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Fanfiction

If Today Was Your Last Day - Am Ende eines steinigen Weges

von rodriquez

„Ich dachte wirklich heute wäre mein letzter Tag“.
Ein schwerer Seufzer kam über Ginnys Lippen. Ihre feuerroten Haare glänzten im Licht der untergehenden Sonne, die sich in einem der vielen Fenster ihres Zimmers reflektierten. Ein Krankenzimmer.
„Ich fühle mich absolut bestätigt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Und das bekräftigte mich in meiner Sicht der Dinge. Ich will Leben, denn schon Morgen könnte es zu spät sein.“
„Du willst Leben?“ Aufmerksam versuchte Ginny an ihrem Bruder Ron vorbeizuschauen.
Die Stimme war ihr nicht geläufig.
„Big D“, erklärte Ron, der die fragenden Blicke seiner Schwester bemerkte. „Er war uns eine sehr große Hilfe, bei der Suche nach dir und deiner Unschuld…“
„Die habe ich schon im Fuchsbau verloren“, erwiderte Ginny unter einem gequälten Lächeln.
„Ginny!“ rief Ron empört, nachdem er einen veränderten Blick im Gesicht seiner Schwester bemerkte. Dudley lächelte. Er hatte die Blicke auch bemerkt. Und sie waren eindeutig und lüstern. Dabei lag sie doch in einem Krankenhaus der Muggel. Ihre Verletzungen waren nicht schwerwiegend, so dass man sie in das nächstliegende Krankenhaus bringen konnte. Von ihrem Fenster aus hatte man einen beeindruckenden Blick über den riesigen Loch Lomond. Das nächstliegende Krankenhaus befand sich in Balloch am Fuße des schottischen Sees. Loch Lomond.
„Mom und Dad sollten auch bald hier sein“, erklärte Ron weiter. „Wie wär's wenn du erst einmal uns erzählst, wie du überhaupt in diese Lage gekommen bist?“
„Wir dachten erst du wärst tot“, fügte Dudley hinzu.
„Das dacht ich auch“, murmelte Ginny, tastete über eine schmerzende Stelle an ihrer Schläfe, die von einem Verband verdeckt war. Ihr linkes Auge blinzelte, sie hatte Mühe es zu öffnen. Mit jedem Atemzug zuckte sie qualvoll zusammen, verursachte ein Stechen in ihrer Brust.
„Das wird wieder“, lächelte Dudley. „Und tut deiner Schönheit keinen Abbruch. Aber einen Spiegel gebe ich dir trotzdem keinen. Und mit dem Knutschen könnte es auch etwas dauern.“
Erschrocken tastete Ginny ihr Gesicht ab, ihre Finger berührten eine cremige Substanz. „Keine Sorge, ist nur Heilsalbe, einfach abwaschbar.“
Ihre Finger wanderten über die dicke Lippe, die sie tastend und stirnrunzelnd begutachtete. Ein kurzes qualvolles Zischen entwich ihrem Mund, als sie die sicherlich schmerzhafte Stelle berührte.
Provozierend mühevoll rappelte sich Ginny hoch in die sitzende Position. Sie saß nun in ihrem Bett, und drückte die Decke nach unten weg, soweit, dass sie nur noch ihre Schenkel bedeckte.
Ihr Höschen lag frei, was sie bereitwillig zur Kenntnis nahm, dann zupfte sie etwas an ihrer Bluse herum, und öffnete scheinbar rein versehentlich einen der oberen Knöpfe. In dieser Position fiel ihr das Atmen erheblich leichter.
Dudley schien zu gefallen, was er zu sehen bekam, jedenfalls streckte er sich um bessere Einsicht zu bekommen, drängte sich schließlich an Ron vorbei, und Ginny unterdrückte ein Kichern, auf Grund der empörten, vorwurfsvollen Blicke ihres Bruders.
„Besser?“ Dudley wirkte sehr aufmerksam. Ginny nickte.
„Zwei gebrochene Rippen“, erklärte D weiter. „Auch das renkt sich wieder ein.“
„Willst du mich pflegen?“ hauchte Ginny mit erotisierenden Blicken.
„Könntest du mich überhaupt bezahlen?“, konterte D.
„Ach. Ich denke, das wäre das geringste Problem. Ich kenne da einige Mittel und Wege…“
„Und was wäre das größere Problem?“
„Ich bin obdachlos. Und so wird meine Pflege wohl bei Mom hängen bleiben…“
„Ich hätte ein schönes großes Wasserbett in einer Eigentumswohnung…“
„Könnt ihr mal damit aufhören“, stöhnte Ron, den die heiße Luft um sich herum sichtbar unbehaglich war. „Das ist ja nicht auszuhalten!“
„Willst du mich etwa pflegen?“, fauchte Ginny.
„So weit kommt es noch!“, raunte Ron. „Du bist ja schon wieder läufig, wie eine …“
„Lass es!“, winkte Ginny ab. „Du wirst deine Schwester in ihrer misslichen Lage nicht beleidigen wollen!“
„Wo wir gerade bei deiner angeblichen, misslichen Lage sind…“
Nach einem kräftigen Schluck aus einer Wasserflasche, die auf ihrem Nachttisch abgestellt war, besann sich Ginny auf das Wesentliche:

„Frische Klamotten.
An mehr dachte ich in diesem Augenblick nicht. Natürlich war ich froh, als mich Mom, ohne mir Vorhaltungen zu machen, in die Arme schloss. Doch eine sofortige Rückkehr in den Fuchsbau musste ich aufschieben. Ich konnte noch nicht mit ihr gehen. Zuerst musste ich das Kapitel Godrics Hollow endgültig hinter mich bringen. Ich musste Mom versichern, sofort nach meiner Abreise nach Hause zu kommen. Ich sei nur auf Bewährung, müsse mich jederzeit zur Verfügung halten, und erreichbar sein. Ich gab ihr mein Wort. Konnte es aber nicht halten.
