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Fanfiction

Erinnerung der Vergangenheit - Augenkontakt

von Vampirella

Hallo Leute, vielen vielen lieben Dank mal wieder für all eure Kommis!




Augenkontakt



" Wie bitte?" Mir bleibt der Mund offenstehen.
" Sie hat mir geschrieben, dass es Probleme mit dir gibt und da bin ich natürlich, so schnell es ging, gekommen." Mum versucht ein Lächeln, welches jedoch nicht ernstgemeint ausschaut.
" Ähm... ich.. du...", stammele ich einfach nur, denn mir fällt kein Wort ein, was ich sagen konnte.
" Ich weiß, es ist sehr überraschend und vielleicht etwas unangenehm für dich, aber wenn es Probleme gibt, wollen wir diese doch schnellstmöglich lösen, oder?"
" Was... was hat dir Gin- ich meine, Mrs Weasley erzählt?", will ich verwirrt wissen.
" Das besprechen wir alles später, okay?", entgegnet sie zur Ablenkung. " Jetzt möchte ich aber mit einem deiner Lehrer über eine Übernachtungsmöglichkeit reden."
" Du... du willst hier übernachten?", frage ich entsetzt. " Das... das geht nicht! Du kannst doch nicht hier... im Schloss... das geht doch nicht!"
Mum sieht mich verwundert an. "Natürlich geht das. Ich bin hier auch früher zur Schule gegangen, hast du das vergessen?"
" Aber.. aber du willst doch nicht hier im muffeligen, alten, vermoderten Schloss wohnen?!", fahre ich übertrieben geschockt fort. Dann schlage ich hastig vor:" In Hogsmeade gibt's viel bessere Möglichkeiten! Viele Lokale, die Gästezimmer haben und unzählige Geschäfte..."
Für mich ist es eine Horrorvorstellung, Mum in der Nähe zu haben, in der Nähe von mir und Ginny, vor allem nach dem, was ich gestern erfahren habe! Was hat Ginny ihr erzählt? Und warum, verdammt warum, ist Mum Ginnys Ruf nach so vielen Jahren verweigertem Kontakt so schnell gefolgt? Ich kann es mir nicht erklären und finde es deshalb höchst merkwürdig und beunruhigend.
Ich bereue es zudem, dass ich gestern Abend ausgerastet und abgehauen bin, ohne mir die komplette Geschichte angehört zu haben. Sonst wüsste ich heute mehr und wäre vorbereitet gewesen... aber was war hier los?
" Du scheint partout nicht zu wollen, dass ich hierbleibe", sagt Mum nachdenklich lächelnd. " Naja, gut, dann werde ich mich mal in Hogsmeade umschauen. Wenn ich meiner Tochter zu peinlich bin."
" Das habe ich nicht gesagt!", rufe ich aus. Dann senke ich meine Stimme: " Aber wenn du es so sagst: ein bisschen bist du mir schon peinlich."
" Ach was!", Mum winkt ab. " Ich bin nicht peinlich."
" Doch. Die gucken alle schon", widerspreche ich nervös. Allerdings muss ich zugeben, dass die meisten nicht guckten, weil Mum so peinlich war, sondern weil ihr Auftritt ziemlich beeindruckend war. Und wie gesagt, sie war auch noch mit über dreißig ne' hübsche Frau.
Aber habe ich sie jetzt wirklich so weit, dass sie nicht hier im Schloss bleibt? Sie kann nicht hierbleiben. Das ist absolut unmöglich. Wenn, dann drehe ich durch.
" Okay, mein Schatz, dann mache ich mich mal auf den Weg. Heute Abend komme ich aber wieder und dann treffe ich mich mit Mrs Weasley."
Das lässt mir einen stechenden Schmerz durch den ganzen Körper fahren. " Ach, nenne sie doch nicht Mrs Weasley, Mum", rutscht es mir gehässig heraus, bevor ich es verhindern kann. " Du kannst bestimmt auch Ginny zu ihr sagen."
