von ChrissiTine
Familienfreuden
August 2036
James schlug langsam die Augen auf. Er brauchte einen Moment, bis er erkannte, dass zwei blaue Augen ihn anschauten. Strahlende mitternachtsblaue Augen. Augen, in die er die letzten sechs Wochen fast täglich geschaut hatte, wenn auch nicht immer beim Aufwachen. Er spürte, wie ein Finger sanft das Tattoo des Ungarischen Hornschwanzes nachfuhr, das er sich vor ein par Jahren spontan hatte machen lassen.
"Morgen", murmelte er noch etwas groggy. "Wie spät ist es?"
Julia drehte den Kopf und schaute auf ihren kleinen Reisewecker, der auf dem Nachttisch stand. "Halb acht", erwiderte sie und wandte sich wieder ihm zu. "Wann kommt deine Familie?"
Er schloss die Augen und seufzte. "Um zehn."
Sie piekste ihn in die Seite. "Nicht wieder einschlafen, James Potter!", sagte sie ermahnend. "Ich kenne dich."
Er schüttelte trotzig den Kopf. "Ich bin müde. Ich will noch weiterschlafen." Das Training gestern war schrecklich anstrengend gewesen und er spürte es immer noch in den Knochen. Natürlich war das, was Julia und er danach in seinem Hotelzimmer gemacht hatten, nicht weniger anstrengend gewesen.
"Oh nein." Sie piekste ihn stärker und fing dann damit an, seine Brust zu küssen. "Du willst sicher noch was essen und du wirst keine Zeit mehr haben, wenn deine Familie erst einmal da ist. Ich weiß, wie du drauf bist, wenn du nichts gegessen hast."
"Du bist unfair", maulte er und schlug die Augen wieder auf. Er setzte sich langsam auf, was sie dazu brachte, sich ebenfalls aufzusetzen. Die Sonne fiel jetzt auf ihre Haare, die anfingen zu schimmern. James lächelte. Er beugte sich vor und küsste sie. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich küssten, aber es fühlte sich noch immer an wie das erste Mal. Wärme durchströmte ihn und er glaubte, dass tausend kleine Schnatze in seinem Magen umherflatterten. Seine Hände streiften ihre Wangen und blieben auf ihren nackten Schultern liegen. Als er begann, sie tiefer gleiten zu lassen, schüttelte sie den Kopf und löste sich von ihm.
"Oh nein", widersprach sie. Sie schlug die Decke zurück und griff sich ein T-Shirt von ihm, das sie immer trug, wenn sie bei ihm übernachtet hatte. Sie zog es sich über den Kopf und strich ihre unordentlichen langen Haare aus dem Gesicht. "Ich geh duschen und du stehst am besten auch schon auf. Du willst doch nicht zu spät kommen, wenn deine ganze Familie hier ankommt." Sie nahm ihren Zauberstab vom Tisch und nach einem Schlenker waren die Decke und das Kissen vom Bett verschwunden. Sie lächelte ihn süßlich an, drehte sich um und verschwand im Bad.
Missmutig grummelnd schwang James die Füße über die Bettkante und stand auf. Er nahm eine Boxershorts aus seinem Koffer und zog sie an. Er liebte es, mit Julia aufzuwachen, aber er hasste es wie die Pest, wenn sie anfing, ihn so herumzukommandieren. Dann erinnerte sie ihn immer an seine Mutter und wer wollte das schon? Aber er wusste natürlich, dass sie Recht hatte. Er musste noch essen und dabei nahm er sich immer gerne Zeit und er wollte nicht zu spät kommen, wenn seine ganze Familie mit dem Portschlüssel ankam. Er hatte versprochen, ihnen dabei zu helfen, die Zelte aufzubauen und obwohl sich das mit Magie sehr leicht machen ließ, kostete es trotzdem eine gewisse Zeit, denn seine Familie war sehr groß und brauchte entsprechend viele Zelte.
