von ChrissiTine
I'm here on the edge again
I wish I could let it go
Allein
"Scorpius?" Rose schaute sich in ihrer leeren Wohnung um und knipste das Licht an. Es war nach acht Uhr. Eigentlich war Scorpius meistens schon um sechs Uhr fertig mit der Arbeit und manchmal hatte er sogar gekocht, wenn er nicht gerade mit Al etwas trinken ging. Aber Al war noch in Ägypten auf einer Ausgrabungsstätte und würde erst in ein paar Tagen wieder nach England kommen. Also wo zum Teufel war Scorpius jetzt?
Sie hatte die letzte halbe Stunde damit verbracht, sich die Augen auszuheulen und von Ted trösten zu lassen. Und jetzt, wo sie sich wenigstens ein bisschen beruhigt hatte und unbedingt ihren Ehemann brauchte, war der nicht da. Wo war er? Sie war schwanger und er war nicht da.
Rose schluckte. Sie stellte ihre Tasche mit ein paar medizinischen Fachbüchern, die sie zum Lernen mitgebracht hatte, an die Wand und ging zum Kühlschrank. Es war noch etwas chinesisches Essen vom Vorabend da. Sie nahm die Box heraus, stellte sie in die Mikrowelle und wartete.
Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihren flachen Bauch. Sie schaute an sich herunter und schluckte. Es kam ihr unwirklich vor, dass ein Baby darin sein sollte. Ein menschliches Wesen, dessen Herz schlug und das sich bewegte und das in sieben Monaten auf die Welt kommen würde. Und das dann völlig von Scorpius und ihr abhängig sein würde.
Wie sollten sie das bloß schaffen? Ihre Ausbildung war erst in anderthalb Jahren beendet. Scorpius war noch dabei, sich im Ministerium einen Namen zu machen. Sie hatten keine Zeit für ein Baby. Und sie hatten auch keine Energie für ein Baby. Sie brauchten alle ihre Energie für ihre Berufe. Außerdem war sie erst einundzwanzig. Sie war noch nicht reif für ein Kind. Sie fühlte sich noch nicht erwachsen genug dafür. Sicher, Scorpius und sie hatten schon über Kinder gesprochen, aber sie hatten sich darauf geeinigt, damit noch zu warten, bis sie mit der Ausbildung fertig war und ein paar Jahre als Heilerin gearbeitet hatte. Also frühestens mit Ende zwanzig. Dann wäre sie vielleicht bereit für ein Kind gewesen. Aber jetzt? Jetzt war der schlechteste Zeitpunkt für so etwas.
Die Mikrowelle klingelte. Rose nahm die Box heraus. Aber sie hatte gar keinen Hunger mehr. Also stellte sie sie wieder zurück in den Kühlschrank und ging ins Wohnzimmer. Von Scorpius war immer noch keine Spur zu sehen, aber dafür hörte sie, wie etwas an die Fensterscheibe klopfte. Sie öffnete das Fenster und es kam eine Ministeriumseule hereingeflogen. Sie landete auf dem Fensterbrett und streckte Rose ihr Bein entgegen. Rose machte den Zettel los, strich der Eule kurz über den Kopf und scheuchte sie dann wieder zum Fenster hinaus. Sie faltete das Pergament auseinander. Sie konnte Scorpius' vertraute Handschrift lesen.
Muss mich leider noch um ein Problem mit der Polizei kümmern. Wird wahrscheinlich sehr spät werden. Warte nicht. Ich liebe dich. Scorpius.
Rose seufzte. Normalerweise störte es sie nicht, wenn er später kam, aber heute brauchte sie ihn unbedingt. Und er war nicht da. Er war einfach nicht da. Wie sollte das denn erst werden, wenn das Baby da war? Wie sollten sie die Zeit finden, die es brauchte? Das war doch völlig unmöglich. Eine Träne rollte ihre Wange herunter und tropfte auf das Pergament. Rose zerknüllte es in ihrer Hand und warf es gegen die Wand.
