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Fanfiction

If Today Was Your Last Day - Spurensuche

von rodriquez

„Es sieht nicht gut aus, Harry“, erwähnte Hermine kurz nachdem Ginny abgeführt wurde.
Zwei Auroren nahmen das rothaarige Mädchen in ihre Mitte, und sie folgte bereitwillig.
Unmittelbar nachdem die Tür zu Harrys Büro geschlossen wurde, verfinsterten sich ihre Gesichter.
Die Beiden waren Alleine. Alleine mit sich, und ihrer neuen Liebe, einem missglückten Start, und den Kopf voller Sorgen.
„Wir haben keinen Anhaltspunkt. Es zählen nur die Tatsachen, und die sind erdrückend.“
„Ich weiß“, murmelte Harry, blickte in ihre Augen und verharrte für einen kurzen Augenblick, als hätte er andere Worte erwartet.
Worte über das wir, oder über das, was Ginny in ihrer Wohnung gesehen hatte, Worte der Bestätigung.
Immerhin war Harry zu diesem Zeitpunkt noch offiziell ihr Freund.
Habe ist sie betrogen?
Nein!
Auch wenn wir noch zusammen waren, so gingen wir doch seit Monaten schon getrennte Wege.
Betrug war eigentlich das, was Ginny getan hat.
Seit vier Monaten schon.
Mit Draco.
Ginny hat es gesehen.
Sie hat zugeschaut, als Hermine und ich es getan haben.
Sie hat gesehen, wie sich Hermine rhythmisch auf meinem Becken bewegt hat.
Ein Schauder überkam Harrys Körper.
Er schüttelte sich.
Hermine ging nicht darauf ein, weder auf seine äußerlichen, noch auf seine innerlichen Empfindungen.
„Ginny hat Recht“, sagte er schließlich.
„Mit was?“, erschrocken zuckte Hermine zusammen.
Harrys Mundwinkel zuckten kurz zu einem Lächeln.
Hermine hatte nicht reagiert, weil sie selbst im Reich der Fantasie war.
„Ich liebe dich“, flüsterte Harry verträumt. „Ich liebe dich wirklich, Hermine. Ginny hatte in allem Recht. Ich habe sie wirklich mit dir verglichen. Ich habe dich gesehen, wenn ich sie angeschaut habe. Ich war so feige.“
„Ich liebe dich auch, Harry“.
Hermine kam näher, streichelte über seine Haare, seine verblasste Narbe, küsste ihn.
„Ich liebe dich auch. Schon immer. Aber, bevor wir das richtig angehen können, müssen wir zusehen, dass wir Ginny da raus bekommen. Nur dann können wir beide restlos, und ohne Schuldgefühle, glücklich werden. Ewig, würden wir uns Vorwürfe machen. Nach dem was sie uns erzählt hat, würde unsere Schuld ewig auf uns haften.“
„Dann müssen wir Beweise für ihre Unschuld finden“, überlegte Harry. „Nur wo? Wir haben keinen Anhaltspunkt. Nichts.“
„Lass uns in Ruhe überlegen, was wir tun können.“
„Dann lass uns zurückgehen. An den Ort des Verbrechens. In Dracos Umfeld. Schauen wir uns noch einmal im Haus um.“
Harrys Blicke wirkten verzweifelt, ohne große Hoffnung.
Fast schon resignierend hoffte er auf ein zustimmendes Zeichen seiner Partnerin.
Seiner Vertrauten.
Er bekam das Zeichen.
Als wäre sie in seine Gedanken eingetaucht.
Als hätte sie gespürt, dass er eine aufbauende Bestätigung brachte.
Für ihn war es ein Vorschlag, mehr nicht.
Er hatte keinen anderen Plan in petto, er wusste nicht einmal, was er sich von diesem Vorschlag versprach, was er bringen würde.
Ihr Zeichen war ein liebevoller Kuss.
Doch bevor er sich zum Gehen der Tür zuwandte, griff Hermine um sein Handgelenk.
Ganz fest musste sie zupacken.
Harry blieb stur stehen, Blick geradeaus ins Nirwana.
Sie konnte zusehen, wie sein Kehlkopf sich auf und ab bewegte.
Harry schluckte schwere Steine.
Einige Augenblicke verharrten sie in dieser ausweglosen Lage, Harry vermied es sie anzusehen, und Hermine war sich sehr wohl bewusst, warum.
Behutsam ging sie selbst einen Schritt nach vorne, neigte ihren Kopf über seine Schulter, drehte sein Gesicht so, dass sie ihm in die Augen schauen konnte.
Sie sah die dicken Tränen, die über seine Wangen tropften, und sie trocknete seine Tränen mit ihren Lippen, erst auf der linken Seite, dann sanft auf der rechten Gesichtshälfte.
Dabei spürte sie die salzige Flüssigkeit auf ihrer Zunge, und unterdrückte die eigenen Tränen.
Hermine wollte stark bleiben, um Harry aufzurichten.
Es schien ihr zu gelingen, denn er sank in ihre Arme, und schluchzte an ihrer Schulter.
„Du darfst nicht aufgeben, Harry. Ich weiß du kannst das“, hauchte sie in seine Haare. „Tu es für Uns. Für unsere Liebe.“

Am Ort des Verbrechens tummelten sich einige seltsame Gestalten.
Von Kopf bis Fuß in einen weißen Schutzanzug gehüllt wirkten die Beamten der Metropolitan Police wie mumifizierte Außerirdische.
Jeder von ihnen trug zusätzlich Handschuhe und einen Mundschutz.
Einige Minuten mussten sich Harry und Hermine noch gedulden.
Sie gönnten sich einen kurzen Moment der Ruhe, angelehnt an Dracos Luxuslimousine, und beobachteten das rege Treiben der Spurensicherung.
Peinlichst genau schien hier gearbeitet zu werden.
Doch warum nur hatte Harry das seltsame Gefühl, dass das Wesentliche übersehen würde.
Und genau aus diesem Grund wollte er nochmals an diesen Ort zurück.
Mit neuem Mut, neuer Hoffnung, die ihm seine Freundin vermittelte.
Erst als die Außerirdischen, ihren Mundschutz ablegten, und begannen ihre Metallkoffer aus dem Haus zu tragen, raffte sich Harry auf, und zog Hermine, die mittlerweile fast eingeschlafen wäre mit sich.
