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Fanfiction

Bilder der Vergangenheit - Bilder der Vergangenheit

von vojka


Bilder der Vergangenheit

Tief in meinen Gedanken versunken laufe ich durch das Schloss, welches seit der großen Schlacht, die nun schon ein paar Tage zurück liegt, repariert wird. Überall laufen Menschen herum, setzen Steine wieder an ihre Plätze, lassen Fenster neu erscheinen oder säubern einfach nur die Flure, befreien sie von den Trümmern und dem Blut, welches hier verteilt ist. Ich merke, wie ein leises Seufzen meinen Mund verlässt. Es ist soviel geschehen, seit ich Voldemort besiegt habe. Aber doch ist noch alles wie vorher. Ich fühle mich einsam, einsam und allein.

Ich bleibe einfach stehen, die Menschen, die hier im Gang arbeiten, lassen mich in Ruhe, machen einen Bogen um mich. Ich weiß noch nicht, ob mir das besser gefällt als die Hetzkampagne der letzten Tage. Ich schüttle leicht lächelnd den Kopf. Gestern noch hatte ich nichts mehr gewollt als meine Ruhe und habe dies lautstark beim Abendessen verkündet. Vielleicht sind die Menschen in meiner Umgebung doch noch lernfähig, denn seit dem lassen sie mich in Ruhe, gehen mir aus dem Weg. Aber auch das ist mir nicht Recht. Nun vermisse ich die Menschen, die mich ständig vom Denken abgehalten haben, die meine Grübeleien schon im Ansatz unterbunden haben, einfach dadurch, dass sie da waren, mit mir, dem strahlenden Helden, reden wollten.

Ich schüttle erneut meinen Kopf. Seit wann bin ich so sarkastisch geworden? Ich laufe weiter, merke nicht wirklich wohin meine Füße mich tragen, habe ich doch kein Ziel. Plötzlich stehe ich in der Eingangshalle. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier her gekommen bin, aber wahrscheinlich wollte ich hier her. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht, mir ist zurzeit alles ziemlich egal.

Meine Füße tragen mich weiter, durchschreiten das Eingangsportal, was mittlerweile repariert worden ist. Nach der Schlacht war davon nicht mehr viel übrig gewesen, aber nun sieht es fast so aus, als wäre überhaupt nichts passiert. Ich trete hindurch und lasse meinen Blick über die Ländereien wandern. Sie sehen trostlos aus. Einst waren sie saftig und grün gewesen, nun ist der Boden eine Mischung aus braunen und roten Flecken. Es wird wirklich Zeit, dass es regnet, damit zumindest das Blut von den Ländereien verschwindet und das Gras, welches bei den Kämpfen sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, nachwachsen kann.

Langsam gehe ich hinaus, laufe in Richtung See. Der See, der mir schon so oft in den letzten Jahren einen guten Platz zum Nachdenken gegeben hatte. Ich hoffe, dass er es auch dieses Mal kann. Mir schaudert es bei dem Gang, sehe ich doch überall hier die Leichen der Leute, die sowohl für die gute Sache, als auch für Voldemort gekämpft haben, Schwerverletzte und kämpfende Freunde. Ich schließe meine Augen, laufe so weiter. Meine Füße kennen den Weg, ich muss nicht sehen, wohin ich trete. Aber ich stelle fest, dass es eine schlechte Idee gewesen war, die Bilder werden nur schärfer, intensiver und so reiße ich meine Augen wieder auf, versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Aber es ist schwer, fast unmöglich.

Ich beschleunige meine Schritte, versuche vor meinen Gedanken wegzulaufen, aber sie bleiben. Sie sind da, fest eingebrannt, für den Rest meines Lebens. Am See ist es fast schon unberührt. Hier schien nicht wirklich gekämpft worden zu sein. Ich lasse mich auf einem großen Stein nieder, den Blick auf die glatte Wasseroberfläche des Schwarzen Sees gerichtet.

Der Kraken scheint zu schlafen, keine seiner Arme ist zu sehen, kein Wind weht. Nichts, was die Oberfläche des Wassers unruhig werden lässt. Sie liegt glatt wie ein Spiegel vor mir. Ein friedlicher Anblick, wie ich finde, aber irgendwie auch beängstigend. Scheint hier doch alles so ruhig, als hätte es nie einen Krieg gegeben, als hätte nicht erst vor ein paar Tagen die große Schlacht von Gut gegen Böse stattgefunden, sie so viele Opfer gefordert hatte.

Ich schlucke, als wieder Bilder in mir aufsteigen. Dieses Mal zwar nicht vom Kampf selbst, aber auch diese sind nicht wirklich schön, auch wenn sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen stielt. Aber gleichzeitig merke ich, wie mir erste Tränen die Wangen hinunter laufen.

