von Nitsrek
Draco sah der Brünetten voller Sehnsucht nach. Er wusste, dass es besser war, dass sie wütend anstatt verletzt war, aber sie war so verdammt sexy, wenn ihr Feuer aufloderte.
Er seufzte und blickte auf das Pergamentstück mit der Überschrift „Gruppe 4 : Trank des Hasses. Eine Übung bezüglich Timing und Teamarbeit“ – War das nicht Ironie? Er las langsam und vorsichtig die Anweisungen, die Hermine ihm so heftig aufgedrückt hatte. Dann las er sie erneut.
Es könnte wirklich schlimmer sein.
Aber das hier war schon schlimm genug.
Er wollte wirklich nicht nachts mit ihr allein sein. Sie hatte so bezaubernd ausgesehen, so durcheinander und mit Schmutz im Gesicht, dass es ihm schon bei Tageslicht schwer gefallen war, Abstand zu halten – und das war noch vor ihrem Ausbruch. Er wusste, dass es total verdreht war, von ihrer Wut erregt zu sein, aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Der Gedanke daran, was mit seiner Entschlossenheit geschehen würde, wenn sie allein unter dem Vollmond warteten, war jedoch beängstigend.
Er hatte sie nicht beide so viel durchmachen lassen, um gerade jetzt aufzugeben; er musste einen Ausweg finden.
Sie hasste ihn nicht so sehr, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Sie hatte sogar versucht, sich für den versuchten Mord von Narbengesicht zu entschuldigen, anstatt traurig zu sein, weil er versagt hatte. Manchmal tat es sogar fast Draco selbst Leid, dass er nicht einfach gestorben war, also warum konnte sie es nicht auch so sehen?
Sie ist einfach zu edel.
Er war um ihre Sicherheit besorgt, aber selbst wenn nicht… Selbst wenn er gerne Hermines angewiderten und verachtenden Blick sehen würde, wenn sie endlich herausfand, wer er wirklich war… Er konnte nicht das Leben seiner Familie riskieren, nur weil er sich in irgendein Mädchen verliebt hatte. Die Menschen ver- und entliebten sich andauernd. Er musste einfach abwarten, das war alles. Sie würde sicher bald darüber hinwegkommen und weiterleben. Er hoffentlich auch.
Bis dahin musste er wohl die Distanz zwischen ihnen aufrecht erhalten.
Er lief zurück zum Klassenzimmer, wo Hermine gerade ihre Wut an einer Wurzel ausließ. Draco zuckte ein wenig zusammen. Wenn sie nicht vorsichtiger wäre, würde sie zuviel verschwenden und dann würden sie wieder nach draußen gehen müssen. Sie sah jedoch einfach wunderschön aus, wenn sie wütend war…
Er musste diesen Gedankengang definitiv unterlassen.
„Was meinst du, wollen wir die Aufgaben zwischen uns aufteilen?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Nun, das war der Plan“, sagte sie, sah von ihrer Verstümmelung jedoch nicht auf. Draco hatte den Drang, ihr das Messer wegzunehmen, aber er war sich deutlich bewusst, wo es dann letztendlich landen könnte. Sie hasste ihn vielleicht nicht, aber sie hatte Temperament.
„Du könntest das mir überlassen“, schlug er vor und erntete einen verächtlichen Blick von ich. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen loderten und sie hatte immer noch etwas Schmutz an ihrer Stirn. Er wandte sich ab, bevor sie bemerkte, wie sie ihn anzog. „Gut, wie du willst“, sagte er mit einem übertriebenen Seufzen, „Aber ich werde nicht noch einmal raus gehen, wenn du unsere Vorräte verschwendest.“
Immerhin schnitt sie nun etwas vorsichtiger.
„Was ich vorhin meinte, war“, fuhr er fort, „dass wir ja nicht gemeinsam die Zutaten besorgen müssen, also gleichzeitig. Ich könnte hier alles weitere vorbereiten und du kannst in der Zwischenzeit den Bärenfuß -“
Hermine warf ihr Messer auf den Tisch und unterbrach ihn damit. Was jetzt? Er sah sie unsicher an.
„Du schlägst also vor“, zischte sie bedrohlich und stützte sich mit den Händen am Tisch ab, „dass ich mitten in der Nacht alleine das Schloss verlasse, in Zeiten wie diesen, weil du dir zu fein dafür bist, mit mir eine Aufgabe zu erfüllen, die insgesamt wahrscheinlich weniger als eine Stunde dauert?“
Nein, eigentlich hatte er versucht, ihr die leichtere Aufgabe zuzuschieben, damit sie sie annahm und er nicht mehr Zeit mit ihr verbringen musste als unbedingt nötig.
Er hob eine Augenbraue. „Hast du gerade ‚fein’ -“
„Forder mich nicht heraus!“
Er seufzte wieder und sah in die andere Richtung, während sein Herz heftig schlug. Zur Hölle noch mal, wann wäre er immun dagegen? „Gut, dann tauschen wir. Du schnippelst hier rum, ich geh raus.“
Sie nahm ihre Arbeit wieder auf. „So schön ich es fände, dich nicht mehr sehen zu müssen,“ – diese Aussage störte ihn nicht. Nicht im Geringsten – „habe ich mir bereits die Erlaubnis besorgt, nach draußen gehen zu dürfen, und zu so später Stunde dürfen wir das nur zu zweit – und bevor du fragst – ja, wir zwei. Also mach ruhig und erledige alles andere allein, aber du wirst mit mir Donnerstag Zutaten sammeln!“
„Gut“, sagte er wieder. „Aber bitte achte auf das Gemetzel, das du da veranstaltest, ich würde das Jahr gerne bestehen.“ Dann nahm er sein eigenes Messer und erledigte die Aufgabe selbstgefällig besser. Sie war vielleicht klüger als er, aber sie ließ zu, dass ihre Gefühle das Ergebnis beeinflussten.
Er nicht.
*****
Draco war schlecht gelaunt, als der Unterricht endlich vorbei war und Hermine ihn endlich entlassen hatte. Sie konnte, wenn es um Schularbeiten ging, richtig widerspenstig sein, und er hatte sie nicht zur Weißglut treiben können, da Slughorn ihn beobachtete. Wie sollte er das durchhalten? Er war nicht sehr gut bei dieser ‚Selbstopferung’. So was überließ er lieber Sankt Potter.
Er betrat den Gemeinschaftsraum und Zabini fing an, zu lachen. Draco war sich nicht hundertprozentig sicher, aber er vermutete, dass es damit zu tun hatte, dass er mit Granger zusammen arbeiten musste. Er funkelte ihn an. Da brauchte jemand eine Tracht Prügel.
„Ich wusste gar nicht, wie sehr du Schlamm magst“, kicherte Zabini und zeigte auf Dracos Stiefel.
Draco runzelte die Stirn und sah nach unten. Tatsächlich, seine Schuhe waren fleckig. Angeekelt zog er seinen Zauberstab und reinigte sie, bevor er sich Zabini gegenüber in einen Sessel fallen ließ. Pansy war auch da und saß sogar neben Zabini. Es lag immer noch ein halber Meter zwischen ihnen, aber es war ein Schritt nach vorn. Er verstand sie nicht; ihnen stand nichts im Weg.
Während Draco im Krankenflügel gelegen hatte, hatte Shaw endlich mit Zabini Schluss gemacht. Sie war noch nicht über ihn hinweg, aber soweit Draco es beurteilen konnte, arbeitete sie sich verdammt schnell durch die komplette männliche Schülerschaft, um sich zu trösten. Er bewunderte Shaws Fähigkeit, ihre Affären geheim zu halten. Er glaubte, dass die meisten Kerle zustimmten, ihren Mund zu halten, weil sie hofften, so noch einmal in diesen Genuss zu kommen. Immerhin war sie gar nicht mal schlecht. Sie war eben nur nicht…
Hermine.
Dracos Stimmung sank noch tiefer.
„Ich verstehe das Problem nicht“, sagte Pansy und sah Draco stirnrunzelnd an. „Sie hat dir den Großteil des Jahres Nachhilfe gegeben. Warum ist es plötzlich so furchtbar?“
Also hatte Zabini ihr davon erzählt! Und anscheinend auch noch Spaß dabei gehabt.
„Weil ich es nicht ertrage, in ihrer Nähe zu sein und bereits dachte, ich müsste es auch nicht mehr sein!“, antwortete Draco wütend. „Und wozu gibt es überhaupt unterschiedliche Häuser, wenn die Lehrer darauf bestehen, uns zu vermischen? Das gibt überhaupt keinen Sinn!“
Er wünschte sich wirklich, dass seine Mutter ihm damals erlaubt hätte, Durmstrang zu besuchen. Er wusste aus zuverlässiger Quelle, dass dort keine Muggelgeborenen akzeptiert wurden. Er könnte weit weg sein; er hätte Dumbledore, Potter oder Hermine vielleicht niemals getroffen…
Hermine niemals getroffen. Der Gedanke schnürte seine Kehle zu. Nie gewusst, wie sich ihre Küsse anfühlen…
Nein, er musste aufhören. Wenn er sie nie getroffen hätte, wüsste er gar nicht, was er verpasst hätte. Wenn er nach Durmstrang gegangen wäre, gäbe es womöglich eine nette Reinblüterin für ihn.
