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Fanfiction

Reich\' mir deine Hand - Ending

von Cute_Lily

Danke nochmal an alle Kommischreiber. Ich weiĂź nicht genau, warum, aber diese Geschichte bedeutet mir eine Menge.
Ich hänge sehr daran.

Diese Geschichte möchte ich einem Menschen widmen, der mir unendlich viel bedeutet und auch wenn er dies hier nicht lesen kann, weiß ich, dass es ihn berührt hätte.
Ich liebe dich.

***

Sie hatte den Frühling kommen sehen. Der zart sprießende Frühling des Lebens war an ihr vorbeigezogen. Ohne Halt zu machen. Ohne ihr die Gelegenheit zu geben, sich an den winzigen Keimlingen zu erfreuen. Neuen Mut und neue Kraft zu schöpfen. Sie hatte den Frühling festhalten wollen, denn er bedeutete immer einen Neuanfang. Doch sie hatte ihn nicht erreichen können.
Der Sommer war gutmütig und freundlich gekommen, um ihr eine zweite Chance zu geben. Er war bereit gewesen, das Herz des Mädchens mit neuer Hoffnung zu füllen und den Herd ihrer Seele neu zu entfachen. Es war zu spät gewesen. Sie hatte den Frühling des Lebens gewollt und gab sich mit dessen Sommer nicht zufrieden. So zog auch diese Jahreszeit an ihr vorüber.
Stürmisch und kühl kehrte der Herbst in ihr Leben ein. Warf Hoffnungen wie welkes Laub ab und zurück blieb Einsamkeit. Sie brauchte nur heimkehren, und alle Einsamkeit wäre vergessen. Sie konnte nicht.
Und zu aller der Trostlosigkeit, die sie von Frühling bis Herbst erlebt hatte, kam nun die Kälte des Winters hinzu. Betäubte sie und nahm ihr die Wünsche, auf einen neuen Frühling zu warten. Alles, was ihr einst lieb gewesen war, glaubte sie verloren. Wozu also noch kämpfen?

Ein letztes Mal wollte sie den Ort besuchen, an dem sie alles gewonnen und noch viel mehr verloren hatte. Mit gemischten Gefühlen passierte sie das riesige, schmiedeeiserne Tor, an dessen Flanken marmorne Hippogreife thronten. Raubtierhaft und gefährlich blickten die Statuen auf sie herab, als wäre sie ein Eindringling und erklärter Feind. Ein kurzes Schnippen ihres Zauberstabs schloss die Tore hinter ihr.
Für den Moment eines Atemzugs blieb sie stehen und atmete tief durch. Das milde, feuchte Klima Schottlands hatte ihr gefehlt. Der Wind blies zart durch ihr Haar und warf es wie einen wilden Schokobanner in ihr Gesicht. Leise lachte sie. Sie versuchte dieses unbedeutende Gefühl von Heimat abzuschütteln, doch es durchdrang ihr Herz mit ganzer Macht. Schlug harte Wurzeln. Sie wollte nicht noch einmal hoffen. Vermutlich gab es hier keinen Platz mehr für sie. Nirgendwo. Von Anfang an hatte sie sich vor Augen geführt, dass man ein ganzes Jahr ohne sie ausgekommen war. Niemand brauchte sie mehr. Und obwohl sie sich dies immer und immer wieder klar gemacht hatte, ankerte die Sehnsucht in ihrer Brust viel tiefer als ihre Zweifel. Wenn sie doch nur noch einmal… Nur einmal…
Ein Lebewohl fiele ihr leichter.
Sie schluckte den finsteren Geschmack herunter, strich sich Strähnen hinters Ohr und setzte ihren Weg fort.
In einer alten Gewohnheit zählte sie im Geiste die Schritte, die sie tat. Mechanisch folgte sie der erdigen Straße, die durch den Wald hin zum Schloss führte. Verborgen im Dickicht eines Busches erspähte sie zwei Vögel. Der Kopf des Einen besaß die Farbe der Mittagssonne, die durch eine Wolkendecke hervorbricht. Sein Deckgefieder war so schwarz wie Pech, durch feine, goldene Linien umrandet. Das Weibchen besaß die Farben der Erde. Ihr Gefieder war hellbraun und grau, wie der Waldboden im Nebelschein. Sie war bei Weitem nicht so imposant wie das Männchen aber es war schließlich auch ihr Privileg, umworben zu werden, nicht umwerben zu müssen.
Hermine seufzte, als sie an den singenden Finken vorbeilief. Vor einem Jahr war sie weder Eroberer noch Eroberte gewesen. Weder Prinzessin noch Königin. Sie war verliebt gewesen, so unwahrscheinlich das bei ihr auch klang. Damals hatte sie gewusst, dass der Gefühlsherd in ihrer Brust zu ihr gesprochen hatte. Beinahe ihre gesamte Jugend hatte er geschwiegen, weil sie neben ihren Studien einfach keine Zeit für Herzensangelegenheiten gehabt hatte, aber in dem Augenblick, in dem Harry in ihrem Schlafsaal gestanden hatte, da hatte es klick gemacht. Sie hatte nie suchen müssen, weil sie ihn schon lange gefunden hatte.
Zu dumm nur, dass sie ihn verlassen hatte…

