Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Little Hangelton

von Gwendolyn D.

Oktober 1979

Erschöpft ließ Gwendolyn sich auf das Sofa fallen und schloss die Augen, doch noch immer drehte sich alles um sie herum. Sie presste die Hände vors Gesicht, in der Hoffnung es würde aufhören, doch nun spürte sie nur umso deutlicher, wie sehr sie zitterte.
Sie ignorierte die Geräusche um sich herum und konzentrierte sich stattdessen auf sich selbst. Sie wusste, dass es gleich aufhören würde. Sie wusste, dass die Übelkeit und das Schwindelgefühl nachlassen würden. Sie kannte die Symptome bereits zur Genüge, so fühlte sich es immer an, wenn sie sich verausgabte. So forderte ihr Körper seinen Tribut. Forderte sie auf, zu ruhen und sich zu entspannen. Es war eine Schwäche. Eine Schwäche, die sie unter Kontrolle bringen musste.
Sie hörte nicht die Schritte, die sich ihr näherten und wurde erst aufmerksam, als ein lautes Klirren folgte. Widerwillig schob sie die Hände auseinander und öffnete die Augen.
Sirius war eingetreten. In den Händen hielt er ein kleines Tablett, das er nun direkt vor Gwendolyn auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Sein Blick war ernst, doch er zwang sich zu einem Lachen, als er ihr das Tablett mit den zwei Scheiben Toast und einer großen Tasse Tee zuschob.
„Du solltest eine Kleinigkeit essen!“ Seine Stimme war sanft und besorgt und nahm Gwendolyns ungesagtem Protest den Wind aus den Segeln.
Sie unterdrückte ein Seufzen und zwang sich stattdessen ebenfalls zu einem Lächeln. Er meinte es gut mit ihr, dessen war sie sich bewusst, und das war auch der einzige Grund, warum sie sich dazu durchrang, drei Bissen zu sich zunehmen.
Sirius hatte sich in der Zwischenzeit zu ihr auf das Sofa gesetzt, sich zurückgelehnt und die Arme rechts und links auf die Lehne gelegt und sah seiner Freundin kritisch dabei zu, wie sie - seiner Meinung nach - wieder viel zu wenig aß, einige Schlucke vom Tee nahm und sich dann ebenfalls zurück in das Sofa fallen ließ.
Er beobachtete besorgt, wie sie die müden Augen schloss. Er wusste nicht, wie lange sie wieder auf gewesen war, noch was sie all die Stunden getrieben hatte. Doch er beobachtete ihr Tun seit Wochen kritisch und mit einem unguten Gefühl. Sirius hatte all die Ratschläge seines besten Freundes missachtet. Er war der einzige Mensch, dem er in diesen Zeiten noch vertraute, doch in dieser einen Sache konnte er James einfach nicht zustimmen. Er konnte Gwendolyn nicht verlassen. Er konnte sie einfach nicht im Stich lassen, jetzt, da sie ihn am meisten brauchte, auch wenn sie es nie zugeben würde.
Nach jedem Tag der verstrich, wurde seine Entscheidung bestätigt. An jedem verfluchten Tag, an dem sie zurückkehrte - ausgelaugt und völlig entkräftet -, war er sich sicher, dass er das Richtige tat.
Ihr Kopf sank langsam auf seine Brust und er schloss sie automatisch in die Arme. Ihr ruhiger, gleichmäßiger Atem verriet, dass sie eingeschlafen war und Sirius seufzte gequält.
Das waren die wenigen, besinnlichen Momente, nach denen er sich so sehr sehnte. Jene Augenblicke, die ihn immer wieder an ihre harmonische Zeit in Hogwarts erinnerten. Eine Zeit, in der er glaubt hatte, dass das Glück für ihn greifbar gewesen war, so idyllisch und vielversprechend war ihre Zukunft gewesen. So unbeschwert und zwanglos waren sie beide noch vor wenigen Jahren gewesen. Es war eine schöne Zeit und es tat gut, sich diese in Erinnerung zu rufen. Jetzt, da nur Gefahren, Komplikationen und Dunkelheit vor ihnen lagen.