Eigentlich hatte ich schon meine wenigen Habseligkeiten in meinen magischen Rucksack gepackt, es fehlten nur noch Kleinigkeiten aus dem Badezimmer, doch nach einem Blick in den Spiegel gönnte ich mir in Godrics Hollow eine letzte Dusche. Ich sah wirklich furchtbar aus. Überall Blut, Schweiß, Russ. Meine Haare sahen aus, als hätte ich in einem Schlammbad geplanscht. Der Anblick meines Spiegelbildes war wirklich verheerend, so entschloss ich mich spontan zu einer Dusche: Harrys hätte sicher nichts dagegen, dachte ich, duschte, trocknete mich ab. Und verpackte meine letzten Sachen: Parfüm, Haarspray, Kosmetika, die Zahnbürste. Dabei musste ich an Harry denken und schmunzeln: Es war die Zeit kurz vor unserem Einzug. Einer unserer letzten, gemeinsamen Unternehmungen. Shoppingtour im Westfield Einkaufszentrum. Harry entdeckte diese ulkigen Zahnbürsten, traute sich aber nicht sie zu kaufen. Ich habe es einfach hinter seinem Rücken getan, und ihn später damit überrascht. Junge und Mädchen Zahnbürsten im Schaufenster eines Erotikshops. Man, hat der Augen gemacht, als wir am späten Abend in die Kiste stiegen. Seine hatte Riesentitten und meine einen winzigen Dödel. Seine Augen wären ihm fast herausgefallen. Es war eine hervorragende Idee. Ich lobte mich selbst hinterher. Puuh, was das stimulierend. Glaubt mir, es ist wahrlich nicht gelogen. Es gibt sie wirklich die stürmischen, berauschenden Nächte. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Harry kam mindestens viermal….“
„Ginny!“, mahnte Ron mit roten Ohren. „Du schweifst schon wieder ab. Komm bitte zum Thema!“
„Okay, okay“, grinste Ginny unter einem schmerzverzerrten Gesicht. Die Salbe auf ihren Wunden im Gesicht spannte. „Alter Spießer…“
„Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja Ich brauchte also eine Dusche. Diese Zeit musste einfach sein. Danach zog ich mir frische Klamotten an, und ließ Godrics Hollow hinter mir. Meinen Schlüssel deponierte ich auf dem Küchentisch. Ich dachte, Harry würde ihn dort sicher finden, und würde auch wissen, warum ich hier war. Ich wollte ihm nicht auch noch im Weg stehen, deswegen meine sofortige Handlung. Die Haustür zog ich hinter mir zu. Ich fühlte mich richtig erleichtert, als das Schloss hinter mir knackte. Es war nicht nur sinnbildlich: Harrys Tür hatte sich für mich für immer geschlossen. Keine Spur von Reue. Nichts. Ganz im Gegenteil. Ein erleichtertes Seufzen kam über meine Lippen. Glaubt mir: Keine Spur von Wehmut oder Reue. Wirklich nicht. Ich war frei, und so fühlte ich mich auch. Ich habe mich nicht einmal mehr umgedreht, bin einfach gegangen, habe dem Haus, meinem bisherigen Leben ... Harry ... ich habe alledem einfach meinen Rücken zugewandt. Ein paar Schritte genehmigte ich mir, um die Tat zu vollbringen. Ich musste einfach die Straße entlang laufen. Es sollte symbolisch vollzogen werden: Ich gehe. Und mit jedem Schritt wurde mir leichter ums Herz. Dennoch musste ich an Harry denken. Mir war klar, dass er sich erst von mir befreien könnte, wenn er alle Schuldgefühle, die er unberechtigterweise hatte, abschütteln könnte. So wie ich gerade die Tür zugezogen hatte. Das geht nur, wenn ich vollständig rehabilitiert wäre. So zog ich einen weiteren Abstecher der Rückkehr in den Fuchsbau vor: Eine Stippvisite im West - End. Zurück zum Ort des Geschehens. In der Hoffnung, dass mir noch irgendetwas Wichtiges einfallen würde. Irgendwas, was ich übersehen hatte. Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich auch dort, die Tür hinter mir zu ziehen. Doch bis an oder geschweige denn in das Haus kam ich gar nicht.
