie ihn liebt...“
Sirius Gesicht strahlte selbstsicher. Die Antwort wäre wirklich so einfach gewesen.
„Warum interessiert dich das?“
Im nächsten Augenblick verfinsterte sich Sirius Miene. „Was immer Harry auch tun muss. Er wird es ohne dich nicht schaffen.“
„Was genau willst du mir sagen?“
„Harry hat soviel von James. Sie sind sich so ähnlich. Lass dich nicht unterkriegen.“
„Du denkst er...“
„Um seine Freunde zu schützen wird Harry sein Ding alleine durchziehen. Das trifft besonders auf die zu, die er noch dazu liebt.“
„Ich habe ihn voll im Griff“, antwortete ich mit einem mutigen Lächeln.
„Was gibt dir Anlass zur Sorge? - Weil du hier bist, und er nicht?“
„Weil ich mir bei der einfachen Antwort unsicher bin?“
„Quatsch. Völliger Quatsch.“, wehrte Sirius ab. „Unsicherheit ist genau das, was ihr überhaupt nicht gebrauchen könnt. Du musst lernen Selbstsicherer zu werden, lass ihn notfalls zappeln. Mache ihm klar, dass er dich braucht, dass er nicht auf dich verzichten kann. Gleichzeitig aber muss er lernen dir nicht auf der Nase herumzutanzen. Und du musst lernen ihm zu vertrauen. Gib ihm dein Leben, aber opfere es nicht unnötig.“ Ein richtiger Redeschwall schwappte über Sirius Lippen, als hätte er nur auf diesen Augenblick hingearbeitet. Wie gesagt, ich war gerade erst im Grimmauldplatz angekommen. „Dein Entschluss muss unumstößlich sein. Diesen Eindruck, dieses Gefühl musst du ihm vermitteln, auch wenn das bedeuten könnte, die Liebe hinten an zu stellen...“
„Ein sehr schweres Opfer“, murmelte ich beeindruckt. Sirius Augen blitzten. „Wenn ihr euch wirklich liebt, woran ich übrigens keine Zweifel habe, so werdet ihr euch hinterher auch noch lieben“.
„Hinterher?“, rief ich erstaunt. „Du weißt was seine Aufgabe ist?“
Sirius schüttelte sein Haupt. „Wenn ich das wüsste“, in seiner Stimme schwang eine Spur Spott und Hohn mit. „Wenn ich das wüsste. Glaube mir. Ich wäre mit Sicherheit nicht hier in diesem Loch.“ Voller Abscheu neigte er seinen Kopf in Richtung einen Ahnenteppichs.
„Also“, resümierte ich, „müssen wir Alle Opfer bringen.“
„Opfer, die es wert sind.“
„Sind oder sein könnten? Und vor Allem, Opfer die Harry nicht dulden wird.“
„Keine Unsicherheiten“, mahnte Sirius. „Je schneller du das lernst umso Besser. Du musst Überzeugend sein, du musst überzeugt wirken, auch wenn dir dein Gefühl etwas Anderes sagt. Natürlich wird er enttäuscht sein, wenn er hier ahnungslos ankommt, natürlich wird er dir den Kopf stellen, aber das wird nach ein paar Minuten schon vergessen sein.“
Gefühlte fünf Minuten beobachtete ich nachdenklich die Umgebung, starrte auf die vielen ausgebrannten, gelöschten Namen auf dem Wandteppich. „Du opferst nur den Augenblick, nicht dein ganzes Leben. Steh über den Dingen. Ich weiß es ist einfacher es zu sagen, als es zu tun. Aber nur so hat er eine Chance zu überleben. Ohne deine Hilfe ist Harry verloren. Und was Harry in Bezug auf unsere Opfer denkt, ist mir so was von egal. Er wird versuchen dich abzuschütteln. Überzeugung, Hermine. Überzeuge ihn vom Gegenteil. Wenn nötig, tritt ihm in den Hintern um deinen festen Entschluss zu demonstrieren.“
Für den Augenblick hatte mich Sirius überzeugt. Ich musste an mir arbeiten.
Doch schon im nächsten Sommer stand ich vor den Trümmern dieser Worte. Das Gegenteil trat ein: Sirius opferte den Augenblick und sein Leben, so hatte es den Anschein.
Doch was es auch umsonst?
Trauer benebelte die Sinne. Diese trügerischen Gedanken waren nur ganz kurz vorhanden.
Nein.
Sirius Tod war nicht umsonst. Seine Liebe, sein Vertrauen blieb bei uns. Er hatte nur eine Entscheidung getroffen, Harrys Leben über das Seinige gestellt. Harry war in Not und sein Patenonkel eilte zu Hilfe.
Ob es ein richtiger Augenblick war, darüber kann man sicher streiten. Für mich hätte es keine andere Entscheidung gegeben, als die die Sirius wählte. Nur der Ausgang war nicht so, wie er hätte sein sollen.
Mein Opfer wäre gering gewesen, gegenüber dem, was Sirius für seinen Paten einsetzte.
Er tauschte ein Gefängnis für ein Anderes. Sein gehasstes Elternhaus wurde zu seinem privaten Askaban.
Sein Tod.
Forever. In Memoriam.
Joanne hat den furchtbaren Augenblick für die Unbeteiligten detailgenau und ergreifend dargestellt. Noch heute versinke ich bei den Erinnerungen in einem tiefen Tal der Tränen.
Und dennoch ist es mit der Realität nicht vergleichbar. Und es war nicht nur Sirius Schicksal, dass mich mental demontierte. Meinen Freund in dieser Situation zu erleben entsprach einer Bestrafung. Vorab dessen, was mich noch erwarten sollte.
Harry, eine kurze intensive Phase, in der er und sein Pate sich annähren durften. Zum ersten Mal erlebte ich Harry wirklich zufrieden und glücklich. Sirius wurde ein Stück seiner eigenen Familie. Endlich hatte mein Freund etwas gefunden, was ihn mit seinen Eltern verband. In der kurzen, gemeinsamen Zeit avancierte Sirius zum wichtigsten Stück seines - unseres Lebens, war Vater und Freund zugleich.
Doch erneut wurde Harry auf grausame Weise von einer geliebten Person getrennt. Ihnen blieb nur wenig Zeit, die sie miteinander verbringen durften, nicht viel länger, als die, die Harry mit seinen Eltern hatte. Es war schon tragisch. Sirius hatte noch nicht einmal richtig begonnen Geschichten von Lily und James zu erzählen. Zurück blieben nur Erinnerungen und die Hoffnung.
Aber auch aus meinem Herzen wurde ein Stück herausgerissen. Sirius behandelte auch mich, wie einen festen Teil dieser Familie. Er muss die Zuneigung, die Nähe, die Liebe die zwischen Harry und mir existiert gespürt haben. Grundlos hatte er mich sicherlich nicht gewarnt. Die Gefahr, und die damit verbundene Angst war plötzlich greifbar nahe.
Niemand hätte mich davon abbringen können, Harry in dieser schweren Zeit beizustehen. Dieses Mal hätte ich sogar einen Befehl von Dumbledore ignoriert oder einen gemeinsamen Urlaub mit meinen Eltern abgesagt. Doch beide Parteien respektierten meinen stillen, unausgesprochenen Wunsch. Mum und Dad studierten Reiseunterlagen über Australien, verloren kein Wort über einen eventuellen gemeinsamen Urlaub, vielmehr schienen sie einen etwas größeren, längeren Urlaub während meiner Abwesenheit zu planen. Ich war nicht unglücklich über diese Entscheidung, und hakte nicht nach. Vor allem in Anbetracht dessen, was mir in diesem Sommer noch widerfahren sollte...
