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Fanfiction

Liebeserklärung wider Willen - Der Mut einer Löwin

von Sayuchan

„Heute ist es soweit, wir müssen die Gedichte abgeben.“ Colin verzog das Gesicht und knabberte nervös an seinem Toast. „Anonym oder nicht, ich werde rot wie eine Tomate, wenn sie meins vorliest. Und meine Note wird sicher auch nicht die beste. Wer kann auch ahnen, dass man für Muggelkunde dichten können muss?“

Ginny nickte an den passenden Stellen und rührte ansonsten lustlos in ihren Cornflakes herum. Sie hatte Blaise in den letzten Tagen kaum gesehen und er hatte sie nicht angesprochen. Kein Wort hatten sie gewechselt, nur ein paar Blicke. Der Höhepunkt ihres Montags war ein Lächeln des Slytherins gewesen. Es hatte sie wirklich schlimm erwischt. Offenbar hatte der Tag in Hogsmead nichts an ihrem Verhältnis geändert. Was sollte sie nun tun? Die Chance, dass er auch etwas für sie fühlte, war viel zu gering. Besser, sie versuchte ihre Freundschaft zu erhalten. Vielleicht würde sich ihr Verhältnis irgendwann von selbst ändern.

„Das ist nicht gerade das, was für eine Gryffindor angemessen ist“, murmelte sie leise vor sich hin.

„Ich weiß, ich bin ein Löwe, ich sollte nicht jammern, aber dieses Gedicht ist einfach nur schrecklich und alle werden es hören!“

Ginny warf Colin einen verwirrten Blick zu. „Ähm … ja. Wir sollten langsam los.“

„Sicher, auf zur Blamage meines Lebens.“


Colins Sorgen waren unbegründet. Nur wenige Schüler hatten gute Gedichte zustande gebracht. Entsprechend viel gab es in der Stunde zu lachen. Professor Festra versuchte einen strengen Blick aufzusetzen, doch ihre Mundwinkel zuckten mehr als einmal hoch.

Colins Gedicht fiel nicht weiter auf und eine lobende Bemerkung der Professorin zu dem Gedicht brachte ein stolzes Grinsen auf sein Gesicht. Beim darauffolgenden Werk stutzte die Professorin und verdrehte schließlich die Augen. „Also wirklich, der Dichter erhält von mir einen Punkt für die kreativste Entschuldigung für eine vergessene Hausaufgabe seit ich Professorin bin, aber abgesehen davon wird er wohl mit mir über eine Ersatzleistung sprechen müssen.“ Die Lehrerin räusperte sich und las dann vor:


„Es tut mir leid.

Es fehlte nicht an Zeit

Und sicher auch nicht an Gelegenheit.


Ich hab kein Gedicht.

Sag's Ihnen gern nochmal ins Gesicht.

Ich hoffe, die Note hat kein großes Gewicht.“


Für einen Moment war es ruhig in der Klasse, dann begannen die Schüler zu lachen.

„Das hätten wir auch machen sollen, dann wäre uns viel Arbeit erspart geblieben“, sagte Colin. Ginny schüttelte den Kopf. „Wer weiß, woraus die Ersatzarbeit besteht.“

Über Ginnys Gedicht wurde nicht gelacht. Die Mädchen saßen mit verträumtem Gesichtsausdruck da und Professor Festra beendete es mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. „An diesem Beispiel seht ihr sehr schön, wie viel Macht die Poesie haben kann!“

Ginny machte sich in ihrem Sitz möglichst klein.

Kurz vor Ende der Stunde gaben die Schüler noch einmal Kopien der Gedichte mit ihrem Namen auf dem Pergament ab. Alec stellte sich hinter sie. „Hallo Kätzchen! Ich dachte am Wochenende schon, Blaise hätte dich entführt.“

„Dann kannst du ja jetzt beruhigt sein“, erwiderte die Gryffindor trocken.

„Das war ich schon am Montag. Er hatte keine Kratzspuren am Körper.“

„Bist du sicher? Hast du denn jede Stelle inspizieren können?“, fragte Ginny frech.

