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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Das Schicksal des Prinzen

von Gwendolyn D.

Juli 1977

Gwendolyn stand in der Eulerei und band einer der Schuleulen einen großen, schweren Umschlag ans Bein. Er hatte es nicht anders gewollt! Fast vier Wochen waren vergangen und ihr Freund hatte sich noch immer nicht gemeldet. Was bildete er sich nur ein?
Gwen trug den Vogel zu einer der Öffnungen und sah ihm nach bis er nur noch ein kleiner Punkt am Himmel war. Sie hatte sich einen Plan gemacht. Wenn er meinte, er müsse sich nicht bei ihr melden, dann hatte er sich gehörig geschnitten …
Mit einem Seufzer verließ sie die Eulerei und machte sich auf den Weg hinunter in die Schlossküche.
Wenn sie ehrlich zu sich war, musste Gwen sich eingestehen, dass es nicht die Wut war, die sie zu ihrem Plan trieb, sondern Sorge. Sechs Wochen waren vergangen seit dem Attentat. Gwen erinnerte sich ungern an diesen Tag …

Severus trottete lustlos neben Gwendolyn her. Sie waren auf dem Weg zum Frühstück gewesen und im Anschluss wollte Gwen einige Stunden ihre Freizeit zusammen mit Sirius am See verbringen, so wie sie das täglich taten, seit die Prüfungen vorüber waren. Dies war wohl auch der Grund, für die schlechte Laune ihres besten Freundes, denn dieser konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, dass Gwendolyn sich so häufig mit Potters bestem Freund traf.
Sie hatten gerade den Eingangsbereich betreten, als Gwen eine kleine Traube von Lehrern vor dem Portal der Großen Halle auffiel und mit einer unguten Vorahnung erkannte sie, dass es sich um die vier Hauslehrer handelte. Professor Slughorns Blick fiel auf Gwendolyn und er kam augenblicklich auf sie zu.
Gwen lächelte höflich und begrüßte ihren Hauslehrer mit einem leisen „Morgen“, doch sie stellte im nächsten Moment fest, dass Slughorn nicht sie, sondern Severus fixiert hatte.
„Guten Morgen! Mr. Snape, dürfte ich Sie kurz unter vier Augen sprechen? Gut, wenn Sie mir dann bitte folgen würden.“
In Severus Augen sah Gwendolyn, dass dieser mindestens genauso überrascht war wie sie selbst. Und nach einem Blick auf ihren Hauslehrer, der ungewöhnlich nervös schien, war Gwen sich sicher, dass Severus nichts ausgefressen hatte.
Mit einem kaum wahrnehmbaren Zucken ihrer Brauen gab sie ihre Freund zu verstehen, dass sie selbst auch keine Ahnung hatte und als Slughorn Richtung Lehrerzimmer davonging, schloss sich Gwen der Mehrheit der Schüler an und betrat die Große Halle.
Sie schlenderte zum Slytherintisch hinüber, der karg besetzt war und gesellte sich zu Regulus und seinem Freund Bartemius, die mal wieder die Köpfe zusammensteckten.
„Morgen!“
„Hey Gwen.“
„Hallo.“ Regulus sah auf und lächelte sie an, war kurz darauf aber wieder ins Gespräch mit seinem Kumpel vertieft.
Gwendolyn goss sich ein großes Glas Kürbissaft ein und schnappte sich ein Croissant, als Wilkes und Rosier zu ihr aufrückten.
„Hey!“
„Morgen Evan, Ed.“
„Wo hast du Sev gelassen?“, hakte Wilkes nach und lud sich Ketchup auf seine Würstchen.
„Sluggi hat ihn vor der Halle abgefangen.“ Sie bedachte Wilkes mit einem berechnenden Blick. „Habt ihr euch wieder bei irgendwas erwischen lassen?“
Wilkes sah flüchtig zu Rosier hinüber und stellte das Glas Ketchup ab. Bevor er antworten konnte, unterbrach ihn Rosier.
„Nö, wir haben nichts ausgefressen!“
„Ja neee, ist klar!“ Gwendolyn nippte an ihrem Kürbissaft.