Dumbledore gab mir ein aufmunterndes Nicken. Widerspruch zwecklos. Er muss geahnt haben, dass er dieses Mal auf Granit gebissen hätte. Und so hatte ich seine stille Zustimmung. Ich konnte versuchen Harry aufzurichten, ihm unter die Arme greifen, und das Allerwichtigste: Es würde uns Niemand dabei stören.
Die Achterbahn der Gefühle kam somit so richtig ins Rollen, erreichte in kurzer Zeit Überschallgeschwindigkeit und wäre haarscharf entgleist.
Das fünfte Buch übergehend komme ich also direkt auf unser sechstes Jahr zu sprechen.
Joanne nannte es das Jahr des Halbblutprinzen. Mit allen Irrungen und Wirrungen, die junge, frische Liebe in sich birgt.
Entschuldigt an dieser Stelle eine Randnotiz:
Das Buch hat mich enttäuscht. Für mich eindeutig das Schwächste aus ihrer Feder.
Doch Joanne rechtfertigte sich damit, dass wir zuwenig verwertbares Material geliefert hätten. So kreierte sie ein Aufklärungsbuch über Zauberkunde, Zaubertränke, Zaubersprüche, und fügte immer wieder Szenen ein, die Voldemorts Vorgehensweise und Pläne verständlich machen sollten. Ein weiterer Schwerpunkt legte sie auf die Zusammenführung der Charaktere. Die Weichen mussten gestellt werden, da bisher die Hormone viel zu kurz kamen. Joanne suchte nach Veränderungen, hörte sich Ratschläge an, fügte etliche Quidditichszenen ein, ließ sich den Ablauf nach einem gewonnen Quidditchspiel erklären. Die Siegesfeiern im Gemeinschaftsraum mussten wir stundenlang detailgetreu schildern. Siegesfeier, Euphorie, Emotionen, Liebeleien. Was war in Hogwarts möglich?
Nie zuvor ging Joanne so ins Detail.
Zum ersten Mal bekam die Autorin unsere Enttäuschung zu spüren, und wirkte verunsichert.
Harry Potter und der Halbblutprinz war das einzige Script, was eine immense Überarbeitung bekam. Und dennoch - Die Enttäuschung blieb, auch wenn wohl nur ein einziger Grund dafür verantwortlich war.
Im Großen und Ganzen war das Jahr wirklich unspektakulär, und eigentlich sogar langweilig. Die Ruhe vor dem Sturm, der gegen Ende des Schuljahres, wie ein Tornado über uns hereinbrach.
Hormone, Emotionen, Liebeleien darauf lag schließlich das Hauptaugenmerk. Wenn ich genauer darüber nachdenke, lag Joanne damit noch nicht einmal so falsch. In dieser Hinsicht war es wirklich ein sehr ereignisreiches Jahr. Nur eben völlig Anders, als ihr es euch jemals vorgestellt habt.
Das Jahr hatte einen traurigen Beginn, steigerte sich in Wunderschön, Sensationell, und endete in einer riesigen Dummheit, der wiederum die Trauer folgte.
Es war ein ewiges Auf und Ab.
Und wie so oft, begann alles bereits, Joanne zum Trotz, im Sommer.
Einem sehr heißen Sommer…

Kennt ihr das?
Es gibt Situationen, in denen man denkt: Das habe ich doch schon einmal erlebt?!
An diesem Ort war ich doch schon einmal. In genau dieser Situation. Genau diese Worte habe ich schon einmal benutzt.
Ein kleiner Spielplatz in Little Whinging. In der Ferne grollte ein bedrohlich herannahendes Gewitter.
Vor mir auf einer Schaukel saß ein trauriger, nicht mehr ganz so hagerer Junge mit langen, strubbeligen Haaren. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, es lag abgesenkt in seinen Händen. Nur ein leises Schluchzen glaubte ich zu hören. Langsam und vorsichtig hatte ich mich ihm genähert, stand unmittelbar vor ihm. „Du solltest hier nicht alleine sein.“
„Du kennst die Dursleys“, erwiderte der hagere Junge traurig, mit einer Spur Ironie in der Stimme. „Dudley meint ich hätte Angst, würde im Schlaf sprechen.“
Er spitzte seine Lippen, imitierte Dudleys Stimme. „Was ist mit dem armen Sirius? - Ich ertrag das nicht. Ich habe meine Eltern verloren, und jetzt auch einen weiteren geliebten Menschen. Warum? Ich hatte noch so viele Fragen an ihn. So vieles, das er mir hätte erzählen können.“
„Trotzdem Harry, es sind gefährliche Zeiten, er ist zurück, und du hast nichts Besseres zu tun, als hier Alleine herum zu hängen“.
„Du hast leicht reden...“
„Such nicht nach Ausreden, Harry“, mahnte ich ihn. „Du weißt genau, dass Sirius auch ein Teil von mir war. Er hätte nicht gewollt, dass du dich grundlos in Gefahr bringst.“
„Das hier ist ein Spielplatz“, mit einer legeren Handbewegung zeigt er über den sonst menschenleeren kleinen Platz. „Siehst du ihn irgendwo?“
„Du weißt genau, was im letzten Sommer geschehen war. Da waren auch, aus dem Nichts Dementoren da.“
„Soll ich mich unter dem Rock meiner Tante verstecken?“
„Harry…“, schüttelte ich mahnend meinen Kopf.
„Dann warte ich doch lieber hier. Vielleicht kommt ja Bellatrix. Und dann werde ich sie töten. Ich habe keine Angst, den Todesfluch einzusetzen.“
„Es liegt immer noch die Spur auf dir.“
„Das tat sie letztes Jahr auch.“
„Da hast du dich aber nur verteidigt. Dumbledore kann dir nicht jedes Mal den Arsch retten!“
„Das braucht er nicht, wenn ich Bellatrix Lestrange getötet, und dabei ihre verrückten Augen gesehen habe.“
„Du bist zynisch und versinkst in Selbstmitleid.“
Hast du eine bessere Idee, was ich tun könnte, außer meine Füße anstarren? Ich sitze hier in meinem Sommergefängnis, kann nichts tun. Sirius Mörder laufen frei herum, und ich muss mich von Tante und Onkel tyrannisieren lassen.“
„Ich … hätte da schon eine Idee“, antwortete ich langsam, weil meine Gedanken in ein Zimmer, nur wenige Meter von diesem Ort entfernt geflohen waren. Man könnte behaupten, dass meine Hormone versuchten mir einen Streich zu spielen. Jedenfalls spielten sich lauter verrückte Dinge in meinen Kopf ab. Dinge, die ich mit Harry in diesem Raum anstellen könnte. Dinge, die Harry mit mir anstellen könnte.
„Komm“, mit beiden Armen griff ich unter seine Achseln und zog ihn hoch. „Komm Harry“
Er ließ sich in meinen Körper fallen und erst jetzt bemerkte ich, dass er begonnen hatte zu weinen. „Lass sie laufen. Es wird dir gut tun“ Mit einem Schlag war mein Tagtraum zu Ende.
