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Fanfiction

Harry & Hermine - Das Beste was mir je passiert ist

von rodriquez

Ganz zu Beginn, als Joanne in unser Leben trat habe ich nur ein simples, einfaches Buch erwartet, deswegen war ich völlig überrascht, dass sie es geschafft hatte sieben Romane auf unseren Couchtisch zu legen, die letzten vier sogar mit mehr als sechshundert Seiten pro Buch. Ihr habt euch auf die Geschichten gestürzt, als wären es Süßigkeiten, und ich kenne Niemanden, der nicht zumindest davon gehört hat. Harry war zufrieden, ich wusste es, auch wenn er versuchte, es zu unterdrücken.
Ich hatte gerade das letzte Buch geschlossen, die letzten Zeilen gelesen, als Harry mich ganz fest in den Arm nahm. Tränen standen in meinen Augen, er küsste sie weg. Die Erinnerungen an unsere verlorenen Freunde, Sirius, Remus, Tonks, Fred und die vielen Anderen, auch Harrys Eltern, die ich nie kennenlernen durfte, hatten sichtbare Spuren hinterlassen. Harry tat das nach jedem Buch immer wieder aufs Neue, obwohl er noch keine einzige Zeile selber gelesen hatte. „Jahrelange Erfahrung im Umgang“, nannte er lächelnd unter eigenen Tränen dieses Ritual. Wie hätte er auch gegen die Bücherverschlingende Hermine bestehen können?
Sein Hauptaugenmerk lag darin meine Reaktionen genauestens zu beobachten. Jedes Lächeln auf meinen Lippen quittierte er mit einem Schmunzeln. Jede Träne mit einem stillen, weichen Streicheln meiner Haare. „Willst du nicht auch lesen?“ fragte ich ihn.
„Das brauche ich nicht“, konterte er ruhig. „Dein Gesicht, deine Gesten, deine Gefühlsregungen, das alles genügt mir um den Büchern meinen Segen zu geben. Allein auf dich kommt es an. Und sollten manche Passagen nicht der Realität entsprechen, so sollten wir sie einfach belassen, sofern du damit einverstanden bist.“
„Aber es ist deine Geschichte?!“
„Es ist unsere Geschichte“, korrigierte mich Harry. „Es ist unsere Geschichte. Und wir Beide wissen, wie sie verlaufen ist, wie sie begonnen hat, und dass sie niemals zu Ende sein wird. Die Leser aber wollen ein Ende - Sollen sie es doch bekommen. Unsere Geschichte, unsere Liebe wird nie zu Ende sein. Sie beginnt mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute, jeder Sekunde aufs Neue.“

Unser erstes Jahr in der Hogwarts Schule war spektakulär zu Ende gegangen, und viel mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen. Ihr kennt die Geschichte, und sie ist größtenteils zutreffend. Es dauerte lange bis Ron mich akzeptierte. Es war Harry, der alles daran setzte, dass wir uns Nahe waren. Er braucht mich und meine Hilfe. Und ich brauchte ihn und sein Vertrauen. Er zahlte es zurück, indem er mein Leben rettete.
Also erwartet von mir keine Bücher, die hat euch Joanne geschenkt und sie sind großartig geworden. Und dennoch, alles selbst zu erleben ist viel schlimmer, als es je ein Buch darstellen könnte. Manche Geschehnisse waren sicherlich übertrieben spannend geschildert, andere wiederum gab es gar nicht, und wieder andere sogar schlimmer, weil man sie lebte.
Es verging fast ein Jahr bis uns Joanne ihr Zweitwerk ĂĽberreichte.
Der Erfolg, den ihr, ihr erstes Buch bescherte schien Joanne Mut zu machen. Obwohl es die wahren Geschehnisse im Kern traf, drehte sie die Geschichte „Lesergerecht“, unter dem Grundgedanken den Weg für ein neues Happyend zu ebnen.
Erstmals griff ein kleines rothaariges Mädchen in die Geschichte ein. Sie sollte später Harrys Herz erobern, zumindest in Joannes Büchern. Dieses kleine rothaarige Mädchen ist die Schwester unseres Freundes Ron, und ich stand ihr erstmals - bewusst, in der Winkelgasse vor Beginn unseres zweiten Jahres gegenüber. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt erkannte ich in ihr eine Freundin. Sie ist ein liebevolles Mädchen, äußerst klug und sie ist, wie alle Weasleys keineswegs ungepflegt und arm. Okay, Geld wuchs bei der kinderreichen Familie nicht gerade auf den Bäumen, aber arm waren sie dennoch nicht. Die Weasleys waren und sind eine glückliche Familie. Die Eltern, Molly und Arthur haben alles Erdenkliche getan, dass es ihren Kindern an nichts mangelte.
Nein, arm war diese Familie wahrhaft nicht. Ihr größter Reichtum war die gegenseitige Liebe, der ihnen einen festen Zusammenhalt bescherte. Aber auch das Materielle kam nicht zu kurz. Auch wenn ich jetzt ein Bild in den Köpfen von Joannes Lesern zerstören sollte - es gab im Fuchsbau sogar ein Fernsehgerät. Arthur badet auch Heute noch regelmäßig mit einer knallgelben Quietscheente. Bis heute konnte ihm niemand deren wahren Funktion plausibel erklären. Obwohl er immer noch auf der Suche nach einer Antwort ist, hat er still und heimlich, den wahren Sinn wohl verstanden.
Doch lasst mich einen Moment bei dem liebevollen, rothaarigen Mädchen verweilen.
NatĂĽrlich muss ich sie euch nicht extra vorstellen.
Ich tue es trotzdem: Ginny.
Sie war - ist wahrlich die beste Freundin, die man sich vorstellen kann. Bereits bei unserem ersten Treffen wurde mir das klar. Sie war immer perfekt gestylt, wirkte äußerst gepflegt, nicht aufdringlich, und dennoch mit dem gewissen Etwas. Das gewisse Etwas, was ich an mir selbst vermisste. Im Vergleich zu dem Weasleymädchen wirkte ich wie ein Mauerblümchen. Zumindest in meinen Augen. Ginnys Haare lagen immer im Trend der Zeit. Lang und glatt in Kindheitstagen. Leicht gewellt als Heranwachsende. Immer ein visionärer Look. Kantige Silhouetten, Naturelemente und Plissees so könnt ihr sie euch heute vorstellen. Auch in Sachen Mode und Make-up ging sie mit der Zeit, ohne die teure Hilfe namhafter Modeschöpfer, oder ähnlichem. Es gab andere Mittel und Wege, die Ginny recht schnell intus hatte, und voll ausschöpfte. Ihrem Ideenreichtum habe ich sehr viel zu verdanken. Sie war es, die das Frauliche in mir weckte, indem sie mir beibrachte wie ich ohne großen Aufwand mein Äußeres aufpeppe. „Mach was aus dir. Es ist gar nicht schwer, und nichts daran ist verwerflich.“ Sie stimmte meine Kleidung aufeinander ab. Veränderte meine Haare. Gab mir Unterricht im dezenten Umgang mit Schminkartikeln.
Ich weiĂź nicht was ihr fĂĽr Vorstellungen von Ginny Weasley habt?
Aber Eines sollt ihr wissen: Sie ist immer bodenständig geblieben, hob niemals ab, obwohl sie sich ihrer Schönheit sehr wohl bewusst war, und sie war niemals in Harry verliebt. Das war ein reines „passendes“ Phantasieprodukt Joannes.
Aber ich muss dennoch zugeben, dass Ginny die Nummer eins der hübschesten Mädchen in Hogwarts war. Und das auch Harrys Hals gelegentlich kurz vor einer Verrenkung stand. Wer will es ihm verdenken. Es wäre eher ungewöhnlich, oder gelogen, wenn es nicht so gewesen wäre. Ginny war seine Freundin, genau, wie sie Eine für mich war.
Michael. Dean. Harry. Wer sonst noch?
Keineswegs nutzte Ginny ihr Aussehen zu diesen Zwecken aus. Sie war kein weiblicher Filou, auch wenn es den Anschein haben sollte, und weil sie recht früh einen „festen“ Freund hatte. Die Betonung liegt dabei aber nicht auf „festen“, sonder vielmehr auf „einen“ Freund.
Sie fand ihn auf dem Weihnachtsball im Jahr des Trimagischen Turniers, und sie hat ihn bis heute nicht verloren. Doch davon später mehr.
Noch ein weiterer Aspekt zu Ginny, der einigen die Sprache verschlagen könnte.
Harry rettete sie aus der Kammer des Schreckens. Sein, durch den Basilisken tödlich infiziertes Blut vermischte sich mit Ginnys Tränen und legte ein unsichtbares Band um ihre Wesen.
Falsch.
Es war nicht Ginny, die von Harry aus der Kammer gerettet wurde…
Warum sollte sich der Erbe Slytherins an einem ReinblĂĽter vergreifen?
Ihr bekommt gerade eine andere Eingebung?
Wartet noch einen kleinen Moment, denn bevor ich zu der Wahrheit komme, muss ich die Zeit noch ein klein wenig zurĂĽckdrehen.
Auf die Geschehnisse, die Geschichte selbst werde ich nur am Rande eingehen. Ihr kennt sie, habt sie sicherlich oft genug gehört, gesehen oder gelesen. Und außerdem, so sehr ich mich auf die Rückkehr nach Hogwarts freute, dieses Jahr, war ein Jahr zum vergessen. Und Vieles habe ich vergessen.
Darf ich euch eine Frage stellen?
Welche Erwartungen und vor allem Vorstellungen habt ihr von der dreizehnjährigen Hermine?
Eine bücherverschlingende, allwissende Persönlichkeit die eine Epoche namens Pubertät überspringt und Gefühle auf dem Teelöffel serviert?
Konkretisiert gesagt könnte das sogar zutreffend sein…
Doch ich wehre mich energisch gegen die Vorstellung, Gefühlskalt und nicht pubertär gewesen zu sein.
Meine pubertäre Epoche brachte mich erst in diese missliche Lage. Das ganze Jahr über herrschte in meinem Körper ein erbitterter Kampf zwischen Gut und Böse. Und ich brauchte sehr lange um zu verstehen, dass das in meinem Kopf Böse war. Es wäre fast zu spät gewesen. Um es zu verdeutlichen: Mein Kopf kämpfte gegen mein Herz. Tom Riddle nahm Besitz von mir, ohne dass ich es wusste, ohne dass ich es bemerkte. In meinem Herzen fest verankert, Harry. Immer wenn ich in seiner Nähe war, war Tom chancenlos. Doch es gab auch Zeiten, in denen ich Alleine war. Zeiten, in denen ich versuchte zu träumen. Tom war sehr geschickt, diese prekäre Lage zu seinen Gunsten auszunutzen.
Wer, und vor allem wie und wann es gelungen war mir Riddles Tagebuch unterzujubeln ist mir bis zum heutigen Tag ein Rätsel. Es muss wohl bei Flourish und Blotts gewesen sein. Ich kann mich genauso wenig daran erinnern, wie an viele andere Tage dieses Jahres. Meine vollen Erinnerungen setzen erst zu dem Zeitpunkt wieder ein, als mein Held voller Angst, blutverschmiert und völlig durchnässt mit erhobenem Zauberstab neben meinem zitternden, schwer angeschlagenen Körper stand. Davon werde ich euch noch erzählen, doch zunächst zurück in den Sommer, denn das Unheil begann im eigentlichen Sinne bereits zu dieser Zeit, und es sollte sich bis zum Ende dieses Schuljahres fortsetzen.