Sie kannte die beiden und ihren bösartigen Humor, den sie gerne an Muggelstämmigen ausließen, zu gut.
Nicht nur, dass es äußerst dumm von ihnen war wie sie sich oft benahmen, sie ließen sich auch noch häufig erwischen. Gwen hoffte nur inständig, dass sich Severus nicht wieder in etwas hineinziehen ließ.
Gerade als sie ihr Glas abgestellt hatte, ertönte der allmorgendliche Lärm, den die Posteulen verursachten. Einige Minuten verstrichen bis wieder etwas Ruhe einkehrte, doch ein kleiner Kauz kreiste noch immer unruhig über dem Slytherintisch. Gwen sah hinauf und erkannte, dass die Eule einen Tagespropheten ausliefern wollte, Severus’ Tagespropheten.
Sie erhob sich und schnalzte dem Vogel zu, doch dieser ignorierte Gwen und zog noch immer seine Kreise.
Hilfesuchend sah sie sich auf dem Tisch um und schnappte sich dann einen von Regulus’ Eulenkeksen, mit dem er gerade seinen großen Familienuhu fütterte.
„Hey Vogel!“ Sie schnalzte erneut mit der Zunge und hob’ den Eulenkeks in die Luft, doch ohne Ergebnis.
Einige zuschauende Slytherins begannen zu grinsen und einer der Siebtklässler rief zur Belustigung seiner Freunde etwas, das Gwendolyn zu seinem Glück nicht gehört hatte.
Der Kauz surrte noch immer verwirrt über den Tisch, und gewann stetig an Geschwindigkeit.„Der ist wohl nicht bei Sinnen, was?“, ar alles, was Edward dazu einfiel.
„Ist bestimmt neu“, gackerte Evan und einige Slytherins stimmten in sein Lachen ein.
Gwendolyn pfefferte wütend den Eulenkeks auf den Tisch, wobei der Uhu mit einem empörten Kreischen davonflog und zog ihren Zauberstab.
„Accio Tagesprophet!“
Die Slytherins verstummten. Langsam flog die Zeitung auf Gwendolyn zu, wobei sich der Vogel mit heftigem Flügelschlag noch immer wehrte – vergebens. Als die Zeitung in Gwens Nähe kam, ergriff sie den Kauz grob an seinen Flügeln und setzte sich wieder auf die Bank. Regulus grinste ihr zu, als sie begann dem zappelnden Vogel die Zeitung abzubinden.
„Ist schon gut. Ich weiß, dass sie für Snape ist, ich werd’s ihm schon geben!“
Ohne die Eule weiter zu beachten, die sich von ihren Worten nicht besänftigen ließ, stopfte sie einige Münzen in den Lederbeutel und achtete dabei genau, dass sie nicht mit ihren Händen in die Nähe des Schnabels kam. Als sie den Beutel zugebunden hatte, warf sie den Kauz in die Luft und mit einem empörten Schuschuhen verschwand dieser als Schlusslicht nach draußen.
„Und wo ist Severus?“, fragte Bartemius, der die ganze Szene mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtet hatte.
Gwendolyn zuckte als Antwort nur mit den Schultern und rollte den Tagespropheten auf. Wenn sie sich schon um Severus’ Post kümmern musste, dann konnte sie die Zeitung auch gerade lesen.
Die Schlagzeile sprang ihr direkt ins Auge: Attentat in Amandas Apotheke!
Gwen erstarrte. Ihr Blick glitt zu dem Foto unter der Überschrift, dass die zertrümmerte, rauchende Apotheke in der Winkelgasse zeigte, dann begann sie zu lesen:
Gestern am späten Nachmittag explodierte ein Tongefäß in Amandas Apotheke und riss fünfzehn Menschen, davon zwei Muggel in den Tod. Die Betreiberin, der dieser Anschlag wohl galt, sowie alle im Laden Anwesenden, waren sofort tot. Zwei Passanten erlagen heute Nacht im St. Mungos ihren schweren Verletzungen.