Harrys Weinen wurde kläglicher, bitterer, erbärmlicher. Mir standen selbst die Tränen in den Augen, doch ich versuchte sie zu verstecken.
Wie hätte ich ihm Halt geben sollen, wenn ich selber nicht Herr meiner Sinne bin?
Nach einigen langen Sekunden in meinen Armen atmete er dreimal schnell hintereinander aus, sein Körper entspannte sich, und er flüsterte „Danke“ in mein Ohr. Sein Atem benetzte meine Sinne erneut, meine Gedanken eilten voraus, und endlich konnte ich sein Gesicht sehen. Die Wangen leicht eingefallen. Seine Brille feucht und beschlagen. Seine Augen blutunterlaufen und verklebt.
Nach weiteren Sekunden fasste er neuen Mut. „Ich soll also nicht um meinen Paten, meinen Freund trauern?“
„Wie kommst du jetzt darauf? Und wo habe ich das gesagt?“
„Du hast gesagt Sirius war auch ein Teil von dir.“
„Korrekt.“
„Also beharrst du darauf, auch ein Anrecht auf Trauer zu haben…“.
„Nein, Harry, so habe ich das nicht gemeint. Schau mich bitte an“.
Das Grün seiner Pupillen war intensiver geworden, die blutunterlaufenen Spuren in seinen Augen fast verschwunden.
„Was ich dir sagen will: Du bist in deiner Trauer nicht Alleine.“
„Es fühlt sich aber so an. Ich bin völlig ausgebrannt, leer. Alles was ich liebe, wird mir genommen.“
„Und du musst aufhören nur zu trauern. Sirius hätte das nicht gewollt.“
„Alles was ich Liebe wird mir genommen…“
„Ich bin noch da“, ein erstes leichtes Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Würde er anbeißen?
„Du?“, staunte Harry, konnte aber nicht verbergen, dass sein überraschtes Gesicht nur aufgesetzt war. „Der Bücherwurm?“ Mir war es gelungen ihm ein Leuchten seiner Augen zu entlocken. Er hatte angebissen und mein Trick war zur Ablenkung geworden und ein Treffer ins Schwarze. „Hermine - ich - weiß - Alles - Granger?“
Ich musste nicht sauer sein, sein Gesicht zeigte Spuren, dass er mich nur necken wollte.
„Mein Wissen hat dir nicht selten aus der Bredouille geholfen.“
„Oder manchmal auch erst hineingebracht“.
Bevor ich etwas erwidern konnte, brachte er mich meinem Wink seiner Hand zum verstummen. „Lass gut sein. Das war ein Spaß. Es ist mir vollkommen klar, was du Alles für mich getan hast, und dafür bin ich dir auch unendlich dankbar.“
Seine Stimme verwirrte mich. Was er sagte war zum Einen simpel, zum Anderen wunderschön und vor allem Ehrlich, doch ich spürte auch, dass sein kurzes Stimmungshoch bereits wieder gekippt war.
„Habe Nachsehen mit mir, wenn ich dir das nicht jedes Mal sagen kann. Ich habe es bisher noch nie fertiggebracht dir das zu sagen. Ich denke es ist an der Zeit, dies nachzuholen.“
Ich hatte mit Tränen zu kämpfen. „Zehn Jahre Hermine. Für mich eine Ewigkeit. Du warst immer für mich da. Und alles hat mit einer Brille begonnen. Ich hab dir noch nicht einmal das Geld zurückgezahlt. Entschuldige...“
Ich musste reagieren bevor er wieder völlig in Lethargie verfallen wäre.
„Harry jetzt hör aber auf...“. Er hatte mich in Verlegenheit gebracht, jetzt musste ich kämpfen. „Du hast mich aus der Kammer befreit, mir das Leben gerettet...“
„Nicht annähernd soviel, wie du für mich...“.
Ein völlig Eigenartiges, neues, unbekanntes Gefühl durchströmte meinen Körper. Ein Traumbild, dass mich eng umschlungen und nackt in Harrys Armen zeigte.
Was ist das? versuchte ich das Bild, was ich eigentlich gar nicht abschütteln wollte, zu verdrängen.
„Sieht nach einem Gewitter aus“, antwortete Harry und holte mich zurück in die Realität
Ohne zu zögern griff ich seine Hand und er ließ sich unter verblüfften Blicken führen. „Wo gehen wir hin?“
„Wenn es blitzt wird es auch gleich regnen“, nachdenklich blickte ich zum Himmel, der immer dunkler zu werden schien. Ein greller Blitz erhellte die Dunkelheit.
„Es blitzt doch schon die ganze Zeit?“, fragte er verwirrt.
Und wenn schon…
„Schnell, oder wir werden völlig durchnässt“. Ich beschleunigte meine Schritte, zog Harry mit mir mit. Die Blitze waren gefährlich nahe gekommen. Noch vor der Haustür meines Elternhauses wurden wir durch einen wolkenbruchartigen Regen überrascht. Begleitet wurde dieser sinnflutartige Regen von weiteren grellen Blitzen und einem unmittelbaren tiefen Grollen. Ein Donner, bei dem man das Gefühl hatte jemand würde mir mit einem Vorschlaghammer den Schädel einschlagen. Noch immer war es unerträglich schwül. Völlig durchnässt öffnete ich die Haustür und führte Harry ohne Umwege in mein neu eingerichtetes Zimmer. Dad hatte es völlig neu hergerichtet. Alles Kindliche rausgeschmissen. Eine neue ozeanblaue Tapete, neue buchenfarbene Möbel, ein neues französisches Bett. „Du brauchst kein Kinderzimmer mehr!“
Nervös und zitternd unter den nassen Klamotten sah sich Harry um. Es war das erste Mal in all den Jahren, dass er mein Heiligtum betrat. Sein Blick verharrte auf einem letzten Stück Kindheit: Winnie Puuh. Ein riesiger Stoffbär hinter dem ich mich jahrelang gut verstecken konnte, und den mir Dad auf dem Rummel geschossen hatte, und den ich ihm gerade noch aus den Fingern reißen konnte, bevor er in irgendeiner dunklen Ecke verschwunden wäre. Ich war mir sicher, dass Dad meine Sachen nicht auf den Müll gebracht hatte, obwohl er mir das immer wieder klarmachen wollte. Ich kannte Dad. Er war ein genauso sentimentaler Trottel, wie der, der mir gerade triefendnass gegenüberstand. Peinlich berührt spürte ich die aufkommende Rötung meiner Wangen. Erst seit ein, zwei Jahren konnte ich über Puuh's Schultern hinwegblicken. „Schöne Aussicht“, murmelte Harry plötzlich und entlockte mir ein Lächeln. Süß und schüchtern, dachte ich. Sein Unterkiefer klapperte, dicke Regentropfen tropften aus seinen Haaren über sein Gesicht und schließlich zu Boden. „Zieh deine nasse Sachen aus, damit du dich nicht erkältest“, forderte ich ihn auf.