Er fuhr sich durch seine Haare und warf einen Blick auf die gestrige Zeitung, die eine Extrabeilage zur Weltmeisterschaft enthielt. Diese Extrabeilage konzentrierte sich besonders auf die Teams, die im Finale standen: England und Australien. Es gab seitenlange Interviews, Profile jeden Spielers und Analysen der häufigsten Spielzüge und Taktiken der Mannschaften.
Unwillkürlich musste er grinsen. Er war verdammt stolz, es so weit geschafft zu haben, besonders, da es wirklich keiner erwartet hatte, nicht einmal er selbst. Aber sie hatten sich durchgekämpft und sie standen verdient im Finale. Jetzt mussten sie nur noch gewinnen. Aber das war nach allem, was sie in den letzten sechs Wochen geleistet hatten, absolut im Bereich des Möglichen. Und morgen war es so weit. Der Trainer hatte sie die ganze Woche hart ran genommen und sie hatten heute einen Tag zur Erholung frei, den sie mit ihren Familien verbringen konnten, wenn diese denn kamen. Aber wer wollte sich das Finale auch schon entgehen lassen? Seine Familie auf jeden Fall nicht. Sie kamen alle her, seine Eltern und Geschwister, Cousinen und Cousins, Onkel und Tanten, sogar sein Großvater, mittlerweile fünfundachtzig, wollte sich nicht entgehen lassen, wie England nach über fünfzig Jahren wieder Weltmeister wurde.
"Du kannst duschen.", sagte Julia. Sie hatte ein Handtuch um ihren schlanken Körper geschlungen und ihr nasses Haar fiel ihr über die Schultern. Sie schaute ihn lächelnd an und ging zu ihm. Sie schlang die Arme von hinten um ihn und schaute ihm über die Schulter. "Bist du schon aufgeregt?"
Er drehte den Kopf und lächelte. "Nein. Das kommt immer erst kurz vor dem Spiel. Heute bin ich noch völlig entspannt und freue mich auf meine Familie." Er hatte sie seit dem Beginn der Weltmeisterschaft nicht mehr gesehen und das war für ihn schon ziemlich lange. Er war es gewohnt, mindestens einmal die Woche irgendeinen Weasley zu sehen und sechs Wochen ohne sie war zwar sehr angenehm, aber auch ungewohnt und er spürte, wie er sie vermisste. Er war eben doch ein Familienmensch, auch wenn er es gerne bestritt. "Du kommst doch mit, oder?"
"Wenn du wirklich willst", antwortete sie ungewohnt schüchtern. Sie war sonst schlagfertig und aufgeschlossen. Sie so unsicher zu sehen, war sehr ungewöhnlich für ihn und er wusste nicht, was er davon halten sollte.
"Ich will, ja natürlich", erwiderte er und küsste sie auf die Stirn. "Du wolltest sie doch treffen, du hast dich schon gefreut." Er runzelte die Stirn.
Sie seufzte. "Ja, ich weiß. Aber ich will nicht, dass du denkst, dass ich mich nur für dich interessiert habe, weil dein Vater berühmt ist.", sagte sie und schaute beschämt auf den Boden.
James schüttelte enegerisch den Kopf und drehte sich ganz zu ihr um. Eine Hand schlang er um ihre Hüfte, mit der anderen hob er ihr Kinn hoch, damit sie ihn anschaute. "Ich weiß, dass das nicht der Fall war. Du hast dich für mich interessiert, weil ich berühmt bin.", sagte er neckend, aber sie sah nur noch beschämter aus.
"Vielleicht am Anfang, das schon. Aber ich mag dich nicht, nur weil du berühmt bist. Ich mag dich, weil du du bist.", gab sie zu und James musste lächeln. Ihre Logik war immer so verquer, aber sie ergab trotzdem einen Sinn. "Und du hast so viel über deine Familie erzählt, dass ich sehr gerne die Leute sehen würde, die hinter diesen Erzählungen stecken. Nicht, weil sie berühmt sind oder ähnliches ..."
