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Fanfiction

Nach einer dunklen Nacht folgt immer ein noch hellerer Tag - Nach einer dunklen Nacht folgt immer ein noch hellerer Tag

von Vampirella

Nach einer dunklen Nacht folgt immer ein noch hellerer Tag



Ginnys Beine zitterten immer noch. Sie saß etwas abseits von ihrer Familie, von dem Aufruhr, den sie veranstalteten. Sie drückten sich eng aneinander, als könne das über den Verlust hinwegtrösten, den sie erlitten hatten.
Doch Ginny wollte allein sein. Ihre Gedanken waren ganz allein bei ihrem Bruder. Bei seinem Gesicht, seinen Haaren, seinem Lachen....immer, wenn sie George ansah, sah sie gleichzeitig auch Fred. Der Anblick von ihrem lebenden Bruder schmerzte sie, es hätte auch genausogut George sein können, der starb, und dafür hätte Fred hier sitzen können.
Es machte keinen Unterschied. Einer der beiden war gegangen und würde nie wieder zurückkommen.
George saß neben Percy, der eine Hand auf die Schulter seines Bruder gelegt hatte.
„ Ginny?“ Die Stimme ihrer Mutter holte Ginny wieder in die Wirklichkeit zurück, in die schmerzliche, reale Wirklichkeit.
Ginny hob den Kopf. Mrs Weasley winkte sie heran, doch ihre Tochter schüttelte den Kopf. Im Moment zog sie das Alleinsein dem Zusammensein mit ihrer Familie vor.
Plötzlich trat ihr Harrys unfassbare Tat wieder vor Augen. Voldemorts Tod.
Sie erinnerte sich an die Angst, die sie in diesem Augenblick verspürt hatte. Angst hatte wie ein eisener Käfig ihr Herz umschlossen und es nicht mehr losgelassen, bis es vorbei war. Wie erleichtert sie sich gefühlt hatte, als Voldemort auf den Boden gestürzt war und Harry unversehrt dastand. Wie glücklich sie gewesen war, als sie ihn umarmen konnte, als er sie hielt und tröstete.
Aber jetzt, wo Harry nicht mehr bei ihr war, spürte sie nur noch Trauer. Der Schmerz um ihren verstorbenen Bruder hatte ihren Geist wieder gefangen, als Harrys schützende Wärme sie nicht mehr umfing. Nun spürte sie nur noch Kälte. Eisige Kälte.
Der Gedanke, dass Fred nie wieder zurückkehren würde, war unerträglich. Unfassbar. Unbeschreiblich.
Ihr Kopf hatte es noch gar nicht erfasst, dass ein geliebter Mensch nicht mehr zurückkommen würde. Diese Möglichkeit konnte ihre Seele nicht registrieren, nicht verarbeiten. Dass ein Mensch von einer auf die anderen Sekunde nicht mehr da sein konnte, dass sein Körper nicht mehr lebte, er nicht mehr sah, nicht mehr fühlte oder spürte. Sie wünschte sich jeden Moment, dass er plötzlich glücklich und unverletzt zur Tür hereinspaziert kommen würde. Er würde strahlen, und George würde als Erster aufspringen und ihn umarmen. Doch Fred kam nicht. Er würde nie mehr kommen.
Die Bitte, die als Nächstes durch ihren Kopf schoss, erschreckte sie selbst: Warum, warum, warum er? Hätte es nicht jemand anderes sein können? Warum er?
In diesem Moment wünschte sie sich nichts anderes, dass ein anderer Mensch das Leben für Fred hätte lassen können. Malfoy hätte sterben können, dachte Ginny wütend, oder sein verlogener Vater. Sie hätten es allemal verdient, getötet zu werden. Sie hätten es verdient.
Aber nicht Fred. Er verdiente zu leben.
Tränen rollten aus ihren Augen, als die Trauer sie wieder übermannte. Heiß rannen sie ihr über die Wangen, das Kinn, ihren Hals hinab und schließlich tropften sie auf ihren beschmutzten, dreckbefleckten Umhang. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle hoch und drang leise über ihre Lippen. Ein paar Sekunden später weinte sie hemmungslos. Sie verbarg das Gesicht in ihren Händen, damit die anderen nicht bemerkten, dass sie heulte. Doch plötzlich stand jemand auf, kam zu ihr und umarmte sie. Dem Geruch nach war es ihre Mutter.