Harry stammelte eine Ausrede, die aus mehreren bunt zusammen gewürfelten Buchstaben gestrickt schien, und die keinerlei Sinn ergaben. „Du kannst was von meinem Dad haben“, lächelte ich seine Schüchternheit verstehend. „Deine Eltern haben nichts dagegen, dass ich ... dass wir ... allein ... in deinem...“
„Sie sind nach London gefahren, und werden so schnell nicht zurück sein, und selbst wenn…“, ich legte mein süßestes Lächeln auf. „Du bist hier immer willkommen.“
Mit diesen Worten drehte ich mich um, lief Richtung Badezimmer, zog mich bis auf die Haut aus, legte die nassen Klamotten über die Badewanne, trocknete mich ab und zog mir mein Nachthemd über, weil ich gerade nichts Anderes griffbereit hatte. Anschließend griff ich nach zwei Handtüchern, ging in das Schlafzimmer meiner Eltern, wühlte in Dad's Klamotten. Ein T-Shirt, ein Freizeitanzug. Ich war schon wieder beim Verlassen des Zimmers, als ich in einem Wandspiegel meine Gestalt in einem Nachthemd entdeckte. Nachdenklich starrte ich meinen Körper an, rückt ihn ins Profil, zeichnete meine Rundungen ab, meine Figur, suchte nach überschüssigen Pölsterchen. Ich hätte mich auch abtrocknen sollen, aus meinen Haaren perlten Regentopfen. Bevor ich melancholisch über meine unförmige Figur werden würde, griff ich noch nach einer Boxershort aus Dad's Nachttisch und machte mich auf den Rückweg. Meine Gesichtszüge entspannten sich, meine Mundwinkel wurden breiter, als ich Harry erblickte. Nur noch mit einer Unterhose bekleidet wartete er auf meine Rückkehr. Schnell schlang er verlegen seine Arme vor seinen nackten Oberkörper, versuchte ihn so zu verstecken. Ohne Worte legte ich Dad's Sachen auf meinen Nachttisch, bewaffnete mich mit einem Handtuch und begann Harry abzurubbeln. „Die solltest du auch ausziehen“, deutete ich auf seine Unterhose, und tastete an seiner Leiste nach dem dünnen Stoff. „Klitschnass“, bestätigte ich. „Nicht, dass du dir da was verkühlst.“ Und Harry zuckte wie unter einem heftigen Stromstoß zusammen. Gänsehaut überfiel seinen Körper. Auch bei mir blieb die kurze ungezwungene Berührung nicht ohne Reaktion. Tausend, und abertausende von Schmetterlingen flatterten in meinem Körper auf einmal los, und jeder schien in andere Richtung zu wollen. Harrys Blicke wanderten über meinen Körper, blieben schließlich auf meinen spärlich bedeckten Oberschenkeln kleben. Ich fühlte mich geschmeichelt, war keineswegs schockiert. Harry bewunderte meinen Körper. Ich konnte seine schmachtenden Blicke einfangen. Und mir lief es heiß und kalt über den Rücken. Ich drehte Harrys sanft von mir weg, rieb ein letztes Mal über seine längst trockene Haut, während sein letztes Kleidungsstück zu Boden fiel. Nackt, wie ihn James und Lily erschaffen hatten stand er mit dem Rücken zu mir. Meine Sinne waren nicht mehr kontrollierbar, und kurz davor durchzudrehen. „Was geschieht mit mir“, hauchte ich in sein Ohr. Erneut konnte ich der Spur von Gänsehaut auf seinem Rücken folgen. Das Handtuch rutschte aus meinen Fingern. Sanft ließ ich meine Finger über seinen Nacken gleiten. „Da ist es verspannt, oder?“ fragte ich mit einem wild klopfenden Herzen. Er seufzte und antwortete „Ja, ein wenig schon. Woher weißt du das?“
Ich antwortete ihm nicht, weil ich einfach davon ausgegangen war, dass es so ein könnte. Längst schwebte ich über dem Boden. Ich hatte einen Traum indem ich eine innige Stimmung zaubern würde, und wir uns gegenseitig in ein anderes Universum hieven würden.
Ich brauchte nicht zu zaubern. Die Stimmung kam von selbst. Nur unser beider Anwesenheit hatte dafür gesorgt. Für mich zählte nur noch eins: Ich sehnt mich danach seinen Körper zu spüren, seine Wärme. Ich wollte Sinnlichkeit genießen, nicht unbedingt Sex, bitte nicht falsch verstehen. Ich wollte Harry einfach nur in meinen Armen spüren, seine nackte Haut ganz fest mit Meiner vereint. Mein Nachthemd fiel zu Boden. Ich presste meinen Körper in seinen Rücken. Als sich meine weichen Rundungen anschmiegten stöhnte Harry auf „Lass und kuscheln“. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Langsam drehte sich Harry in meiner Umarmung um, Wir standen uns gegenüber, Nase an Nase, Brust an Brust. Seine pralle Männlichkeit klopfte an die Tür meiner Liebesgrotte. Augen die sich schließen. Lippen an Lippen, und die sich in einem Gefühl - über den Wolken zu schweben - vereinen.
Sanft, innig, Leidenschaftlich, brennend heiß so wie unser gerade begonnenes Spiel. Ein neues Spiel, das mir sehr viel Freude bereitete. So wunderschön hatte ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Es hat Alles übertroffen. Der Kuss schien nie zu Enden. Unsere Lippen öffneten sich fast gleichzeitig. Unsere Zungen begannen ein weiteres neues Spiel, ein heißes Duell, das mir den Verstand endgültig raubte. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass wir uns längst eng umschlungen auf meinem Bett wälzten. Harrys Leidenschaft war nicht mehr zu bremsen. Er bedeckte jede Stelle meines Körpers mit Küssen. Ich stöhnte, ich schrie, ich seufzte, ich grunzte, ich schmolz wie Butter in der Sonne unter seinen Liebkosungen.
Mein ganzer Körper stand lichterloh in Flammen und ich brannte nur noch darauf, von Harry in Besitz genommen zu werden.
Es war, als hätte meine Lust nur darauf gewartet, von ihm wachgeküsst zu werden.
„Das müssen wir nicht...“, hauchte Harry, und versuchte sich mit seinem besten Stück wegzudrehen, doch in mir war längst die Lust ins Unermessliche gestiegen, so versiegelte ich noch bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte seinen Mund mit meinen Lippen und zeigte meiner Liebe den Weg in mein Paradies.
Ich umfing ihn mit meinen Beinen.
Als er in meinen feuchten Schoß eindrang, zuckte ich kurz zusammen, so dass Harry kurz innehielt. Er war so liebevoll. Fragend blickte er in meine Augen. Ich schüttelte sanft meinen Kopf, lächelte, und forderte ihn mit leichtem Druck meiner Hand gegen seine Pobacken dazu auf sich rhythmisch zu bewegen. Unser Spiel begann, ganz langsam, ganz zärtlich. Mich durchströmte ein nie dagewesenes Gefühl der Lust, der Hingabe und der unendlichen Leidenschaft.
Sirius hatte mich gewarnt: …auch wenn das bedeuten könnte, die Liebe hinten an zu stellen...
Ich habe nicht auf in gehört, war unvernünftig. Keine Sekunde habe ich bereut.
Doch Sirius sollte Recht behalten. Meine Augen waren die einer verleibten Frau. Mein Blick zu Harry hatte sich verändert. Die Erwartungen stiegen ins Unermessliche.
