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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Das Astrum

von Gwendolyn D.

Juli 1979

Es kostete sie alle Selbstbeherrschung, Ruhe zu bewahren, keine Angst zu zeigen, selbstbewusst zu erscheinen und vor allem ergeben zu sein.
„Was soll das heißen, ihr habt ihn nicht gefunden?“ Seine Stimme war so eisig, dass sich Gwendolyn die Nackenhaare aufstellten.
„Er ist nicht nach Hause zurückgekehrt, Mylord“, erklärte sie.
Voldemort gab einen Laut von sich, der an ein Zischen erinnerte und Gwen wagte es erstmals den Kopf ein wenig zu heben. Sie konnte seine Wut ganz deutlich spüren, fast deutlicher als ihre eigene Unsicherheit und die Magie, die von ihm ausging, begann erneut von ihr Besitz zu ergreifen. Wie jedes Mal in seiner Anwesenheit manifestierte sich in ihr der Wunsch nach mehr Wissen, nach mehr Stärke und nach mehr Macht.
Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte erneut den Blick. Er war der einzige, der es ihr ermöglichen konnte, doch dafür musste sie aufmerksam und beherrscht sein - zu jeder Zeit.
„Ich nehme an“, fuhr sie fort, „dass er in Hogwarts Zuflucht sucht und dass wir ihn dort nicht herausbekommen!“
Jähzorn flammte in ihm auf wie eine feurige Zunge. Für Sekunden schloss Gwen die Augen, auf alles gefasst, doch da war noch etwas anderes. Für einen kleinen Bruchteil konnte sie es in seiner Aura wahrnehmen, doch dann hatte der Dunkle Lord sich wieder unter Kontrolle und stand noch immer, den Rücken zu ihr gewandt, in seinen privaten Räumen.
Gwendolyn verdrängte die Aufregung, die sich wie ein Schwarm Bienen in ihrem Körper ausbreitete.
„Ich kann euch einen anderen Tränkemeister anbieten! Ein wahrer Könner seines Faches, wenngleich noch jung, er-“
„Wer ist es?“ Es war wirklich Neugierde in seiner Stimme und so viel Interesse, dass er sich zu seiner Todesserin umdrehte.
„Snape-“
„Snape?“, höhnte er und kam einige Schritte auf Gwendolyn zu. „Du glaubst, ein Jüngling könne Abraxas Malfoy ersetzen?“
„Zweifellos kann so schnell niemand einen Malfoy ersetzen, Mylord“, sagte sie bedacht darauf, nicht allzu zynisch zu klingen, „doch Snape ist talentiert, fleißig und, im Gegensatz zu Horace Slughorn, willig! Es braucht nur Euren Befehl und er wird unverzüglich mit der Arbeit beginnen!“
Gwen unterdrückte ein Schaudern und stellte nicht ohne Überraschung fest, dass Voldemort über ihren Vorschlag nachzudenken schien. Sie riskierte einen Blick in sein Antlitz und erstarrte.
Nur wenige Tage waren vergangen, seit sie den Auftrag erhalten hatte, doch in diesen wenigen Tagen schien er sich verändert zu haben. Es war kaum auszumachen, was genau in seinem Gesicht es sein mochte, und doch stach es so deutlich heraus, dass Gwendolyns fast schockiert war.
Sie musterte ihn, während er nachdachte, jedes Detail in seinem Gesicht. Die marmorweiße Haut spannte sich straff über die hohen Wangenknochen. Die Schatten, die sie warfen machten sein Gesicht schmal und markant und lenkten deutlich von den schmalen Lippen und der geraden Nase ab. Er sah aus wie immer und doch war da ganz deutlich eine Veränderung, die Gwendolyn nicht fassen konnte.
Seine grauen Augen fixierten sie plötzlich und sein Mund zuckte, als wolle er etwas sagen, doch ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Sein Blick sprang an ihr vorbei und Gwendolyn nahm augenblicklich wieder Haltung an.
„Komm rein!“
Die alte Tür gab keinen Laut von sich, als sie geöffnet wurde und Gwen wandte sich neugierig um und hielt den Atem an.
„Ihr habt nach mir verlangt, Herr?“ Es war die leise, zaghafte Stimme von Regulus.
Ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann hatte Voldemort erneut das Wort ergriffen.