James unterbrach sie, indem er seine Lippen auf ihre drückte. Sie hörte auf zu reden und schlang die Arme um ihn. Sie presste ihren Körper an seinen und er spürte, wie ihre nassen Haare auf seinen nackten Oberkörper tropften, aber es war ihm egal. Er schob sie in Richtung Bett, während der Kuss immer leidenschaftlicher wurde. Ihre Beine stießen gegen die Bettkante und sie verlor das Gleichgewicht. James konnte sie nicht halten und so fielen beide auf das Bett.
Sie seufzte und schlug die Augen auf. "James, du musst duschen und wir sollten wirklich -"
Er küsste sie erneut. "Shh. Vertrau mir, es wird nicht lange dauern.", flüsterte er und löste das Handtuch von ihrem Körper.
/-/
Es war genau zehn Uhr, als der Portschlüssel auf dem großen Feld ankam.
"Aua!", schrie eine Kinderstimme.
"Geh runter von mir, du Idiot!", rief eine andere.
"Du bist auf meinen Fuß gefallen!"
"Du bist auf meine Hand getreten!"
"Ruhe, verdammt noch mal!", rief Bill Weasley laut. Sofort hörte das Schreien auf und alle Kinder schauten ihn eingeschüchtert an. Obwohl Bill ein herzensguter Mann war, der schon lange keinen Giftzahnohrring mehr trug und dessen Haare jetzt bereits angegraut und kurz geschnitten waren, konnte er trotzdem furchteinflößend wirken, wenn er wollte, selbst wenn er die Narben, die sich über sein Gesicht zogen, nicht hätte. Auf ihn hörte jeder. "Wir haben das doch besprochen. Hier sind viele Leute und es gibt ein sehr großes Durcheinander. Ihr Kinder müsst euch benehmen und auf einander aufpassen, nicht streiten."
"Ja, Grandpa", sagte Remus geknickt. Auch die anderen wirkten bestürzt, nur auf Aiden, den Sohn von Rose und Scorpius, schien die Ermahnung keine große Wirkung zu haben.
"Aber Di ist auf meine Hand getreten, Mum! Das tut schrecklich weh!", rief er und hielt seine Hand in die Höhe, die nicht so aussah, als würde ihr irgendetwas fehlen.
"Das stimmt doch gar nicht! Ich war nicht mal in der Nähe deiner blöden Hand!", widersprach Diana laut und schaute ihren kleinen Bruder wütend an.
"Du lügst! Du bist sehr wohl auf meine Hand gefallen, du blöde Kuh!"
"Aiden Ronald Draco Malfoy!", rief James' Cousine Rose laut und stemmte die Hände in die Hüften. James fühlte sich unwillkürlich an seine Großmutter und Tante Hermine erinnert. Rose hatte ihre schulterlangen buschigen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt mit dem Schriftzug der englischen Nationalmannschaft. Sie sah sehr wütend aus und James meinte zu sehen, wie der fünfjährige Aiden etwas zusammenschrumpfte unter dem Zorn seiner Mutter. "Du entschuldigst dich sofort bei deiner Schwester! Du weißt, dass du sie nicht beleidigen sollst!"
"Aber Mum -", fing Aiden an zu widersprechen. James konnte nicht anders, als den Mut des Jungen zu bewundern. Er hatte sich nie getraut, seiner Mutter zu widersprechen, wenn sie seinen vollen Namen benutzt hatte. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Julia, die neben ihm stand und den Tumult fasziniert beobachtet hatte, grinsen musste. Er verdrehte die Augen. Sie bekam wirklich einen tollen ersten Eindruck von seiner Familie.
"Du entschuldigst dich sofort! Und du benimmst dich!", unterbrach Rose ihn streng. "Sonst kannst du dich von dem Quidditchspiel verabschieden und das meine ich ernst!"