Doch irgendwann würde auch auf diese Dunkelheit wieder Licht folgen, so wie es in der Geschichte schon mehrmals gewesen war. Irgendwann würden auch sie wieder glücklich sein können, und bis dahin musste er sich erinnern: an die schönen vergangenen Jahre, an das, was er gefühlt und was er sich einst geschworen hatte. Es war wahrlich eine schöne Zeit gewesen - wie sehr er sie vermisste ...


Little Hangleton war in dieser Nacht von einer dicken, weißen Schneedecke bedeckt. Der Himmel war sternenklar und kündigte damit eine eisig kalte Nacht an. Es war ruhig in dem Dorf. Die Lichter in den Häusern waren schon alle erloschen, und die einzige Lichtquelle war der große, runde Vollmond.
Im Schatten eines blattlosen Baumes erschien eine Gestalt, so jäh und lautlos, als wäre sie direkt aus dem Boden gewachsen. Sie verharrte und ein Beobachter hätte sie in ihrem dunklen Gewand kaum von den Schatten der Nacht unterscheiden können.
Gwendolyn hatte die Augen geschlossen und sog die eiskalte Nachtluft ein, die so klar und messerscharf wie eine Klinge war. Die Stille um sie herum schien auf ihre Trommelfelle zu drücken und betonte die trostlose Gegend in der nichts, absolut nichts Magisches auszumachen war.
Enttäuscht schlug die junge Hexe die Augen auf und sah sich in der kargen Winterlandschaft des Dorfes um. Die Häuser und Straßen lagen unter einer dicken, pulverartigen Schneedecke, die noch völlig jungfräulich und unberührt war. Das lag womöglich daran, dass keiner der hier lebenden Muggel ein Interesse daran hegte, bei dieser späten Stunde die wohlige Wärme seines Hauses zu verlassen.
Gwendolyn zog sich bei diesem Gedanken den Umhang enger an den Körper. Ihr Blick glitt über ihre Schulter, hinter der sich die fein gepuderte Landschaft mit ihren sanften Hügeln von dem dunkelblauen Nachthimmel abhob. Geduldig wartete sie, denn Gwendolyn hatte gelernt, dass sich Geduld auszahlte und bisher war sie noch nicht enttäuscht worden. Nicht, wenn der Dunkle Lord sie aufgefordert hatte, ihn zu begleiten.
Sie zügelte die aufkeimende Aufregung, während sie dastand und wartete. Doch die Minuten verstrichen nur langsam und ohne dass etwas geschehen war. In einem Dorf, das nicht unscheinbarer hätte sein können, und Gwendolyn begann sich zu fragen, was es hier, in diesem kleinen Dorf geben konnte, was Voldemort begehrte.
Auf den ersten Blick konnte sie es sich nicht erklären und auch der Blick in die tieferen Schichten der Magie hatte ihr keinerlei Auskunft gegeben, außer der Tatsache, dass es an diesem Ort offensichtlich nichts gab. Nichts außer Muggel natürlich.
Als hätten ihre Gedanken ihn heraufbeschworen, erschien Voldemort neben ihr. Lautlos und ohne ein Vorzeichen, das ihn verraten hätte.

Gwendolyn zuckte nicht zusammen, zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er plötzlich neben ihr erschienen war. Sie nickte ihm nur knapp, kaum merklich zu - keine Verbeugung, keine Demut. Er spürte den Groll in sich aufsteigen und unterdrückte ihn augenblicklich.
Heute Abend brauchte er sie. Er musste sich einfach ganz sicher sein, dass er gut genug verborgen war. Die Örtlichkeit allein war nicht sicher, sie war nicht - wie die erste - schon durch pure Naturgewalten geschützt. Das Risiko, dass Vagabunden oder Gesetzlose an diesem Ort Zuflucht suchten und ihn dann zufällig fanden, war viel zu groß. Aus diesem Grund, hatte er all die Zauber und Banne verwendet um ihn zu verbergen und nun, heute Nacht, wollte er wissen, ob seine Vorkehrungen genügten.