Ihr könnt mir glauben, es war unheimlich schwer in der Folgezeit die wahren Gefühle, Träume und Sehnsüchte zu verstecken. Ich glaubte innerlich zu verschmachten, wenn sich unsere Blicke trafen. Doch Niemand durfte von unserem unglaublichen, wunderschönen Geheimnis auch nur die geringste Ahnung haben. So beließen wir es dabei uns lediglich mit den Augen gegenseitig auszuziehen. Das Leuchten in Harrys Augen machte mich wahnsinnig. Wie gerne wollte ich in seinen Armen liegen, unsere verschwitzen klebrignassen Körper vereint spüren. Meine Wünsche wurden zu unerfüllten Träumen, zu Enttäuschung. Von Tag zu Tag wurde ich verbitterter.
Doch ich hatte die Erinnerung, und ich spüre seinen Körper noch heute, wie beim ersten Mal.
Dem Fuchsbau wurde ein hocherotisches Schauspiel unserer Augen geboten. Und nur Harry und mir blieb es vergönnt wenigstens dieses Abenteuer zu erleben. Immer, wenn es ihm möglich war schlich er an mir vorbei, berührte rein aus Versehen irgendeine beliebige Stelle meines Körpers und ließ mich schmachtend zurück. Ich revanchierte mich mit einem nicht ganz legalen Kniff unter der Gürtellinie, der ihn dazu brachte Mollys Suppe zu verschütten. Lediglich Ginny konnte sich ein freches Lachen nicht verkneifen. „Verschluckt“, verteidigte sich Harry. Liebe macht blind, und mich hatte es voll erwischt. Man hat sich nicht mehr unter Kontrolle. Sirius Warnung war also nicht unbegründet. Natürlich war ich auch vor diesem wunderbaren Tag verliebt, aber ich konnte klare Gedanken fassen. Meine Sinne waren vernebelt. Todesmutig bestieg ich sogar einen Besen, und jagte an Harry Seite einem Quaffel hinterher, nur um ihm ganz nahe zu sein. Vor dieser Peinlichkeit verschließe ich mich aber. Noch heute schmunzelt Harry, wenn wir in Erinnerungen schwelgen. Mit Niemandem wollte ich ihn teilen, nicht einmal mit Ron. Misstrauisch und eifersüchtig verfolgte ich die Herzlichkeit aller Weasleys, und letztendlich war ich froh, als wir uns endlich nach Hogwarts aufmachten.

Es wurde recht früh Herbst in diesem Jahr. Wir waren erst wenige Wochen in Hogwarts, als bereist die ersten Blätter von den Bäumen fielen. Draußen stürmte es, und der Regen peitschte gegen die Scheiben.
An diesem Morgen war ich spät dran. Ich hatte eine unruhige Nacht hinter mir, kaum geschlafen, und wenn, dann hatte ich Albträume. Lange hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, doch zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass Niemand auf mich im Gryffindor - Gemeinschaftsraum gewartet hatte.
Ausgerechnet heute?
Sollten etwa alle meine Freunde, auch Harry - vor Allem Harry die Besonderheit dieses Tages vergessen haben?
Wenn sie wenigstens auf mich gewartet hätten…
„Rons Hunger war wohl zu groß“, murmelte ich vor mich hin, und hatte vor meinem geistigen Auge, wie Harry lachend durch das Portraitloch schlüpfen würde ohne mich zu beachten. Es war wohl keine Täuschung. Unverkennbar erreichte meine Nase sein Geruch. Den Geruch seines unverwechselbaren Aftershaves mit einer Mischung aus Labdanum, Moos, Moschus, und Weihrauch. Ich würde es unter Tausenden herausfinden. Amortentia, der mächtigste Liebestrank der Welt. Der Geruch in Slughorns Stunde stieg mir in die Nase und verwirrte meine Sinne, so dass ich schwärmerisch schwafelte, nach was er für mich duftete…
Enttäuscht folgte ich dem maskulinen Geruch. Dabei hatte ich mir diesen Morgen ganz anders vorgestellt. Ich schlüpfte ganz in Gedanken versunken durch das Portraitloch und hoffte wenigstens noch seine Gestalt zu erkennen. Doch da war kein Harry, auch kein Ron, keine Ginny. Niemand, von dem ich mir gewünscht hätte ihn zu sehen. Nur ein paar schnatternde Erstklässler, die fröhlich durch die Gänge hüpften. Meine Schritte verlangsamten sich. Gleich würde ich die erste Treppe erreichen. Plötzlich ein gekonnter Griff an meinem Arm, der mich hinter einen Wandteppich zog. „Alles Liebe zu deinem Geburtstag“.
Es war Harry - natürlich war es Harry, der mich mit roten Wangen anlächelte. Ein herzerweichendes, wunderbares Lächeln. Alle Enttäuschung, aller Ärger war vergessen. Mein Herz machte übernatürliche Luftsprünge. Als er dann auch noch sein Gesicht nach vorne neigte und unsere Lippen sich zu einem schier unendlich anmutenden Kuss vereinigten, befand ich mich längst in einer anderen Sphäre. Ich schwebte in ein fremdes Universum. Harry küsste mich leidenschaftlich und voller Liebe, die er von mir mit der gleichen Leidenschaft erwidert bekam. Zärtlich streichelte er dabei durch meine Haare, zog eine Spur seiner Finger über meine Wange, meinen Hals bis hin zu meinem Rücken. Ganz flach presste er seine Hand gegen meine Schulter, und wir waren Eins. Ganz eng, ganz dicht, voller Liebe, und noch immer seine Lippen auf den Meinigen. Ganz weich, voller Zärtlichkeit. Völlig in Trance öffnete ich meinen Mund, einen kleinen Spalt. Ich war unkontrollierbar. Meine Zunge berührte seine Zähne, fand blind ihr Gegenstück. Die Spitzen berührten sich. Ein gandenloses Duell hatte begonnen. Es kribbelte überall, sogar in den Zehenspitzen. Unzählige Schmetterlinge wurden aufgewirbelt, eroberten jeden Millimeter meines Körpers. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr“, hauchte er atemlos, als wir uns leider nach gefühlten Stunden wieder lösten. „Ich habe heute Nacht kaum geschlafen“, versuchte ich ihm zu erklären, doch meine Stimme zitterte, mein Körper bebte, mein Herz pochte gegen meinen Hals. „Angst vor der Volljährigkeit“, lachte er, wurde aber sofort wieder Ernst. „Oder ein Traum?“
„Wohl von Beidem etwas“, bestätigte ich seine Vermutungen, während er nachdenklich in seiner Jacke kramte, ein kleines Päckchen, etwa zehn auf zehn Zentimeter groß herauszog, und es mir entgegenhielt. Sein Blick erwartungsvoll, ängstlich, nervös zugleich. Nicht professionell oder mit einem Zauber verpackt, sondern mit Hand und Liebe.
„Was…“, stotterte ich. „Was ist das?“
„Mach es auf“, forderte er mich auf. Ohne den Blick von seinen smaragdgrünen Pupillen zu lassen, löste ich das dunkelblaue Papier. Mir wurde eine kleine Schachtel offenbart. Mit jeder Sekunde steigerte sich Harrys Nervosität. Seine Augen zuckten immer schneller. Der Deckel klappte auf, und zum Vorschein kam ein wunderschönes, goldenes Medaillon. „Was … was…“, meine Stimme zitterte. Das Medaillon war wunderschön. „Was ist das?“
„Ein Medaillon“, flüsterte Harry, noch nervöser als zuvor, nahm es mir aus der Hand und entfaltete es. Automatisch schüttelte ich meine Haare zur Seite, drehte ihm den Rücken zu und ließ mir das Medaillon umhängen. Harry tat das sehr vorsichtig, zärtlich. Seine Finger streiften ganz leicht meinen Nacken. Ein Kitzeln, ein Kribbeln. Ein unglaubliches Gefühl Nachdem er den Verschluss geschlossen bekam - ich spürte seine zitternden Finger, drehte ich mich wieder um und wir standen Nasenspitze an Nasenspitze. „Was ist das … woher … warum, Harry?“ Ich bekam keine vernünftigen Worte zustande. „Es gehörte meiner Mum“, flüsterte Harry unter einem unglaublich süßen Lächeln.