Sie ging ins Badezimmer, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Sie schloss die Augen und ließ das warme Wasser über ihren Körper fließen. Sie liebte diese Duschen. Deshalb war ihre Wasserrechnung auch immer so hoch. Aber darauf wollte sie einfach nicht verzichten. Wenn es ihr als Kind schlecht ging oder sie krank war, dann hatte ihr Dad sie immer unter die Dusche gestellt und wenn sie fertig war, dann hatte er sie in ein riesiges flauschiges Handtuch eingewickelt, abgetrocknet und ganz fest umarmt. Danach war immer alles besser gewesen.
Genau das brauchte sie jetzt. Sie brauchte ihren Vater, der sie umarmte und ihr versicherte, dass alles wieder gut werden würde. Dass es ihr wieder besser gehen würde.
Aber ihr Dad war nicht hier. Und sie war erwachsen. Sie war verheiratet und schwanger und erwachsener konnte man gar nicht sein. Trotzdem fühlte sie sich wie ein verängstigtes kleines Mädchen, das alle Welt im Stich gelassen hatte.
/-/
"Rose, hey, was machst du denn hier?", rief Victoire Lupin überrascht. Sie hatte ein schwarzes Top an, auf dem ein Drache abgebildet war und eine kurze Schlafanzughose. Ihr langes blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und Rose konnte einige Essensreste darin entdecken. Trotzdem sah sie wunderschön aus.
Sie trug die zweijährige Nymphadora auf dem Arm, die einen abgenutzten Stoffniffler mit ihrer kleinen Hand umklammerte. Sie lächelte Rose mit ihren Zähnchen an. Ihr Haar war zu zwei Pferdeschwänzen an den Seiten gebunden und im Moment giftgrün.
Rose brachte mühevoll ein Lächeln zu Stande. Sie streckte die Hand aus und strich dem kleinen Mädchen über die Wange. Schon wieder spürte sie, wie Tränen in ihre Augen traten.
"Entschuldige, dass ich hier so unangemeldet reinplatze, Vic. Aber ich hab heute frei und ich hab euch schon lange nicht mehr gesehen, deshalb dachte ich, dass ich einfach mal vorbeischaue."
Victoire nickte, lächelte ihr zu und trat zur Seite, damit Rose eintreten konnte. "Ted hast du leider verpasst. Seine Schicht hat vor einer halben Stunde angefangen."
"Ich weiß"
Rose folgte Victoire in die große Küche. Victoire setzte ihre Tochter in den Hochstuhl und gab ihr ein Malbuch und ein paar Stifte, bevor sie sich wieder Rose zuwandte. "Entschuldige das ganze Chaos hier, Rose, aber Dora hat letzte Nacht wieder einen Zahn bekommen und so ein Theater gemacht, dass wir kaum schlafen konnten. Ich hab die ganze Küche auf den Kopf gestellt, um irgendwas zu finden, das ihr helfen könnte, aber es hat nichts funktioniert. Nicht mal Alkohol auf ihrem Zahnfleisch, und das hat bis jetzt immer geklappt.", erklärte Victoire entschuldigend und schwang ihren Zauberstab, damit das Geschirr anfing, sich selbst zu spülen.
Rose schaute zu Dora, die fröhlich vor sich hinmalte. "Die Kleine sieht dafür aber ziemlich munter aus."
"Die Kleine hat ja auch bis vor einer halben Stunde geschlafen.", erwiderte Victoire augenverdrehend und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. "Willst du auch einen Kaffee, Rose?"
Rose nickte. "Hast du vielleicht einen koffeinfreien für mich?", fügte sie dann schnell hinzu, weil sie sich daran erinnerte, dass Koffein für eine Schwangere nicht das Beste war. Sie wusste zwar immer noch nicht, was sie machen sollte, aber trotzdem wollte sie ihrem Kind nicht schaden. Sie zog einen Stuhl zu sich und setzte sich darauf.
"Seit wann trinkst du denn koffeinfreien Kaffee?", fragte Victoire verwirrt. "Du lebst doch von Kaffee, seit du für deine ZAGs gelernt hast. Onkel Ron sagt immer, dass Kaffee durch deine Venen fließt und kein Blut." Sie lachte und Rose stimmte halbherzig mit ein. Sie zuckte mit den Schultern. Victoire stellte sich auf ihre Zehenspitzen und fing an, einen der oberen Schränke zu durchsuchen. "Vielleicht hab ich hier noch was von dem Zeug, das ich während der Schwangerschaft getrunken habe."