Laut eines anonymen Informanten wurde das besagte Tongefäß zwischen fünfzehn Uhr dreißig und sechzehn Uhr in der Apotheke von einem grauhaarigen Zauberer mittleren Alters dort platziert. Das Ministerium ermittelt und …
Gwen las nicht weiter. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Amandas Apotheke, alle Anwesenden tot. Vor ihrem inneren Auge tauchte Slughorns nervöses Gesicht auf.
Ohne ein Wort der Erklärung sprang Gwendolyn vom Slytherintisch auf und ließ den Tagespropheten einfach liegen. Sie eilte aus der Großen Halle und bog direkt Richtung Lehrerzimmer ab.
Ihr Herz klopfte heftig in ihrer Brust, doch sie verdrängte ihre schlimmste Befürchtung und betete – zu was auch immer – dass sie sich irrte.
Als sie am Lehrerzimmer angekommen war, öffnete ihr Professor Raue–Pritsche die Tür.
„Professor Slughorn? Nein, der ist nicht hier, Ms. Haben Sie in seinem Büro nachgesehen?“
„Nein, noch nicht, danke Professor.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück Richtung Kerker, doch als sie an der nächsten Treppe angelangt war, kam ihr plötzlich etwas anders in den Sinn. Slughorn würde nicht mir Severus in seinem Büro sein, nicht wenn geschehen war, was sie vermutete.
Sie nahm zwei Stufen auf einmal von der linken Treppe und bog bei einem Gemälde, das fünf tanzende Faune darstellte, nach rechts ab. Sie ging noch weitere fünf Minuten, bis sie endlich den Wasserspeier erreicht hatte.
„Himbeermarmelade!“, rief sie ihm zu.
Er sprang beiseite und gab die Treppe zum Büro ihres Vaters frei. Sie hastete die Stufen hinauf, schlug die Tür ohne Einladung auf und blieb augenblicklich fassungslos stehen.
Dumbledore kniete auf dem Boden vor einem laut schluchzenden Etwas und sah zornig auf, als die Tür aufflog. Slughorns weißes Gesicht wandte sich ihr zu und ihr Magen krampfte sich jäh zusammen, als sie Severus zusammengekauert vor Dumbledore erkannte. Gwendolyn hatte richtig vermutet. Es war Amandas Apotheke gewesen, in der Eileen Prince gearbeitet hatte …

„Womit kann ich dienen, Miss?“ Eine piepsige Stimme riss Gwendolyn aus ihren Gedanken.
Sie sah hinab zu einer kleinen Hauselfe mit knorriger Nase und großen, wässrigen Augen. Gwendolyn war so in Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sich ihre Beine ihren Weg gesucht hatten.
„Ich – ich brauche Kleidung. Wo bewahrt ihr die Kleidung auf, die ihr keinem Schüler mehr zuordnen könnt?“
„Oh, folgen Sie mir bitte, Miss.“
Die Elfe hüpfte davon und Gwen schlängelte sich durch die große Schulküche mit der winzigen Einrichtung. Trotz Schulferien wuselten hier etliche Hauselfen herum und gingen ihren Tätigkeiten nach. Sie hatte einige Mühe, die Elfe im Auge zu behalten, die sie angesprochen hatte, während sie darauf achtete, nicht auf eine der anderen zu treten.
Gwendolyn wurde schließlich in den hintersten Raum geführt. Hier war es dunkel und erst nachdem die Elfe mit den Fingern geschnipst hatte, entzündeten sich die Fackeln an den Wänden und erhellten den Raum.
Hier standen mindestens vier Dutzend Waschzuber, Unmengen von Weidekörben und Regalen. An der Decke waren Schnüre in mehreren Ebenen gespannt, sodass sie an ein Spinnennetz erinnerten.
„Hier entlang, Miss!“
Gwen durchquerte den Raum und betrat einen weiteren, dessen Fackeln bereits von der Elfe entzündet worden waren, die jedoch die Decke im Dunkeln ließen. Dieser Raum war weniger ein Raum, als vielmehr ein breiter Gang. Ein Korridor, an dem sich rechts und links Regale bis zur Decke reckten, die über und über voll waren mit Kleidung.