Etwas verstört erhob sie ihren Kopf, den sie direkt nach ihrer Gewissheit, Warten zu müssen, an Harrys Schulter geneigt hatte.
„Bringen sie bitte das polizeiliche Siegel an, wenn sie gehen“, bat einer der Polizisten in Zivil, und drückte Harry einen Klebestreifen mit dem Aufdruck der „Metropolitan Police“ in die Hand.
„Zwischen Rahmen und Tür. Sie wissen noch wie das geht?“
Harry nickte.
Er kannte den Superintendent von einigen Lehrgängen.
„Haben sie schon erste Erkenntnisse, Superintendent Blane?“
„Chief Superindendent“, korrigierte dieser. „Bei der Leiche müssen wir für das endgültige Ergebnis die Autopsie abwarten. Aber an der Todesursache dürfte es keine Zweifel geben. Und die Spurensicherung fand auch nichts Brauchbares. Fingerabdrücke müssen wir erst noch auswerten, aber wie es aussieht waren speziell auf der Tatwaffe nur zwei unterschiedliche. Suchen sie nach etwas Bestimmtes?“
„Ich suche nur nach Beweisen für die Unschuld der Hauptverdächtigen.“
„Sie ist ihre Lebenspartnerin, habe ich gehört?“
„War“, korrigierte Harry. „Aber sie ist immer noch eine Freundin…“
So hoffe ich zumindest…
„Aber sie glauben an ihre Unschuld, trotz der belastenden Indizien?“
„Ich glaube nicht an ihre Unschuld“, erwiderte Harry selbstbewusst, „sondern ich bin mir dessen sicher.“
„Naja. Ihr Ministerium muss wissen was es tut. Bei mir hätten sie ein Befangenheitsproblem.“
„Wenn ich das wäre, würde ich den Fall abgeben.“
„Na dann. Ich weiß zwar nicht, was sie jetzt noch finden wollen, nachdem meine Leute das Haus auf den Kopf gestellt haben, aber ich wünsche ihnen trotzdem viel Glück. Und hoffentlich täuschen sie sich nicht.“
„Woher weißt du eigentlich das Alles?“ bewunderte ihn Hermine.
„Fortbildungsseminare. Du solltest das eigentlich wissen“, stärkte Harry sein Selbstbewusstsein. „Du hast sie unterschrieben und genehmigt.“
„Aber da wusste ich nicht, was man euch beibringen würde.“
Fortbildungsseminare.
Eine wesentliche Neuerung, die der Minister höchstpersönlich eingeführt hatte, um so die Zusammenarbeit mit der Polizei der Muggel zu fördern und zu koordinieren.
Die ersten Erfolge zeigten sich nicht erst seit diesem Abend.
Es kam nicht selten vor, dass Auroren um Hilfe gebeten wurden.
Personalmangel in beiden Welten ergaben diese einmalige Gelegenheit, die zwei Welten zu vereinen, jeder konnte von dem Anderen lernen.
Einzige Auflage der Ministerien war keine Magie anzuwenden, außer in Notsituationen.
Schritt für Schritt gingen sie, oder besser Harry, Ginnys Schilderung im Hinterkopf, die Szene durch.
Hermine folgte schweigend seinen Schritten und seinen Blicken.
Zunächst stieß Harry die angelehnte Haustür auf. Betrat den Flur. Sah sich um.
Langsam schweiften seine Blicke in alle Richtungen.
Aufmerksam, nachdenklich, wortlos.
Hermine klammerte sich an seinen Arm, ließ sich von ihm führen, und bemerkte seine Beklommenheit.
Sie wollte ihn aber nicht ablenken, hielt mit ihm Schritt, was ihr nicht schwerfiel, da sich Harry, nur in Zeitlupentempo vorwärts bewegte.
Der Weg durch den Flur führte an der offenstehenden Küche vorbei, einen langen schmalen Flur entlang, hin zu einer Treppe, deren Verlauf sie nach oben folgten.
Auf direktem Weg steuerte Harry, die nächstliegende offenstehende Tür an.
Es war das Schlafzimmer seines Erzfeindes.
Ruhig, aber scheinbar ergebnislos starrte er auf das zerwühlte Bett.
Kurzzeitig kam ihm ein Bild vor Augen.
Ein Bild, das er mit Abscheu wieder zu verdrängen versuchte.
Es gelang ihm nicht.
So sehr er sich auch bemühte, zumindest ihr Gesicht während der Aktion zu ignorieren.
Ein Gesicht, das ihn erschreckte: Ginny, wie sie sich Draco hingab.
Sein ärgster Widersacher grinste hämisch in seine Richtung bevor er in Ginny eindrang, und fest zustieß.
Immer und immer wieder, als wüsste Draco, wer ihn beobachten würde.
Harry hörte im Sekundentakt das aufeinanderknallen ihrer Becken, hörte Ginnys ekstatische Lustschreie bei jedem Knall.
Hermine traute sich nicht zu rühren, hielt seine Hand fest umklammert.
Immer wieder dieses Bild.
Draco stieß in brutaler Manier in Ginnys Liebesgrotte, doch sie genoss jeden dieser energischen Stöße.
„Fester, Tiefer“, hörte er ihre lustvollen Aufschreie.
Und wieder knallten ihre Becken aufeinander.
Ginnys Augen geschlossen.
Die Lippen genüsslich verzogen.
Sie stöhnte, sie keuchte.
Und wieder dieser Knall ihrer Becken.
Draco stieß immer wilder, immer fester, immer härter zu.
Und wieder das Zusammenprallen nackter, abgespannter Körper.
Angewidert drehte sich Harry um, stürmte förmlich aus dem Zimmer, und atmete tief ein.
Es war nur ein Bild, vielleicht nur eine Fantasie, aber der Schmerz saß, wie ein Stachel, tief in seiner Haut.
Erst jetzt bemerkt er, dass auch Hermine, deren Hand sich fest in seinen Arm krallte, einen erleichterten Seufzer von sich gab.
Ihre Augen zitterten.
Ihr Herz pochte einen schnellen Takt gegen seinen Arm.
Langsam beruhigten sich Beide.
Harry nickte Hermine aufmunternd zu.
„Ich bin okay“, sagten seine Blicke.
Seine Freundin hatte ihn besorgt beäugt.