Ich versuche sie wegzublinzeln, aber es hilft nicht, es kommen immer mehr Tränen hervor. Ich senke kurz den Blick, wische mir mit meinem Ärmel über die Augen, atme tief durch, aber es nützt nichts. Es ist wie verhext. Ich sehe wieder hoch, auf das Wasser. Aber es hat sich etwas verändert. Es ist, als ob ich die Bilder, die ich vor meinem inneren Auge gesehen habe, nun auf der Wasseroberfläche sehen würde. Als wären sie aus meinem Inneren herausgeholt worden um sich dort zu spiegeln.

Ich sehe dort meine Eltern. Sie tanzen, sehen glücklich aus, so wie ich sie gerne kennen gelernt hätte, wie ich es aber nur von Fotos kenne. Und warum das Ganze? Nur weil ein Irrer meinte mir mein Familie nehmen zu müssen, weil er auf die Prophezeiung einer Verrückten hören musste. Verdammt, hätte Voldemort im Wahrsageunterricht nicht besser aufpassen können? Wusste er denn nicht, dass Prophezeiungen nur wahr werden, wenn man sie zu ernst nimmt? Wenn er sie ignoriert hätte, wäre ich nie der Auserwählte geworden, dann hätte Voldemort wahrscheinlich von jedem X-Beliebigen umgebracht werden können. Aber nein, Verrückte müssen ja auf Verrückte hören. Wie gerne hätte ich sie kennen gelernt. Wie wäre wohl mein Leben verlaufen, wenn ich bei ihnen hätte aufwachsen können? Wäre ich dann heute glücklicher? Wäre Voldemort dann jetzt auch tot? Wäre er vielleicht schon vor Jahren gestorben? Hätte die Welt dann auch dreizehn Jahre Ruhe gehabt? Ich weiß es nicht und es ist müßig darüber nachzudenken, werde ich doch nie Antworten auf diese Fragen bekommen. Ich muss wohl mit dem zufrieden sein, was ich von meinen Eltern gesehen habe, als sie aus Voldemorts Zauberstab kamen und durch den Stein wieder auferstanden waren um mich zu schützen.

Ich schüttle den Kopf. Ich möchte diese Bilder nicht sehen, will diese Gedanken nicht denken. Sie tun einfach zu weh. Die Tränen laufen immer noch unaufhaltsam, lassen sich einfach nicht stoppen, aber ich habe den Kampf mit ihnen auch schon aufgegeben. Erneut schüttle ich den Kopf und tatsächlich, die Bilder meiner Eltern verschwinden endlich, wenn auch nur für ein paar Sekunden, bevor sie von anderen abgelöst werden.

Nun scheint es, als würde Sirius über die Wasseroberfläche tanzen und 'Morgen kommt der Hippogreif' singen. Ich meine fast, Sirius' Lachen in meinen Ohren zu hören. Aber ich werde es nie wieder hören, denn auch er ist tot, wie so viele andere. Auch er starb im Kampf um das Gute, im Kampf um mich zu retten. Noch immer habe ich Schuldgefühle, trage ich doch zumindest eine große Mitschuld an seinem Tod, denn wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, würde er heute noch leben. Es ist so unfair. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit frei zu sein, wie er es verdient gehabt hätte. Ich habe es ihm kaputt gemacht. Wie soll ich mit dieser Schuld, dieser Last leben?

Ich schließe die Augen, will den vorwurfvollen Augen Sirius' aus dem Weg gehen, die mich von der Wasseroberfläche aus ansehen. Will nicht den Schmerz in dessen Augen sehen, will nicht sehen, dass ich Schuld bin. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Ich hab keine Kraft dafür. Aber es nützt nichts. Denn nun sehe ich die Bilder wieder klar in meinem Kopf, ich kann ihnen einfach nicht entgehen.
„Nein, bitte“, flüstere ich, „ich wollte das doch nicht. Ich wollte dich doch nicht in den Tod schicken. Ich liebe dich doch Sirius, bitte, vergib mir.“ Meine Worte bleiben ungehört, werden von dem leichten Wind, der gerade aufkommt hinfort gefegt, weggetragen ins Nichts. Verklingen einfach so, als hätte es sie nie gegeben.

Ich schüttle den Kopf, will nicht mehr Sirius sehen, ich kann nicht mehr. Habe keine Kraft mehr und rutsche von dem großen Stein, auf welchem ich sitze, in das Gras hinunter, verstecke mein Gesicht in den Händen. Aber die Bilder bleiben, vergehen einfach nicht. Dann verschwinden sie, aber die Bilder, die ich nun sehe, werden nicht besser. Nein, sie sind genauso schlimm.