Ja, wie Pansy.
Nein, nicht jede Reinblüterin war wie Pansy. Er hätte eine bessere gefunden.
Oder vielleicht hättest du dich nie wirklich verliebt. Vielleicht hättest du dich mit dem, was du hast, abgefunden, wie auch zuvor.
Ein Leben ohne Liebe? Der Gedanke machte ihn krank. Er musste daran glauben, dass es noch eine andere für ihn geben würde, wenn er das hier überlebte. Der Gedanke daran, diese Gefühle nie wieder zu verspüren, war erschütternd.
„Draco?“, fragte Pansy und zog ihn damit aus seinen dunklen Gedanken. „Hörst du nicht zu?“
Nein, wirklich nicht.
*****
Der Donnerstag kam für Dracos Geschmack viel zu schnell. Natürlich hatte Hermine ihm nicht erlaubt, alle Vorbereitungen alleine zu treffen. Die kleine Wichtigtuerin musste überall mitmischen; sie konnte nicht einfach darauf vertrauen, dass er es schon richtig machen würde. Also weigerte er sich – sozusagen als kleiner Racheakt – vor der Vollmondnacht irgendetwas zu machen, ‚da er ja sowieso schon die ganze Nacht ihr Schlammblut-Gesicht ertragen musste’.
Er spürte, dass er sie extrem aufregte, da sie nun einmal gerne alles im Voraus erledigte, aber bevor sie alles allein tun musste, stimmte sie lieber zu. War es ihr also endlich zu blöd, auch noch seine Arbeiten zu erledigen? Solange er es schaffte, dass sie wütend auf ihn war, stellte sie keine Gefahr dar und irgendwie hatte er krankhaftes Vergnügen, wenn er in ihrer Nähe war.
Alles kam zu einem Ende und bald würde er sie nie wieder sehen müssen.
„Pass mit den Sachen auf!“, schnappte sie, als sie in der besagten Nacht verschiedene, eklige Körperteile von Tieren kleinschnitten.
Er hätte auch gut ohne diese Aufgabe beim Zaubertrankbrauen leben können.
„Bleib locker, Granger“, sagte er lässig. Er hatte sich mit Absicht etwas dumm mit seinem Messer angestellt, um sie aufzuregen. „Ich bin nicht völlig unfähig.“ Er schnitt die Baumschlangenhaut auf und war froh, dass er wenigstens nicht die Blutegel zermatschen musste. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum irgendjemand so viel Aufwand betreiben würde, nur um jemand anderen zu hassen.“
Das war eine Lüge. Er verstand genau, warum jemand seine Gefühle umkehren wollte und er überlegte sogar, den Trank zu probieren, wenn er fertig war. Der Blick, den Hermine ihm zuwarf, deutete an, dass sie dazu keinen Trank brauchte, doch er kannte sie. Sie hasste ihn nicht, egal, wie sehr sie es tun sollte. Manchmal glaubte er, sie wäre zu Hass einfach nicht fähig.
„Ich denke, es ist wie mit dem Liebestrank, oder nicht?“, sagte sie und konzentrierte sich aufs Zermatschen.
„Naja, nein“, sagte er. „Ich meine, ich verstehe, wozu der Liebestrank da ist.“
Sie sah ihn überrascht an. „Wirklich?“
„Natürlich. Er erspart einem viel Ärger, wenn man ein Mädchen ins Bett kriegen will, nicht wahr? Und ich wette, dass manche Leute ihn sogar selbst nehmen, damit es ihnen nicht so viel ausmacht, wer sie nun flachlegt.“ Die Behauptung war als verdeckte und völlig unwahrheitsgemäße Andeutung gemeint, dass er es auf diese Weise gemacht hatte, also ergänzte er sie um ein Grinsen und hob seine Augenbrauen.
Sie sah ihn angewidert an. „Ich hätte wissen sollen, dass Moral und Niveau dich völlig kalt lassen“, knurrte sie.
„Kennst du wohl eine andere Verwendungsmöglichkeit für einen Liebestrank?“, forderte er sie heraus.
Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn dann wieder, nachdenklich. Sie hatte bisher scheinbar noch nie darüber nachgedacht, wie unmoralisch es war, jemand anderen in einen besessenen Idioten zu verwandeln.
„Ich habe ihn nie genommen, also kenne ich seine Wirkung nicht“, sagte sie und sah ihn böse an, als er grinste. „Aber ich nehme an, dass jemand, der so krank ist wie du, es natürlich toll finden würde, irgendein armes Mädchen auszunutzen oder irgendwelche Sexspielchen durchzuführen…“
„Also würdest du das tun?“, fragte er.
Sie sah ihn geringschätzig an. „Dennoch gibt es womöglich ein paar Fälle, in denen der Trank die Meinung eines anderen positiv beeinflussen könnte.“
„Wenn man also mit demjenigen schlafen will?“, verhöhnte er sie.
„Wenn man zum Beispiel endlich die Aufgabe herumbringen will!“, schoss sie zurück und zeigte auf seine Schlangenhaut, die erst zur Hälfte geschnitten war.
„Du würdest mir einen Liebestrank einflößen?“, fragte er ungläubig. „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, Granger, aber das würde deine Hausaufgaben kaum voranbringen.“
„Unsere Hausaufgaben und wieso nicht?“
„Weil er eine Besessenheit verursacht und man bei allem anderen unfähig wird, vernünftig zu denken.“
„Soll heißen?“
„Soll heißen, dass ich zu beschäftigt damit wäre, dich – wie vorhin erwähnt – ins Bett zu kriegen.“
Also wenn das keine treffende Beschreibung für die Funktionsweise ihrer Beziehung war, wusste er auch nicht weiter. Sie funkelte ihn an, was ihn jedoch nicht weiter beschäftigte.
„Gut“, sagte sie schließlich. „Dann muss ich wohl doch auf Gift zurückgreifen.“
Diese absurde Antwort überraschte ihn und er lachte tatsächlich kurz, bevor er sich zurückhalten konnte.
Vorsichtig. Du willst nicht zu freundlich sein.
Er nahm sich zusammen und fuhr mit seiner Arbeit fort.
„Ich weiß nicht, warum du das für nötig hältst“, fuhr Hermine fort. „Es ist alles so gestellt.“
„Was?“
Sie machte mit ihrer Hand eine vage Geste. „Dein ganzer Aufwand, mich zu erniedrigen. Ich hab’s verstanden: Jetzt, wo du mit Shaw zusammen bist, willst du nicht mehr in meiner Nähe sein. Also lass es. Selbst wenn sie sich bedroht fühlt; es hat dich ja niemand gezwungen, ihr von uns zu erzählen. Eigentlich hatte ich ja den Eindruck, dass niemand davon erfahren darf. Aber vielleicht galt das ja nur für meine Freunde.“
Draco starrte sie an, als sie mit ihrer Arbeit fortfuhr. Sie wirkte merkwürdig ruhig, alle Anzeichen von Wut waren verschwunden. Stattdessen wirkte sie resigniert und brachte wie gewohnt hervorragende Leistung.
Sie hat keine Ahnung.
Das wolltest du doch.
Ja, aber es beschäftigt mich, dass sie es nie erfahren wird.
Es gibt eine Möglichkeit…
Zu riskant.
Es ist sehr viel sicherer als der momentane Zustand.
Wie kann man das überhaupt denken?
Okay, es kostet seinen Preis, aber ist der nicht sehr viel niedriger als mit dem Leben deiner Familie zu bezahlen? Oder mit ihrem?
Sie würde versuchen, mich gegen Ihn aufzuwiegeln, wenn ich ihr sagen würde, was vor sich geht; sie würde es nicht verstehen.
Sie würde es nicht lange versuchen…
Sie würde mich hassen.
Nicht lange…
Wir könnten immer noch niemals zusammen sein.
Nein. Aber du hättest mehr davon.
Was? Dass sie mich schließlich abserviert – berechtigter Weise, nach allem, was ich ihr angetan habe?
Dann wüsstest du es wenigstens, oder nicht?
„Malfoy? Warum starrst du mich so an?“, fragte Hermine.
Draco schüttelte seinen Kopf. Es war alles so verlockend und doch verwirrend. Nein, er konnte es nicht tun.
„Egal“, sagte er. „Es hat mich nur verwundert, dass du glaubst, ich hätte nicht einfach schon genug Spaß daran, dich zu beleidigen.“
Sie rollte mit den Augen und ignorierte ihn. Draco stieß die Luft aus, die er unwissentlich angehalten hatte. Diese Nacht musste endlich vorbei sein.
