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Fanfiction

Der Einsatzbefehl - Der Einsatzbefehl

von rodriquez

Der Einsatzbefehl

Ein Chef am Morgen bringt Kummer und Sorgen, und wenn dieser Chef auch noch der unmittelbare Vorgesetzte und zeitgleich der Minister für Zauberei ist, umso mehr.
Und noch viel schlimmer wird es, wenn der Chef, kurz vor Feierabend auftaucht, und zwar genau dann, wenn man seinen Rucksack schon auf den Rücken gespannt hat.
Und so sollte es auch sein.
Hermine Granger, die jüngste Chefin aller Zeiten, der Abteilung für magische Strafverfolgung, im Londoner Zaubereiministerium bemerkte sofort den ernsten Blick, als der Minister und Freund ihr Büro betrat.
Pünktlich, eine Minute nach Sieben, den Mantel bereits vollständig zugeknöpft, den Stuhl unter den Tisch geschoben, und den Rucksack längst auf den Schultern.
Monatelang war Ruhe. Keine Besonderheiten. Keine Auffälligkeiten. Nur Bagatellfälle.
Wortlos nahm sie die persönlich überbrachten und schriftlichen Instruktionen entgegen, und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend machte sie sich auf den Weg zum Leiter des Aurorenbüros.
Obwohl ihr Weg über den Flur nur wenige Sekunden dauern würde, schaffte sie es die wichtigsten Informationen zu erfassen:
Einsatzbefehl. Mindestens fünf Auroren !
Nordkap.
„Beides könnten Probleme bereiten“, murmelte sie gedankenvoll, als sie mit klopfendem Herzen die Tür zu Harrys Büro in Griffweite hatte. Aber das gleich noch mehr…
Erst als sie die Türklinke bereits in Händen hielt, wurde ihr bewusst, dass sie es seit Tagen strengstens vermied in die unmittelbare Nähe dieses Büros zu kommen, geschweige denn, es zu betreten.
Ohne Anzuklopfen trat sie ein.
Auf die Schnelle zählte sie vier Augenpaare, die sie fragend anstarrten.
Mutig schwenkte sie ihren Arm mit dem Einsatzbefehl über dem Kopf.
„Einsa ... t ...z“.
Ihr anfänglicher Mut war sofort verflogen, als sich ein bestimmtes, grünes Augenpaar in ihren Pupillen einbrannte.
Ein Augenpaar, das sie genauso nervös und zitternd fixierte.
Nachdenklich schaute sie einen kurzen Moment zu Boden, richtete sich mit neuem Mut wieder auf, und versuchte einen Neuanfang.
„Kingsley hat mir einen Einsatzbefehl persönlich überbracht. Fünf Auroren sollen sich sofort auf den Weg machen. Zwei Todesser treiben ihr Unwesen am Nordkap.“
„Todesser?“, wiederholte Harry erstaunt. In seiner Stimme ein leichter unterschwänglicher Ton.
„Todesser, schwarze Zauberer, Verbrecher, was immer du willst“, reagierte Hermine gereizt und außergewöhnlich kalt.
„Trotzdem können wir uns nicht an die Anweisung halten“, erdreistete sich Harry erneut zu unterbrechen.
Und wieder schaute Hermine kurz von ihrem Pergament hoch, und blitzte ihn mit ihren Augen an.
„Es ist kurz vor Weihnachten, und wir sind nur zu Viert“, zuckte er teilnahmslos mit dem Oberkörper, was ihm einen weiteren giftigen Blick einbrachte.
Harry schüttelte unschuldig seinen Kopf, wirkt aber eingeschüchtert.
„Paragraph eins: Seiner Chefin sollte man nicht widersprechen, denn sie hat immer Recht“, murmelte er vor sich hin.
Genervt sah sich Hermine um, und zählte still die Anwesenden.
„Fünf!“ erwiderte sie, mit immer noch frostigem Ton.
„Paragraph zwei: Hat sie einmal nicht Recht, tritt automatisch Paragraph eins in Kraft“, Harry wirkte gelangweilt, und zählte mit seinem Zeigefinger laut und deutlich mit.
„Der Esel nennt sich immer zuerst“, imitierte Harry die Stimme seiner einstigen, besten Freundin, zeigte auf sich, und reckte de Daumen in die Höhe. „Eins. Ernie, zwei ... Seamus, drei, Lavender vier.“
Harry wiederholte das Spiel, tat so, als würde er nochmals durchzählen.
Aber außer Ernie MacMillan, Seamus Finnegan, Lavender Brown, ihm selbst und natürlich Hermine, die er nicht mitzählte, konnte er niemanden finden.
Zum Glück hatte er den ursprünglichen Plan noch einmal überarbeitet, sie würde ihm die Hölle auf Erden weiter erhitzen.
Er sieht sie genau vor sich, wie sie in der Küche die Einsatzpläne in Händen hielt, und ihn vorwurfsvoll zur Minna machte. Zu dem Zeitpunkt standen eigentlich nur zwei Namen zur Debatte. Nun hatte er es immerhin auf vier Bereitschaftsauroren für die Weihnachtszeit gebracht. Für seine Verhältnisse, eine Sensationelle Leistung!
Provokativ schaute er sogar unter dem Tisch nach, was Hermine nun vollends auf die Palme brachte.
Ausgerechnet Lavender, ausgerechnet Harry, dachte sie panisch, entschloss sich aber zu einem mutigen Schritt.
„Die fünfte Person werde ich sein“, sagte sie energisch.
„Kommt überhaupt nicht...“, erwiderte Harry mindestens genauso energisch, doch er verstummte sofort, unter Hermines neuerlichen, tödlichen Blicken.
„Paragraph drei: Widerspreche nie, - niemals deinem Chef“.
„Könntest du mal die Pantoffeln ausziehen, Harry?“, lästerte Seamus. „Das sind ja noch schlimmere Zustände als zu Hogwartszeiten…“
„Wir müssen sofort los“, ignorierte Hermine den Hohn ihrer Untergebenen. „Besorgt euch warme Kleidung und dann treffen wir uns in zehn Minuten bei Kingsley, bis dahin sollte der Portschlüssel aktiv sein.“
Mit diesen Worten - natürlich im Befehlston gesprochen, der keinen Widerspruch duldete, wandte sie sich ab, und ging erhobenen Hauptes aus dem Büro.
Nur ein Trugschluss, denn draußen auf dem Flur klappe ihr Gesicht nach unten, sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, schloss die Augen und atmete tief durch.
Noch immer wird sie allein von seiner Gegenwart nervös, so sehr, dass sie den Boden unter ihren Füssen verliert.
Aber insgeheim war sie stolz, denn sie hatte die Situation bravourös gemeistert, wie sie zumindest glaubte, aber sie bemerkte auch, dass sie still und heimlich von zwei Augen hinter eine Nickelbrille aufmerksam beobachtet wurde.

Sie beugte sich zu ihm hinunter, während sie ihr Becken so aufreizend vor und zurück, rauf und runter bewegte… Ihre Lippen pressten sich auf die seinen, erstickten sein tiefes Stöhnen und er packte ihre Hüften, drängte sie dazu, sich noch rascher zu bewegen…

Als die Tür zu Harrys Büro zu knarren begann, raffte sie sich, die Gedanken abschüttelnd auf, und machte sich mit eiligen Schritten davon.
Pünktlich betrat sie zehn Minuten später das Büro des Zaubereiministers.
Dick eingepackt in Wintermäntel und Kälteschutzkleidung wurde sie bereits von den vier Auroren erwartet.
„Bist du sicher, dass du dir das antun willst?“ fragte Kingsley.
„Ja!“ antwortete sie entschieden und sah sich mit empörten Blicken um.
Ihre Augen blitzten und fanden Harry sofort. Nur einer konnte Kingsley ins Gewissen geredet haben…
„Du warst eine Ewigkeit nicht mehr da draußen.“
„Könntest du Harrys Worte wenigstens umformulieren?“, giftete Hermine. „Du hast Fünf beordert, einer fehlt, und den werde ich ersetzen. Basta!“
„Sie hatte schon immer einen dicken Kopf, lass es Kingsley“, flüsterte Harry dem Minister zu, gerade so, dass es Hermine noch verstehen konnte. „Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird es dir niemals gelingen, sie umzustimmen.“
Mit einem leichten Seitenblick erfasste Hermine die Szene, ließ sich aber nichts anmerken, glaubte aber ein Schmunzeln auf dem Gesicht des Ministers zu erkennen.
„Was läuft da zwischen euch Harry?“ flüsterte Kingsley. „Ihr wart die besten Freunde, aber seit der Weihnachtsfeier…“
„Zwei eventuelle Todesser…“, versuchte Hermine, die Aufmerksamkeit mit erhobener Stimme auf sich zu lenken, und eröffnete so die Erklärungen. „…Laut unserem Informanten. Die Meldung ist etwa dreißig Minuten alt, eine Kleinstadt mit etwa 6000 Einwohnern, unmittelbar am Nordkap. Seit ein paar Tagen wird die Bevölkerung tyrannisiert. Die Muggel konnten mit den merkwürdigen Geschehnissen nichts anfangen, erst jetzt brachte ein Aufklärer Gewissheit, dass es um schwarze Magie handelt.“
„Hier ist euer Portschlüssel“, sagte Kingsley, und übergab Hermine eine alte Kaffeemaschine.
Sie nahm sie entgegen und stellte das Gerät auf dem Besuchertisch ab.
Erwartungsvoll blickte sie ihre Begleiter an.
Harry benetzte mit der Zunge seine Lippen, blieb aber in Kingsley Nähe, denn er schuldete ihm noch eine Antwort: „…Das musst du sie selber fragen. Sie redet nicht mit mir.“

…eine verspielte Zunge, weiche, wunderbare Lippen, harte feste Zähne, die sich in ihre Klitoris krallten, die ihre Perle der Lust umspielten bis sie nur noch keuchen, zittern und vor Glückseligkeit schreien konnte…

So schnell der Gedanken gekommen war, so schnell wollte sie ihn auch wieder verdrängen. Es war ganz offensichtlich doch schwerer etwas zu vergessen, das man eigentlich gar nicht vergessen möchte. Es ist nicht einmal eine Woche her…
Die Zunge war zu Harrys unglaublichen Augen geworden. Das Grün seiner Pupillen war kräftig, und doch schien es zu zittern.
Er richtete seinen Körper gerade, als er die gefährlich blitzenden Blicke registrierte. Trotzdem streute er Salz auf die Wunde indem er deutlich und ohne Räuspern zu verstehen gab: „Die Leitung der Mission obliegt mir. Wenn ich sage - Nein - dann heißt das auch Nein!“
Untergrabung der Autorität. Bevor Hermine zur Erwiderung ansetzen konnte, stärkte Kingsley Harry den Rücken.
Um sich nicht ganz zu entblößen strafte sie ihn mit einem durchdringenden Blick.
Bis auf Harrys Finger berührten bereits alle anderen den Portschlüssel.
Erst nachdem Hermine zu einem schwerfälligen zustimmenden Nicken ansetzte bewegte er sich langsam vorwärts. Noch immer starrte er sie an.

Ihr Anblick machte ihn wahnsinnig und wirr. Alle Vorhaben flogen über Bord. Er hatte nur noch Augen für sie. Der Wahnsinn, dieses sensationelle, hautenge Kleid, das zudem ihre wunderbaren Rundungen betonte, dass sie ihn regelrecht ansprangen. Ihre Figur, dieser Körper. Er steigerte sich in einen Wahn. Er gaffte, bis ihm die Augen aus dem Kopf fielen.
Allen Ernstes, sein Kopf war so hemmungslos, dass er ohne Scham eine Erektion nur bei ihrem Anblick bekam.