„Nehmen Sie sich, was Sie brauchen, Miss. Sie finden mich wieder in der Küche.“
„Danke!“, antwortete Gwen und sah zu, wie die Hauselfe nach einem Knicks verschwand.
Sie drehte sich um. Hier musste Kleidung hunderter Generationen von Hogwartsschüler liegen.
Gwendolyn grinste in sich hinein. Wäre doch gelacht, wenn sich hier nicht das Passende finden würde.

Jeden Tag erwartete sie, dass die Eule, die sie losgeschickt hatte zurückkommen würde. Gwendolyn hatte bereits alle Vorbereitungen getroffen und war bereit zum Aufbruch, doch erst am dritten Tage fand die Schuleule sie, als sie wieder ungeduldig über den Hof ging. Gwen nahm den schweren Umschlag an sich und gab dem Vogel einen Eulenkeks, den sie die letzten Tage in ihrer Tasche aufbewahrt hatte. Sie öffnete den Umschlag und las den Brief, während sie die Treppen zum siebten Stock hinaufging:

Hallo Gwendolyn,
schön, dass es dir gut geht. Meine Eltern und ich sind gerade aus dem Urlaub zurückgekommen und ich war die letzten Tage eifrig damit beschäftigt auszupacken und die Utensilien für das kommende Schuljahr zu besorgen. Aus diesem Grund kann ich dir erst jetzt antworten – ich hoffe es ist nicht zu spät.
Ich habe dir den gewünschten Plan besorgt. Vielleicht erzählst du mir ja, wo es dich hin verschlagen hat, wenn wir uns wieder sehen.
Genieße den Rest deiner Ferien!
Julien

Gwen spähte in den Umschlag. Anstatt goldener Galleonen waren nun leichte Scheine aus Papier darin – Muggelgeld, wie sie wusste. Dahinter steckte ein dicker, bunter Zettel, der Fahrplan, um den sie gebeten hatte.
Als sie den Wasserspeier erreichte, faltete sie den Brief zusammen, steckte ihn mit dem Umschlag in ihre Tasche und zog eine kleine Pergamentrolle heraus. Sie ging nicht hinauf zum Büro ihres Vaters, sondern legte die Nachricht auf der Wendeltreppe ab und machte sich anschließend zurück auf den Weg in ihren Schlafsaal. Sie wusste, das würde Konsequenzen haben, doch sie konnte nicht länger warten; sie durfte ihn nicht im Stich lassen.
Gwendolyn zog sich die Kleidung an, die sie wenige Tage zuvor besorgt hatte. Sie hatte sich für ein dunkelgraues Sweatshirt mit grünem Bund und dem Slytherinwappen auf der Brust und einfachen blauen Jeans entschieden. Sie musterte sich einen Augenblick im Spiegel, wandte sich dann um und zog eine kleine Reisetasche unter ihrem Bett hervor. Gwen brauchte nicht hineinzusehen. Sie war beim Packen mehrmals durchgegangen, was sie mitnehmen wollte. Der Rest würde hier bleiben bis sie zum Schuljahrbeginn zurückkehrte.
Gwendolyn warf die Tasche über die Schulter, schloss die Tür zum Schlafsaal und verließ den Gemeinschaftsraum.
Dieses Mal entschied sie sich für den längeren Weg in den siebten Stock, denn sie wollte es vermeiden, ihrem Vater zu begegnen. Als endlich der Wandteppich von ‚Barnabas dem Bekloppten’ in Sicht kam, entspannte sie sich. Nun war sie so gut wie weg. Drei Mal ging sie an dem Kunstwerk vorbei, das einen Zauberer zeigte, der versuchte Trollen Ballett beizubringen, während sie an den Eberkopf dachte.
Mit einem leisen Knirschen materialisierte sich gegenüber dem Wandbehang eine kleine Tür, gerade hoch genug, dass Gwen ohne sich zu bücken hindurchgehen konnte. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen betrat sie den Da–und–fort–Raum. Er war leer und am anderen Ende war eine weitere kreisrunde Tür, die sie zu der Taverne ihres Onkels bringen würde.