Hagrids Hütte war wieder aufgebaut worden. Wie zu alten Zeiten stand das Backsteinhaus wie die letzte Bastion vorm Verbotenen Wald, bereit, jegliches Übel, das diesen Wald verließ, zu vernichten. Unzählige Brände, Blut und Gifte hatten den Boden des Gemüsebeetes hinter dem Haus unfruchtbar gemacht. Sie roch den schwieligen Geruch verbrannten Holzes und verkohlter Leiber, als wäre sie eben erst der Sichel des Krieges entsprungen.
Aus einem der Fenster drang ein winziger Spalt Licht. UnwillkĂĽrlich fragte sich Hermine, ob Hagrid Zuhause war, oder ob jemand anderes den Job des WildhĂĽters ĂĽbernommen hatte.
Sie rang sich das Versprechen ab, den Halbriesen hinterher zu besuchen. Falls sie einen Freund brauchte, der sie tröstete, Hagrid hatte sie immer aufgemuntert. Er würde ihr auch jetzt den Rücken stärken, da war sie sich sicher.
Zaghaft wandte sie sich ab und stieg die Steinstufen hinauf zu der Plattform mit dem Steinkreis. Sie erinnerte sich daran, wie sie an diesem Ort Malfoy geschlagen hatte. Wieder grinste sie. Harry und Ron waren so stolz auf sie gewesen. So stolz…
Sie drehte sich um und sah in das Tal hinab. Die Tür zu Hagrids Hütte öffnete sich und Fang sprang bellend heraus. Kurz darauf trat der Halbriese heraus, seine Armbrust geschultert. Nichts hatte sich verändert. Nichts außer ihr, dachte sie traurig.
Dass hinter dem Wildhüter ein Mann in einem dunklen Umhang und breitkrempigem Hut heraustrat, bemerkte sie nicht mehr. Sie wollte nur noch dorthin gehen, wo sie das erste Mal gelernt hatte, zu leben, zu kämpfen, zu lieben.
Das Portal öffnete sich wie von selbst, als sie darauf zulief. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ob die Schüler in der Großen Halle saßen und zu Mittag aßen? Ob Madame Pince immer noch die Bibliothek beherrschte? Wer wohl Schulleiter war? Irgendwie konnte sie sich McGonagall nicht in der Rolle vorstellen. Sie war immer jemand gewesen, zu der sie aufgesehen hatte. Unnahbar aber dennoch vertrauenswürdig. Sie hatte die alte Frau respektiert und sie für ihr Wissen bewundert. McGonagall sollte die Gryffindors zum Hauspokalsieg führen und nicht eine Schule leiten. Das passte einfach nicht.
Als sie die Schwelle übertrat, durchfuhr sie ein heftiger Stromschlag in der Magengegend. Sie war tatsächlich Zuhause. Die Erleichterung, die sie hätte fühlen müssen, stellte sich nicht sofort ein, so, wie sie es erwartet hatte. Etwas brodelte unter der Oberfläche. Lange musste sie nicht überlegen, um zu erkennen, was das war. Um sich gänzlich daheim zu fühlen, fehlte er.
Sie folgte unzähligen Wendeltreppen. Durchquerte Korridore und entdeckte viele Neuheiten. Wer auch immer geholfen hatte, Hogwarts zu restaurieren, der hatte viel Geld ausgegeben.
Am Wasserspeier, der Dumbledores ehemaliges BĂĽro versperrte, machte sie Halt. Ihre Fingerspitzen berĂĽhrten die steinerne Figur, die augenblicklich zum Leben erwachte. Rote Bernsteinaugen funkelten sie lebendig an. Niemand wĂĽrde mehr ohne Genehmigung Eintritt bekommen.
„Passwort?“, fragte die Statue und durchbohrte sie mit Blicken.
In einem Wandgemälde auf der gegenüberliegenden Seite tuschelte es aufgeregt. Als sie sich umdrehte, verstummten die Stimmen und verschwanden im nächsten Bild. Wie ein Lauffeuer würde sich die Meldung zu den Lehrern verbreiten, Hermine Granger, die beste Schülerin, die Hogwarts je gesehen hatte, sei zurückgekehrt.
„Offengestanden“, flüsterte Hermine und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Wasserspeier zu, „habe ich keine Ahnung, wie das Passwort lautet.“
„Ohne Passwort kein Zutritt“, kam die peitschenhiebähnliche Antwort.
Hermine versuchte mehrere Varianten aus („Zischende Zauberdrops“ und „Lakritzschnapper“ waren beliebte Süßigkeiten von Harrys ehemaligen Mentor gewesen). An dieser Stelle offenbarten sie jedoch nicht die Treppe zum Schulleiterbüro.
Die Braunhaarige fluchte in Tönen, die Molly Weasley die Schamesröte ins Gesicht getrieben und ihre Mutter ins Grab gebracht hätten.
„Ich dachte eigentlich, den Helden des Zweiten Zaubererkrieges gewähre man Einlass zu den Pforten des Schulleiters…“, faselte sie und kramte in ihrem Gedächtnis nach weiteren möglichen Passwörtern, als der Wasserspeier plötzlich verstummte und mit einem leisen Klick zur Seite wich.
Hermine runzelte die Stirn. Bevor sich die Statue wieder an ihren Platz schieben konnte, trat sie auf die unterste Stufe und lieĂź sich im magischen Lift nach oben transportieren.
Der Gang von der Treppe zur Tür war dunkel. Sie wagte nicht, zu zaubern, aus Angst, sie käme ungebeten und unerwünscht.
An der Tür blieb sie stehen und atmete tief durch. Jetzt, wo sie kurz davor war, einem bekannten Menschen zu begegnen, wich die innere Ruhe einer Nervosität, die sie fest im Griff behielt.