Die anderen Kinder hielten erschrocken die Luft an und schauten Rose entsetzt an. James war klar, dass auch sie Angst hatten, das Spiel zu versäumen, wenn sie sich daneben benahmen. Obwohl er vermutete, dass das nur eine leere Drohung war, denn sie konnte Aiden oder eins von den anderen Kindern unmöglich alleine im Zelt lassen und kein Erwachsener wäre dazu bereit, das Spiel zu versäumen, nur um auf ihn aufzupassen.
Aiden schien das ähnlich zu sehen, denn er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen.
"Wenn du dich nicht sofort entschuldigst, dann besuchen wir gleich ein paar Muggel, mit denen dein Dad hier befreundet ist und bei denen bleibst du dann, bis das Spiel beendet ist. Sie werden sich sehr freuen, dich zu sehen.", fügte Rose hinzu und schaute ihn erwartungsvoll an.
Aidens Augen wurden groß und er entschuldigte sich sofort bei seiner Schwester, die ziemlich zufrieden aussah. James schaute seine Cousine bewundernd an. Sie schien wirklich an alles gedacht zu haben.
Bill und Fleur boten an, mit den Kindern die ersten Zelte aufzubauen. George, Angelina und Percy gesellten sich auch zu ihnen, während Percy laut erklärte, dass er etwas über eine sehr viel effektivere Methode gelesen hatte, mit der das Zelt viel schneller aufgebaut werden konnte.
James nickte ihnen grüßend zu und wurde im nächsten Moment von seiner Mutter umarmt.
"Wir sind alle so stolz auf dich!", rief sie, als sie ihn wieder losließ und er gleich darauf von seinem Vater umarmt wurde. "Wir haben dir natürlich alle die Daumen gedrückt, dass ihr es soweit schafft", versicherte sie ihm.
"Aber wir haben wirklich geglaubt, dass ihr es versemmeln werdet.", fügte Albus Potter grinsend hinzu, bevor auch er James umarmte.
James legte eine Hand auf sein Herz. "Das hat mich tief getroffen, Brüderchen. Wie konntet ihr nur jemals an mir zweifeln? Ich hab euch doch schon mit fünf gesagt, dass ich einmal Weltmeister sein werde.", grinste er.
"Aber noch bist du es nicht, weshalb ich immer noch meine Wette gewinnen kann", widersprach Lily, bevor sie sich lachend in seine Arme warf und ihn auf die Wange küsste.
James schaute sie gespielt enttäuscht ein. "Du hast gegen deinen eigenen Bruder gewettet, Lils? Ich bin schockiert!", rief er.
Ihr Grinsen wurde nur größer und sie zuckte mit den Schultern. "Natürlich! So hab ich in Hogwarts immer die meiste Kohle gemacht!" James schüttelte den Kopf und wuschelte ihr durch ihre rote Mähne, was sie schon als Kind gehasst hatte. Sie schrie und schubste seine Hand weg. "Hör sofort auf damit, James, oder du wirst morgen nicht mal auf den Besen steigen können!", drohte sie wütend und versuchte ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen. Sie warf ihm einen entrüsteten Blick zu.
"Lily, benimm dich, sonst darfst du morgen nicht das Spiel sehen!", ermahnte Onkel Ron sie mit erhobenem Zeigefinger und einem Grinsen im Gesicht. Lily verdrehte nur die Augen, aber die restlichen Anwesenden lachten. Ron warf seiner Tochter einen Blick zu. "Das war aber auch wirklich gemein von dir, Rosie, mit sowas darfst du dem armen Jungen doch nicht drohen. Du weißt doch, wie sehr er Quidditch liebt.", sagte er und es sah so aus, als wäre er am meisten erschrocken von dieser Drohung gewesen.
Rose schüttelte den Kopf. "Eben deshalb. Das ist die einzige Möglichkeit, ihn überhaupt unter Kontrolle zu halten.", sagte sie überzeugt.