Frohlockend machte sie sich auf den Weg. Sie war in Hogwarts aufgewachsen. Die alten Schlossmauern waren ihre Heimat, seit sie sich erinnern konnte und so kannte sie die Hochburg uralter Magie wie ihre Westentasche. Wie viele Geheimnisse hatte sie schon entdeckt, wie viele Rätsel entschlüsselt?
Der Da–und–Fort–Raum war nur einer dieser unzähligen Dinge, die Gwen gefunden hatte. Zweifellos hatte sich dieser Raum nicht nur ihr offenbart, aber sie zweifelte stark daran, dass andere Schüler je herausgefunden hatten, wie er funktionierte.
Viele Minuten lang folgte sie dem langen, schmalen Gang, der gelegentlich von Fackeln beleuchtet wurde. Als sie fast am Ende war, steckte sie ihren Zauberstab in die Tasche. Von nun an würde sie auf Magie verzichten müssen, denn außerhalb von Hogwarts würde man ihr den illegalen Gebrauch eindeutig zuordnen können. Minderjährigen Hexen und Zauberer war es nur gestattet in der Stätte ihrer Ausbildung Magie zu gebrauchen. Das Zaubereiministerium kontrollierte die Einhaltung des Gesetzes durch einen Zauber, den man die Spur nannte. Dieser lag auf allen Minderjährigen und löste sich erst an deren siebzehnten Geburtstag, am Tag ihrer Volljährigkeit.
Vorsichtig klappte Gwen das Portrait ihrer verstorbenen Tante beiseite und spähte in einen der privaten Räume des Eberkopfes hinein. Ihr Onkel Aberforth war, wie sie vermutet hatte, nicht hier, sondern wie zu dieser Zeit üblich, unten hinter der Theke. Lautlos schlich sie die Treppe hinunter und setzte sich auf eine der unteren Stufen und lauschte.
Gwendolyn wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, während sie dem Klirren der Gläser und Flaschen lauschte. Zu ihrem Glück kam während der ganzen Zeit, die sie auf der Treppe gesessen und gewartet hatte, kein Besucher in den Pub. So saß sie dort reglos und horchte nach dem Knarren der Hintertür, welches ihr verraten würde, dass ihr Onkel in der hinteren Kammer verschwunden war, damit sie ungesehen den Pub verlassen konnte.
Gerade als Gwen dachte, sie müsse sich einen Plan B einfallen lassen, hörte sie das vertraute Knattern der Hintertür. Ohne einen Augenblick zu zögern, war sie aufgesprungen und huschte, die Schritte durch die Sägespäne am Boden gedämpft, zur Tür und schlich hindurch.
Auf den Straßen von Hogsmeade verschwand sie in der Menge und selbst wenn sie jemanden getroffen hätte, der sie kannte, so hätte doch niemand geahnt, dass sie sich heimlich davonmachte.
Als sie den Bahnhof erreichte, musste sie erneut warten, dieses Mal auf den Zug, der sie zu einem Vorort nach London bringen würde. Noch einmal zog Gwen den Brief aus der Tasche und studierte den beigelegten Fahrplan und steckte diesen erst wieder weg, als eine moosgrüne Lock in den Bahnsteig einlief.
Die Fahrt war öde und ereignislos, dennoch angenehmer als die anschließende Fahrt mit dem Muggelzug. Nicht nur, dass dieser reichlich überfüllt war mit Leuten in Anzügen, korpulenten Damen und Müttern mit schreienden Kindern, nein, dieser Zug schien auch wirklich jede zweite Meile anzuhalten, um noch mehr Muggel einzusammeln.
Gwendolyn war heilfroh, als sie der stickigen, miefigen Luft entkommen und das Stück Papier, das sie zu Beginn ihrer Reise an einem ratternden Kasten gezogen hatte, fortschmeißen konnte. Diese merkwürdige Maschinerie hatte tatsächlich genauso funktioniert, wie es Professor Quirrell im Kapitel: Übliche Transportmittel der Muggel beschrieben hatte, dass sie von Julie erhalten hatte.
Als sie durch einen Tunnel auf die andere Seite der Gleise gegangen war, sah sie sich um.
