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Fanfiction

Liebeserklärung wider Willen - Die positive Seite von Hausaufgaben

von Sayuchan

Am Abend nutzte Ginny die Ruhe des noch leeren Schlafsaales, legte sich auf ihr Bett, zog die Vorhänge um sich herum zu und holte erneut ihre kleine Liste heraus. Sie starrte auf das letzte Wort, das mit einem Fragezeichen versehen war, bis die einzelnen Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. Ginny blinzelte, um wieder besser sehen zu können. Seit ihrem kleinen Zusammentreffen mit Blaise war sie in Hochstimmung. Während des Abendessens hatte sie sich davon abhalten müssen, leise vor sich hinzusummen. Ihr Bruder schien sie wegen ihrer überschwänglichen und fröhlichen Art am Tisch sowieso schon die ganze Zeit misstrauisch anzuschauen, während Hermine sie nur wissend angelächelt hatte. Nicht, dass es da etwas zu wissen gab! Aber Hermine bildete sich sicher ein, dass es so war.

Aber woher war dann ihre gute Stimmung gekommen? Ginny schaute nachdenklich auf das letzte Wort ihrer Liste.

Eifersüchtig.

Sie wusste nicht, ob sie mit diesem Verdacht richtig lag, doch Blaise hatte sich schon sehr seltsam verhalten. Zumindest, bis sie ihm von Alec und Kathryn erzählt hatte. Um diese Sache musste sie sich auch noch kümmern. Alec mochte sonst eine ziemliche Quasselstrippe sein, aber wenn es um Kathryn und sein Verhältnis zu ihr ging, war er plötzlich durch und durch ein reservierter Slytherin. Aber gerade das machte Ginny inzwischen einige Hoffnungen. Warum sollte er gerade bei Kathryn plötzlich seine Kommunikationsfreude verlieren?

Wie auch immer, darum würde sie sich später kümmern.

„Zuerst solltest du herausfinden, ob dir jemand den Kopf verdreht hat“, flüsterte Ginny. Die Worte laut auszusprechen, schien ihre Gefühle nur realer werden zu lassen. Sie erinnerte sich deutlich an Blaise im Sonnenlicht, lachend auf der Picknickdecke. Sie sah seine Augen vor sich, als er sie in der Bibliothek entdeckt hatte, und erinnerte sich an ihr schneller schlagendes Herz und die weichen Knie. Ginny rief sich ins Gedächtnis, wie wichtig es ihr gewesen war, sofort herauszufinden, warum Blaise sich plötzlich so distanziert ihr gegenüber verhielt, an ihre Erleichterung, als sie den Grund gefunden hatte. Zumindest hoffte sie, dass sie ihn gefunden hatte.

Du willst, dass das der Grund für sein Verhalten ist, sagte eine mahnende innere Stimme. Stöhnend ließ Ginny ihren Kopf nach hinten in das Kissen fallen und warf die Liste vom Bett. Das konnte nicht ihr Ernst sein! Sie hatte sich in einen Slytherin verliebt!

„Dumm, dumm, dumm!“ Ginny schlug verärgert mit der flachen Hand auf ihr Bett. Und was jetzt?


Das Flattern von Flügeln unterbrach ihre Gedanken und Ginny schwang dankbar für die Ablenkung ihre Beine über den Bettrand, schlug die Vorhänge zur Seite und stand auf. Auf dem Fenstersims saß eine kleine Schuleule und sah ihr erwartungsvoll entgegen. An ihr rechtes Bein war ein gefaltetes Pergament gebunden. Schnell holte Ginny ein paar Eulenkekse aus ihrem Schrank, die sie eigentlich für Pig aufgehoben hatte, und ging zum Fenster.

„Hallo, mein Kleiner. Für wen hast du denn einen Brief?“

Die Eule beäugte die Kekse begierig und hob bereitwillig ihr Bein, so dass Ginnys Name sichtbar wurde. „Da hast du ja gleich die Richtige erwischt“, sagte Ginny und reichte dem Tier einen Keks. Zufrieden schuschuhte die Eule und knabberte daran. Ginny band vorsichtig das Pergament von ihrem Bein, legte eine weitere Leckerei vor den geflügelten Boten und ging dann zurück zu ihrem Bett.

Neugierig faltete sie das Pergament auseinander und schaute mit hämmerndem Herzen auf die Unterschrift unter dem kurzen Brief. Blaise ...