Alecs linke Augenbraue schoss in die Höhe. „Vielleicht sollte ich mal ein ernstes Gespräch mit meinem besten Freund führen. Er läuft sonst noch Gefahr, seine Verehrerinnen zu enttäuschen.“ Ginny wurde hellhörig. „Er hat Verehrerinnen?“

„Klar, traust du ihm das nicht zu? Heute morgen standen drei giggelnde Mädchen vor unserem Schlafsaal, um ihm irgendwelche Valentinskärtchen und Pralinen zu geben. Wir wollen heute Nachmittag testen, ob sie Liebestrank reingetan haben. Das war natürlich nichts gegen das Aufgebot, dass für Draco bereit stand, aber dafür waren die drei wirklich nicht zu verachten.“

Der Schüler vor Ginny konnte die Schlange verlassen und die Gryffindor gab ihrer Professorin hastig die Kopie mit ihren Namen darauf. „Kann ich die Kopie ohne meinen Namen vielleicht wiederhaben?“

Professor Festra warf kurz einen Blick auf das Pergament und strahlte Ginny an. „Sie haben das also geschrieben! Das war wirklich ein sehr schönes Werk. Es hat Ihre Gefühle wundervoll ausgedrückt.“

„Danke sehr, kann ich jetzt bitte meine Kopie haben?“, fragte Ginny hastig.

Verehrerinnen! Allein der Gedanke, Blaise mit einer Anderen zu sehen! Sie hatte ihren Entschluss gefasst. Vielleicht würde es schief gehen, aber wenigstens hätte sie ihre Chance genutzt.

Professor Festra gab ihr die Kopie und Ginny verabschiedete sich rasch von einem äußerst amüsiert schauenden Alec.

Ihre nächste Stunde würde in wenigen Minuten beginnen, doch im Moment interessierte sie das wenig. Sie musste sofort zu Blaise gehen, sonst würde sie der Mut vielleicht wieder verlassen. Dank ihrer Recherche für das Gedicht kannte sie den Stundenplan des Slytherins und wusste, wo sie ihn abfangen musste.

Sie hatte Glück und traf im vierten Stock auf eine Gruppe Slytherins, die gerade den Unterrichtsraum betreten wollten. Unter ihnen war Blaise und neben ihm lief eine wirklich hübsche Slytherin, von der Ginny wusste, dass sie beim Quidditch auf der Ersatzbank saß.

„Finger weg“, knurrte die Gryffindor leise, als sie sah, wie das Mädchen Blaise anstrahlte.

„Blaise!“, rief Ginny, kurz bevor der Slytherin den Raum betrat. Er wandte sich überrascht zu ihr um. „Hast du kurz Zeit?“

Die anderen Slytherins sahen ihren Mitschüler skeptisch an und der Gryffindor wurde klar, in was für eine Lage sie ihn gebracht hatte. Wenn er jetzt mit ihr redete, würde er in seinem Haus Probleme bekommen. Blaise hatte seine Lippen fest aufeinander gepresst und stand steif an der Tür. Ginny wollte sich schon umwenden und gehen, doch da setzte sich Blaise in Bewegung und kam auf sie zu, ohne die missbilligenden Blicke der anderen zu beachten und das erschrockene „Blaise!“ des Slytherinmädchens ignorierend.

„Guten Morgen, Ginny. Was kann ich für dich tun?“

Die Gryffindor hatte Mühe, ihm nicht vor Freude um den Hals zu fallen. „Ich wollte dir etwas zeigen. Aber ich habe mir dafür wohl einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht.“ Sie deutete zerknirscht auf die Schülergruppe, die immer noch an der Klassentür stand und sich leise unterhielt. „Tut mir leid.“

Blaise zuckte die Schultern. „Ihre Meinung ist mir nicht wichtig. Was willst du mir zeigen?“

Mit klopfendem Herzen nahm Ginny Blaise' Hand und zog ihn weg von der Slytheringruppe, deren Gespräch nun lauter wurde und wesentlich empörter klang.

Nervös sah Ginny sich nach einem leeren Klassenraum um und schob Blaise in den ersten, den sie finden konnte.

Er hob fragend eine Augenbraue und lehnte sich an einen der Tische im Raum. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja ...“ Ginny holte mit zitternden Händen das Pergament aus ihrer Tasche und gab es dem Slytherin. „Das ist mein Gedicht. Ich will, dass du es liest.“

„Bist du dir sicher?“, fragte Blaise nach.

Ginny nickte entschlossen und er nahm ihr das Pergament ab. Die Gryffindor ging ein paar Schritte weg, lehnte sich an einen anderen Tisch und hielt den Blick gesenkt. Sie wollte Blaise' Gesicht nicht sehen, während er das Gedicht las. Bestimmt würde er nicht verstehen, was sie ihm damit sagen wollte. Und wenn doch, würde er es nur albern finden.