" Was meinst du damit?" Die rehbraunen Augen meiner Mum sind plötzlich ganz groß geworden.
" Spiel mir doch nichts vor!", gifte ich auf einmal. " Du hast mich seit Jahren belogen, was diese Frau angeht! Du warst mit ihr befreundet, hast das aber verleugnet und gesagt, du kennst sie nicht und sie müsste dich mit jemandem verwechseln. Du hast die ganze Zeit gelogen!"
" Emily, das... das stimmt, aber ich habe das aus guten Gründen gemacht!", verteidigt sich Mum.
Ach ja? Welche Gründe?, würde ich am liebsten schreien. Weil du dich in sie verliebt hattest und sie dann vergessen wolltest, als die Beziehung mit meinem Vater, dessen Name ich noch nicht einmal kenne, auseinanderbrach?
Doch stattdessen halte ich zornig den Mund und höre mir an, wie meine Mutter lügt.
" Wir können jetzt nicht hier darüber reden. Nachher, verstanden?" Nun hat sie den Ton angeschlagen, den ich so an ihr hasse. Einen rechthaberischen Befehlston, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann.
Mit zusammengekniffenen Augen nicke ich knapp. Dann schnappe ich mir meine Sachen und mache mich daran, zu gehen.
" Wo ist überhaupt Hope? Ich dachte, ihr klebt immer zusammen?"
Trotzig ignoriere ich ihre Frage und wende mich wortlos ab.
" Hey- Emily, ich rede mit dir!", faucht sie mir hinterher.
" Aber ich nicht mit dir", entgegne ich wütend über die Schulter zurück. " Ich muss jetzt gehen. Bis heute Abend." Und ich bringe es tatsächlich fertig, sie einfach stehenzulassen, was ich noch nie geschafft habe- ehrlich gesagt, habe ich es auch noch nie gewagt. Denn normalerweise lässt sich Mum von mir nichts gefallen. Aber was war eben an dieser Situation schon normal? Überhaupt nichts.
In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. Ich muss, so schnell es geht, zu Ginny und sie fragen, was das soll. Warum zieht sie Mum da mit rein, bevor wir es überhaupt zwischen uns geklärt haben? Allerdings scheint Mum eine größere Rolle in der Sache zu spielen, als ich zuerst dachte. Und das macht mir irgendwie Sorgen.
Auf dem schnellsten Weg laufe ich nun zu Ginnys Büro. Das Klassenzimmer ist wie erwartet leer, es klingelt jedoch zum Ende der Mittagspause, was mir relativ egal ist. Ich muss das jetzt regeln.
Doch ich werde enttäuscht: in Ginnys Büro ist niemand. Ich frage mich, ob ich in ihrem Schlafzimmer nachsehen soll und schaue mich zu der Tür um, die zum Flur führt. Aber es ist keine da! Die einzige Tür in diesem Raum ist die, welche zum Klassenzimmer führt. Kann Ginny etwa selbst bestimmen, ob sie den Eingang zu ihren 'Gemächern' freigeben möchte? Jedenfalls sehe ich keine andere Tür. Deswegen seufze ich enttäuscht und gehe wieder hinaus.
Das Ganze beunruhigt mich sehr. Es beunruhigt mich, dass meine Mum auf einmal in der Nähe ist und ich vor ihr verheimlichen muss, dass ich eine Liebesbeziehung mit Ginny habe, die allerdings auch schon mit meiner Mum zusammen war, und dass Ginny und Hermine sich jetzt anscheinend ganz super verstehen, wenn meine Mum Ginnys Ruf ohne zu zögern folgt. Wo soll das alles noch hinführen? Was würde Mum sagen, wenn sie wüsste, was zwischen mir und Ginny passiert? Würde sie ausrasten, würde sie Ginny oder mich angreifen? Ehrlich gesagt, hatte ich keine Vorstellung davon, was wirklich geschehen würde, fände Mum es heraus.