Er bedeutete ihr ihm zu folgen und Gwendolyn gehorchte ohne zu zögern, folgte ihm willentlich und entfacht erneut den Groll in ihm, der wie ein Brodeln tief in seinem Innern aufkochte.

Sie hinterließen keine Spuren in dem knöchelhohen Schnee, während sie das kleine Dorf hinter sich ließen und einem steinigen Feldweg mit unzähligen Schlaglöchern den Hügel hinauf folgten. Einige Minuten gingen sie wortlos nebeneinander her und als Gwendolyn einen Blick über ihre Schulter riskierte, sah sie, dass das kleine Dorf hinter ihnen bereits tief in der Senke lag.
Sie gingen noch eine Weile weiter und kamen dann erst vor einer kleinen, schäbigen Hütte zum Stehen. Gwendolyn wäre dieses heruntergekommene Gebäude wohl nie aufgefallen, denn es war gut verborgen von den tief hängenden Zweigen der Bäume und dem dichten Brombeergestrüpp. Der Putz war fast gänzlich von dem maroden Mauerwerk gebröckelt und das Dach machte nicht den Eindruck, als würde es der Schneelast noch lange standhalten. Die Scheiben der kleinen, gammeligen Fenster waren so verdreckt, dass sie jegliches Einsehen unmöglich machten.
Gwen folgte Voldemort etwas verwundert den schmalen Weg zur Haustür entlang und beobachtete aufmerksam, wie er den Zauber ausführte, damit das Gestrüpp ihrem Weg wich. Er stoppte nicht an der Tür, sondern stieß sie unbeachtet auf und trat ein, doch was hatte Gwendolyn erwartet? Dass in dieser Ruine jemand lebte?
Sie musste über den Gedanken ein wenig schmunzeln, als sie vorsichtig über die Türschwelle trat, während sich der Raum nach einem Schnipsen von Voldemorts Zauberstab erhellte. Stirnrunzelnd sah Gwen sich um, nachdem sie ihrem Begleiter einen fragenden Blick zugeworfen hatte, den dieser jedoch ignorierte.
Sie befanden sich hier in einer Art Wohnküche. Es war ein kleiner, schmuddeliger Raum, der scheinbar seit vielen Jahren nicht mehr bewohnt war. Die dicke Staubschicht auf den wenigen abgewetzten Möbeln, erinnerten sie sehr an die Heulende Hütte. Lange, dichte Spinnennetze hingen von der Decke herab und unter all dem Dreck und Staub konnte man kaum die rostigen Töpfe am Boden erkennen. Vorsichtig schritt Gwendolyn durch den Raum und versuchte zu verstehen, was sie hier an diesem widerlichen Ort suchten. Sie versuchte ein Indiz für Voldemorts Kommen zu erkennen, doch es war ihr unbegreiflich.
„Mylord?“
Ihre Blicke begegneten sich und Gwendolyn hielt einige Sekunden den Atem an, als er sie fixierte. Sein Blick war berechnend und eisig. Ihr war sein Furor schon vor einigen Wochen aufgefallen. Es hatte sie zur Vorsicht ermahnt und doch war ihr Wissensdurst, ihr unstillbarer Wille nach mehr, noch immer zu stark ausgeprägt, als dass sie Konsequenzen zog.
Ihr Herz schlug unvermittelt schneller. Jedes Risiko, dass sie eingegangen war, wenn sie ihn begleitet hatte, war es bisher Wert gewesen. Sie hatte Dinge gesehen und erfahren, die vielen anderen für immer verschlossen bleiben würden, und Gwendolyn hatte ihren Nutzen aus diesen Erfahrungen ziehen können.