Kurze Zeit später stand ich in der Einfahrt zu Dracos Haus und lenkte meine Aufmerksamkeit zunächst auf die Haustür. Ich erkannte das Polizeisiegel, und wusste eigentlich durfte ich da nicht rein. Ich hätte es trotzdem getan, weil ich spürte, dass ich mich auch von Draco lösen musste. Doch just in diesem Moment wurde ich abgelenkt. Ich stand direkt neben seiner Nobelkarosse, und zog spielerisch im Vorbeigehen am Türgriff. Überraschendweise sprang sie mit einem lauten Knacken auf. Ein pompöser Wagen mit allem Schnickschnack. Er hat mich ja schon einige Male damit durch die Gegend kutschiert. Im Hintergrund klingelte irgendwo ein Handy. Ich nahm keine Notiz davon, weil ich etwas Anderes entdeckte hatte, dass meine Aufmerksamkeit erweckte. Vielleicht hätte ich es aber tun sollen … Es läutete nur Zweimal. Bei diesem zweiten Ton wurde mir klar, dass es ziemlich nahe sein musste. Die Karre war also nicht verschlossen. Zunächst dachte ich: Seltsam. Draco liebte dieses Teil und war immer sorgfältig darauf bedacht es zu sichern. Manchmal vergewisserte er sich dreimal, ob er auch ja abgeschlossen hatte. Doch etwas erweckte meine Aufmerksamkeit um weiter darüber nachzudenken. Ich beugte mich vor, auf dem Beifahrersitz hatte ich eine Schachtel Luckys entdeckt. Meine Laune begann sich zu ändern, von ängstlich, vorsichtig, verwirrt hin zu - Verdammt, warum eigentlich nicht - Ich zog eine Kippe aus der Schachtel, steckte sie mir in den Mund, und griff nach einem Zippo, das mich in der Mittelkonsole anstrahlte. Mit einem Klick öffnete ich es, entfachte das Feuer und nahm den ersten Zug. In diesem Moment bemerkte ich eine verschwommene Gestalt, die sich mit raschen Schritten näherte. Erschrocken wirbelte ich herum, doch die Gestalt füllte schon mein Gesichtsfeld aus, und schlug mir unvorbereitet, noch ehe ich einen genaueren Blick riskieren konnte, mit voller Wucht in den Magen. Ein weiterer Fausthieb knallte auf meine Lippen. Wieder spritzte Blut. Meine Lippen schmerzten. Ich spürte meine Zähne nicht mehr. Ich krümmte mich vor Schmerzen zusammen und sank auf die Knie. Er packte mich zunächst am Arm. Mit voller Wucht riss er mir den Arm herum, es schmerzte höllisch. Ich merkte wie mein Kettchen, das mir einst Harry zum Achtzehnten schenkte sich an meinem Arm lockerte, bis ich es gar nicht mehr spüren konnte. Dann riss er mich an den Haaren vom Boden hoch und stieß mich auf den Rücksitz. Dabei lockerte sich mein Zauberstab unter meiner Jacke. Ich musste ihn zurücklassen, er rollte aus dem Wagen, und ich hatte keine Chance nach ihm zu greifen, denn eine weitere Person drängte sich neben mich, schloss die Tür und drückte meinen Kopf mit voller Kraft zur Seite. Ich hörte, wie eine weitere Tür aufgerissen wurde, und kurze Zeit später der Motor gestartet wurde, dann gab er Gas. Mit pfeifenden Reifen bewegte sich der Wagen rückwärts auf die Straße, mein Kopf schnellte zurück. Verzweifelt versuchte ich das Gesicht der Person neben mir zu erkennen, doch mein gegenüber reagierte blitzschnell. Ein weiterer, schmerzhafter Hieb knallte in mein Gesicht, und wieder schmeckte ich Blut. Einen weiteren Fausthieb spürte ich an meiner Schläfe, mein Kopf knallte mit der Gesichtsseite gegen die Scheibe der Tür. Das Einzige was ich erkennen konnte, war, dass die Person neben mir erheblich schmächtiger, als der erste Schläger war. Spontan dachte ich, es könnte eine Frau sein. Bevor ich mich vergewissern konnte drückte eine Hand gegen meinen Hinterkopf und zwang mein Gesicht brutal gegen die Scheibe. Eine eindeutige Identifizierung war mir nicht möglich. Die Person trug ein weites Kapuzenshirt, das war alles, was ich auf die Schnelle feststellen konnte.
Wenn ich meine Hand lockere - sagte die Person. Eine weibliche Stimme, ich hatte mich also nicht getäuscht. - wirst du dich nach vorne beugen, den Kopf zwischen die Beine stecken und dich nicht mehr rühren - Ich versuchte zu Nicken und tat wie geheißen. - Wenn du versuchst, mich oder ihn anzuschauen, wirst du diesen Morgen nicht überleben, verstanden? - Ich presste ein Ja heraus. Sie rutschte etwas zur Seite, und ich spürte den kalten Lauf einer Pistole in meinem Nacken. Ich hörte das Klicken des Abzugshahnes. Ich sollte eingeschüchtert werden. Und es erfüllte seinen Zweck. Ich tat exakt wie befohlen, schloss sogar instinktiv die Augen. Registrieren konnte ich nur, dass die Fahrt eine ganze Weile mit langsamer Geschwindigkeit voran ging. Immer wieder Stop and Go. Nach einigen langen Minuten verlief die Fahrt gleichmäßiger, die Geschwindigkeit nahm zu. Keiner sprach mehr ein Wort. Bis die Stimme der ersten Person ertönte. Eine männliche, drohende Stimme. Mittlerweile waren wir fast schon dreißig Minuten unterwegs. Die Nachrichten im Radio verrieten mir die Uhrzeit. Jegliches Zeitgefühl hatte ich verloren, mein Nacken schmerzte, meine Arme, meine Beine waren eingeschlafen. - Wenn du dich exakt an unsere Anweisungen hältst, und schön brav alles erzählst, was wir wissen wollen, lassen wir dich vielleicht sogar laufen - Die letzten Worte hätten mir eigentlich Mut machen müssen, nur hatte ich absolut keine Ahnung, was ich denn so Wichtiges wissen könnte. Und ohne Wissen erwachte in mir die Panik. Wir fuhren eine ganze Weile schon mit konstanter, schneller Geschwindigkeit, so vermutete ich, dass wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, und uns auf einer Autobahn befanden. Wo wollen die mit mir hin? Dachte ich nervös. Die ganze Zeit musste ich in dieser unbequemen Haltung verharren. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, die Angst war einfach zu groß. Als ich mich aufraffte und zu einer Frage ansetzte, wohin sie mich brächten und was sie von mir wollen, war es die Frau, neben mir, die mich barsch anherrschte - Halt's Maul. Wir reden später - Ihre Stimme war ein tiefes, böses Knurren. Mein Mund und meine Kehle waren ausgetrocknet. Die einzige Flüssigkeit, die ich seit dem Abend zuvor zu mir genommen hatte, war ein Glas Wasser, als ich Godrics Hollow in Harrys Küche, bevor ich den Schlüssel auf den Tisch legte. In den letzten zwölf Stunden zog ich ein Messer aus der Brust meines Liebhabers, attackierte einen Freund mit meinem Zauberstab, war ich in eine Gefängniszelle gesperrt, musste ich meinem Freund und meiner Freundin beim fi … zusehen, wurde ich entführt, wurde ich mit mehreren Schlägen niedergestreckt, mit einer Pistole bedroht. Kein Wunder, dass ich Durst hatte. Meine Lippen verklebten von trockenem Speichel, vermischt mit Blut aus meiner aufgeplatzten Lippe. Eine weitere halbe Stunde später stoppten wir. Erstaunlicherweise fühlte ich mich nicht besonders verängstigt. Was hätte mir noch passieren können? Die Fahrertür öffnete sich, und kurze Zeit später, stoppte ein weiterer Wagen, neben meinem Fenster. Ich wurde heraus gezerrt und in den anderen Wagen verfrachtet. Das Spiel begann von Vorne. Ein Fausthieb auf meine Lippe, die gerade erst aufgehört hatte zu bluten. Das Blut floss erneut. Dieses Mal stülpte man mir eine Mütze über das Gesicht. Dieses Spiel wiederholte sich ein weiteres Mal. Die Fahrt schien nie zu Enden, und dann endlich verlangsamte sich die Fahrt, der Weg wurde unwegsam, der Wagen polterte, ich stieß mit dem Kopf gegen die Wagendecke. Immer und immer wieder stellte ich mir unterwegs die Frage, was die Beiden wohl von mir wollten. Was könnte ich wissen, was für sie wichtig sein könnte. Hoffnung keimte auf. Immerhin hatten sie mich nicht sofort getötet. Das Reden schien wichtig für sie zu sein, und das könnte mir die Gelegenheit verschaffen meine Sicht der Dinge zu schildern und sie hoffentlich davon überzeugen, dass ich wirklich nichts wusste. Solange ich es vermeiden würde ihre Gesichter zu sehen, sollte ich auf der sicheren Seite sein. Eine Theorie, die mir Hoffnung machte. Der Wagen kam zum Stehen. Der Motor wurde abgestellt, und es wurde einige Augenblicke still. Ich hörte ein seltsames Rascheln. Mir war als würde ich Vögel zwitschern hören. Ich konnte sogar das Pfeifen des Windes hören, Blätter von Bäumen die rauschten. Dann, ohne Vorwarnung wurde mir die Maske vom Gesicht gerissen. Ich durfte mich aufrecht hinsetzen und sie gestatten mir die Augen zu öffnen. Nur mühsam gewöhnten sich meine Pupillen an die plötzliche Helligkeit. Schemenhaft erschienen die zwei Gestalten vor meinen Augen im Gegenlicht. Beide trugen dunkle Jeans, der Fahrer eine geschlossene Bomberjacke und die schmächtige Person die schon mir bekannte Kapuzenjacke.
Sie gehörte Draco. Er hatte sie bei einem unserer Treffen getragen. Ein Tattoo der Gruppe U2 an der Vorderseite. Beide hatten Motorradsturmhauben über dem Gesicht. Sie nickten sich zu, stiegen aus, und die Frau wedelte mit der Pistole, als hätte sie einen Zauberstab in der Hand. Wenn ich nur Meinen noch bei mir gehabt hätte. Sie bedeutete mir damit ihnen zu folgen. Wir befanden uns tatsächlich in einem wäldlichen, ruhigen Gebiet. Mein Gehör hatte mich nicht getäuscht. Vor mir lag eine Waldhütte aus verwettertem, modrig riechenden Holz. Eine schmale Treppe führte zu einer kleinen Terrasse, die ich hinaufstieg. Der Fahrer schloss die Tür mit einem Schlüssel aus seiner Tasche auf, knipste im Inneren der Hütte das Licht an. Es roch nach gegerbten Tierfellen und wie in einem Fast-Food-Restaurant. Auf dem Boden erkannte ich tatsächliche einige Schachteln, in denen sich ursprünglich BigMäcs und Doppelcheesburger tummelten. An den Wänden unzählige Spinnen, die wir wohl beim Gruppensex störten. Lange, dünne Spinnweben hingen von den Decken und den Wänden. Angewidert stieß ich sie zur Seite. Ein ekelhaftes Gefühl in solche gesponnene Fäden zu laufen. Und die waren einfach überall. Ich ekelte mich. Gänsehaut lief über meinen Rücken. Außer dem Zwitschern der Vögel und dem tropfen eines lecken Wasserhahns war kein Geräusch zu hören. Totenstille. Abgesehen vom Geruch der Burger verbreitete die Hütte ein schales Gefühl eines lange verlassenen Ortes. Aber offensichtlich diente er seit Kurzem einer Person als Unterschlupf.