Allerdings weiß ich, dass sie dann meinen Gefühlen für Ginny im Weg stehen würde- auch wenn ich mir noch nicht wirklich klar über meine Gefühle bin. Darüber habe ich mir eigentlich noch nie wirklich Gedanken gemacht. Bin ich in sie verliebt? Bin ich gerade dabei, es zu tun? Ich weiß es nicht. Fühlt es sich anders an, in eine Frau verliebt zu sein anstatt in einen Jungen? Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich Ginny wunderschön finde und nicht mehr ohne sie leben könnte, und dass alle Gefühle, die ich mit ihr erlebe, unglaublich sind, unglaublich schön und seltsam und verwirrend. Aber ist das Liebe? Ich dachte immer, Liebe entwickelt sich und kommt nicht einfach so plötzlich. Auf einen Schlag, unaufhaltsam. Ich dachte immer, alles kommt nach und nach, langsam, schleichend.
Ich hätte niemals gedacht, dass das einmal passieren würde. So etwas wäre vor ein paar Monaten undenkbar gewesen. Unmöglich.
Doch jetzt ist genau das, was niemals hätte passieren sollen, geschehen. Wie hat es begonnen? Ich weiß es nicht mehr. Die erste Erinnerung íst undeutlich, verschwommen. Dennoch ist sie wunderschön.
Natürlich weiß ich, dass ich meine Gefühle eigentlich unterdrücken sollte. Aber ich kann es nicht, mir fehlt einfach die nötige Kraft dazu. Wohin ist sie verschwunden, die Kraft, die ich sonst in schlagfertige Antworten gesteckt hatte? Wohin ist meine Selbstsicherheit verflossen, auf die ich vor ein paar Monaten noch sehr stolz gewesen bin? Ich finde keine Antwort darauf.
Mum hat mir einmal gesagt: Lass dich von deinen Gefühlen leiten, hör auf dein Herz. Aber wenn ich diesem Vorschlag folgen würde, wäre das, was passieren würde, mit Sicherheit nicht sehr vorteilhaft und klug. Nein, es wäre ganz und gar nicht intelligent, sich genau jetzt von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Es wäre genauergenommen sehr dumm. Naiv. Leichtfertig.
Es würde bloß zu weiteren Schwierigkeiten führen. Und Schwierigkeiten, die habe ich im Moment schon genug. Ich habe Schwierigkeiten im Überfluss.
Wenn ich nicht will, dass das hier zu sehr großen Problemen führt, dann muss ich meine Gefühle unterdrücken. Im Augenblick zählen meine Gefühle nicht, im Augenblick zählt einzig und allein die Realität. Und wenn ich nicht will, dass sich meine Realität für immer auf schlimmste Weise verändert, dann muss ich es beenden, hier und jetzt. Sofort.
Das, was ich vorraussehen kann, darf niemals geschehen. Ich darf mich nicht verlieben- nicht in diese Person.
Aber leider kann ich es nicht mehr stoppen. Es ist schon längst passiert. Ich habe mich verliebt.
So langsam realisiere ich, dass sich Liebe bei jedem anders anfühlen muss. Und ich weiß, dass ich mir von niemanden die einzigartigen Gefühle, die ich für Ginny habe, wegnehmen lasse, schon gar nicht von Mum, falls sie es versuchen wird, wenn sie es herausfindet. Wäre sie früher nicht mit Ginny zusammen gewesen, würde ihre Sicht vielleicht auch anders sein. Vielleicht würde sie sich erst einmal angeekelt fühlen- aber was würde sie nun fühlen, wenn sie wissen würde, dass nun ich, ihre Tochter, mit ihrer früheren Liebe eine Beziehung habe? Würde sie mich verstoßen? Oder könnte sie mich verstehen, weil sie vor langer Zeit ähnlich gefühlt hat? Ich weiß es nicht, und ich werde es auch nie wissen, wenn Mum es nicht herausfindet.
