1. Er würde nie verstehen, was so toll an seinem Dad war. Klar, er hatte den Todesfluch zweimal überlebt, das Trimagische Turnier gewonnen, war der jüngste Sucher seit einem Jahrhundert gewesen und hatte gegen Drachen, Riesenspinnen, Riesenschlangen, Trolle und andere magische Wesen gekämpft und einen wahnsinnig bösen Zauberer besiegt, aber für James war er einfach nur sein Dad. Der Mann, der ihm abends zusammen mit seiner Mum Geschichten vorlas oder erzählte, der gerne mit ihm, Al, Lily und Mum Quidditch spielte, Sonntags beim Frühstück die Zeitung las, wenn er frei hatte und immer betonte, dass diese Geschichten alles, was er gemacht hatte, viel heldenhafter klingen ließen, als es tatsächlich war. James versuchte das den Leuten immer zu erklären, wenn sie ihn über seinen Vater ausfragten, aber merkwürdigerweise schien ihm niemand zu glauben.
2. Er war schon immer leichtsinnig gewesen und handelte erst, bevor er über die Konsequenzen nachdachte. Er machte gerne Witze und liebte es, Produkte aus dem Scherzartikelladen seines Onkels George zu testen, die der ihm immer zusteckte. Und er war stolz, wenn die Erwachsenen ihn lachend ansahen und ihm auf die Schulter klopften mit den Worten: "Du machst deinen Namensgebern alle Ehre. James und Sirius wären stolz auf dich gewesen!" Und er war froh, dass er von Natur aus so war wie sein Großvater und der Patenonkel seines Dads, denn er wollte sich nicht die Enttäuschung vorstellen, die er in ihren Gesichtern lesen würde, wenn er nicht so wäre.
3. Seit er zum ersten Mal auf einem Besen gesessen hatte, wusste er, dass er in Hogwarts Quidditch spielen wollte. Als sein Dad ihn zum ersten Mal zu einem professionellen Quidditchspiel mitnahm, wusste er, dass er nach Hogwarts Quidditch spielen wollte. Und dieses Ziel hatte er erreicht. Er hatte sonst vieles schleifen lassen in der Schule, Fächer nicht ernst genommen, Hausaufgaben nicht gemacht und er war mehr als einmal im Unterricht eingeschlafen, weil er am Abend vorher zu lange trainiert hatte. Er war oft von Lehrern bestraft worden und hatte sich mit seinen Eltern gestritten, die seinen Wunsch, professionell Quidditch zu spielen, zwar verstanden und auch unterstützten (immerhin war seine Mum selbst Quidditchspielerin gewesen), aber trotzdem von ihm erwarteten, dass Quidditch nicht alles in seinem Leben war, dass er auch zeigte, dass er zu Verantwortung in der Lage war und andere Pflichten erfüllen konnte.
Er hatte diese Einstellung lange nicht verstanden und sich auch nicht weiter darum gekümmert, denn selbst als er sah, wie stolz Rose darauf war, so viele "Ohnegleichen" in ihren ZAGs bekommen zu haben und Lily sich freute, dass sie nach einer Woche Üben endlich den Accio-Zauber beherrschte, war er nicht der Meinung, dass seine Eltern Recht hatten, denn er hatte auch hart gearbeitet, um so gut zu werden, so schnell, so präzise, so geschickt, so unschlagbar und konnte zurecht stolz darauf sein.
Er änderte seine Einstellung erst, als seine Mutter ihn mit ihrer ehemaligen Teamkollegin Gwenog Jones bekannt machte und sie ihn nach seinen Schulnoten fragte, nachdem er ihr erzählt hatte, dass er nach der Schule Quidditch spielen wollte, nach seinen Schulnoten, nicht nach seiner Erfahrung, der Position, auf der er spielte oder der Anzahl der Siege, die er bereits errungen hatte. Er schaute sie verständnislos an und sie ihm erklärte, dass die Talentsucher nicht nur auf Können, sondern auch auf seine Noten achteten, die ihnen zeigten, dass er seine Zukunft ernst nahm und er bereit war, trotz Quidditch hart für die Schule zu arbeiten und gute Leistungen zu erbringen.