Sie klopfte leise an, wünschte sich, es wäre niemand da, der sie empfangen würde. Wo war nur ihr gryffindorsche Mut geblieben? Verpufft?
„Herein“, ertönte eine gedämpfte Stimme, die der Professor Vektors, ihrer Arithmantiklehrerin, sehr ähnelte.
Vorsichtig stieĂź sie die TĂĽr auf und legte zum Schutz vor der Helligkeit die Hand vor ihre Augen.
Ein paar Mal blinzelte sie, bis sie sich ans Licht gewöhnt hatte.
Grabesstille durchströmte den Raum wie der Geruch frisch gebackener Kekse. Sie war undurchdringlich und in jedem anwesenden Gesicht zeichnete sich die Frage ab, die mit Hermines Auftauchen entstand.
Professor Vektor fing sich als Erste.
„Meine liebe Hermine, es ist so schön, Sie wiederzusehen! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie Arithmantik ohne Sie ist!“
Hermine lächelte, als alle anderen, durch Septina ermutigt, auf sie zustürmten.
„Miss Granger!“ – Flitwick.
„Wie geht es Ihnen?“ – Sprout.
„Wo waren Sie?“ – Sinistra.
„Filius! Pomona! Aurora! Also wirklich!“ Die herrische Stimme von McGonagall verdrängte alle Fragen. Stille kehrte zurück.
Die Menge teilte sich und hinter dem Schreibtisch des Schulleiters kam Minerva zum Vorschein. Sie stand behände für ihr Alter und mit einer beneidenswerten Eleganz vom Sessel auf und lief um den Tisch herum.
Hermine konnte nicht mehr an sich halten. Mit zwei schnellen Schritten war sie bei der Lehrerin und warf sich ihr in die Arme. Die Verwandlungslehrerin setzte eins ihrer seltenen Lächeln auf und tröstete das weinende Mädchen in ihren Armen.
„Sie haben uns sehr gefehlt, Miss Granger.“
„Und ich habe all das hier auch vermisst!“
Sofort schloss sich die Traube der Lehrer um die beiden und sie wurde wieder mit Fragen bestĂĽrmt. Dankbar lehnte sie sich an die Schulter ihrer Lieblingslehrerin, die ihr Haar sanft streichelte.
„Wo haben Sie sich aufgehalten, Miss Granger, als Hogwarts wieder aufgebaut wurde? Wir haben uns alle gefragt, wo die Heldin der Schlacht geblieben ist!“, sprach Professor Raue-Pritsche mit ihrer sachlich-tiefen Stimme.
„Ich war bei meinen Eltern in Australien, um mir einiger Dinge klar zu werden. Und um…“
„Welcher Dinge?“
„Ich musste fort, weil…“
„Meinetwegen.“
Erstaunt teilte sich die Lehrerschaft vor Hermine ein weiteres Mal, sodass sie den NachzĂĽgler betrachten konnte, der sich soeben Eintritt verschafft hatte.
Ihre Augen wanderten über einen schwarzen Umhang, der lässig über breiten Schulter lag. Die enge Stoffhose schmiegte sich vorteilhaft an gewisse männliche Partien und betonte seine schmalen Hüften. Unter einem Cowboyhut lugten rabenschwarze Haare hervor, die sich im Nacken und um die Ohren kringelten. Und dann trafen ihre Augen auf Augen von der Farbe eines geschmolzenen Smaragds. Ihr Atem setzte aus, während ihr Puls in wildem Galopp davonpreschte.
Da stand er, männlicher und attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte. Ein fleischgewordener Adonis, der sie ins Schwitzen brachte. Und wie er sie zum Schwitzen brachte! Hui…
„Harry“, hauchte sie dünn und schalt sich innerlich für ihre Schulmädchenstimme. Sie war erwachsen und konnte mit Männern umgehen! Das hatte sie bei all den Machos in Australien bestens bewiesen.
Er wandte seinen Blick ab und zog sich den Umhang aus, den er an einen Haken an der Wand hängte. Danach setzte er seinen Hut ab und sie dachte, sie würde in Ohnmacht fallen. Mit einer vertrauten Geste strichen seine Finger durch sein sexy Haar und kämmten es.
Erst, als er alles abgelegt hatte, wandte er sich den Anwesenden wieder zu.
„Harry“, sprach Minerva in kritischem Hab-Acht-Ton, „Sie sind zu spät!“
„Tut mir Leid, Minerva, Hagrid bestand darauf, mir die Nistplätze der Buchfinken zu zeigen, die Madame Maxime aus Frankreich mitgebracht hatte.“
Hermine erinnerte sich an die Finken, die sie am StraĂźenrand im GebĂĽsch entdeckt hatte.
Sie sah auf in das von Falten durchzogene Gesicht ihrer Mentorin und bemerkte ein spitzbĂĽbisches Grinsen. Spielte die alte Lady mit Harry?
„Sie wissen aber schon, dass das monatliche Lehrertreffen Vorrang vor allem Anderen hat, nicht!?“
Der Schwarzhaarige verneigte sich viel zu tief, als dass er den Spott hinter dieser Geste verstecken hätte können. Niemanden schienen diese Neckereien zu stören. Nicht einmal die zugeknöpfte Gryffindorhauslehrerin alias Schulleiterin.
„Da ich dieses Treffen erfunden habe, verehrte Direktorin, werde ich wohl mit nichten eben jenes vergessen!“ Harry wirkte so befreit und ungezwungen, wie sie ihn selten erlebt hatte.
Während keiner von ihr Notiz nahm, wischte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln.
Sie war also nicht die Einzige, die sich verändert hatte…