Hier wuselten wesentlich weniger Muggel herum, als zuvor in den Vorstädten Londons und Gwen sah ein wenig verwundert den etlichen Autos hinterher, die wie viele kleine Züge in zwei entgegen gesetzten Richtungen hin– und herrasten. Natürlich hatte sie davon gelesen, dass Muggel diese Autos fuhren, wie Zauberer apparierten, aber mit eigenen Augen hatte sie dieses Durcheinander bisher noch nicht gesehen. Als sie ihre Aufmerksamkeit endlich davon loseisen konnte, machte sie sich auf und ging den von Julien auf dem Fahrplan beschrieben Weg und überlegte sich währenddessen, wie sie ihr für diese Hilfe danken konnte.
Wahrscheinlich würde sie ihr auf dem Rückweg einen großen Korb Süßigkeiten aus dem Honigtopf mitbringen.
Nach zehn Minuten Fußweg fand sie nun auch endlich das Haus mit der Nummer sechsunddreißig.
Ein wenig verwundert blieb sie davor stehen. Gwendolyn hatte sich nicht nur die Umgebung, sondern auch das Wohnhaus ein klein wenig anders vorgestellt. Was bei Merlins Unterhosen verschlug eine Hexe in diese Gegend? Sie stand vor einem mehrstöckigen Backsteinhaus aus roten Ziegeln. Vor dessen Fenstern sausten weiterhin unzählige Autos vorbei, die einen tosenden Lärm verursachten, an den – und da war sich Gwendolyn sicher – man sich niemals gewöhnen konnte. Der schmale Grünstreifen, der die Straße von dem Fußgängerweg trennte, war schon lange nicht mehr grün und das wenige Gras, das darin hartnäckig versuchte zu wachsen, war von widerlichem, schwarzem Staub überzogen. Als ihr Blick die Straße weiter hinunter glitt, an der Aneinanderreihung etlicher Ziegelhäuser vorbei, sah sie das Übel. Ein Schornstein, beinahe so hoch wie der Astronomieturm in Hogwarts, überragte die Wohnsiedlung und blies schmutzigen, dunklen Rauch in die Luft. Was die Muggel dort hinten trieben, wollte Gwendolyn wirklich nicht wissen!
Sie wandte sich ab, verstaute ihre Tasche unter der niedrigen Treppe und stieg diese anschließend hinauf. Auf dem Türschild standen zwölf Namen. Der achte war der, nach dem sie suchte. Sie richtete noch einmal ihr Haar und ihre Kleider und hatte beinahe den Finger auf das Namensschild gelegt, als sich die Tür öffnete und eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters hinauskam. Sie beachtete Gwendolyn nicht im Geringsten, die stolz feststellte, dass ihre Kleiderwahl wohl recht authentisch sein musste und huschte anschließend durch die Tür, bevor diese zufiel.
Sie erklomm die sieben kleinen Treppen und hielt an jeder Tür an, um das Namensschild zu lesen. Als sie an der achten Tür vorbeikam, hatte sie ihr Ziel erreicht. Ihr Herz klopfte ein wenig vor Aufregung, obwohl sie sich im Geiste bereits alle Worte zurechtgelegt hatte und so pochte Gwen an die Tür, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Nach einigen Sekunden, machte ein großer, unfreundlich wirkender Mann mit mittellangem braunem Haar die Tür auf. Er sah wütend aus, doch als er das junge, blonde Mädchen vor der Tür sah, war er einen Augenblick verwirrt. Er schien zu dem Schluss zu kommen, dass es sich um ein Missverständnis handelte und raunte sie an: „Snicket’s wohnen eins oben drüber!“
Er wollte die Tür gerade zuschlagen, als sich Gwendolyn gefasst hatte.
„Sie sind Mr. Snape?“
Der Mann im Türrahmen musterte sie misstrauisch, sah hinab auf ihre Hände, ob sie ihm eine Zeitschrift oder etwas anderes verkaufen wollte und als er nichts fand, brummte er nur zustimmend.