*****
Die Kräuter zu besorgen war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Der Mond schien hell vom Himmel und überflutete sie mit kaltem Licht, nahm der Dunkelheit etwas von ihrer Vertrautheit. Zum Glück wollte sie es anscheinend auch schnell hinter sich bringen. Es gab nur einen Vorfall, als seine Hand versehentlich ihre berührte. Sie hatte fragend zu ihm aufgeblickt, ihre Augen in dem blassen Licht fast unheimlich, und er hatte darauf gebrannt, sich einfach zu ihr zu neigen und sie zu küssen, sie wieder zu seinem Eigentum zu machen.
Stattdessen hatte er seinen Blick von ihr gerissen und war ein paar Schritte zurückgewichen. Er hasste es wirklich, das Richtige zu tun.
Draco wünschte sich, dass er vorausschauend genug gewesen wäre, um mehrere kleine Treffen an Stelle von einem langen vorzuschlagen. Leider war es seine eigene Schuld, also konnte er sich kaum beschweren, ohne dass sie misstrauisch wurde. Es würde eine lange Nacht werden, doch danach wären sie so gut wie fertig und irgendwie war das auch eine Erleichterung.
Für die nächsten paar Stunden schaffte er es, die Distanz zu wahren. Es war ihnen nicht möglich, mit dem Brauen des Tranks zu beginnen, bevor sie Bärenfuß hatten. Natürlich waren sie allein im Zaubertränke-Klassenzimmer; niemand sonst war dämlich genug, nachts die ganze Arbeit zu machen. Daran hatte er nicht gedacht.
Hermine hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, um es aus ihrem Gesicht zu halten, aber nach stundenlanger Konzentration und einigem Kopfkratzen hatten sich ein paar Strähnen gelöst und hingen ihr manchmal vor den Augen. Sie schien ihre chaotische Erscheinung nicht zu bemerken, doch Draco war hypnotisiert und seine Hände drängten danach, ihr die Haare aus dem Gesicht zu wischen.
Er versuchte, sie nicht anzusehen.
„Oh nein!“, rief sie aus.
Draco sah von dem Zaubertrank, den er fest angestarrt hatte, während er versucht hatte, nur an die Aufgabe zu denken, auf.
„Was?“, fragte er. „Ich habe nichts gemacht!“
„Nein“, sagte sie, „aber wir haben etwas vergessen!“
„Nein, haben wir nicht!“, sagte er, entriss ihr die Anweisungen und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass sie tatsächlich eine Zutat vergessen hatten. Einhornhaar, um genau zu sein. Warum zur Hölle brauchte man für diesen trank überhaupt Teile eines Einhorns? Sonst waren nur widerliche und giftige Dinge darin.
Er sah Hermine wütend an. „Wie konntest du das zulassen?“
„Ich?“ Sie kreischte beinahe. „Du gehörst auch zu diesem Team!“
„Ja, aber ich bin nicht die geisteskranke Besserwisserin, oder? Was jetzt?“
„Wir haben noch Zeit“, sagte Hermine und eilte zum Vorratsschrank.
Das hoffte Draco wirklich; er hatte nicht vor, durchzufallen, nachdem er den ganzen Tag gelitten hatte.
„MIST!“
Oh-oh, Hermine wurde kaum wütend, wenn es nicht um ihn ging. Er sah sie beunruhigt an, als sie zurück kam.
„Es gibt keine mehr. Alles weg.“ Sie zog ihren Mantel an.
„Wohin gehst du?“, fragte er.
„Wir werden Hagrid aufwecken“, sagte sie. „Er hat sicher welche.“
„Warum sollte er uns helfen?“, fragte Draco.
Hermine sah ihn verächtlich an. „Wir sind Freunde. Er wird mir helfen.“
Oh, richtig. Sie mochte diesen Trottel ja. Draco blickte auf den immer noch köchelnden Trank.
„Wenn er nicht anbrennt oder zu sehr abkühlt, haben wir noch Zeit“, sagte Hermine. „Komm schon!“
Widerwillig folgte er ihr.
*****
Diesmal klopfte Hermine etwas stärker an die Tür.
„Gib auf, Granger“, sagte Draco. „Er wird nicht öffnen. Entweder er ist nicht da oder er schläft wie ein Stein.“
„Aber er muss“, sagte Hermine. „Wir brauchen dieses Haar!“
Draco zuckte mit den Schultern. „Wir werden es aber wohl nicht kriegen. Ich schlage vor, wir lernen für die Zukunft daraus und geben auf.“
„Ja, das würde dir gefallen, was?“, sagte Hermine herablassend. „Vergiss es. Dann hol ich eben selbst eins.“ Sie stapfte in Richtung Verbotener Wald davon.
Wie bitte?
„Da kannst du nicht rein!“, sagte Draco, überrascht von ihrer Entschlossenheit.
Es war nur ein dummes Projekt, warum war es ihr so wichtig? Professor Slughorn würde verstehen, dass sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatten. Er würde sie vielleicht zurechtweisen, weil sie eine Zutat übersehen hatten, aber es hätte keine ernsthaften Folgen. Sie würden nicht durchfallen. Sie hatten immerhin zusammen gearbeitet und so.
Sie lief einfach weiter.
„Granger?“, fragte er etwas lauter. Keine Antwort. „Hermine!“, schrie er, als sie in der Dunkelheit verschwand. Nichts.
Scheiße.
Er eilte ihr nach.
„Und wie willst du das bitte kriegen?“, fragte er, als er sie endlich eingeholt hatte. „Willst du ein Einhorn fangen und ihm ein Haar aus seinem Schwanz reißen?“ Er sah sich vorsichtig um. Wer wusste schon, was darauf lauerte, sie aufzufressen? Er sollte sie wirklich sich selbst überlassen.
Ja, klar. Ich könnte sie ganz allein hier zurücklassen.
Vielleicht könnte er versuchen, sie gewaltsam zur Rückkehr bewegen. Er warf ihr einen Blick zu. Nein… So wie sie aussah, wäre er nach seinem Versuch kein ganzer Mann mehr. Er mochte seine männlichen Körperteile wirklich zu sehr, um das zu riskieren.
„Ich habe gehört, dass solche Haare manchmal in den Büschen und so hängen bleiben…“, murmelte Hermine und sah sich um.
„Wie weit willst du noch rein?“, fragte Draco und zuckte bei einem plötzlichen Geräusch zusammen.
„Ich habe dich nicht gebeten, mich zu begleiten“, antwortete Hermine trocken und wirkte ziemlich unbeeindruckt. Dumme Gryffindors mit ihrer Sorglosigkeit. Seit wann brach sie überhaupt freiwillig die Regeln?
„Und wie sähe das für mich aus, wenn ich ginge und du gefressen würdest?“
Sie schnüffelte. „Ich werde nicht gefressen. Ist mir noch nie passiert.“
„Granger, ich glaube kaum, dass du danach noch lebendig genug wärst, um davon zu erzählen.“
„Wäre dir das nicht gerade recht?“, fragte sie bitter.
Draco wurde langsam wütend. Sie hatte kein Recht, zu denken, dass er ihr den Tod wünschte. Er war hier bei ihr, oder nicht? Er wollte es zwar nicht unbedingt, aber er würde nicht umkehren. Ihm war klar, dass sie keine hohe Meinung von ihm hatte, aber konnte sie ihm nicht wenigstens das zugestehen?
„Das wäre mir überhaupt nicht recht!“, knurrte er, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Sie sah ihn verwirrt an. „Ich dachte, du wolltest, dass ‚Schlammblüter’ ausgelö -“
„Erstens“, unterbrach er sie und blieb stehen, „habe ich nur was dagegen, dass Schlammblüter sich mit echten Zauberern und Hexen kreuzen. Es stört mich nicht, wenn sie ihr normales Leben leben, solange sie es woanders tun. Zweitens habe ich dir bereits gesagt, dass ich mich nicht über deine Beerdigung freuen würde, oder?“ Er lief weiter.
Sie stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf. „Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht so tun, als gäbe es eine Grenze zwischen Muggelgeborenen und geborenen Magiern, die alles entscheidet. DU hast mich als fähige Hexe bezeichnet, nimmst du das jetzt auch noch zurück?“ Sie funkelte ihn wütend an, machte dann jedoch eine wegwerfende Handbewegung. „Nein, vergiss das. Selbst wenn du das tust, ich bin eine Hexe!“
Draco seufzte. „Du kannst nicht sicher sein, dass nicht vielleicht ein Teil deiner Großeltern mal ein Squib war, Her – Granger.“ Sie schien seinen Ausrutscher nicht zu bemerken und starrte ihn nur finster an. „Für gewöhnlich kehren sie der magischen Welt den Rücken zu und leben als Muggel. Gut, dann wärst du eigentlich nur zu einem Viertel oder einem Achtel Hexe, aber es wäre genug, um dich als Halb -“
„Und was, wenn ich mir völlig sicher wäre, dass meine Großeltern Muggel sind?“
„Das wäre schwer zu glauben, aber dann würde ich bei deinen Urgroßeltern nach Magie suchen.“
„Du kannst einfach nicht damit umgehen, dass du mit einem Schlammblut geschlafen hast, was?“, fragte sie ungläubig. „Wenn es jemals eines gab, dann bin nur ich das!“
Was sollte er darauf antworten? Ich habe Angst davor, dass du Recht hast, weil dann alles, an was ich jemals geglaubt habe, sich in Luft auflöst und ich nichts mehr übrig habe? Nein, das wäre keine gute Antwort. Und diese Unterhaltung wurde zu persönlich.