"Aber du hättest ihn doch nicht wirklich das Spiel nicht sehen lassen, oder? Er redet seit zwei Monaten von nichts anderem.", hakte er besorgt nach. James sah, wie seine Tante Hermine grinste, während sie beruhigend Rons Arm tätschelte.
"Oh doch, Dad", erwiderte Rose entschlossen und Ron wurde blass. "Ich kann nicht einfach drohen und die Drohung dann nicht in die Tat umsetzen. Sonst würde er sich irgendwann alles erlauben und uns würde das Dach auf den Kopf fallen." Ron schluckte und schaute hilfesuchend zu seinem Schwiegersohn, der aber nur den Kopf schüttelte.
"Ich hab da sowieso kein Mitspracherecht", sagte er abwehrend. "Aber Rose hat Recht", fügte er schnell hinzu, nachdem sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut hatte. "Er würde sonst gar keine Ruhe geben und wir müssen uns darauf verlassen können, dass er sich wenigstens hier an das hält, was wir ihm sagen. Aber ich glaube nicht, dass es soweit kommen wird.", sagte er zuversichtlich.
"Trotzdem, Rose", meinte Ron. "Wenn ich mir vorstelle, dass Mum mir verboten hätte, das Spiel anzusehen ..." Er schüttelte den Kopf und erschauderte.
Hermine lachte. "Ron, sie hat völlig Recht." Sie nahm seine Hand und zog ihn in die Richtung, in der Bill, Fleur, George, Angelina und Percy damit beschäftigt waren, die Zelte aufzubauen. "Na komm schon, wir helfen beim Zeltaufbauen." Er verdrehte die Augen und murmelte etwas davon, dass er nie wieder in einem Zelt hatte schlafen wollen.
Rose seufzte. "Dad ist wirklich komisch. Man könnte meinen, dass ich ihm angedroht hätte, dass er das Spiel nicht sehen darf.", sagte sie.
Scorpius schlang die Arme von hinten um sie und sie lehnte sich an ihn. "Rose, du weißt doch, wie er ist, wenn du Aiden oder Di bestrafen musst, wenn er dabei ist. Er leidet mehr als die Kinder."
Sie lächelte und drehte den Kopf, um ihn anzusehen. "Du bist mir aber auch keine große Hilfe. Du versuchst immer, den Nachtisch hochzuschmuggeln, wenn ich sie ohne ins Bett geschickt habe!", sagte sie leicht vorwurfsvoll. James, Albus und Lily fingen an zu lachen.
"Das war einmal, Rose! Einmal!", widersprach Scorpius. "Versuch du doch mal, ihnen was abzuschlagen, wenn sie dich mit diesen großen unschuldigen Augen ansehen!"
Sie seufzte. "Es ist wirklich schrecklich mit ihm.", sagte sie zu den anderen. "Immer muss ich die Kinder bestrafen, weil er es nicht fertig bringt, böse auf sie zu sein. Und dann bin ich immer die böse Mum und er der tolle Dad."
Ginny schüttelte lachend den Kopf. "Es ist wirklich unglaublich, wie ähnlich ihr deinen Eltern seid, Rose. Ron konnte dir und Hugo auch nie etwas abschlagen. Aber bei Mum und Dad war es auch so. Und ich war auch meistens diejenige, die James bestrafen musste.", überlegte sie.
Julia wandte den Kopf und schaute James belustigt an, während der anfing zu protestieren. "Das stimmt ja überhaupt nicht, Mum! Al und Lily haben auch viel angestellt, ich war nicht der einzige."
"Aber unterm Strich hast du mehr Strafen bekommen als dein Bruder und deine Schwester zusammen.", widersprach sein Vater der Fairness halber. "Und du warst nicht die Einzige, die sie immer bestraft hat, Gin."
"Ich weiß. Aber trotzdem mehr als du.", gab sie zu bedenken, was James nur bestätigen konnte. Seine Mutter hatte ihn definitiv öfter auf sein Zimmer oder ohne Nachtisch ins Bett geschickt oder ihm Hausarrest gegeben als sein Vater.