Sie hörte das Knistern des Pergaments und dann war es still. Nervös verschränkte Ginny die Arme vor der Brust.

Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit verging, doch es kam ihr wie Stunden vor. Ob die anderen Schüler inzwischen schon beim Abendessen saßen? Ihr Nacken schien langsam steif zu werden, doch sie traute sich nicht, den Kopf zu heben und hielt ihren Blick stattdessen hartnäckig auf den Boden gesenkt.

Schließlich knisterte das Pergament erneut und langsame, bedächtige Schritte kamen auf sie zu. Ginny presste ihre Arme fester an ihre Brust. Ihr Herz schien durch ihre Rippen hindurch schlagen zu wollen. Warum sagte Blaise nichts?

Im nächsten Moment sah sie für einen Augenblick Blaise' Hand, ehe sie sich unter ihr Kinn schob und es sanft anhob. Widerwillig ließ Ginny es geschehen.

Blaise' Gesichtsausdruck war für sie kaum deutbar. War er etwa unsicher? „Das Gedicht ist sehr schön geworden. Ich kann mich nicht erinnern, wann je jemand so wundervolle Dinge über mich gesagt hat.“ Ein nervöses Lächeln trat auf sein Gesicht. „Auch, wenn es mich in einem etwas zu guten Licht darzustellen scheint.“

Ginny lachte unsicher. „Das kann ich nicht behaupten, ich meine jede Zeile ernst.“

„Tatsächlich?“ Blaise sah sie eindringlich an.

„Ja“, erwiderte Ginny leise.

Die beiden standen sich für einige Sekunden schweigend gegenüber und schauten sich forschend an. Blaise räusperte sich schließlich und nahm seine Hand weg von Ginnys Kinn. Einen Moment lang war sie enttäuscht, dann spürte sie seine Berührung an ihrem Arm.

„Ich … ich mag dich sehr gern, Ginny. Also, wenn du das ernst meinst, dann …“

„Dann?“, hakte Ginny atemlos nach. Hoffnung flammte in ihr auf. Deutete Blaise gerade an, dass er gern mit ihr zusammen wäre?

Blaise brachte ein schiefes Lächeln zustande. „Für eine mutige Löwin lässt du mich hier ganz schön allein hängen, Kätzchen.“

„Findest du?“ Ginny ging einen kleinen Schritt auf den Slytherin zu. Jetzt trennten sie nur noch Millimeter und Ginny versuchte mit aller Macht, ihre Nervosität nicht zu zeigen. „Was genau könnte ich denn tun, um dich nicht hängen zu lassen?“

„Ich hatte gehofft, du hättest einen Vorschlag.“

Die Gryffindor seufzte gespielt theatralisch auf. „Kaum zu fassen, was soll ich denn noch alles machen? Also schön, aber wehe du beschwerst dich dann über mein Vorgehen.“ Sie nahm all ihren Mut zusammen, überwand das letzte Stückchen Abstand und gab Blaise einen vorsichtigen Kuss. Ihre ganze Haut schien zu kribbeln, während sie auf eine Reaktion von Blaise wartete. Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, doch dann schob er die Hand, die immer noch auf ihrem Arm lag, auf ihren Rücken und zog sie näher an sich heran. Der Druck auf ihren Lippen erhöhte sich und Ginny jubelte innerlich.

Schließlich löste sich Blaise von ihr, hielt sie aber weiter fest umarmt und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Ich kann mich nicht beschweren. Ich mag dein Vorgehen.“

Ginny lachte befreit auf. „Das hoffe ich doch, sonst hältst du es bestimmt nicht lange mit mir aus.“

„Keine Sorge, ich bin mir sicher, das werde ich.“

Ginny legte glücklich ihren Kopf an Blaise' Schulter und genoss den Moment.

„Kätzchen?“

„Nenn mich nicht so!“

„Ich mag das aber. Du siehst süß aus, wenn du wütend bist.“

„Süß?!“, echote Ginny ungläubig. „Ich bin nicht süß.“

Sie schaute Blaise empört an, doch der hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. „Oh doch, das bist du. Süß und frech und stur ...“

„Ich hab's kapiert“, sagte Ginny stöhnend, grinste aber ebenfalls. Wie konnte sie lange sauer auf ihn sein? Dieses Lächeln versetzte sie zwangsweise in beste Laune.