Sirius' Augen werden durch die von Remus und Tonks ersetzt. Die mich ansehen, als wollten sie mir sagen, dass ich Schuld bin, dass ihr Sohn nun auch ohne Eltern aufwachsen muss, dass ich ein schlechter Pate bin, weil ich ihm seine Eltern genommen habe.

Du bist Schuld, ich werde nie mein Kind aufwachsen sehen, nie sehen, wie er ein stolzer junger Mann wird, seine eigene Familie gründet, nur weil du Voldemort nicht früher vernichtet hast, scheinen die Augen des Werwolfes zu sagen. Und auch Tonks scheint mir still dasselbe vorzuwerfen. Es tut so weh. Ich wollte das alles doch nicht. Ich wollte doch nicht, dass ihr sterbt. Ich liebe euch doch. Die Bilder wechseln nun in schneller Reihenfolge. Ich kann keines von ihnen wirklich greifen, aber ich glaube, das möchte ich auch nicht. Es reicht, dass ich die Augen meiner Eltern, von Sirius, Remus und Tonks sehen muss.

Plötzlich sind da auch noch schwarze Augen, die sich darunter mischen. Snapes Augen, die zu sagen scheinen, dass ich die Liebe, die er für meine Mutter empfunden hat, nur ausgenutzt habe. Noch jemanden, den ich auf dem Gewissen habe.

Ich bin Schuld, dass so viele Menschen gestorben sind. Ich löse meine Hände von meinem Gesicht, sehe wieder hinaus auf dem See und sofort sind die Bilder aus meinem Kopf wieder auf der Wasseroberfläche zu sehen. Es ist wie ein Fluch, den ich einfach nicht abschütteln kann.

Ich springe auf, drehe mich vom See weg, laufe ein paar Schritte in Richtung des Schlosses. Verdammt, ich will das nicht sehen! Ich will nicht all die Menschen sehen, die Opfer dieses sinnlosen Krieges geworden sind. Nicht all die Menschen sehen, die ich verloren habe. Es tut einfach so weh. Ich habe das Gefühl mein Herz zerspringt und meine Seele, die sowieso nur noch in Trümmern in mir ist, zerfällt noch mehr. Ich werde noch wahnsinnig wegen des Schmerzes, der in mir ruht und der durch diese Bilder nur verstärkt wird.

Aber auf der anderen Seite kann ich auch nicht anders. So drehe ich mich dem See wieder zu, gehe die paar Schritte zurück und sofort erscheinen die Bilder wieder auf der Wasseroberfläche. Vielleicht habe ich das auch verdient. Vielleicht ist das meine gerechte Strafe dafür, dass ich diesen Bastard nicht eher in die Hölle geschickt habe, dass durch mich noch mehr Menschen gestorben sind, als nötig gewesen wären. Zu den stummen Tränen, die mir schon seit gefühlten Stunden aus den Augen laufen, kommen nun auch noch Schluchzer, die meinen Mund verlassen.

Meine Sicht verschwimmt immer mehr, aber die Bilder der Opfer dieses Krieges sehe ich weiterhin klar. Ich kann mich nicht dagegen wehren, werde sie einfach nicht los, weiß nicht, was ich tun soll. Wie ich mich dagegen wehren soll. Gibt es überhaupt ein Mittel gegen diesen Schmerz? Man sagt, Zeit würde alle Wunden heilen, aber ich habe nicht das Gefühl, tut es doch auch nach zwei Jahren immer noch genauso weh an Sirius zu denken.

Es ist immer noch so, als ob der See ein Projektor meiner Seele wäre, der die Bilder aus meinem Inneren an die Oberfläche befördert, denn plötzlich erscheint Dumbledores Gesicht auf dem See. Dumbledore, der mich aus gütigen Augen über seine Halbmondbrille hinweg ansieht, als wüsste er alles. Als könne er tief in mein Inneres sehen. Es sieht aus, als wolle er mir sagen, dass er stolz auf mich ist, als hätte ich seine kühnsten Wünsche und Hoffnungen erfüllt, aber dann verändert sich das Bild. Er sieht nicht mehr aus, wie der liebe Großvater, wie mein allwissender Mentor, nein, sein Gesicht ist von Wut verzogen, so als wolle auch er mir die Schuld an seinem Tod geben. Aber bin ich nicht auch Schuld? Hat er sich nicht auch für mich geopfert, wie so viele andere?