"Aber auch nur, weil du sehr viel häufiger Zuhause warst als ich.", gab Harry zu bedenken. Er war meist den ganzen Tag im Ministerium gewesen, während James' Mutter auf die Kinder aufgepasst hatte, was sie aber immer gerne getan hatte.
"Tja, was soll man machen. Dafür hast du aber sehr viel mehr Todesser und andere Gesetzesbrecher bestraft als ich, also sind wir quitt." Sie gab ihm einen Kuss und wandte sich dann mit einem erwartungsvollen Blick wieder ihrem ältesten Sohn zu. James verstand nicht, was sie meinte. Sollte er bestätigen, dass sie ihn häufiger bestraft hatte? Er verstand erst, als ihr Blick von ihm zu Julia wanderte und ihm einfiel, dass er sie noch nicht vorgestellt hatte. Er verdrehte innerlich die Augen. Er hatte sie gleich zu Anfang vorstellen wollen, damit sie nicht einfach dastand und nicht dazugehörte, aber seine Familie war wie immer wie ein Wirbelwind über ihn hereingebrochen und er hatte schnell vergessen, was er sich vorgenommen hatte.
"Oh, ja natürlich", sagte er schnell und fügte dann etwas lauter hinzu: "Also, Leute, das ist Julia Scott. Sie ist ..." Tja, wenn er nur wüsste, was sie war. "Sie ist eine Bekannte von mir, die ich vor ein paar Wochen kennen gelernt hab." Er konnte sehen, wie Lily und Al sich wissend ansahen. Ihnen war klar, dass Julia mehr war als nur eine Bekannte. Er fuhr sich durch die Haare und schaute zu seinen Eltern, die hoffentlich nicht zu dem gleichen Schluss gekommen waren wie seine Geschwister. Er hatte wohl Glück, denn Harry und Ginny Potter schauten Julia lächelnd, aber nicht wissend an. Julia streckte die Hand aus und sein Vater ergriff sie lächelnd.
"Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr Potter", sagte sie höflich und James musste grinsen. Er war das erste Mal, dass er diesen Tonfall in ihrer Stimme hörte.
"Nennen Sie mich Harry, Miss Scott" Er schaute sie fragend an, um zu erfahren, ob er mit seiner Vermutung, dass sie unverheiratet war, Recht hatte. Sie nickte lächelnd. "Mr Potter macht mich so alt."
"Du bist alt, Grandpa", warf Lily neckend ein und duckte sich schnell, als Ginny ausholte, um ihr einen Klapps auf den Hinterkopf zu geben. Sie hob lachend die Hände. "Was? Ich hab doch Recht!"
"Pass auf, was du sagst, kleines Fräulein, ich kann dich immer noch auf dein Zimmer in unserem Zelt schicken!", erwiderte Harry ermahnend.
"Dad! Ich bin fast neunundzwanzig und ich bin verheiratet! Du kannst mich nicht mehr auf mein Zimmer schicken.", protestierte sie, aber er sah sie nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Wollen wir wetten? Es wäre doch gelacht, wenn deine Mutter bis an ihr Lebensende behauptet, ich wäre zu lasch, um euch zu bestrafen."
"Zieh mich da nicht mit rein, Harry.", widersprach Ginny sofort. "Außerdem weißt du doch, wie sehr sich die kleine Lily auf das Spiel gefreut hat.", sagte sie süßlich lächelnd und kniff Lily in die Wange, die gequält dreinschaute. Sie verdrehte die Augen.
"Seid ihr jetzt fertig?"
"Vorerst", sagte Harry und wandte sich wieder Julia zu. "Wo waren wir? Ach ja, ich freue mich natürlich auch, Sie kennen zu lernen, Miss Scott."
