von Gwendolyn D.
November 1981
Es regnete an diesem späten Nachmittag in Strömen und das kleine Dörfchen mit dem Namen Godric's Hollow schien geradezu ausgestorben zu sein. Kein Vogel pfiff, keine Katze stromerte umher. Die Straßen waren leer und erfüllt von dem trommelnden Geräusch des Regens.
Umso erstaunlicher war es, als mitten auf dem Gehweg ein Mann erschien, den alle in dem kleinen Dorf gekannt hätten. Allerdings wurde er nicht bemerkt, denn er wollte nicht bemerkt werden. Er war ein großer, schlanker Mann, in ein edles, graues Zauberergewandt gekleidet, so wie es sich für einen Zauberer seines Standes gehörte, mit der Kapuze tief im Gesicht. Als er sich in Bewegung setzte, hätte ein Beobachter mit Leichtigkeit festgestellt, dass dieser Mann kein junger Mensch sein konnte. Doch es gab keine Beobachter, denn er wollte allein sein.
Seine Schritte führten ihn die einzige Straße hinab, die dieses Dorf hatte. Durch den strömenden Regen, der seine Kleider in Minuten durchtränkt hätte, wenn er nicht mit einem Zauber vorgesorgt hätte. Als sich neben ihm ein schmiedeeiserner Zaun erhob, spürte er, wie sich seine Kehle zuschnürte und ein Stechen in seiner Brust einsetzte. Doch er ging eisern weiter, denn er wusste, dass er dieses Gefühl niemals vergessen und es an diesem Ort immer wieder spüren würde.
Nachdem er einige Meter dem Zaun gefolgt war, öffnete er das kleine Tor und ging hindurch, ohne es zu schließen. Er folgte dem schmalen Pfad und bahnte sich seinen Weg zwischen den unzähligen Steinen hindurch. Schon von weiten konnte er die Stelle erkennen. Je näher er kam, desto schlimmer schien ihm der stechende Schmerz in seiner Brust zu werden. Er bog nach links ab und ging weiter bis zum Ende. Hier war es. Hier lag die große Granitplatte: anthrazitfarben, sauber und moosfrei. Sie war noch zu jung, als dass sich hätte Moos ansetzten können.
Der Mann blieb davor stehen, scheinbar reglos. Er hatte die Augen geschlossen und versuchte zu fühlen, was er fühlte. Versuchte zu verstehen, was er noch immer nicht verstand, doch vor allem versuchte er sich einzugestehen, dass es sein Fehler gewesen war.
Tränen suchten sich ihren Weg aus seinen faltigen Augen, rannen seine Wangen hinab und mischten sich in seinem langen Bart mit den Regentropfen.
Wie konnte das alles nur geschehen? Wie konnte es sein, dass er nicht aus seinen Fehlern lernte? Nun war es zu spät. Sie war tot, genauso wie seine kleine Schwester Ariana.
Als er die Augen öffnete, blendete ihn der spiegelglatte Stein, als die wenigen Sonnenstrahlen, die sich hinter einer der Regenwolken hervorgekämpft hatte, auf ihn herabfielen. Erst als diese wieder verschwanden, konnte er die Inschrift erkennen.
Sie war in den Stein gemeißelt, eine große Rolle Pergament, die von beiden Seiten von heraldischen Greifen gehalten wurde. Auf dem steinernen Pergament standen in Gold die Worte:
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