„Meinetwegen, Granger“, sagte er und tat gelangweilt. „Wollen wir das hier endlich hinter uns bringen?“
Sie schnaubte und stapfte tiefer in den Wald. Das gefiel ihm gar nicht.
„Schau, Granger“, sagte er und blickte nervös in die Dunkelheit. „Ich sage Slughorn, dass es meine Schuld war, dass wir keines hatten, wenn du endlich nachgibst und wir aus dem Wald verschwinden.“
„Was ist los, Malfoy?“, neckte sie ihn. „Angst im Dunkeln.“
„Nein“, antwortete er. „Ich habe Angst davor, was im Dunkeln lauert!“
Sie blieb wie angewurzelt stehen. Er hielt ebenfalls an und drehte sich zu ihr um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Er entdeckte das wohl hässlichste Ding, dass er je gesehen hatte. Es hatte rot-braunes Fell, fünf Klumpfüße und einen gedrungenen Körper. Dracos erster Gedanke war, dass es ziemlich albern aussah, aber dann bemerkte er die Intensität, mit der das Ding Hermine anstarrte.
Es wird sie angreifen!
Hermine war bleich geworden und trat langsam zurück. Das Ungeheuer öffnete sein Maul und zeigte Reihen messerscharfer Zähne, machte ein fürchterliches Geräusch und machte sich dann zum Sprung bereit.
Am vernünftigsten wäre es gewesen, seinen Zauberstab zu ziehen und es zu verhexen. So weit dachte Draco nicht. Er packte Hermines Arm und zog sie hinter sich. Sie war zu geschockt, um Einspruch zu erheben.
Er und das Ungeheuer lieferten sich ein Blickgefecht, und dann spürte er es: Dieses Ding, das ihm bisher nur Ärger und Elend gebracht hatte. Das Ding, das ihn mächtiger machte. Seine Augen verdunkelten sich und er grinste und das Tier scheute zurück und tapste davon.
„Ist es weg?“, fragte Hermine schwach hinter ihm. „W-wie hast du das gemacht?“
„Es hat mehr Angst vor uns als wir vor ihm“, sagte er und rieb unbewusst seinen Arm. „Zum Glück scheint das Vieh zu spüren, wenn man keine Angst hat.“
Das stimmte nicht. Er hatte Angst gehabt. Mehr als jemals zuvor in seinem Leben, um ehrlich zu sein. Er hatte befürchtet, dass es ihn angreifen würde, aber gleichzeitig auch, dass es sie angreifen würde und dass er dabei zusehen müsste und nichts dagegen unternehmen könnte.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Quintaped war. Es frisst Menschen. Es schert sich nicht darum, ob man Angst hat oder nicht.“ Einen Moment lang wirkte sie nachdenklich. „Warum hast du dich zwischen uns gestellt? Es hätte dich angreifen können.“
Draco drehte sich zu ihr und packte fest ihre Arme. Er war wütender auf sie als jemals zuvor.
ES HÄTTE DICH TÖTEN KÖNNEN, wollte er schreien. DAS IST DAS DÜMMSTE, WAS DU JE GETAN HAST! WAS GLAUBST DU, WAS ICH HÄTTE TUN SOLLEN? RUMSTEHEN UND ZUSEHEN?
„Du hattest ja offensichtlich keine Ahnung, was du tun solltest“, stieß er stattdessen hervor. „Und pfeif auf das Einhornhaar, wir gehen jetzt!“ Er würde das nicht länger aushalten. Er würde nicht zulassen, dass sie wegen einer Schularbeit ihrer beider Leben aufs Spiel setzte.
Sie nickte nur, als er sie los ließ. Er drehte sich von ihr weg und fing bereits an, zu laufen, als sie einen überraschten Laut machte. Er sah sie an, als sie sich bückte und vorsichtig etwas aus den Büschen zog. Es waren ein paar silberne, schimmernde Haare. Das Mädchen hatte auf jeden Fall gute Augen.
Das Einzige, was sie nie sehen würde, war Vernunft.
„Na, dann komm“, sagte er verärgert und lief weiter.
Sie eilte ihm schnell nach.
*****
Dracos Fingernägel gruben sich in seiner Handflächen, während er dabei zusah, wie Hermine vorsichtig den trank umrührte. Er war nicht mehr wütend, auch wenn er sie immer noch jederzeit böse anschauen und schütteln wollte, wenn ihm wieder einfiel, was alles hätte passieren können; aber er wollte sie wirklich, unbedingt, küssen, bis sie ihren Verstand verlor.
Sie waren zurück geeilt, um nicht zu spät zu kommen und nun waren ihre Haare verworren, ihr Gesicht gerötet und ihre Augen leuchteten. Es erinnerte ihn daran, wie sie schon so viele Male ausgesehen hatte, unter ihm, und er wusste, dass er heute Nacht nicht einmal in die Nähe seines Bettes würde gehen können.
Er schloss seine Augen und drängte ihre Wirkung von sich. Bald hätten sie es geschafft; gerade jetzt beendete sie ihre Arbeit, und er würde gehen können. Er würde vielleicht keine Ruhe finden, aber vielleicht etwas Frieden.
Er öffnete seine Augen wieder und sah direkt in ihre. Erkenntnis durchfuhr ihn und er schaffte es nicht, seine Reaktion vor ihr zu verbergen. Seine Augen weiteten sich leicht und sie runzelte die Stirn, während sie ihn beobachtete. Er sah schnell weg, sich deutlich bewusst, dass seine Wangen sich gerötet hatten.
„Sind wir jetzt fertig?“, fragte er.
Sie antwortete nicht und schließlich musste er sie wieder ansehen. Sie beobachtete ihn immer noch.
Frag nicht, wollte er sagen, doch er befürchtete, seine Reaktion damit noch hervorzuheben.
„Was geht hier vor?“, fragte sie. Er öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch sie unterbrach ihn. „Wenn du mich schon wieder anlügst, werde ich höchstpersönlich sicherstellen, dass du das nächste Jahrzehnt mit niemandem schlafen kannst, ohne furchtbare Schmerzen zu erleiden!“
Mit dieser Drohung hätte er rechnen müssen.
„Ich will nur raus hier“, sagte er. „Ist das zuviel verlangt?“
Ihre Lippen teilten sich ein wenig und seine Augen richteten sich sofort darauf. Sie waren voll und rosa und er konnte sich lebhaft an ihre Samtigkeit erinnern… Ihre Zunge stieß hervor, um sie zu befeuchten und er stöhnte fast.
„Hör auf, auszuweichen“, sagte sie langsam. „Ich kenne diesen Blick. Du willst mich.“
Verdammt noch mal, und wie.
„Und?“, antwortete er rau. „Es ist schon ein paar Tage her…“ Wochen. Monate.
Sie neigte ihren Kopf leicht, sah ihn immer noch an, und gestattete ihm eine nette Aussicht auf ihren schönen Hals und diese reizvolle Stelle, die sie mehr als einmal über den Rand hinaus getrieben hatte.
Er musste hier raus, doch da stand er, wie angewurzelt, und stellte sich all die Dinge vor, die er mit ihr tun wollte und die sie mit ihm tun sollte.
Er konnte es sich gerade noch verkneifen, aber allein sie anzusehen bereitete ihm große Lust. Er hätte heute Nacht nicht hierher kommen dürfen, wo er doch schon so lange keine Erleichterung mehr verspürt hatte. Seine Schuldgefühle, seine Liebeskummer und seine Sorgen hatten seinem Trieb einen gehörigen Dämpfer verpasst und er hatte einfach nicht gedacht, dass es soviel ausmachte. Nun wusste er es sehr viel besser.
Ihr kleiner Ausflug in den Wald half auch nicht. Die Angst, das Adrenalin und der überwältigende Drang, sie zu beschützen, verstärkte all seine Gefühle. Er wollte sie besitzen und sicher stellen, dass sie nie wieder eine Dummheit begehen würde. Er wollte sie berühren. Er wollte so viel.
Zu seinem Glück wollte sie mit ihm wohl nichts mehr zu tun haben.
Sie nahm ihren Zauberstab von ihrem Tisch und lief auf ihn zu, vermutlich, um ihm zu sagen, dass er es vergessen konnte und dass er sie nie wieder haben würde. Der Gedanke tat etwas weh, aber im Moment genoss er ihren Anblick zu sehr, um sich darüber Sorgen zu machen.