Die Ruhe und die Verschwiegenheit der Beiden gaben mir ein Gefühl der Sicherheit. Ein Trugschluss, wie sich gleich herausstellen sollte. Ich wagte den Mund aufzumachen - Ich weiß überhaupt nicht, was sie von mir wollen. Ehrlich - Der männliche Entführer drehte sich zu mir um, packte mich mit einer schnellen Bewegung mit seiner Hand an der Schulter, während er mit der Anderen dreimal rasch in mein Gesicht schlug. Zwei kurze, brutale Geraden, die höllisch schmerzten. Ich hörte und vor allem spürte ich das Knacken meiner Nase. Ich dachte sie würde zur Seite zeigen. Sie war definitiv gebrochen, und ich schnappte nach Luft, das Atmen fiel mir schwer. Der dritte Einschlag erwischte wieder einmal meine Lippe, die erneut an der gleichen Stelle aufplatzte. Ich schwankte, zuckte zurück. Es waren die schlimmsten Schmerzen dieses ereignisreichen Tages. Meine Beine drohten wegzusacken. Doch die Hand an meinem Kragen hielt mich auf den Beinen. Ich hörte das Krachen der Nähte meiner Bluse. Er wirbelte mich herum und stieß mich auf den staubigen Boden. Krachend landete ich auf meiner Schulter und rollte einige Meter weit weg, ehe ich mit dem Gesicht nach unten zum Stillstand kam. Wieder hatte ich ein Krachen von Knochen vernommen. Meine Schulter fühlte sich seltsam schwer an. Eine Glühlampe flackerte auf, und ehe ich mich weiter umsehen konnte, und ich den Versuch unternahm aufzustehen, trat der Männliche mit voller Wucht und wortlos in mein Gesicht. Wieder ein Knacken meiner Nase. Jetzt meinte ich, sie wäre um hundertachtzig Grad verdreht. Ein paar Sekunden konnte ich nicht mehr klar sehen, ich spürte höllische Schmerzen an meiner Schulter, und mein Kopf fühlte sich an, als wäre er dreifach angeschwollen. Ich schmeckte nur das Blut, das unaufhörlich in meinen Mund lief. Dann bemerkte ich, wie er erneut mit seinem Fuß zu einem Tritt ausholte. Ich reagierte prompt und rollte mich schützend zur Seite, so dass sein Schuh nur meinen Unterarm traf. Beunruhigend war nur, dass alles in vollkommener Stille ablief. Stumm brach er meinen Widerstand. Ich wusste um Gnade zu flehen war zwecklos. Danach wurde ich brutal auf einen Stuhl in mitten des Raumes gepresst. Mit schnellen Handgriffen fesselte mich die Tussi mit Klebeband an den Stuhl. - Wo ist es? - schrie der Typ. - Mein Kopf dröhnte, mein ganzer Körper schmerzte. - Ich weiß nicht, von was sie sprechen - klagte ich. Meine Stimme nur noch ein schwaches Husten, und bei jedem Wort spuckte ich Blut. Mit schnellen Schritten kam er näher und ich spürte einen weitern Hieb in meinem Gesicht. - Wo ist es, Gottverdammt noch mal? - Wo ist was? - Ein erbarmungsloser, professioneller Schlag in meine Nieren brach den letzten Rest Widerstand. Ich sah nur noch grüne Sterne, alles wurde schwarz. Ich dachte zu schweben. - Spiel hier nicht die Ahnungslose. Du weißt genau wovon wir reden. Wo hat der blonde Idiot es versteckt?- wenn ich nur gewusst hätte, was sie meinten. So aber blieb mir nicht Anderes übrig als zu schweigen. Ich hatte auch gar keine Kraft mehr zum Sprechen. Sie malträtierten mich mit weiteren wohl gezielten Schlägen. Irgendwann spürte ich die Pistole an meiner Schläfe. Ihre Stimmen wurden immer leiser. Mein Ende war nahe. Ich hatte keine Ahnung. Wenn heute mein letzter Tag wäre, war das Letzte was ich dachte. Das Nächste an das ich mich erinnere, war sein Gesicht. Er hat mich auf Händen heraus getragen.“

Ginny deutete auf Dudley.
In Kurzform erklärte dieser Ginny, wie sie einer Spur, einer Theorie nachgingen und die Hartleys überrumpelt hatten. „Es war Ian Hartley und seine Schwester“, erklärte er weiter. „Sie war die eigentliche Geliebte von Malfoy. Doch offensichtlich haben sie sich gegenseitig nur benutzt.“
„Wisst ihr nach was sie gesucht haben?“, unterbrach Ginny.
„Leider Nein“, äußerte Dudley.
„Sie haben unmittelbar nach ihre Verhaftung den Mord an Draco gestanden“, warf Ron dazwischen. „Ian hat zugestoßen.“
„Ian?“ fragte Ginny vorsichtig.
„Du hast deine Freiheit wieder“, nickte Dudley. „Wie Harry richtig vermutete, hat sie ihren Bruder über die Terrassentür hereingelassen. Warum, hat man uns aber nicht gesagt.“
„Kokain“.
Überrascht wandten sich alle Augen der offen stehenden Tür zu. „Koks im Wert von etwa zwei Millionen britischen Pfund“, erklärte Minister Kingsley Shacklebolt.
„Also doch“, schrie Ron. „Harry hatte also doch Recht … Zwei Millionen?“
„Malfoy hat sich wohl etwas abgezwackt, was er aber damit wirklich vorhatte, werden wir wohl nie erfahren, und auch nicht mehr beweisen können. Fakt ist nur, er hatte das Zeugs. Die Hartleys wollten oder sollten ihn wohl zur Rede stellen. Kristin machte sich an ihn heran, um so an das Zeug zu kommen, Als das nicht gelang…“
„…haben sie ihn getötet“, vervollständigte Ginny.
Kingsley nickte. „Zwanzig Kilo fand die Metropolitan Police in Dracos Wagen. Er hatte einen doppelten Boden im Kofferraum. Das Komische daran. Es waren genau zwanzig Kilo. Kein Päckchen war geöffnet. Vielleicht wollte er es ja wirklich...“
„Draco?“, höhnte Ron. „Kann ich mir nicht vorstellen.“
„Er hat sich geändert Ron.“ Draco hatte in Ginny einen Fürsprecher.