Dick eingepackt in einen Parka, Mütze mit Bommel, ein Schal um den Hals, Moonboots an den Füßen, Handschuhe griffbereit.
Wahrlich kein Anblick der einen Kerl in helle Aufregung versetzen würde, und doch war da etwas, das ihn zumindest Andeutungsweise erregte.
Ihre Augen. Ihr Wesen. Ihre Anwesenheit. Dinge, die für den Moment ausreichend war. Seit etwas mehr als einer Woche, war er ihr nicht mehr so nah gekommen, wie in diesem folgenden Moment.
„Ich komme ja schon“, rief er infolge Hermines ungebrochenen, mahnenden Blicken, und brachte gerade noch im letzten Moment seinen Finger auf das Gerät. Er war ihr dabei so nah, dass er zitterte, und es lag nicht an der immer größer werdenden Kälte in die sie unterwegs waren.
„Long live Rock n' Roll“, gröhlte Kingsley lauthals hinter ihnen her.
Ernie und Seamus sahen sich fragend an, und ließen ungläubig schmunzelnd ihre Zeigefinger vor der Stirn kreisen.
„Säuft unser Minister etwa heimlich?“, fragte Seamus grinsend, während Hermine keine Gnade kannte, und immer noch drohend in smaragdgrüne Augen funkelte, während alles um sie herum im Nebel versank, und er der Versuchung nicht widerstehen konnte sie zu berühren.
Harry wunderte sich selbst, dass seine Finger nicht zitterten, ganz ruhig und einträchtig, nicht Hand in Hand, aber nebeneinander lagen ihre Hände. Sie berührten sich leicht mit den Außenflächen.
Auch wenn es sonst niemand mitbekommen hatte, so war ihr das Thema doch sichtlich unbehaglich, und sie hatte absolut kein Interesse an einer Ausarbeitung ihrer angespannten Situation, das hat niemanden zu interessieren. Sie schaffte es aber auch nicht ihre Hand zu entfernen.
Sofort begann sich alles im Kreis zu drehen, und je länger der Flug dauerte, desto kälter wurde es um Einsatzkräfte.
Endlich kam ihr Flug durch Zeit und Raum zum Stillstand, ihre Gesichter fühlten sich bereits eisig kalt und steif an. Hermine schaffte es endlich ihre Hand von der eigentlich gar nicht so unangenehmen Stelle zu lösen, die Handschuhe überzuziehen und ihren Schal schützend bis zu den Augen hochzuziehen.
„Zieht eure Schals ganz weit über euer Gesicht“, sagte Harry schwer verständlich und durch den Schal hindurch ziemlich stumpf klingend.
Vor ihnen lag ein unendlich anmutendes freies Gelände, welches sich hinter einem Hügel in ihrem Rücken befand.
Schnee soweit das Auge reichte. Keine Vegetation, nur eine triste Einöde.
Wäre der kleine Hügel nicht gewesen, hätte man leicht die Orientierung verloren, die Umgebung wirkte, wie eine unendliche Schneewüste.
Wir müssen nur über diesen kleinen Hügel“, erklärte Hermine mit geschultem Blick auf eine Landkarte, aber nicht minder undeutlich, und alle anderen folgten ihr, als sie sich an den Anstieg machte.
Die Lichter einer friedlich anmutenden Kleinstadt leuchteten ihnen entgegen, der Himmel färbte sich in einem schwachen rötlichen Licht.
Vereinzelte Fahrzeuge befuhren die scheinbar einzige große Straße, die am Ende der Stadt in einer riesigen Schneewand zu enden schien.
Schneeverwehungen machten die Straße außerhalb der Stadt unpassierbar, und war wohl auch nur für den innörtlichen Transport geräumt worden.
„Keine Zufahrtswege“, murmelte Seamus, sichtlich beeindruckt. „Wie kommt man in dieses Kaff?“
Nur wenige Menschen liefen umher, scheinbar beschäftigt mit letzten, hektischen Einkäufen.
Auf Grund dessen schafften es die fünf Neuankömmlinge unerkannt den Ortsrand zu erreichen, wo sie, geführt von Harry und Hermine in eine düstere Seitenstraße abbogen.
„Mit dem Flugzeug oder einer Schneeraupe“, antwortete Hermine selbstbewusster.
„Oder man Disappariert“, nuschelte Harry unter seinem Schal. Ein wenig wirkte er genervt, weil sich Hermine scheinbar doch nicht an die Anweisung zu halten schien.
Aber hatte er wirklich etwas Anderes erwartet?
Die Beiden liefen schweigend auf gleicher Höhe nebeneinander her, wie ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hatte. Für die Anderen, erweckten sie den Eindruck, sie würden sich ignorieren. Gelegentlich wechselten sie nervöse Blicke untereinander und rollten mit den Augen.
Die gereizte Atmosphäre war spürbar, und der Urknall jede Sekunde erwartet.
Lavender stieß Seamus in die Rippen, und deutete auf dieses alte Ehepaar, das sie anführte.
„Sie laufen nebeneinander, wie früher“, flüsterte Seamus und nickte. „Mit dem Unterschied, dass sie sich gegenseitig wie Luft behandeln.“
„Wir sollten besser die Klappe halten“, mischte sich Ernie an. „Am Ende müssen wir ihre Laune ausbaden.“
Unter ihren Füßen knirschte der Schnee, ein eisiger Wind pfiff um ihre Ohren, und der mittlerweile feuerrote Himmel, erleuchtete alles in einem traumhaften Lichtspiel. Keiner wagte mehr zu sprechen, bis Hermine die eisige Stille unterbrach.
„Hier rein“, sagte sie und stieß eine Tür am Ende der Straße auf. „Wenn meine Informationen stimmen, sollte hier unser Informant auf uns warten.“
Sie und Harry pressten sich einander zugewandt durch die Tür. Keiner gab auch nur einen Millimeter nach. Autorität und Revierkampf. Seamus hatte bei dem Anblick große Mühe nicht laut loszulachen. Er beherrschte sich, weil er genau wusste, dass er im Falle eine Lachanfalles mit seinem Leben spielen würde.
„Der Aufklärer?“, wollte Ernie wissen, bekam aber keine Antwort.
Unmittelbar nachdem Lavender, als Letzte, die Tür hinter sich zugezogen hatte, bemerkten sie, wie sie wieder freier Atmen konnten, obwohl die Kälte auch in dem Gebäude festzusitzen schien.
Ein schmächtiger, kleiner Mann trat aus der dunkelsten Ecke anmarschiert, und kam näher auf sie zu, den Zauberstab erhoben.
„Was waren die letzten Worte die Kingsley Shacklebolt zu euch gesprochen hat?“ rief die schmächtige Gestalt eindrucksvoll.
„Long live Rock n' Roll“, antwortete Harry, während der Rest der Auroren, kurz davor war, die herausgesprungenen Augen auf dem Boden einzusammeln.
„Endlich taucht ihr auf, ich frier mir hier in dem Loch den Arsch ab“, stöhnte er. „Es sind Zwei, im Moment nehmen sie gerade den Supermarkt auseinander“, eiligen Schrittes ging er an der Aurorengruppe vorbei. „Viel Glück, ich bin nur noch froh endlich aus diesem saukalten Loch wegzukommen.“
„Wo...?“, rief Ernie dem Mann hinterher.
„Raus - links die Straße runter, ist nicht zu übersehen, die einzige Leuchtreklame in dieser beschissenen Straße“, antwortete er, ohne sich noch mal umzudrehen.
„Dann sollten wir los, wir haben nicht mehr lange Zeit“, drängelte Hermine.
„Wo liegt dein Problem?“ fragte Lavender erstaunt, und verschränkte genervt die Arme vor ihrer Brust.
Hast du ein Problem mit mir? Wollte sie eigentlich fragen, weil Hermines aktueller gift spritzender Blick der einstigen Rivalin galt.
„In dreißig Minuten geht die Sonne unter“, erklärte Hermine.
„Welche Sonne?“, wunderte sich Seamus. „Hier ist es doch jetzt schon stockdunkel?“
„In einer halben Stunde ist offizieller Sonnenuntergang, dann müssen wir hier weg sein, oder wir verbringen die nächsten dreißig Tage in dieser Einöde, denn die Sonne wird erst in einem Monat wieder aufsteigen, und darauf könnte ich liebend gerne verzichten.“
„Warum hat der Aufklärer das nicht schon selber geregelt?“
„Weil er dann kein Aufklärer mehr sein könnte. Sein Arbeitsumfeld ist die Erkundung in der Anonymität“, erklärte Harry. „Und in der wird er sich jetzt sofort wieder verstecken.“
Mittlerweile waren sie zurück im Freien, und kurz vor dem Einbiegen auf die Hauptstraße. Harry suchte Hermines Blick und fand ihn tatsächlich. Sie starrte überrascht zurück, doch ohne es auszusprechen sprachen ihre Augen ein genervtes „Was?“ aus.
„Du weißt was ich meine“, versuchte Harry einigermaßen ruhig im Gegenblick zu erklären.
Bevor ihr Gedankenscharmützel fortgesetzt werden konnte, wurde Seamus von einem roten Lichtblitz überrascht, der ihn von den Füssen riss.
Mit weit aufgerissenen Augen sank er auf die Knie, und fiel, wie ein nasser Kartoffelsack auf die vereiste Straße. Sein Zauberstab kullerte aus seiner Hand und rollte über den hart gefrorenen Schnee der kaum befahrenen Hauptstraße.
„Immer wachsam!“ schrie Harry. „Immer wachsam ... Seamus! Seamus! Komm, steh auf!“ Harry schüttelte Seamus, versuchte ihn hoch auf die Beine zu ziehen, doch der rührte sich nicht. „Seamus!“
Aus seiner Schläfe rann Blut.
Harry kniete zu Boden, hielt Seamus im Arm und warf mit seiner freien Hand einen Fluch in Richtung zweier flüchtenden Gestalten, während er gleichzeitig Seamus von der Straße wegzuzerren versuchte.
Die Anderen taten es Harry gleich, mehrere Lichter in allen Farben blitzen auf, und flogen alle in die gleiche Richtung, lediglich Hermine ging Harry zur Hand, und half Seamus von der Straße wegzuziehen.
Lavender schrie verängstigt auf.
Ernie konnte gerade noch zur Seite abtauchen, und schaffte es mit einem aus dem Handgelenk geworfenen Fluch, einen der Gegner zu schocken.
Ein großer, kräftiger Mann mit einem schwarzen Umhang ging in die Knie, und sackte schließlich nach vorne weg. Mit dem Gesicht voran auf den eisigen Untergrund.
Harry ließ Seamus vorsichtig zu Boden, rief Lavender, „kümmere dich um ihn“, zu, und rannte dem noch stehenden Gegner hinterher. Hermine tat es ihm gleich.
Mit erhobenen Zauberstäben rannten sie im Gleichschritt auf den Kapuzenmann zu.
„Kümmert euch um Seamus“, rief Harry erneut über die Schulter zurück, weil Lavender immer noch reg- und hilflos am gleichen Fleck stand. „Bleibt zurück!“
Der Maskierte zuckte einige Schritte rückwärts, drehte sich um und begann zu rennen.
In Höhe des Getroffenen beugte sich Harry kurz zu ihm hinunter, ohne den Flüchtigen aus den Augen zu lassen. Mit einem Ruck riss er die Kapuze aus dem Gesicht des Niedergestreckten, und murmelte, „der ist keine Gefahr mehr.“
„Stupor!“ schrie unterdessen Hermine, auch sie war stehen geblieben, und wartete bis Harry wieder zu ihr aufgeschlossen hatte.
Sie wollte sich nun doch nicht die Blöße geben, als Chef der Truppe vom eigentlichen Leiter, Harry zusammengestaucht zu werden, was er sicherlich auch getan hätte, wenn sie allein die Verfolgung aufgenommen hätte. Außerdem hatte sei sehr wohl die Bedeutung des Blickwechsels vor dem Angriff verstanden.
„Expelliarmus!“
Ein roter Lichtstrahl aus Harrys Zauberstab traf den Flüchtigen an der rechten Schulter. Seine komplette linke Körperseite wurde von der Wucht des Fluches nach Vorne gerissen, brachte ihn aus dem Gleichgewicht bis er zu torkeln begann, seine Füße auf und Eis und Schnee keinen Halt mehr fanden, und es ihm schließlich die Beine wegzog, fast zwei Meter über dem Boden segelte er durch die Luft und knallte mit dem Gesicht voran, auf die schneebedeckte Straße.
Gefesselt und zu einem Paket verschnürt brachten die ehemals besten Freunde die Verbrecher zurück zu der Stelle, wo Lavender verzweifelt dabei war Seamus aufzurütteln.
„Bringt die Beiden sofort nach London und dann kommt zurück, um uns wieder abzuholen, bitte beeilt euch. Wir haben nicht mehr viel Zeit“, wies Harry, Lavender und Ernie an, und begann sich wieder um Seamus zu kümmern.
„Seamus ist noch nicht transportfähig“, seufzte Hermine, die neben Harry in die Hocke ging.
„Nehmt Hermine mit zurück, ich kümmere mich um Seamus“.
Hermine richtete sich wieder auf, und zerrte dabei an Harrys Ärmel, brachte ihn dazu aufzustehen.
„Mit Seamus schaffen wir das nicht, ich bleibe hier und kümmere mich solange um ihn“, beharrte er.
Hermine kniete sich zu Harry hinunter, kreiste mit ihrem Zauberstab über die blutende Wunde und murmelte, „Episkey“.
Die Wunde verschloss sich, das Blut verschwand, aber noch immer war Seamus bewusstlos.
„Ich werde hier bleiben!“, beantwortete sie Harrys fragende Blicke, und drehte sich in Richtung Ernie und Lavender. „Hilf den Beiden unser Paket wegzubringen, und holt uns dann ab.“
Harry nickte, weil es Sinn machte was sie sagte. Sie hatte bessere Heilmöglichkeiten, als er es je haben würde.
Erneut versucht Hermine mit ihrem Zauberstab gegen Seamus Verletzung anzukämpfen, weil die Wunde wieder aufgeklafft war, sie griff in ihre Tasche, und zog eine kleine Schale mit Diptam hervor. „Es ist nur ein kleiner Riss, der sich aber hartnäckig wehrt“, murmelte sie, weil die Wunde wieder aufgerissen war. Seamus rührte sich nicht. Noch immer waren seine Augen geschlossen, und er ohne Bewusstsein.
Endlich schien die Blutung gestillt, und Hermine blickte nervös auf ihre Armbanduhr. Nur noch wenige Minuten bis zum Sonnenuntergang. Sie konnte das knirschen von schnellen Schritten im schneebedeckten Boden hören.
Keine zehn Minuten waren vergangen, seit Harry mit Lavender und Ernie gegangen waren.
„Wir sollten hier weg, es wird gleich ungemütlich, wenn die Sonne verschwindet“, rief Hermine, der sich mit schnellen Schritten nähernden Person zu. Sie brauchte sich nicht umzudrehen. Sie wusste aus dem Bauch heraus, wer sich ihr näherte.
„Dann geh zurück zum Hügel, alleine kannst du es noch schaffen“, antwortete Harry abfällig, ohne sie anzusehen.
„Hoffentlich kommen die Beiden rechtzeitig zurück“. Hermine hatte Harrys Antwort noch nicht registriert. „Was hast du gesagt?“, erst jetzt blickte sie ihn nachdenklich an. „Ich habe mich die ganze Zeit um Seamus gekümmert, denkst du ich haue jetzt so einfach ab, und lasse euch alleine zurück?“
„Du musst nicht hier bleiben nur weil du dich als Chef fühlst“, erwiderte Harry. „In diesem Fall muss der Kapitän nicht als Letztes von Bord?“
„Aber du?“, giftete Hermine.
„Ich lasse Seamus nicht zurück!“ blaffte Harry wütend zurück.
„Mir geht's echt Scheiße“, stöhnte eine unbeteiligte Person. „Aber es wäre angenehmer, wenn ihr euren Streit weit weg von mir ausführen könntet…Danke.“
„Das habe ich doch gar nicht gesagt...“, antwortete Hermine auf Harrys Frage, und senkte resigniert die Stimme.
Harry griff mit beiden Armen durch Seamus Achseln hindurch, und zog ihn schwerfällig auf die Beine.
Ein leichtes Stöhnen drang aus Seamus Kehle, während Harry den linken Arm von Seamus über seine Schulter legte. Kommentarlos machte Hermine das Gleiche mit Seamus rechter Seite.
Wortlos schleppten sie sich durch den knirschenden, harten Schnee voran, schlichen um das letzte Haus herum, und stiegen den kleinen Hügel nach oben.
„Ich habe aber nicht gesagt, dass ihr jetzt wieder vollkommen schweigen sollt“, ächzte Seamus.
„Du bist die ganze Zeit in meiner Nähe und wolltest nicht einmal mit mir reden?“, unterbrach Harry die peinliche Stille, und warf Hermine einen abfälligen Blick hinüber.
Noch immer war Seamus nicht bei vollem Bewusstsein, sein Köper hing durch und es hatte den Eindruck, als wäre er gelähmt.
Hermines Innereien krampften, sie zitterte am ganzen Körper, und es lag nicht an der eisigen Luft.
„Wir haben nur einen Auftrag, einen Job“, antwortete Hermine, mit kalter Stimme, sie vermied es weiterhin ihn anzuschauen. „Ich will nur noch so schnell wie möglich von hier weg, und ich habe Angst, wir könnten es nicht mehr rechtzeitig schaffen.“
„Hallo Leute“, meldete sich Seamus wieder zu Wort. „Ihr schleppt mich zwar, wie einen Sack über den Arsch der Welt, aber ich bin Seamus, euer Freund, und hallo, ich stehe unschuldig zwischen euch.“
Nervös ließ Hermine ihren Zauberstab durch die Finger kreisen.
Weitere schweigsame Sekunden schleppten sie mühsam, den gelähmten Seamus voran.
„Wenn du reden willst, können wir das tun, während wir warten?“
„Ich will nicht reden, und es gibt auch nichts zu reden.“
Harry spürte die ablehnende Haltung in ihrer Stimme, atmete tief ein, schloss seine Augen und ging ein anderes Thema an: „Was geschieht, wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen?“
„Dann…“
„Mein Zauberstab“, unterbrach Harry entsetzt, bevor Hermine antworten konnte.
„Was ist mit deinem Zauberstab?“ fragte sie daher desinteressiert und fast mit einer Spur Beleidigt zu sein.
„Er ist weg!“
Panisch wühlte Harry seine Taschen durch. „Ich schwöre, ich habe ihn vorhin in die Innentasche…“
„Wenn du ihn dort rein getan hast, dann muss er auch da sein!“ erwiderte Hermine in ihrer üblichen belehrenden Art.
„Na toll“, klagte Harry. „Seamus hat seinen im Kampf verloren, und meiner ist auch weg. Könntest du nicht einen Patroni…?“
„Nein! Kann ich nicht!“, blaffte Hermine. „Außerdem was soll das bringen, über diese Entfernung?“
Harry verzog seine Mundwinkel, bemerkte aber ihr noch blasser gewordenes Gesicht, und erinnerte sich daran, dass sie mit Patronuszaubern schon immer ihre Schwierigkeiten hatte.
„Nun macht euch mal nicht gleich ins Höschen“, meinte Seamus, der sich, außer dass er getragen wurde, immer noch unbeachtet fühlte. „Wir leben noch!“
Sie hatten die Spitze des Hügels erreicht, und Hermine sank auf die Knie.
„Letzter Sonnenuntergang für einen ganzen Monat“, seufzte sie traurig und trippelte nervös hin und her. „Was tun wir nur? Mein Gott, was sollen wir jetzt nur tun?“
Beeindruckte Blicke richteten sich der untergehenden Sonne zu, tiefer schwarzrot schimmernder Schnee soweit das Auge reicht, kein Haus, kein Baum, keine Pflanze, nur Eis und Schnee, und die tief stehende rote Sonne, die am Horizont im Schnee zu versinken schien. Und keine Spur von Ernie, Lavender oder einem Portschlüssel.
Auch die Augen von Seamus waren geöffnet, er schien langsam wieder zu Kräften zu kommen.
„Es ist zu spät“, murmelte Hermine mit schwacher Stimme. „Wir kommen nicht mehr zurück.“
„Was?“, keuchte Harry.
„Was bedeutet das, wir kommen nicht mehr zurück?“ fragte Seamus geschockt.
„Ihr wolltet mir ja nicht zuhören“, spielte Hermine die Beleidigte.
„Mich hat keiner gefragt“, antwortete Seamus, und winkte mit wieder gewonnenen Kräften. „Hallo - Ich bin auch noch da!“
„Dreißig Tage Nacht. Noch nie etwas davon gehört?“, erwähnte Hermine. „Es hat auch Auswirkungen auf die Magie, während dieser Zeit wird keine Transportable Magie funktionieren, das hat mit der Nähe zu den Polen zu tun, die Anziehungskraft der Pole, und mit der Kraft der Finsternis, die uns jetzt dreißig Tage lang beherrschen wird. Wir können hier nicht mehr weg, und wir haben keine Zauberstäbe. Harrys Stab ist auf wundersame Weise verschwunden, Seamus Stab ist quasi unter die Räder gekommen, und meiner funktioniert nicht, ich hatte es gerade probiert.“
Noch immer wurde Seamus leicht von Harry gestützt, bis er endlich alle Glieder streckte, dann wandte sich Harry ab, und marschierte den kleinen Hügel wieder nach unten, Richtung Stadt.
Alles lag jetzt im Dunklen, nur die Lichter der Stadt erhellten noch die Umgebung, ansonsten war alles um sie herum stockfinstere, rabenschwarze Nacht.
„Wo geht's du hin?“ rief Hermine erstaunt, während Seamus ebenfalls hinab stieg.
„Eine Unterkunft suchen, oder denkst du, ich verbringe bei dieser Kälte die nächsten dreißig Tage auf der Straße?“
Fassungslos starrte Hermine hinter Harry und Seamus her.
„Wenn du wieder mit mir redest, dann gib mir Bescheid“, rief Harry über seine Schulter hinweg. „Falls du bis dahin vor Stolz nicht erfroren bist“. Letzteres plapperte er leise vor sich hin. Seamus konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Bittere Worte in Hermines Ohren, auch wenn die den Zusatz nicht hören konnte.
Aber es musste so sein, er war nicht aufrichtig zu mir!
„Es gibt nichts zu bereden, es ist so, wie es ist. Ich habe diesen Weg nicht gewählt“, murmelte sie enttäuscht vor sich hin.
In gebührendem Abstand folgte sie den Beiden hinterher.
Nach etwa fünf Minuten erreichten sie ein kleines Wirtshaus, über dessen Tür ein undefinierbarer Namen stand. „Soll bestimmt Zum Hirschen heißen, oder so“, murmelte Seamus sarkastisch.
Ein nicht gerade attraktives Wirtshaus erschloss sich ihren Augen.
„Villreinen“, murmelte Hermine. „Hier spricht man norwegisch. Und das bedeutet irgendwas mit Rentier.“
„Also doch'n Hirsch“, erwiderte Harry sarkastisch, was allerdings lediglich bei Seamus ein Grinsen hervorrief.
Die Einrichtung wirkte, trotz vier vor Hitze dampfenden Holzöfen, kalt und kahl.
Holztische, Holzstühle, keine Pflanzen, keine Bilder. Der Holzboden knarrte und knirschte. Nur zwei Tische waren besetzt, und die Blicke der alten, bärtigen Haudegen mit ihrer, von der Kälte gegerbten Haut, war den Neuankömmlingen gewiss.
Langsam marschierten die Drei durch den Raum, setzten sich auf einen Barhocker an der Theke und sowohl Harry, als auch Seamus bestellten je ein Bier. Hermine schloss sich ihrer Wahl stumm mit einem Nicken an.
Jeder Schritt, jede Bewegung von allen Augen beobachtet.
Sie waren Fremde in einer ihnen fremden Welt.
Harry lehnte sich seufzend zurück, griff in seine Jackentasche, und zog ein Päckchen Marlboro heraus.
Er steckte sich eine Zigarette in den Mund, ohne sie anzuzünden, und starrte mit leerem Blick vor sich hin.
Die Frau hinter der Theke hielt ihm ein brennendes Streichholz unter die Nase.
„Danke“, murmelte er. „Auch eine?“
Die Frau schüttelte ihren Kopf, auf einem Namensschild über ihrem üppigen Busen prangte ein Schild mit dem Namen Sarah.
Er sog den Rauch tief ein, und stieß ihn erschöpft und frustriert wieder aus, bevor er Seamus und Hermine die Schachtel ebenfalls entgegenhielt.
„Seit wann rauchst du?“, wunderte sich Hermine, griff aber ebenfalls, wie Seamus ohne Nachzudenken zu, auch sie bekamen von Sarah Feuer angeboten.
„Seit dem letzten Wochenende“, murmelte Harry nach einem kräftigen Lungenzug.
„Meine erste Zigarette“, hustete Hermine nach ihren ersten Zug, „aber jetzt ist es sowieso egal.“
Eisige, kalte Luft flutete ihre Beine, erschrocken drehten sie sich um.
Die Tür stand offen, und die Alten hatten sich ihrer alten Beschäftigung gewidmet. Energisch und angeregt warfen sie Spielkarten über die Tische.
Eine äußerst schmuddelige Gestalt betrat das Lokal, ging auf den Tresen zu und nahm neben Hermine seinen Platz ein.
Sein Gesicht war ausgemergelt, tiefe offene Poren, scheinbar hatte er sich schon länger nicht mehr gewaschen, unter seinen ungepflegten struppigen, dunkelblonden Haaren, die einen Vollbart darstellen sollten, zeichneten sich etliche Kerben und Blutkrusten von etlichen Kratzern und Verletzungen ab.
Sein Gesicht erinnerte sowohl Harry, als auch Hermine an eine gewisse Person, aber keiner wagte es seine Vermutung laut auszusprechen, obwohl sie sich Beide sofort fragend anstarrten.
„Whiskey“, sagte der Fremde, mit einer rauen Stimme und einem ausdruckslosen Gesicht.
Sarah schüttelte ihren Kopf, und Hermine rümpfte die Nase, weil der Mann einen fürchterlichen Körpergeruch ausstrahlte.
„Dann Rum“, sagte der Mann, aber Sarah schüttelte erneut ihren Kopf.
Seine blutunterlaufenen, roten Augen weiteten sich bedrohlich. „Kein Whiskey, kein Rum“, murmelte er, und entblößte dabei, die hässlichsten, gelben Zähen, die Hermine je gesehen hatte. Ein Alptraum jedes Zahnarztes, oder besser jeder Zahnarzttochter. Hermine schüttelte sich angewidert.
„In den nächsten dreißig Tagen ist hochprozentiger Alkohol verboten“, versuchte Sarah in ruhigem Ton zu erklären.
„Ist schon ohne Alkohol schlimm genug im Dunkeln zu leben.“
Angewidert von seiner Aussage schüttelte sich Hermine ein weiteres Mal und blickte auf den Tresen.
„Dann lassen wir das mit dem Alkohol“, sagte der Mann, blickte auf Sarahs Namensschild und schloss zwischenzeitlich die Augen. „Sarah“, erneut machte er eine kurze Pause, und blickte dabei auf und ab. „Bringen sie mir stattdessen ein blutiges Steak, oder rohe Hamburger.“
Sein Blick veränderte sich nicht, sondern blieb ausdruckslos, und verlieh somit seiner Bestellung einen glaubwürdigen Aspekt.
Erneut schüttelte sich Hermine, doch Sarah blieb immer noch ruhig und sachlich.
„Fleisch bekommen sie bei uns nur auf zwei Arten, entweder gefroren oder gegrillt.“
Der Kopf des Mannes drehte sich leicht im Kreis, gefolgt von seinen Augen, plötzlich packte er blitzartig zu, Sarah schrak zurück, während der Mann Hermines Handgelenk schnappte, und Harry von seinem Hocker sprang.
Vor Schreck wäre auch Hermine fast von ihrem Hocker geflogen, hätte der Mann nicht so fest zugepackt. Harry sprintete um Hermines Hocker herum, packte den Mann an der Schulter, und riss ihn zu sich herum.
„Jetzt reicht's mein Freund!“, warnte Harry eindringlich. Ein Blick, der selbst Hermine erschreckte.
Der Fremde ignorierte Harry mit einem abfälligen Blick und richtete seinen Blick zurück auf Sarah. „Sie bringen mir weder, was ich trinken will, noch was ich zu essen will.“