Es war schwierig und es war anstrengend, doch es war immer die Mühen wert gewesen, trotz der Zweifel, die sie manches Mal heimsuchten.
Als Voldemort den Blickkontakt brach, um sich in dem Raum umzusehen, fiel auch die Anspannung von Gwendolyn. Doch dieser Moment sollte nur kurz andauern.
„Was fällt dir auf?“ Seine Stimme war ausdruckslos und Gwen zog abschätzend eine Braue nach oben.
Sie zögerte, doch Voldemort hatte ihr den Rücken gekehrt und wartete gespannt ihre Antwort ab. Sekundenlang starrte sie auf den schwarzen Umhang, der ihm wallend von den Schultern fiel. Doch dann sah sie sich um und wandte ihre Aufmerksamkeit der Räumlichkeit zu.
Beinahe königlich durchschritt sie das winzige Zimmer, ohne auch nur ein einziges Anzeichen wahrzunehmen. Verwundert zog sie die Brauen zusammen und warf einen unsicheren Blick auf Voldemort, bevor sie ihren Zauberstab zog.
Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, ein Gefühl von Macht und sie genoss die Wärme, die von dem Lärchenholzstab ausging, und in ihre Hand, in ihr Fleisch und in ihr Blut strömte.
Sie seufzte und schloss die Augen um das Gelernte anzuwenden, doch noch immer gab es nichts in diesem Raum und doch war sie sich sicher, dass im Verborgenen etwas war, denn sonst hätte Voldemort sie nicht aufgefordert. Enttäuscht schlug sie die Augen auf und betrat die Mitte des Raumes, hob die Hände auf Brusthöhe und drehte die Handflächen nach oben.
Gwendolyn brauchte einige Sekunden um ihren Geist zu leeren und sich die Zauber ins Gedächtnis zu rufen, die sie sich aus einem der unzähligen Bücher aus der Bibliothek, hinter dem Laboratorium, angeeignet hatte. Doch nach diesen Sekunden schloss sie erneut die Augen und flüsterte kaum hörbar, die Zaubersprüche vor sich hin.
Nach den ersten drei geschah nichts, doch schon nach dem vierten Zauber hatte sie Glück. In der Dunkelheit, vor ihrem inneren Auge, bildete sich ein kleines, golden pulsierendes Licht von dem eine fast nicht wahrnehmbare Wärme ausging: Magie. Magie war in dieser unscheinbaren Hütte verborgen, so wie Gwendolyn es vermutet hatte.
Ihr Herz machte einen Hüpfer, doch das Licht war zu schwach. Sie konnte es nicht fassen, konnte es nicht orten und als Gwen die Augen erneut öffnete, war es mit allen Anzeichen verschwunden.
Misstrauisch schritt sie noch einmal durch das Zimmer und nahm nur am Rande ihres Bewusstseins wahr, dass Voldemort sich inzwischen zu ihr umgewandt hatte und sie kritisch beobachtete.
Sie ging bis zu der Stelle, an der zwei Türen in weitere Räume der kleinen Hütte führten, stellte sich zwischen sie und versuchte weitere Zauber. Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, schien sie den passenden gefunden zu haben.
Goldene Fäden drangen in ihren Geist. Unzählige feine, dünne Goldfäden, nicht dicker als ein Spinnfaden, schwebten schwerelos vor ihrem inneren Auge und schienen alle denselben Ausgangspunkt zu haben. Verblüfft öffnete Gwendolyn die Augen und spürte nun ganz deutlich die Anwesenheit. Es war wie ein Ziehen, als hätten sich die Fäden um ihren Körper gewoben um sie mit sanftem Druck zu sich zu ziehen. Gwendolyns Herz klopfte nun so laut und wild, dass sie selbst nichts anderes wahrnahm. Die Magie des Zaubers pulsierte noch immer in ihren Adern und sie gab nur zu gerne dem Zug nach, den der Zauber auf sie ausübte.