„Menschen ändern sich nie. Und schon gar nicht Draco. Du vergisst die Wetten. Und die ganze Kohle, die in seine Einrichtung, den Luxusschlitten gesteckt wurde. Wetten allein hätte nicht gereicht.“
„Und wenn sich Menschen doch ändern können?“
„Nicht Draco Malfoy“, Ron schüttelte überzeugt seinen Kopf und wandte sich an Kingsley.
„Warum hat man so was Wesentliches vor Harry verheimlicht?“
Ein sicherlich berechtigter Einwand.
„Ich vermute mal, weil man die Ermittlungen nicht gefährden wollte“, antwortete Dudley, anstelle des Ministers.
„Richtig“, bestätigte Kingsley. „Seit Wochen waren sie an denen dran, und somit baten sie uns auch um Hilfe, weil sie an die Hartley nicht verlieren wollten.“
„Nur haben sie da noch nicht gewusst, dass Ginny die Hauptverdächtige sein würde. Und nicht damit gerechnet, dass sich mit Harry Potter ein penetranter, und genialer Ermittler einmischen würde“, nickte Dudley.
„Und jetzt?“, hakte Ron nach. „Alles umsonst?“
„Das würde ich nicht sagen. Unsere Aufgabe wurde bravourös gelöst. Ginny ist entlastet und frei von jeglicher Schuld. Die Hartleys konnte man verhaften….“
„Das Koks wurde sichergestellt“, erweiterte Dudley. „Den Rest fand man in der Hütte, vermute ich?“
„Du bist nicht zufällig mit Harry verwandt?“ Wieder nickte Kingsley. „Gut versteckt, unter einer Luke im Boden. Mehr als dreißig Kilo.“
„Nur an die Hintermänner werden sie schwer heran kommen“, spann Dudley den Faden weiter. „Und ich vermute, das war das eigentliche Ziel von Scotland Yard.“
„Die Hartleys singen munter weiter. Sie sind sehr gesprächig. In der Hoffnung auf Gnade vor Recht.“
Ginny pfiff vergnügt vor sich hin. Das Alles interessierte sie nicht mehr. Sie lies sich zurück ins Kissen fallen und fühlte sich sichtlich befreit. Und sie war wirklich frei, und genauso unbekümmert gab sie sich. Doch bevor sie zu Wort kam, erwähnte Kingsley beiläufig: „Auf euch Beide wartet übrigens noch eine kleine Überraschung“, er deutete auf Ron und Dudley. „Sagen wie eine kleine Belohnung. Ich habe gehört, es sollen so zehntausend Pfund sein, für Jeden…“
„Eines habe ich jedenfalls heute gelernt: Mein eingeschlagener Weg ist der Richtige. Ich möchte mein Leben genießen. Geld ausgeben. Leben. Gestern liegt hinter mir. Ich lebe nur noch für das Jetzt. Wenn heute mein letzter Tag gewesen wäre, hätte ich das Alles nicht mehr gekonnt. Ich habe schon soviel Zeit verschwendet.“
In ihren Pupillen spiegelten sich die Knöpfe von Dudleys Levis 501. Dudley lächelte ihr zu. Er war längst auf ihr Spiel angesprungen.
„Du hast Zeit verschwendet?“ Ron glaubte nicht, was er gerade zu hören bekam. „Die Zeit mit Harry. Die Zeit des Kampfes um zu überleben. Das alles bezeichnest du als verschwendete Zeit? Harry hat dir doch das Alles erst ermöglicht. Wäre Harry nicht gewesen, dann wärst du vielleicht heute wirklich nicht mehr hier.“ Dieses Mal ignorierte er die Signale seiner Umgebung.
„Wo ist Harry überhaupt?“, überging Ginny, den wichtigsten Teil in Rons Belehrung.
Ron und Dudley wechselten rasche, nervöse Blicke. Ginny verkrampfte, quälte sich wieder in die sitzende Position. „Was ist mit Harry?“, schrie sie mit entsetzen Blicken. „Sagt mir sofort, was mit Harry ist!“
„Harry ist okay...“, beantwortete ihr Bruder die Frage mit einer sehr schwachen Stimme.

Harry war wirklich okay.
Zumindest nach Außen hin. Aber wenn man in sein Inneres hätte schauen können. Nein. Nur sehr wenige können sich das wirklich vorstellen.
Doch selbst wenn man ihn genauer angeschaut hätte, jeder wäre erschrocken zugewichen. Sein Gesicht aschfahl. Die Augen voller Tränen, blutunterlaufen. Und es war für ihn völlig belanglos, wie die Geschichte zu Ende ging. Seine Mission war erfüllt. Die Geschichte war eigentlich hier zu Ende.
Der Weg für Ginny war bereitet. Er hatte dafür gesorgt, und er war bereits mitten in einer neuen Geschichte.
Doch zu welchem Preis?
Ginny hatte ihre Freiheit wieder gewonnen, und er könnte Alles verloren haben.
Immer wieder stellte er sich diese Fragen. Voller Angst. Voller Sorge.
Eine Träne kullerte unter seine Brille hervor. Sie floss ganz langsam über seine Wange, und als sie das untere Ende seines Gesichtes erreicht hatte, tropfte sie auf ein weißes Bettlaken. Eine Stelle, die schon ganz feucht war. Es war nicht die erste Träne.
Er wachte am Bett seiner Hermine.
Endlich konnte er sie so nennen: Seine Hermine.
Wenn sie ihn nur hören könnte.
Wenn sie ihn nur sehen könnte.
Seine Hermine.
Bitte öffne deine Augen.
Doch ihre Augen waren geschlossen. Ein durchgebluteter Verband schaute unter ihrer hochgebundenen Bluse heraus. Ihr Bauch fest umschlungen. Weiß mit feuchtem, nassen Rot. Ein schreckliches Rot. Blut. Ihr Blut. Das Blut seiner Hermine.
Harry hoffte. Harry betete.