James hatte monatelang auf seine UTZe gelernt und als er sie dann hinter sich hatte und ihm seine Noten mitgeteilt wurden, hätte er nicht stolzer sein können als bei seinem besten Quidditchspiel. Und obwohl er viele Jahre lang nur spielte und gut war und als Teamkapitän sein Team zu Weltmeistern machte, war er doch froh zu wissen, dass er noch mehr konnte als nur Quidditch zu spielen.
4. Er war gerne berühmt. Er war gerne der erstgeborene Sohn von Harry Potter. Er hatte sich unzählige Male die Artikel durchgelesen, die nach seiner Geburt in den Zeitungen erschienen waren und er fand es toll, dass Menschen, die er gar nicht kannte, ihn kannten und sich wegen seines Vaters für ihn interessierten, auch wenn ihm dieses riesengroße Interesse an seinem Vater unverständlich war. Er wusste, dass Albus diese Berühmtheit zuwider war und dass er es hasste, wenn Leute ihn auf ihren Dad ansprachen und dass viele Mädchen nur aus diesem Grund Interesse an ihm hatten. James war immer der Ansicht, dass es besser war, dass die Leute einen überhaupt kannten und sich interessierten, egal ob man selbst oder ein berühmter Vater der Grund dafür war.
Doch erst als er für etwas berühmt wurde, was er selbst getan hatte (Quidditch) und nicht für etwas berühmt war, auf das er absolut keinen Einfluss hatte, wusste er diese Aufmerksamkeit richtig zu schätzen. Und erst seit dieser Zeit war er wirklich stolz darauf, von anderen Leuten erkannt und bewundert und gelobt zu werden.
5. James mochte Mädchen. Sehr. Und sie mochten ihn. Immerhin war er Harry Potters Sohn. Und es war auch recht hilfreich, dass er ziemlich gut aussah. Aber er wollte nichts festes. Anfangs, als er damit anfing, mit Mädchen auszugehen und rumzuknutschen (und noch mehr), fühlte er sich zu jung für irgendetwas ernstes. Und als er sah, wie Albus' Herz gebrochen wurde und er wochenlang niedergeschlagen war, wusste er, dass er so etwas nie erleben wollte. Stattdessen traf er sich mit noch mehr Mädchen und machte noch schneller mit ihnen Schluss. Er verbot sich, irgendwelche tieferen Gefühle für eine von ihnen zu empfinden.
Und jahrelang war er sehr glücklich mit dieser Philosophie. Als Profispieler warfen sich die Frauen ihm scharenweise an den Hals. Doch als sein Großvater einen schweren Herzinfarkt hatte und tagelang nicht klar war, ob er durchkommen würde, weil er auf keinen einzigen Zauber oder Trank ansprach und die ganze Familie im Krankenhaus war und auf Neuigkeiten wartete, da war er der einzige, der alleine war. Seine Mum hatte seinen Dad, Albus hatte seine Frau Tia, Rose hatte Scorpius, Lily ihren damaligen Freund Howard und nur er hatte niemanden. Niemanden, der ihn umarmte und ihm sagte, dass alles gut werden würde, der ihm durch seine bloße Anwesenheit helfen konnte und auf den er sich stützen konnte.
Und deshalb warf James schließlich seine Prinzipien über Bord und überwandt seine Angst, verletzt zu werden, denn die Angst, für den Rest seines Lebens alleine zu sein, war viel größer. Als er sich schließlich verliebte, fragte er sich, warum er so lange damit gewartet hatte.
6. Es störte ihn nicht, dass Albus ihn nicht zu seinem Trauzeugen gemacht hatte. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, es einmal zu werden, seit Al sich mit Scorpius angefreundet hatte (und davor hatte er über solche Dinge noch nicht nachgedacht). Als Al ihn schließlich eines Abends fragte, ob es ihm nichts ausmachte, dass er sich Scorpius ausgesucht hatte, hatte James nur gelacht und gemeint, er sei nicht der Richtige für diesen Job.