Sie war noch tausendmal schöner als in seinen Träumen. Wie er hatte er nur den weichen Schimmer in diesen Schokoladenaugen vergessen können? Er sehnte sich danach, sein Gesicht in ihrer duftenden Haarmähne zu vergraben. Spontan kämpfte er diesen Drang nieder und widmete sich seiner Aufgabe, Minervas Autorität zu untergraben, indem er sie piesackte. Dieser alte Besen war noch genauso steif wie zu seiner Schülerzeit (als wäre das schon ewig her!). Aber mit seiner Hilfe entwickelte sich die alte Klappschüssel noch zu einem Sarkasmus-Wunder. Himmelherrgott, wie sehr er es liebte, sich mit ihr verbal zu duellieren! Es war das Einzige geblieben, dass ihn vollkommen von Hermines Verlust ablenken konnte.
Und jetzt, da stand sie keine zwei Meter von ihm entfernt, das Mädchen, das ihn verlassen hatte, weil er unreif und blind gewesen war.
Nachdem sie gegangen war, hatte er sich mit Ron vertragen, der ihr Fortgehen nie richtig verkraftet hatte, sagte er. Die Realität sah da ganz anders aus, denn er war seit zwei Monaten frisch verlobt, glücklich, frisch verlobt. Und die Glückliche, was niemanden verwundert hatte, war Luna Lovegood gewesen. Diejenige, die Ron immer ausgelacht hatte. Diejenige, die das perfekte Pendant zum Rotschopf bildete: Träumerin und Bodenständiger. Perfekt.
Auch mit Ginny hatte er alles ins Reine gebracht. Sie waren sich einig geworden, dass sie niemals dasselbe füreinander empfinden würden. Ginny wäre traurig, weil er ihr nie das geben konnte, was sie sich wünschte und er wäre traurig, weil er ihr nie das geben könnte, was sie verdiente. Sie waren die besten Freunde geblieben.
Hermine wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Vermutlich dachte sie, man beobachte sie nicht. Doch trotz des Wortgefechts mit seiner Arbeitgeberin bemerkte er das Mädchen, das jahrelang an seiner Seite gewesen war.
„Also, was steht an, Minerva?“, fragte er nun, um die Gespräche wieder in ernste Bahnen zu lenken und um sich davon abzulenken, Hermine allzu neugierig anzustarren. Obwohl er Minerva ansah, erhaschte er einen Blick auf das Mädchen, das innerhalb eines Jahres zu einer Frau geworden war. Nicht, dass sie nicht schon vorher sexy Kurven besessen hatte, doch während ihrer Abwesenheit und ihres unerwarteten Auftauchens wurde er sich dessen erst richtig bewusst. Neben der Lehrerin stand eine junge, hübsche Frau, die jeden Mann mit ihrem Lächeln verzaubern konnte. Auch ihn? Er glaubte nicht, dass sie ihn jemals wieder so in ihren Bann ziehen könnte. Schließlich hatte er gelernt, seine Gefühle hinter einer turmhohen Mauer aus Ignoranz und Selbstbeherrschung zu verstecken.
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Septina Vektor, die ihm in diesem Jahr zu einer guten Freundin geworden war. Warum Hermine es geliebt hatte, bei ihr Arithmantik zu lernen, wusste er nun. Das Fach war, wenn man es erst einmal begriffen hatte, interessant und besaß eine Vielfalt an Möglichkeiten. Und Septina war eine grandiose Lehrerin. Oft saßen sie am Lehrertisch, beim Abendbrot oder Frühstück, und besprachen Septinas Unterricht in den unteren Klassen. Und Harry seinerseits berichtete ihr von seinem Lehrplan und welche neuen Tricks er den Kindern beibrachte.
„Wie du sicher mitbekommen hast, Harry, werden zwei Kollegen aus dem Lehrerkollegium zum Halbjahr in Früh…“, sie hüstelte belustigt, weil die meisten Lehrer ein Alter besaßen, das bei den Schülern unter die Kategorie ‚Antike’ fiel, „…Frührente gehen. Wir müssen uns also um zwei neue Stellenschreiben bemühen.“
Er sah, wie Hermine interessiert die Ohren spitzte. Er hätte laut gelacht, wenn er sich nicht beherrscht hätte. Er wusste nur zu gut, an was der hübsche Lockenkopf dachte.
„Zum Einen die Stelle für Wahrsagen und die Stelle für Verwandlung. Die gute, alte Lindsay gehört eigentlich schon ins Grab.“
„Septina“, empörte sich Minerva, „wie kannst du so etwas über meine Mentorin sagen! Sie ist eine große Bereicherung für uns…“
„…ja, und so alt wie ein Fossil. Minerva, seit du nicht mehr unterrichtest, ist Verwandlung nicht mehr dasselbe von einst.“ Harry nickte und schaltete sich in das Gespräch ein. Dabei spürte er den Blick der Schokoaugen auf sich ruhen.
„Viele meiner Schüler beschweren sich regelmäßig über die gute Lindsay. Wir brauchen junges Blut im Kollegium, Minerva. Da führt kein Weg drum rum.“
„Ich kann nicht unterrichten. Seit des Todesserangriffs im vergangenen Jahr kann ich mich nur schwer bewegen.“
Hermine sah die Frau an. Sie wirkte nicht wie jemand, der sich nur schwer bewegen konnte.
„Nein Harry, ich werde nicht mehr unterrichten. Meine armen, müden Knochen…“
Alles lachte.
„Du wärst immer noch respektvoll und gebieterisch und…“, Harry kam nicht umhin zu lächeln, „…angsteinflößend, wenn du Hunderttausend Jahre alt wärst.“
Plötzlich meldete sich der aufgeschlossene und fröhliche Filius zu Wort: „Was ist denn mit Miss Granger? Sie wäre die ideale Besetzung für den Verwandlungslehrer-Posten.“
Harry verstummte und seine Anspannung kehrte zurĂĽck.