Guten Abend Ginny,


du wolltest darüber nachdenken, mir dein Gedicht doch noch vorzulesen. Hast du dich entschieden? Wir können uns morgen nach dem Quidditchtraining treffen. Warte vor dem Feld auf mich.


Blaise



„Klingt so, als wäre er sich ziemlich sicher, dass ich ihn das Gedicht lesen lasse“, murmelte Ginny. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was sollte sie jetzt machen? Wenn Luna ihre Gefühle durch ihr Gedicht schon vor ihr erkannt hatte, wie würde Blaise dann darauf reagieren?



Ginny hatte noch keine Entscheidung getroffen, als sie am nächsten Tag auf dem Weg zu Muggelkunde war. In ihrem Brief war sie nicht auf dieses Thema eingegangen. Nur, dass sie da sein würde, hatte sie versprochen. Colin war glücklicherweise voll und ganz mit seinem Gedicht beschäftigt und bemerkte nicht, dass seine beste Freundin heute ungewöhnlich ruhig blieb.

„Ich kann einfach nicht fassen, was ich hier für einen Mist zusammengeschrieben habe! 'Du bist alles', ha! Daphne ist höchstens alles, was ich nie als Freundin haben will.“

„Es geht Professor Festra doch nur um das Gedicht an sich. Keiner wird glauben, dass irgendjemand von uns das Geschriebene ernst meint“, beruhigte Ginny ihn.

Colin sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Also, ich bin mir nicht so sicher, dass es keiner von uns ernst meint.“

Ginny ignorierte die Bemerkung und öffnete mit etwas mehr Nachdruck als nötig die Tür zum Klassenzimmer. Professor Festra lehnte an ihrem Tisch vor der Klasse und summte leise etwas vor sich hin. Außer ihr waren bisher nur Alec und die Ravenclaws da.

Der Slytherin schaute kurz auf, als sie den Raum betrat, und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Ginny erwiderte es und ging dann nach vorn zu ihrem Platz. Wer hätte gedacht, dass diese Hausaufgabe auch positive Seiten haben würde? Sie hatte neue Freunde gewonnen, nur leider auch jede Menge emotionale Probleme.

Colin murmelte neben ihr die letzten Zeilen seines Gedichtes vor sich hin.


Wenige Minuten später eröffnete Professor Festra den Unterricht und sah ihre Schüler mit strahlendem Lächeln an. „Der Valentinstag rückt näher und damit die Abgabe eurer Werke! Heute wollen wir darüber sprechen, wie ihr bisher mit der Aufgabe zurechtgekommen seid. Vielleicht können sich diejenigen, die noch Probleme mit der Aufgabe haben, so die Erfahrungen der anderen Schüler zunutze machen.“

„Kennt jemand einen besseren Schutzzauber als den Protego? Das würde mir wirklich sehr helfen“, sagte ein Hufflepuff grimmig. Einige Mitschüler warfen ihm verständnisvolle Blicke zu.

„Ich weiß gar nicht, was ihr habt“, mischte sich eine Ravenclaw ein. „Ich hatte keine Probleme mit der Recherche.“

„Wir beide haben auch keine Slytherins gezogen, sondern Hufflepuffs“, verteidigte Luna ihren Mitschüler.

Jetzt meldete sich auch Alec zu Wort und sprach den Hufflepuff an. „Hast du mal versucht, mit der Slytherin zu reden? Vielleicht wäre sie sogar bereit, dir zu helfen!“

Der Hufflepuff warf Alec einen ungläubigen Blick zu. „Glaubst du an das, was du da sagst?“

„Ich habe auch einen Slytherin“, sagte Ginny. „Er hat mir seine Unterstützung angeboten und mir sehr geholfen. Einen Versuch ist es sicher wert.“

„Wenn nicht, gibt es immer noch den Freundeskreis, den man aushorchen kann“, fügte Colin grinsend hinzu.

„Wie man sieht“, meldete sich nun die Professorin wieder zu Wort, „hilft etwas Gryffindormut bei dieser Aufgabe weiter. Ihr müsst lernen, das zu sehen, was hinter der Fassade steckt. Es ist egal, ob ihr einen Hufflepuff, Gryffindor oder Slytherin gezogen habt. Jeder von euch hat eine individuelle Persönlichkeit, die zufällig einem Haus zugeteilt wurde, aber das muss euch für das Gedicht doch gar nicht interessieren. Die Person zählt.“

Die Ravenclaw, die hinter Ginny saß, schaute skeptisch ihre Lehrerin an. „Und weil das alles so egal ist, haben auch so viele Schüler Slytherins zugeteilt bekommen und keiner von uns hat jemandem aus seinem Haus gezogen?“

„Nun, ihr sollt etwas aus dieser Aufgabe lernen. Das würdet ihr kaum tun, wenn ihr über eure besten Freunde schreiben müsstest, nicht wahr?“, antwortete Professor Festra ruhig.