Ginny presste sich fest an sie und spürte, wie sich ihre kalten Wangen an die ihrer Mutter drückten. Mrs Weasley murmelte leise vor sich hin, wiegte ihre Tochter zur Beruhigung und ließ sie lange nicht los. „ Schsch...schsch... ist ja gut....“, flüsterte Mrs Weasley in Ginnys Haar.
Sie hoffte, ihre Mutter würde nicht versuchen, mit ihr darüber zu reden. Ginny konnte es nicht ertragen, darüber zu reden und sie wusste, sie würde keine Worte finden, um das auszudrücken, was sie fühlte. Die Gedanken waren schon unerträglich, wie sollten dann Worte besser sein? Niemand würde ihr den Schmerz nehmen können, den sie empfand. Niemand. Außer vielleicht Harry. Er war der Einzige, der ihr vielleicht helfen konnte. Doch jetzt gerade war er nicht hier. Jetzt, als sie ihn so sehr brauchte.
„ Ginny....möchtest du...reden?“, wisperte ihre Mutter. Ginny schüttelte einfach den Kopf, zu mehr fühlte sie sich im Augenblick nicht imstande.
„ Okay. Das ist vollkommen okay.“ Mrs Weasley löste sich wieder von ihrer Tochter. Nun konnte Ginny sehen, dass ihre Mutter gerötete, vom Weinen gereizte Augen hatte, die sie mit einem seltsamen Ausdruck anschauten. Mrs Weasley versuchte ein kleines, tröstendes Lächeln, doch es misslang ihr kläglich und ließ ihr Gesicht nur wie eine merkwürdig verzerrte Maske aussehen.
„ Ist schon gut, Mum“, schaffte Ginny es zu sagen. Ihre Stimme klang klein und verloren. „ Im Moment kann ich einfach nicht....ich...“ Wieder schlüpfte ein leises Schluchzen aus ihrem Mund und eine Träne rollte aus ihrem Augenwinkel. Sie hielt die Luft an. „ Ich möchte nicht... darüber reden.“ Als sie wieder anfing zu atmen, durchfuhr sie ein stechender Schmerz, genau an der Stelle, wo ihr Herz lag. War das der Schmerz, der ihr trauerndes Herz auseinanderriss?
„ Möchtest du mit zu uns kommen?“, fragte Mrs Weasley von weit entfernt.
Ginny kehrte aus ihren Gedanken zurück, die sich immer noch fragten, ob ihr Herz an der Trauer sterben konnte oder vielleicht sterben würde. „ N-nein.“ Ihre Stimme brach weg, als sie versuchte, das Wort zu sagen, doch ihre Mutter verstand sie.
Als sich ihre Mutter jedoch wieder ein paar Meter entfernt hatte, fühlte sie sich allein. Mit noch tränennassen Augen schaute sie in der Großen Halle umher. Überall sah sie trauernde Familien, wiedervereinte Familien, aufgeregte Familien. Als ihr Blick auf die Familie Malfoy fiel, stieg unbändige Wut in ihr hoch und formte sich in ihrer Kehle zu einem dicken Kloß.
Sie beobachtete, wie Draco seinen Eltern etwas berichtete, wie er dabei immer wieder die Augen senkte und sich sogar ein Mal eine Träne aus seinem Auge stahl. Narcissa Malfoy blickte nervös umher, als fürchtete sie, jeden Moment entdeckt und aus der Halle verwiesen zu werden, doch niemand, außer Ginny, beachtete sie. Die Malfoys saßen weit abseits der anderen, da sie sich anscheinend nicht zugehörig fühlten. Wie gern wäre Ginny aufgesprungen, hätte ihren Zauberstab gezogen und Lucius Malfoy einen gemeinen Fluch auf den Hals gejagt. Doch ihr fehlte die Kraft in den Beinen und den Mut, den sie benötigen würde, konnte sie nicht aufbringen. Aber wie gern hätte sie es getan. Wie gern hätte sie Lucius Malfoy getötet, dafür, dass er immer noch existierte und Fred nicht mehr zurückkehren würde.
Sie schämte sich für diese Gedanken. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen Menschen getötet, nicht mal einen Todesser, und dennoch wünschte sie diesem dort drüben nun inbrünstig den Tod. Für Fred.