„Lassen sie die Dame los!“ erneuerte Harry seine Drohung.
„Dame?“, wiederholte der Mann lachend, dann herrschte ein Moment eine quälende Stille, alle übrigen Personen im Raum starrten in Richtung des Mannes, auf den Harrys eindringliche Worte, jetzt doch Wirkung zeigten. Er löste den Griff um Hermines Armgelenk, während sich ihr Gesicht schmerzverzerrt, noch weißer färbte.
Harry beruhigte sich und starrte den Mann an. Unterdessen rieb sich Hermine die schmerzenden Handgelenke.
Nach quälend langen Sekunden rührte sich Harry und sprach weiter auf den Mann ein. „Wie wär's wenn wir beide rausgehen und ein bisschen reden?“
Erneut verdrehte der Unbekannte abfällig sein Gesicht. „Was passt ihnen denn nicht? Was ist denn dabei, wenn ich etwas frisches Fleisch möchte?“
„Sie haben meine Freundin angegriffen!“
Hermine keuchte. Trotz aller Ungereimtheiten steht er immer noch voll und ganz auf ihrer Seite.
Der stinkende Fremde lachte bitter, während Harry um ihn herumlief und ihm erneut an die Schulter fasste. „Kommen sie ... Nur wir Beide.“
Erneut keuchte Hermine, in der langsam, aber sicher Angst aufkam, während es dem unheimlichen Mann lediglich ein höhnisches, fürchterliches Lachen entrang, und er sein Gesicht abwandte.
„Ich bring sie jetzt raus“, beharrte Harry, und klatschte ein weiteres Mal auf die Schulter des Mannes.
Der nächste Schreck für Hermine, weil sie die Entschlossenheit in Harrys Blick entdeckte.
„Das will ich sehen“, prustete der Unbekannte, sprang auf die Beine und stand Harry Auge in Auge gegenüber. Für einen Moment starrten sich die Beiden feindselig an.
Bereit zum Kampf, bereit die Fäuste fliegen zu lassen.
So groß, wie es den Anschein hatte, war der Kerl gar nicht. Er und Harry waren durchaus auf Augenhöhe.
„Ich auch!“, begleitet von dem Klicken eines Pistolenlaufes zuckte der Mann zusammen.
Hinter ihm stand Hermine, hielt eine Walther PPK, eine Selbstladepistole in Händen und drückte sie gegen den Hinterkopf des Mannes, ihr Gesichtsausdruck zeigte ihre Bereitschaft auch abzudrücken, wenn es notwendig sein sollte, wenngleich Harry zwar überrascht, aber nicht ganz überzeugt war. „Aber dann müsste Sarah aufwischen, nachdem Harry sie verprügelt hat, oder ihr Hirn über den Boden spritzen würde.“
Der Mann schloss seine Augen und schluckte schwer.
„Die Mühe sind sie aber nicht wert“, eine weitere erdrückende Stille entstand.
Harry lächelte Hermine bewundernd zu.
Erneut verdrehten sich die Augen des Unbekannten, es waren die Augen eines Wahnsinnigen, auf dessen Hinterkopf eine Pistole zielte.
Dann, plötzlich und so überraschend schnell, dass Hermine nicht reagieren konnte, drehte er sich zu ihr um. Starr konnte sie nur zusehen, war handlungsunfähig, damit hatte sie nicht gerechnet. Blitzschnell griff er in Richtung ihrer Hände, die die Pistole krampfhaft hielten.
Aber jemand anderes rechnete damit.
Noch vor dem Zufassen schaffte es Harry, den Arm des Mannes auf dessen Rücken zu drehen, und mit seiner freien Hand dessen Oberkörper auf den Tresen zu pressen. Das Gesicht des Fremden knallte auf die Hartholzplatte.
„Es reicht!“ brüllte Harry wütend.
Erneut versuchte der Mann sich zu wehren, und kämpfte gegen Harrys Druck an.
Doch Harry hatte nun endgültig die Schnauze voll.
Er verstärkte seinen Druck und drückte den Kopf des Mannes fester auf die harte Holzplatte. „Genug jetzt“, rief eine Stimme aus Richtung der Tür.
Erneut zog eiskalte Luft um ihre Beine.
Mit einer erhobenen abschussbereiten Pistole in der Hand kam ein Polizist näher heran, ging langsam auf die Streithähne zu, legte dem Fremden Handschellen an und führte ihn ab.
„Kingsley erlaubt, dass du eine Muggelwaffe bei dir führst?“ fragte Harry erstaunt, aber mit einem erzwungenen Lächeln.
„Komisch, ich habe mich nicht drum gerissen, aber Kingsley meinte vor unserer Abreise, es könnte nützlich sein“, antwortete Hermine mit ernstem Gesicht.
Im Angesicht der Gefahr ein normales Verhalten untereinander, normale Fragen, eine gewohnte Antwort.
Hoffnung einen Schritt weiterzugehen?
In Harrys Gesicht stand ein höhnisches Lächeln. „Wir sitzen also ganze dreißig Tage oder länger hier fest. Willst du mir in diesem Kaff weiter aus dem Weg gehen? Willst du mich etwa mit dieser Waffe auf Distanz halten?“
Hermine schluckte schwer. „Ich könnte mir ein anderes Hotel suchen.“
„Da wirst du Pech haben, Mädchen“, mischte sich Sarah ein. „Hier bei mir, gibt es die einzigen zur Verfügung stehenden Zimmer, und ich habe nur noch zwei zur Auswahl.“
Erschrocken starrten sich Harry und Hermine gegenseitig an.
„Nein, nein. Vergesst das mal ganz schnell wieder“, Seamus schüttelte energisch seinen Zeigefinger. „Ich gehe weder mit Harry und schon gar nicht mit Hermine in ein Zimmer. Ihr kennt euch schon viel länger, deshalb werde ich das eine Zimmer nehmen und mit dem Anderen könnt ihr euch herumschlagen.“
Sowohl Harry als auch Hermine sahen Seamus bedrohlich an.
„Keine Chance! - Ich bin unbestechlich. Auf gar keinen Fall. Und Angst macht ihr mir schon gar keine“, schüttelte er seinen Kopf. „Dreißig Tage...“, Seamus kreiste mit dem Zeigefinger vor seiner Stirn. „Ich bade weder von dem Einen noch von der Anderen, die Laune aus. Vielleicht tut es euch gut, eingeschlossen auf engsten Raum, und ihr sprecht endlich wieder miteinander. Das kann man sich ja nicht mit ansehen. Ihr wart solange Freunde, und jetzt seid ihr nur noch verbittert. Was ist geschehen, dass man sich so entzweien kann?“
„Das geht dich nichts an!“, fauchten Harry und Hermine gleichzeitig.
„Ich weiß, dass mich das nichts angeht“, erwiderte Seamus. „Und genau deswegen kann ich euch nur raten: Regelt das! - Ich kenne euch lange genug um zu wissen, dass das was ihr hier abzieht nicht ihr seid. Es tut weh euch so zu sehen.“
Sarah reichte zwei Schlüssel über den Tresen, alle Drei griffen sofort danach, doch nur Seamus, mit einem Lächeln auf dem Gesicht hatte Glück, und schnappte sich den Schlüssel mit der Nummer Vier, während Harry und Hermine gemeinsam den Schlüssel Nummer Sieben in Finger hielten, beide Hände übereinander.
Sie starrten sich an, fast Händchenhaltend, und Seamus schmunzelte. „Ich geh dann mal. Viel Spaß euch beiden, und ein kleiner Tipp...“, er zwinkerte den beiden mit einem unverschämten Grinsen zu. „Ich würde das Gespräch schnellstens führen, sonst müsst ihr nicht nur gegen die Kälte da draußen ankämpfen. Ein Gefühlskampf könnte noch kälter werden.“
Seamus trottete in Richtung Treppe davon.
„Seamus…?“ rief Harry.
„Vergiss es“, rief Seamus über seine Schulter zurück, und wedelte fröhlich mit dem Schlüssel. „Ich bin unbestechlich“.
Fassungslos, verfolgten vier Augen, zwei versteckt hinter einer Brille seine Schritte, dann lockerte Harry seine Hand, legte den Schlüssel komplett in Hermines offene Hand und klappte ihre Finger um den Schlüssel herum. „Dann musst du ja vielleicht doch mit mir reden.“
Noch immer berührten sich ihre Hände, Harry drückte ihre Finger zusammen, wie elektrisiert starrten sie sich an. Hermine wagte es nicht die Hand wegzuziehen, sie konnte es nicht, so sehr sie sich auch dagegen wehrte. Sie zitterte am ganzen Körper, doch Harrys Hände beruhigten ihr Gemüt.
Irgendetwas in ihrem Inneren wollte ihr nicht mehr gehorchen.
Regungslos standen sie sich gegenüber und starrten sich einfach nur an.
„Danke für ihre mutige Hilfe“, unterbrach Sarah die angespannte Situation, und die gefühlte unsichbrae Glocke, die die Beiden umgab zerplatzte, wie eine Seifenblase.
Harry und Hermine blickten sie an, als hätte sie gerade einen unverzeihlichen Fluch auf sie geworfen.
„Kannten sie den Mann?“, fragte Harry, nachdem er sich wieder einigermaßen im Griff hatte.
Sarah schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete sie nachdenklich. „Wissen sie, diese elendlangen Tage der Finsternis ertragen nicht viele Menschen. Manche bekommen das Gefühl erdrückt zu werden. Jahr für Jahr zieht es Neugierige hierher, während die Einheimischen zu Verwandten und Bekannten fliehen. In diesem Jahr sind noch mehr Einheimische als sonst verreist.“
„Woran liegt das?“ fragte Harry, und setzte sich wieder zurück auf den Barhocker.
Hermine tat es ihm gleich.
„Im Laufe des letzten Jahres sind hier einige mysteriöse Dinge geschehen, viele haben Angst bekommen.“
„Was sind das für Menschen, die freiwillig hierher kommen?“ staunte Hermine.
„Die meisten sind Schaulustige, Touristen, die das nur einmal in ihrem Leben sehen, oder erleben wollen. Filmteams. Dann gibt es noch die Wissenschaftler…“, das Wort kam sehr abfällig über ihre Lippen, „die das Phänomen beobachten oder erforschen wollen. Aber es lockt auch viele seltsame Gestalten an. Im letzten Jahr hatten wir sogar einen Serienmörder darunter. Es gab einige Todesopfer. Die meisten hatten seltsam verzogene Gesichter, als hätten sie den Teufel persönlich vor Augen gehabt, sie waren größtenteils bestialisch zugerichtet, ja sogar zerstückelt, wie von einem Tier. Es war grausam.“ Sarah schüttelte sich bei dem Gedanken daran. „Was führt sie eigentlich hierher?“
Erschrocken blickte Hermine in Harrys Gesicht, doch Harry hatte schon die passende Antwort parat: „Wir waren auf der Suche nach einem Freund, der uns zuletzt von hier geschrieben hatte, doch unsere Suche war erfolglos, und zu guter Letzt haben wir auch noch den letzten Flieger verpasst.“
„Das ist bitter für sie, denn sie werden erst in dreißig Tagen hier wieder wegkommen.“
Hermine starrte nachdenklich das Bierglas auf dem Tresen an, in ihrem Kopf mahlten die Mühlen, sie wurde von einem seltsamen Gedanken erfasst, und sie wollte der Spur nachgehen.
„Sie haben gerade gesagt, dass im letzten Jahr Menschen bestialisch ermordet wurden…“
Harry sah sie fragend an, doch es war Sarah, die Hermine unterbrach. „Nicht nur Menschen, auch Tiere, Hunde, Katzen…“
„Hat man den Killer gefasst?“ überging Hermine die Antwort.
„Soviel ich weiß - nein, denn sonst wären dieses Jahr nicht so viele verreist. Jedenfalls hätte sich das herumgesprochen, und ich wäre die Erste Adresse für Neuigkeiten. Wie gesagt, die Einheimischen haben Angst, dass sich so was wiederholen könnte.“
„Was denkst du?“ fragte Harry überrascht.
Hermine überging seine Frage. „Die Sonne ist für mindestens dreißig Tage verschwunden, aber was ist mit dem Mond?“
Harry zuckte zusammen. „Du denkst…? Du glaubst…?“, stammelte er.
„Wäre doch möglich“, zum ersten Mal antwortete ihm Hermine direkt und sah dabei in seine Augen.
„Wie definierst du Liebe?“
Harry drehte nachdenklich mit beiden Händen das fast leere Bierglas.
„Was?“ fragte Hermine erschrocken und traute ihren Ohren nicht, hatte sie sich verhört?
„Zwei Seelen und ein Gedanke“, murmelte Harry, schaute hoch und drehte sein Gesicht in Hermines Richtung. „Zwei Herzen, ein Schlag.“
Noch immer starrte ihn Hermine fassungslos an, was Harry ein stilles Lächeln entlockte.
Er wandte sein Gesicht wieder Sarah zu. „Bringen sie mir noch ein...“, winkte er mit seinem leeren Bierglas. „...zwei Bier, Sarah?“, korrigierte er nachdem ihm Hermine zunickte.
Sarah nickte und entfernte sich zum Zapfhahn.
„Wäre doch möglich?“ wiederholte Hermine, die den wahren Grund seiner Bestellung erkannt hatte. Sie brauchten keine Langziehohren. „Ãœberleg doch mal.“ Hermine begann mit ihren Fingern aufzuzählen. „Bestialische Morde, sowohl Tiere als auch Menschen...“
„...Rohes Fleisch“, überlegte Harry. „Du könntest Recht haben. Das Art des Gesichtes von diesem Mann vorhin ... es erinnerte mich an Jemanden, an Jemanden bestimmtes...“.
„Remus“, vervollständigte Hermine nachdenklich. „Mich auch Harry. Diesen Gedanken hatte ich sofort, als ich das Gesicht des Mannes sehen konnte. Er trägt die Eigenschaften von Remus Lupin an und in sich.“
„Und was sagt uns das?“
„Wir sollten diese Vermutung auf Jedenfall für uns behalten, Harry. Panik können wir keine gebrauchen, vor allem, falls sie ungerechtfertigt wäre ... Was lächelst du?“, überrascht lenkte sie vom Thema ab, weil Sarah mit dem Bier zurückkam.
Harry lächelte wirklich, und mit diesem Gesicht strahlte er Hermine an. „Fast, wie in alten Tagen“, antwortete er. „Wir wären immer noch ein perfektes Team.“
„Unter anderen Voraussetzungen“, erwiderte Hermine mit ernster Mine.
„Welche Voraussetzungen? Warum redest du nicht mit mir über das, was zwischen uns steht?“
„Jetzt nicht Harry“, mit panischem Blick war Hermine aufgesprungen. „Der Mann ... der Polizist, er hat keine Ahnung.“
Sofort war Harry auf den Beinen. „Ich hole Seamus, vielleicht brauchen wir ihn.“
Nur kurze Zeit später kam Harry mit Seamus im Schlepptau zurück. „Ich habe ihm einen groben Ãœberblick über unsere Vermutung gegeben“, schnaufte Harry atemlos. „Wir gehen zum Revier, du bleibst hier.“
„Nein!“ sagte Hermine entschieden.
„Es ist zu gefährlich!“ Harry Augen weiteten sich besorgt. „Unsere Zauberstäbe funktionieren nicht.“
„Harry! Ich werde keinesfalls hier bleiben!“
„Könntet ihr euren andauernden Ehekrach vielleicht auf später vertagen? Sollte eure Vermutung stimmen, dann dürfen wir keine weitere Zeit verlieren“, drängelte Seamus.
„Wo ist das Polizeirevier?“ Harrys Frage richtete sich an Sarah, die zwar die Ohren spitzte, aber die Bedeutung ihrer Worte fragend gegenüberstand.
„Raus, dann links, etwa hundert Meter die Straße runter, ist nicht zu übersehen.“
Sofort sprinteten die Drei los.
„Wird wirklich Zeit, dass ihr beide endlich miteinander redet, ist ja nicht zum aushalten“, stöhnte Seamus, der an Harrys Seite sprintete. Hermine hechtete mit geringem Abstand hinter den Beiden her. Sie schlitterten über Eis und Schnee.
Eine bedrückende Stille herrschte in dem kleinen Polizeirevier, auf den ersten Blick war nichts Ungewöhnliches zu entdecken.
Der Polizist, der den Mann abgeführt hatte, saß an einem Schreibtisch, drehte einen Bleistift durch seine Finger, und war gerade dabei den unheimlichen Mann zu befragen.
In der anderen Ecke des Raumes war ein weiterer Cop gerade dabei, eine Tasse mit Kaffee aus einem Kaffeeautomaten zu füllen.
„Setzen sie sich“, forderte der Polizist die Neuankömmlinge auf. „Da ich auch Fragen an sie habe, ist es gut, dass sie gekommen sind.“
„Wie sind sie in die Stadt gekommen?“ fragte der Polizist an den Gefangenen gerichtet.
Der Befragte lächelte nur, gab keine Antwort.
„Sie sind nicht von hier“, setzte der Beamte fort. „…mit dem Flugzeug sind sie nicht gekommen, also, wie kommen sie hierher?“
„Ich bin schon lange hier“, hauchte der Mann plötzlich, mit einer furchterregenden, ruhigen, aber rauen Stimme.
„Olaf“, rief der zweite Cop erstaunt, da die Kaffeemaschine plötzlich ausging. „Der Computer geht auch nicht mehr“, in diesem Moment fiel überall der Strom aus, der Raum wurde stockdunkel.
Stühle wurden rasant verrückt, schleiften kratzend über den Holzboden, etwas fiel dumpf zu Boden, und neben Harrys Kopf glitzerte in Schulterhöhe ein heller Gegenstand im Licht eines vorbeifahrenden Fahrzeugs.
Hermine hatte ihre Pistole erhoben.
Ein leises Rascheln näherte sich.
Angespannt, spreizte Hermine die Beine und spannte den Lauf ihrer Pistole.
Sie schrie auf, als die hässliche Fratze unmittelbar vor ihr stand, sie mit schwarzgelben Zähnen anlächelte, und sein stinkender Atem ihr Gesicht benetzte.
„Wie ist es so hilflos zu sein, gegenüber dem was kommt?“
„Er will uns bloß Angst machen“, beschwichtigte Harry, der Hermines ängstliche Unruhe bemerkte.
„Aber es funktioniert“, schnaufte Seamus. „Was ist mit dem Polizisten?“
„Vernagelt die Fenster, versucht euch zu verstecken“, erneut traf sein fürchterlicher Atem Hermines Gesicht. „Es wird nichts nützen“, ein tiefes, furchterregendes Lachen entrann seiner Kehle. „Sie kommen, sie werden mich holen, und sie werden mich belohnen, und dieses Mal nehmen sie mich mit. Es ist meine Belohnung, für treue Dienste.“
„Sie?“ fragte Harry. „Wer sind sie?“
„Ich habe ihnen im letzten Winter ihr Futter gebracht, aber dieses Jahr steht der Mond anders. Sie werden sich selber ernähren.“
Hermine gefror das Blut in den Adern.
Plötzlich griff der Mann blitzartig nach ihrer erhobenen Hand mit der Waffe, und drückte sie fest gegen seine Stirn. „Du traust dich nicht, Mädchen. Ich spüre das, du traust dich nicht das zu tun.“
„Zurück!“ schrie Harry wütend, und schupste den Mann von Hermine weg. „Nimm deine schmutzigen Finger von ihr!“
Der Bestie entlockte es nur ein weiters Lachen.
„Niemand kommt hier raus, und keiner kommt um euch zu helfen.“
„Halt dein Maul“, spie Seamus.
„Man kann es spüren. Diese Kälte liegt nicht am Wetter. Das ist der Tod der kommt.“
Hermine stand die Angst ins Gesicht geschrieben, Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn.
„Was denkt ihr? Wen werden sie zuerst holen? Das Mädchen das eine Pistole in Händen hält, und sich nicht traut damit umzugehen, oder den Jungen, der große Sprüche klopft?“
Lässig steckte er seine Hände in die Taschen.
„Na, was denkt ihr? Wen werden sie holen? Das Mädchen, oder den Jungen?“
Harry sah die Angst in Hermines Gesicht, ihre Hand mit der Waffe zitterte.
Er legte seine Hand auf die Ihrige und hielt sie ruhig.
Der Mann kam wieder näher heran.
Einen kleinen unachtsamen Moment nutzte er aus, stürzte sich auf Hermine, in der Faust einen gespitzter Bleistift, bedrohlich erhoben.
Ein Schuss löste sich.
Ein lauter Knall mit einer Rauchwolke.
Der Mann sank zu Boden auf die Knie, und jammerte wie ein kleines Kind.
„Ihr könnt ihnen nicht entkomm…“, Speichel der zu Schaum mutierte, tropfte aus seinem Mund, dann kippte er rückwärts, und fiel, wie ein nasser Sack um.
Mitten auf seiner Stirn klaffte ein kreisrundes, rotes Loch, aus dem einige Tropfen Blut heraussickerten, und das leicht dampfte.
Mit zitternden Augen blickte Seamus zur Waffe, und er sah hinter einer schwachen Rauchwolke, vier Hände die sich daran festklammerten, Harrys Zeigefinger am durchgezogenen Abzug.
Harry nahm die Waffe an sich und steckte sie in seine Tasche, dann drehte er sich festhaltend an Hermines Hand um sie herum, bis er ihr unmittelbar gegenüberstand, streichelte über ihre Stirn, ihren Haaransatz, und klemmte eine unstet liegende Strähne hinter ihr Ohr.
Sie zitterte am ganzen Körper, ließ sich in seine Arme fallen und schluchzte bitterlich.
„Dafür habt ihr später Zeit!“ keuchte Seamus.
„Harry, ... ich ... ich ... ich“, stotterte Hermine, „...ich ... hätte das nicht gekonnt, niemals.“
„Du wirst doch nicht ausgerechnet jetzt anfangen wollen zu reden?“ stöhnte Seamus mit sarkastischem Unterton, der sich aber im nächsten Moment in Panik veränderte. „Schaut euch das an. Mein Gott“, Seamus Stimme begann zu zittern und erstarb. „Mein Gott.“
Doch Harry hatte es schon gesehen.
Der Polizist, tot in seinem Stuhl, sein Kopf seltsam nach oben verrenkt, und mitten in seinem Auge steckte bis zum Anschlag ein weiterer Bleistift, das ganze Gesicht des Polizisten wirkte schrecklich verunstaltet.
Der zweite Cop stand regungslos ein paar Meter daneben, und eindeutig unter Schock.
Harry half Seamus, den unter Schock stehenden Mann auf einen Stuhl zu setzen.
Noch immer stand Hermine, wie angewurzelt an der gleichen Stelle.
„Was ... was tun wir jetzt?“
„Wenn sich wirklich die Dementoren hier verstecken, dann haben wir schlechte Karten. Ohne Patronus haben wir keine Chance“, antwortete Harry.
„Nun macht euch mal nicht ins Höschen.“
Ãœberrascht blickten zwei Augenpaare in Seamus Richtung, der zum ersten Male wieder lächeln konnte. „Nun, wir sind hier zwar am Arsch der Welt, aber nicht dahinter.“
Das Licht zuckte kurz auf, ging wieder aus, um kurz darauf wieder vollständig an zu sein.
Noch immer verstand Harry kein Wort, auch die sonst nicht so begriffsstutzige Hermine hat noch nicht verstanden.
„Ich war vorhin auf meinem Zimmer nicht untätig. Manchmal ist es doch gut unter Muggeln aufzuwachsen.“
„Spann uns nicht auf die Folter“, bettelte Hermine.
„Ich habe mein Handy dabei, und was soll ich euch sagen? Ich habe Netz! Ich konnte Dean über unsere Lage informieren.“
„Und?“
„Zehn Minuten später rief er mich zurück. Kingsley ist über unsere Lage informiert, und schickt Verstärkung mit einer Schneeraupe. Er geht davon aus, dass sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden bei uns sein könnten.“
Hermines Augen weiteten sich. „Das wäre genial, viel länger halte ich es hier nämlich nicht aus“.
„Gehen sie zurück in ihre Zimmer, ich regle das hier“, der unter Schock stehenden Polizist, schien so langsam wieder zu Kräften zu kommen. „Stromausfälle sind nichts beängstigendes, die haben wir regelmäßig, wenn der alte Jan wieder mal eingeschlafen ist, und nicht rechtzeitig die Notaggregate aufgefüllt hatte.“
Der Rückweg verlief schweigsam und nachdenklich, besonders Harry wirkte immer nachdenklicher, fast bedrückt.
„Geht ruhig schon nach oben, ich brauche noch ein wenig Zeit für mich“, versuchte er sich abzukapseln, drehte seinen Mitstreitern den Rücken zu und nahm seinen alten Platz am Tresen ein.
Sarah zapfte bereits ein Bier.
Hermine hätte gerne noch etwas zu ihm gesagt, wollte ihn so gerne trösten, wusste aber nicht wie sie sich ausdrücken sollte, es war eben doch nicht mehr so, wie früher.
Doch gerade als sie Seamus hinterher folgte, blieb dieser stehen und schob sie zurück in Harrys Richtung.
„Er braucht dich jetzt Hermine. Geh zu ihm, rede endlich mit ihm. Du wirst ihn jetzt nicht so zurücklassen wollen. So kalt bist auch du nicht, egal, was zwischen euch vorgefallen sein mag.“
„Ich kann nicht…“, erwiderte Hermine mit schwacher Stimme, und blickte verstohlen zu Harry hinüber.
„Früher war das kein Problem für dich, da musstest du nicht einmal überlegen. Mein Gott, Hermine, spring' endlich über deinen Schatten. Harry hat gerade einen Menschen für dich getötet. Er braucht dich gerade jetzt dringender als früher.“
„Eben nicht so wie früher“, erwiderte sie mit schwacher Stimme, bewegte sich aber dennoch vorsichtig und langsam auf Harry zu.
Seamus entlockte es ein leicht freudiges Gesicht, und mit einem erkenntnisreichen Kopfnicken, überließ er die Beiden ihrem Schicksal.
Unmittelbar hinter Harrys Barhocker blieb Hermine stehen, atmete tief ein, und streckte automatisch ihre Hand nach seinem Kopf, unterdrückte aber im letzten Moment den Impuls ihn zu berühren, ruckartig riss sie ihren Arm wieder zurück.
Sie konnte sehen, wie seine Nackenhaare dennoch auf sie reagierten.
„Du willst nicht mit mir reden, und dennoch kommst du zurück?“ sagte er, den Blick starr auf sein Bier gerichtet, welches er gleichzeitig durch seine Finger drehte.
„Harry ... ich“, stotterte sie.
„Ich bereue nichts Hermine. Also falls du nur zurückgekommen bist, um mich zu trösten, weil ich einen Menschen getötet habe, dann ist es verschwendete Zeit.“
Bedächtig drehte er seinen Körper in ihr Blickfeld, so dass er ihr in die Augen schauen konnte. „Ich würde es jederzeit wieder tun. Wenn ich es nicht getan hätte, dann wärst du...“, erschrocken starrte er sie an, stockte, und senkte seine Augen. „Dann wärst vielleicht du ... Nein, Mine, ich bereue nicht was ich getan habe.“
„Harry...“, immer noch unsicher stand Hermine hinter ihm.
„Setz dich zu mir“, nickte Harry. „Und rede endlich mit mir.“
„Nicht hier, Harry. Bitte, Lass uns nach oben gehen - bitte.“
Einen kurzen Moment starrte Harry zurück in ihre Augen.
Ihre Pupillen zitterten, doch sie glänzten in einer feuchten Note.
Mit der Erkenntnis, dass Hermine gewillt ist, über ihr Problem zu sprechen, leerte er schließlich sein Glas, legte eine Geldnote daneben, stand auf und folgte Hermine schweigend auf ihr unfreiwilliges Doppelzimmer.
Sie versuchte ihre innere Unruhe zu verstecken, doch sie zitterte, ihr Körper rebellierte, aber sie wollte nicht, dass er es bemerkt.
Harry genehmigte ihr die schweigsame Unruhe, sagte nichts, tat nichts.
Erst als sie mit zitternden Fingern, Probleme hatte, das Türschloss zu treffen, griff er beherzt nach ihrer Hand und führte sie ruhig und mit einem nervösen Lächeln zur richtigen Stelle.
Hermine hatte keine Augen um das Zimmer zu bewundern oder es zu verabscheuen.
Nervös steuerte sie das einzige Bett des Zimmers an, entledigte sich ihrer warmen Kleidung, setzte sich auf die Kante und harrte scheinbar der Dinge.