Das erste Schuljahr ging also zu Ende…
Fast schweigend verbrachten wir die Rückfahrt im Hogwarts - Express. Harry war tief in Gedanken versunken. Offensichtlich war er traurig, Hogwarts und seine Freunde gegen die Dursleys einzutauschen. Sicherlich kein angenehmer Gedanke. Ich traute mich nicht seine Erinnerungen und Gedanken zu unterbrechen, obwohl ich angenehmere Gedanken mit dem Sommer verknüpfte. Und es waren nicht nur Gedanken meine Eltern betreffend…
Ich habe ihn einfach nur beobachtet, sah zu wie seine Pupillen feucht wurden, und mit der vorbeifliegenden Landschaft mitwanderten. Ich freute mich wirklich auf die Ferien, die ich mit meinen geliebten Eltern verbringen würde, und endlich hätte ich Harry wieder für mich alleine. Der Spielplatz kam mir in den Sinn, ein klarer hagerer Junge und ein Mauerblümchen fröhlich schnatternd auf einer Schaukel … doch schon bei unserer Rückkehr am Bahnhof in Kings Cross wurde diese Hoffnung grausam zerstört mit einer traurigen Nachricht, die mich und meine Eltern sofort in die Highlands aufbrechen ließ.
Bereits zwei Monate zuvor war Grandpa gestorben. Meine Eltern hatten mich nicht informiert, um mich nicht zu beunruhigen. Ich hätte sowieso nichts ändern können. Doch Grandma litt sehr unter dem Verlust. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Die Trennung, den plötzlichen Tod ihres Mannes schien ihr doch mehr zuzusetzen, als zunächst vermutet. Mit Großvater wurde auch ihr Lebenswille beerdigt. Und für mich war das eine Erfahrung, die mich mein restliches Leben prägen sollte.
Wie groĂź, wie rein, wie tief kann die Liebe sein?
Mir blieb nicht einmal Zeit mich von der Meinigen zu verabschieden. Ich konnte ihm nur noch zuwinken, und hoffte, dass die Reise nicht zu lange dauern würde. „Wir sehen uns“, formte ich mit meinen Lippen. Er nickte traurig, wollte noch etwas erwidern, wurde aber brutal am Kragen von seinem Onkel weggezerrt. Armer Harry. Er tat mir leid. Und ich konnte nicht für ihn da sein.
Grandma ging es von Tag zu Tag schlechter. Ihr Lebensmut hatte sie vollends verlassen. Es war eine schwierige Zeit, in der Mum und Dad sich an ihrem Sterbebett abwechselten. Ich wusste es, obwohl meine Eltern versuchten die wahren Umstände vor mir zu verheimlichen. Meine Bücher und die Bibliothek meiner Großeltern nutzte ich ausgiebig um mich abzulenken. Fast drei Wochen kämpfte sie mit sich selbst, und ich befürchte die Anwesenheit ihrer „Kinder“ waren ihr nur eine Last. Um ehrlich zu sein, freute mich am Ende sogar für sie. Endlich würde sie ihren Liebsten wiedersehen. Sie hatte es geschafft einen ungewöhnlichen Weg zu gehen.
Eine weitere Woche, in der meine Eltern organisatorische Dinge zu erledigen hatten, verging, dann ging es endlich nach Hause, und ich war noch keine fĂĽnf Minuten in Little Whinging, als ich schon den Ligusterweg ansteuerte.
Hier stimmt etwas nicht, so mein erster Gedanke, und er sollte sich leider bestätigen. Langsam schritt ich auf das Haus von Harry Verwandten zu, wunderte mich über ein Gitter vor einem Fenster im ersten Stock, das herausgerissen schein, nur noch an einer Stelle an der Wand befestigt war. Darunter im Vorgarten eine plattgedrückte Hecke. Hinter einem Fenster im Erdgeschoss konnte ich Dudley ausmachen, der nervös in meine Richtung starrte, und sich immer wieder umblickte. Noch bevor ich den Türknauf berührte, öffnete sich ganz langsam die Haustür. „Was willst du hier?“, polterte Dudley los. Seine Stimme allerdings in einem ungewohnt ruhigen Ton.
Noch bevor ich „Harry“, sagen konnte, beantwortete Dudley meine ungestellte Frage. „Verschwinde lieber, bevor Dad dich bemerkt. Harry hat Scheise gebaut. Große Scheise, und jetzt hat er ernsthafte Probleme.“
„Was meinst du mit … Problemen?“
„Er hat gezaubert, was er wohl nicht darf. Mum's wunderbarer Nachtisch schwebte durch die Wohnung, und zerschellte mit einem lauten Knall, direkt über dem Kopf von Mrs. Mason. Dad war außer sich vor Wut, und kurze Zeit später tauchte eine Eule auf, und laberte etwas von Verbot der Zauberei Minderjähriger außerhalb der Schule und er habe gegen die Vorschriften zur Geheimhaltung vor Mugdens…“
„Muggeln“, vervollständigte ich nachdenklich, und meine Gedanken waren schon weit weg. Schulverweis und solche Dinge schossen mir durch den Kopf. „Wo ist er?“
„Vorgestern hat man ihn abgeholt, in einer fulminanten, sagen wir Befreiungsaktion. Man hat ihn aus dem ersten Stock rausgeholt, und weg war er. Dad wollte ihn zurückhalten und ist dabei aus dem Fenster gestürzt, hat einige Rippen gebrochen…“
„Wer?“, unterbrach ich in Hoffnung auf Auskunft, wer Harry befreit haben könnte.
„Keine Ahnung. Und jetzt verschwinde lieber. Dad ist nicht gut auf euch zu sprechen“.
„Auf uns?“, hakte ich erstaunt nach.
„Eure Sippschaft. Eure abnormalen Fähigkeiten.“
„Danke Dudley.“
Erstaunt starrte er mich an. „Danke, dass du mir trotzdem geantwortet hast.“
„Du musst wissen, Harry hat mein altes Zimmer bekommen. Er muss jetzt nicht mehr unter der Treppe wohnen. Und noch was, falls dir das weiterhelfen sollte. Die, die ihn befreit haben sahen alle aus, als wären sie einen knallroten Farbtopf gefallen…“
So was hatte ich schon vermutet…
Es folgten zwei weitere Wochen voller Sorgen, voller Ă„ngste, bis ich ihn endlich wiedersehen durfte. Nur ein Gedanke bewahrte mich vor dem ultimativen Gau. Harry sollte bei den Weasleys in Sicherheit sein.
Doch, wie haben sie es geschafft ihn zu befreien?
Würde seine Unbeherrschtheit ihm eine Strafe einbringen, womöglich einen Schulverweis?
Ich wollte gar nicht weiter darĂĽber nachdenken.
In der Winkelgasse vor der Zaubereibuchhandlung traf ich ihn endlich wieder.
„Harry! Harry! Hier bin ich!“ rief ich völlig aufgelöst. Schon von Weitem konnte ich ihn sehen. Ich hatte nur noch Augen für ihn, übersah sogar den Halbriesen an seiner Seite. Hagrid schritt neben ihm her, und winkte wie wild in meine Richtung.
Harrys Augen fanden mich sofort. Ein Lächeln eroberte sein Gesicht.
„Du brauchst mich ja dann nich' mehr“, brummte Hagrid, und ließ uns schmunzelnd zurück.
Einen kurzen Moment standen wir uns hilflos gegenüber, dann brach Alles aus mir heraus. Alles, was sich in den letzten Wochen angestaut hatte. Ich fiel ihm einfach um den Hals. „O Gott, Harry“, schluchzte ich. „Ich dachte schon…“
„Beruhig dich erst mal“, stöhnte er atemlos, drückte ganz leicht gegen meinen Hinterkopf, bis mein Gesicht völlig in seiner Schulter vergraben war und streichelte sanft über meine Haare.
„Du hast gegen das Gesetz minderjähriger Zauberei verstoßen“, belehrte ich ihn ängstlich.
„Ich weiß, aber es war nicht ich, sondern ein Hauself, der mich mit allen Mitteln davon abhalten wollte, nach Hogwarts zurückzukehren.“
„Es tut so gut dich wiederzusehen“, schniefte ich, und erhob meinen Kopf aus seiner Schulter. „Ein Hauself?“, vergewisserte ich mich und in Kurzform klärte er mich über die Geschehnisse im Ligusterweg auf. „…Ron und die Zwillinge haben mich mit einem fliegenden Auto befreit…“, beendete er seine Schilderung. „Deine Brille“, schluchzte ich unter einem ersten schmunzeln, „sie … sie ist schon wieder…“
„Ich weiß“, schmunzelte Harry verlegen. „Ich bin in den falschen Kamin abgebogen. Habe wohl etwas genuschelt, als ich das Flohpulver benutzt habe…“
Irgendwann danach muss es wohl geschehen sein. Bei Flourish und Blotts.
Der Buchladen war völlig überfüllt. Gilderoy Lockhart signierte seine Bücher. Es wäre ein Leichtes gewesen mir etwas unterzuschieben. Meine Augen waren nur auf diesen, zu diesem Zeitpunkt noch genialen Buchautor gerichtet.
Das Buch nahm ich erst wahr, als ich längst in Hogwarts war. Es war unauffällig zwischen meinen anderen Büchern platziert. Bücher, die ich schon kannte, und so nicht zur Hand nehmen musste. Ein Buch mit leeren Seiten. Der Einband alt, gegerbtes, abgegriffenes Leder. Im ersten Moment dachte ich an ein Geschenk meiner Mum. Ein Tagebuch für ein junges Mädchen. Vielleicht hatte es sogar einst ihr gehört. Es hätte keinen günstigeren Zeitpunkt in meinem Leben geben können.
Ein heranwachsendes Mädchen inmitten der beginnenden Pubertät, deren Gefühle für einen Jungen langsam in andere Dimensionen wanderten.
Ich erinnere mich noch an die ersten Worte die ich in das Buch schrieb.

Liebes Tagebuch.
Wir sind gerade in Hogwarts angekommen. Heute ist der erste Tag unserer Rückkehr in die Schule. Harry ist endlich wieder bei mir. Doch etwas ist anders. Plötzlich kann ich in seiner Gegenwart nicht mehr klar denken. Ich habe sogar Probleme mit ihm ungezwungen zu reden. Was geschieht mit mir?
Meine Stimme ist in seiner Gegenwart fast nur noch ein Schluchzen.
Auch mein Herz schlägt plötzlich einen ganz anderen, viel schnelleren Takt.
Was ist nur los mit mir?

Nachdenklich schloss ich das Buch, und starrte auf der Suche nach Gründen verträumt aus meinem Fenster im Mädchenschlafraum. Der glutrote Abendhimmel untermalte meine Stimmung mit einem erneuten tiefen Seufzen. Meine Gedanken kreisten über das Geschriebene. Ich hatte keine Ahnung, was das Alles zu bedeuten hatte, und meine Gedanken spielten verrückt. Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. Noch einmal wollte ich mir meine geschriebenen Worte vornehmen, in der Hoffnung noch ein paar Zeilen hinzuzufügen, so öffnete ich das Buch erneut. Seite eins.
Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf, blätterte mehrere Seiten durch. Da war nichts mehr. Keines meiner Worte. Das Buch war leer. Hatte ich etwa nur geträumt, ich hätte etwas hinein geschrieben? Erneut tunkte ich meine Feder in Tinte und versuchte meine Worte zu wiederholen, doch noch während ich überlegte tropfte die Tinte auf eine der leeren Seite und verschwand augenblicklich wieder, wie von Geisterhand. Ich verstand gar nichts mehr, schüttelte ungläubig meinen Kopf, dachte an Zaubertinte und untersuchte das Tintenfass. Nachdem ich nichts Auffälliges feststellen konnte nahm ich den Federkiel erneut in die Hand und kreierte ein Herz, das genauso verschwand wie ein Kreuz und die Worte Harry und Liebe.
Nach einigen Sekunden beschloss ich das Buch genauer zu untersuchen, klappte es zu, hob es hoch, untersuchte den Einband. Am unteren Rand der Rückseite entdeckte ich die Worte „T.V. Riddle“. Mir wurde klar, dass das Buch nicht, wie angenommen von meiner Mum stammte. Abgegriffen, alt, fünfzig Jahre, so meine Schätzung und es musste mindestens einen Vorbesitzer gehabt haben. Erneut schlug ich es auf, doch dieses Mal wartete ich absichtlich bis ein Tropfen Tinte in der ersten Seite verschwand.
Zu meiner VerblĂĽffung schien mir das Buch zu antworten. Worte wurden sichtbar, in einer geschwungenen, wohlgeformten Handschrift:

„Entschuldige bitte, junge Dame, aber wenn du nicht ordentlich mit mir sprichst, fürchte ich, dass ich dich bitten muss, damit aufzuhören…“

Automatisch tunkte ich meine Feder in das Tintenfass und schrieb die Worte, „Es tut mir Leid, ich wusste nicht...“ in das Buch. Meine Finger zitterten, mein Herz pochte.
Doch, was wusste ich nicht?
Dass ich ein Tagebuch besitze, das mir antwortet?
Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als neue Worte vor meinen Augen erschienen: „Entschuldigung angenommen“.
Ein schriftliches Gespräch hatte begonnen. Ich konnte nicht glauben, was sich unter meinen Augen abspielte. Ein Buch sprach mit mir.
Die Worte verschwanden erneut, um Platz fĂĽr Neue zu machen.
„Verrätst du mir deinen Namen und wer ist Harry?“
Erschrocken zuckte ich zusammen.
„Oh ... du hast gelesen, was ich vorhin geschrieben habe? Mein Name ist Hermine…“, schrieb in das Buch.
„Nun muss ich mich wohl entschuldigen. Aber weil ich bin, was ich bin, habe ich keine andere Wahl als zu lesen, was du geschrieben hast. Immerhin benutzt du mein Tagebuch.“
„Und wer bist du?“
„Mein Name ist Tom Riddle. Und es ist mir eine Freude, dich kennen zu lernen.“
„Es freut mich dich kennenzulernen, Tom“
„Eine Frage hast du mir noch nicht beantwortet, Hermine. Für wen schlägt dein Herz einen schnelleren Takt?“
Ich zögerte einen Moment, traute mich nicht Harrys vollständigen Namen in das Buch zu schreiben. Doch Tom ging in charmanter Manier auf mich ein.
„Möchtest du darüber reden?“
„Eigentlich nicht“
„Ich würde sagen, du bist verliebt.“
„Verliebt?“, schrieb ich erschrocken mit zitternder Feder, so, dass weitere Tinte unkontrolliert auf die Seite tropfte. Doch diese Mal ermahnte mich Tom nicht.
„Das ist kein Grund sich zu schämen. Wer ist der Glückliche, der dich zur Freundin haben könnte?“
„Ich glaube behaupten zu können, dass er mich schon zur Freundin hat. Nur eben nicht so, wie du vielleicht denkst, und sein Name ist Harry…“
„Du bist mutiger, als du dir selbst zutraust“
„Harry ist der mutigste Junge, den du dir vorstellen kannst, und er hat schon zwei Mal Du - weißt - schon - wen besiegt…“
„Entschuldige Bitte, Wen?“
Ich zögerte, weil ich den Namen noch nie benutzt hatte, weder in Wort noch in Schrift.
„Voldemort“
„Wie ist es deinem Harry gelungen ihn zu besiegen?“
„Indem er einen Todesfluch überlebt hat…“
Tom wurde ein heimlicher Freund, dem ich mich anvertrauen konnte. Geschickt, auf eine charmante Art und Weise ging er auf meine Probleme ein, war verständnisvoll und gab wertvolle Ratschläge. So gelang es mir nach kurzer Zeit wieder normal mit Harry zu sprechen. Die Nervosität war, wie weggefegt.
Viele Dinge aus diesem Jahr liegen unter einer Glocke aus dichtem Nebel, mein Gedächtnis oftmals komplett leer und von Tom kontrolliert. Alles, was ich getan hatte und alles, an das ich mich erinnere, befindet sich in diesem Nebel. Irgendwann stand ich allein in der Nähe von Hagrids Hütte, starrte Kürbisse an, hörte Hühner gackern, das Krähen der Hähne.
Dann kam Halloween, und das eigentliche Mysterium nahm seinen Lauf. Ich kam aus meiner nebligen Glocke und fand mich im Schlafsaal wieder, ohne die geringste Ahnung, warum ich hier war und nicht in der großen Halle, oder wo ich überhaupt herkam. Ich war mir sicher, dass ich mich auf den Weg zum Halloweenfest gemacht hatte, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals dort angekommen zu sein. An meinen Händen, und meiner Kleidung konnte ich rote Farbe feststellen. Angewidert flüchtete ich unter die Dusche, schrubbte meinen Körper mit Seife und Schwamm, wechselte die Kleidung und rannte Richtung große Halle. Weder Harry, noch Ron konnte ich vorfinden. Da fiel es mir plötzlich wieder ein. Die Todestagsfeier des fast kopflosen Nick in den Katakomben des Schlosses. Er hatte uns eingeladen.
Mit angewiderten, mahnenden Blicken meiner Freunde wurde ich dort unten empfangen. „Erst drängst du uns auf diese abnormale Party zu gehen, dann lässt du uns alleine…“
„Hier ist alles so widerlich“, fügte Ron vorwurfsvoll hinzu.
„Das tut mir leid. Ich habe die Zeit vertrödelt und musste erst noch duschen.“
„Ich halt's hier nicht mehr lange aus“, knurrte Ron und klapperte mit den Zähnen, während Harry mich von oben bis unten musterte.
„Gehen wir“, nickte er schließlich, sein dabei ausgestoßener Atem flog, wie silberner Nebel durch die Luft.
„Wenn wir Glück haben, bekommen wir oben, wenigstens noch etwas vom Nachtisch“, hoffte Ron, erhielt aber keine Aufmerksamkeit.
Meine Augen waren auf Harry gerichtet, der ruckartig stehen geblieben war, und angestrengt seine Ohren spitzte.
„Was ist?“ fragte ich vorsichtig, denn ich spürte eindeutig an Harrys Körperhaltung, dass etwas nicht stimmte.
„Pssst“, ermahnte er mich, und presste seinen Zeigefinger auf seine Lippen, „hört ihr das nicht? Stimmen…“.
Außer einem leichten Zischen konnte ich nichts hören.
„Wo?“ rief Ron.
„Was sagt die Stimme?“ fügte ich hinzu.
Harry starrte auf die steinerne Wand, lehnte seine Hände dagegen, blickte auf und ab, und lauschte angestrengt.
„Es ist die selbe, kalte, mörderische Stimme, die ich schon in Lockharts Büro gehört habe“, antwortete Harry, und richtete seine Aufmerksamkeit sofort zurück entlang der steinernen Wand.
„Reißen … zerfetzen … töten…“, murmelte er, und hielt erneut kurz inne.
„Harry, was…?“ fragte ich, mit einem energisch Fuchteln seiner Hände brachte er mich zum verstummen.
„Seit doch mal still…“, immer noch inspizierte er die Wand, „…so hungrig … schon so lange…“. Ich glaube es war schlimmer die Worte aus Harrys Mund zu hören, als die Realität. Es war unheimlich, ich zitterte vor Angst.
„Hört!“ rief Harry eindringlich, doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts außer einem leisen Zischen hören. Erstarrt blickte ich Harry an, der weitere Worte wiederholte, „…töten … Zeit zu töten…, sie wird schwächer, die Stimme wird schwächer“
Harry starrte jetzt zur Decke, „nach oben“, rief er plötzlich und rannte los, die Stufen zur Eingangshalle hoch, er wurde immer schneller, Ron und ich hasteten hinterher. Völlig verunsichert stellte ich mir die Frage, wie und was er hören konnte, dass weder Ron noch ich verstanden.
Harry rannte rastlos an der groĂźen Halle vorbei, wo das Stimmengewirr der Feier zu uns drang, dann erklomm er die Treppe zum ersten Stock.
Ron und ich waren ihm dicht auf den Fersen, aber wir hatten Schwierigkeiten ihm zu folgen.
Atemlos rief ich ihm zu, „Harry, was tun wir…?“
„Psssst…“, wieder spitzte er seine Ohren, „ich rieche Blut … ich rieche Blut, allerdings weit weg, die Stimme wieder schwächer“, dabei drehte er sich panisch zu uns um.
„Er wird jemanden umbringen!“
Harry machte mir Angst, obwohl ich absolut nichts hören konnte, konnte ich die Panik in Harrys Gesicht sehen, und mir wurde schlagartig klar: Es ist kein Spiel, sondern tödlicher, blutiger Ernst.
Ohne weiter auf Ron und mich zu achten hastete Harry weiter, er jagte durch die Gänge, nahm drei Stufen der Treppe zum zweiten Stock auf einmal.
Erst im letzten, verlassenen Korridor verlangsamte er seine Schritte, ich konnte nicht mehr, schnappte nach Luft, meine Seite schmerzte, und meine Augen starrten aufmerksam durch den Korridor. Noch immer konnte ich weder etwas hören, noch etwas erkennen, und ich bemerkte auch Rons ungläubige Blicke.
„Harry, was ist eigentlich los?“ fragte Ron atemlos, und wischte sich den Schweiß von der Stirn, „ich höre nichts, habe nichts gehört, und höre immer noch nichts!“
Plötzlich erstarrte ich, „se … ht mal“, stammelte ich und mit zitternden Fingern deutete ich auf die Wand zu meiner linken Seite.
Vorsichtig gingen wir näher, versuchten zu erkennen was an dieser Wand in blutroten Buchstaben geschrieben stand, doch plötzlich krallte sich Harry an meinen Arm, erschrocken starrte ich ihn an, und folgte dem Blick seiner zitternden Augen: Neben der blutroten Schrift hing an einem Glockenseil, die Katze unseres Hausmeisters Filchs, sie schien versteinert zu sein und endlich konnte ich auch die Worte an der Wand lesen. Die Worte raubten mir den Atem, denn sie kamen mir bekannt vor.
In diesem Augenblick wusste ich, was ich getan hatte:

DIE KAMMER DES SCHRECKENS WURDE GEĂ–FFNET.
FEINDE DES ERBEN, NEHMT EUCH IN ACHT

„Hermine?“
Erneut erwachte ich aus einer nebeligen, dĂĽsteren Umgebung. Es war Harrys sanfte Stimme, und seine warme Hand, die beruhigend auf meiner Schulter lag, durch die ich mich freischwimmen konnte.
Doch hatte ich keine Ahnung wo ich war, wie ich dort hingekommen war oder warum ich dort war. Fragend blickte ich in seine wunderbaren grünen Augen. „Wenn du mir jetzt auch nicht glaubst, was habe ich dann noch?“
„Ich glaube dir nicht?“, wunderte ich mich. „Wie meinst du das?“
Ich hatte absolut keine Ahnung, was er damit andeuten wollte.
„Du hast das über die Kammer des Schreckens herausgefunden…“
Ich habe was?
„… und ich weiß nicht, was du noch alles gelesen hast, und vor mir verheimlichst?“
Ich hatte keine Ahnung, von was Harry sprach, doch durfte ich mir möglichst nichts anmerken lassen.
„Ich verstehe nicht, was du meinst?“
„Selbst du glaubst ich wäre der Erbe Slytherins…“
Ich glaube was?
Ahnte aber, dass der Einfluss Tom Riddles zu stark geworden sein musste. Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich das Buch loswerden wollte. Bilder kamen zurück, doch ich hatte keinen Plan, wie viel Zeit seither vergangen war. Ich sah einen verlassenen Waschraum, ich hörte Schreie. und ich sah, wie das Tagebuch im hohen Bogen in einer Toilettenschüssel landete. Die Bilder kamen zurück, der Nebel lichtete sich. Ein riesiges Spektakel, das ich dadurch auslöste. Die Maulende Myrte schrie wie ein Berserker, Wasser spritzte, überflutete den Waschraum. Panisch stürmte ich davon. Die Angst entdeckt zu werden war zurück, dann brach ich entkräftet zusammen…
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich in einem der Gänge auf dem Steinboden saß, und meinen Rücken gegen die feuchte, kalte Wand presste. Noch immer lag Harrys Hand beruhigend auf meiner Schulter, er war in die Knie gegangen, um mich nicht von oben herab ansehen zu müssen. Verlegen starrte ich an ihm vorbei, erblickte in einer Pfütze mein Gesicht, und erschrak vor meinem eigenen Antlitz: Bleich, aschfahl, eingefallene Wangen, angeschwollene Tränensäcke, ein leerer, apathischer Blick. Harry redete unaufhörlich auf mich ein, benutzte Worte, wie „Was ist mit dir? - Du sieht krank aus - Hermine? Rede mit mir - Bitte...“. Offensichtlich hatte er die Richtung seines Anliegens gewechselt. Seine eigenen Sorgen waren zur Nebensache geworden. Noch immer starrte ich mein Spiegelbild an, das mittlerweile mit Wellen durchzogen war. Ein aufkommender Wind hatte die Pfütze in Bewegung gebracht und verwischte mein Antlitz. „Du musst in den Krankenflügel. Pomfrey hat bestimmt etwas das dir hilft.“
Harry griff unter meine Achseln und zog mich in die Höhe. Ohne jegliche Gegenwehr überließ ich ihm die ganze Anstrengung, anschießend legte er meinen Arm um seine Schulter und schleppte mich voran. Noch immer war ich, wie in einer Trance. Ich spürte Harrys rasende Herzschläge, die unaufhörlich gegen meine Rippen pochten.
Als Poppy uns entdeckte ließ sie Alles stehen und liegen, sie schien ziemlich erschrocken über meinen Zustand zu sein, energisch wurde Harry aus dem Zimmer verwiesen. Sie wartete bis die Tür im Schloss klickte und sah mich fragend an. „Hast du deine Menstruation?“ fragte sie zu meiner Überraschung. Verlegen nickte ich ihr zu. „Das schwächt dein Immunsystem zusätzlich“, murmelte sie und gab mir einen Trank, der nach kurzer Zeit aus meinen Ohren dampfte. „Was war das?“, krächzte ich hustend.
„Wird dich aufpäppeln“, antwortete sie, und nickte zustimmend, als mich zum Gehen wandte.
Beim Verlassen des Krankenflügels hörte ich mir wohlbekannte Stimmen. Getrieben von Neugier hielt ich mich in der Dunkelheit des langen Flurs, und belauschte dabei Harry und unseren Schulleiter. Ganz offensichtlich hatte ich den nur den unwesentlichen Beginn eines Gespräches verpasst.
„Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?“
„Entschuldigung, Sir“, lautete Harrys verlegene Antwort.
„Was treibt dich so ganz Alleine in die Dunkelheit des Krankenflügels? - Du bist doch nicht etwa krank?“
„Nein, nein, Sir. - Hermine...“, stammelte Harry, und wirkte immer noch verlegen. „Ich mache mir große Sorgen.“
Der Professor schaute Harry fragend, aber mit einem Kennerblick an, als würde er auf die Bestätigung seiner Theorie warten.
„Oh“, nickte Dumbledore. „ Ja, du und Miss Granger … ihr scheint euch ziemlich gut zu verstehen?“
Harrys Körper verkrampfte. Ich konnte sehen, wie sein Oberkörper immer länger wurde.
Unterdessen versuchte ich meine eigenen brennenden Backen zu ignorieren, und hoffte sie würden nicht verräterisch in der Dunkelheit leuchten.
„Ich schätze…“, versuchte sich Harry herauszureden, und steckte lässig seine Hände in die Taschen seiner Jacke, „…sie ist ein guter Freund.“
„Nicht mehr?“ lächelte Dumbledore, und kreuzte die Arme vor seiner Brust, „ich denke einschätzen zu können, dass Miss Granger ziemlich hübsch ist. Bist du sicher, dass du das noch nicht bemerkt hast? ... Außerdem, als Schulleiter habe ich meine Augen und meine Ohren überall, auch am großen See, an einem Baum, oder...“.
Mir fiel das Schlucken schwer, und erinnerte mich an fröhlichere Tage im Spätsommer.
Mit einem Schmunzeln stellte ich unweigerlich fest, dass unser Schulleiter meinen Freund ganz schön in die Enge getrieben hatte, und so schüttelte er energisch seinen Kopf, „ehrlich, Sir, wir sind nur Freunde … Sehr gute Freunde.“
„Aber du magst sie?“ bohrte Dumbledore weiter. Er schien ungewöhnlich darin interessiert zu sein, eine Liebelei zwischen uns nachzuweisen, „oder etwa nicht?“
„Sie ist wohl wirklich sehr hübsch“, lenkte Harry verzweifelt ein, „aber…“
„Ich spüre seit eurem ersten Tag in Hogwarts“, unterbrach Dumbledore, „dass zwischen euch etwas sehr Wertvolles vorhanden ist.“
„Und was soll das sein, Sir?“
„Die Liebe, Harry.“
„Aber das was ich ihnen gerade sagte bedeutet doch nicht, dass ich sie...“, das schwere Schlucken hatte sich von mir auf Harry übertragen, „...oder so…“
Was hätte er auch Anderes sagen sollen?
In seiner unnachahmlichen Art fixierte unser Schulleiter meinen Helden, und dieser knickte zu meiner Ăśberraschung endgĂĽltig ein.
Niemals hätte ich eine solche Antwort erwartet. Gut, vielleicht gehofft, aber niemals geglaubt.
„Naja“, druckste er herum, „vielleicht ein kleines bisschen. Jetzt können sie mich verfluchen.“
„Ich denke nicht, dass ich das tun werde, Harry“, Dumbledore grinste siegessicher bis über beide Ohren, während Harry nervös hin und her trippelte.
„Liebe, Harry ist das Wertvollste, was es auf Erden gibt. Sie beschützt dich. Sie gibt dir Kraft. Aber sie kann manchmal auch ganz schön kompliziert sein. Du musst nur lernen sie richtig zu deuten.“
„Sie?“
Die Liebe, Harry!
Wie kann man nur so begriffsstutzig sein.
„Noch einmal jung sein, und der frischen Liebe Leid erdulden“, schwärmte Dumbledore.
„Sir?“, wunderte sich Harry.
„Schau mal, Harry“, der Professor entfaltete wieder seine Arme und führte eine Hand über seinen Bart, „du und Hermine seit noch ein wenig zu jung für eine Liebelei, oder solche Sachen … aber, wenn du wirklich etwas für sie empfindest … wenn du mich fragst, es wäre eine großartige Sache. Sie ist absolut loyal und vertrauenswürdig, und das Beste was dir hier in der Schule passieren konnte. Solche Freunde findest du nicht an jeder Hausecke.“
„Ich glaube noch nicht einmal, dass sie mich in der gleichen Art mag“, antwortete Harry, wohl um den Wind etwas aus den Segeln zu nehmen, und sehr zu meiner Empörung. „Sie ist in letzter Zeit sehr seltsam geworden. Sie ignoriert mich, oder wirkt oft, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders.“ Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund. Fast hätte ich mich verraten. Harry blieb meine Veränderung also nicht verborgen.
„Die Liebe verändert die Menschen, Harry. Und manchmal anders, als man es erwartet.“
„Aber sie gibt mir keinen Grund, solche Gedanken zu haben.“
„Harry?“, aufmerksam studierte der weise, alte Mann seinen gegenüber. „Möchtest du das denn?“
„Ich mache mir große Sorgen. Sie sieht oft krank aus.“
Dumbledore lächelte. „Du machst dir Sorgen? Das ist wunderbar, Harry.“
„Trotzdem“, unterbrach Harry. „Ich glaube nicht, dass sie ähnlich fühlt…“
„Bist du blind, Harry?“ fragte unser Schulleiter, mit weit aufgerissenen Augen, „natürlich tut sie das! Gebt euch noch ein paar Jahre Zeit, lernt einander besser kennen. Ihr werdet schon merken, wenn die Zeit reif ist. Und wenn du mich fragst wird diese Zeit kommen, vielleicht schneller, als du denkst, und als dir Recht sein wird?“
„Wie meinen sie das?“
„Du wirst auf ihre Hilfe angewiesen sein. Ihr ergänzt euch perfekt“.
„Ich verstehe nicht…“
Ich hatte verstanden…
Und Dumbledore bestätigte mich. „Die Liebe wird dir helfen. Irgendwann wirst du das verstehen. Und du wirst vor einer Entscheidung stehen, bei der du deinem Herzen und deinem Verstand folgen musst - Also warum bist du hier?“, urplötzlich wechselte Dumbledore das Thema, und blickte fragend an Harry vorbei. Genau in meine Richtung. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, er könne mich sehen und würde dabei lächeln.
„Hermine“, unterbrach Harry den Moment der Stille. „Ich mache mir Sorgen um sie. Sie sah heute Abend noch furchtbarer aus, als in den letzten Wochen. Krank. Sie wirkte abwesend, reagiert gar nicht, als ich sie ansprach. Sie schien mich nicht einmal wahrzunehmen.“
„Du hast sie zu Madame Pomfrey gebracht?“ Dumbledores Stimmung änderte sich schlagartig. Unter seiner Brille blitzen seine Augen besorgt.
„Ja. Ich musste doch etwas tun…“
„Und dann spielst du den Ahnungslosen?“
„Sir, sie sprechen in Rätseln“.
„Nein, das tue ich nicht Harry. Ich glaube du hast mich sogar sehr gut verstanden.“
Ich beschloss Harry zu erlösen, und schloss abermals die Tür zum Krankenflügel. Auffällig laut, so dass sie mich bemerken mussten, langsam trat ich aus der Dunkelheit heraus. Wie ein Blitz stürmte Harry auf mich zu, ließ Dumbledore stehen, als wäre unser Schulleiter Luft.
„Was ist? … Alles in Ordnung? … Darfst du gehen? … Was hat Pomfrey gesagt? … Hat sie dir was gegeben?“ bombardierte mich Harry mit Fragen. Fast wäre mir sogar ein Lächeln über mein Gesicht gehuscht, doch das blieb mir im Halse stecken.
Die Jackentasche seines Umhanges zierte ein dunkler, feuchter Fleck, und es ragte ein mir wohl bekanntes Buch daraus hervor.
Ausgerechnet Harry musste es finden. Und aus Angst, auch Harry könnte dem Einfluss Tom Riddles erliegen schlich ich in einem sicheren Augenblick in den Jungenschlafraum, nahm ihn regelrecht auf der verzweifelten Suche nach dem Buch auseinander. Und nachdem ich fündig wurde krallte ich mir den Tarnumhang von Harrys Nachttisch um den Raum unerkannt wieder verlassen zu können. Es war mir Schleierhaft, dass meine verzweifelte Suche erst nach dem Tohuwabohu, das ich zurückließ bemerkt wurde. Den Tarnumhang konnte ich unerkannt, Minuten später bei der Inspektion des Tatortes in seine Tasche stecken.

Ich öffnete meine Augen und erneut fand ich mich auf dem Boden wieder. Ein kalter, feuchter Boden in einer mir unbekannten Umgebung. Dieses Mal lag ich der Länge nach in einer Lache aus kaltem Wasser, das sich auf einem steinigen, kalten, tiefschwarzen Steinboden angesammelt hatte.
Eine unheimliche Stille erfüllte mein Gemüt mit Angst. Ich wollte aufstehen und rennen. Es gelang mir nicht, keinen Millimeter rührte ich mich von der Stelle. Die Angst wuchs, und das Schlimmste sollte erst noch kommen. Ein unheimliches Lachen hallte durch den Raum. Ich suchte nach dem Ursprung, und erkundete dabei mit meinen Augen die Umgebung. Ein Gewölbe, so meine erste Vermutung, nur wo? War ich überhaupt noch in Hogwarts?
Das Lachen wurde intensiver. Das Echo dröhnte in meinem Kopf. „Hermine Granger. Wie Jämmerlich du doch bist! Du bist auch nicht mehr, als ein jämmerliches, wimmerndes Schlammblut.“
Voller Abscheu gesprochen. Eine Stimme in der tiefer Hass sich widerspiegelte.
„Wer bist du?“, schrie ich. „Was hast du mit Harry getan?“
„So klein. So armselig. So rührend. Was habt ihr alle nur mit diesem Zufall, Potter? Was ist nur so Besonders an ihm?“
„Du wirst ihn nicht bekommen!“
„Das werden wir noch sehen“, lachte ein Schwarzhaariger, großgewachsener, aber
schmächtiger Junge. Seine Gestalt die ich endlich erkenne konnte wirkte, wie ein Geist, sie schien durchsichtig zu sein. „Er wird gleich hier sein, im Glauben dich retten zu können, aber es wird seine letzte Tat sein. Das Ende ist nahe. Wie lange musste ich auf diesen Augenblick warten.“
Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, und hoffte den Jungen ablenken zu können. „Wirst du mich töten?“
„Jaaaaa“. Ein schrecklich anmutendes Zischen kam aus seiner Kehle.
„W-Warum?“
„Warum, warum, warum?“, spie der Junge höhnisch aus. „Du bist ein unnützes Schlammblut. Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte“, seine Stimme veränderte sich zu einem Singsang. „Du warst mir so eine gute Hilfe. Ein richtiger Gewinn. Danke, dass du bereit warst, alles mit mir zu teilen. Wie herzergreifend du dein Herz ausgeschüttet hast. Wie leicht es doch war deine Seele zu besitzen. Du hast mir alles gegeben, was ich benötigte um an Harry Potter heranzukommen.“
„Noch ist es nicht vorbei!“, schrie ich auf.
„Gleich wird es zu Ende sein!“
„Du irrst dich!“
„Tue ich das?“ Tom kam näher, beugte sich über mich. Sein Gesicht ganz nahe über dem Meinigen, aber er war nur ein kalter Luftzug. „Hast du keine Angst vor mir?“
„Nein!“
„Warum gehorchst du mir nicht?“
Seine Augen wanderten nervös an mir vorbei.
„Hast du etwa Angst?“, versuchte ich ihn aufzustacheln.
„Sei ruhig, Schlammblut. Halt dein vorlautes Maul. Du wagst es, so mit mir zu sprechen? Mit mir? Weißt du denn immer noch nicht, wer ich bin?“ Seine Stimme veränderte sich erneut. Dieses Mal schrie er so laut, dass das ganze Gewölbe bebte. Mein Kopf dröhnte.
Seine Augen, seine schrecklichen, kalten Augen fixierten mich. „Es ist mir egal, wer oder was du bist“. Ich spürte, wie meine Stimme schwächer wurde. Vor meinen Augen wurde es wieder tiefe, dunkle Nacht. Ich verlor erneut das Bewusstsein.
Ein warmes Gefühl in der Kälte dieser schrecklichen Umgebung gestattete es mir meine Augen erneut zu öffnen. Dieses Mal konnte ich nur kurzzeitig ohne Bewusstsein gewesen sein. Etwas tropfte über meine Wange. Heiße Tropfen. Wasser. Regentropfen.
Vorsichtig ertastete ich die Stelle, wischte darĂĽber. Meine Augen folgten meinen Fingern. Erneut spĂĽrte ich einen Tropfen, an der gleichen Stelle.
Meine Hand: Rot. Blutrot. Blut!
Erschrocken blickte ich auf, und starrte in die unglaublichsten Augen, die ich kannte. Die smaragdgrünen Pupillen glänzten in einer feuchten Note. Mein Kopf lag weich in seinem Arm. Sein Körper kniete neben mir auf dem kalten Boden. „Alles wird gut. Du lebst. Es ist vorbei“, stammelte er mit zitternder Stimme. In seiner freien Hand erkannte ich seinen Zauberstab. Meine Augen wanderten über seinen Arm. Eine lange tiefe, blutende Risswunde an seinem Unterarm. „Du bist verletzt?“ versuchte ich mit schwacher Stimme zu formen.
„Psssst - Ganz ruhig“, flüsterte er. „Das Buch ist zerstört. Voldemort wird heute keine Gefahr mehr sein. Er ist mit dem Buch verschwunden…“
„Vol…?“
„Tom Riddle. Er wollte durch dich an mich herankommen.“
„Tom Riddle?“
„Tom Vorlost Riddle“, flüsterte Harry. „Lord Voldemort“.
“Volde…? Sind wir etwa in der Kammer…”
Ganz schwach nickte mir Harry zu.
„Es tut mir leid Harry“, schluchzte ich.
„Psssst - ganz ruhig. Alles wird gut.“
„Was ist mit deinem Arm?“
Niedergeschlagen, noch immer mit Tränen in den Augen starrte er an mir vorbei. Sein Kehlkopf wanderte langsam abwärts. „Riddle hat einen Basilisken auf mich hetzen wollen. Du hast das Richtig erkannt. Und ich danke dir für deinen Hinweis, den du in meine Jackentasche gesteckt hast.“
Ich zählte eins und eins zusammen. Offenbar war es mir gelungen, auf irgendeine Art, Harry zu warnen. Ich konnte mich nicht daran erinnern. Ein Basilisk? Tödliches Gift! Der Kratzer an Harrys Arm. NEIN! Tod!
„Aber dann … Basiliskengift … tödlich“. Ich konnte keinen vernünftigen Satz bilden. „Fawkes stand mir zur Seite“, übernahm Harry, „kratzte dem Basilisken die Augen aus, brachte mir den sprechenden Hut, aus dem das Schwert von Godric Gryffindor fiel. Damit gelang es mir den Basilisken zu töten, doch vorher muss er mich wohl erwischt haben.“
„Aber Harry, du musst was tun, sonst wirst du sterben!“
Er lächelte gequält, „was soll ich denn tun? Du lebst. Das ist Alles was zählt. Das was ich wollte - dich zu retten, habe ich geschafft. Alles andere…“
„Aber das ist doch Blödsinn“, schrie ich, wurde aber unterbrochen von einem seltsamen Geräusch. Flügelschlagen in der Kammer. Ich konnte es kaum glauben. Fawkes war zurückgekehrt, neigte seinen Kopf und Tränen fielen aus seinen Augen, tropften dampfend auf Harrys Wunde und über meine Wange.
„Phönixtränen“. Ich hätte schreien können vor Glück. „Phönixtränen haben heilende Kräfte!“
Die Wunde an Harrys Arm verschloss sich in wunderbarer Weise.
Unendlich glücklich starrte ich Harry an, rappelte mich auf und klammerte mich an seinen Körper, während er Fawkes Aufforderung annahm und sich seinerseits an dessen Federn festhielt. Gemeinsam erhoben wir in die Lüfte. Zurück in die Freiheit.
Ohne Umschweife brachte mich Harry als Allererstes in den KrankenflĂĽgel, vorbei an einer verdutzten McGonagall, die uns mit offenem Mund hinterher starrte. Nur Dumbledore schmunzelte spitzbĂĽbig. Harry lieĂź sich nicht beirren. Alles Andere konnte warten.
Poppy verordnete mir Bettruhe und einer ihrer Spezialtranks bewirkte binnen weniger Sekunden einen friedlichen Schlaf.

Auf die Frage warum Joanne den tatsächlichen Ablauf verändert habe, antwortete sie uns: „Es würde nicht so ganz ins Bild passen, dass sich die Leser von Hermine machen. Hermine ist ein zu kluges Mädchen um sich so banal von einem Tagebuch überrumpeln zu lassen.“
Ich war ein junges Mädchen, fast noch ein Kind und kein gefühlkaltes Wesen. Auch ich hatte Schwärmereien und Gefühle. Aber am Ende konnte uns das Script doch überzeugen, weil Joannes es geschafft hatte die Geschichte glaubhaft zu vermitteln.
Völlig erschöpft lag ich im Krankenflügel und starrte in das Licht der Lampe über meinem Gesicht. Schwere Vorwürfe zermarterten meinen Kopf.
Der Geruch von Kirschen und Vanille kitzelte in meiner Nase.
„Du kannst dich beruhigt zurücklehnen, Hermine. Ich bin's nur“. Die Stimme von Professor Dumbledore riss mich aus meinen Gedanken. „Eine heiße Tasse Tee war nach einem langen harten Tag schon immer mein Lieblingsgetränk ... hat Madam Pomfrey dir auch eine Tasse angeboten?“ fragte unser Schulleiter in seiner typischen ruhigen Art, und ich stellte mir die Frage, die ich mir bei ihm immer wieder stellte, was will er eigentlich?
„Nein, Sir. Ich bin gerade erst wieder aufgewacht.“
„Es ist so wunderbar ruhig. Nichts erinnert an die grausamen Geschehnisse.“
Ich wünschte, ich hätte seine Aussage bestätigen können. Ich konnte es nicht.
„Ich wollte dir persönlich mitteilen, dass Niemand zu Schaden gekommen ist“, sagte Dumbledore.
„Aber Harry … Ich habe ihn in unnötige Gefahr gebracht. Ich…“, meine Stimme zitterte und mehr als ein Stottern brachte ich nicht zustande.
„Wie kann ich ihm nur gegenübertreten, nachdem was ich getan habe? - Ich habe Angst ihm gegenüberzutreten, und all die Anderen, die ich in Gefahr gebracht habe. Jeder müsste mittlerweile wissen, dass ich diejenige war, die die Schüler in Gefahr brachte, dass ich es war, die die Kammer geöffnet hat. Vielleicht sollte ich die Schule verlassen. Vielleicht könnte ich woanders neu anfangen?“
„Du redest Unsinn. Ich habe selbstverständlich niemandem erzählt, dass Voldemort durch dich gehandelt hat.“
Durch meine geschlossenen Augen sah ich ein Lächeln auf seinen Lippen, „Diese Information gehört dir und du kannst einweihen, wen immer du für richtig hältst.“
„Weiß Harry, dass ich…“
„Spielt das eine Rolle?“
„Für mich schon - Immerhin habe ich ihn in tödliche Gefahr gebracht…“
„Wenn er es weiß“, Dumbledore drehte langsam seinen Kopf, „bin ich mir sicher, dass er es für sich behalten wird, außer er hat deine Einwilligung.“
„Aber wie wird er damit umgehen? Wie kann ich ihm je wieder unter die Augen treten?“
„Du meinst wohl, wie er mit dir umgehen wird?“ Erneut huschte ein Lächeln über das Gesicht des Schulleiters. „Hab Vertrauen. Vertrauen ist mit das Wichtigste, was ihr habt.“
„Danke, Sir“, hauchte ich verlegen. „Aber durch mich sind alle in Gefahr gekommen.“
„Wenn Tom nicht durch dich gehandelt hätte, wäre es Jemand anders gewesen. Und dank dir hat Harry soviel gelernt. Auch wenn es ihm nicht unbedingt bewusst ist.“
Fragend sah ich ihn an. „Harry hat aus Liebe zu dir gehandelt, und hat da unten in der Kammer absolute Loyalität auch zu mir bewiesen. Wäre das nicht der Fall gewesen, wären Fawkes und der sprechende Hut ihm nicht zu Hilfe gekommen.“
Eine beklemmende Stille legte sich ĂĽber mein Krankenzimmer. Noch immer bedrĂĽckte mich eine bestimmte Frage, und ich bemerkte, wie Dumbledore sich bereits abwandte.
„Warten sie, Sir.“
„Du hast noch etwas auf dem Herzen?“
„Ich habe Harry in tödliche Gefahr gebracht, wird er mir verzeihen…“
Ein dumpfes Lachen ertönte aus seiner Kehle. „Er wird. Und frage mich jetzt bitte nicht, warum er nicht hier ist.“
Erneut konnte ich diesen Mann nur erstaunt anstarren.
„Harry war die ganze Zeit hier, bei dir. Jetzt habe ich ihn in mein Büro zitiert. Wir müssen endlich darüber sprechen. Doch vorher musste ich noch nach dir sehen, und zwar allein, weil ich deine Bedenken befürchtet habe.“
„Bin ich schwach, Sir?“
„Meine Güte!“, erwiderte Dumbledore, „wer hat behauptet, du wärst schwach?“
„Tom hat das getan“, antwortete ich kleinlaut, „mein Vertrauen in Andere zeuge von Schwäche eines Schlammblutes“.
„Ah“, sagte Dumbledore, „Voldemort hatte schon immer das Talent, dafür zu sorgen, dass Menschen an sich zweifeln. Hör nicht auf zu vertrauen, Hermine. Vertrauen ist das wichtigste was man ihm Leben hat, es kennzeichnet eine wirklich starke Persönlichkeit, und ist fast genauso wichtig, wie die Liebe.“
„Aber…“. Noch immer plagten mich Zweifel. „Tom hatte wohl nicht Unrecht. Ich habe auch ihm vertraut?“
Dumbledores Augen leuchteten über seine Brille hinweg. „Du hast Harry vertraut“, sagte er mit weicher Stimme. „Um ihn zu schützen hast du das Buch wieder zurückgeholt.“
Woher weiĂź der Mann das Alles?
„Sind sie sich dessen sicher?“, fragte ich herausfordernd. „Hätte es auch nicht sein können, dass ich es wiederhaben wollte, weil ausgerechnet Harry es fand, und ich Angst hatte, er könnte lesen was ich … über ihn … über mich … über uns…?“
„Mein Kind, du wirst einem alten Mann doch keinen Bären aufbinden wollen?“
Seine Pupillen wanderten ruhig auf und ab. „Du hast dich wissentlich zurück in dein Unglück gestürzt, um Harry zu beschützen“, fügte er mit einem Funkeln in seinen Augen hinzu. „Nein, Hermine, du bist beileibe nicht schwach.“

Später am Bahnhof Kings Cross wartete Harry absichtlich lange, ließ seine Verwandten nervös trippelnd stehen, nur um sich von mir zu verabschieden. Wir hatten gerade erfahren, dass ich sofort mit meinen Eltern zu einem Frankreichurlaub aufbrechen würde. Er hielt mich am Arm zurück. Erst als alle Anderen nicht mehr zu sehen waren tat er das Unglaubliche. Er nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest. „Schöne Ferien“, flüsterte er in mein Ohr. „Mache dir keine Sorgen, ich wird's überleben. Und…“, mit einem Auge blickte er über meine Schulter hinüber zu meinen Eltern, die uns gerade lächelnd „Könnte ihr euch mal trennen. Wir müssen los“, zuriefen. Einen langen Moment starrte er zurück in meine Augen „Du solltest ihnen nicht zuviel erzählen ... ich glaube es wäre besser wenn einige Dinge aus diesem Jahr unter uns bleiben würde.“
„Du weißt, was ich getan habe?“, wisperte ich. „Wie?“
„Wie oft hast du meine Hausaufgaben korrigiert?“
„Du hast die Schrift erkannt?“
„Und glaubst du etwa ich habe nicht bemerkt, wie du den Tarnumhang zurück in meine Tasche gesteckt hast?“
„Danke, Harry.“
„Wofür?“
„Dafür, dass du mir keine Vorwürfe machst.“
„Nicht ich habe dich, sondern du hast mich gerettet. Tom Riddle hat auch Besitz von mir genommen. Welch größeres Vertrauen hättest du mir entgegenbringen können? Um mich zu beschützen, hast du dich selbst in Gefahr gebracht. Also warum sollte ich dir Vorwürfe machen?“
Ich war sprachlos, verlegen. Meine Wangen brannten, wie Feuer. Und Harry hatte nichts Besseres zu tun, als zu Lächeln.
„Ich brauche dich.“ Flüsterte er hinter mir her. „Du bist das Beste, was mir je passiert ist.“


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