Damals war er nicht von der Ehe überzeugt gewesen und hatte ehrlich gesagt auch ein bisschen Als Zurechnungsfähigkeit angezweifelt, da er sich mit Mitte zwanzig an eine einzige Frau binden wollte, aber er wusste, dass sein Bruder das wollte und dass er glücklich war und das hatte James ihm auf keinen Fall kaputt machen wollen. Und da er am Altar neben Al keine schlechte Stimmung verbreiten wollte, war er mehr als froh darüber, dass Scorpius diesen Part übernahm (dessen Zurechnungsfähigkeit James übrigens noch mehr anzweifelte, da dieser zu dem Zeitpunkt bereits mit Rose verheiratet gewesen war).
7. Zu sagen, dass er überrascht war, als Al nach Slytherin kam, wäre eine Untertreibung gewesen. Obwohl er seinen Bruder damit aufgezogen hatte, dass dieser vielleicht nicht nach Gryffindor kommen würde, um ihm Angst zu machen, hatte er nie daran gezweifelt, dass Al in das gleiche Haus kam wie er. Bei ihm hatte der Sprechende Hut keine Sekunde gezögert und er war davon ausgegangen, dass es bei Al ebenso sein würde. Als der Hut bei ihm dann aber "Slytherin!" gerufen hatte, wäre James beinahe aufgestanden und hätte den Hut dazu aufgefordert, es sich noch mal zu überlegen.
8. Er hatte sich nie als den großen Beschützer seiner kleinen Schwester gesehen. Das war immer Als Aufgabe gewesen und James war der Ansicht, dass Lily ein beschützender großer Bruder reichte. Sie musste ihre eigenen Erfahrungen machen und vor den wirklich schmerzhaften Dingen konnte einen keiner beschützen. Er war jedoch kurz davor, sie vor Leonard McLaggen zu warnen, denn diese Art von Jungen kannte er genau, da er selbst so einer war. Doch als er den Streit sah, den Lily und Al hatten, weil er ihr riet, sich vor ihm in Acht zu nehmen, ließ er es. Mit seiner kleinen Schwester war nicht zu spaßen. Aber als McLaggen dann mit Lily Schluss machte, sie völlig am Boden zerstört war und James ein paar Tage später hörte, wie er überall herumerzählte, dass die kleine Potter viel zu verklemmt war und ihn nicht mal in die Nähe ihres Höschchens gelassen hatte, da verprügelte James ihn so sehr, dass er sich dabei die Hand brach. Aber das war es wert, denn niemand sagte so etwas über seine kleine Schwester.
9. Bill war sein Lieblingsonkel. Nicht George, wie viele glaubten. James liebte es, Bill zuzuhören, wenn dieser über seine Abenteuer in Ägypten sprach. Außerdem hatte er es geschafft, eine Veela abzukriegen, einen Werwolfsangriff fast unbeschadet zu überleben und trotz Grandmas Nörgelei einen Giftzahnohrring zu tragen. Man konnte nicht sehr viel cooler sein als er.
10. Er hatte für Tiere nie viel übrig gehabt. Eulen waren zwar praktisch, denn sie überbrachten die Briefe, aber er musste keine eigene haben, um seine Post zu verschicken. Katzen fand er einfach nur nutzlos. Sie zogen den ganzen Tag und die ganze Nacht durch die Gegend, hatten scharfe Krallen und konnten noch nicht mal irgendwelche aufregenden Tricks. Von Kröten ganz zu schweigen. Die waren nicht nur nutzlos, sondern auch noch schmierig und schleimig. Nein, Tiere mochte James ganz und gar nicht. Trotzdem war sein Lieblingsfach in Hogwarts Pflege Magischer Geschöpfe. Hagrid war einfach der witzigste und unterhaltsamste Lehrer, den man haben konnte und Knallrümpfige Kröter waren mit Katzen wirklich nicht zu vergleichen.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.