Lord Voldemort hatte sie bereits ganz vergessen …

Gespannt stand er an einem der Fenster und starrte in die verschmierte Scheibe ohne hindurchzusehen. Er hatte Gwendolyn den Rücken zugewandt und doch entging ihm keine ihrer Bewegungen, keiner ihrer Atemzüge.
Einen Moment lang schien sie überfordert zu sein, auch wenn sich dieses Gefühl ihrer Aura nicht entnehmen ließ. Sie war beherrscht und bedacht, und stets bemüht ihren Geist verschlossen zu halten.
Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und verschwand augenblicklich, als Gwendolyn sich hinter ihm rührte, als sie das erste Mal den Raum erkundete.
Doch nichts geschah und er schien beinahe enttäuscht zu sein von ihr, hatte er doch zumindest ein bisschen mehr Aufwand erwartet. Aber dann verstummten die Schritte ihrer Schuhe auf dem Holzdielen und es war wieder ruhig. Einige Sekunden nur, dann hörte er sie die Zauber flüstern.
Völlig verdutzt wandte er sich zu ihr um und sah ihr dabei zu, wie sie einen Zauber nach dem anderen versuchte, ohne ihn auch nur im Geringsten zu beachten. Zauber, die nicht in Hogwarts gelehrt wurden, und einige, die wahrscheinlich bereits fast vergessen worden waren. Zauber, deren alleinige Aussprache viel Übung und Konzentration benötigte und die falsch angewandt verheerende Folgen haben konnten.
Ein Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht. Sie schlug die Augen auf, änderte ihre Position und wiederholte die Prozedur, als wäre es selbstverständlich.
Voldemort hatte sich nicht ein einziges Mal von der Stelle gerührt, sondern starrte ungläubig auf die junge Frau vor ihm und da wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass Gwendolyn jeden Tag, den sie ihn begleitet hatte, analysiert haben musste, dass sie jede Situation auseinander gepflückt und durchgegangen war. Dass sie offenbar die gesehenen Zauber recherchiert und nachgeschlagen hatte, um sich diese schließlich selbst anzueignen. Er war so überrascht über die Erkenntnis, dass ihm entgangen war, dass Gwendolyn das Versteck anscheinend offenbart hatte.
Ohne zu zögern durchquerte sie mit wenigen Schritten den Raum und blieb schließlich vor einem alten Kochherd stehen. Mit einem Schnipsen ihres Zauberstabes flog das rostige Ofenrohr zu Boden und legte ein kreisrundes, rußiges Loch frei. Bevor Gwendolyn hineingriff, vollzog sie einen Aufhebungszauber um Banne und Flüche auf dem Versteck zu lösen und zog dann ein kleines, unscheinbares Samtsäckchen aus dem Loch.
Voldemort stand wie vor den Kopf gestoßen da, vollkommen fassungslos, und sah Gwendolyn dabei zu, wie sie eine schwarze Schatulle aus dem Säckchen nahm und aufklappte.

Sein brodelnder Zorn schäumte so plötzlich auf, dass Gwendolyns triumphierendes Hochgefühl völlig überschwemmt wurde. Sie wich reflexartig zurück, als Voldemort sie in Sekundenbruchteilen erreicht hatte und ihr die Schatulle aus den Händen riss.
„Nicht berühren!“, zischte er wütend, doch Gwendolyn schaute ihn nur durchdringend und aus fragenden Augen an und beobachtete, wie er den Ring ganz genau begutachtete.
Fast hatte es den Anschein, als fürchte er, dass sie ihn kaputt gemacht haben könnte. Ihr Herz klopfte noch immer wild von der heftigen Reaktion, die von ihm ausgegangen war. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass sie das Versteck entdecken würde. Gwendolyn runzelte verwundert die Stirn. Sie hatte einen Ring gefunden. Einen goldenen Ring mit schwarzem Stein. Was, bei Merlin, konnte Voldemort so wichtig an einem Schmuckstück sein, dass er es an sich riss, als handle es sich dabei um seine Seele?