„Aber es ist nicht die Aufgabe des Muggelkundeunterrichtes, uns mit anderen Schülern bekannt zu machen!“, erwiderte der Hufflepuff verstimmt.

Ginny warf Alec einen vielsagenden Blick zu. Das konnte noch eine Weile dauern. Die Gryffindor ignorierte die weitere Diskussion und ging in Gedanken noch einmal ihr Gedicht durch, das sie inzwischen auswendig kannte. Sie hatte es gestern Abend einige gefühlte Millionen Mal gelesen. Konnte sie es Blaise zeigen oder nicht?


Weder die Diskussion noch Ginnys Gedanken kamen bis zum Ende der Stunde zu einem befriedigendem Ergebnis. Professor Festra hielt noch eine Rede, die die Schüler wohl motivieren sollte, doch die Hufflepuffs wirkten auch nach dem Unterricht nicht zufriedener.

„Was erwarten sie? Das ihnen immer alles in den Schoß fällt und sie sich nie überwinden müssen, um etwas zu erreichen? Wenn sie schon daran scheitern, nur einen Mitschüler anzusprechen, was machen sie dann nach Hogwarts?“ Alec schüttelte grimmig den Kopf. Ginny konnte ihn verstehen. Viele Schüler hatten sich in der Stunde über die ach so gefährlichen und schlimmen Slytherins ausgelassen, während er zwischen ihnen gesessen hatte. Jetzt war seine Laune auf dem Nullpunkt.

„Lass ihnen etwas Zeit. Du musst zugeben, ihr seid nicht alle sehr umgänglich, und jahrelange Feindschaft kann man auch nicht von heute auf morgen auslöschen.“

„Du hast das ganz gut hinbekommen“, erwiderte Alec.

Ginny sah ihn spöttisch an. „Du hast mir mehr oder weniger keine Wahl gelassen, genauso wenig wie Blaise.“

Ein kleines Lächeln erschien auf dem Gesicht des Slytherin. „Mag sein, aber das war gut so. Immerhin habe ich jetzt eine gute Freundin aus dem Haus des Löwen!“

„Wir sind also Freunde?“, fragte Ginny vorsichtig nach.

Alec sah sie verwundert an. „Natürlich! Oder denkst du anders darüber? Dabei habe ich gestern schon ein paar Zweitklässlern aus meinem Haus stolz davon erzählt, dass ich eine Wildkatze gezähmt habe.“

Gespielt drohend hob Ginny ihre Schultasche und tat so, als würde sie Alec damit schlagen wollen. Der Slytherin sprintete lachend davon.

Die Gryffindor wollte ihm nachsetzen, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Verwundert drehte sie sich um und blickte in das empörte Gesicht von Colin. „Seit wann werde ich denn gegen einen Slytherin ausgetauscht?“

„Wirst du doch gar nicht“, erwiderte Ginny verwirrt. „Ich dachte, du wolltest Professor Festra noch etwas wegen des Gedichtes fragen.“

„Ja, und normalerweise würdest du vor der Tür warten und nicht mit Alec Fangen spielen“, stellte Colin fest und ging kopfschüttelnd an ihr vorbei. Ginny verdrehte die Augen und beeilte sich, wieder auf gleiche Höhe mit Colin zu kommen.

„Er war wütend, weil viele Schüler den Slytherins keine Chance geben. Ich wollte ihn ein bisschen aufmuntern.“

Ihr bester Freund seufzte. „Ja, ich weiß. Tut mir leid, ich muss mich nur noch daran gewöhnen, dass ich bei bestimmten Slytherins nicht mehr gleich den Zauberstab rausholen sollte, sobald sie mich oder meine Freunde ansprechen.“