Zu meiner Ãœberraschung kam Harry nicht näher, vielmehr entledigte er sich schweigsam seiner überschüssigen Kleidung, bevor er sich im Schneidersitz auf dem Teppichvorleger niederließ.
Warum schaut er mich so seltsam an?
Mir wird urplötzlich warm und kalt zugleich. Ich zittere, obwohl sich Schweißperlen auf meiner Stirn gebildet hatten.
Eine ganze Woche habe ich ihn ignoriert. In der ganzen Zeit war mir nicht bewusst, wie wunderbar sich seine Nähe anfühlt, wie gut er aussieht, wie unglaublich mich sein Aftershave betört, obwohl der Geruch längst am abklingen sein müsste. Die ersten Stoppeln sind bereits wieder zu erkennen. Der oberste Knopf seines Hemdes steht offen, und erlaubt mir einen flüchtigen Blick auf seine schwach behaarte Brust. Ich erschaudere. Meine Nippel richten sich auf, werden langsam hart. Hoffentlich bemerkt er es nicht.
Ohne, dass ich es möchte rutschen meine Augen auf die Stelle inmitten seines Schneidersitzes. Ich erröte. Meine Wangen brennen wie Feuer.
Unaufgefordert stehe ich wieder auf, und setze mich ihm gegenüber.
Natürlich auch im Schneidersitz. Mein Blick richtet sich nun stur geradeaus. Eigentlich weiß ich selbst nicht, was meine Augen fixieren, aber das ist auch nebensächlich. Mir geht es hauptsächlich darum die Wahrung zu behalten, und mich nicht wieder verleiten zu lassen in seinen Schoss zu starren.
Ich habe Angst vor der erhofften Aussprache.
Schlagartig wird mir die Situation, in der wir uns befinden bewusst:
Alleine mit Harry, alleine in einem Zimmer, alleine in seiner Gegenwart.
Erinnerungen werden wach, und ich stelle fest, dass es genau so ist, wie wir es immer gehandhabt haben. Immer wenn einer von uns etwas auf dem Herzen hatte.
Wir saßen uns im Schneidersitz gegenüber und warteten bis einer den Anfang machte, und sein Herz ausschüttete.
Da ist soviel Vertrautheit in dieser Position.