„Deiner Mum? … Aber…“
„Ich hatte das Medaillon bei mir, als man mich zu den Dursleys brachte.“
„Aber es gehörte deiner Mum“, stammelte ich fassungslos. Ich war völlig von der Rolle, wusste nicht, wie mir geschah. „Es gehört dir!“
„Und ich möchte, dass du es trägst. Du, und Niemand sonst.“ Harry Stimme steigerte ich, wurde selbstsicherer. Er muss meine Freude gespürt haben. „Mach es auf“, forderte er mich auf. Mit immer noch zitternden Finger machte ich mich an dem kleinen Verschluss zu schaffen. Das Medaillon klappte auf, und offenbarte mir auf der linken Seite ein relativ neues Bild von Harry. Rechts ein Bild von uns Beiden. Eine Aufnahme, die Colin Creevey erst vor wenigen Tagen am schwarzen See, unter einem gewissen Baum überraschend ergattern konnte. Es war wohl nur für mich überraschend…
„Es ist wunderschön“, hauchte ich verlegen. „Aber ich kann das nicht annehmen. Es gehört dir…“
„Jetzt gehört es für immer dir. Meine Mum hatte es mit einem Zauber belegt. Niemand außer mir konnte es bisher öffnen. Nicht einmal ihre eigene Schwester. Petunia hat es mir letztes Jahr zurückgegeben, in einem seltenen Anfall von Warmherzigkeit. Aber wohl eher, weil es ihr jahrelang nicht gelungen war, es zu Geld zu machen, oder es zu öffnen.“
„Was war ursprünglich darin?“
„Je ein Bild von meinen Eltern.“
„Harry, das…“
„Wenn es meiner Mum nicht Recht wäre, hättest du es nicht öffnen können.“
„Danke, Harry. Ich weiß nicht, was…“
„Ich wüsste da schon was“, lächelte Harry mit leuchtenden Augen. „Alles Liebe zur Volljährigkeit“, hauchte er noch, bevor sich erneut unsere Lippen vereinigten.
Heimliche Küsse hinter einem Wandteppich, das war Alles was uns blieb. Mir war klar, dass unsere Liebe nicht öffentlich werden durfte. Harry wäre dadurch angreifbar. Ich würde ihn dadurch einer großen Gefahr aussetzen. Er hätte für mich Alles aufgegeben. So akzeptierten wir die Situation um unsere Liebe und hofften, dass sich eines Tages das Blatt wenden würde.

Mit jeder Privatstunde bei Dumbledore kehrte Harry nachdenklicher zurück. Irgendwie zog er sich zurück. Versteckte sich in unzähligen Quidditchproben. Begann freiwillig zu lernen, verschlang Bücher. Seine Leistungen verbesserten sich rapide. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass sich ein anderer Gedanke dahinter versteckte. Er muss die Gefahr gesehen haben, und die Angst wurde greifbar. Er würde mich aus Liebe zurücklassen. Der Eindruck verstärkte sich von Tag zu Tag mehr. Und dann seine Leistungen in Zaubertränke. Ich blieb auf der Strecke. Dank dieses unsäglichen Buches. „Das Buch muss weg, Harry“, mahnte ich ihn eines Abends. „Was muss noch alles geschehen, damit du mir glaubst“.
Gerade hatte er sich mit Draco Malfoy duelliert und ihn fast mit einem Zauber aus dem Buch, dem Sectumsempra, getötet.
„Du bist nur neidisch“, versuchte er sich in erbärmlicher Manier zu rechtfertigen.
Wütend funkelte ich ihn an. „Harry!“
Seine Augen blitzten.
„Was?“, schrie ich auf. „Was muss noch geschehen, dass du es einsiehst?“
„Ich weiß selber was ich getan habe“, seine Stimme schwoll an. Unser Streit eskalierte. Und meine Wut steigerte sich ins Unermessliche.
„Ich wollte das nicht“, stammelte er. „Und das weiß du ganz genau.“
„Das Buch muss weg, Harry.“
„Damit du endlich wieder ruhig schlafen kannst, weil du wieder die Nummer eins wirst?“
„Du bist unfair!“
„Unfair?“, höhnte Harry. „Aber ich kann dich beruhigen. Es ist längst weg. Ich habe es im Raum der Wünsche versteckt. Snape kann mir nichts nachweisen. “
„Ich will nicht behaupten, dass ich's dir ja gesagt habe“. Ich war nicht in der Lage meinen Mund zu halten.
„Hör auf, Hermine!“ schrie er mich an.
Es interessierte mich nicht. Nicht in diesem Moment des Triumphes.
„Ich hatte es immer gewusst, das Buch bringt Unglück!“
„Bitte, hör auf“.
„Ich habe dir doch gesagt, dass mit diesem Prinz-Typen irgendwas nicht stimmt! Und ich hatte Recht, oder?“
„Nein, ich glaube nicht“, korrigierte mich Harry hartnäckig und wütend.
„Ich habe Nachsitzen bei Snape, bis zum Jahresende, beginnend am Samstag, zehn Uhr.“
„Aber da habt ihr doch euer entscheidendes Spiel? Das hast du jetzt davon!“
„Du weißt einfach nicht, wenn es genug ist“.
„Harry, wie kannst du dieses Buch noch verteidigen, wo dieser Zauber…“
„Hörst du endlich mal auf, über dieses Buch herzuziehen!“ fuhr er mich an. „Der Prinz hat ihn nur abgeschrieben! Und er hat keinem geraten, ihn zu verwenden! Wir wissen nur, dass er sich eine Notiz zu etwas gemacht hat, das jemand mal gegen ihn eingesetzt hat!“
„Das glaube ich nicht. Du verteidigst tatsächlich noch…“, beharrte ich.
„Ich verteidige nicht das, was ich getan habe!“ Harrys Stimme zitterte, empört starrte er mich an. „Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, und nicht nur, weil ich ungefähr ein Dutzend Mal nachsitzen muss. Du weißt, dass ich einen solchen Zauber nie benutzt hätte, nicht mal gegen Malfoy, aber du kannst nicht dem Prinzen die Schuld zuschieben, er hat nicht geschrieben Probier das aus, das ist echt gut - er hat sich nur Notizen für sich selbst gemacht und nicht für irgendjemand sonst…“
„Willst du mir etwa sagen“, erwiderte ich überrascht, „dass du wieder dort hingehen wirst…?“
„Und das Buch zurückholst? Jaah, allerdings“, sagte Harry energisch. „Hör zu, ohne den Prinzen hätte ich nie den Felix Felicis gewonnen. Ich hätte nie gewusst, wie man Ron vor seiner Vergiftung retten kann, ich hätte nie…“
„…so völlig unverdient den Ruf eines brillanten Zaubertrankmischers bekommen“, vollendete ich bissig, und offenbarte meinen wahren Gedanken. Ich bemerkt meine Fehler und starrte in Harrys ich - hab - es - doch - gewusst Gesicht. Wut und Zorn staute sich an.