Die anschließende Inspektion des Badezimmers brachte auch keine neuen Erkenntnisse.
Schließlich begaben sie sich wieder ins untere Stockwerk, schritten gemeinsam, Hand in Hand auf die Küche zu.
Trotz des beklommenen Eindrucks in Dracos Schlafzimmer, gab Harry keinen Millimeter ihrer Hand frei, war froh, dass sie an seiner Seite war.
Und er war sich sicher, dass seine treue Hermine seine Gedanken kannte, vielleicht hatte sie sogar die gleichen Bilder vor Augen.
Sofort beim Betreten der Küche stach ihnen die Kreidezeichnung auf dem Boden ins Auge.
Die Stelle, an der man Draco Malfoy gefunden hatte.
Harry näherte sich der Stelle, ging in die Hocke, kniete sich neben die Umrisse von Dracos Körper, simulierte das Herausziehen eines Messers aus einer nicht mehr vorhanden Leiche, sah sich angestrengt um, und deutete auf das Küchenfenster.
Dem Blick nach draußen folgten keine Erkenntnisse.
Scheinbar ein kleiner Garten, doch er lag völlig in der Dunkelheit der Nacht.
Harry suchte nach dem Schalter für das Außenlicht, fand ihn neben einer Tür, die von der Küche nach draußen führte.
Eine kleine, einfache Tür, die nur einen Übergang von der Küche in den Garten darstellte.
Dieser, klein, unscheinbar und ungepflegt.
Rasen, sofern man das als Solchen bezeichnen konnte.
Der Begriff: Wiese, wäre eindeutiger gewesen.
Einige Rosen im Wildwuchs, einige von ihnen umgeknickt.
Plattgedrückte Grashalme, eindeutig Fußspuren.
Diese Spuren an mehreren Stellen, tiefe Einkerbungen im feuchten Gras. Harry vergewisserte sich, indem er sich bückte, und über die Halme tastete.
„Die Spuren sind frisch, und von mehreren Personen.“
Als Eingrenzung des Gartens erfüllte eine Ligusterhecke ihren Zweck, nur knapp zwei Meter hoch, aber dennoch schützend vor unerwünschten Blicken von Außen.
Eine kleine Lücke von zur Seite gedrückten Ästen klaffte in Mitten dieser Ligusterhecke.
Aufmerksam untersuchte Harry diese Stelle mit seinem Zauberstab. „Lumos“.
Im Anschluss an einige aufmerksame Blicke widmete er sich der Holztür und deren Rahmen.
Hermine riss ihn aus den Gedanken.
„Was beschäftigt dich? Irgendwas rumort in deinem Kopf. Lass mich an deinen Ãœberlegungen teilhaben. Vielleicht kann ich dir helfen.“
„Irgendetwas habe ich übersehen“, murmelte Harry, und richtete seine Aufmerksamkeit zurück in die Küche. „Ein kleines unwesentliches Detail…“
„Was meinst du?“
„Wenn ich das nur wüsste…“, grübelte Harry, knipste das Licht aus. „etwas, das mir spontan aufgefallen war, ich aber als nichtssagend verdrängt habe.“
„Hier in der Küche?“
„Die Küche lag im Dunkeln, so wie jetzt. Aber der Mond ist mittlerweile weiter gewandert. Als Ginny hier war, könnte er vom Stand her, die Küche erhellt haben.“
„Du denkst Draco war noch bei vollem Bewusstsein, als sie zurückkehrte?“
„Zumindest hätte sie ihn bemerken müssen. Der Zugang zur Küche hat keine Tür. Es hätte ihr auffallen müssen, wenn da etwas gewesen wäre. Auch wenn sie noch so sehr gedanklich abwesend war. Immerhin wäre es sicherlich ungewöhnlich, wenn Jemand auf dem Boden einer Küche liegen würde.“
„Ergo war der Täter noch im Haus…“, spann Hermine den Faden weiter. „Oder…“
Die zweite Möglichkeit unterdrückte sie lieber, es hätte Ginnys Untergang bedeutet, und genau das wollten sie verhindern.
„Der wahre Täter hat das Haus erst nach Ginnys Rückkehr verlassen. Vielleicht rechnete er nicht damit, dass sie ... zurückkommen könnte.“
Eine seltsame, fragende Betonung legte Harry auf zurück.
„Zurück“, wiederholte er nachdenklich. „Hat er vielleicht abgewartet bis Ginny gehen würde, oder kam er erst danach? Die Hintertür zum Garten war unverschlossen. Ich habe das vorhin schon gecheckt. Das Verbrechen muss passiert sein, als Ginny im Schlafzimmer oder im Bad war, und zwar nach ihrer Rückkehr. Die Zeit könnte stimmen. Vielleicht ist der Täter durch ihre Rückkehr in Panik geraten und hat übereilt gehandelt, bevor Draco um Hilfe schreien konnte.“
„Genau dieser Punkt stört mich an deiner vagen Vermutung. Wenn Draco noch am Leben war, warum hat er sie dann nicht gewarnt, oder früher um Hilfe geschrien?“
„Vielleicht weil er zum Stillsein gezwungen wurde?“, überlegte Harry. „Mit dem Messer an der Kehle, oder einer auf den Mund gepressten Hand?“
„Du gehst also davon aus, dass der Täter ein Muggel war?“
„Ich gehe von gar nichts aus. Wie kommst du darauf?“
„Aber es deutet doch alles auf einen Muggel hin?“
„Im Moment ist immer noch Ginny die Hauptverdächtige…“
„Aber ein Zauberer ruft nicht den Notruf der Muggel. Wenn er ihn überhaupt kennt.“
„Kann sein, kann aber auch nicht sein. Warum sollte der Täter überhaupt den Notruf wählen?“
„Also kein Indiz.“ Hermine rümpfte ihre Nase. „Aber das Messer!“
Harry sah sie fragend an. „Das Messer?“, wiederholte er, wirkte aber abwesend.
„Nun“, erklärte Hermine, „hätte ein Zauberer nicht den Avada Kedavra benutzt?“
Harry stöhnte laut und schnalzte mit der Zunge.
„Kann sein, kann aber auch nicht sein. Außerdem … hast nicht du, Herzchen, ein Gesetz ausgearbeitet, dass einen Aufspürzauber auf einen unverzeihlichen Fluch legt?“
„Also auch kein Indiz“, nuschelte Hermine enttäuscht mit einem verlegenen Gesichtsausdruck.