Vor knapp einer Woche war das nicht anders, nur war ich mir zum damaligen Zeitpunkt der Bedeutung nicht bewusst, eigentlich wusste ich es nicht einmal, bis vor wenigen Sekunden.
Wir haben nach diesem letzten Gegenübersitzen zum ersten Mal miteinander gevögelt. Eigentlich haben wir es die ganze Nacht miteinander getrieben. Und es war die beste und schönste Nacht meines Lebens, und doch hätten wir uns dadurch fast entzweit.
Ich benutze absichtlich das Wort: fast. Denn in Wahrheit hat es uns nicht entzweit, sondern brutal aufgezeigt was zwischen uns steht: Die Liebe.
Ungewohnt, plötzlich und erschrocken.
Meine Reaktion war pure, krasse Eifersucht. Unbegründet?
Genau das traute ich mich nicht zu hinterfragen.
Und jetzt sitzt er mir wieder in der gleichen Position, wie eigentlich immer gegenüber, nur traut sich keiner den ersten Schritt aufeinander zuzugehen.
Er will endlich wissen, was an diesem verfluchten Sonntagnachmittag verkehrt gelaufen war, doch das will nicht nur er.
„Soll ich den Anfang machen?“, fragt Harry behutsam. „Oder wollen wir das Anschweigspiel noch ewig weiterführen?“
Ich erhebe mein Gesicht und kann meine wahren Gefühle nicht weiter zurückhalten.
Die ersten Tränen fallen in meinen Schoss.
Harry seufzt, senkt für den Bruchteil einer Sekunde den Blick und fragt: „Warum schweigst du? Warum redest du nicht mehr mit mir, wenn wir uns mal zufällig wiedersehen?“ Einen ironischen Unterton legte er auf das zufällig.
Ich blicke auf, und reagiere, nicht ganz so, wie er sich das wohl vorgestellt hatte.
„Reden, Reden, Reden! Wärst du nur an diesem gottverdammten Sonntag ehrlich gewesen.“
„Ich war immer ehrlich zu dir“, antwortet er mit ruhiger Stimme.
„Du willst reden?“, meine Blicke verfinstern sich, meine Stimme klingt ungewollte energischer, angrifflustiger. „Du willst reden? Bitte, aber da gibt es nicht viel zu bereden, nicht nachdem was du getan hast.“
Ich wollte das nicht sagen, aber ich hatte mich nicht im Griff.
„Was ich getan habe?“, betont Harry, und wirkt tatsächlich erstaunt, doch damit bringt er mich erst Recht in Rage.
„Hast du es etwa vergessen?“ Meine Blicke versuchen ihn zu durchstechen.
„Ich habe gar nichts vergessen, also was soll das Hermine?“
„Du hast mich geküsst, du hast mich überall berührt, du hast mich gevögelt...“
„Ich?“, fällt er mir ins Wort. „Da gehören immer noch Zwei dazu. W-i-r haben das getan, und es hat offensichtlich uns Beiden sehr gut gefallen.“
„...und dann verabredest du dich einfach mit einer Anderen?“
„Ach!“, funkelt mich Harry an. „Das ist es also!“
„…und du hast nicht einmal versucht das Date abzusagen...“.
„Höre ich da Eifersucht?“, bringt er mich auf die Palme, doch bevor ich meine Empörung zum Ausdruck bringen kann, winkt er ab, und meint: „Du hättest mitkommen können!“
„Fast hätten wir es wieder getan. Es war so kurz davor, und du sagst mir im gleichen Moment, du hättest noch ein Date?“, empöre ich mich. „Wie würdest du das sonst nennen?“
„Es war ein Fehler es so zu nennen“, verteidigt sich Harry. „Ich habe nie geglaubt, dass dich das so kränken könnte.“
„Du wolltest mich ficken, und direkt danach zu einer Anderen!“
Wieder einmal schwillt meine Stimme an.
„Das stimmt nicht!“ verteidigt sich Harry energisch.
„Das stimmt nicht!“, wiederhole ich lautstark, und sehr ironisch seine Stimme imitierend, senke aber gleich wieder meine Stimme. „Wie würdest du es sonst bezeichnen?“
„Wer behauptet, ich wäre oder wollte mit einer Anderen fi… schlafen?“
Ich sehe ihn fassungslos an, weil ich keine Ahnung habe, was er eigentlich damit meint.
„Behauptet wer, Hermine?“, wiederholt Harry ruhig. „Oder entspringt das nur deiner Phantasie?“
Meine Augen weiten sich, für einen kurzen Moment bin sich sprachlos und denke über seine Worte nach.
„Wir waren intim miteinander. Um es auszudrücken, wie es wirklich war, muss ich sagen: Wir haben die ganze Nacht sensationell durchgevögelt.“ Ein feuchtes Zittern legt sich auf meine Augen. „Dann kam die Unruhe, sie hielt sich über das ganze Wochenende. Am Sonntag standen wieder so kurz davor übereinander her zu fallen. Und du…?“ Die Tränen sind nicht mehr aufzuhalten, sie strömen unaufhaltsam aus meinen Augen hervor, mein Körper zittert wieder, meine Lippen verkleben, scheinen sich zu versiegeln.
„Ich wollte, dass Niemand von meinen Plänen erfährt“, erklärt Harry immer noch leise, fast flüstert er. „Zu dir hatte ich Vertrauen. Ich hatte dir angeboten mich zu begleiten.“
„Von welchen Plänen sprichst du?“
„Die Arbeit im Ministerium ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich bin Niemand für Statistiken, Plane und Berichten und all so ein Quatsch.“
Mir stockt der Atem.
„Du hast es selbst gesehen. Die Akten auf meinem Tisch. Ich kann mich einfach nicht auf diesen Schwachsinn konzentrieren.“
In meinem Hirn hat Jemand das Licht eingeschaltet.
Irgendwie habe ich das Gefühl im falschen Film mitzuspielen.
„U ... und i ... ich dachte...“.
Der Schock schießt mir durch die Glieder.
Wo bitte ist das Erdloch, indem ich mich verkriechen kann?
„Ja, Reden, Hermine. Hättest du mir zugehört. Mir Vertrauen entgegengebracht, so wie du es immer getan hast. Wärst du nur nicht jedes Mal vor mir davon gelaufen. Und ich musste mich mit der Ungewissheit herumquälen. Warum, habe ich mich immer wieder gefragt. Warum hast du nicht einfach gesagt: Ich liebe dich?“
„Es ging nur um einen anderen Job?“
Ich bin mir plötzlich sehr wohl bewusst, dass meine Argumente nur noch auf schwachen Säulen stehen. In mir stürzt eine Welt zusammen.
Ich versuche mich an jeden Strohhalm zu klammern, der mir aus der Misere helfen könnte, auch wenn ich mir längst klar geworden bin, in diesem Fall chancenlos zu sein.
„Du hast mir nicht vertraut. Eigentlich müsste ich dir böse sein, stattdessen gehst du mir aus dem Weg!“
Wie tiefe Nadelstiche stechen Harrys Worte in mein Herz.
„Ich will kein anderes Mädchen“, schüttelt Harry seinen Kopf. „Wie kannst du nur so etwas denken?“
Der nächste tiefe Stich in meinem Herzen.
„Ron?“ Ãœberraschenderweise erwähnt er den Namen meines Ex. Ein neuer Stich dieses Mal in die Magengrube, aber ich erkenne keinen Zusammenhang.
„Ron?“, wiederhole ich ungläubig.
„Hast du etwa noch mit der Trennung zu kämpfen?“
„Ron?“, wiederhole ich erneut, und ein bitteres Lachen entrinnt meiner Kehle. Wenigstens habe ich noch Sinn für Humor. „Der Ron, den ich mit einer jungen Göre im Lager des Scherzartikelladens erwischt habe, mit runtergelassener Hose, oder der Ron, dem ich nur wenige Tage später bei einem Fick mit Lavender zu sehen musste?“
„Was hast du?“
„Kein schöner Anblick, kann ich dir sagen, weder das Eine noch das Andere“, angewidert verzieht sich mein Gesicht. „Eigentlich war ich bereit mit ihm zu reden, wollte mir anhören, was er zu sagen hatte, nachdem mir sein blasser, weißer Arsch mit seinen Vor und Zurück Bewegungen fast ins Gesicht klatschte, als er sich mit diesem jungen Flittchen vergnügte, stattdessen finde ich ihn bei einem Fick im Schneidersitz mit Lavender vor. Dazu musste ich ihren schwabbelnden Riesentitten zu sehen, aus deren Mitte Rons Nase herauslugte.“
Der Gedanke daran treibt mir Heute noch einen Schauder über den Rücken, ich schüttele mich angewidert, auf meinem Armen bildet sich Gänsehaut. „Vielleicht hast du Recht, und ich war wirklich noch von diesen Eindrücken geprägt“.
„Wann ist Liebe am Tiefsten?“
Harrys stille Frage ringt mir erneut einen ungläubigen Blick ab.
„Wenn sie am Stillsten ist“, beantwortet Harry seine nachdenkliche Frage selbst.
„Was ist reine Liebe?“
Wieder kann ich ihn nur fragend anstarren.
„Wenn sie ihrer selbst nicht vergisst“.
Harrys Pupillen wandern über mein Gesicht, und bleiben an meinen Augen kleben.
Ich erwidere den Blick.
„Ich legte meine Hand in deinen Schoß, sag mir, dass ich dich ohne Liebe verführt habe.“
„Das kann ich nicht Harry“, antworte ich mit gesenktem Kopf.
„Ich habe deine Haut geküsst, sag mir, dass du dabei nichts gespürt hast, sag mir, dass du nichts dabei empfunden hast.“
„Das kann ich auch nicht Harry“, unsere Blicke treffen sich wieder.
„Dann besteht noch Hoffnung. Wie redet Liebe?“
„Sie redet nicht, sie liebt.“
Ja, ich habe endlich verstanden.
Und wie ich verstanden habe, jedes Wort, jede Silbe hämmert in meinem Kopf.
Nervös stehe ich auf und drehe Harry meinen Rücken zu, öffne die zwei oberen Knöpfe meiner Bluse, die mir geschlossen das Gefühl geben zu ersticken.
Endlich kann ich frei Atmen, und mir wird ungewöhnlich heiß, meine Wangen glühen.
„Aber ein klein wenig leiden sollte er schon“, murmle ich vor mich hin.
„Was hast du gesagt?“
„Wie ist dein Date ausgegangen?“, überspiele ich meinen Gefühlsausbruch.
Dieses Mal ist es Harry, der mich anstarrt.
„Was ist?“ lächele ich. „Du hast mir noch nicht geantwortet…“
Seine Blicke ruhen auf mir, und ich bewege mich bewusst aufreizend, und bleibe erneut mit dem Rücken zu ihm stehen, um meinen Körper ein wenig zu recken.
Ja, er soll ruhig all das sehen, was er so gerne berühren würde, was er durchaus auch schon wieder berührt hätte, ohne Zweifel, wenn nicht das Missverständnis zwischen uns gewesen wäre. Hätte ich mich nur nicht so selten dämlich verhalten, es wäre uns Beiden, viel erspart geblieben, und wir wären längst glücklich.
„Verteidigung gegen die dunklen Künste“, kommt über seine Lippen, während ich seine schmachtenden Blicke in meinem Rücken spüre, und vor Lust vergehe. „Ab dem neuen Schuljahr“
Vergessen sind die Tage der Unruhe, vergessen die Ungewissheit.
Die Rettung ist sehr nahe.
Ich will jetzt nur noch eines, und dieses Eine, sitzt nur eine Handbreit von mir entfernt auf einem Teppichvorleger in einem beschissen saukalten Kaff am Arsch der Welt.
Das sage mal Einer es gäbe keine Romantik.
Endlich die Erfüllung, gleich werde ich ihn in endlich in meinen Armen halten, und ich werde ihn nie mehr loslassen!
„Es war Minerva, mit der ich mich getroffen habe.“
„Du willst unterrichten?“, staune ich „Aber ist das nicht auch Theorie, die dir eigentlich nicht liegt?“
„Dumbledores Armee hat uns doch auch Spaß bereitet?“
„Eher dir“, lächle ich. „Gab es da nicht Cho und nasse Küsse?“
„Das hast du dir aber gut gemerkt?“
„Gefällt es dir etwa nicht, wenn deine Freundin eifersüchtig reagiert?“
„Meine Freundin?“, wiederholt er.
Ich zucke mit meinem Oberkörper und spiele die Ahnungslose.
„Wie haben deine Eltern reagiert?“
„Sie haben nichts erfahren, weil ich ihnen direkt abgesagt habe, und mich danach bis heute nicht mehr gemeldet habe.“
„Das ist gut.“
Unauffällig öffne ich die oberen Knöpfe meiner Bluse, danach recke ich mich erneut, und bewusst aufreizend, und ich erreiche das, was ich damit bezwecken wollte: Meine Bluse rutscht leicht über meine Schulter herab.
Nackte Haut, auch wenn es nur meine Schulter war, reicht aus, um Harry ein Stöhnen abzugewinnen.
Ein flüchtiges Lächeln schleicht über meine Lippen, weil es sicherlich gerade sehr eng in seiner Hose wird.
Doch plötzlich steht er auf, fasst an meine Schulter und dreht mich in sein Antlitz.
Ich schmelze dahin, und erwarte sehnsüchtig seine weichen Lippen auf den Meinen.
Doch Harry lächelt mindestens genauso gehässig, wie ich, bevor er mich umdrehte.
Revanche, lese ich in seinen Augen.
Und tatsächlich. Er lässt von mir ab, und geht zur Tür, wo er sich noch einmal umdreht. „Lauf mir nicht davon“, sagt er. „Ich bin gleich zurück.“
„HEY!“, schreie ich.
Er hört es erst auf dem Flur.
Ich fasse es nicht! - Wie kann er mich jetzt schon wieder stehenlassen?
Es dauert fast eine Viertelstunde bis er zurückkommt.
Strahlend trägt er ein Tablett mit zwei Burgern und zwei Gläsern Bier herein.
Kurz danach sitzen wir uns wieder im Schneidersitz gegenüber und ich wundere mich über meinen Appetit.
Schamlos beobachtet er mich dabei, lächelt, steht sogar auf und lässt sich in einen alten Sessel fallen. Nach dem letzten Bissen nähere ich mich ihm. Seine Arme hängen an den Seiten herunter. Unmittelbar vor ihm bleibe ich stehen, beuge mich nach vorne, und öffne den obersten Knopf seines Hemdes. Er lehnt sich nach vorne und lässt sich von mir das Hemd über den Kopf ziehen. Ich lasse es zu Boden fallen, und er legt seine Wange an meinen Bauch und umarmt meine Hüften. Erschöpft, aber auch erleichtert schließe ich die Augen, während er mich eisern festhält. Er seufzt.
„Warum machen wir es uns immer selber schwer?“
Wir lösen uns voneinander und gehen zu dem auf dem Boden stehenden Bier. Nach einem kräftigen Schluck erkenne ich an seinen rosigen Wangen, dass ihm das Bier schon etwas in den Kopf gestiegen nicht.
Wider haben wir es uns in der alten Stellung bequem gemacht.
Nicht schon wieder, denke ich, weil auch meine Sinne leicht Alkoholgetrübt sind.
„Was willst du jetzt machen?“, frage ich mit halb vollem Mund.
„Keine Ahnung“, zuckt sein Körper. „Wenn es nach mir geht, dann gar nichts. Nur mit dir hier abhängen. Wir könnten sinnlosen Quatsch im Fernsehen gucken, wenn das Nostalgiegerät überhaupt funktioniert. Ein kleines Nickerchen wäre aber auch verlockend.“
Er nimmt einen weiteren Schluck des köstlichen Bieres.
„Damit könnte ich mich anfreunden“, antworte ich und unternehme einen neuen Versuch sein Gesicht zu lesen.
Sehe ich da immer noch eine Spur Unsicherheit oder ist das Nervosität?
Weiß er etwa nicht, was er jetzt alles mit mir anstellen könnte?
Traut er sich nicht?
„Noch ein Bier?“ frage ich und erhebe mich schwerfällig aus dem Schneidersitz.
„Bier, Whiskey, Joint. Was auch immer du Betäubendes da hast“, antwortet er.
„Wir brauchen das nicht“, antworte ich endlich mutig. „Wir müssen nicht Vorglühen.“
Dennoch bewege ich mich vorsorglich Richtung Tür.
„Mine!, ruft er mir hinterher. „Können wir gleich zusammen in die Badewanne gehen?“
„Natürl…i…ch“.
Meine Stimme zittert. Mein Herz macht Freudensprünge. Mein Magen schwebt durch meinen Körper. Ich könnte vor Glück schreien - ich tue es nicht - noch nicht. Und ich hoffe, dass es auch nachher nicht so laut sein würde.
Gleich wir mich mein Liebster in seinen Armen halten. Gleiche werde ich seine Haut spüren.
Nackt Haut auf nackter haut.
Ich schaudere bei dem Gedanken.
Das heiße Wasser macht mich unglaublich schläfrig. Nur die Tatsache, dass Harry ab meine Brust gelehnt vor mir liegt, lässt mich die Augen aufhalten. Er ist so unglaublich angespannt.
Ohne die Spur von Scham haben wir uns gegenseitig entkleidet und sind in die Wanne gestiegen.
Mit einer Hand streiche ich durch seine feuchten Haare und mit der anderen fühle ich den Herzschlag auf seiner Brust.
„Kannst du dich noch an unseren ersten Kuss erinnern?“, frage ich, um ihn und mich abzulenken.
„Dein Anblick hat mich solange provoziert, bis ich mitten unter hunderten von Leuten auf der Weihnachtsfeier meine Zunge in deinen Hals geschoben habe. Nicht gerade die Definition von Romantik“. Er lacht trocken.
„Für mich war es ein wundervoller Moment“.
Harry erwidert nichts und schließt die Augen.
„Im Gegenteil, es war die Initialzündung mehr von dir zu bekommen“.
Seine Augen bleiben geschlossen, aber seine Atmung wird so unregelmäßig und hastig, dass ich das Gefühl bekomme, erwürde völlig unter Strom stehen.
Auf meiner Stirn bilden sich vor Aufregung Schweißperlen, doch Harry schein eher zu frieren. Ich hangele mit den Zehen nach dem Wasserhahn und lasse noch mehr heißes Wasser einlaufen.
Plötzlich dreht er sich zu mir um. Mein Herz bleibt stehen, als er auch noch seine Arme um meinen Oberkörper legt, und sein Kinn auf meinem Brustbein abstützt.
„Du bist so wunderschön, Hermine“, flüstert er und seiht mich dabei durchdringend an. „Ich will dich nicht noch einmal verlieren.“
„Das brauchst du nicht, Harry. Ich will nirgendwo anders mehr sein.“
Er verschließt meine Lippen mit einem vorsichtigen Kuss, der mich dennoch keinen klaren Gedanken fassen lässt. Jeder Nerv in mir ist auf ihn fixiert und reagiert sofort. Auch der kleine Harry zwischen uns wird hart.
Er lässt mir kaum noch Raum zum Luft holen, als er seinen harten Schwanz über meinen Kitzler gleiten lässt. Unaufhörlich küsst er mich. Er wird erregter, und die Küsse Leidenschaftlicher. Meine Schenkel ein Stück weiter spreizend, schiebe ich ihn mit den Fersen näher, um deutlich zu machen, dass ich es kaum erwarten kann, ihn in mir zu spüren. Mit einem Ruck schiebt er sich in meine feuchtnasse Mitte.
„O Gott“, raunt er mit heiserer Stimme.
Langsam bewegt er sich in mir und lässt mich jeden himmlischen Millimeter spüren.
Wahnsinn. Ich will ihn anschreien, er soll gefälligst schneller machen, aber er scheint zu wissen, dass ich so am meisten fühle und bald heftigst kommen werde. Seine Lippen wandern über meinen Hals, wo er mich sanft beißt und auf jeden Biss einen Kuss drückt.
Nebenbei höre ich das Wasser auf dem Boden klatschen, doch jetzt gerade interessiert mich das überhaupt nicht. Ich greife an sein Hinterteil, um ihn enger an mich zu ziehen.
Ich sauge sanft an seiner Schulter, doch unter meinem heranrauschenden Höhepunkt verliere ich völlig die Kontrolle. Ich zucke und keuche unter ihm, während ich ihm den Knutschfleck seines Lebens verpasse. Harry ist abgelenkt durch seinen Orgasmus, bei dem er mir heftig in die Schulter beißt. Mein kleiner Schmerzschrei lässt ihn erschrocken aufblicken. Völlig entsetzt starrt er mir atemlos in die Augen.
„Schon okay“, beruhige ich ihn. „Ich habe wohl auch Spuren hinterlassen“, keuche ich mit einem verschämten Grinsen.