Mehr über mich, als…
„Malfoy hat mich mit Flüchen bombardiert, wäre es dir etwa lieber gewesen…“
„Klar, natürlich bin ich froh, dass dir kein Fluch angehängt wurde“, erwiderte ich niedergeschmettert. „Aber du kannst diesen Sectumsempra - Zauber nicht gut nennen, schau an, was du dir damit eingehandelt hat! Und wenn ich bedenke, was das nun für eure Chancen im Spiel bedeutet…“
.„Oh, jetzt tu nicht plötzlich so, als würdest du was von Quidditch verstehen“, fauchte er, „das wird doch nur peinlich für dich.“
„Peinlich?“, schrie ich zornig. Harry wandte sich wütend ab, und ich tat es ihm gleich, aus Enttäuschung über mich selbst war. Plötzlich saßen wir Rücken an Rücken. Eingeschnappt, wütend, beleidigt.
„Hör zu. Lass uns bitte später vernünftig darüber zu reden“, beendete Harry nach einigen langen Augenblicken das Gespräch. „Ich muss zu Dumbledore. Bitte.“
„Nein, Harry. Das funktioniert so nicht!“
Er stand einfach auf und ließ mich mit meiner Wut und meiner Rage zurück.
Ich war fassungslos, konnte es nicht glauben. Er ließ mich einfach stehen. Die Wut stand mir ins Gesicht geschrieben. Sie war stärker, als die Enttäuschung. Unter größter Anstrengung schrie ich seinen Namen. „Harry - HARRY - H - A- R - R - Y!“
Längst war er durch das Portraitloch geschlüpft, doch er musste meine Schreie noch gehört haben, dennoch kam er nicht zurück. Und ich steigerte mich immer weiter in einen Wahn. „Dann geh doch zum Teufel“, fluchte ich. Ich war so wütend, dass mir die Enttäuschung Tränen in die Augen trieb.
„Was'n hier los?“, leger stand plötzlich Ron neben mir, lächelte unschuldig und ließ sich neben mir auf die Couch fallen. Die ganze Couch kam in Wallung und schwang mehrere Mal auf und ab.
„Nichts“, fluchte ich.
„Was schreist'n so?“ dabei schniefte er in ein Taschentuch, und ich bemerkte wie er heimlich in seine Hand hauchte, und sich danach ein Eukalyptus in den Rachen warf. „Ist doch kein Mensch hier?“, staunte er und blickte sich fragend um. „Hast du geträumt?“
„Könnte man so sagen“, schnaubte ich immer noch wutentbrannt. „Ein Albtraum erster Güte“. „Wir sind völlig unter uns“, wiederholte Ron. Ohne dass ich einen Hintergedanken bemerken konnte. Erneut lächelte Ron, griff in seinen Umhang und zog eine Flasche mit einem undefinierbaren Fusel hervor, sagte kein Wort und reichte mir die Flasche entgegen. Erst nachdem ich meine Nase rümpfte fügte er „Wachholderschnaps. Hat Mum selber gemacht“, hinzu.
„Hochprozentiger Alkohol?“, brüskierte ich mich.
„Sei doch leise“, nervös blickte sich Ron um.
Nur wenn vorhin niemand in der Nähe war…
Als müsste er die weiteren Worte flüstern, neigte er seinen Kopf ganz nahe an mein Ohr.
„Hat mir George zukommen lassen. In einer Tasche, die mit einem Ausdehnungszauber versehen war.“ Erneut hielt er mir die Flasche auffordernd unter die Nase. „O - entschuldige“, murmelte er und griff nach einem Glas. Ich nahm es ohne Widerwillen entgegen, nahm einen kräftigen Schluck, dann noch Einen und noch Einen.
„Und warum hast du Den gerade jetzt heraus geholt?“
„Weiber“, nuschelte Ron. Empört starrte ich ihn an.
„Nicht du“, wiegelte er ab. „Lavender hat mich gerade abserviert.“
„O - Das tut mir leid.“
„Mir nicht. Die blöde Kuh meinte doch tatsächlich ich würde furchtbar schlecht küssen. Und dann musste sie mir noch unter die Nase reiben, was sie Alles mit Vicky auf dem Weihnachtsball angestellt hat.“
„Vicky?“, hakte ich nach. Ein leichtes Hicksgeräusch untermalte meine Stimme.
Nach einem weiteren leichten Rülpser bemerkte ich eine erste Wirkung des alkoholischen Getränks. Vor meinen Augen drehte sich plötzlich der Gemeinschaftsraum im Kreis. Es schien mich zu beruhigen und löste meine Fesseln. Erschöpft und seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter. Es tat gut. Dankbar für die Aufmunterung streichelte ich über seine Wange. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ron hatte wohl irgendetwas falsch verstanden. Jedenfalls stand er plötzlich auf, griff meinen Arm und zog mich nach oben in die Jungenschlafräume. Unterwegs warf er erneut ein Eukalyptusbonbon in seinen Schlund.
Wut, Zorn, der Alkohol?
Warum ich mit ihm ging - keine Ahnung.
Auch der Schlafraum war verlassen, wir waren unter uns, und Ron begann ohne Umschweife mich zu küssen. Ich gab nach kurzer, schwacher Gegenwehr nach, genoss es umgarnt zu werden, und erwiderte den Kuss. Eng umschlungen fielen wir auf eines der Betten, unter einem heißen, innigen Knutschen. Ich hatte gar keine Zeit zum Nachdenken. Ron heizte mir ein, der Alkohol tat sein Übriges, ich schloss meine Augen und ließ es geschehen.
Wut, Enttäuschung und Ärger. Mein Gehirn schaltete vollständig ab. Ron wurde zudringlicher, leidenschaftlicher, intensiver. Er gab sich sichtlich Mühe. Seine Hand wanderte über meinen Hals tastete sich über meine Bluse zu meinen Brüsten vor. Er begann meine weichen Stellen zu massieren. Allerdings etwas zu intensiv. Das Gefühl war nur Anfangs angenehm, dann begann es sogar leicht zu schmerzen. Ich griff nach seiner Hand um ihm zu zeigen, dass er zärtlicher vorgehen sollte. Kurzzeitig entfernte er seine Hand, bis sie erneut auf Wanderschaft ging, sich meinem Kinn näherte, meinem Hals.
Plötzlich erwachte ich aus einem Traum. Etwas war Anders. Etwas fehlte. Ich spürte keine unendliche Liebe, nicht die Leidenschaft in mir. Die Schmetterlinge waren nicht erwacht.
Mein Körper zuckte. Rons Hand hatte sich an etwas verheddert, das einen kurzen, schwachen Schmerz verursachte, ein Ziehen an einem Gegenstand, der in meine Haut schnitt.
Harrys Kette, das Medaillon schoss es schlagartig durch meinen Kopf. Was tue ich eigentlich hier? Nein, das wollte ich nicht. Ich kann das nicht. Nicht, wegen einem kleinen Streit.
„Nein“, stöhnte ich, während Ron mein Gesicht mit neuerlichen Küssen abdeckte. „Nein … nicht“, verzweifelt versuchte ich ihn von mir wegzudrücken. „Ich kann das nicht“.