Harry streichelte ihr liebevoll über die Wange.
„Seit wann bin ich der denkende Kopf in unserer Beziehung?“, lächelte er zur Ablenkung.
„In unserer Beziehung?“, staunte Hermine.
„In unserer Beziehung“, bestätigte Harry. „Seit wir uns lieben scheint es so, als hättest du das Denken eingestellt.“
Hermines Augen begannen zu glänzen, ein feuchtes Glänzen.
Eine einzelne Träne tropfte heraus.
„Das halte ich zwar für ein Gerücht, aber in gewissen Dingen kann ich wirklich nicht mehr klar denken“, zuckte Hermine mit der Schulter.
Ihre Stimme zitterte.
„Ich liebe dich Harry, das ist im Moment alles was für mich zählt.“
„Und ich tue alles dafür, dass wir unbekümmert dieses Mission angehen können.“
„Mission angehen? - Wir sind schon mitten auf dem Weg. Auf dem richtigen Weg.“
„Auf dem noch ein Stolperstein aus dem Weg geräumt werden muss. Wenn wir Ginny da heil herausbekommen, dann kann uns nichts mehr aufhalten.“
Ein tiefer Seufzer kam über Hermines Lippen.
„Ich weiß nur nicht, wie wir das Bewerkstelligen sollen. Ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen. Das Alles ist wie ein Film. Ein wunderschöner Film, auf dem ein Fluch zu liegen scheint. Ich frage mich auch die ganze Zeit schon, warum Draco sich nicht gewehrt hat. Wo ist sein Zauberstab?“
„Film?“, schrie Harry auf, den Rest ihres Satzes hatte er gar nicht mehr registriert.
Seine Augen weiteten sich, er griff sich in die Haare und begann darin herumzuziehen.
„Das ist es!“ Harry hüpfte, wie ein Wahnsinniger im Kreis, bis er wieder unmittelbar Hermine gegenüberstand. „Das ist es!“, wiederholte er, und küsste sie spontan. „Du bist ein Genie!“
Hermine starrte ihn fassungslos, aber hoffnungsvoll glücklich an. „Meine helfende Hand. Meine denkende, schlaue Miene“. Er streichelte über ihren Kopf.
„Erklärst du es mir?“, fragte Hermine gerührt, nur leider hatte sie absolut keine Ahnung was sie denn gerade verbrochen hatte.
„Als wir zum ersten Mal hier ankamen, ließ ich die ersten Eindrücke nicht auf mich wirken, weil ich nicht wusste, wer das Opfer war. Und danach, als wir Draco vor uns liegen sahen, hatte ich andere Dinge im Kopf. So kam ich einfach nicht auf ein kleines, wesentliches Detail, das mich zu Beginn schon verwunderte. Aber jetzt, wo du einen Film erwähnt hattest, fiel es mir wieder ein.“
Harry nickte euphorisch.
„Ich frage mich, warum sich ein Zauberer, wie Draco Malfoy auf Schutzmaßnahmen aus der Welt der Muggel verlässt? Ist magischer Schutz nicht wirksamer?“
„Ich weiß immer noch nicht, was du meinst?“
„Komm mit!“
Harry griff nach ihrer Hand, zog sie mit sich, den Flur hindurch, nach draußen ins Freie.
Ein paar Meter entfernte er sich vom Haus.
„Dort“ murmelte er und „Lumos!“
Sein Zauberstab begann zu leuchten, und er richtete seinen Blick zurück, mitten in Hermines braune Pupillen. „Ist dir das nicht auch aufgefallen, als wir hier ankamen?“
Hermine blickte sich fragend um.
„…Draco Malfoy kann man wohl als einen recht guten Zauberer bezeichnen?“
Hermine reagierte mit einem langsamen Nicken.
„…Ich sehe ihn - zumindest in magischen Fähigkeiten auf einer Stufe mit uns?“
Erneut nickte Hermine zustimmend.
„…Ergo sollte es für ihn ein Leichtes sein, sich und seine Umgebung mit Schutzzaubern zu schützen?“
Hermines Nicken wurde noch schwächer, aber ihre Gesichtszüge veränderten sich, als würde sie ein schwaches Licht im Dunkeln erkennen.
Noch hatte sie Zweifel, ob das was sie eigentlich dachte, auch gemeint sein könnte.
„Es könnten zusätzliche Schutzmaßnahmen sein…“
Das Licht aus Harrys Zauberstab war auf die Tür des symmetrischen Nachbarhauses gerichtet: Eine einfache nullachtfünfzehn Haustür, wie auch die Nächste, die Harry anleuchtete.
Dann lag sein Lichtstrahl auf der, gegenüber den Anderen pompös wirkenden Haustür Draco Malfoys.
Eine schwere, massive Tür ohne Glaseinsatz, mit nur einem Guckloch.
Innen glitzerten mehrer massive Sicherheitsketten im Licht des Zauberstabes.
„Eine Gegensprechanlage“, erklärte Harry und leuchtete das nächste Ziel an. „Wir als ehemalige Muggel hätten das sofort realisieren müssen. Und jetzt zu deinem Film…“
„Eine Ãœberwachungskamera“, schrie Hermine, noch bevor Harrys Licht, diese Kamera erfasste.
Vor lauter Erregung schlug sich Hermine die Hände vors Gesicht.
„Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sie aktiv war…“
„…und wir etwas auf dem Film erkennen können“, ergänzte Hermine.
„Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Mit ein bisschen Glück hat sie Dracos Mörder aufgezeichnet…“
„…oder er beweist zumindest Ginnys Unschuld.“
„Warum verlässt sich Draco auf diese Schutzmassnahmen?“
„Und vor allem warum?“
Hermine war endlich voller Eifer dabei.
Einen kleinen Einwand fand sie allerdings dennoch.
„Die Spurensicherung hat doch das ganze Haus auf den Kopf gestellt? Denkst du wirklich sie hätten so ein wesentliches Beweisstück übersehen?“
Harry lächelte überlegen. „Ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“
Harry schenkte ihr einen streng deinen hübschen, schlauen Kopf an - Blick.
Hermines Kopf arbeitete auf Hochtouren.
„Wenn ich deine Hilfe brauche…“, lächelte Harry.