„Ich bin Gwendolyn Dumbledore“, sagte sie und hielt ihm eine Hand zur Begrüßung hin, „eine Schulfreundin von ihrem Sohn. Ist Severus da?“
Bei der Erwähnung ihrer Schule hatte sich die Miene von Mr. Snape noch ein wenig mehr verdunkelt, sofern das denn möglich war. Ihre Hand hatte er ignoriert und er wiederholte den Namen seines Sohnes, als spräche er ihn das erste Mal in seinem Leben aus.
„Severus?“
Gwendolyns Antipathie mit diesem Muggel stieg mit jeder Minute. Sie ließ die Hand sinken und sich nichts anmerken. Mit dem zuckersüßen Lächeln, von dem sie gelernt hatte, dass es Männer im Allgemeinen faszinierte, fragte sie erneut nach.
„Ja Sir, ist Severus zuhause?“
Nach erneuter Überlegung schien er zum Schluss zu kommen, dass das Mädchen keiner dieser trickreichen Vertreter war, die sonst immer vor der Tür standen. Wobei es trotz allem merkwürdig war, denn sein Sohn hatte seit den sechs Jahren in denen er auf diese … diese Schule, wie sie es nannten, ging, nicht einmal Besuch von einem Kameraden erhalten, geschweige denn von einem Mädchen.
„Komm rein“, war alles, was er sagte und als Gwen über die Schwelle trat und das Chaos sah, ließ sie sich weiterhin nichts anmerken.
Der Mann führte sie durch einen engen Flur, auf dem sie sich einen Weg durch leere Flaschen, Schuhe und Jacken bahnten, in ein noch schmuddeligeres Zimmer, welches offensichtlich als Wohnzimmer genutzt wurde.
Zwischen den spärlichen Möbeln türmten sich getragene Kleidung, benutztes Geschirr, Zeitschriften und andere Dinge auf, doch Gwen sah höflich darüber hinweg und zuckte heftig zusammen, als der Mann direkt neben ihr zu brüllen begann wie ein wilder Stier: „SEVERUS!“
Der Junge, der in diesem Haus lebte, schien dieses Gebrüll gewöhnt zu sein, denn er reagierte wie die meisten Teenager in seinem Alter: er ignorierte es.
„SEVERUS! DU HAST BESUCH!“
Dieses Mal war Gwen darauf gefasst gewesen und als sich die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete, trat ein missgelaunter Junge mit einem noch finsteren Blick, als der seines Vaters in den Raum ein.
Severus hatte die Worte seines Vaters gehört, doch geglaubt hatte er sie nicht. Wer sollte ihn schon besuchen kommen? Selbst mit Lily hatte er sich nur außerhalb getroffen und so erstarrte er wie vom Blitz getroffen, als er Gwendolyn im Wohnzimmer neben seinem Vater stehen sah.
„Hi Sev!“, sagte sie nun etwas schüchtern und versuchte sich nicht den Schock anmerken zu lassen, denn ihr Freund sah furchtbar aus.
Dunkle Ringe hatten sich unter seine Augen gelegt, das Haar hing ihm strähnig ins Gesicht und er wirkte dünner und ausgemergelter denn je. Er hatte anscheinend nicht Gwendolyn erwartet, denn seine sich rot färbenden Wangen verrieten, dass er sich für das Auftreten in schlabberigen Boxershorts und fleckigem T–Shirt schämte. Trotz allem schien er seinen Augen nicht ganz zu trauen.
„Was … machst du denn hier?!?“
Gwen grinste, doch bevor sie antworten konnte, hatte sein Vater sie unterbrochen.
„Kennst du sie oder nicht? Ansonsten …“
„Natürlich“, antwortete dieser und die Abneigung in seiner Stimme war deutlich hörbar. „Komm“, sagte er in Gwens Richtung und sie stieg über die Hindernisse am Boden hinweg und folgte Severus durch die Tür, aus der er gekommen war.
Sie führte in einen weiteren Raum, der im Gegensatz zu dem Wohnzimmer fast aufgeräumt schien. Außer einige Kleidungsstücke und verstreut ein paar Bücher lag hier nichts auf dem Boden. Nichts, außer dem großen Schrankkoffer, der offensichtlich seit Beginn der Ferien nicht einmal ausgepackt worden war.