Als war, als schlĂĽge ihr jemand ins Gesicht. NatĂĽrlich hatte sie zugestimmt, nachdem ausnahmslos alle darauf bestanden hatte, dass sie den Posten ĂĽbernahm.
Es war Harrys Gesichtsausdruck gewesen, der sie zusammenzucken ließ. Seine lockere Haltung war erstarrt. Sämtliche Muskeln unter seinem schwarzen Hemd waren angespannt und sie hätte wetten mögen, dass jegliches Gerät gegen seine Muskeln verloren hätte.
Ihre baldigen Kollegen hatten den Raum verlassen. Minerva lieferte sich gerade ein hitziges Wortgefecht, von dem sie nichts mitbekam. Sie war zu betäubt gewesen, um zu reagieren.
Und als Harry auf sie zu gelaufen kam, realisierte sie, dass sie noch immer hier war, obwohl sie mit den anderen hätte gehen sollen. Minerva preschte an ihm vorbei wie ein schäubendes Pferd und hielt ihn am Arm fest.
„Ich meine es Ernst, Harry Potter.“ Ihre Augenbrauen zuckten, dann wandte sie sich ab und verließ ihr eigenes Büro.
Harry fluchte und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen.
Die Distanz zwischen ihnen hätte man beinahe berühren können. Vernichtend legte sich die Erkenntnis auf ihr Gemüt: Er wollte sie nicht mehr. Er brauchte sie nicht mehr. Und was sie wohl am wenigstens ertrug, er mochte sie nicht mehr. Kein Bisschen.
Sie wollte sich umdrehen und gehen, irgendwohin, wo sie mit den Schmerzen dieser Qual zurechtkommen konnte aber ihre FĂĽĂźe waren festgefroren.