Ein Klopfgeräusch riss die Beiden aus den schönsten Träumen nach einigen sehr aktiven Stunden, und es kam ihnen vor, als wären sie gerade erst ins Bett gestiegen.
„Raus aus den Federn!“ ertönte Seamus Stimme. „Die Versöhnung muss vertagt werden, in einer Stunde sind sie da.“
Seamus stand mitten im Zimmer und grinste fett und breit.
Harry versuchte angestrengt ohne Brille etwas zu erkennen, kniff die Augen zusammen, und Hermine zog sich mit hochroten Wangen, die Decke über ihren nackten Oberkörper, bis fast zum Kinn.
„Ganz langsam“, stammelte Harry. „Wer ist gleich da?“
„Mann, habt ihr euch im Liebesrausch das Hirn vernebelt, oder was?“
Hermines Kopf leuchtete in glühenden Farben.
„Die Schneeraupe natürlich, mit der Verstärkung, sogar Kingsley ließ es sich nicht nehmen. Euer Techtelmechtel müsst ihr verschieben.“
„Zu spät!“, grinste Harry.
Mit den Händen machte er eine wedelnde Bewegung, die Seamus hinaustrieb, immer noch lag ein genießerischer, höhnischer Blick in dessen Gesicht.
„Nicht zu übersehen“, grinste Seamus und deutete in Richtung eines Knutschfleckes an Harrys Schulter.
„Es ist kein Traum?“ fragte Harry vorsichtig.
„Mein Gesicht brennt, wie Feuer“, gestand Hermine. „Das kann nur real sein … Wir haben tatsächlich vergessen … abzuschließen.“