Harry wich nicht von ihrer Seite, hielt einfach nur ihre Hand.
Immer wieder die gleichen Bilder vor seinen Augen. Bilder, die seinen Geist zermürbten. Bilder, die ihm wie ein Traum vorkamen. Ein unwirklicher, böser Traum. Schlimmer als all seine Träume, die er je hatte.
Von Minute zu Minute. Von Stunde zu Stunde. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.
Die Hoffnung sie wieder bei sich zu haben schwand in gleichem Maße, wie sie auch stetig anwuchs.
Jede Minute ein Fortschritt.
In der Nächsten ein Schritt zurück.
Wenn sie doch endlich ihre Augen öffnen würde.
Doch sie tat es nicht. Sie rührte sich nicht einmal.
Keinen Millimeter in all den Stunden.
Wenn sie ihn nur hören könnte.
Wenn sie ihn nur sehen könnte.
Bitte gib mir ein Zeichen.
Er spürte, wie die Heiler sich vor der Verantwortung drückten. Spürte, dass sie sich nicht trauten, ihm die Wahrheit zu sagen. Er musste sie sich selber zusammenschustern.
Und so verschmolzen Hoffnung und Verzweiflung miteinander.
Immerhin war sie noch bei ihm, wenn es auch nur ihr Körper war. Ihre Hülle. Ihre Körperwärme.
Immer wieder streichelte er über ihr Gesicht. Es war noch warm. Ihre Wange schien zu glühen. Die andere Hand fest mit der Ihrigen verkeilt. Überall Blut.
Der dritte Verband schon.
Die Heiler hatten es bisher nicht geschafft, die Blutung vollständig zu stillen. Beim letzten Verband schickte er die Heiler energisch aus dem Zimmer, wütend, aggressiv, legte selbst Hand an, rieb sie mit Paste ein. Brachte den Verband an. Ein schreckliches tiefes Loch in ihrer Bauchhöhle. Das Blut blubberte. Er drückte seine Faust darauf, bis der Verband diese Stelle bedeckte.
Still und friedlich lag sie da. Als würde sie das Alles gar nicht mitbekommen.
Endlich, Stunden später schien die Blutung schwächer zu werden.
Ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen?
Kann ein Mensch überhaupt soviel Blut haben, wie sie schon verloren hatte?
Er würde ihr so gerne Seines geben.
Aber das ging nicht.
Und wieder beugte er sich vor, küsste ihre Wange, ihre Stirn, ihre ausgetrockneten, kaltschweißigen Lippen. Es störte ihn nicht.
Es ist seine Hermine!
Ein leise geflüstertes Gebet, ganz dicht über ihren Lippen. Er selbst spürt bei jedem Wort, wie er über ihre Lippen streifte. Es war gewollt. Ihm blieb die Hoffnung, dass sie ihn spüren, ihn bemerken, ihn erhören würde.
Und wieder kommen die Bilder zurück. Schreckliche Bilder.
Was hatte er getan, um so bestraft zu werden?
Verlangsamte Bilder. Eine Super Slow-motion.
Sie war es, die an Harrys Seite, getroffen zu Boden sank.
Getroffen von einer Patrone, versehentlich abgefeuert aus einer Pistole. Just in dem Moment, als ihr Expelliarmus die Waffe aus den Händen eines der Entführer riss. Ron schockte die zweite Gestalt mit einem Lähmzauber, bevor er seiner Schwester zu Hilfe eilte. Dudley brachte den verblüfften Ian Hartley, mit einem gezielten Fausthieb mitten zwischen die Augen, zu Fall. „Kümmere dich um Hermine“, rief er Harry zu.
Er konnte ihn kaum verstehen. Dudleys Stimme drang wie aus einem tiefen Brunnen an sein Gehör. „Wir haben das im Griff.“ Dudley schien zu schreien, löste die Klebefesseln um Ginnys Körper. „Ich melde mich bei Chief Blane, und lasse mein Handy an, damit sie uns orten können. Nun mach schon, bring Hermine hier weg. Bring dein Mädchen in Sicherheit!“
Sein Mädchen?
In Sicherheit?
Es waren Ian Hartley und seine Schwester, soviel schnappte Harry auf. Dudley hielt den leblosen Körper von Ginny in seinen Armen. Alles Andere war zur Nebensache geworden, auch dass Ginny ihren Kopf anhob. Sie lebte.
Seine Mission war zu Ende. Eine Neue hatte längst begonnen. Ein neuerlicher Kampf.
Der Kampf um die Liebe. Seiner wahren Liebe. Ihr Leben, und ihrer gemeinsamen Zukunft.
Ein Kampf ums Ãœberleben.
Es schien ein aussichtsloser Kampf zu werden. Einzig die Hoffnung war ihm geblieben.
Hermine schwebte in einer Zwischenwelt.
Sie war gegangen, und noch hatte sie keiner über die Konsequenzen aufgeklärt.
Hoffentlich würde sie auf die richtige Person treffen, die ihr den Weg zurück weisen würde. Zurück zu Harry.
Vielleicht würde es seine Mom sein. Oder sein Dad. Oder Sirius.
Bitte schickt sie zu mir zurück. Bitte.
Er versuchte Alles Mögliche, um sie zum Umkehren zu bewegen.
Kurz zuvor hielt er sie auf Armen, das Blut tropfte über seine Hände, bedeckte den Boden. Hoffnungslos mit leerem Blick stand er vor der Empfangsdame des St. Mungos Hospital. Er war, wie taub. So viele Gesichter um ihn herum, so viele Beine wirbelten durcheinander. Sie mussten sie ihm aus den Händen reißen. Er wehrte sich dagegen, bis er merkte, dass sie ihr nur helfen wollten. Er griff hinter ihr her, griff ins Leere, und dachte doch sie zu erreichen, während die Heiler sie auf eine Bahre legten, und sie mit scheinbar schnellen Schritten wegbrachten. Er folgte ihnen. An der Tür wurde er gestoppt, ließ sich aber nicht hinausdrängen.
Diese Minuten nach seiner Ankunft im Mungos waren die einzigen Minuten, die er sich von ihr abwenden musste. Er griff immer wieder bildlich ins Leere. Die Arme weit von sich gestreckt, angelehnt am Türrahmen. Dabei stellte er sich vor, wie seine Hand in die Zwischenwelt greifen würde, sie an der Hand fasste und mit sich weg führen würde. Doch er erreichte sie nicht. Sie schien schon sehr weit weg. Es war nur ihre Hülle, doch selbst die konnte er von der Tür aus nicht ertasten. Seine Augen täuschten ihn. Er hielt sie an der Hand, aber sie lag auf einem Bett, und er stand einige Meter entfernt an der Tür. Grausam, schrecklich.
Und wieder kamen die Bilder. Wie in Zeitlupe kreisten sie vor seinen Augen:

„Expelliarmus!“
Hermines Fluch, ein Volltreffer.
In hohem Bogen flog die Pistole aus der Hand eines der Verbrecher. Ein lauter Knall ertönte beim Aufprall des Fluches. Die Waffe fiel krachend zu Boden. Und neben ihm sackte Hermine zusammen. Die Bluse sofort blutdurchdrängt, die Augen weit aufgerissen.
Ganz langsame Bilder.
Immer und immer wieder.
„Kümmere dich um Hermine!“
„Wir haben das im Griff.“
„Nun mach schon, bring Hermine hier weg. Bring dein Mädchen in Sicherheit!“
Harry verstand kein weiteres Wort mehr. Ron schrie, Dudley schrie, mit Ginny in den Armen.
Sein Blick ging ganz langsam zur Seite. Er sah Hermine, sah wie sie zu Boden sackte. Blut, rot, ganz langsam. Angst zeichnete seine Gedanken, seine Augen. Und trotzdem griff er zu, bevor sie völlig zu Boden ging. Seine Arme unter ihren Achseln. Sie fiel in seinen Körper. Ihre Schulter, ihr Gesicht leblos zusammengesackt.
Alles rot. Ãœberall Blut
Alles voller Blut.
Er hob sie hoch in seine Arme und apparierte.

Noch immer lehnte er über ihrem leblosen Körper, und hoffte, dass sie endlich ihre Augen öffnen würde.
Die Kugel wurde aus ihrer Bauchhöhle entfernt, und ihm wurde erklärt, dass sie erst über dem Berg wäre, wenn sie aus dem Koma erwachen würde. Die Heiler konnten ihm keinen Mut zu sprechen. Sie wirkten sehr unsicher.
Fünf Stunden sind seither vergangen.
Und Harry hoffte und bangte, drückte ihre Hand, kühlte ihre Stirn. Immer und immer wieder. Er ging nicht einmal zur Toilette.
Erneut küsste er ihre Wangen, ihre Stirn, ihre Lippen.
Harry flehte. Ein neuerliches Gebet.
Wenn sie ihn nur hören könnte.
Wenn sie ihn nur sehen könnte.
Bitte gib mir ein Zeichen.
Ginny war rehabilitiert, und was daraus wurde, oder was geschehen war, würde er noch früh genug erfahren. Das Alles war zur Nebensache geworden. Für ihn zählte nur Eins. Dass Hermine, seine Hermine endlich die Augen öffnen würde.
„Wenn heute dein letzter Tag wäre“, betete Harry. „Ich würde alles was ich besitze verschenken. Es den Menschen geben, die ich meine Freunde nennen darf, den Menschen die es benötigen, die sich freuen würden. Wenn heute dein letzter Tag wäre, hätte mein Leben keinen Sinn mehr. Ich würde Alles hinter mir lassen. Ich bereue nichts, denn ich liebe dich. Ich würde jede Sekunde, die wir noch hätten genießen, so wie ich mich an jede Sekunde die wir gemeinsam hatten, liebevoll erinnere. Ich würde Alles zurücklassen, und mit dir gehen. Bitte verlasse mich nicht.“
Ein leichter Druck erfasste seine Hand.
Noch hatte er es nicht registriert. Noch glaubte er zu träumen. „Wenn heute dein letzter Tag wäre, dann wird es auch mein letzter Tag sein.“
Ein weiterer leichter Druck in seiner Hand.
Hoffnungsvoll blickte er auf.
Braune Augen leuchteten ihm entgegen.
Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen.
„Du brauchst nichts zu verschenken. Ich bin hier. Hier bei dir Harry, und ich werde immer bei dir sein. Und wenn du was verschenken willst, dann schenke mir einen Urlaub. Ein Urlaub mit dir. Einen Urlaub nur für uns.“ Noch fiel ihr das Sprechen schwer. Sie schluckte mehrfach.
Doch Harry war glücklich. Unendlich glücklich.
Seine Hermine. Sie war zurück.
„Ich habe Sirius getroffen. Ich soll dich von ihm grüßen.“

If today was your last day
Wenn heute dein letzter Tag wäre
And tomorrow was too late
Und morgen es zu spat wäre
Could you say goodbye to yesterday?
Könntest du dem Gestern auf Wiedersehen sagen?
Would you live each moment like your last?
Würdest du jedem Moment leben, als wäre es dein Letzter?
Leave old pictures in the past
Lass die alten Bilder in der Vergangenheit zurück
Donate every dime you have?
Könntest du jeden Cent verschenken?
(Composer & Lyrics: Chad Kroger - Performed by Nickelback)


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