„Niemand wird kommen“, versuchte mich Ron zu beruhigen. „Die Jungs sind im Duellierclub und Harry ist bei Dumbledore.“
„Nein, Ron“
„Mach dir keine Sorgen. Niemand wird uns stören.“
„Das ist es nicht“, verzweifelt versuchte ich ihn abzuwehren, versuchte ihn auf Distanz zu halten.
„Komm hab dich nicht so“, stöhnte Ron, dessen Hände wieder begonnen hatten meine weichen Rundungen zu massieren. Eigens dafür hatte er jetzt einen Knopf geöffnet. „Bitte, nicht ... Ron ... Nein, Bitte“
„Warum?“, fassungslos starrte er mich an. „wir sind beide ungebunden, jung und frei. Niemandem Rechenschaft schuldig. Warum sollten wir nicht ein wenig Spaß haben?“
„Weil mein Herz Harry gehört“, doch ich konnte es nicht aussprechen. Angst stieg in mir auf und ich stammelte verzweifelt Harrys Namen.
„Der ist bei Dumbledore und steht außerdem auf meine Schwester“. Ungläubig starrte ich Ron an. Fast hätte er mich sogar überzeugt, er kam schon wieder sehr nahe. „Bist du blind?“ stieß ich hervor. „Ginny geht seit zwei Jahren mit Neville.“
„Echt?“
Es wäre gerade noch rechtzeitig gewesen. Sozusagen im letzten Moment, doch ich konnte meiner Strafe nicht entgehen. Es kam, wie es kommen musste. Ron hatte meine Bluse um einen weiteren Knopf erleichtert, und ganz leicht meinen Rock nach oben geschoben. Seine Finger näherten sich meinem Höschen. Sein Körper immer noch dicht an meine linke Seite gedrängt, so dass ich seine Männlichkeit nicht ignorieren konnte.
War es etwa meine Schuld?
Hatte ich die Situation heraufbeschworen?
Hatte ich ihm Hoffnungen gemacht?
War ich zu aufreizend?
Meine Augen rissen auf. Und erfassten ein Bild, das ich niemals wieder vergessen werde. Harrys smaragdgrüne Pupillen starrten mich ausdruckslos an. Kein Zittern darin, nur unendliche Traurigkeit. Ich fühlte mich so schmutzig, hätte mich am Liebsten in die Ritzen des hölzernen Fußbodens verkrochen. Ich fühlte mich schuldig. Harry tat mir so unendlich leid. Ich hatte etwas getan, was ich ewig bereuen werde. Ich habe Harrys betrogen, ihn hintergangen, ihn verraten, Sirius enttäuscht. „Das wollte ich nicht“, signalisierten meine Augen. Zum Sprechen war ich zu schwach. Zu feige.
Wie sollte ich ihm je wieder unter die Augen treten?
In einem unbedachten Moment habe ich durch eigene Blödheit alles verloren. Alles, was mir je wichtig war. Es war, als würde mein Herz herausgerissen. Mein Magen krampfte. Keine Spur von Schmetterlingen. Wo waren sie nur alle hin? Wohin sind sie verschwunden?
Doch von Harry kam kein böses Wort. Kein Vorwurf. Nichts. Gar Nichts.
Ron schoss in die Höhe. „Harry“, stammelte er mit hochrotem Kopf. „Wir … ich dachte du bist bei Dumbledore?“
„Dumbledore schickte mich meinen Tarnumhang holen“, antwortete Harry mit schwacher Stimme. Ich drehte mein um, presste mein Gesicht in das Kopfkissen, und ließ den Tränen freien Lauf. Weinen, schluchzen. Ich unterdrückte es. „Dumbledore hat mich gebeten den Tarnumhang zu holen. Hört zu! Er wartet auf mich. In fünf Minuten muss ich in der großen Halle sein, daher nur kurz.“ Er warf die Karte des Rumtreibers neben mir auf das Bett. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Die Karte knalle gegen meinen Oberarm. Es fühlte sich an, wie Pflastersteine. „Ihr müsst Malfoy überwachen, und Snape auch. Spannt sämtliche Leute von der DA ein, die ihr auftreiben könnt. Hermine, diese Galleonen, die alle benachrichtigen, funktionieren doch immer noch, oder? Dumbledore sagt, er hat die Schule mit zusätzlichem Schutz versehen, aber wenn er das mit Snape abgesprochen hat, weiß Snape, worin Dumbledores Schutz besteht und wie er ihn umgehen kann…“
„Harry…“, schluchzte ich in das Kissen.
„Ich hab keine Zeit zu diskutieren“, sagte er schroff. „Das hier nehmt ihr auch…“. Er warf einen weiteren Gegenstand auf das Bett. Die Socke mit dem Felix Felicis. „Teilt es euch und gebt auch Ginny davon…“
„Nein!“ schrie ich auf, während Ron die Flasche auswickelte. Die Angst siegte über meine Scham. „Ich will das nicht, nimm du es, wer weiß, was dich erwartet!“
„Mir wird schon nichts passieren, Dumbledore ist ja bei mir“, sagte Harry. „Guck nicht so, Hermine, wir sehen uns später…“
„Denkst du?“ begann Ron eine Frage, nachdem Harry durch das Portraitloch verschwunden war. Ich hörte gar nicht zu, konnte gar nichts mehr denken. Ich hatte Harry hintergegangen, und er ist nur um meinen Schutz besorgt. Ich rannte aus dem Zimmer, ließ den überraschten Ron zurück, und schaffte es gerade noch auf die Mädchentoilette, wo ich mich übergeben musste.
Wie dumm kann man sein.
Was habe ich nur getan?

Wenige Stunden später stand ich immer noch unter Schock. Hilf- und Regungslos stand ich in einer Traube schockierter Schüler, die alle nur auf einen Punkt starrten. Den toten Körper unseres geliebten Schulleiters. Trotz des Felix Felicis, der uns sicherlich Schutz vor den Eindringlingen bot, und den mir Ron gewaltsam einflößen musste, war ich nicht in der Lage auch nur ein Stückchen nach Vorne zu gehen. Nur ein kleines Stück. Ich wollte es tun. Doch wie angewurzelt wurde ich von unsichtbarer Hand zurückgehalten. Dabei wäre es nur ein kleines Stück Selbstüberwindung gewesen, um dem zu helfen, der meine Hilfe immer gebraucht hatte, und der jetzt wimmernd, wie ein kleines Kind über der Leiche Dumbledores kniete. Harry flehte und weinte bitterlich. Nur ein kleines Stück.
Was dann geschah, dauerte acht Sekunden und kam mir vor wie ein Wimpernschlag, mit unendlich lang anhaltender Wirkung.
Es war Ginny, die sich aus der Menge löste. Ein kurzer verstörter Blick in mein Gesicht, den ich nicht erwiderte. Ein unglaubliches Mädchen, das trotz eines festen Freundes einem Anderen die Hilfe gab, die ich hätte geben müssen. Sie schritt nach Vorne, half Harry hoch auf die Beine und zog ihn vom Ort des Schreckens weg.
Vielleicht sollte es so sein.
Vielleicht war es der Wunsch des Felix Felicis.
Ich weiß es nicht. Aber ich blieb untätig, unfähig etwas für Harry zu tun. Ich tat nichts.
Nichts, das unsere Gemeinsamkeit verraten hätte.
Doch hatten wir überhaupt noch Gemeinsamkeiten, nachdem was ich ihm angetan hatte?


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