Schauen hatte noch nie Jemandem geschadet.
„Warum hast du dich wie ein Idiot verhalten, wenn du mich willst?“, fragte sie.
Seine Gedanken waren leicht vernebelt. Sie war nah genug, dass er sie riechen konnte; dieser Geruch, der jeden Morgen an seinem Kissen haftete, wenn sie bereits gegangen war.
„Ich will dich nicht“, log er. „Kann ich nicht einmal ein bisschen geil sein, ohne dass du es gleich auf dich beziehst?“
Ihr Blick wanderte nach unten und er versuchte, nicht zu stöhnen. So wie er reagierte, hätte man meinen können, es seien ihre Hände. Der Gedanke an ihre Hände ließ ihn seine Augen zukneifen, um wieder Kontrolle zu erlangen. Er verlagerte unbehaglich sein Gewicht, wusste jedoch, dass es sinnlos war, das Offensichtliche verbergen zu wollen.
„Es sieht nicht nach einem Bisschen aus“, stellte sie fest. „Und du vergisst, dass ich bereits mit dir geschlafen habe. Du siehst aus wie damals unter diesem Empfindsamkeits-Fluch.“
Er zitterte, als sie die Erinnerung hervorkramte. Als ob er je vergessen könnte, dass sie miteinander geschlafen hatten.
„Willst du auf irgendwas hinaus, Granger?“, zwang er hervor. „Ich habe nämlich noch Termine, muss andere Leute ficken…“
Sie starrte ihn wütend an.
„Du widerst mich an!“, knurrte sie.
Er zuckte ein wenig zusammen. Es gefiel ihm nicht, sie dazu zu bringen, dass sie ihn verachtete, aber die Alternative kam einfach nicht in Betracht.
Es gibt eine Möglichkeit…
Sie tippte mit ihrem Zauberstab gegen ihr Kinn und sah ihn nachdenklich an. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Er musste sie nur noch ein paar Sekunden lang ansehen…
„Ich glaube, du lügst“, sagte sie schließlich. „Und ich kann es beweisen.“
Oh, Merlin, bitte nicht.
„Keine Chance, Granger“, sagte er und zwang seine Füße dazu, sich zu bewegen. Er hatte sich halb umgedreht, als sie mit ihren Zauberstab von ihrem Ausschnitt aus ihren Umhang entlang zog und einen deutlichen Schnitt hinterließ, während sie ihn nach unten wandern ließ.
Er konnte nicht aufhören, sie anzustarren, als ihre sahnige Haut langsam enthüllt wurde.
Als der Schnitt zwischen ihre Brüste wanderte, zog sie den Stoff auseinander und ließ ihn eine perfekt gerundete Brust in kupferfarbener Seide sehen. Bei dem Gedanken daran, was er mit dieser Brust tun könnte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen und er schluckte schwer.
Warum musste sie das heute tragen? Hatte sie vermutet, dass etwas passieren würde oder trug sie nun immer sexy Unterwäsche?
Weder der eine, noch der andere Gedanke löste seine Unbehaglichkeit.
„Hexe…“, flüsterte er.
„Und, wirst du jetzt ehrlich sein?“, fragte sie lässig.
Erregte es sie denn nicht? Dieser Gedanke frustrierte ihn. Er brauchte sie so sehr und litt wirklich; sie sollte ihn zumindest auch brauchen!
Er war sich vage bewusst, dass das keinen Sinn ergab.
„Hey“, zwang er hervor und verfluchte diese ganze Situation. „Wenn ich gewusst hätte, dass es dich nicht stört, wie viele andere Mädchen ich nebenher ficke…“
Sie trat einen Schritt näher und ohrfeigte ihn so stark, dass sein Kopf zur Seite fiel, es in seinen Ohren klingelte und seine Sicht verschwamm.
„Es stört mich“, sagte sie mit zitternder Stimme und ihre Augen zeigten Schmerz, Wut und Verlangen zu gleichen Teilen.
Er verlor den Kampf.
Er packte sie und zog sie an sich, betete für nur einen kleinen Moment, bevor sie ihn von sich stoßen würde. Nur ein Moment. Seine Lippen bedeckten ihre und es kümmerte ihn nicht, ob sie darüber nachdachte, wie zärtlich er sie küsste. Es kümmerte ihn nicht, ob sie alles erriet. Er wollte nur diesen einen Kuss und dann… dann würde er tun, was er tun musste.
Sie entspannte sich in seinen Armen und erwiderte den Kuss, womit sie ihn völlig überraschte. Ihre Zunge stieß hervor und neckte seine Zungenspitze.
Sein Verlangen erreichte unbekannte Ausmaße. Er musste sie haben. Wenn er sie nur noch einmal haben könnte…
Ich liebe sie so sehr.
„Ich liebe dich…“, hörte er sich selbst flüstern.
Sie versteifte sich und entzog sich ihm und dann traf ihn der Schock darüber, was er gerade gesagt hatte.
Das durfte sie nicht wissen!
Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr…
Ich will es nicht tun.
Du musst. Für sie.
Sie wird es mir nicht danken.
Das spielt keine Rolle. Du wirst nicht mehr da sein, damit sie sich bedanken könnte.
„W-was?“, fragte sie.
„Nichts“, sagte er und griff nach dem letzten Strohhalm.
Sie ignorierte ihn.
„Ist das dein Ernst?“, fragte sie.
Du hast ja keine Ahnung.
„Du kannst das, was ich sage, wenn ich geil bin, nicht ernst nehmen“, versuchte er.
Vielleicht komme ich ja doch noch drum herum.
„Sag mir die Wahrheit und ich werde heute Nacht noch mit dir schlafen“, sagte sie.
Er starrte sie an. Die Versuchung war überwältigend. Mehr als das, sie war verheerend.
„Was, wenn die Wahrheit ‚nein’ ist?“, fragte er heiser. „Wirst du dann auch mit mir schlafen?“
„Natürlich“, antwortete sie.
Das sah ihr so überhaupt nicht ähnlich. Warum würde sie Sex für diese Information bieten?
Spielt das eine Rolle, solange du sie haben kannst?
Ja… Nein… Ich weiß nicht… Ich will sie.
Und wenn du endlich tust, was du tun musst, ist es egal, was sie weiß.[
„Also?“, fragte sie, nahm ihren Zauberstab und schnitt ihren Umhang bis zu ihrem Bauchnabel auf und enthüllte ihren wundervollen Körper zu einem Großteil.
„Ja“, stöhnte er. „Ja, verdammt! Ich liebe dich wirklich.“
Sie hielt inne und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
Er warf ihr einen nervösen Blick zu. Hatte sie jetzt keine Lust mehr? Hätte er lügen sollen? Er schluckte wieder.
„Du brichst doch jetzt nicht dein Wort, oder?“, fragte er. „Du hast versprochen…“
Lass mich dich noch einmal küssen. Es wird ausreichen; es wird es wert sein.
„N-nein“, sagte sie, sichtlich bestürzt. „Ich hätte nur nie gedacht, dass du… Selbst wenn es so… Ich dachte, du würdest nein sagen.“
„Egal“, sagte er. „Es ändert nichts. Es geht nur heute Nacht.“
„Aber wenn du mich liebst, warum hast du -“
Er unterbrach sie ungeduldig. „Ich möchte nicht darüber reden, okay? Es hat nicht funktioniert, oder? Ich bin immer noch hier und will dich… Ich habe versagt.“
„Willst du wissen, was ich fühle?“, fragte sie sanft.
„NEIN!“ Seine Antwort war schnell und laut und sie schien verwirrt. „Ich will es so oder so nicht wissen. Bitte sag es mir nicht.“
Wenn sie ihn nicht liebte, würden all seine Fantasien von einer anderen Welt, einer anderen Realität, in der sie glücklich leben konnten, zerbrechen. Wenn sie ihn liebte, würde das, was er nach dieser Nacht würde tun müssen, ihn zu sehr verletzen. Nein, er wollte es wirklich nicht wissen.
Er zog sie wieder an sich und eroberte ihre Lippen mit einem innigen Kuss. Es gab keine Spiele mehr; sie wusste, dass er sie wollte – sogar, dass er sie liebte.
„Ich brauche dich“, flüsterte er an ihren weichen Lippen. „So sehr.“
Statt zu antworten, wob sie ihre Hände in seine Haare und zog ihn an sich, neckte seine Sinne mit ihrem Geruch und dem Gefühl ihres Körpers und ihrer Lippen.
Er sah sich schnell um. Das Klassenzimmer war wohl kaum der richtige Ort hierfür. Sein Schlafsaal war in der Nähe, aber er wusste nicht, ob er es ertragen konnte, mit ihr wieder dort zu sein. Den Raum der Wünsche hatte er – Idiot – selbst zerstört und ihr Zimmer war nicht verfügbar…
Scheinbar war sein Zimmer die einzige Möglichkeit. Er musste es einfach durchstehen.