Jedoch stellt sich auch die Frage: wenn schon eine Dritte in unsere Beziehung eingeweiht wäre, würden vielleicht auch andere Leute davon erfahren. Und das bedeutete, dass ich dann wirklich zu meiner Liebe stehen müsste. Aber bin ich bereit und stark genug dafür? Mich zu verteidigen, mich für meine Liebe, meine Gefühle einzusetzen? All das kann ich erst beanworten, wenn die Situation da ist. Ich weiß nicht, was ich lieber möchte: eine geheime, aber auch aufregend-prickelnde Beziehung, oder eine öffentliche, vielleicht angezweifelte Beziehung unter aller Augen?
Mein Kopf ist vollgestopft mit all diesen Gedanken, ich kann mich kaum mehr konzentrieren. Krampfhaft schiebe ich alle Gedanken beiseite und fokussiere meine Aufmerksamkeit wieder auf das Wichtigste. Mit aller Macht vesuche ich mich zu erinnern, was ich als Nächstes für Unterricht habe und es fällt mir siedend heiß ein. Kräuterkunde. Es hat schon längst geklingelt, und bis ich meine nötigen Sachen geholt habe und zu den Gewächshäusern nach unten gelangt bin, hat Sprout längst mit der Stunde begonnen und ich komme zu spät.
Mit dieser Tatsache im Kopf hetze ich dennoch durch die Flure, hole meine Sachen, renne wie der Wind durch das Schloss und auf das Gelände hinaus. Über ein Stück Grün muss ich noch laufen, dann bin ich bei den Gewächshäusern angekommen, vor denen niemand mehr wartet. Sie sind alle schon längst drinnen.
Völlig außer Atem reiße ich die Tür zum Gewächshaus Nummer vier auf und platze in einen Vortrag von Sprout, dem alle gerade aufmerksam lauschen. Da fällt mein unerwartetes Auftauchen natürlich sofort auf und alle drehen sich zu mir um. Meine Augen werden wieder einmal zu Hope gelenkt, die nur einen hämisch-schadenfrohen Blick für mich übrig hat.
" Miss Granger, wie überaus erfreulich, dass Sie uns endlich mit ihrer Anwesenheit beehren!", schallt Sprouts Stimme zu mir herüber.
Ich schaue nervös zu ihr und stammele: " J-ja, entschuldigung, ich... ich...ähm... war noch kurz woanders und....bin so schnell nicht losgekommen...."
" Es wäre schön, wenn Sie zur nächsten Stunde pünktlich erscheinen. Setzen Sie sich", entgegnet Sprout ungerührt.
Ich lasse mich auf einem leeren Platz neben Nathanael nieder.
" Wo warst du?", zischelt er mir zu, während Sprout vorne weiterredet.
" Ich war... ich-", beginne ich leise flüsternd, doch ich werde auf einmal wieder unterbrochen.
" Miss Granger, erst zu spät kommen, dann auch noch unaufmerksam sein, das haben wir wirklich gern!", knallt mir die Stimme unserer Lehrerin von der Seite ins Gesicht. Puterrot vor Scham sehe ich sie schuldbewusst an, murmele eine Entschuldigung und senke dann peinlich berührt den Blick.
" Noch einmal eine Unterrichtsstörung, und Sie bekommen eine Strafarbeit!"
" Ja, Professor", antworte ich leise. Sprout wendet sich wieder ab und hält weiter ihren Vortrag über irgendwelche Pflanzen, die wir heute untersuchen werden. Ich hab keine Ahnung, von welchen Pflanzen sie da spricht und was überhaupt das Thema ist. Aber glücklicherweise wispert mir Nathanael unauffällig schnell eine Zusammenfassung des Themas zu und erklärt mir kurz, worum es geht.
Dann sollen wir unsere Schutzhandschuhe übrziehen und uns einen Topf mit der entsprechenden giftspritzenden Pflanze, die untersucht werden soll. Alle beginnen zu reden und sich zu unterhalten, deswegen ergreift Nathanael noch einmal die Gelegenheit, um mich zu fragen, wo ich war.
" Ich hatte noch kurz etwas anderes zu tun", antworte ich ausweichend.
Nat sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und es ist klar, dass er mir nicht glaubt.
" Naja, ehrlich gesagt, meine Mum ist hier."
" Was? Deine Mum?", stößt er so laut aus, dass ich mich nervös umsehe, um zu schauen, ob jemand etwas mitbekommen hat.