Er machte keine Anstalten, einen Schritt auf sie zuzugehen.
Peinlich berührt, verschränkte er die Arme vor der Brust und blickte auf Dumbledores Portrait. Ihre Nähe verwirrte ihn. Obwohl er sich geschworen hatte, nie mehr auf sie zu reagieren, konnte er nicht verhindern, dass sein Körper ihre Reize aufnahm wie Drogen. Sein Herz brüllte ihn, er solle seinen beschissenen Stolz begraben, sie umarmen und dann vernaschen.
Wieso bei Merlins gepunkteter Unterhose musste sie so verdammt gut aussehen?
Es war zum Haareraufen.
Irgendwann fand er es einfach nur noch kindisch, nicht mit ihr zu reden. Sie waren beinahe ein ganzes Jahrzehnt Freunde!
„Ich soll dir erklären, wie das Leben als Lehrer in Hogwarts vonstatten geht“, räusperte er sich. Dass sie zusammenzuckte, verpasste ihm eine heimliche Genugtuung.
„Okay“, erwiderte sie unsicher. Dann blickte sie zu ihm auf und es war, als sähen sie sich das erste Mal.
Er begann zu erzählen und sie nickte, stellte Zwischenfragen oder schwieg. Während er von den Räumlichkeiten sprach, lehnte sie sich zurück an den Schreibtisch, faltete ihre Hände und legte sie sich in den Schoß. Automatisch folgten ihr seine Augen.
Bewundernd strich sein Blick ĂĽber ihre langen Beine. Er mochte ihren knielangen Knie. Sie wirkte so feminin und verletzlich darin.
Sie bemerkte seine Musterung und spürte, wie sie glühend heiß wurde. Als er ihr vorhin in die Augen gesehen hatte, hatte sie geglaubt, seinen Anschuldigungen nicht standhalten zu können. Doch erstens war es anders gekommen und zweitens, als sie dachte. Sie hatte nur Resignation in ihm gefunden. War das alles, was er empfand, wenn er sie sah?
Missmutig hörte sie ihm zu und dachte daran, dass es fortan immer so sein würde zwischen ihnen…