Plötzlich ertönte lautes Geschrei. Ginnys Blick flog zur Tür, durch welche gerade ein Wesen hereinstürzte, was nicht Mensch und auch nicht Tier war- es war Fenrir Greyback, der, halb zum Werwolf verwandelt, die Ruhe in der Halle störte.
Der Todesser rannte unmenschlich schnell zwischen den Tischen hindurch, und erst nach zwei Sekundenbruchteilen erkannte Ginny, in welche Richtung. Greyback hielt auf die Malfoys zu und wurde dabei von drei Zauberern verfolgt, von McGonagall, Flitwick und Sprout. Diese drei schossen ihm unzählige Lichtblitze nach, die die Große Halle taghell erleuchteten. Doch keiner der Flüche erreichte den feindlichen Werwolf, nicht mal ansatzweise.
Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Ginny, wie Greyback auf die Malfoys zustürmte und seinen Zauberstab auf sie richtete. Unverständliches brüllend, hetzten die Lehrer auf ihn zu und attackierten ihn immer noch mit Zaubern, von welchen jedoch keiner ihr Ziel fand.
Ein grüner Blitz erhellte die Halle. Greyback hatte einen Todesfluch auf Draco angesetzt, doch dieser wich knapp aus und krachte mit einem dumpfen Geräusch in den Schutz eines Tisches. Seine Eltern zogen nun ebenfalls ihre Zauberstäbe und stellten sich dem Todesser, der aus ihren eigenen Reihen kam, entgegen.
Mittlerweile waren McGonagall und die anderen fast bei Greyback angekommen. Dieser hatte seine Lage bemerkt und sah sich nun fünf Zauberern ausgesetzt, die ihn mit Flüchen beschossen. Einige Sekunden lang hielt er durch und wich jedem Zauber aus, doch dann traf ihn ein Schockzauber von Flitwick, und er stürzte, steif wie ein Brett, nach hinten auf den Boden.
Die angespannte, erschrockene Stimmung im Raum wandelte sich schnell in Erleichterung, als die Anwesenden sahen, dass Greyback ausgeschaltet und in Gewahrsam genommen war. Ginny atmete tief durch, ihr klopfendes Herz beruhigte sich wieder. Für einen Augenblick lang hatte sie geglaubt, es würde wieder beginnen, als hätte es nie geendet. Die kalte, allesfressende Angst war für einen Augenblick zurückgekehrt, das unbeschreibliche Entsetzen hatte sie für einen Augenblick wieder ergriffen.
Sie sah mit an, wie McGonagall, Flitwick und Sprout den Todesser hinausschafften. Greybacks gelbe Zähne glänzten, während er von einem Zauber hinausgetragen wurde. Sein Gesicht war starr, und es spiegelte in diesem Moment nichts von der Grausamkeit wider, die es sonst besaß. Sein Ausdruck war beinahe.... friedlich.
In der ganzen Halle begannen die Menschen zu tuscheln. Mütter drückten ihre weinenden, verängstigten Kinder an sich, Väter diskutierten und einige ältere Schüler folgten den Lehrern zur Tür hinaus.
„ Ginny? Ginny, komm bitte her!“ Die aufgeregte Stimme von Mrs Weasley weckte sie wieder aus ihren Gedanken auf. Ginny sah zu ihrer Mutter hinüber, stand auf und ging langsam, mit wackligen Beinen, zu ihr. Sofort drückte Mrs Weasley ihre Tochter an sich. Sie beide zitterten, und Ginny wünschte sich, sie hätte Greyback vor ein paar Stunden im Kampf getötet, sodass das hier nicht mehr hätte passieren können. Immer noch an ihre Mutter gepresst, schaute sie zu den Malfoys hinüber, die wie erstarrt vor Schreck und Entsetzen schienen. Draco rappelte sich auf, er hatte eine lange, tiefe Wunde am Kopf, und seine Nase war von Blut verkrustet. Sein Vater sagte etwas, richtete dann den Zauberstab auf seinen Sohn und heilte die Wunde, das Blut unter der Nase ließ er dort, wo es war. Draco wischte es mit seinem Ärmel ab.