„Hier lang!“ Er deutete zu einer Tür, die in ein weiteres Zimmer führte, das er für Besprechungen im kleinen Kreis nutzte und gab Gwendolyn ein Zeichen zu warten.
Ihre Augen folgten Regulus, der unsicher durch den Raum schritt und vor dem Dunklen Lord in das Zimmer trat. Dann trennte sie eine dicke, alte Eichentür.
Einen Moment stand Gwendolyn perplex da und starrte auf die unscheinbare Tür. Sie wagte kaum zu atmen, doch es drangen keine Stimmen zu ihr durch, vermutlich hatten sie sich durch den Muffliato, einen von Severus' brillanten Zaubern, geschützt. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Es war ein kleiner Vorraum, fensterlos, doch von einem wunderbar, altem Kachelofen beheizt, um den herum eine kleine Sitzgruppe stand. Zwei weitere Türen führten aus dem Raum hinaus. Die eine in Voldemorts privates Gemach, die andere in sein eigenes Laboratorium und dazwischen stand ein prunkvoller Sekretär aus dunklem Holz und mit silbernen Beschlägen. Dieser war über und über mit Unterlagen bedeckt, als wäre der Dunkle Lord noch kurz vor ihrer Ankunft mit seinen eigenen Studien beschäftigt gewesen.
Was studierte ein Zaubermeister seines Standes?
Gwendolyn warf einen berechnenden Blick zur Tür, hinter der Voldemort und Regulus soeben verschwunden waren. Wie lange würde ihre Besprechung dauern?
Ihr Herz pochte laut, denn Gwens Unterbewusstsein hatte schon vor ihrem Verstand entschieden. Bedacht ging sie einige Schritte auf den Sekretär zu, gerade so viele, dass sie zwischen all den Pergamentstapeln die Prägung des Buches erkennen konnte, das zwischen all den Papieren lag.
Ein unerwartetes Kribbeln ergriff von ihr Besitz und sie hielt den Atem an. Gwendolyn konnte die Prägung des Bandes nicht lesen. Es hatte keine mehr, doch sie erkannte den Einband sofort. Es war das Astrum. Kaum merklich drehte sie den Kopf Richtung Tür und lauschte, ohne das Buch aus den Augen zu lassen. Als sie weiterhin nichts hören, konnte ließ Gwendolyn alle Vorsicht fahren und trat an den Sekretär heran. Sie ignorierte die unzähligen Unterlagen und strich stattdessen, fast verliebt, über den uralten Einband bis zu jener Stelle, an der das ehemalige blutrote Leseband eingeklemmt war und stemmte das Astrum auf.
Es war fast das Ende des Buches, Seite tausendsechshundertdreiundfünfzig. Die alten Runen waren in einer fein säuberlichen Schrift aus verblassender, schwarzer Tinte geschrieben und selbst für Gwendolyn, die in Hogwarts das Fach ?Alte Runen' belegt hatte, schwer zu entziffern.
Doch sie wäre nicht Gwendolyn, wenn sie es nicht zumindest versucht hätte. Mit zusammengekniffenen Augen, die Nase fast am Pergament ging sie Buchstaben für Buchstaben der winzigen, teilweise transparenten Schrift durch, trotzdem konnte sie nur einzelne Fetzen entziffern:
… als das es zu erhalten gilt … der Preis gar lächerlich erscheint, angesichts des eig'nen Lebens... nicht zu unterschätzen, des Bannes Ausführung, die strikt belassen sein muss … auf folgenden Seiten, man beachte die Lautschrift, denn jeder Fehler führt zu fatalen … Auswirkungen nicht gänzlich belegt, zumal das Verhalten angesichts eines lebenden Körpers sich unterscheidend von … angesichts des Mordes, die zur Abspaltung benötig … die Auswahl des Gefäßen mit Bedacht, denn die Entscheidung ist bindend … nur durch Reue … wünschenswert, das Stück gut aufzubewahren …
Die Miniaturrunen verschwammen vor ihrem Auge und so erhob sich Gwendolyn und sah auf die Seite, dessen rhythmische Schrift von weiter weg betrachtet zwei liegende Kreise darzustellen schien. Sie legte den Kopf leicht schräg und trat einen Schritt zurück und tatsächlich, die Wörter schienen an manchen Stellen einen größeren Abstand zum nächsten Wort zu haben und bildeten damit deutlich zwei gleichgroße Kreise - eine liegende Acht.