Er schwieg. Sie hörte nicht richtig zu, das sah er. Aber er wollte sie auch nicht zwingen aufmerksam zu sein.
„Hogwarts hat sich kaum verändert“, sprach sie plötzlich. Ihre Hüfte wiegte sanft, als sie zum Fenster ging und hinausschaute.
In ihrem GefĂĽhl fĂĽr das Schloss vereinten sie sich.
„Ich ließ es nach alten Plänen restaurieren. Nur hin und wieder mussten wir Veränderungen vornehmen.“
„Du?“, fragte sie, es klang nicht negativ, aber überrascht war sie. Im Profil sah sie noch viel schöner aus, entschied er, als er zu ihr trat und ebenfalls hinaussah.
Er nickte.
„Ich habe ein halbes Vermögen gespendet, damit Hogwarts wieder aufgebaut wird.“
„Verständlich“, flüsterte sie, „das Schloss war immer dein einziges Heim.“
Er nickte vorsichtig.
„Das stimmt, anfangs dachte ich das auch aber dann ist mir eines klar geworden.“
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, sodass er jede Einzelheit erkennen konnte. Die kleine Narbe unter ihrer linken Augenbrauen, die sie durch ein gefährliches Abenteuer mit ihm bekommen hatte. Die süßen, winzigen Sommersprossen auf der Nase. Er verlor sich in ihren Augen mit den unendlich langen Wimpern.
„Was ist dir klar geworden, Harry?“ Sie sprach seinen Namen so zart aus, dass es ihn zum Schwanken brachte.
Er zögerte, dann fasste er sich ein Herz und durchbrach die Schutzmauern, die er um sich herum aufgebaut hatte.
„Hogwarts ist der einzige Ort, an den du noch einmal zurückkehren würdest. Ich wollte, dass du an einen Ort zurückkehrst, der in dir Erinnerungen weckt. Erinnerungen an mich.“
Sie sah ihn stumm an, alles Andere war ausgeblendet. Auf einmal fĂĽhlte sie sich schuldig und schlecht.
„Ich wollte dir nie wehtun, das weißt du, Harry.“
Er unterbrach sie.
„Du musstest gehen, Hermine, denn du hattest Recht. Ich war nicht bereit für dich.“
Sie spĂĽrte, wie ein neuer FrĂĽhling in ihr erblĂĽhte. Einer, der ihre Segel mit Hoffnungen fĂĽllte. Einer, der ihre Bilder bunter malte. Ihre Welt mit Sonne durchzog und die Schatten verbannte.
Ihre Finger legten sich neben seine auf die Fensterbank. Fasziniert beobachtete sie die Unterschiede. Seine Haut war rau und gebräunt. Ihre dagegen hell und weich. Seine Hand war um so vieles größer als ihre eigene.
„Bist du es jetzt?“, fragte sie tonlos und richtete ihre Blick fest auf seinen.
Seine Halsschlagader pochte wahnsinnig.
„Ehrlich?“
Sie nickte.
„Offengestanden, ich bin mir nicht sicher. Als du fort warst, habe ich dich verflucht. Ich wollte dich verachten aber ich konnte es nicht. Und dann hatte ich begonnen, dich aus meinen Gedanken zu verbannen, denn solange du nicht da warst, verbat ich mir, an dich zu denken.“
„Ich bin wieder da.“
„Das ist ja das Problem. All diese widersprüchlichen Gefühle kommen zurück und ich hatte mir geschworen, nicht mehr den Kopf planlos wegen einer Frau zu verlieren.“
Ihre Finger wanderten an seine heran, berĂĽhrten sie aber nicht, weil sie Angst hatte. Dann schwiegen sie. Die Macht seiner GefĂĽhle, sowohl guter als auch schlechter, umnebelte ihn wie eine Wolke. Sie lieĂź ihn lieber in seiner Gedankenwelt. Er musste sich erst einmal sortieren.