„Was machst du denn hier?“, wiederholte Severus erneut und schloss die Tür hinter ihnen.
„Nach dir sehen, was denn sonst? Ich habe mir vielleicht Sorgen gemacht!“, antwortete sie wie aus dem Effeff, wobei sie nicht so anklagend klang, wie sie es sich vorgenommen hatte. „Du hast auf keine meiner Eulen geantwortet.“
„Mir war nicht nach schreiben“, rechtfertigte sich Severus, klaubte eine ausgewaschene Jeans vom Boden und zog sich diese über.
Gwendolyn setzte sich auf das Bett, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag und sah zu, wie sich Severus – ihr den Rücken gekehrt – ein anderes Shirt überzog. Er war wirklich furchtbar dünn geworden.
„Du siehst schrecklich aus!“, bestätigte sie sich ihre Vermutung.
„Danke!“, antwortete er ironisch und weniger missmutig, als noch vor wenigen Minuten.
„Wie hast du es nur hierher geschafft, Gwen?“
„Julien hat mir ein paar Galleonen gewechselt und mir einen Fahrplan geschickt. Ich wäre schon früher aufgebrochen, wenn sie nicht im Urlaub gewesen wäre.“
Er schüttelte ungläubig den Kopf.
Gwen seufzte tief, als sie ihren Freund betrachtete.
„Wie geht’s dir?“
„Wie soll’s mir schon gehen? Beschissen!“ Er hatte im Schneidersitz vor dem Bett Platz genommen. „Du hast ihn doch gesehen“, sagte er und nickte zu seiner geschlossenen Zimmertür.
„Das dachte ich mir“, antwortete Gwen und bezog sich damit auf den ersten Teil der Aussage, „und aus genau diesem Grund bleibe ich den Rest der Ferien bei dir!“
„Was!?!“ Severus fiel die Kinnlade hinunter.
„Ja.“
„A–a–a–aber … weiß dein Vater, denn dass du … ich meine …“
„Ja, ich hab ihm eine Nachricht hinterlassen.“
„Eine Nachricht?“
„Eine Nachricht“, bestätigte Gwen. „Vermutlich war er eh nicht in Hogwarts.“
Severus schien einige Minuten zu brauchen, um ihre Worte im vollen Ausmaß zu verstehen.
„Aber … du willst wirklich, hier bleiben?“
Gwen nickte und sagte: „Ja. Immerhin bin ich gekommen, um nach dir zu sehen. Nicht, dass du noch im Trübsal ertrinkst.“ Sie lächelte.
Severus konnte sein Glück kaum fassen. Die letzten Wochen waren der reine Horror gewesen. Nicht nur, dass der Verlust seiner geliebten Mutter an ihm nagte. Die restlichen Ferien alleine mit seinem verhassten Vater zu verbringen machte das alles noch viel unerträglicher. Doch nun sah er einen kleinen Lichtblick. Er konnte dieses Gefühl kaum in Worte fassen. Diese unendliche Dankbarkeit, dass er erhört wurde, obwohl seine Schreie stumm gewesen waren und als er in Gwens ozeanblaue Augen sah, die ihn freundlich anstrahlten, wurde ihm noch einmal bewusst, was für eine gute Freundin sie war.
Er brauchte den Dank für ihren Beistand nicht auszusprechen, er war geradezu greifbar in diesem Raum, erfüllte sein kleines Zimmer und bestätigte Gwens Gefühl, dass er sie brauchte.
Nach dem langen Moment des Schweigens fiel Severus noch etwas wichtiges ein.
„Ich wird’ dann draußen im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen. Vater würde nie erlauben, dass wir in einem Zimmer …“ Er brach ab, als er Gwendolyns erschrockenen Gesichtsausdruck sah und die Situation war so bizarr, dass er nicht anders konnte als schallend loszulachen.
Als Gwendolyn den ersten Moment der Überraschung überwunden hatte, stimmte auch sie in sein Lachen ein und als sie nach wenigen Minuten wieder zu Atem kamen, musste Severus sich eingestehen, dass es nichts Wertvolleres gab, als einen Freund, der einem zum Lachen bringen konnte.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg