von MissHypocrisy
Der heilige Abend war gekommen.
Die verbliebenen Lehrer und Schüler saßen bei einem gemütlichen Abendessen, das an einem einzigen Tisch stattfand und überall herrschte aufgeregtes, fiebriges Tuscheln.
Während anschließend die Schüler in ihren Betten lagen und sich auf den Weihnachtsmorgen und ihre Geschenke freuten, feierte das verbliebene Kollegium in selbigen hinein.
Um halb eins schließlich stand eine schon recht beschwipste Minerva McGonagall auf und verkündete mit rosa Wangen.
"Lasst uns jetzt ans Wichteln gehen!"
Alle strahlten, ob es vom Kerzenlicht, der Vorfreude oder dem viel geflossenen Met kam war nicht zu sagen.
Die Wichtelgeschenke waren alle auf einem kleinen Tischchen aufgebaut, natürlich alle anonym, denn das war ja das Lustige daran- nun, zumindest laut der hicksenden Minerva.
Sie begann Namen zu verlesen und Päckchen zu verteilen.
Bei so viel Freude und Albernheit in der Schule beschloss Severus sich aus dem Staub zu machen.
Der Feuerwhisky war aufgebraucht, den süßen Met hatte er nie gemocht und an dieser 'Wichtelei' hatte er ja ohnehin nicht teilgenommen.
Aus gutem Grund, wie er jetzt innerlich zufrieden feststellte.
Er erhob sich gerade, als:
"Severus"las Minerva laut von einem Päckchen ab.
"Oh, wie schön! Du hast also doch teilgenommen!" frohlockte sie vergnügt und Severus kam der Gedanke dass diese Art von fröhlicher Senilität eine Art Fluch des Rektorpostens sein musste.
Das Päckchen in dunkelblauem Papier wurde weitergereicht, auf dem Weg betastet und betatscht und fand endlich zu seinem verblüfften Besitzer.
'Wenn jemand meinen Namen in den Hut geworfen hat und ich keinen gezogen habe, dann wird gleich jemand ohne Geschenk dastehen' dachte er peinlich berührt.
Doch alle Geschenke wurden verteilt und niemand ging leer aus.
'Sollte das ein dummer Streich sein?' fragte er sich und beäugte das Päckchen misstrauisch.
'Wie wäre es wenn du es einfach öffnest?'
'Ja, ja..' Natürlich musste der Alte sich zu Wort melden, wenn es Geschenke, Streiche und Met gab..!
Vorsichtig löste er das Papier.
Zum Vorschein kam eine kleine geschnitzte Holztruhe. sie war sehr dunkel und veschiedene Muster waren hineingeschnitzt.
Zaghaft, immer bereit zur Seite zu springen, öffnete er das Kästchen.
Er erblickte diverse verschieden große Fläschchen und Phiolen.
Sie waren alle von Hand beschriftet und sorgfältig verkorkt.
Misstrauisch betrachtete er die Etiketten:
Freiwillig gegebenes Einhornblut
Acrumantula-Gift
Veela-Haar
Basilisken-Gift
Billywig-Stacheln
Bundimun-Sekret
Demiguise-Haar
Doxy-Gift
Graphorn-Haut
Jobberknoll-Federn
Lobalug-Gift
Mantikor-Haut
Nundu-Wimpern
Phönix-Tränen
Ramora-Schuppen
Runespoor-Eier
Tebo-Haut
All dies waren beste Zutaten für Tränke.
Und zwar der seltensten und kostbartsen Art!
Seit Jahren hatte er vergeblich versucht an Ramora-Schuppen zu kommen!
Wer konnte ihm ein solch wertvolles Geschenk gemacht haben?
Grübelnd sah er sich um.
Hagrid vielleicht?
Als Wildhüter hatte er viele Kontakte und kam gut an solche Dinge heran.
Doch während er noch darüber nachdachte, brach Clara sich einen Zahn an ihrem Geschenk ab- einem päckchen selbst gebackener, hübsch verzierter Felsenkekse- und Hagrid outete sich als ihr Wichtel indem er vor Schreck seinen Stuhl umwarf und sich immer wieder entschuldigte.
Severus sah sich um.
Alle anderen hielten Feuerwhiskypralinen, selbst gestrickte Socken, Mützen und Schalsin allen Farben, Bücher oder Kekse in ihren Händen.
Warum nur hatte er als Einziger ein derart besonderes Geschenk erhalten?
'Sie werden Fragen stellen. Sie werden es anschauen wollen und Mutmaßungen anstellen!'
Das konnte peinlich werden...
Was aber noch schlimmer war, das alle sich an seinen kostbaren Flaschen die nasen reiben und die unschätzbaren Trankzutaten mit unwürdigen Händen betatschen würden- wenn nicht gar etwas zu Bruch ging bei diesem vorherrschenden Alkoholpegel!
Er warf einen letzten Blick auf Hermine, die in ihrem dunkelgrünen Samtkleid und ihrem Wichtelgeschenk- einer quitschrosa Wollmützemit orangenem Bommel und Glöckchen, die sie gleich aufgesetzt hatte und die sich mit ihrem Kleid fürchterlich biss- einfach bezaubernd aus.
Konnte sie...?!
'Nein', er schüttelte den Kopf über seine Dummheit und stahl sich davon, als alle Aufmerksamkeit sich auf Neville richtete, der höchst angeheitert eine Parodie von Wandeline der Ulkigen gab.
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