„ Gott, dieser schreckliche Werwolf!“, stieß Mrs Weasley wütend aus. „ Hätten sie ihn nicht einfach töten können?“
„ Mum, er gehört nach Askaban“, erklärte Percy. „ Sie werden ihn dorthin bringen.“
„ Dort ist er auch schon mal ausgebrochen, was soll das also nützen?“, entgegnete Mrs Weasley. „ Am liebsten hätte ich ihn eigenhändig getötet.“
„ Molly!“, sagte Arthur entsetzt.
„ Ist doch wahr!“, erwiderte Ginnys Mutter. „ Er hätte es verdient.“
„ Könntet ihr bitte, bitte aufhören zu streiten?“ Ginny löste sich von ihrer Mum und trat zurück. „ Ich kann das das nicht hören.“
Ihr Vater blickte sie besorgt an, mit einem Blick, den sie hasste. Seine Augen waren müde und ebenfalls rot geschwollen. Vor einer Stunde, als er von Freds Tod erfahren hatte, sah Ginny ihn zum ersten Mal in ihrem Leben weinen. „ Ginny, Schatz, wenn du darüber reden möchstest-“
„ I-ich möchte nicht reden“, wiederholte Ginny nachdrücklich. „ Mit n-niemandem.“
Außer vielleicht mit einem Menschen. Mit Harry.
Nun schaute ihre Mutter sie ebenfalls an. „ Es hilft darüber zu reden, Ginny. Wir möchten dich nicht drängen, auch für uns ist es-“ Sie brach ab, schluchzte, und weinte im nächsten Moment herzzereißend. Mr Weasley nahm sie in den Arm, tröstete sie und hielt sie fest.
Als sie ihre Eltern so vereint in ihrer Trauer sah, überkam sie wieder eine unbeschreibliche Welle von Schmerz. Ihr Kopf füllte sich mit allen unerträglichen Gedanken, die sie hatte verdrängen wollen, und ihr ganzer eisiger Körper fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Der Anblick von George, der mit seinem Gesicht in den Händen vergraben dasaß, machte es ihr auch nicht leichter. Er machte es ihr noch schwerer, noch unerträglicher. George saß schon seit einer Stunde so da. Seitdem hatte er sich nicht gerührt.
Ginny mochte es sich nicht vorstellen, wie er sich fühlte. Als wenn die eine Hälfte von ihm fehlte, so fühlte es sich wahrscheinlich an. Als wäre ihm ein Stück seines Herzens herausgerissen worden, fast so wie ihr vorhin.
Würde ihr Herz je aufhören, zu schmerzen? Die Antwort darauf war einfach: nein, niemals. Ein wenig würde es immer schmerzen, für immer. Es würde nie aufhören. Ewiger Schmerz, der immer verbleibt.
Sie würde sogar ihr eigenes Leben dafür geben, dass Fred zurückkommen konnte und dieser Schmerz aufhörte. Liebend gern würde sie ihr eigenes Leben opfern. Er würde es für sie genauso tun.
„ Was ist mit ihr? Sie ist doch nicht verletzt-“
Harrys Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie sah ihn neben ihrem Vater stehen, mit einem Schmutzfleck auf der Wange und einem besorgten Ausdruck in den Augen.
„ Ihr geht’s schlecht, Harry. Sie will mit niemandem reden.“ Mr Weasley wollte Harry offensichtlich davon abhalten, zu Ginny zu gehen, doch sie stand nun selbst auf und trat zu ihnen. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun, um nicht schwach zu erscheinen, fiel sie ihm in die Arme und drückte sich fest wie eine Ertrinkende an ihn. Harry hielt sie überrascht fest und seufzte. „ Komm, wir gehen mal ein bisschen“, flüsterte er.
Ginny warf ihrem Vater einen kurzen Blick zu, dann folgte sie Harry aus der Großen Halle, vorbei an den näher zusammengerückten Familien, die sich immer noch von dem Schreck erholten.
Harry übersah den Anblick der zertrümmerten Eingangshalle, aber Ginny wurden noch einmal die schwerwiegenden Folgen der Zerstörung bewusst, als sie die zerschlagenen Stundengläser der Hogwartshäuser sah, die heruntergerissenen Gemälde und die halb zerstörte Marmortreppe.
„ Was ist passiert? Vorhin war die Stimmung nicht so....gedrückt.“
Als Antwort hätte Ginny Harry am liebsten angeschrien. Was passiert war? Fred war tot, und er würde nie mehr zurückkommen, das war passiert!