„Lass uns nach draußen gehen“, sagte sie und liebkoste seine Wange. Sie hatte seine Gedanken wohl erraten. „Wir haben die Erlaubnis und es ist schön und mild außen, oder?“
Er glaubte wirklich nicht, dass Slughorn sich das vorgestellt hatte, als er ihr die Erlaubnis gegeben hatte.
Das war es fast wert.
Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. „Du wirst dich erkälten“, sagte er. „So warm ist es nicht.“
„Du wirst mich wärmen“, sagte sie. „Außerdem… Wäre das nicht schön, unter dem Vollmond… am See…“
Hermine unter ihm, in Mondlicht gebadet, wie sie seinen Namen stöhnte…
Sie würden etwas Wärmeres als ihre Mäntel brauchen, um sich zu schützen.
„Lass mich schnell meinen Wintermantel holen“, sagte er.
*****
Sie hatten nicht so viel Zeit, wie Draco es gerne gehabt hätte. Die Sonne würde in nur ein paar Stunden aufgehen. Vielleicht war das ja doch keine so gute Idee.
„Wie wäre es mit hier?“, fragte Hermine sanft.
Das Gras an der besagten Stelle war weich und einladend und ein paar Sträucher schützten sie vor den Blicken der Schlossbewohner. Er sah sie an und merkte, dass sie leicht zitterte, als ein Windstoß vom See kam, obwohl sie ihren geflickten Umhang und ihren Mantel trug. Es war wohl zu kalt hierfür.
„Wir müssen das nicht tun“, sagte er und schlang seinen Wintermantel um sie. „Es ist zu kalt für dich.“ Ihm machte die Kälte nichts aus; er war sie gewöhnt. Er lebte für einen Großteil des Jahres in einem verdammten Verlies – sie nicht.
Er verstand nicht, was sie hier mit ihm machte. Er musste ihr klarmachen, dass sie es nicht tun musste. Er musste ihr gestatten, ihre Entscheidung zu überdenken. Er benahm sich fast wie so ein dämlicher Gryffindor, aber aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig.
Sie sah ihn herausfordernd an. „Dann wirst du mich wohl wärmen müssen, was?“
Bevor er antworten konnte, hatte sie seinen Kopf herangezogen und küsste ihn innig, leidenschaftlich; ließ ihn Raum und Zeit vergessen, wie nur sie es konnte.
Ein paar Minuten später unterbrach sie den Kuss. „Na also“, sagte sie ein wenig atemlos. „Schon sehr viel wärmer.“
Er konnte nicht anders, als sie anzulächeln und ihre Augen weiteten sich leicht, als sie ihn wie hypnotisiert anstarrte.
„Was?“, fragte er.
Sie schüttelte nut ihren Kopf und küsste ihn erneut, diesmal zärtlicher.
Sie drückte sich an ihn und er genoss den Kontakt, auch wenn eigentlich zwei Umhänge und drei Mäntel zwischen ihnen lagen.
Zu viel Stoff.
Er öffnete seinen Mantel und breitete ihn auf dem Boden aus, bevor er ihr sanft seinen anderen Mantel von den Schultern streifte. Er war sich immer noch nicht sicher, ob es nicht zu kalt für sie wäre, also zögerte er bei ihrem eigenen Mantel. Sie rollte mit den Augen und öffnete ihn selbst.
„So empfindlich bin ich auch nicht“, erklärte sie.
Nein, anscheinend nicht. Aber das hieß nicht, dass er sie nicht beschützen wollte. Wenn es sein musste auch mit seinem Leben.
Der Gedanke machte ihn traurig. Bevor er lange darüber nachdenken konnte, zog er sie mit sich auf ihr improvisiertes Bett und begann, sie, vorerst nur bis auf die Unterwäsche, auszuziehen. Er berührte jeden Zentimeter ihrer Haut und ließ sich Zeit.
Merlin, sie ist so schön. Und heute Nacht gehört sie mir.
„Du neckst mich wieder, Draco“, stöhnte sie, während sie ein wenig vor Kälte zitterte und an seinem Umhang zog. Eilig zog er ihn aus und bedeckte sie beide mit seinem dicken, pelzbesetzten Wintermantel.
„Ich necke nicht“, murmelte er. „Ich genieße.“
„Gut, dann hör auf, zu genießen“, verlangte sie und drückte ihn weg. „Ich will dich spüren!“
Er lachte über ihre Ungeduld, bevor er ihren Brustansatz, der unter ihrem BH hervorspitzte, küsste und eine Hand zwischen ihre Beine gleiten ließ. Sie war so feucht für ihn. Immer. Er zog ihr Höschen zur Seite und glitt mit ein paar Fingern in sie, was ihm ein Keuchen und ein tiefes Stöhnen von ihr einbrachte.
Während er seine Finger bewegte, ließ er langsam seine Zunge über ihre Unterlippe fahren und saugte sie in seinen Mund. Er konnte fühlen, wie sie schnell die Kontrolle verlor. Er entließ ihre Lippe und stieß seine Zunge in ihren Mund, ahmte die Bewegungen seiner Finger nach und sie schluchzte.
„Bitte, Draco…“, flehte sie und unterbrach den Kuss. „Ich kann es nicht länger zurückhalten.“
„Dann lass los“, sagte er rau, schob ihren BH zur Seite und nahm eine Brustwarze in seinen Mund, saugte daran, während sie sich rastlos bewegte und mehr wollte.
„Ich will dich in mir, wenn ich komme“, flüsterte sie, liebkoste seinen Rücken und hielt sich dann an seinen Schultern fest.
Er bebte und kämpfte den Drang zurück. „Dazu wird es auch kommen“, versicherte er ihr. „Aber wozu die Eile? Mich stört es nicht, wenn du mehrere Orgasmen hast, ehrlich gesagt… bestehe ich darauf…“
Er strich mit seinem Daumen über ihren Knoten und sie versteifte sich, während sie seinen Namen stöhnte. Wenn es etwas Erotischeres geben sollte als Hermine, die seinen Namen stöhnte und um Erlösung flehte, hatte er es bisher noch nicht entdeckt.
Sie hatte jedoch vor, ihm zu widerstehen. Er grinste beinahe. Sie kämpfte einen verlorenen Kampf. Er wollte spüren, wie sie sich zusammenzog und bebte, wieder und wieder…
Er bewegte sich langsam an ihrem Körper herunter, küsste und berührte sie, lenkte sie so ab, dass sie seine Absicht immer noch nicht erkannte hatte, als er ihren Bauch erreichte. Der moschusartige Geruch ihrer Erregung überwältigte seine Sinne und ließ ihn fast den Verstand verlieren.
Dieses dumme Mädchen erlaubte es ihm nie.
Er zog ihr langsam das Höschen aus und küsste ihren Schenkel, während er es langsam nach unten zog. Sie verlagerte sich freiwillig, um ihm dabei zu helfen. Braves Mädchen…
Dann nahm er wieder seine Tätigkeit auf und ließ sie stöhnen und sich winden. Erst, als seine Lippen und seine Zunge seiner Hand folgten, verstand sie und bäumte sich auf.
„Nein…“, stöhnte sie.
„Doch…“, antwortete er. „Vertraust du mir?“
Sie sah ihn für scheinbar lange Zeit aus fiebernden Augen an. Dann nickte sie.
Das solltest du wirklich nicht. Ich werde dir noch wehtun. Aber hierbei kannst du mir vertrauen.
„Dann lehn dich zurück und genieße“, murmelte er, sein Atem neckte sie und ließ sie zittern, während sie widerwillig tat wie ihr geheißen.
Er liebte, wie sie sich anfühlte, roch und schmeckte. Er drückte seine Finger tief in sie, traf den richtigen Punkt und fügte seine Zunge noch hinzu. Nach nur wenigen Sekunden spannte sie sich an, schrie seinen Namen und er spürte, wie ihre Muskeln sich um seine Finger zusammenzogen.
Es fühlte sich unglaublich an, wenn sie kam. Er kämpfte schwer darum, nicht selbst die Kontrolle zu verlieren und machte einen erstickten Laut, als ihn die Leidenschaft überkam.
Er konnte ihr das antun. Er konnte sie so wild machen, dass sie jeden Gedanken bis auf die blendende Lust vergaß. Selbst bei ihrem ersten Mal hatte sie sich voll und ganz den Empfindungen ergeben.
Er schrieb das nicht seiner großen Begabung zu. Er war auch mit anderen Mädchen zusammengewesen, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit gebraucht hatten. Nein, dieses Mädchen war auf so viele Weisen etwas Besonderes.
Er hasste, dass er sie aufgeben musste, tröstete sich jedoch damit, dass der Schmerz nicht lange anhalten würde.
Er legte sich neben sie und zog den Mantel enger um sie, damit ihr nicht kalt wurde, jetzt, wo die erste leidenschaftliche Welle vorüber war.
Sie kuschelte sich enger an ihn und er hielt sie einfach fest.