„…dann in Zauberei“, vervollständigte Hermine. „Ein Zauberspruch. Wir suchen ein Aufzeichnungsgerät, das so versteckt ist, dass keiner es findet. Ein Aufspürzauber!“
Hermine erhob ihren Zauberstab, nachdem Harrys Gesicht freudig strahlte.
Nach kurzer Suche und einigen unterschiedlichen Aufspürzauberversuchen fand Harry das Aufzeichnungsgerät hinter einem Bücherregal im Wohnzimmer.
Ein schon etwas in die Jahre gekommenes, ramponiertes VHS-Videogerät.
Hermines Zauberspruch löste einige Bücher aus dem Regal.
„Seit wann ist Scotland Yard so nachlässig? Alles noch da, sogar das Band steckt noch“, grinste Harry siegessicher.
Mit einem geschulten fachmännisch, technischen Blick registrierte Harry, wies sich aus einem ramponierten Gerät, ein hochmodernes VHS-DVD Kombi Gerät bildete, von dem aus ein Kabel unmittelbar zu einem übergroßen Flachbildfernseher führte.
Sie begannen sogleich mit der Sichtung des Bandes.
„Wie lange spulen wir zurück?“, interessiert drückte Hermine den Kopf zum Zurückspulen, das Band ratterte los, während Harry das TV-Gerät einschaltete, und ein Live-Bild von einem leeren, dunklen Eingang auf dem TV-Gerät zu erkennen war.
Am unteren Bildrand erschien eine etwaige Uhrzeit, nachdem das Band zum Stoppen kam, und auf Anschauen sprang.
Harry überlegte. „Wir waren zehn vor Elf am Tatort…“
„Kurz nach Neun waren wir beschäftigt…“
„Ach, mit was denn?“, fragte Harry schmunzelnd.
„Jetzt bleib bitte Ernst!“, ermahnte ihn Hermine mit einem Genießergesichtsausdruck.
„Also müsste Ginny, um etwa diese Zeit Dracos Haus verlassen haben“, überlegte Harry, der sich Hermines Ermahnung zu Herzen nahm.
„Mach schon“, forderte ihn Hermine auf.
Harry spulte das Band einige Passagen vorwärts. Stoppte und startete.
Die Zeitangabe stand bei neun Uhr dreißig.
„Noch ein Stück zurück“, murmelte Harry. Stoppte nach einem kurzen Augenblick erneut.
Acht Uhr fünf. „Etwas zu weit“.
„STOP!“ schrie Hermine, gerade als Harry den Vorspulknopf drücken wollte.
Ihr Blick lag starr auf dem Bildschirm, und ihr Zeigefinger ging langsam nach oben, bis er direkt auf das Fernsehgerät deutete. „Wenige Sekunden zurück“, sagte sie, ohne die Augen vom Gerät zu nehmen.
„Da! Stopp! Ja!“
Harry ließ den Knopf los.
„Das ist weder Draco noch Ginny“.
Harrys Herzschlag beschleunigte sich.
Aber so sehr sie sich auch anstrengten, die Person trug eine Kapuzen Sweatjacke, dessen Kapuze leider tief über den Kopf gezogen wurde.
Noch dazu war das Bild lediglich schwarzweiß und sehr grobkörnig.
„Man kann nicht einmal erkennen, ob Männlein oder Weiblein“, seufzte Hermine enttäuscht.
Harry drückte den Bildsuchlauf vorwärts.
Im Schnelldurchgang rauschten die Bilder über den Bildschirm.
„STOP“, schrie Hermine erneut. „Acht Uhr sechzehn“.
Draco Malfoy war, dank seiner weißblonden Haare eindeutig zu erkennen.
In seinen Armen ein langhaariges Mädchen.
„Ginny“, bestätigte Harry die naheliegende Vermutung.
Draco und Ginny rannten lachend und aufreizend unter der Kamera hindurch.
„Die haben es kaum bis ins Haus geschafft“, grunzte Harry. „Wundert mich, dass wir nicht schon das erste Kleiderstück haben fliegen sehen.“
„War es bei uns etwa Anders?“, schmunzelte Hermine. „Schon auf der Treppe hattest du dich an meinem BH zu schaffen gemacht.“
„Den du vorher schon geöffnet, und mir in der Küche die Kleider vom Leib gerissen hattest.“
„Ich?“
„Der Täter war also schon im Haus, als die beiden ankamen“, überging Harry mit einem flüchtigen Lächeln ihre Bemerkung. „Er hat sie wahrscheinlich beim wilden Sex beobachtet, gewartet und dann zugeschlagen.“
„Oder“, resümierte Hermine. „Spul erst einmal weiter - Oder er oder sie hat Draco zur Rede gestellt, nachdem Ginny gegangen war, und überrascht … unüberlegt … vielleicht sogar in Panik zugestochen, als Ginny unerwartet zurück kam. Ich vermute damit hatte er - der Täter - nicht gerechnet. Doch wo hielt er sich währenddessen auf?“
„Er muss sich irgendwo versteckt haben.“
„Da … Neun Uhr zweiundfünfzig. Ginny kehrt zurück“.
Harry lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm.
Doch es geschah nichts weiter.
Niemand kam, niemand ging, bis Seamus Finnegan und Ernie McMillan unter der Kamera auftauchten.
„Das war's“, seufzte Hermine. „Wir stehen wieder am Anfang.“
Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Die Hände hinter dem Kopf verschränkt lehnte sie sich zurück, und starrte enttäuscht auf den Bildschirm, auf dem aber nur noch schwarz-weißes Geriesel zu sehen war.
„Ginny hat das Haus nicht durch diese Tür verlassen, ob sie appariert ist? - Und der Täter auch, oder sind beide durch die Küchentür über den Garten…“, noch immer konzentrierte sich Harry auf den Flachbildfernseher. Dabei kam ihm ein anderer Gedanke. „Ist dir eigentlich aufgefallen, dass hier einige teure, exklusive Muggelgeräte vorhanden sind?“
Hermine folgte Harrys Blicken.
„Woher hat Draco das ganze Geld?“
„Du hast Recht. Die Malfoys waren fast Bankrott. Ihr ganzes Geld ging für den Prozess drauf. Die Prozesskosten und die Abfindungen waren immens, dazu die Kautionen, das hätte ihnen fast das Genick gebrochen.“
„Ein niegelnagelneuer Flachbildfernseher, Panasonic. DVD, Hifi - Anlage, Bang & Olufsen. Das ist schon die Creme de la creme der Unterhaltungselektronik.“
„Aber das ist nicht alles. Frauen bemerken da andere Dinge…“
Hermine schnalzte mit der Zunge und stupste Harry auffordernd an, ihren Blicken zu folgen.