"Sagen Sie bitte Julia", erwiderte sie sofort lächelnd. Sie hielt James' Mutter die Hand hin. "Es freut mich auch, Sie kennen zu lernen, Mrs Potter."
Aber seine Mutter gab sich mit einem Händedruck nicht zufrieden. "Ach Papperlapapp!", sagte sie abwinkend und umarmte sie sogleich fröhlich. "Ich bin Ginny und ich freue mich am allermeisten, dich kennen zu lernen." Sie warf Harry einen triumphierenden Blick zu und lachte. "Ich weiß gar nicht, wann uns mein Sohn das letzte Mal eine Frau vorgestellt hat. Kannst du dich noch erinnern, Harry?"
"Mum!", rief James genervt. Es war kein Geheimnis, dass er keine Beziehungen gehabt hatte, er hatte auch mit Julia ausführlich darüber gesprochen, aber das musste man doch bei Merlin nicht so breittreten!
"Ich habe keine Ahnung, Gin. Ich glaube noch nie.", erwiderte sein Vater und schaute Julia lächelnd an. "Sie können sich glücklich schätzen, Julia. Sie müssen was besonderes sein." Es war als Kompliment gemeint, aber Julia lief rot an und schaute verwirrt und hilfesuchend zu James. Es war anfangs schwer, sich in seiner Familie zurecht zu finden und manchmal war auch James nicht ganz klar, was ein Scherz und was ernst gemeint war.
James räusperte sich. "Also, Julia, das ist meine kleine Schwester Lily und ihr Mann Henry", sagte er schnell, um von dem Kommentar seines Dads abzulenken. Lily und Henry schüttelten Julia die Hand. "Und das sind mein Bruder Albus und seine Frau Tia", auch die beiden schüttelten ihr lächelnd die Hand. James schaute sie fragend an. "Wo habt ihr Haley gelassen?" Er hatte sich darauf gefreut, seine Nichte wieder zu sehen. Sie war jedes Mal größer, wenn er sie sah und er hatte schon überlegt, wie groß die Einjährige jetzt sein würde.
"Bei meinen Eltern", erwiderte Tia. "Wir wollen das Endspiel genießen und das würde nicht gehen, wenn ständig einer von uns ein Auge darauf haben muss, dass sie nicht davon krabbelt." Sie lachte. "Schau nicht so traurig, du kannst sie gerne für ein paar Tage haben, wenn du wieder in England bist und als Sieger gefeiert wirst."
"Ich wäre nicht so zuversichtlich, Tia.", erwiderte Lily. "Ich hab das Gefühl, sie werden morgen zum Flubberwurm gemacht.", erwiderte sie und rieb sich fröhlich die Hände. "Das sagt mir mein inneres Auge, und zwar ganz deutlich!", sagte sie überzeugt.
Henry lachte. Er wusste wie der Rest der Familie, dass Lily von Wahrsagen nicht das geringste hielt. "Dann wollen wir hoffen, dass du damit Recht hast, sonst sind wir bald obdachlos."
Ginny schnappte nach Luft. "Lily! Du hast doch wohl nicht euer Haus gesetzt!"
James war ebenfalls verwundert und fragte sich ernsthaft, ob das jetzt ernst gemeint war. Wie gesagt, bei seiner Familie wusste man nie.
Lily schüttelte den Kopf. "Reg dich ab, Mum, er hat nur versucht, einen nicht komischen Scherz zu machen."
"Also ich fand ihn komisch", verteidigte sich Henry.
"Entschulidge, Julia", hörte James Tia zu ihr sagen. "Du musst ja glauben, dass diese Familie die größten Chaoten sind, die du je getroffen hast." Julia grinste, erwiderte aber nichts darauf. Tia lachte. "Aber wenn du sie erstmal näher kennen lernst, dann wirst du feststellen, dass dieser erste Eindruck hundertprozentig stimmt."
TBC ...
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A/N:
@DoraLupin: Ich danke dir tausend Mal für dein Review :).
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