Wie Fred, oh Merlin, George war so fertig bei der Beerdigung. Er hat nicht nur wegen mir sein Ohr verloren, nein auch noch seine zweite Hälfte. Wie soll er nur ohne seinen Zwilling klar kommen? Und ich bin allein Schuld daran. Ich allein. Ich bin Schuld an dem Leid von der einzigen Familie die ich je kannte. Von der Familie, die mich wie einen siebten Sohn aufgenommen hat und ich habe sie einen ihrer Söhne gekostet. Ich traue mich seit dem kaum ihnen unter die Augen zu treten, selbst bei meinem besten Freund Ron fällt es mir schwer. Was habe ich nur getan, beziehungsweise nicht getan. Warum konnte ich die Menschen, die ich liebe, nicht beschützen? Warum mussten sie mir auch so nahe stehen, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, würden sie heute noch leben. Warum musste ich mich nur mit Ron anfreunden, warum habe ich nur Freunde gewollt? Ich habe doch gar keine verdient. Onkel Vernon hatte schon Recht, ich bin nur ein Freak, Abschaum, nichts wert.

Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Ich sinke auf meine Knie, mein Körper wird von den Weinkrämpfen heftig geschüttelt, aber ich bemerke es kaum. Bin ich doch zu sehr in den nun immer schneller wechselnden Bildern gefangen, die sich da sowohl in meinem Inneren als auch auf dem Schwarzen See abspielen. Moody, der bei dem Versuch, mich sicher aus dem Ligusterweg in den Fuchsbau zu bringen, starb. Sein Auge in der Tür zu Umbridges Büro im Ministerium. Manches Mal frage ich mich, was mit seiner Leiche geschehen ist. Es tut mir so weh zu wissen, dass er nie ein ordentliches Begräbnis bekommen wird, nur sein Auge konnten wir beerdigen.

Dann ist da Hedwig. Meine tierische Freundin, die mich vorwurfsvoll ansieht, als wolle sie mir sagen, dass sie noch leben könnte, wenn ich sie nur frei gelassen hätte und sie selbst in den Fuchsbau hätte fliegen können.

Dobby, der zu sagen scheint, dass er nur tot ist, weil ich ihn gerufen habe, der noch leben könnte, wenn ich besser aufgepasst hätte. Auch meine ich in seinen Augen lesen zu können, dass er es bereut mir je geholfen zu haben, dass er vor nun fast sechs Jahren zu mir gekommen ist. Es tut so weh, den Schmerz in seinen großen Augen zu sehen, die hängenden Ohren.

Auch Cedric ist da. Er scheint mir sagen zu wollen, dass ich Schuld bin an seinem Tod, weil ich unbedingt den Gewinn mit ihm hatte teilen wollen. Und bin ich nicht auch Schuld? Immerhin habe ich überlebt und er ist tot.

Colin, der nur geblieben ist um mir zu helfen bei der großen Schlacht. Der liebe, nervige Colin, für den ich immer ein Held war. Aber ich bin kein Held, ich bin nur ein Junge, der das Pech hatte nicht zu sterben, obwohl ihn ein Todesfluch traf. Der das Pech hatte, dass eine Prophezeiung über ihn gemacht worden war und diese auch noch ernst genommen wurde. Ich wünschte, mein Leben wäre anders verlaufen, aber es ist nicht anders verlaufen, es ist so verlaufen wie es verlaufen ist. Und ich kann nichts dagegen tun. Kann nicht in die Vergangenheit reisen und alles ändern, so gern ich es auch würde.

Und dann sind da noch die ganzen Menschen, deren Namen ich nicht einmal kenne, die aber auch Opfer dieses Krieges zwischen Schwarz und Weiß wurden. Auch sie konnte ich nicht retten. Ich bin Schuld, dass ihre Freunde und Familien nun um sie trauern müssen, so viele für mich Namen und Gesichtslose Opfer. Der Schmerz frisst mich von innen heraus auf. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Warum kann mich keiner erlösen?

Die Bilder werden immer schneller und schneller. Mittlerweile sehe ich nur noch vermischte Farben. Mir wird schwindelig und übel. Mein Magen spielt verrückt, aber ich kann mich nicht übergeben, so gerne ich es auch vielleicht wollen würde. Ich bekomme kaum noch Luft. Die Tränen fließen noch immer und wenn ich so weiter mache, habe ich bald keine mehr in mir.

Dann ist nichts mehr in mir. Ob man sich zu Tode weinen kann? Vielleicht wäre es ja besser, wenn ich nicht mehr da wäre, wenn ich einfach tot wäre, den Schmerz hinter mir lassen würde. Ich schüttle den Kopf und stehe auf, um ins Schloss zurück zu kehren. Ich halte es nicht mehr aus, die Bilder auf dem See und in meinem Inneren zu sehen. Will nichts mehr davon wissen.