Gwen blätterte ziellos einige Seiten nach vorne. Auf jeder Seite war dieses Symbol zu erkennen, doch sonst schmückte dieses Buch nichts. Kein Bild, kein Zierrat, nichts außer eng aneinander gereihte Runen, Seite um Seite. Dann stieß sie auf die Überschrift Horkrux und einer kleinen Definition darunter.
Bezeichnung eines Gefäßes, an den ein Teil einer Seele gebunden wurde und den Magus - eine Tür im Nebenraum schlug zu und Gwendolyn tat augenblicklich dasselbe mit dem Buch.

Er saß bequem in dem Fauteuil, während er zufrieden zusah, wie Regulus Black das Zimmer durch die Tür verließ, die ihn direkt auf den Flur der Etage brachte. Er hörte das Zuschnappen der Tür nicht, denn er war in Gedanken versunken. Diese Gedanken drehten sich nicht etwa um das Gespräch, in dem er gerade von Regulus die Dienste des Blackschen Hauselfen für sich beansprucht hatte, sondern um die junge Frau, die hinter der Tür rechts von ihm wartete.
Gwendolyn hatte noch keinen ihrer Aufträge nicht erfüllen können und doch, sie hatte ihm Slughorn nicht gebracht. Unter normalen Umständen würde er seinen Todesser dafür strafen, doch Gwendolyn war keine normale Todesserin. Sie war keiner dieser heuchlerischen Speichellecker, die sich Tag um Tag um seine Gunst bemühten. Sie hatte sich ihm nicht angeschlossen, um ihm dienen zu dürfen, dessen war er sich von Anfang an bewusst gewesen. Gwendolyn vertrat seine Ansichten nicht, auch wenn sie seine Befehle ausführte - zu seiner Zufriedenheit ausführte; sie tat dies nicht aus Überzeugung. Sie wollte Wissen, sie wollte Macht und sie war zweifellos talentiert genug, um in wenigen Jahren vielleicht ähnlich machtvoll zu sein wie ihr Vater. Nicht annähernd so machtvoll wie er selbst natürlich, doch sie konnte ein nützliches Instrument in seiner Hand werden, sofern es ihm früh genug gelang, sie unter Kontrolle zu haben.
Fast hätte sich ein Lächeln auf seinen Lippen abgezeichnet. Gwendolyn war wahrlich sein bestes Pferd im Stall, ein junges, sicher, das noch seine Freiheiten brauchte und bei dem man acht geben musste, dass es aus Übermut nicht mit einem durchging. Doch mit ein wenig Geduld und Arbeit würde er das unter Kontrolle bringen, mit ein wenig Geduld und Arbeit würde er sie noch Formen können, bis sie in den Bahnen lief, in denen er sie haben wollte und wenn es soweit war, dann würde er selbst Albus Dumbledore in der Hand haben, dessen war er sich sicher. Er hatte es gesehen. Er hatte es an jenem Abend, als die beiden aufeinander getroffen waren, gesehen. Dumbledore war nicht fähig gewesen ihr ernsthaft etwas anzutun. Das Entsetzen in seinen Augen hatte damals Bände gesprochen. Es war die Liebe. Das Allheilmittel Dumbledores wurde zu seiner größten Schwäche. Die Liebe würde ihn zu Fall bringen.
Vielleicht war Gwendolyn dies damals nicht bewusst gewesen. Sie hatte gezögert, als es zu dem Duell kam. Wahrscheinlich wäre sie nicht so weit gegangen, wenn sie einen Rückweg gehabt hätte. Allein um ihr dies zu verwehren, hatte er sie in jener Nacht mit dem Dunklen Mal gezeichnet.
Nun, Monate später, waren ihr Hass, ihre Enttäuschung, ihre Schmach noch immer vorhanden und wieder war es die Liebe schuld.
Ein höhnisches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, als er sich an ihre erste Begegnung erinnerte.
Es war an dem Abend gewesen, als er Dumbledore aufgesucht hatte, um ihn um die Stelle des Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrers zu bitten. Damals hatte er gehofft, zurück nach Hogwarts kehren zu können, zurück nach Hause, um sein unvollendetes Werk zu beenden. Doch Dumbledore hatte seine Pläne vereitelt.
Dieser alte Mann, der ihm schon immer nicht geheuer war, schien außerordentlich viel von ihm zu wissen und er verweigerte ihm die Stelle.