Die Nacht ist klar, der Mond spiegelt sich auf den Eisschollen, des nahen gefrorenen Wassers.
Ganz vorsichtig und leise, schleichen fünf Gestalten durch das dichte Gestrüpp, entlang der kleinen Schneehügel.
Der dichte Wald, schürt eine ängstliche und beklemmende Kulisse.
Seid knapp zwei Stunden suchen die fünf Gestalten, in der eisigen Kälte nach der richtigen Stelle.
Keiner traut sich zu sprechen, oder zu atmen.
Der Weg wird immer unwegsamer, der Schnee immer tiefer, und ihre Füße scheinen mit dem knirschenden, weißen Untergrund zu verschmelzen.
Der Wind treibt eine unsägliche Kälte in ihre Gesichter, trotz der dicken Moonboots und drei paar Socken, spüren sie Frostbeulen an ihren Zehen.
Obwohl sie lange, dicke Thermomäntel übergezogen haben, dringt die Kälte bis auf ihre Körper durch.
Dann sehen sie es endlich vor sich, die Festung des Todes, die alte, stillgelegte Ölförderstation, eine knappe Meile liegt das unheimliche wirkende Gebäude noch von ihnen entfernt.
Gespenstisch, furchterregend, die dunklen Türme, lassen sie erstarren.
Obwohl jeder von ihnen, mit Ausnahme von Kingsley, mehr als zehn Jahre in der magischen Welt verbracht hatte, hatte keiner je Askaban gesehen. Aber es kann nicht schlimmer sein, als das, was vor ihnen liegt.
Die Kälte, die zusätzlich von den aktuellen Bewohnern der Station ausgeht, legt sich wie Eis um ihre Wangen.
Dann, endlich stehen sie im Schutz einer kleinen Lichtung, bleiben aber noch hinter einer Eishecke zurück.
„Jetzt?“ Flüstert Seamus angespannt.
„Nein, noch nicht, wir warten noch, bis alle auf der Vorderseite zu sehen sind“, antwortet Harry, ebenfalls im Flüsterton, „wenn wir zu früh zuschlagen, oder sie uns zu früh entdecken, war alles umsonst.“
Mit Argusaugen beobachtet Harry das Gebäude.
Dann kommen sie hervor, angelockt von ihrer Anwesenheit, keine Sekunde nimmt Harry seine Augen von diesen unheimlichen Wesen, bis er plötzlich „JETZT“ schreit.
Die fünf Gestalten preschen gleichzeitig vor, und stehen nebeneinander auf der Lichtung.
Harry, Seamus, Kingsley, Hermine und Dean stehen zitternd und in Erwartung dessen was jetzt kommt, mit den Zauberstäben im Anschlag bereit.
Sie geben sich zu erkennen.
Elend lange Sekunden, dann stürzen sich die Dementoren in ihre Richtung, sie haben sie entdeckt, und kommen rasch näher.
„Etwa zehn“, zählt Hermine laut.
Die Kälte, der eisige Wind, es wird immer unerträglicher, die Dementoren stürzen sich in ihre Richtung.
Dann kommt die Erlösung aus allen fünf Kehlen gleichzeitig: EXPECTO PATRONUM.
Fünf leuchtend helle Patroni stellen sich den Dementoren in den Weg, Harrys Hirsch, Deans Bär, Seamus Fuchs, Kingsleys Luchs, und zu Harrys Überraschung, ein silbernes Reh.
Die Dementoren rücken zusammen, die Fünf bekommen trotz der Kälte Schweißperlen auf der Stirn, die Hände beginnen zu zittern, die Zauberstäbe werden immer schwerer.
Die Patroni sind so angeordnet, dass sie die Dementoren umkreisen, und schließlich umzingeln, dann erklingt ein erneuter Fluch aus ihren Kehlen: PARALYSA
Ein helles gelbes Licht sprüht aus den Zauberstäben.
Die Lichter sind so grell, dass sie ihre Augen zukneifen müssen.
Jetzt geht alles sehr schnell, in wenigen Sekunden erstarren die Dementoren zu Stein.
Ein Aufschrei geht durch die Reihen.
Jubel und Siegesschreie.
Sie hatten den friedlichen, schlafenden Ort der dreißig Nächte, von den Dementoren befreit.