Rose zuckte zusammen und schüttelte dem Kopf. "Ich geb mich auch mit Kürbissaft zufrieden."
Victoire nickte. "Gut, denn ich weiß nicht, wie viele Tiere es sich in der Dose schon bequem gemacht haben. Ich war so froh, als ich mit dem Stillen aufgehört habe. Dann konnte ich endlich wieder das richtige Zeug trinken. Das koffeinfreie ist wirklich nur ein schwacher Abklatsch. Aber für den kleinen Engel hab ich es gerne getan." Victoire beugte sich vor und küsste ihre Tochter auf die Haare, bevor sie zum Kühlschrank ging und einen Krug Kürbissaft herausholte. Sie stellte ihn auf den Tisch, holte ein Glas, auf dem sich kleine Babyniffler bewegten, aus dem Schrank und stellte es auf den Tisch. Sie goss es bis zum Rand voll mit Saft und reichte es Rose.
Die schaute es sich lachend an. "Das ist ja wirklich süß."
"Dora liebt Niffler. Sie trinkt nur aus einem Glas mit diesen Viechern drauf. Sie isst von keinem Teller, auf dem kein Niffler abgebildet ist und sie fast kein Besteck an, das nicht diese Form hat. Es ist schrecklich mit ihr." Sie lächelte das Mädchen an und setzte sich Rose gegenüber. "Ich wünschte mir manchmal, dass mein Großvater ihr zur Geburt keinen Stoffniffler geschenkt hätte. Hast du eine Ahnung, wie schwer es war, Bettwäsche mit diesen Tieren zu finden? Ich musste sie aus Spanien liefern lassen. Ich hoffe nur, dass sie die Tiere nie als echte Haustiere haben möchte. Das würde das Haus nicht überleben."
Rose lachte. "Weißt du, ich kann verstehen, dass sie so ist. Ich meine, das sind wirklich süße Tiere. Und ich weiß noch, dass ich als Kind verrückt nach meiner Stoffeule war. Vor zwei Jahren ist ihr der Kopf abgefallen und kein Zauber hat das wieder hingekriegt. Ich hab geheult wie ein Baby, als ich sie weggeschmissen hab.", erinnerte sich Rose.
"Ich kann es ja auch verstehen. Aber es war doch sehr viel einfacher, als Mum und Dad diesen ganzen Stress hatten und nicht wir."
"Allerdings", murmelte Rose und bemerkte, dass sie eine Hand auf ihren Bauch gelegt hatte. Verwirrt schaute sie darauf.
Victoire schnippte mit ihrem Zauberstab und einen Moment später kam eine volle Kaffeetasse zu ihr geflogen. "Ich weiß wirklich nicht, wie Muggel das alles hinkriegen. Wenn ich nicht zaubern könnte, dann würden wir hier im Dreck versinken und Ted würde nur Arbeitsumhänge mit Babysabber zur Arbeit anziehen können." Sie beugte sich vor und nahm Dora einen Stift aus der Hand, weil sie ihn in den Mund gesteckt hatte.
"Wie geht es Ted eigentlich?", fragte Rose vorsichtig. Sie war sich nicht sicher, ob er Victoire gestern etwas davon erzählt hatte. Aber wahrscheinlich hätte sie ihr schon längst etwas gesagt, wenn das der Fall gewesen wäre.
"Ganz gut. Er muss zur Zeit viel arbeiten und dann versucht er mir auch immer Dora abzunehmen, damit ich ein bisschen Ruhe hab. Er hat es wirklich nicht einfach und bekommt ziemlich wenig Schlaf, aber er sagt immer, als er angefangen hat, in der Zaubertränkeabteilung zu arbeiten, hat er noch viel weniger Schlaf bekommen. Und diese kleine Prinzessin ist es wert, nicht wahr, mein Schatz?" Sie warf ihr einen liebevollen Blick zu und trank einen Schluck Kaffee.