„Eine M & M Küche mit Vollausstattung, das Edelste überhaupt. Kaffeevollautomat von Jura. Alles exklusiv. Oder wie ihr Männer gerne sagt: Der Ferrari unter den Küchen.“
„Und das in dieser Wohngegend … Wie um alles in der Welt hat Draco das gedreht?“
„Du glaubst er macht krumme Geschäfte?“
„Machte“, korrigierte Harry. „Das Zeug hier“, Harry ließ seine Finger durch die Wohnung kreisen. „Exklusiv und Teuer. Mysteriös. Vor allem, wenn man Draco und die finanzielle Situation seiner Familie kennt.“
„Dann sollten wir uns etwas in seinem Umfeld umhören. Alte Kontakte. Alte Bekannte. Da sollten wir ansetzen.“
„Bringt nichts“, schüttelte Harry seinen Kopf. „Oder denkst du Crabbe, Goyle, oder Pansy würden uns Auskunft geben? Mit einem von ihnen kann Draco wieder Murmeln spielen, und die anderen Beiden“, Harry verdrehte seine Augen. „Vergiss es. Die Wissen nix, und selbst wenn, würden sie uns kein Wort verraten. Ausgerechnet uns.“
„Was ist mit Lucius oder Narzissa?“
„Diese Nachricht sollten sie nicht von uns erhalten. Ich bin mir sicher, die wissen auch nichts. Draco würde nicht hier wohnen, wenn er noch abhängig von seinem Daddy wäre. Nein, Mine, wir müssen woanders suchen.“
„Nur wo?“
„Fast vier Uhr“, stimmte Harry in die missmutige Atmosphäre ein.
Mit einem erzwungenen Lächeln streichelte er über Hermines Wange.
Er beugte sich vor und küsste ihre Stirn.
„Kein guter Start, oder?“
Es folgte ein hämisches Lachen, das aber schnell wieder erstarb.
„So habe ich mir unsere erste Nacht eigentlich nicht vorgestellt...“
„Ach, Harry“, erwiderte Hermine seufzend, „hatten wir es jemals leicht? Unser Weg war immer mit schweren Steinen gepflastert. Und der Anfang war doch schon mal Vielversprechend…“
„Wir müssen Ginny da raus holen“, antwortete Harry nachdenklich. „Das bin ich ihr einfach schuldig.“
„Wir sind niemandem etwas schuldig, Harry, auch nicht Ginny. Wir gehören jetzt zusammen. Das ist Alles, was zählt. … Aber in einem gebe ich dir Recht, wir müssen sie da raus holen, aber nicht, weil wir es ihr schuldig sind, sondern weil sie unser Freund ist.“
„Und was können wir jetzt noch tun?“, resigniert senkte Harry den Kopf.
„Nichts“, seufzte Hermine. „Im Moment können wir gar nichts tun, außer Abwarten. Warten wir die Nacht ab. Und hoffen, dass der Tag Licht ins Dunkel bringt.“
„Ich kann jetzt nicht schlafen“.
„Das habe ich auch nicht gesagt“, erwiderte Hermine. „Solange Ginny noch offiziell bei dir wohnt, werde ich auch nicht mehr deine Wohnung betreten. Ich könnte das nicht. Nicht jetzt, wo sie von uns weiß.“
Harry nickte verständnisvoll und legte mitfühlend und beruhigend seine Hände in ihren Schoss. „Glaubst du, wir haben eine Chance?“
„Eine Chance?“, lachte Hermine sarkastisch. „Eine Chance?“
„Ich meine damit … uns - Wir, Beide. Zusammen.“
„Ich weiß sehr gut, was du meinst, Harry.“
„Warum kann nichts was ich anfasse einfach sein?“
„Du denkst es ist kompliziert?“, sie schenkte Harry einen ungläubigen Blick, einige lange Sekunden starrte sie ihn einfach nur an. „Versink jetzt bitte nicht in Selbstmitleid, nur weil wir uns vorübergehend nicht bei dir treffen…“
Harry zuckte enttäuscht mit der Schulter.
„Harry, was bitte ist daran kompliziert? - Wir treffen uns eben solange bei mir. Ginny, weiß von uns. Diese Ãœbergangsdauer wird nur von kurzer Dauer sein. Aber solange sie nicht bei dir ausgezogen ist … ich kann das einfach nicht, und wir hätten es eigentlich auch nicht tun dürfen. Nicht in Ihrem Bett. Und falls du mich damit meinen solltest, ich bin nicht kompliziert. Ganz im Gegenteil, denn ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich“.
Für einen kurzen Moment schaute Harry hoch, starrte mitten in ihre Pupillen, zärtlich umfasste sie mit beiden Händen seinen Unterkiefer. „Mehr, als Alles auf der Welt. Wir haben doch bisher jedes Hindernis überwunden, oder?“
„Ginny ist kein Hindernis … Nicht mehr“, ergänzte Harry.
„Sie war es auch vorher nicht“, energisch schüttelte Hermine ihren Kopf. „Das waren wir selbst. Wir standen uns selbst im Weg.“
„Komm!“, forderte Harry sie auf, Hermines Worte schienen ihm Flügel zu verleihen. „Ich muss noch einmal zu ihr.“
Hermine nickte verständnisvoll.
„Du suchst nach Antworten?“
„Außerdem“, bestätigte Harry Hermines Vermutung. „Außerdem, wird es ihr gut tun, wenn sie weiß: Wir lassen sie nicht im Stich.“
„Ich kann das gerne übernehmen…“.
Doch Harry schüttelte seinen Kopf. „Ich muss das tun. Das bin ich ihr in diesem Punkt schuldig.“
„Harry…“, Hermine zupfte an seinem Ärmel, nachdem er sich scheinbar zum Gehen abwenden wollte, doch er zog nur die Kassette aus dem Player.
Für einen kurzen Moment starrten sie sich in die Augen.
Blicke sagten mehr als Worte.
Harry nickte.
Er hatte verstanden, was sie aussprechen wollte.