Er sah zu ihr herab. Wieder dieser berechnende Blick. Doch Gwendolyn hielt ihm Stand. Sie wartete einen Moment auf ein Wort der Erklärung, doch nichts dergleichen geschah. Voldemort klappte die Schatulle vorsichtig zu und ließ sie in der Innentasche seines Umhangs verschwinden, ohne Gwendolyn aus den Augen zu lassen.

Er presste seine Kiefer so fest aufeinander, dass es schmerzte, und ließ die Schatulle mit dem Horkrux zuschnappen, um sie sicher in seinem Umhang zu verstauen.
Die Gedanken in ihm überschlugen sich. War es so einfach gewesen, das Versteck zu orten, oder hatte er Gwendolyn zu viele Waffen in die Hand gegeben?
Er musterte sie kritisch und plötzlich kamen ihm Zweifel. Binnen Sekunden war er die Situationen durchgegangen, in denen Gwendolyn ihn begleitet hatte. überlegte, ob sie dadurch an Informationen gekommen war, die er übersehen hatte. Ob sie etwas wusste, was ihm gefährlich werden konnte. Doch eigentlich war er immer bedacht gewesen.
Er wandte sich von ihr ab und ermahnte sich gleichzeitig vorsichtiger zu sein. Offensichtlich hatte er Gwendolyn unterschätzt und das durfte nicht noch einmal passieren. Es war besser, wenn er ihr in Zukunft einen Riegel vorschob.
Einen Moment lang überlegte er. Er hatte heute Abend noch etwas anderes vorgehabt, doch er war sich nicht mehr sicher, ob er Gwendolyn an diesen Ort mitnehmen sollte. Doch andererseits wollte er sich nur vergewissern, wo es war. Es war keine wichtige Information. Sie würde keinen Nutzen daraus ziehen können.
Noch einmal sah er sich in der kleinen, schäbigen Hütte um, die einst das Heim seiner Mutter und seines Großvaters gewesen war. Er würde noch einmal hier herkommen müssen und dieses Mal musste er den Horkrux mit größter Sorgfalt verstecken.
Er hielt Gwendolyn den Arm hin, ohne sie anzusehen, und als sie ihn ergriffen hatte, disapparierten sie.
Vorsichtig ging er einige Schritte nach vorne und erstarrte. Er sah zum Anwesen auf dem Hügel, am Ende des Dorfes. Brannte dort tatsächlich ein Licht oder täuschten ihn seine Augen? Konnte es möglich sein, dass dort wieder jemand lebte? Hatte einer vielleicht sogar überlebt?
Gwendolyns Blick fiel nach oben in den nachtschwarzen Himmel von dem nun dicke, weiße Schneeflocken fielen. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Sie seufzte und riss Voldemort damit aus seinen Gedanken, der seine Aufmerksamkeit daraufhin wieder seinem Vorhaben widmete. Sein Blick war ernst und starr auf die gegenüberliegenden Straßenseite geheftet, hinter der ein Friedhof lag.
Ohne ein Wort an sie ging er zielstrebig los. Der Schnee knirschte unter seinen Schuhen und Gwendolyn folgte ihm augenblicklich. Sie wollte es nicht riskieren ihn wieder zu reizen, der Schrecken von eben saß ihr noch in den Knochen.
Das kleine, schmiedeeiserne Tor öffnete sich, noch bevor er es berühren konnte. Ohne Rücksicht auf seine Begleiterin ging er weiter; jetzt da er so nahe war, wollte er nicht mehr warten. Er bog in einen Weg ein. Rechts und links von ihm ragten große, schneebedeckte Steine aus dem Boden. Ohne zu wissen, wo er suchen sollte, ging er weiter. Er ignorierte das euphorische Gefühl in seiner Brust, das sich langsam breit machte - noch hatte er es nicht gefunden. Es war still um ihn, so tief war er in Gedanken versunken. Kein knirschender Schnee, kein Rascheln seiner Roben - nicht ihr Atem. Seine Gedanken kreisten nur um jenen Ort - seine Augen suchten hektisch die Schriftzüge auf den Grabsteinen ab, während er durch die Reihen ging. Er bog plötzlich nach links ab, wurde dann aber aus seiner Trance gerissen. Ja, - Gwendolyn hatte etwas gesagt.