„Das war dumm von dir“, murmelte sie. „Es ist schon sehr, sehr spät und jetzt werde ich müde.“ Sie gähnte, als würde sie damit ihren Standpunkt unterstreichen.
„Dann schlaf“, sagte er und stellte fest, dass es ihn nicht stören würde, wenn sie jetzt schlief, trotz seiner beinahe schmerzhaften Erektion. Natürlich wollte er sie nehmen, in ihr kommen, aber er wollte sie mindestens ebenso sehnlichst festhalten.
„Du hast versprochen, mich zu nehmen“, sagte sie und blickte ihn vorwurfsvoll an.
Er nahm ihre Hand und führte sie an seinem Körper nach unten, damit sie ihre Wirkung auf ihn bemerkte. „Wann immer du bereit bist, Liebes. Aber wir haben…“, er sah zum Himmel hinauf, „noch ein paar Stunden.“
„Es ist vorbei, wenn die Sonne aufgeht?“, fragte sie.
„Ja“, sagte er, unfähig, sie anzusehen. „Ist es…“
Warum bin ich ehrlich? Ich muss es nicht unbedingt machen. Es ist egal, was ich sage.
„Dann verschwende ich keine Zeit mit schlafen.“
Er umarmte sie noch fester und küsste ihre Wange. Es reichte ihr nicht. Sie küsste ihn innig, schmeckte sich selbst auf seinen Lippen. Sie war an ihn gepresst, ihre Brüste flach an seiner, und ihre Zartheit neckte seine Erektion; er wollte einfach nur…
„Aufhören…“, stöhnte er und kämpfte wieder um Kontrolle. „Bitte“, er hielt sie ein Stück von sich weg. „Wir müssen langsamer machen.“
„Warum?“, fragte sie. „Ich dachte, du magst es hart und schnell.“ Sie knabberte an seinem Hals und für eine Sekunde wurde alles schwarz. Sie würde ihn mit ihrer Spielerei bald kommen lassen, wenn er sie nicht aufhielt.
„Ich mag es auf jede Art, solange es mit dir ist“, sagte er und sie errötete ein wenig. „Aber ich hatte gehofft, etwas länger als nur drei Stöße durchzuhalten…“
Sie biss in ihre Lippe, sah ihn an, als wäre sie am Verhungern und er das Festmahl. Er wusste, dass sie es absichtlich tat. Sie liebte es, wie er sich in ihr verlor. Es gab nichts, was ihr mehr Genuss bereitete, als wenn er sich nicht beherrschen konnte. Er kannte das Gefühl. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte er ihr ihren Wunsch erfüllt, aber heute Nacht war einfach zu wichtig.
„Bitte, lass mich as richtig machen, Hermine…“, sagte er, knabberte sanft an ihrem Hals und streichelte ihren Arm. „Ich werde keine andere Chance bekommen.“
Immer noch diese Ehrlichkeit…
Ich kann sie nicht anlügen.
„Du wirst so viele Chancen haben, wie du möchtest“, atmete sie und Schmerz durchbohrte ihn.
Ein weiterer Grund, warum ich tun muss, was ich tun muss. Sie wird sich nicht von mir abwenden. Sie wird ohne mich besser dran sein, das weiß ich.
Statt einer Antwort küsste er sie erneut, liebkoste ihre Brust und kniff leicht in ihren Nippel, um ihn steif zu machen. Was für ein bezaubernder, ansprechbarer Körper… Er entfernte ihren BH, der immer noch an ihren Brüsten hing.
Sie ließ ihre Hände zum Bund seiner Unterhose wandern, doch er hielt sie zurück.
„Noch nicht“, flüsterte er.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Du kannst nicht alles entscheiden, Draco“, sagte sie, bevor sie zog.
Er keuchte, als sie ihn frei legte, und die bloße Berührung ihrer Hand ließ ihn fast kommen. Er war viel zu kurz davor. Er verfluchte sich dafür, nicht schon vorher was gegen die Spannung unternommen zu haben.
Aber er hätte nie gedacht, hier zu enden. Mit ihr.
„Ich will dich in mir“, flüsterte sie. „Jetzt.“
Warum sollte er da widersprechen? Sie war schon halb unter ihm und er verlagerte sein Gewicht, so dass er ihren Körper bedeckte, und drang dann langsam in ihren sengende Hitze ein. Er musste es langsam angehen, sonst würde er platzen. Sie zog die Knie an, damit er bis zum Anschlag eindringen konnte und er zitterte.
Ich werde kommen, dachte er. Unser letztes Mal und ich werde zu früh kommen, wie eine Jungfrau.
„Ich kann mich nicht länger zurückhalten“, stöhnte er. „I-ich muss kommen.“
„Ich weiß“, antwortete sie. „So will ich es auch.“
Er schüttelte seinen Kopf. „So wollte ich das nicht -“
Sie zog seinen Kopf nach unten und küsste ihn. „Du bist 16, nicht 110“, flüsterte sie. „Du wirst es wieder gutmachen.“
Er knurrte zur Antwort. Das würde er tun müssen. Er konnte nicht länger stillhalten und wusste, dass er über die Klippe treten würde, sobald er sich bewegte.
Er bewegte sich.
„Merlin, ich liebe dich!“, rief er aus, kurz bevor sich alles in einer Explosion immenser Befriedigung auflöste.
Wenn ihm vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass Sex es wert wäre, dafür zu sterben, hätte er denjenigen ausgelacht. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass Liebe es wert wäre, dafür zu sterben, hätte er noch mehr gelacht. Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass das Unglaublichste, auf das er hoffen konnte, mit dem Mädchen, das man liebte, Liebe zu machen, hätte er demjenigen gesagt, er solle sich verziehen.
Jetzt rang er um Atem, nachdem er sich in Hermine verloren hatte, und wusste, dass er vor einem Jahr ein Idiot gewesen war.
Hermine streichelte seine Haare und seinen Rücken und lächelte ihn matt an. Mit ihrem geröteten Gesicht und ihren spitzbübisch funkelnden Augen sah sie aus wie eine Katze, die gerade damit davon gekommen war, eine ganze Schüssel Sahne vertilgt zu haben.
„Ich verstehe nicht, warum du so zufrieden bist“, murmelte er ein wenig belustigt, als er sein Gewicht von ihr nahm.
„Ich kann es dir auch nicht sagen“, antwortete sie, „Abgesehen davon, dass ich es liebe, dir beim Kommen zuzusehen.“
„Gib mir eine Minute und du bekommst eine Zugabe.“
Sie hob eine Augenbraue. „Du bist in einer Minute wieder einsatzbereit?“, fragte sie. „Das wäre dann wohl der Weltrekord.“
Er sah sie böse an, nicht sehr überzeugend, und sie lachte ihn aus.
Sie scheint glücklich zu sein, dachte er etwas überrascht.
„Nagut“, sagte er, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. „Dann wollen wir das mal wieder gutmachen…“
Er zog sie auf sich, genoss den Druck ihres Körpers auf seinem und die Berührung ihrer Haut. Er fing an, an ihren geschwollenen, leckeren, einladenden Lippen zu knabbern. Sie seufzte zufrieden und erwiderte seine Küsse, räkelte sich absichtlich auf ihm und ließ ihn innerhalb kürzester Zeit wieder steif werden.
„Sieh mal einer an“, neckte sie. „Und ich glaube, wir haben sogar noch 15 Sekunden übrig…“
„Hexe“, murmelte er, rollte sie herum, drückte sich an sie und ließ sie keuchten.
„Ich bin froh, dass du das auch weiterhin anerkennst“, sagte sie.
Wie könnte ich das nicht?
Wieder ließ er seine Hand nach unten gleiten, doch sie schob sie beiseite und verwehrte es ihm. „Oh nein, das wirst du nicht tun!“
„Aber wie soll ich dann wissen, dass du bereit für mich bist?“, neckte er.
Sie platzierte seine Hand stattdessen auf ihrer Brust und lenkte ihn damit ab. „Geh einfach davon aus.“
Er grinste. „Ich würde mir nie anmaßen, solche Annahmen zu treffen…“
Sie drückte ihn auf seinen Rücken und ließ sich schnell auf ihm herab, überraschte ihn vollkommen. Seine Augen traten hervor und er stöhnte bei der Berührung mit der Hitze, die ihn gerade erst hatte kommen lassen. Sie hatte nie zuvor so die Kontrolle übernommen, und er bemerkte, dass es ihm sehr gefiel.
Sie begann, sich langsam zu bewegen, testend, und seine Augen fielen zu. Sie wusste einfach, wie sie ihn verrückt machen konnte.
„Gefällt dir das?“, fragte sie und beendete ihre Frage mit einem Stöhnen, da sie scheinbar einen besonders angenehmen Punkt erwischt hatte.
„Oh ja“, brachte er heiser hervor und öffnete seien Augen, um sie zu beobachten.