Am Nachmittag machte Ginny sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf den Weg zum Quidditchfeld. Ihr blieb viel Zeit. Die Mannschaft der Slytherins war noch mitten im Training. Zuerst wartete sie draußen und spielte nervös mit dem Pergament in ihrer Hand herum, auf dem das Gedicht stand. Schließlich hielt sie das Warten nicht mehr aus, ließ das Pergament in ihrem Umhang verschwinden und betrat den Durchgang, der zum Quidditchfeld führte. Sie lächelte, als sie daran dachte, dass es noch gar nicht so lange her war, dass sie hier mit Colin gestanden hatte. Ginny presste sich an die Wand und schob sich vorsichtig nach vorn. Das Team hatte sich offenbar für Schussübungen an den Torringen versammelt, die genau über dem Durchgang angebracht waren. Sie hätte also auf das Feld treten müssen, um sie zu sehen. Ein Blick auf die Tribünen sagte ihr, dass das keine gute Idee wäre. Pansy und Daphne saßen dieses Mal nebeneinander und waren in ein Gespräch vertieft. Elena saß mit geschlossenen Augen eine Reihe über ihnen und ließ sich die blasse, aber warme Wintersonne ins Gesicht scheinen. Nur Kathryn neben ihr beobachtete das Geschehen an den Torringen. Doch sobald Ginny sie ansah, wandte sie den Blick ab und schaute Ginny an. Die Gryffindor winkte ihr schwach zu und zog sich wieder etwas mehr in den Durchgang zurück. Sie bekam aber noch mit, dass Kathryn sich erhob und etwas zu Elena sagte.

Zwei Minuten später stand Kathryn im Durchgang und sah Ginny stirnrunzelnd an. „Was hast du mit Alec in der Bibliothek gemacht?“

„Dir auch einen wunderschönen Guten Tag, Kathryn“, erwiderte die Gryffindor. „Ich habe Alec bei seiner Hausaufgabe geholfen und ihn nebenbei ein wenig ausgefragt.“

„Ausgefragt?“, erkundigte sich Kathryn misstrauisch. Sie stand inzwischen vor Ginny und stemmte die Hände in die Hüften. „Wie meinst du das?“

„Ich wollte wissen, was er von dir denkt. Ich dachte, wenn ich ein bisschen was aus ihm rauskriege, hast du nicht mehr so eine Angst, ihn anzusprechen“, erklärte Ginny ungeduldig. „Keine Sorge, ich will nichts von Alec.“

Die Slytherin entspannte sich sichtlich und lehnte sich gegen die Wand. „Gut, entschuldige. Ich hätte dich nicht gleich anfahren sollen.“ Kathryn schaute auf ihre Hände, die sie ineinander verschränkte und nervös knetete.

Ginny verdrehte die Augen. „Nun frag schon!“

Ihr Gegenüber hob den Kopf und sah sie erwartungsvoll an. „Was hat Alec über mich gesagt?“

„Nichts“, antwortete Ginny schlicht. „Und genau das macht mich stutzig. Die ganze Zeit ist er offen und direkt, aber kaum habe ich ihn auf dich angesprochen, ist er ... slytherin.“

„Slytherin?“, spottete Kathryn. „Ist das jetzt neuerdings eine Eigenschaft?“

Ginny winkte ab. „Du weißt, was ich meine. Er war plötzlich reserviert und zugeknöpft. Wenn ich etwas gefragt habe, hat er sich möglichst elegant um jede genaue Aussage gedrückt.“

„Und das ist also 'slytherin'?“

Kathryn schüttelte lächelnd den Kopf. „Wir müssen wirklich an unserem Ruf arbeiten. Aber danke, Ginny. Das war wirklich sehr nett von dir.“ Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

Der Schlusspfiff beendete das Training.

„Triffst du dich mit Blaise oder Alec?“, erkundigte sich Kathryn hastig.

„Blaise, er hat mir gestern geschrieben, dass er mich wegen des Gedichtes nochmal treffen möchte.“

Die Slytherin hob spöttisch eine Augenbraue. „Nur wegen des Gedichtes?“

Ginny spürte, wie Hitze in ihre Wangen stieg. „Ja, nur wegen des Gedichtes.“

„Wie du meinst.“ Kathryn drehte sich um und ging wieder auf das Feld zu. „Ich werde dann mal dafür sorgen, dass Blaise ein paar Minuten hat, um unauffällig zu verschwinden. Wir sehen uns, Ginny!“


Ginny verließ hastig den Durchgang. Sie wollte nicht riskieren, dass die landende Mannschaft sie entdeckte. Draußen lehnte sie sich an die Wand und dachte über das kurze Gespräch nach. Hatte Kathryn etwa auch den Verdacht, dass sie etwas für Blaise empfand? Ungläubig schüttelte die Gryffindor den Kopf. Nein, sie war einfach nur ein wenig paranoid. Schließlich kannte Kathryn sie nicht einmal gut, im Gegensatz zu Luna. Und ihr Gedicht hatte sie auch nicht gelesen.