" Geht's eigentlich noch lauter?", zische ich wütend. " Es müssen ja nicht alle gleich mitbekommen- obwohl es wahrscheinlich sowieso schon die ganze Schule weiß."
" Ich meine: Was? Warum das denn?", wiederholt er etwas leiser.
" Ähm, naja... ich weiß es nicht genau", lüge ich zögerlich.
" Aber es muss doch schon einen tieferen Grund für ihr Auftauchen geben, oder? Denkt sie, du hast irgendwas ausgefressen?"
" Nein, natürlich nicht", wehre ich halbherzig ab. " Keine Ahnung. Ich hab noch nicht direkt mit ihr gesprochen. Ich werde das mal nachher mit ihr klären."
" Aber deine Mum würde doch nicht einfach so hier aufkreuzen, ohne Grund, oder-"
" Scht, nicht so laut!", sage ich nervös, doch da ist es schon passiert. Jemand hat mich von der Seite angerempelt und ich blicke mich nach dem 'Übeltäter' um: es ist Hope, die mich mit zusammengekniffenen Augen anstarrt.
" Deine Mum ist hier?", fragt sie misstrauisch. " Was will die denn hier?"
" Das geht niemanden etwas an. Ich weiß es selbst nicht. Und jetzt lasst mich bitte in Ruhe damit, beide!", entgegne ich knallhart und wende mich kurzerhand ab. Während ich zu meinem Platz zurückgehe, höre ich, wie Hope zornig annfängt mit Nathanael zu tuscheln, was mich nur noch wütender macht. Warum müssen bloß alle immer so verdammt neugierig sein?
Stumm beginne ich, die dicken, knorrigen Zweige der Pflanze abzuschneiden, um an die Knospen in der Mitte zu kommen. Von der Flüssigkeit im Innern sollen wir Proben nehmen und die - wohlbemerkt giftige- Substanz genau analysieren.
Weil ich so wütend und in Gedanken versunken arbeite, nehme ich kaum wahr, was ich tue und bin deshalb unvorsichtig- als ich eine der Knospen in der Mitte mit der Spitze der Schere aufsteche, spritzt die Flüssigkeit in einem Strahl heraus und ergießt sich über meine Hand. Schreiend vor Schmerz erwache ich aus meiner Trance und versuche, die Substanz mit der anderen Hand abzuwischen, was jedoch nur dazu führt, dass sich die Flüssigkeit auch noch auf die andere Hand überträgt.
" Stopp, stopp, nicht bewegen!", ruft Professor Sprout und eilt heran. Ich wimmere vor Schmerz und spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Alle scheinen mich wie erstarrt anzuglotzen, als ob ich im nächsten Moment tot umfallen würde- was ja durchaus möglich ist.
" Das wird jetzt gleich noch etwas mehr schmerzen, aber danach geht es vorbei", warnt sie mich vor und ich spüre, wie sie mir etwas über die brennenden Hände gießt. Der Schmerz wird kurz danach noch schlimmer, wie sie gesagt hat, und ich beiße mir in die Unterlippe, um nicht wieder loszuschreien.
Aber dann hört es schlagartig auf und ich öffne die Augen. Meine Hände sind rot und übersät von Blasen, an einigen Stellen ist die Haut aufgeplatzt und blutet. Es tut weh, wenn ich die Hände bewege.
" Hätten Sie besser aufgepasst, wäre das nicht passiert", sagt Sprout mit Blick auf meine Hände. " Ich verbinde Ihnen das jetzt. Seien Sie froh, dass das Gegengift in der Nähe war, ansonsten hätte es böse für Sie ausgesehen."
" Ja", murmele ich, dabei merke ich, dass auch meine Unterlippe etwas blutet. Professor Sprout eilt davon, um ihren Zauberstab zu holen.
" Oh mein Gott, Em", stößt Nat erschrocken aus, nachdem er herangekommen ist. " Das sieht schlimm aus. Tut es weh?