Rose schluckte. Sie war sich nicht sicher, ob sie das wirklich hören wollte. Wie wahnsinnig anstrengend es war, ein Baby zu haben, aber wie fantastisch es auch sein konnte.
"Und du hast wirklich frei, Rose? Ich dachte, dass du bald irgendeinen großen Test hast und deshalb so viel Zeit wie möglich im Krankenhaus verbringen willst. Ted hat vor zwei Monaten erzählt, wie deprimiert du warst, weil du zu krank warst, um ins Krankenhaus zu gehen und so vielleicht wichtige Sachen verpasst hast."
Rose seufzte. Sie erinnerte sich daran, wie krank sie gewesen war. Zu krank, um sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Und dann war Scorpius mit dem Trank von Ted nach Hause gekommen und sie hatte ihn so dankbar geschluckt. Innerhalb von ein paar Stunden war alles so viel besser gewesen. Sie hatte sich so viel besser gefühlt. Sie hatte sich so gefühlt, als könnte sie alles schaffen. Und Scorpius hatte nie attraktiver ausgesehen. Hätte sie diesen verdammten Trank doch nur nie genommen.
"Mir ging es gestern ziemlich schlecht, deshalb hat meine Vorgesetze mir gesagt, dass ich ein paar Tage frei nehmen und mich erholen soll."
"Und dann kommst du hierher? Du solltest zu Hause im Bett liegen und dich ausruhen.", sagte Victoire besorgt und musterte Rose prüfend. Diese senkte den Blick, ergriff das Glas, um etwas zu tun zu haben und trank einen großen Schluck.
"Es geht schon wieder.", widersprach sie.
"Trotzdem", wandte Victoire ein. "Es wundert mich, dass Scorpius dich nicht ans Bett gefesselt hat, um sicherzugehen, dass du dich ausruhst."
Rose seufzte. "Er war gestern Abend nicht da, als ich nach Hause gekommen bin. Er musste noch irgendwas erledigen. Und als ich heute morgen aufgewacht bin, war er schon weg. Das Problem war anscheinend ziemlich groß und sie haben ihn gebraucht." Sie blinzelte einige Tränen weg. Sie hatte ihn auch gebraucht. Sie brauchte ihn immer noch. Und er war nicht da. Er war einfach nicht da.
"Rose, was ist denn los?", fragte Victoire verwirrt. Sie ergriff Roses Hand und drückte sie.
Rose zuckte mit den Schultern und wischte sich die Tränen weg. Aber jetzt, wo sie damit angefangen hatte zu weinen, konnte sie nicht mehr aufhören.
"Habt ihr euch gestritten? Oder habt ihr sonst irgendein Problem?" Rose schüttelte den Kopf und versuchte die Tränen zu stoppen. Victoire schnippte erneut mit dem Zauberstab und eine Box Taschentücher kam durch das Zimmer geflogen. Victoire hielt sie Rose hin und sie nahm sich dankbar ein paar.
"Was ist denn? Was ist los? Ist irgendwas mit der Arbeit?" Rose schluchzte, konnte aber keine Antwort geben. Aus dem Augenwinkel nahm sie verschwommen wahr, wie Dora ihre Stifte hingelegt hatte und sie neugierig beobachtete. "Was ist, Rose?"
Sie nahm sich noch mehr Taschentücher und wischte weitere Tränen weg. "Ich bin schwanger, Vic", schluchzte sie und putzte sich dann lautstark die Nase.
Victoire schaute sie mit offenem Mund an. "Entschuldige bitte ... ich muss dich falsch verstanden haben ... hast du gerade gesagt, dass du schwanger bist?"
Rose nickte langsam und bemühte sich, nicht schon wieder in Tränen auszubrechen, nachdem sie es gerade geschafft hatte, sie aufzuhalten. "Ja, hab ich."
"Aber ... aber wie?", fragte Victoire perplex und nahm nicht wahr, wie Dora wieder einen Stift in den Mund nahm. "Du bist doch noch mitten in der Ausbildung ... war das geplant?"
Rose schüttelte den Kopf. "Nein, das war es nicht. Es war überhaupt nicht geplant. Das war alles nur ein riesengroßer Unfall. Der Trank gegen die Grippe, den Ted mir vor zwei Monaten geschickt hat, hat den Verhütungstrank, den ich nehme, außer Kraft gesetzt. Es ist nicht der Standardtrank, deshalb ist es ihm gar nicht in den Sinn gekommen, Scorpius zu warnen. Und ich hab das auch nicht in Erwägung gezogen. Und dann ging es mir wieder so gut und ich hatte plötzlich wieder so viel Energie und ich hab Scorpius davor so wenig gesehen und er hat sich so süß um mich gekümmert ... ich hab nie so sehr mit ihm schlafen wollen wie damals. Ich hab noch nie so große Sehnsucht nach ihm gehabt. Vielleicht war das ja, weil der Trank nicht mehr gewirkt und meine Hormone in Aufruhr gebracht hat ... keine Ahnung. Auf jeden Fall hatten wir an dem Tag mehr Sex als jemals zuvor." Sie seufzte. "Es war wahrscheinlich ganz unmöglich, nicht schwanger zu werden. Ich bin immerhin eine Weasley."
Victoire nickte. "Ich weiß, was du meinst. Als Ted und ich uns dazu entschlossen haben, ein Baby zu bekommen und ich den Trank nicht mehr genommen hab, da hab ich ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit praktisch angesprungen." Rose sah, wie sie rot wurde. "Es ist mir richtig peinlich, wenn ich daran zurückdenke, was ich alles mit ihm gemacht habe." Victoire grinste Rose schüchtern an und diese musste lachen.
"Ich will das gar nicht wissen. Ted ist sowas wie ein großer Bruder für mich. Ich will ihn mir gar nicht als ein sexuelles Wesen vorstellen."
Victoire lachte. "Glaub mir, bevor ich siebzehn war, hab ich genauso gedacht. Und dann war er plötzlich ziemlich scharf." Sie schüttelte den Kopf und warf einen vorsichtigen Blick auf ihre Tochter. Rose war froh, dass sie erst zwei war und hoffentlich noch nichts von dem ganzen Gerede verstand. "Deshalb ist Ted gestern also so spät gekommen.", wechselte sie dann plötzlich das Thema.
"Ja. Er hat mich gestern überredet, einen Test zu machen, weil er dachte, dass meine Probleme Anzeichen für eine Schwangerschaft sein könnten. Ich wollte es nicht glauben. Ich meine, ich hab die Zeichen schon viel früher bemerkt, aber ich hab dem Trank vertraut und deshalb wollte ich es nicht wahrhaben ..." Sie seufzte und trank einen weiteren Schluck.
Victoire stand auf, ging um den Tisch herum, setzte sich neben Rose und umarmte sie. "Es wird alles gut, Rose. Es wird alles gut. Wir sind für dich da."
Rose nickte. "Ich hoffe es."
Victoire löste sich wieder von Rose. Sie strich ihr über die Haare. "Was sagt Scorpius denn dazu, dass er Daddy wird?"
Rose schloss die Augen. "Ich hab dir doch gesagt, dass ich ihn gestern Abend nicht mehr gesehen habe. Und heute Morgen auch nicht." Sie wollte nicht zugeben, wie sehr es sie verletzte, dass sie Scorpius noch nicht gesehen hatte, nachdem sie von dem Baby erfahren hatte. Sie brauchte ihn so dringend und zum ersten Mal in ihrem Leben war er nicht da, wenn sie ihn brauchte. Das war ein wahnsinnig schlechtes Omen, davon war sie überzeugt.
Victoire seufzte. "Ach Rose, das wird schon wieder. Vertrau mir. Ich weiß noch, wie ich mich damals gefühlt habe. Es gab Momente, in denen ich mich schrecklich einsam gefühlt habe. Aber es ist immer besser geworden."
"Ich weiß nicht, ob es besser wird, Vic", murmelte Rose und öffnete die Augen wieder. "Es fühlt sich im Moment nicht so an, als ob es besser werden würde. Du wolltest das Baby. Ted und du, ihr habt euch dafür entschieden, eines zu bekommen. Dieses Baby ist ein Unfall. Ich will noch keine Kinder. Ich bin noch viel zu jung für Kinder. Und ich hab keine Zeit für Kinder. Scorpius und ich wollten erst Kinder, wenn wir Ende zwanzig sind. Wenn wir uns dafür bereit fühlen. Aber ich fühle mich nicht bereit für Kinder. Ich kann noch keine Mum sein. Das geht einfach noch nicht, Vic. Und ich glaube auch nicht, dass ich das schaffen kann. Und Scorpius ist auch nicht da, damit ich mit ihm reden kann. Was, wenn das immer so sein wird? Ich kann das nicht, ich kann das einfach nicht." Sie schluckte. Sie schämte sich, das laut zuzugeben, aber sie konnte nicht anders.
Victoire schaute sie traurig an. "Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Rosie. Ich weiß, dass das alles beängstigend sein kann. Ich weiß, dass es schwierig ist, dass es viel Kraft kostet und man an seine Grenzen gebracht wird. Aber ich würde Dora für nichts in der Welt wieder hergeben. Sie ist das größte Geschenk in meinem Leben und auch wenn ich den Schlafmangel verfluche und die Tatsache, dass ich kaum noch Zeit für mich habe und noch weniger für Ted und mich, ist sie trotzdem das Beste, was mir je passiert ist und ich liebe sie über alles."
Victoire warf Dora einen kurzen Blick zu und lächelte. "Ich kann dir nicht sagen, wie du dich entscheiden sollst und wie du fühlen sollst. Du bist die Einzige, die das weiß. Aber eins kann ich dir raten: Du musst ganz dringend mit Scorpius sprechen. Du musst ihm sagen, was los ist und du musst wissen, wie er darüber denkt. Er ist der Vater. Es ist auch sein Kind. Es ist auch seine Entscheidung."
"Ich weiß", erwiderte Rose und ihre Stimme brach. "Ich will ja auch. Aber er ist einfach nicht da. Ich hab mich noch nie so alleine gefühlt wie gestern Abend, Vic." Sie schluckte. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und atmete tief durch. Dann straffte sie ihre Schultern und richtete sich wieder auf. "Es tut mir Leid, dass ich meine Probleme bei dir ablade. Aber alle meine Freunde arbeiten, Al ist in Ägypten, ich kann darüber noch nicht mit meinen Eltern sprechen und du und Molly seid die einzigen, die wegen eines Babys Zuhause sind. Und ich dachte, dass Ted es dir vielleicht schon gesagt hätte."
"Das ist doch völlig in Ordnung, Rose. Ich bin für euch da. Und Ted auch. Genau wie Onkel Ron und Tante Hermine."
"Aber die sind nicht objektiv. Und ich hab jemanden gebraucht, der zumindest versucht, es zu sein."
Victoire nickte. "Ich verstehe. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Ich weiß nicht, was ich in deiner Situation tun würde. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ihr die richtige Entscheidung treffen werdet. Egal ob für das Kind oder dagegen."
Rose schaute sie zweifelnd an.
"Aber eins kann ich dir versprechen: Es wird dir besser gehen, wenn du mit Scorpius gesprochen hast. Und es wird nicht mehr alles so schrecklich aussehen."
TBC...
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A/N: 11 Leute haben die FF abonniert. Aber nur zwei Leute haben überhaupt einen Kommentar geschrieben. Schon irgendwie traurig, findet ihr nicht?
@klothilde: Ich spanne euch ja immer noch auf die Folter, was Scorpius betrifft (obwohl man aus der Momentaufnahme ja schon weiß, wie er letzten Endes dazu stehen wird ;) ). Nächstes Kapitel, ich versprech's. Und vielen Dank für deinen Kommentar.
@Maeily Squizz: Danke für dein Lob. Im nächsten Kapitel tritt Scorpius dann auch wirklich auf. Ein bisschen Spannung musste sein, auch wenn letzten Endes schon klar ist, wie die beiden sich entscheiden werden.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
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