Er war damals sehr zornig gewesen und wutentbrannt hatte er das Büro des Schulleiters verlassen, war unachtsam die unzähligen Stufen der Wendeltreppe hinab geeilt und nachdem er den Wasserspeier hinter sich gebracht hatte, war er mit etwas zusammengestoßen: einer Schülerin.
Wütend stieß er sie von sich und einen Augenblick flackerte Angst ihn ihm auf, als er das metallische Scheppern auf den Boden hörte. Beinahe hätte er diesen wertvollen Gegenstand verloren, wegen eines einfältigen Kindes.
„Du dummes GÖR! Kannst du nicht …“, entfuhr es ihm, doch er verstummte, als sie ihn ansah.
Fast hätte er seinen Zauberstab gezogen, um ihr Respekt beizubringen, seine Hand hatte schon wie von allein den Weg zu seiner Tasche gefunden, doch die Anwesenheit des alten Mannes im Büro oberhalb war noch immer deutlich zu spüren und so besann er sich.
Er sah hinab zu ihr, in diese ozeanblauen Augen, die überrascht und verwirrt zu ihm aufblickten und einen kleinen Moment lang war er selbst überrascht gewesen, als er begriff, wer sie war.
Einen Augenblick lang hatte er mit dem Gedanken gespielt sie zu packen, sie einfach wider Willen mitzunehmen, denn dann hätte er vermutlich etwas gegen den alten Schulleiter in der Hand gehabt, doch Sekunden später war er froh darüber, nicht so gehandelt zu haben.
Ihre schönen Augen weiteten sich kaum merklich und als sie tief durchatmete, konnte er es ganz deutlich fühlen. Der Zorn, die Verbitterung und der Schmerz in ihr waren geradezu greifbar. Sie empfand Hass und sie war im dem Moment, indem sie zusammengestoßen waren, mindestens genauso zornig und aufgewühlt gewesen wie er selbst. Er brauchte sich nicht einmal anzustrengen. Die Gedanken flossen geradezu aus ihr heraus, als wäre dieses Mädchen ein Springbrunnen der Gefühle.
Sie hasste ihn, sie war enttäuscht von ihm und tief in ihrem Innern wollte sie sich davon befreien - von ihm befreien.
Voldemort lächelte in sich hinein. Es war selten gut, gedankenlos und fahrlässig zu handeln, doch dieses Mal war es besonders wichtig gewesen, die Worte bedacht zu wählen.
Er beugte sich hinab, um das Diadem der Ravenclaw aufzulesen, das ihm aus der Umhangtasche gefallen war und reichte ihr dann die Hand, um ihr aufzuhelfen.
„Verzeiht mir, Miss Dumbledore“, sagte er mit einer sanften und wohlklingenden Betonung.
Sie sah erschrocken aus, doch nach kurzem Zögern nahm sie seine Hand an und er hauchte ihr einen Kuss auf den Rücken, nachdem sie wieder stand. „Selbstverständlich ist es mir eine Ehre, da ich schon so viel über Sie gehört habe.“
Er ließ sie bei seinen Worten nicht aus den Augen und mit Genugtuung konnte er feststellen, dass sie genau die Wirkung hatten, die er erzielen wollte. Sie sah ihn verwundert an, ihr Atem ging kaum merklich schneller.
Sie zitterte leicht und ihre Wangen begannen zu glühen. Es war Aufregung. Er hatte die Gefühle von ihr richtig gedeutet. Dumbledores Tochter brannte geradezu danach sich zu beweisen, aus dem Schatten zu treten, den ihr glorreicher Vater über sie warf und den sie dafür hasste und verachtete.
Er ließ ihre Hand los und spürte, wie er unweigerlich lächeln musste. Er hatte gerade den Grundstein gelegt, den Grundstein für etwas Großes. Vielleicht wusste dieses einfältige Gör noch nicht, wer er war, aber sie würde es herausfinden und eines Tages würden sie sich wieder begegnen.
„Wenn Ihr mich nun entschuldigt.“ Sie nickte und sein Lächeln wurde zu Hohn, was sie jedoch nicht mehr sehen konnte.
Lord Voldemort brauchte keine Erlaubnis - von niemanden. Seine Finger glitten zu der Tasche, in die er eben das silberne Diadem gesteckt hatte, um sich ganz sicher zu sein, dass es noch da war und ging dann geradewegs in den siebten Stock.