„Aber Blaise kennt sie dafür gut“, überlegte Ginny dann laut. Hatte er etwa irgendetwas getan oder gesagt, das Kathryn auf diesen Gedanken bringen konnte? Oder machte sie sich gerade nur wieder falsche Hoffnungen?

„Guten Tag, Ginny.“

Erschrocken drückte sich die Gryffindor von der Wand ab und drehte sich mit laut klopfendem Herzen zu Blaise um. Er stand nur wenige Schritte von ihr entfernt und wirkte ungewöhnlich gelöst. Seine Haare waren verstrubbelt vom Wind, seine Wangen rot und ein befreites Lächeln lag auf seinem Gesicht. Seine ganze Haltung wirkte locker. Ginny schluckte. Ihre Beine fühlten sich plötzlich weich wie Butter an. Ja, sie hatte es eindeutig geschafft; sie hatte sich in Blaise Zabini verliebt. Ob es dagegen einen Trank gab?

„Hallo Blaise“, brachte sie schließlich heraus. „Wie war das Training?“

Der Slytherin zuckte die Schultern und trat näher an sie heran. „Wir sollten besser gehen, außer du legst Wert darauf, ein Gespräch mit Draco zu führen.“

„Klar. Ich gehörte schließlich auch zu den Wenigen, die Hagrids Unterrichtsobjekte possierlich fanden“, witzelte Ginny. Sie hatte ihre Fassung wieder und wandte sich von Blaise ab, um möglichst schnell zum See zu kommen. Der Slytherin folgte ihr und sie gingen schweigend und ohne sich abzusprechen an die gleiche Stelle, an der ihr Picknick vor nicht allzu langer Zeit stattgefunden hatte.

Dort angekommen, nahm Blaise seinen Umhang ab und legte ihn auf die Wiese. Ginny setzte sich, immer noch etwas angespannt.

„Alec hat mir erzählt, dass einige aus eurem Muggelkundekurs Probleme mit dem Gedicht haben“, sagte Blaise nach einigen stillen Minuten.

Ginny nickte. „Sie trauen sich nicht an die Slytherins heran. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Hättest du mich nicht angesprochen, hätte ich mich sicher auch nicht getraut.“

Blaise schaute sie nachdenklich an. „Vielleicht muss mein Haus den ersten Schritt machen. Aber ich glaube nicht, dass wir dazu schon alle bereit sind. Es sind noch zu viele mit den Idealen von Todessereltern aufgewachsen. Sie können ihre Ansichten nicht von einem Tag auf den anderen ändern.“

„Alecs Eltern und auch deine waren keine Todesser?“

Blaise schüttelte den Kopf. „Wie du weißt, lebt meine Familie in Frankreich. Und Alecs halten zwar nicht viel von Muggeln, aber sie haben sich nie den Todessern angeschlossen.“

Die beiden schwiegen einige Minuten, doch dann wandte Blaise sich mit einem angedeuteten Lächeln wieder an Ginny. „Wie entwickelt sich deine Karriere als Amor?“

„Das wird die Zeit zeigen“, erwiderte Ginny. „Aber die beiden haben auf jeden Fall Potenzial.“

„Sie passen gut zusammen“, fügte Blaise hinzu. „Vielleicht haben wir ja pünktlich zum Valentinstag ein neues Pärchen.“

Ginny nickte. „Das wäre schön. Der Valentinstag ist irgendwie immer ein wenig trostlos, wenn man keinen Freund oder Verehrer hat.“

„Du hast keine Verehrer? Das glaube ich dir nicht!“ Blaise lächelte immer noch, sah sie aber mit ernstem, prüfendem Gesichtsausdruck an.

Ginny zuckte die Schultern und spielte mit einigen Grashalmen. „Was soll ich sagen? Die Verehrer müssen auch interessant sein. Oh, und das wichtigste ist, dass sie sich nicht von meinem Bruder vertreiben lassen! Ich bin eine Gryffindor, wer schon bei ihm den Schwanz einzieht, ist es definitiv nicht Wert.“

„Dir wäre es also lieber, wenn dein Verehrer deinen Bruder in eine Rüstung hext, um freie Bahn zu haben?“

„Sicher, Hermine holt ihn dann schon wieder raus“, grinste Ginny.

„Wie tröstlich für den armen Kerl, der nur mit dir ausgehen wollte und dann deinen Bruder und dessen wütende Freundin auf dem Hals hat“, sagte Blaise spöttisch.