Sie sprach es trotzdem aus, weil es ihr auf der Seele brannte.
Und weil sie Harry kannte.
„Geh bitte nicht zu hart mit ihr ins Gericht.“
„Keine Sorge. Ich will nur Antworten auf meine Fragen.“
Hermine wusste, dass das nicht der alleinige Grund war:
Harry wollte ein paar Augenblicke mit Ginny allein.
Gewiss würde er auch Fragen stellen, aber hauptsächlich wollte er reinen Tisch machen.
Sie sah ihm an, wie sein Gewissen an ihm nagte.
Harry musste sich frei reden.
Er hätte es auch bei ihr tun können, hätte er vielleicht auch, wären die Umstände andere gewesen.
Aber so, musste er sein Gewissen erleichtern, bei der Person, der er sich gegenüber schuldig fühlte.
Hermine verzichtete auf weitere Worte.
Und sie wusste, es war das Beste so.
Harry hatte ihre Befürchtungen, ihre Angst verstanden.
Einen größeren Liebesbeweis hätte sie ihm nicht geben können.
Sie spürte, wie Harry noch einen Augenblick, auf eine Erwiderung wartete, dann aber erhellte sich sein Gesicht, und er murmelte ein leises „Danke“, und „ich liebe dich.“
Disapparieren aus Dracos Wohnung war nicht möglich, so versuchten sie ihr Glück vor der Haustür, an der Harry noch das polizeiliche Siegel anbrachte.
Bei ihrer Ankunft im Ministerium trafen sie auf eine völlig aufgelöste, durch den Wind wirkende Molly Weasley.
Arthur hielt sie tröstend im Arm, doch sein Gesichtsausdruck verriet die Planlosigkeit, die auch ihn umgab.
Offensichtlich hatten sie Niemanden angetroffen, der ihnen Informationen über ihre Tochter geben konnte, und so warteten sie im Ungewissen.
„Harry! … Hermine!“, schrie eine hysterische Molly auf, und riss sich von ihrem Mann los. „Was ist hier los?“
Ihre Fragen prasselten unaufhörlich auf das Liebespaar ein:
„…Was ist eigentlich passiert?“
„…Wo ist meine Ginny?“
„…Wie geht es ihr?“
„Warum … Wieso … Weshalb?“
„…bitte redet mit mir!“
„Es geht ihr gut, Molly“, beruhigend streckte Harry seinen Arm nach der rothaarigen Frau aus.
Sie wich seinem Versuch aus. „Wo ist sie? Und was…?“
„Beruhige dich doch erst einmal“. Harry redete weiter beruhigend auf sie ein. „Gin ist im Zellentrakt…“
„Im Zellentrakt? Im Gefängnis?“, Mollys Schreie wurden hysterischer, schriller. Die Panik hielt Einzug in ihrem Geist. „O - mein - Gott, Arthur!“
Mit voller Wucht knallte sie ihre Hand auf ihren Mund.
Ein Knall, der Harry zusammenzucken ließ.
„Molly, bitte”, bat ihr Mann. „Es ist bestimmt nur zu ihrer Sicherheit … Oder?“
„Ganz ruhig! Wir sind gerade dabei, sie da raus zu holen.“
Hilfesuchend blickte Harry zu Hermine, doch das Mädchen mit den langen braunen Haaren an seiner Seite hielt sich nervös zurück.
Etwas verlegen trippelte sie von einem Bein auf das Andere, und sah beschämt zu Boden.
Seit ihrer leidlichen, unrühmlichen Trennung von Ron, dem zweitjüngsten Weasleyspross, war nichts mehr wie früher.
Der Kontakt war eingeschlafen, und sie hatte immer das Gefühl, argwöhnisch beäugt zu werden.
Dabei gab es eigentlich keinen Anlass, sie traf doch gar keine Schuld.
„Sie wird doch nicht nach Askaban… O - mein - Gott. Ich darf gar nicht daran denken. Mein armes Kind.“
„Das wird nicht passieren, Mollylein“, Arthur versuchte es mit der Harry-Methode.
Mit dem gleichen Misserfolg.
„Dafür sorge ich höchstpersönlich“, fügte Harry mit ernster Miene hinzu.
„Was wirft man ihr denn vor?“, übernahm Arthur das Wort für seine zitternde Frau.
Harry stöhnte und verdrehte die Augen.
Nicht gerade rücksichtsvoll, dachte Hermine, hielt aber weiterhin zurück.
Offensichtlich hatte Harry die Richtung gewechselt.
Beruhigen mit einer Fastwahrheit brachte nichts ein, und so ging er zur vollen Wahrheit über, der wahren Wahrheit. Und nichts, als die Wahrheit.
Hermine zitterte vor den folgenden Worten.
Nervöser als zuvor fiel sie hinter seinen Rücken zurück.
Ausziehen wollte sie sich nur noch vor Harry.
Und gleich würde sie splitternackt vor Molly stehen, wenn auch nur in ihrer Fantasie, und sie würde es mit Harry vor ihren Augen treiben.
Hoffentlich würde er diesen Part unterdrücken…
Es war nur ein frommer Wunsch, und sie wusste es längst, bevor er den Mund öffnete.
„Das … ist allerdings ein Problem“, nuschelte Harry, der sich besorgt zu Hermine umdrehte. „Und nicht gerade ein Kavaliersdelikt. Man fand Ginny mit einem Messer in der Hand vor.“
Schock Nummer eins für Molly.
Nur noch Sekunden, dachte Hermine panisch, schluckte schwer und schloss hinter Harrys Rücken die Augen.
Molly erschrak erneut und zitterte, wie Espenlaub.
„Sie beugte sich über der Leiche von Draco Malfoy…“
Schock Nummer zwei für Molly.
Hermine wurde immer kleiner.
Erschrockenheit wich Panik und Entsetzen.
Völlig entgeistert zappelte Molly in den Armen ihrs Mannes.
Sie ruderte wild mit ihren Armen.
Zum ersten Male, seit Harry diese Frau kannte, wirkte sie sprachlos.
„…in seiner Küche“, fügte Harry hinzu.
Der entscheidende Satz, der auch Hermine einen Stich ins Herz versetzte.
Schock Nummer drei.
Gleich wäre es soweit.
Molly würde trotz ihrer Zerstreutheit, eins und eins zusammenzählen.
„In seiner Küche?“, schrie Molly aus voller Kehle. „Aber was um Alles in der Welt wollte sie da?“ Die letzten Worte erheblich leiser.
Doch noch immer klingelten die ersten drei Worte in den Ohren der Anwesenden.
Hermine konnte es an ihren Augen sehen, die langsam immer größer wurden.
Eine und Eins gleich…
Gleich?
„Nein! Sag, dass das nicht wahr ist!“
Der Höchststand ihrer Augen war erreicht.
Molly hatte das Licht angeschaltet.
Gleich Zwei!
„Harry, bitte. Sag, dass das nicht wahr ist.“
Harry und Hermine wechselten verlegene, schüchterne Blicke, wobei Harry erkennbare Probleme hatte seine Hermine hinter seinem Rücken zu finden.
Keine Antwort ist auch eine Antwort, und so sank Molly zusammen.
Ließ sich erschöpft vor Enttäuschung auf einem Stuhl nieder, der entlang einer Wand aufgestellt war.
Mehrfach schlug sie mit dem Hinterkopf gegen die steinerne, harte Wand.
Jeder Schlag schmerzte schon beim Zusehen.
Harry gab Arthur ein Zeichen, damit er seine Frau davon abhält, doch Molly schlug die Hilfe aus. „Was ist mit euch?“, fragte sie stattdessen.
Harry konnte nicht unterscheiden, ob sie nun seine Beziehung zu Hermine, oder die zu ihrer Tochter Ginny damit ansprechen wollte.
So entschied sich Harry zur endgültigen Wahrheit.
Molly war am Ende.
Auf diesen Schock kam es jetzt auch nicht mehr an.
Hermines Hand krallte sich in seinen Arm.
Ihre Fingernägel schnitten in sein Fleisch.
Doch Harry wollte da durch, verzog keine Miene.
„Wir sind alle nicht ganz unschuldig an der Situation“
Zur Bekräftigung seiner Aussage zog er Hermine endgültig aus seinem Schatten, nahm sie ganz fest in den Arm.
Sie klapperte mit den Zähnen, und zitterte wie Espenlaub.
Erneut brachte Molly kein Wort heraus.
Die resolute Frau war innerhalb weniger Sekunden zweimal sprachlos.
Zu aller Überraschung war es Arthur, der die beängstigende Stille unterbrach, und eine Aussage tätigte, die sowohl Harry, als auch Hermine verblüffte.
Und mehr als das: „Harry und Gin gehen schon lange getrennte Wege“.
Arthur nahm die Spannung, und Hermine hätte ihn dafür knutschen können.
„Ich werde trotzdem, oder gerade deshalb, alles dafür tun um Ginnys Unschuld zu beweisen“, antwortete Harry erhobenen Hauptes. „Sie ist unschuldig. Ich…“, Hermine zuckte zum ersten Mal mutig mit ihrem Körper, „…wir“, korrigierte Harry, der es bemerkt hatte, „wir wissen, dass sie nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war.“
„Du…“, Molly zeigte noch etwas ungläubig auf Harry, dann fiel ihr Blick auf Hermine, „…und du - Ihr?“, stammelte sie. Harry nickte. „…Sind seit gestern Abend ein Paar. - Ja!“
„Und Ginny und Draco Malfoy?“, fragte die schockiert wirkende Frau vorsichtig, und sank noch tiefer in ihren Stuhl.
„Nein … Nur eines ihrer Abenteuer“.
Erstaunte Blicke fielen erneut auf Mr. Weasley.
Arthur hatte verstanden.
„Rein körperlich, Schatz.“
„Körperlich?“, wiederholte Molly langsam.
Ihr Mann machte eine eindeutige Bewegung mit seiner Hüfte. Vor und Zurück, mit einem undefinierbaren, äußerst übertriebenen Hüftschwung, als Abschluss.
„Arthur!“, schrie seine Frau entsetzt.
„Was willst du, Molly? Unsere Tochter ist alt genug. Und wenn sie und Harry sich auseinander gelebt haben, warum sollte sie nicht trotzdem Spaß haben?“
„Spaß?“
Man konnte deutlich erkennen, dass in Molly eine Welt zusammenbrach, ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.
Ihre scheinbar heile Welt bröckelte, und lag in Scherben vor ihr auf dem Boden.
Und diesen Scherbenhaufen schien sie anzustarren, streckte ihr die Zunge heraus.
„Was ist nur mit unseren Kindern los?“ Tränen eroberten ihre Augen. „Was haben wir nur falsch gemacht?“ Sie war nur noch ein Schatten ihres Selbst. „Und ihr habt auch … Spaß?“, fragte sie das Paar, ohne sie dabei anzusehen.
„Bei uns ist es Liebe“, erwiderte erstmalig Hermine.
„Bei Ginny nicht?“
Schluckend und schwer atmend blickte Molly Weasley auf.
„Nein, Schatz“. Erneut griff Arthur rettend ein.
„Und du wusstest über all das Bescheid?“
„Nein, aber ich habe Augen im Kopf.“
„Willst du damit sagen, dass ich blind bin?“
„Ich geh jetzt zu ihr“, unterbrach Harry voller Emotionen, und wandte sich von den Dreien ab. Bevor er ging drückte er Hermine noch das Ãœberwachungsvideo in die Hand, und nickte ihr aufmunternd zu. „Pass gut darauf auf, das könnte Ginnys Lebensversicherung sein.“
Mit ängstlichen Blicken starrte ihm Hermine hinterher, Arthur nickte aufmunternd, und Molly senkte erneut ihren Kopf.
Harry war schon einige Schritte entfernt, als er die nächsten traurigen Worte aus Mollys Mund hörte: „Ron betrügt dich, und Ginny, Harry“.
„Sie haben uns nicht betrogen“, erwiderte Hermine. „Wir haben uns selbst betrogen, weil wir Jahrelang unsere Liebe ignoriert haben…“
Das Ende des Ganges kam näher, und Harry bog um die Ecke.
Die Worte verhallten.
Mit erhobenem Kopf schritt er zielsicher voran.


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Dass die computer- und videogeprägten Kinder in 400-Seiten-Romanen versinken, reißt deren Eltern zu Jubelstürmen hin. Ganz abgesehen davon, dass auch die Erwachsenen längst mit der "Pottermania" infiziert sind.
Elisabeth Sparrer, Abendzeitung