Er erhob sich und Sekunden später hatte er die rechte Tür erreicht und war ohne Anzeichen hindurchgetreten.
Gwendolyn sah zu ihm auf, sie saß in einem der bequemen Sessel neben dem prächtigen Kachelofen. Er sah ihr in die Augen, in diese dunkelblauen Augen, die an die Farbe eines Ozeans erinnerten und die ihn aufmerksam musterten.
„Du kannst gehen. Richte Snape aus, er soll mich morgen Abend aufsuchen!“
„Danke!“ Sie hatte sich erhoben, ohne den Blick abzuwenden.
Es war etwas Ehrliches in diesem Lächeln und Fragen in ihren Augen. Fragen, die sich nicht zu stellen wagte, noch nicht.
Als Gwendolyn den Raum verlassen hatte, wandte sich Lord Voldemort wieder dem alten, schwarzmagischen Buch auf dem Sekretär zu. Er hatte noch einige Vorkehrungen zu treffen, bevor er den Hauselfen bekam.

Als Gwendolyn hinter sich die Tür schloss, verharrte sie einen Augenblick, um sich zu sammeln. In ihrem Kopf kreisten die Gedanken wie Geier um Aas und Gwen versuchte, sie zu ordnen.
Der Dunkle Lord hatte sie nicht bestraft, er hatte Severus eine Chance gegeben … Was hatte Regulus mit ihm zu besprechen gehabt und was waren Horkruxe? Sie entschied sich dafür, zunächst der ersten Frage auf den Grund zu gehen, folgte dem langen schmalen Flur bis zur Treppe, die sie in die zweite Etage brachte und eilte diese hinunter. Sie wollte gerade die ersten Stufen der nächsten Ebene nehmen, als sie ihren Namen hörte. Gwen hielt kurz inne und sah den langen düsteren Korridor entlang. Lucius kam gerade aus dem Salon.
„Nicht jetzt, Lucius!“ Sie wandte sich ab und lief weiter.
„Ich will mit dir reden, Gwen!“
Sie ignorierte ihn und ging weiter. Gwendolyn hatte nun Wichtigeres zu tun, als mit ihm über ihre, von ihr beendeten Affäre zu sinnieren. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig. Sie war niemanden eine Rechenschaft schuldig! Lucius rief ihr nach.
Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie sein blonder Schopf über das Geländer hing, als er zu ihr hinabsah. Er fluchte leise und Gwendolyn konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der gute, wohlerzogene Malfoysohn konnte also fluchen.
Sie durchquerte die Eingangshalle mit schnellen Schritten und das Klappern ihrer Absatzschuhe hallte durch die Stille. Nur noch wenige Schritte trennten sie von dem großen Portal, als sie zurückgerissen wurde.
Gwendolyn war überrascht über den festen Griff und die Grobheit, doch sie reagierte so flink, als hätte sie mit dieser Situation gerechnet.
Lucius erstarrte. Sein Griff um ihr Handgelenk wurde lockerer und in seinen Augen spiegelte sich überraschtes Entsetzen, als sich Gwendolyns Zauberstab unter sein Kinn bohrte. Er ließ sie los.
„Tu das nie wieder!“, zischte sie, erfüllt von brodelndem Zorn und Abneigung.
So konnte er mit Narzissa umgehen, aber nicht mit ihr. So würde niemand mit ihr umgehen!
Gwendolyn ließ den Zauberstab sinken, doch die Drohung in ihren Augen blieb klar und deutlich wie eine Klinge. Lucius rührte sich nicht, sondern erwiderte ihren Blick nur starr und regungslos, doch was hatte sie erwartet? Er war schon immer ein Feigling gewesen.
Mit wehendem Umhang und klopfendem Herzen drehte sie sich um, doch Lucius hatte sich gefasst, bevor sie die Tür erreicht hatte.
„Warum, Gwendolyn?“
Sie beachtete ihn nicht.
„Ich … ich hatte gedacht“, sagte er und seine Stimme verlor sich in der hohen Eingangshalle und war nur noch ein Flüstern. „wir … es ist Liebe.“
Gwendolyn erstarrte in ihrer Bewegung, ihre Hand ruhte einige Sekunden auf den kalten Messingknauf der Tür, bevor sie sich umwandte.
Die Kiefer vor Wut fest aufeinander gepresst, ging sie einige Schritte auf Lucius zu, damit sie nicht zu laut sprechen musste.