Die Gryffindor schüttelte den Kopf. „Hermine würde Ron höchstens Vorwürfe machen, weil er sich wieder in mein Leben eingemischt hat. Sie wäre wahrscheinlich die Erste, die sich als Schutz vor meinen Verehrer stellt.“

Ginny unterhielt Blaise eine Weile mit Rons Reaktionen auf ihre bisherigen Freunde oder interessierte Schüler, doch irgendwann kam der Slytherin auf den eigentlichen Grund ihres Treffens zu sprechen.

„Darf ich das Gedicht nun lesen?“

Ginny tastete nervös nach dem Pergament in ihrem Umhang und biss sich auf die Unterlippe. Es war nur eine Hausaufgabe und Blaise hatte ihr wirklich geholfen. Sollte tatsächlich der Eindruck entstehen, dass sie von echten Gefühlen schrieb, konnte sie immer noch behaupten, sie wäre einfach eine gute Dichterin. Langsam holte sie das Pergament heraus und reichte es Blaise, ohne ihn anzusehen.

Sie spürte, wie er es ihr aus der Hand nahm, und schluckte. Hätte sie es nicht etwas weniger schnulzig verfassen können? Die Zeilen, in dem sie sein Äußeres beschrieb, klangen geradezu schmachtend und erst der Teil, in dem sie „ihre“ Gefühle für ihn erklärte.

„Ist alles in Ordnung, Ginny?“

Die Gryffindor schaute Blaise unsicher an, nickte aber. „Klar, was soll sein?“

Blaise hatte das Pergament noch nicht auseinandergefaltet. Stattdessen legte er es neben sich und sah sie prüfend an. „Ich habe das Gefühl, dass du nicht wirklich willst, dass ich das Gedicht lese.“

„Aber du willst es doch, oder?“, fragte Ginny.

Blaise schüttelte den Kopf. „Ich interessiere mich dafür, ja. Aber wenn du dich damit unwohl fühlst, dann ziehe ich es vor, es nicht zu lesen.“ Er nahm das Pergament wieder auf und reichte es Ginny. „Ich verlasse mich darauf, dass du mein Vertrauen nicht ausnutzt und mich nicht verunglimpft hast.“

Sprachlos nahm Ginny das Pergament zurück und schaute es nachdenklich an. Einerseits war sie Blaise unendlich dankbar und sie freute sich über sein Vertrauen, andererseits machte es sie traurig, dass sie es nicht über sich brachte, ihm zu widersprechen und ihm das Blatt zurückzugeben. Sie konnte ihm doch auch vertrauen, warum sollte er dieses Gedicht dann nicht lesen?


Ginny wurde ihre zwiespältigen Gefühle bis zum Abend nicht los. Von Blaise war nicht der geringste Vorwurf gekommen, sie hatten sogar noch ein paar Minuten scherzend am See verbracht. Doch sein ganzes verständnisvolles Verhalten bestärkte nur Ginnys Meinung, dass sie vollkommen ungerechtfertigt Angst davor hatte, dass er es las. Sie war eine Gryffindor, sie sollte sich nicht vor so einer Kleinigkeit fürchten! Dann war sie halt ein wenig verliebt in Blaise und vielleicht merkte man das ihrem Gedicht auch an, aber es war schließlich auch ein Liebesgedicht. Es sollte ja genau dieses Gefühl an seinen Empfänger vermitteln.

Aber ich sollte dieses Gefühl nicht wirklich haben. Ginny saß beim Abendessen und schaute nachdenklich in ihr Glas, das mit Kürbissaft gefüllt war. Diese Gefühle würden wieder gehen, dachte sie entschlossen. Nur das Gedicht, das sie schreiben musste, war schuld. Sie musste ja alles Gute und Liebenswerte an Blaise sehen und natürlich unterstützte das romantische Gefühle für ihn. Wenn der Valentinstag vorbei war, würde das enden. Sie würde Blaise nicht mehr sehen, nicht mehr an ihn denken müssen und hätte ihren Kopf wieder frei für andere Dinge.

Das war nur eine kurze Verliebtheit, keine richtige Liebe. Es würde vergehen. Entschlossen setzte sie ihr Glas an den Mund und trank es in einem Zug leer.

Zurück in ihrem Schlafsaal kramte sie die Liste hervor, auf der sie einige von Blaise' Eigenschaften vermerkt hatte. Heute konnte sie wieder einige Dinge hinzufügen.



vertraut mir, nett, umsichtig, rücksichtsvoll ...


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