„Was ich eigentlich sagen wollte“, fuhr Blaise fort, „wir haben eigentlich seit einigen Minuten Unterricht.“

Erst seit ein paar Minuten? Offenbar würde sie es nicht nur zum Abendessen schaffen, sondern sogar das Mittagessen noch mitnehmen können.

„Wir könnten zu Madam Pomfrey gehen und behaupten, wir hätten uns duelliert. Was hältst du von einem Fluch, der deine Haare und deine Haut verfärbt?“, fragte sie im Plauderton.

Blaise sah sie entsetzt an und warf einen schnellen Blick auf ihre Hände, in denen er mit deutlicher Erleichterung keinen Zauberstab entdeckte.

„Ich glaube, wir sollten uns etwas anderes überlegen.“

„Schade, du siehst süß aus, wenn du geschockt bist.“

Blaise sparte sich eine Antwort und verdrehte die Augen.



„Ginny!“ Colin schaute sie neugierig an, als sie sich mit einem strahlenden Lächeln neben ihn an den Gryffindortisch setzte. „Wo warst du? Wir hatten Unterricht!“

„Ich weiß“, sagte Ginny grinsend. „Mir war nicht gut, ich habe bei Madam Pomfrey vorbeigeschaut.“

Colin sah sie misstrauisch an. „Dir war also schlecht? Das erklärt natürlich deine niedergeschlagene Stimmung und den fehlenden Appetit.“ Er deutete auf den riesigen Berg Lasagne, den sie auf ihren Teller gehäuft hatte.

„Das ist der Sinn der Krankenstation: Schüler wieder gesund zu machen.“

„Und was hat sie dir gegeben?“, fragte Colin. „Antidepressiva?“

Ginny sah ihren besten Freund ratlos an. „Anti – WAS?“

„Vergiss es.“ Colin wandte sich kopfschüttelnd seinem eigenen Essen zu.

Der Rest des Tages zog mehr oder weniger unbemerkt an Ginny vorbei. Colin warf ihr immer wieder seltsame Blicke zu, und als Kathryn ihr am Nachmittag mit einem „Ich hab gewusst, dass ihr perfekt füreinander seid!“ entgegen kam, reichte es ihm endgültig.

„Ginevra Molly Weasley, was ist hier los?!“ Die beiden Gryffindors waren im Gemeinschaftsraum und Ginny hatte sich gerade auf den Weg zu ihrem Schlafsaal gemacht.

„Was soll los sein?“, fragte Ginny gespielt unschuldig.

„Ja, was soll los sein?“, echote es von einem Sessel in der Nähe. Die beiden Sechstklässler drehten sich um und entdeckten Ron, der sich weit in die Polster gedrückt hatte.

„Was machst du da?“, wollte Ginny wissen.

Ron schaute seine Schwester verlegen an. „Ich verstecke mich vor Hermine. Sie bringt mich mit ihrem Lernplan für die Prüfungen zur Verzweiflung.“

„Warte ab, wie sie dich erst zur Verzweiflung bringen wird, wenn sie dich findet“, sagte Colin.

„Tja, darüber mache ich mir später Gedanken“, antwortete Ron. „Also, was ist nun los, Schwesterchen?“

Ginny verschränkte nervös die Arme vor der Brust und sah zwischen Colin und Ron hin und her. Sie mussten es irgendwann erfahren, oder? Besser so, als wenn sie Blaise und sie irgendwann Händchen haltend durch die Gänge laufen sahen.

Die Gryffindor schaute sich kurz um, doch kein anderer Schüler war in der Nähe und konnte ihr Gespräch hören.

„Also gut ihr beiden, ich habe einen Freund.“

Merlin, klang das himmlisch! Ehe Ron und Colin sich von ihrem Schock erholt hatten, schlüpfte die Gryffindor an ihnen vorbei in den Mädchenschlafsaal. Als sie die Tür schloss, hörte sie die beiden im Chor ein lautes „WER?!“ hinter ihr her rufen und in diesem Moment war sie äußerst dankbar für die Zauber, die die Jungen davon abhielten, die Schlafsäle der Mädchen zu betreten.