„Liebe!?! Du hast mir vor vielen Jahren all die Achtung, all die Bewunderung genommen, die ich für dich empfand, Lucius. Mit deiner Feigheit hast du alles kaputt gemacht!“ Sie hatte weder die Enttäuschung noch die Kränkung von damals vergessen.
Gwendolyn bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. Natürlich fand sie ihn nach wie vor anziehend: er sah gut aus, er war charmant, doch während der ganzen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte sie auch festgestellt, dass er nie wieder der Mann sein würde, der er einst für sie gewesen war. Und zufrieden hatte sie bemerkt, dass ihr diese Erkenntnis auch nichts mehr ausmachte.
„Das alles hatte nie etwas mit Liebe zu tun!“, schloss sie.
Dann drehte sie sich um, rauschte aus der Tür und ließ den entsetzten Lucius alleine in der leeren Eingangshalle zurück.

Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Gwendolyn saß auf einer halb verrotteten Parkbank unter zwei uralten Linden, deren Blätter leise im Wind raschelten. Sie hatte den Umhang ein wenig enger um ihren Körper gezogen, denn die Sonne war schon hinter den hohen Häusern dieser Gegend verschwunden und tauchte den Himmel des Viertels in ein Blutrot. Bewegungslos starrte Gwendolyn vor sich in die düstere Häuserfront, die schon fast einige Jahrhunderte alt sein musste. Ihr Blick hatte sich an das Haus direkt vor ihr festgebissen. Ein Haus, von dem sie wusste, dass es von den Muggeln nicht gesehen werden konnte. Das erklärte womöglich den guten Zustand des neogotischen Gebäudes, dessen Fassade im Gegensatz zu den Nachbargebäuden gut erhalten und original war. Die beiden kleinen Erker, die Spitzbogenfenster und die unzähligen Ornamente waren so gut bewahrt, dass es den Anschein hatte, als wären sie durch Magie imprägniert worden. Doch vielleicht waren sie das auch.
Gwendolyn Dumbledore saß auf dem Grimmauldplatz und starrte vor sich auf das Haus Nummer zwölf, das Haus der Blacks.
Es war reine Ironie, dass ausgerechnet das Haus einer uralten Reinblutfamilie in einem Viertel stand, in dem es von Muggeln nur so wimmelte.
Gwen fröstelte und so zog sie sich ihren Umhang noch ein wenig enger um die Schultern, als ihre Aufmerksamkeit auf die Haustür des Gebäudes gelenkt wurde, hinter der sie ein Licht erkennen konnte.
Wenige Sekunden später war es erloschen und dann - endlich - öffnete sich die Tür und eine Person trat heraus. Gwendolyn hatte sich aufgerichtet, um genau zu beobachten, wie sie die Treppe hinunter ging und dann die Straße hinauflief.
Es gab keinen Zweifel, dass es sich um Regulus handelte. Geschmeidig wie eine Katze war Gwen aufgesprungen und folgte ihm parallel durch die kleine Parkanlage, bis er schließlich an einer Ampel anhielt und sie unbemerkt an seine Seite apparieren konnte.
Regulus zuckte panisch zusammen und taumelte einige Schritte zurück, während er nach seinem Zauberstab suchte, sodass Gwen ihn mit einem gezielten Griff auf den Bordstein zurückzog. Wie hatte es dieser Junge nur geschafft zu überleben seit sie nicht mehr täglich über ihn wachte?
„Lass gut sein, Reg!“, sie knuffte ihn freundschaftlich und lachte dabei, „ich hätte dich schon lange erledigt, wenn das meine Absicht gewesen wäre.“
„Gwendolyn!“, keuchte er außer Atem, jedoch erleichtert und sah sich nervös um.
„Deine neue Gesellschaft scheint dir nicht gut zu bekommen, hm?“ Sie musterte ihn besorgt und folgte ihm über die Straße.
„Ich bin der Nächste, Gwen, ich weiß es!“ Er warf einen Blick über die Schulter.
Gwendolyn wusste, was er meinte. Vor wenigen Monaten hatte man Orion Black tot in einer Seitengasse nicht fern vom Grimmauldplatz gefunden. Es war ein sauberer Mord durch den Todesfluch gewesen und man hatte weder einen Hinweis, noch einen Zeugen zu dieser Tat finden können.
Sirius hatte die Nachricht kalt gelassen, seinen Bruder hingegen nicht.