" Natürlich tut es weh!", fauche ich ihn an. " Würde es dir nicht wehtun, wenn du ätzende und giftige Flüssigkeit über die Finger geschüttet bekommst?"
" Lass mal sehen", sagt er unbeirrt und lässt sich nicht durch mein wütendes Verhalten ablenken. Ganz vorsichtig berührt er meinen linken Zeigefinger und dreht ihn etwas. Den Finger hat es besonders schlimm erwischt, er ist komplett aufgeplatzt und blasenübersät. Ich atme zischend die Luft ein, weil ein stechender Schmerz durch meine Hand rast und ziehe sie schnell weg.
Sprout kommt auch schon wieder und befiehlt: " Hände ausstrecken." Gehorsam tue ich das und sie schwingt einmal ihren Zauberstab. Im nächsten Augenblick sind meine Hände verbunden. Der Verband schmerzt etwas auf den offenen Stellen der Haut, aber es fühlt sich besser an als ohne Verband.
Langsam wenden sich nun alle wieder ihrer Arbeit zu, aber diesmal sichtbar vorsichtiger, als hätten die anderen aus meinem Unfall gelernt. Ich bleibe dort stehen, wo ich gerade bin, und beobachte die anderen. Dabei bemerke ich, dass Hope ebenfalls neben Nathanael steht und mich ansieht- mit einem spöttischen, schadenfrohen Lächeln.
" Was gibt's da zu grinsen?", will ich zornig wissen.
" Hast du verdient", sagt sie nur und wendet sich ab.
Hätten meine Hände nicht so geschmerzt, wäre ich ihr hinterher und hätte ihr eine geklebt. Es macht mich so wütend, dass ich ausrasten und losschreien könnte, aber ich muss mich ja nun mal beherrschen. Wie immer.
Nat starrt Hope nach, die nun zu ihrem Platz geht. " Das war echt nicht fair", nahm er mich in Schutz. " Natürlich hast du das nicht verdient gehabt. Ich glaub dir, dass das verdammt wehtun muss."
Ich nicke nur und schüttele den Kopf. Ist es nun schon so weit gekommen, dass mir meine ehemals beste Freundin sogar fiese Schmerzen wünscht? Wenn das so ist, dann können wir ein Comeback unserer Freundschaft wohl vergessen. Allerdings muss ich mich auch fragen, ob ich eine Versöhnung überhaupt will. Denn das würde früher oder später damit zusammenhängen, dass ich ihr irgendwann von meinem Geheimnis erzählen müsste... und ich weiß nicht, ob sie es verstehen würde. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass sie es nicht verstehen würde. Wahrscheinlich würde sie sich dann sowieso von mir abwenden.
Wieder kommt in mir die Frage auf, wie es denn nun weitergehen soll. Wie wird sich das alles nun weiterentwickeln, wenn sich Mum auch noch einmischt? Wird sie unwissend bleiben oder alles erfahren? Würde sie dann ausrasten oder ganz ruhig bleiben?
All die Antworten kenne ich nicht. Und deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als alles einfach auf mich zukommen zu lassen. Es ist wirklich schwer, aber mir bleibt keine andere Möglichkeit.
" Ich muss dann nachher wohl das Protokoll von dir abschreiben", sage ich zu Nat. Er nickt, wendet aber ein: " Damit ich nicht alles alleine machen muss, beobachtest du einfach am besten. Dann können wir den Aufsatz nachher zusammen schreiben."
" Heute abend habe ich aber wahrscheinlich keine Zeit", rutscht es mir ungewollt heraus.
" Wieso?" Natürlich wird Nathanael sofort neugierig.
" Ähm, naja... ich hab ja etwas mit meiner Mum zu besprechen- warum sie hier ist und so." Dass Ginny sehr wahrscheinlich auch an diesem Gespräch teilnehmen wird, verschweige ich lieber.