Am Abend schaffte sie es, unbemerkt aus dem Gemeinschaftsraum zu schlüpfen. Den Nachmittag hatte sie mit ihren Hausaufgaben verbracht, doch jetzt würde sie sich bald ihren Freunden stellen müssen. Sie war im dritten Stock und ging gerade an einem Wandbehang vorbei, als der Teppich sich bewegte und eine Hand Ginny in den Geheimgang zog, der dahinter lag. Erschrocken wirbelte die Gryffindor herum, bereit, sich mit Händen und Füßen zu verteidigen, doch kurz bevor sie ihrem Gegenüber eine kräftige Ohrfeige verpassen konnte, bemerkte sie, dass es Blaise war. „Was war das denn?“, keuchte sie und ließ ihre Hand wieder versinken. Der Slytherin grinste. „Kaum zu fassen, ich habe eine Gryffindor erschrecken können.“

„Bilde dir nicht zu viel darauf ein“, erwiderte Ginny und bemühte sich um einen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck. Blaise war nicht sonderlich beeindruckt. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen sanften Kuss, dann legte er seinen Kopf auf ihrer Schulter ab.

„Wie war dein Tag?“

„Ich habe Ron und Colin gesagt, dass ich einen Freund habe“, gab Ginny etwas unsicher zu. „Du hast hoffentlich nichts dagegen?“

Sie spürte, wie er den Kopf schüttelte. „Sicher nicht. Ich bin mit einem der hübschesten Mädchen dieser Schule zusammen, da will ich sicher keine geheime Beziehung, bei der ich andere Jungs nicht verfluchen kann, wenn sie meiner Freundin zu nahe kommen.“

„Keine Sorge, ich kann gut selbst auf mich aufpassen“, versicherte sie ihm, doch innerlich führte sie einen Freudentanz auf und genoss das gute Gefühl, das Blaise' Worte ihr bescherten. „Wir machen unsere Beziehung also öffentlich?“

„Unbedingt“, antwortete Blaise. Er richtete sich wieder gerade auf und fasste in die Tasche seines Umhangs. In seiner Hand lag das Pergament, das Ginny ihm am Vormittag gegeben hatte. „Das muss ich dir noch zurückgegeben“, erklärte Blaise.

„Behalt es“, sagte Ginny. „Ich habe es so oft gelesen, ich kenne es auswendig.“

Der Slytherin lächelte dankbar und steckte das Pergament wieder ein. „Das dürfte dann wohl als mein erstes Valentinsgeschenk von dir durchgehen.“

„Ja, das kann es.“

Blaise runzelte die Stirn. „Jetzt habe ich aber nichts für dich.“

Die Gryffindor legte ihre Arme um den Hals ihres Freundes und gab ihm einen kurzen Kuss. „Ich habe dich gekriegt. Du hättest mir gar kein besseres Geschenk machen können.“


Die Große Halle war brechend voll, als Blaise und Ginny es endlich zum Essen schafften. Sie hatten den ungünstigen Zeitpunkt erwischt, an dem die früher Essenden noch an ihrem Nachtisch saßen, während die, die sich verspätet hatten, gerade ihre Plätze suchten oder sich ihr Essen auf die Teller schaufelten. „Eine bessere Situation kann man doch gar nicht erwischen, wenn man eine unwillkommene Beziehung zugeben will“, sagte Blaise. Ginny war sich nicht sicher, ob das, was sie in seiner Stimme hörte, Ironie war.

„Willst du es doch sein lassen?“

Der Slytherin schüttelte entschlossen den Kopf, fasste Ginnys Hand und ging mit ihr in die Große Halle. Im ersten Moment schien sie niemand zu bemerken, doch sobald die ersten Schüler einen zufälligen Blick auf das Paar geworfen hatten, ging alles sehr schnell. Innerhalb von Sekunden schien fast die ganze Halle die Köpfe zu recken, um das Pärchen sehen zu können. Blaise kümmerte sich nicht weiter um das Getuschel der anderen und führte Ginny ungerührt zum Gryffindortisch. Ginny selbst suchte nach Colin, Harry, Ron und Hermine, fand sie jedoch erst, als das Geräusch von zerberstendem Porzellan sie auf die vier aufmerksam machte. Sie saßen nur wenige Schritte von Blaise und Ginny entfernt und Ron hatte, als er empört aufgestanden war, seinen Teller vom Tisch gefegt.

Das kann ja heiter werden, dachte die Gryffindor grimmig. Blaise drückte ihre Hand noch etwas fester und sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Während Ron aussah, als würde er den neuen Freund seiner Schwester am liebsten verfluchen, schien Hermine nicht sonderlich überrascht zu sein und auch Colin tat die Situation mit einem ungläubigen Kopfschütteln und einem Grinsen in Ginnys Richtung ab. Harry sah fast ein wenig traurig aus, lächelte ihr aber auch zu, als er ihren Blick bemerkte.

„Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden!“, rief eine kein bisschen entsetzte Luna vom Ravenclawtisch aus.

Ginny winkte ihr kurz zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf ihren Bruder, den sie nun erreicht hatten. Er starrte Blaise einen Moment feindselig an, dann wandte er sich an seine Schwester.

„NEIN!“

„Nein, du kriegst immer noch keine ordentliche Begrüßung zustande?“, fauchte Ginny zurück. Ihre Nervosität verschwand langsam und ihr Temperament kam wieder zum Vorschein.

„Nein, du wirst nicht mit einem Slytherin ausgehen!“, erwiderte Ron und deutete, ohne Blaise anzusehen, mit dem Zeigefinger auf den Slytherin. „Er ist ein Reinblut!“

„Na, da haben wir doch was gemeinsam“, mischte sich Blaise spöttisch ein.

Ron fühlte sich nun doch genötigt, seinen Klassenkameraden zu beachten. „Wir hassen aber keine Muggel oder Muggelgeborenen!“

„Und du glaubst, dass ich das tue, nur weil nicht viele von dieser Sorte in meinem Freundeskreis sind“, sagte Blaise. „Ich muss dich enttäuschen. Auch deine Vorurteile sind nicht mehr als das – Vorurteile. Ich mag nicht viel mit ihnen zu tun haben, aber ich habe nichts gegen sie.“

„Ich kann mich nicht erinnern, je von Blaise beleidigt worden zu sein“, meldete sich nun Hermine schon fast vergnügt zu Wort.

Der Slytherin nickte ihr kurz zu, Ginny strahlte sie an und Ron warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Du solltest mich hier unterstützen!“

„Keine Sorge, du machst dich ganz gut allein zum Affen“, sagte Ginny kühl.

Ron setzte zu einer Antwort an, doch Harry kam ihm zuvor. „Ich gratuliere euch jedenfalls“, sagte er mit einem matten Lächeln in Ginnys Richtung. Dann wandte er sich an Blaise und sein Blick wurde ernst. „Sie ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und solltest du ihr weh tun, wirst du es bereuen. Ich weiß, sie kann sich selbst verteidigen und braucht niemanden, der für sie kämpft, aber ich werde es trotzdem tun.“

Colin klopfte Harry anerkennend auf die Schulter, während Blaise den Arm um Ginnys legte. „Danke sehr. Und keine Sorge, ich habe nicht vor, sie zu verletzen.“

„Das würdest du auch nicht überleben“, erklärte Ron grimmig.

Hermine verdrehte die Augen, schnappte sich den Umhang des Weasleys von hinten und zog ihn wieder auf seinen Platz. „Jetzt sei nicht so übertrieben dramatisch und iss endlich auf. Wir haben heute noch ein ganzes Stück Lernstoff zu schaffen.“

Diese Horrornachricht schien die neue Beziehung seiner Schwester erst einmal aus Rons Gedächtnis zu streichen.

Nachdem Essen fingen Alec und Kathryn die beiden ab und gratulierten ihnen. Ginny war froh, dass sie diese Gratulation gleich zurückgeben konnte. Sie hätte ein ziemlich schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie sich mit Blaise vergnügt hätte, während der Hogsmeadausflug für die beiden schief gelaufen wäre.

Kurz darauf lag sie wieder allein im Mädchenschlafsaal auf ihrem Bett und dachte an die nächsten Wochen. Ihre Mitschüler hatten überrascht reagiert, aber nicht so feindselig wie erwartet. Also würde es vielleicht gar nicht so schwer werden, mit Blaise zusammen zu sein. Natürlich, Malfoy hatte ausgesehen, als hätte seine Mutter ihm einen Muggelgeborenen als Stiefvater vorgesetzt, aber bestimmte Dinge waren ihr auch vollkommen egal. Alec hatte ihr versichert, dass Blaise keine größeren Probleme in seinem Haus bekommen würde.

Und Ron würde sich sicher auch bald an ihren neuen Freund gewöhnen. Soviel besser hatte er auf Dean auch nicht reagiert.

Zufrieden nahm Ginny ihre Notizen über Blaise aus ihrem Schrankfach und fügte einen weiteren Punkt auf der Liste hinzu. Zuerst versah sie ihn noch mit einem kleinen Fragezeichen, doch dann schüttelte sie lächelnd den Kopf und strich es durch. Sie war sich sicher und die nächsten Wochen würden das bestätigen.


… er liebt mich auch


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