Doch sie hatte keine Kraft dazu, laut zu schreien, also sagte sie einfach nur mit ihrer seltsam verlorenen Stimme: „ Greyback kam vorhin in die Halle gestürmt. Anscheinend wollte er die Malfoys umbringen, aber McGonagall und die anderen haben ihn gekriegt.“
„ Was?“ Harry blieb abrupt stehen. „ Greyback?“
Ginny nickte ohne ein Wort, fast teilnahmslos.
„ Er wollte die Malfoys töten? Warum?“
Nun zuckte sie mit den Schultern. „ Wahrscheinlich weil.... er dachte, sie hätten sich auf unsere Seite geschlagen. Vielleicht dachte er, sie hätten ihn sozusagen verraten.“ Warum interessierten ihn diese Belanglosigkeiten? Es war doch egal, was Greybacks Motive waren.
„ Lass uns raus gehen“, beschloss Harry. Er schob sich zwischen den Portaltüren hindurch, doch gleich darauf zuckte er zurück. Ginny prallte gegen ihn, als er hastig zurücktrat.
„ Was ist? Harry, was ist?“
„ Da draußen liegen immer noch unzählige Leichen“, sagte Harry mit heiserer Stimme. „ Wieso haben sie die noch nicht weggräumt, verdammt?“
Ginny schob sich ohne Vorwarnung an ihm vorbei und trat nach draußen. Harry wollte sie noch zurückhalten, doch es war schon zu spät.
Das grüne Gras, welches sonst immer vor dem Schloss wuchs, war rot und braun verfärbt. Unzählige Leichen lagen darauf verstreut, manche blutverschmiert, andere ohne ein Anzeichen einer Verletzung, aber dennoch tot. Todesser und Zauberer lagen hier nebeneinander, verfeindet im Leben, vereint im Tod. Einige Stellen des Grundes waren schwarz verbrannt, die Rückstände eines magischen Feuers.
Der schlimmste Anblick war der eines toten, wunderschönen Zentauren. Sein reinweißes, glattes Fell war von Blutflecken verunstaltet, der lange Schweif dreckverschmutzt, und das Gesicht ohne jeden Ausdruck. Eines der Beine stand in einem merkwürdigen Winkel ab, es war mehrfach gebrochen. Diese traurige, aber dennoch wunderschöne Gestalt brannte sich für immer in Ginnys Gedächtnis ein und sie wusste, sie würde es nie vergessen können.
Von weit entfernt ertönte Harrys Stimme. „ Ginny? Ginny, lass uns gehen. Ginny...“
Sie drehte sich um und blickte in Harrys Gesicht, in welchem sich zwei Ausdrücke abzeichneten: unterdrückte Wut und wieder Besorgnis. „ Es tut mir Leid. Ich hätte nicht....“
„ Nein, ist schon gut“, hörte sie sich sagen. „ Komm, wir gehen rein.“
Der Zentaur verfolgte sie. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, dieser unendlich traurige, aber schöne Anblick des Tieres.
„ Dein Vater hat gesagt, dass du nicht reden willst, aber... vielleicht hilft es.“ Harry versuchte, möglichst beiläufig zu klingen, denn sie wusste, er wollte sie nicht drängen.
„ Nein, es hilft nicht“, widersprach sie mit erstickter Stimme. „ Nichts hilft.“
„ Das stimmt nicht.“ Harry klang entschlossen. „ Mit der Zeit wird es nicht mehr so wehtun, nur noch ein bisschen, aber du wirst es akzeptieren können, so wie ich mit Sirius-“
„ Hör auf!“, stieß Ginny aus. Sie blieb stehen und merkte, wie die Kraft ihre Beine verließ. „ Hör auf. Bitte, lass mich. Ich möchte nicht. Bitte sei einfach nur da. Zeig mir bloß, dass du da bist.“
„ Natürlich bin ich da. Ich bin immer da“, versprach Harry und zog sie wieder fest an sich. Wieder rollten ihr Tränen über die Wangen. Sie schmeckte das Salz auf den Lippen, nachdem die Tränen den Weg zu ihrem Mund gefunden hatten.
Harry nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Lange, verzweifelt. So, als würde er sie aus einem tiefen Traum reißen wollen. Er hielt sie verzweifelt fest, wollte sie nicht mehr loslassen. Schließlich musste Ginny sich von ihm lösen und nach Luft schnappen.