Abrupt blieb er stehen und drehte sich wütend zu ihr um. Er konnte ihr Gesicht unter der dunklen Kapuze nicht sehen, das war auch egal, denn seine Aufmerksamkeit wurde auf etwas hinter ihr gelenkt. Am Ende der Ruhestätte stand eine große, alte Fichte, unter der zwei übermannsgroße Steine standen. Das musste es sein!
Hastig ging er auf den Platz zu und kam erst kurz vor den Steinen zum Stehen. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Hatte er es gefunden?
Mit einem Schwenker seines Zauberstabes begann das Eis auf dem linken Grabstein zu schmelzen, nicht schnell genug, wie er fand. Ungeduldig sah er zu, wie sich in Sekunden das Eis wieder in nasse Tropfen verwandelte und nach und nach Buchstaben preisgab, die in den weißen Marmor gemeißelt waren.
Gwendolyn war an seine Seite getreten.
Er starrte wie gebannt auf den weißen Stein. Es war, als würde die Welt sich berauschend schnell um ihn drehen und nur er stand still. Sein Herz klopfte schier unkontrollierbar, als er seinen Namen auf dem Grabstein lesen konnte - der Name seines Vaters.
Es war also tatsächlich hier. Hier lagen die Gebeine seines Ahnen. Des Menschen, den er so sehr hasste und verachtete, dass er den Tod durch die Hand seines Sohnes verdient hatte.
Gwendolyn zog die Kapuze ihres Umhangs in den Nacken und ihr langes blondes Haar säumte augenblicklich ihre zarten Wangen.
„Tom Riddle?“, flüsterte sie ungläubig.
Stille. Sein Mundwinkel zuckte. Er hasste den Namen.

Gwendolyn zog kaum merklich die Brauen zusammen. Sie verstand nicht. Tom Riddle. Sie wusste, das war sein bürgerlicher Name, auch wenn sie dieses Wissen nie preisgegeben hatte. Doch auf eben diesem Grabstein stand sein Name.
Was hatte das zu bedeuten? War es bloß ein Namensvetter, vielleicht ein Verwandter? Und warum suchte Voldemort nach diesem Grab?
Sie wagte es nicht, eine dieser Fragen zu stellen. Zu allgegenwärtig war seine Anspannung. Wie der gewundene Hals einer Schlange auf der Lauer, jederzeit bereit zuzuschnappen.
Er regte sich nicht.
„Mylord?“
„Es ist an der Zeit zu gehen!“ Er hob seinen Arm zur Aufforderung, doch Gwendolyn ergriff ihn nicht.
Sie rang mit sich selbst. Die Neugier mit dem Risiko. Sie wollte ihn nicht weiter provozieren, wollte nicht riskieren, dass er seine Wut nicht mehr zügeln würde. Doch immer mehr Fragen drängten sich ihr auf.
Seit dem ersten Mal, an dem sie ihn begleitet hatte, hatten sich Unmengen an unbeantworteten Fragen angehäuft und kaum eine war ihr beantwortet worden.
Anfangs hatte sie dies akzeptiert, aus Angst, er würde ihr diese Ausflüge in Zukunft verwehren. Doch allmählich kam der Punkt, an dem sie sich nicht weiter damit zufrieden geben wollte. Es war an der Zeit einen weiteren Schritt zu wagen, doch war Voldemort dazu bereit?
Würde er eine weitere Dreistigkeit tolerieren? Gwendolyn musste es wagen. Sie musste es wagen, wenn sie nicht stagnieren wollte.