„Regulus, glaubst du, nach all den Monaten würde der Mörder noch auf dich zurückkommen? Nein, er hatte was gegen deinen Vater. Das hatte nichts mit dir zu tun.“
Sein Atem ging schnell, während er zielstrebig die Straße hinabging, doch Gwendolyns Anwesenheit schien ihm ein wenig Sicherheit zu geben. Er seufzte tief.
„Ich war die ganze Zeit unerreichbar in Hogwarts .. Ich … ich hätte dort bleiben sollen.“ Erneut sah er sich um.
„Warum bist du es nicht einfach?“
Sie kamen an einigen Pubs vorbei, die allerdings wenig besucht waren. Es war noch zu früh am Abend.
„Weil …“, er stockte erneut, „weil … weil er es verlangte.“
„Der Dunkle Lord?“
Er wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn und sah Gwen gequält an, dann nickte er.
„Was wollte er von dir, Reg?“, hakte Gwen nach.
Sie war wirklich besorgt. Er machte den Eindruck eines gehetzten Fuchses bei der Treibjagd und Gwendolyn war sich sicher, dass nicht der Tod seines Vaters allein an seinem Verhalten schuld war.
„Ich … ich kann es dir nicht sagen. Ich darf es … keinem sagen“, flüsterte er.
„Schon in Ordnung“, sie legte tröstend einen Arm um ihn und ignorierte seinen unsicheren Blick, „wo gehen wir eigentlich hin?“
„W-w-w-wir?“
„Klar, ein Stück begleite ich dich noch. Sonst hab ich ja vergeblich einen halben Tag lang auf dieser alten, harten Bank gesessen.“ Sie lachte, doch ihr Freund schien dies vor langer Zeit verlernt zu haben.
„Ich … treffe mich mit Bartemius. Wir haben uns für heute Abend verabredet.“
„Schön, du brauchst dringend ein Mädchen, Regulus“, sie ließ ihn los, damit er keine falschen Schlüsse zog und fuhr dann fort, „damit du mal etwas ruhiger wirst und wieder lachen kannst. Wann hast du das letzte Mal richtig gelacht, hm?“
Er blieb stumm, das Gesicht gen Boden gerichtet und zuckte nur mit den Achseln.
Gwendolyn seufzte tief. Sie spürte genau, dass ihn etwas bedrückte, dass er etwas mit sich herumschleppte, doch sie konnte ihn auch nicht zwingen, sich ihr anzuvertrauen. Das Einzige, was in ihrer Macht stand, war noch einmal zu wiederholen, dass er auf ihre Hilfe zählen konnte.
Einige Blocks waren sie gegangen, ohne dass sie weiter gesprochen hatten, doch irgendwann blieb Regulus stehen. Sie waren an dem vereinbarten Treffpunkt angelangt.
Er sah in die Ferne, die Sonne war bereits untergegangen und sie standen im Schatten zwischen den Lichtkegeln zweier Laternen.
„Hör zu, Reg!“ Sie nahm sich vor, es ihm noch einmal klar und deutlich zu sagen. „Was auch immer der Dunkle Lord gesagt hat, du kannst mir vertrauen! Du kannst dir sicher sein, dass ich niemandem davon erzählen werde, wenn er dir verboten hat darüber zu sprechen. Aber ich kann dir nur helfen, wenn du mir sagst, was los ist.“
Ihre Blicke begegneten sich. Die grauen Augen, die sie jedes Mal an die seines Bruders erinnerten, musterten sie kurz. Dann wandte er sich ab, doch Gwendolyn war weder die Angst noch die Sorge darin verborgen geblieben.
„Danke, Gwen“, sagte er kaum hörbar, „vielleicht werde ich darauf irgendwann einmal zurückkommen müssen.“
„Jederzeit!“, flüsterte Gwendolyn und folgte seinem Blick die Straße hinauf.
Dort hinten in dem Licht der Straßenlaternen konnte sie deutlich den aschblonden Schopf von Bartemius Crouch Junior erkennen, der zielstrebig auf sie zukam.
„Du weißt, wie du mich erreichen kannst!“ Sie nickte zu seinem Arm.
Er löste den Blick von seinem besten Freund, um Gwendolyn noch einmal in die Augen zu sehen und ihr ein dankbares Lächeln zu schenken, doch diese war bereits mit einem leisen ‚Plop' verschwunden.


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