„ Es tut mir leid....es tut mir so leid, dass er nicht mehr da ist....“, flüsterte Harry. „ Glaub mir doch, ich habe das Gleiche durchlebt. Genau das Gleiche. Diesen unfassbaren Gedanken, dass er nicht mehr zurückkommt. Diesen unerträglichen Schmerz. Ich weiß doch, wie das ist.“
Ein stechender Schmerz durchschoss Ginnys Brust, und sie schluchzte auf. „ Harry....ich vermisse ihn so... es ist so unfassbar, dass er nicht mehr wiederkommt...“
„ Es tut weh“, sagte Harry schlicht. „ Das tut es, und das wird es immer. Aber nach einer Weile wird es erträglich. Du wirst damit umgehen können.“
„ Aber... jedesmal, wenn ich George ansehe, sehe ich auch Fred und ich denke, er wäre noch da...solange George da ist, werde ich dauernd an Fred denken“, erklärte Ginny mit ihrer kleinen, verlorenen Stimme, welche nun von Tränen erfüllt war.
Harry nickte traurig. „ Fred war Georges Ebenbild...wahrscheinlich wird auch er sich Vorwürfe machen, warum er überlebt hat, und nicht sein Bruder.“
„ Er redet nicht mehr. Er hat kein einziges Wort geredet. Nicht mal meine Eltern konnten ihn dazu bringen...“
„ Ihr dürft ihn nicht drängen. Er braucht Zeit für sich. Er muss damit klarkommen und es akzeptieren, sonst geht er daran kaputt.“
Wieder überfiel Ginny der Schmerz wie ein hungriges Tier. „ Und wenn er nicht damit klarkommt? Wenn er daran zerbricht? Wenn ich daran zerbreche?“
„ Das wirst du nicht“, stellte Harry fest. „ Ich werde immer da sein. Ich werde für dich da sein, und ich werde auch eurer Familie helfen, wenn du das möchtest.“
Ginny lachte grimmig auf. „ Weißt du, Harry- du hast vor einer Stunde Voldemort getötet, ich glaube, damit hast du uns allen schon sehr geholfen.“
„ Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe.“ Harry lächelte. „ Es kommt mir so unwirklich vor, so verschwommen. Ich denke jeden Moment, ich habe meine Last noch zu tragen und muss auf den einen Augenblick warten, in dem ich ihn töten werde.“
„ Nein, es ist vorbei.“ Nun lächelte Ginny ebenfalls, zum ersten Mal seit...seit dem einsetzenden Schmerz. „ Es ist vorbei, und du hast es geschafft.“
„ Aber wir haben einen hohen Preis dafür gezahlt“, fügte Harry mit glitzernden Augen hinzu. Er stand kurz vorm Weinen, wie Ginny erstaunt feststellte. Seit sie ihn kannte, war er noch nie in Tränen ausgebrochen. Außer, als er mitansehen musste, wie Sirius ihn verließ.
„ Wir haben so viele verloren. Tonks und Lupin sind tot...Dobby...Fred...“ Eine Träne stahl sich aus Harrys Auge. „ Und noch viele Unbekannte, die auf unserer Seite standen und es nicht verdient hatten, zu sterben.“
„ Tonks und Lupin hätten es gewollt, so zu sterben. Gemeinsam, im Kampf...aber nun wird ihr armes Baby alleine zurechtkommen müssen.“ Plötzlich kam Ginny sich egoistisch vor, als sie überlegte, wieviele Leben dieser Kampf zerstört und wieviele traurige Schicksale er erschaffen hatte....anstatt an diese zerstörten Leben zu denken, dachte sie nur an sich selbst. Und an Fred.
„ Ich denke, Tonks' Eltern werden sich um den Kleinen kümmern...Ginny?“, fragte Harry, als sie wegschaute und erneut in Tränen ausbrach.
Vereint in ihrem Schmerz, umarmten sie sich wieder und weinten.
Ginnys Gedanken waren vernebelt, sie spürte nur noch Harrys Berührung.
Lass mich nie wieder los, flehte sie lautlos, nie wieder....


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Ich hoffe, euch hat es gefallen :) Und ich warte natürlich ganz ungeduldig auf ein paar Kommis^^


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
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