„Wo bist du überhaupt gewesen?“, fragte er plötzlich zu ihrem Erstaunen.
„Ich war bei dir Zuhause, sehr oft, aber es gab nie ein Lebenszeichen von dir.“
„Ich war in Australien, bei Mom und Dad. Sie werden dort bleiben, für den Rest ihres Lebens.“
„Und du?“, er hätte sich beinahe nicht getraut, diese Frage zu stellen.
„Ich gehöre hierher. Woanders würde ich nie so glücklich werden wie hier.“ Die Nebel um seine Schläfen schienen sich aufzuklären.
„Außerdem werde ich jetzt Lehrerin.“ Er sah sie schon vor sich, wie sie die Schüler mit ihrem Unterrichtsstoff begeisterte. Die lange Lockenmähne zu einem Zopf zusammengebunden und die hübschen Beine in eleganten Stoffhosen versteckt.
Sie lächelte freundlich und offen. Jetzt, wo sie wieder miteinander sprachen, ließ sie ihre Deckung fallen. Sie gab alles von sich preis, verlangte nichts im Gegenzug. So, wie es damals gewesen war. Sie vertraute ihm. Und er… hatte nie aufgehört, ihr zu vertrauen.
„Was ist aus Ginny und Ron geworden?“ Sie war ehrlich interessiert und er freute sich, dass sie an ihre Freunde dachte.
„Wenn du möchtest, gehen wir sie heute besuchen. Ich habe Feierabend und Ron und Luna geben ein Abendessen im Fuchsbau.“
Sie sah ihn fragend an.
„Verlobt“, sagte er und fing schallend an zu lachen. Es war so ansteckend, dass sie mit einfiel. Gemeinsam lachten sie sich die vergangene, einsame Zeit aus der Seele. Sie lachten, bis sie Bauchschmerzen hatten und die Tränen kullerten.
„Das tat gut“, hauchte Hermine und wischte sich die Tränen fort. Dasselbe tat sie mit seinen Tränen. Er erstarrte, entspannte dann aber sofort und ab da wusste sie, dass nichts verloren war. Ihre innere Rose erblühte.
„Ich würde dich gerne begleiten.“
„Apparieren wir?“ Sie nickte. Noch bevor ein Wort zwischen ihnen fiel, griff sie nach seiner Hand.
„Nimm mich mit, ja!?“ Sie wirkte unsicher, doch als er den warmen Händedruck erwiderte und zart über ihren Handrücken streichelte, wusste sie, sie war Zuhause.
Damals hatte es mit der Verbindung ihrer Hände begonnen und heute würde diese Verbindung durch ihre Hände erneuert werden.
Sachte sah sie zu ihm empor und wurde sich bewusst, dass sie nur darauf gewartet hatte, zu ihm zurückkehren zu können.
An seiner Seite war sie vollkommen.

***

Alles, was ich bin, bist du.

***

Ich danke euch, dass ihr mich ermuntert habt, aus einem Oneshot einen Dreiteiler zu machen. Eigentlich galt die Geschichte fĂĽr mich nach dem ersten Kapitel als abgeschlossen und obwohl sie sich nicht 'ich liebe dich' gesagt hatten, waren sie dennoch miteinander in Liebe verbunden.
Auch im letzten Kapitel sagen sie sich nicht 'ich liebe dich', weil ich es zu plump finde, um in dieser Geschichte ihre Liebe auszudrĂĽcken.

Diese Liebe ist etwas Besonderes und die Gesten, die sie teilen, drücken ihr Vertrauen und ihre Liebe viel mehr aus, als es ein paar Worte jemals könnten.

Ich danke euch allen und hoffe, dass ihr auch einmal solch eine Liebe erfahren werdet.

Eure Lily


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