„Mylord, was -“
Er drehte sich wütend zu ihr um, wollte etwas sagen, doch ein Geräusch ließ ihn innehalten.
Blitzschnell hatten beide ihre Zauberstäbe gezückt und beobachteten ihre Umgebung genau. Waren sie verfolgt worden?
Gespannt standen sie da und lauschten. Als sich das Geräusch wiederholte, wirbelte Voldemort herum, doch es war bereits zu spät.
Ächzend senkten sich die obersten Äste der alten Fichte unter der Schneelast herab und ließen kleine Schneebröckchen auf die unteren Zweige herabrieseln. Damit lösten sie eine Baumlawine aus, die die beiden Magier unter sich einpuderte.
Gwendolyn quietschte hell und sprang zur Seite, während der eiskalte Pulverschnee sich in ihren Kragen ergoss und nun quälend langsam an ihrem Körper hinabrann. Prustend schüttelte sie sich, dass ihre Haare flogen, und zupfte an ihrem Umhang, damit der Schnee darunter herabfallen konnte.
Als sie sich die schwarze Kleidung einigermaßen abgeklopft hatte, fiel ihr Blick auf ihren Begleiter und da fing sie lauthals an zu lachen.
Ihre helle Stimme zerschnitt die mondhelle Nacht wie das Läuten der Glocken an Heiligabend und ließ Voldemort zusammenzucken, dass ihm der Schnee vom Kopf rutschte.
Wie versteinert wandte er sich um, die Augen zu Schlitzen verengt, die Kiefer verkrampft und sein Blick war so zornig, dass Gwendolyn ungeniert die Hand vor den Mund schlug und ihren Zauberstab wegsteckte.
Noch immer kichernd, kam sie auf ihn zu, so selbstverständlich und unüberlegt, dass er vor Überraschung erstarrt war. Erst als sie direkt vor ihm stand und innehielt, um ihm den Schnee von seinen Schultern zu streichen, wurde ihm bewusst, was sie dort tat.
Das Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass er ihre Worte nicht wahrnahm. Sie sah zu ihm auf und lächelte schuldbewusst, bevor sie einen Schritt zurück machte.
Doch er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sein Zorn war verraucht, als ihm die Bedeutung dieses Momentes bewusst wurde und da fasste er einen Entschluss. Da wurde ihm klar, dass er handeln musste. Es war an der Zeit, dem Phönix die Schwingen zu stutzen. Er konnte nicht zulassen, dass sie ihm so gegenübertrat: von gleich zu gleich.
Er war Lord Voldemort und er duldete weder einen Konkurrenten, noch einen Verbündeten. Er musste Gwendolyn in ihre Schranken weisen, bevor sie ihm auf der Nase herum tanzen würde. Viel zu nachsichtig war er gewesen, viel zu großzügig offenbar, denn Gwendolyn schien vergessen zu haben, dass er derjenige war, dem sie bedingungslos zu dienen hatte. Sie waren einander nicht ebenbürtig, das durfte er nicht zulassen! Niemand konnte ihm - dem Dunklen Lord - das Wasser reichen. Nicht jetzt und nicht in Zukunft. Das würde er ihr verdeutlichen müssen und er hatte bereits einen Plan.
Ein diabolisches Grinsen fand den Weg in sein Gesicht und er beobachtete amüsiert, wie die Farbe aus Gwendolyns Antlitz wich.
„Ihr sagtet, es sei an der Zeit zu gehen, Mylord!“ Die überspielte Unsicherheit in ihrer Stimme entging ihm nicht.
Einige Sekunden lang genoss er diese, bevor er nickte und ihr den Arm hinhielt. Gwendolyn zögerte kurz, doch einen Augenaufschlag später waren sie verschwunden.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Robert Pattinson ist die Rolle Cedrics praktisch auf den Leib geschrieben; er ist ein typischer Engländer mit dem attraktiven, gut geschnittenen Gesicht eines Privatschulzöglings.
Mike Newell