" Kannst du doch auch. Mich stört es nicht, wenn deine Mum auch da ist. Oder ist das geheim und ich darf es nicht erfahren?" Nat lächelt verschmitzt. Ich weiß, dass er ziemlich viel von meiner Mum hält und er ziemlich sicher nichts dagegen hätte, wenn sie uns Gesellschaft leisten würde. Aber ich weiß auch, dass Nathanael, egal was ich mit meiner Mum berede, nicht dabei sein darf, und deshalb winke ich schnell ab.
" Ach, das ist wahrscheinlich ne' Mutter-Tochter-Sache, verstehst du?", versuche ich, ihn davon abzulenken.
" Aah, nichts für Jungs, was?" Nun grinst er noch mehr.
" Richtig", sage ich entschieden und verliere kein einziges Wort mehr darüber. Ich sehe mich lieber um und beobachte die anderen bei ihrer Arbeit. Hope ist am anderen Ende des Raums, so weit weg von uns wie möglich. Sie verschwendet auch nicht mehr einen einzigen Blick mehr herüber. Jonathan allerdings, der neben ihr steht und mit ihr zusammenarbeitet, blickt sich immer wieder um, und irgendwann treffen sich unsere Blicke. Es scheint so, als würde er nicht wissen, ob er wegschauen oder meinem Blick standhalten soll.
Nach zwei Sekunden entscheidet er sich für die zweite Möglichkeit und fixiert mich mit einem starren Blick, sodass es mir fast kalt den Rücken herunterläuft. Seine frostigen, kühlen Augen bleiben mir noch den ganzen Tag in Erinnerung.
Auch am Abend habe ich diesen Blick noch nicht vergessen und fühle mich unbehaglich, als ich mit Nathanael im Gemeinschaftsraum in Jons Nähe sitze. Glücklicherweise wird es Zeit zum Abendessen und ich kann seiner unheimlich kalten Nähe entfliehen. Das Treffen mit meiner Mum und Ginny rückt auch immer näher, was mich nur noch ungemein nervöser macht.
Als wir in die Große Halle kommen, sehe ich Ginny am Lehrertisch sitzen. Sie bemerkt nicht, dass ich hereingekommen bin, sondern fährt weiter mit ihrem Essen fort. Ich setze mich mit Nat an unseren Tisch und werfe immer wieder unauffällig Blicke zum Lehrertisch, um wenigstens einmal Ginnys Augen zu erhaschen. Und nach einer Weile schaut sie auch tatsächlich auf, aber sie sieht nicht zu mir, sondern zum Eingang der Großen Halle, und wird sichtbar blasser in ihrem schönen Gesicht.
Ich folge ihrem Blick und sehe meine Mum, die durch die Tür hereingeschritten kommt. Nicht alle bemerken ihre Ankunft, da die meisten in Gesprächen versunken sind. Doch manche blicken ebenfalls auf und beginnen zu tuscheln.
Mum trägt immer noch ihr schwarzes Kostüm und bewegt sich elegant. Sie geht zwischen den Tischen hindurch zum Lehrertisch und wird dort von McGonagall begrüßt, die ihr einen Platz neben sich zuweist. Während sie all dies abspielt, folgt Ginny dem Geschehen mit starrem, ausdruckslosem Blick und wird noch bleicher. Mum scheint sie nicht zu bemerken, denn sie redet angeregt mit McGonagall.
Ab diesem Moment beobachte ich die beiden ununterbrochen. Bis das Ende des Essen erreicht ist, sehen sich Mum und Ginny kein einziges Mal direkt an. Entweder will Mum sie nicht sehen, oder sie hat sie wirklich noch nicht registriert. Doch dann, als alle aufstehen, sehe, wie Ginny und Hermine sich auf einmal ansehen. Ein sehr seltsamer, sehr ungewohnter Ausdruck tritt in Mums Gesicht. Eine Mischung aus Traurigkeit, Wiedersehensfreude und Schüchternheit. Ginny jedoch schaut aus, als würde sie jeden Augenblick zu weinen beginnen. Sie sieht verloren aus.
Diese Blicke sind nicht normal- sie sind nicht so wie die Blicke zweier Freundinnen, die sich nach langer Zeit einmal wiedersehen.
Es sind die Blicke einer vergessen Liebe.


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