Wieder tragen mich meine Füße einfach irgendwo hin. Ich achte nicht auf den Weg, nicht auf die Menschen, die mir begegnen und mir zum Teil seltsame Blicke zu werfen. Haben die denn noch nie jemanden weinen sehen? Oder glauben sie, dass ihr strahlender Held keine Gefühle hat, alles einfach schluckt? Passen würde es ja zu ihnen. Denn wenn ich bisher einmal Gefühle gezeigt habe, so wurde ich gleich für verrückt erklärt.

Meine Schritte tragen mich weiter. Trepp' auf, Trepp' ab. Es interessiert mich nicht. Ich habe kein Ziel. Als ich vor einer Tür ankomme, frage ich mich, ob das stimmt. Hatte ich wirklich kein Ziel? Ich schüttle den Kopf. Es ist unwichtig. Nun stehe ich hier vor der Tür zum Astronomieturm und gehe weiter hinauf. Vielleicht kann mir die Höhe helfen, den Kopf wieder frei zu bekommen, die Bilder los zu werden, die mich verfolgen.

Ich öffne die Tür und trete auf die Plattform. Noch immer ist es windstill, wie es auch unten am See schon die ganze Zeit gewesen war. Es ist schade, ich hätte mir gerne den Wind um die Nase wehen lassen. Aber man kann nicht alles haben. Es ist schon komisch. Da unten im Schloss ist so vieles während der Schlacht zerstört worden, aber hier, hier scheint alles unberührt zu sein. Es ist, als hätte es nie einen Kampf hier gegeben. Aber diesen Eindruck hat man auch nur, solange man nicht auf die Ländereien guckt.

Ich schwinge mich auf die Brüstung, lehne mich gegen den kalten Stein, aber auch die Kühle vermag es nicht, meine Gedanken zu klären. Noch immer ziehen die Bilder unaufhaltsam durch meinen Kopf. Wo ist nur der Knopf zum Abstellen. Kann ihn nicht jemand finden?

Ich sehe hinunter auf die Erde. Sehe das Blut der Opfer des Krieges, sehe die Opfer selbst dort liegen, sehe die Kämpfe und kann nichts tun.

Ich schließe einen Moment die Augen. Versuche die Bilder auszusperren und es gelingt sogar etwas, auch wenn nun die Augen der Opfer wieder da sind. Schnell schlage ich die Lider wieder auf. Ich kann das nicht mehr.

Ich sehe wieder hinunter. War der Turm eigentlich schon immer so hoch? Wie es wohl wäre, wenn ich…

Wie einfach wäre es, einfach nur ein Schritt und alles hätte ein Ende. So einfach wäre es, ich müsste ihn nur tun und wäre endlich frei.

Wie es wohl aussieht, wenn ich dort liege, in der Tiefe und tot?

Wäre ich dann glücklicher? Würde ich dann lachen können? Wäre ich frei?

Wie einfach wäre es, nur ein kleiner Schritt und ich hätte es geschafft.

Wären die Bilder dann fort? Oder wären sie noch da? Verfolgen mich bis in den Tod?

Ich werde es wohl nur erfahren, wenn ich es tue. Einfach fallen lassen.

Mama, Papa, Sirius, Remus, ich komme zu euch, bald sind wir wieder vereint.

Ich lehne mich vor und lasse mich fallen und zum ersten Mal, seit ich die magische Welt betreten habe, fühle ich mich frei. Kein Druck mehr, der auf mir liegt, nichts. Einfach nur ich, Harry James Potter, ein Junge, der ohne Familie aufwuchs, aber nun bald endlich wieder mit ihnen vereint sein wird. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, das erste Lächeln sein Wochen. Ich bin glücklich, fühle mich frei und erlöst. Nun bin ich alles los, die Bilder, die Schmerzen, alles ist vergessen.


****


Bevor ihr jetzt aufhört zu lesen und mir vielleicht ein Review hinterlasst, möchte ich noch etwas loswerden. Selbstmord ist nie eine Lösung und wer diesen Schritt tut ist nicht mutig, sondern das Gegenteil. Nur wer sich dem Leben stellt, kann erfahren, was dies für sie bereithalten. Stellt euch dem Leben und bittet um Hilfe, um eure Probleme zu bewerkstelligen, denn nur wer um Hilfe bittet, kann diese auch bekommen. Also wendet euch an eure Umwelt, Freunde, Familie oder nehmt professionelle Hilfe in Anspruch. Denn das Leben hält für jeden noch etwas Schönes bereit.


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
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