Sie war auf ihm, der Mond hell hinter ihr überschwemmte sie mit Licht. Ihr Gesicht war gerötet und ihre Augen geschlossen, während sie sich bewegte. In diesem Moment war sie sich seiner Gegenwart scheinbar überhaupt nicht bewusst und er bemerkte, dass es ihn auch nicht stören würde, wenn sie ihn nur für ihr Vergnügen ausnutzte.
Komisch, er hätte nie gedacht, dass er es gut finden würde, von irgendwem für irgendwas benutzt zu werden – nicht, wenn er nicht auch seinen Nutzen daraus zog. Er benutzte Hermine nicht. Sex war nur die einzige, ihm bekannte Möglichkeit, mit ihr so intim zu sein, wie er es wollte.
Sie öffnete ihre Augen und grinste ihn an, als sie an Geschwindigkeit aufnahm und ihre Hände zur Unterstützung auf seine Brust legte. Seit wann hatte sie bitte dieses Grinsen? Sein Atem wurde schneller und flacher, doch er ließ sie das Tempo festlegen und seine Hände ihre Schenkel bis zu ihrer Taille hinauf wandern.
Plötzlich hielt sie inne.
Er wollte sich gerade beschweren, als sie ihn etwas tiefer in sich aufnahm und ihn nun völlig in sich hatte. Er hielt den Atem an. Merlin, sie war so heiß und eng. In ihr zu sein war unvergleichlich. Er hob seine Hand an ihre Brüste, als sie anfing, ihre Hüfte langsam im Kreis zu bewegen. Er sah Sterne und stöhnte laut. Und er bemerkte, dass ihr Grinsen noch breiter geworden war.
„Hör auf, mich zu quälen, Hermine“, sagte er.
„Ich quäle nicht; Ich genieße“, witzelte sie.
Er hob eine Augenbraue. Sie benutzte also seine Worte gegen ihn? „Gut, dann hör auf, zu genießen!“
Sie hob sich langsam hoch, machte ihn wahnsinnig, bevor sie anhielt und sich dann schnell wieder komplett auf ihn sinken ließ. Sie machte einen erregenden, kleinen Laut und Draco hatte genug und drehte sie beide um.
„Hey!“, protestierte sie halbherzig und kicherte ein wenig, keuchte und stöhnte jedoch, als er mit Nachdruck in sie stieß.
„Ich will dich spüren…“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Er stieß erneut zu und wieder und jede Verspieltheit wich aus ihrem Gesicht und ließ nur Leidenschaft zurück. Er liebte diesen Gesichtsausdruck. Er spürte, wie sie sich anspannte und wusste, dass sie kurz davor war. Sie würde wieder kommen. Er fing ihre Lippen ein, stieß seine Zunge tief in ihren Mund und dann stöhnte sie laut und krallte sich an ihn, verloren in ihrem Höhepunkt.
Er war selbst kurz davor, hielt sich jedoch zurück, bewegte sich weiter in ihr und verlängerte ihren Orgasmus.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie.
Draco spürte, wie ihn die Worte bis ins Innerste erschütterten, er konnte sie jedoch nicht verarbeiten; er spürte nur, wie er die Kontrolle verlor und ihn erneut Lust überwältigte, als auch er kam.
Sie hatten sich kaum erholt, als er fragte, „Meinst du das wirklich ernst?“
Sie war immer noch gerötet von ihrem Liebesakt, doch ihre Wangen wurden noch dunkler.
„Ich dachte, das willst du nicht wissen.“
„Das war, bevor du es einfach trotzdem gesagt hast.“
„I-Ich wollte nicht… Du kannst nicht ernst nehmen, was ich sage, wenn ich -“
„Hermine!“
„Okay, okay…“ Sie wandte ihren Blick ab, seufzte und zuckte dann mit den Schultern. „Ja.“
Er starrte sie an. Er war begeistert und am Boden zerstört zugleich.
Sie liebt mich? Warum? Wann habe ich ihr jemals etwas Gutes getan?
Hermine wand sich unbehaglich unter seinem Blick. Ihre Wangen brannten und sie konnte ihn anscheinend nicht ansehen. Er stellte fest, dass er sich nicht gerade sehr ermutigend benahm. Aber was gab es schon zu ermutigen? Sie sollte nicht in ihn verliebt sein.
„Tut mit Leid“, sagte er und bemerkte sofort, dass das genau die falsche Antwort war.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schubste ihn von sich.
„Ich habe nicht um dein Mitleid gebeten!“, sagte sie mit zitternder Stimme.
„Nein, das ist nicht – Ich meine, es tut mir Leid, dass alles so ist, wie es ist“, sagte er in einem Erklärungsversuch. „Tut mir Leid, dass ich dir weh tue. Es tut mir Leid, dass ich kein besserer Mensch zum Lieben bin.“
Es tut mir Leid, dass wir trotzdem nie zusammen sein können und dass ich dich anlügen und verraten muss.
„Es tut dir nicht Leid, dass ich dich liebe?“, fragte sie, ihre Stimme gefasster.
„Nein…“ Er zog sie enger an sich. „Nein“, wiederholte er. „Darüber bin ich sehr glücklich.“
Er küsste sie und für einen Moment war alles andere unwichtig.
*****
Die Sonne ging viel zu früh auf und sie zogen sich lautlos an. Letztendlich gab es keine Beweise mehr für ihr Treffen, abgesehen von dem Abdruck im Gras, wo sie gelegen hatten. Draco starrte den Flecken eine Sekunde lang an und verbot sich, zu viel nachzudenken.
„Weißt du, Draco…“, sagte Hermine und brach die Stille. „Es muss nicht so enden.“
Ich kann alles antworten, es wird keine Rolle spielen. Ich kann sie verletzen oder glücklich machen.
„Es wird alles gut“, sagte er und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Mach dir keine Sorgen.“
Seine Worte durchstachen ihn und er konnte sie nicht ansehen; also faltete er vorsichtig seinen übrigen Mantel zusammen.
Es war sehr egoistisch und schwach von ihm gewesen, diese Nacht zuzulassen, aber es tat ihm einfach nicht Leid. Sie hatte ihm etwas gegeben, was er sonst nie gehabt hätte.
Er musste ihr nicht länger mit seinen Worten wehtun, solange er sie davon überzeugen konnte, die Distanz zu wahren, bis er bereit war zu tun, was er tun musste. Es war ein grausamer und herzloser Verrat, aber er würde keinem von beiden allzu lange wehtun.
„Was nun?“, fragte sie und runzelte die Stirn ein wenig. „Wir machen so weiter wie vorher?“
„So ziemlich“, bestätigte er. „Niemand darf davon wissen.“ Sie sah ihn an und er fügte hinzu, „Noch nicht. Aber bald.“
Ich hasse es, sie anzulügen, aber ich tue fast nichts Anderes mehr. Ich bin mir sicher, dass sie mich nicht wirklich liebt, sie glaubt es nur. Sie glaubt, ich wäre ein besserer Mensch. Bald wird sie es besser wissen.
Sie nickte und ein paar Minuten später lief sie allein zurück.
Die Nacht war vorüber und im grellen Tageslicht brach die Wirklichkeit auf ihn ein.
*****
Bevor er in seinen Schlafsaal zurück kehrte, machte Draco einen Umweg zum Zaubertränke-Klassenzimmer, um sicher zu gehen, dass sie alles ordentlich hinterlassen hatten – und um in Slughorns Vorratsschrank einzubrechen. Er wusste, dass er da war. Er hatte ihn gesehen.
Es war natürlich ein Trank, der viel zu gefährlich war, um ihn einfach so herumstehen zu lassen, damit die Schüler ihn versehentlich in die Hände bekamen, also war er mit den anderen Tränken und Zutaten, die als unsicher eingestuft wurden, weggesperrt. Draco hatte den fetten Lehrer dabei beobachtet, wie er den Schrank sorglos verzaubert hatte und wusste deshalb, wie man ihn öffnete, ohne Alarm auszulösen.
Ein paar Minuten später hielt er ein Fläschchen mit der dunklen, goldenen Flüssigkeit in der Hand.
Er sah zurück auf den Schrank und wusste, dass es zu offensichtlich wäre, wenn nur das fehlen würde, also legte er das Fläschchen vorsichtig beiseite und zerstörte die kompletten Behälter. Schon viel besser. Sie würden glauben, es war nur Vandalismus und niemals herausfinden, wer es genommen hatte.
Seine Augen wanderten zu einem anderen Regalbrett. Das Gegenmittel. Das hätte er fast vergessen. Er nahm es, sah es eine Sekunde lang an und zerstörte es dann ebenfalls.
Jetzt war alles fertig.
+++++
Liebe Leser!
Leider nähern wir uns mit großen Schritten dem Ende. Noch ein Kapitel, dieses Mal wieder kürzer als dieses hier.
@Clariwanni: Ja, ist alles nicht so leicht bei den beiden...
@Emilia 1990: Ich hoffe, das war schnell genug!
Über neue Kommentare würde ich mich freuen!
LG
Nitsrek
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