Kingsleys Lippen umspielte ein zufriedenes Lächeln, während sich die Schneeraube unermüdlich ihren Weg durch den Tiefschnee bahnte. Weg von diesem schrecklichen Ort. Weg von dreißig Tagen Nacht.
Auslöser war der Anblick, den er geboten bekam.
Hermine hatte ihren Kopf an Harrys Schulter gelehnt, die Augen geschlossen, und endlich hatte sie wieder eine gesunde rote Gesichtsfarbe, nicht mehr das übliche, blasse weiß, dass in den Tagen immer stärker zum Vorschein kam.
„Was gibt's da zu grinsen, Kingsley?“, fragte Harry provokativ.
„Herr Minister!“, korrigierte Kingsley schmunzelnd, aber nur einen Bruchteil später, verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Ministers, und nahm wieder ernstere Züge an.
Forschend sah er sich um, erkannte, dass alle außer Harry, die Augen geschlossen hatten.
Harry versuchte etwas aus dem Gesicht des Ministers heraus zu lesen.
„Würdest du mir ein paar Dinge erklären?“, fragte er schließlich, und sah ihn herausfordernd an.
Nervös schaute Kingsley aus dem Fenster der Schneeraupe, offensichtlich nach den richtigen Worten suchend.
„Tut mir leid, Harry“, sagte er schließlich. „Einige Dinge waren von mir inszeniert.“
„Inszeniert?“, stöhnte Harry, und Hermine öffnete überrascht ihre Augen.
„Na, nun sieh sie dir doch an!“, echauffierte sich Kingsley, und mit einer raschen Handbewegung deutete er auf Hermine, die ihn erschrocken anblickte.
„Ich konnte es einfach nicht mehr mitansehen. Ihr habt euch früher immer so gut verstanden. Ihr wart ein Team, das perfekt zusammen harmonierte, und dann das…“
„Was meinst du?“, fragte Harry.
„Tu nicht so, als wüsstest du nicht genau, was ich meine.“
Hermine schluckte, und legte beschwichtigend ihre Hand auf Harrys Arm, der sich drohend erhoben hatte. Einen kurzen Moment starrte er nachdenklich in ihr Gesicht, doch dann richtete er ruhiger seine Aufmerksamkeit, wieder auf Kingsley.
„Ihr habt nicht mehr miteinander geredet. Ihr seid euch aus dem Weg gegangen.“
Abwechselnd blickte Kingsley zwischen den Beiden hin und her, die ihm aufmerksam, aber jetzt doch allmählich mit einem gelegentlichen Zucken in den Mundwinkeln, zuhörten.
„Ich musste mir was einfallen lassen, dachte ein gemeinsamer Einsatz könnte Wunder bewirken. Ich konnte ja nicht wissen, dass der Einsatz so ausarten würde.“
„Allerdings“, schmunzelte Harry.
„Du wolltest uns zusammenbringen, indem du uns gemeinsam auf eine Mission schickst?“ staunte Harry. „Bist du deswegen mitgekommen?“
Kingsley nickte vorsichtig.
„Dein schlechtes Gewissen?“, bohrte Harry nach.
„Ich habe euch das eingebrockt, und war es euch einfach schuldig, euch auch da wieder raus zu helfen.“
„Wie sah dein ursprünglicher Plan aus?“, fragte Hermine neugierig.
„Der Einsatz sollte euch annähern, notfalls mit ein paar Tagen, allein, für euch…“
„Du wolltest uns hier … sagen wir, einsperren?“
„Ohne Magie, nur auf euch allein gestellt“, nickte ihnen Kingsley bestätigend zu. „Seamus und Ernie waren eingeweiht….“
„Du wolltest uns alleine hier zurücklassen?“, Hermines Augen weiteten sich. Wut mischte sich darunter.
„Wer war es? Wer hat meinen Zauberstab an sich genommen?“
„Ernie“, antwortete Kingsley kleinlaut. „Aber sei ihm bitte nicht böse. Er handelte auf meine Anweisung hin. Er hat ihn dir aus der Tasche gezogen, als du dich um Seamus gekümmert hast. Es war ganz einfach, sagte er.“
„Aber, Hermines Stab…“.
„Da ist der Plan schief gegangen, diese Aufgabe hatte Seamus … sie haben versagt.“
„Sie haben nicht versagt, Seamus war verletzt.“
„Du hast sie absichtlich nicht wieder losgeschickt…“
„Aber direkt nach Seamus Anruf die Hilfe organisiert“, verteidigte sich Kingsley.
„Bereits die Befragung der Gefangenen beunruhigte mich.“
Harry und Hermine sahen ihn wissbegierig an.
„Es stellte sich heraus, dass es sich bei ihnen um zwei Erben Greybacks handelt. Gayne und Selvin.“
„Werwölfe? Ich wusste es“, nickte Harry.
„Wir wussten es“, korrigierte Hermine.
„Von den Beiden wussten wir, dass sie direkt nach der großen Schlacht geflohen waren, nur waren sie damals zu viert. Bill hatte damals die Aufgabe sie zu beobachten, konnte sie aber nicht aufhalten. Etwa ein Dutzend Dementoren hatte sich ihnen angeschlossen. Bei dem Verhör, hatten sie uns bereitwillig, den Aufenthaltsort der Dementoren verraten, in der alten Ölförderstation. Die Dementoren haben ihnen scheinbar lange Zeit gedient, waren ihnen untertan. Sie haben Fleisch für die Wölfe besorgt ...“, Kingsleys Gesicht verzog sich angewidert. „Im Laufe der Zeit haben sich die Dementoren von ihnen gelöst, wollten ihnen nicht mehr dienen, zwei von ihnen haben sie in einer mondfreien Zeit geküsst. Die Mutanten mussten sich etwas einfallen lassen, sie haben sich Menschen hörig gemacht, sie angefallen, und ihnen versprochen, sie bei guter Führung bei sich aufzunehmen.“
„Wie der Typ im Polizeirevier…“.
Noch immer starrte Harry etwas missmutig. „Das war ganz schön gewagt von dir...“.
„...und eigentlich unverschämt“, fügte Hermine zu.
„Ich habe sofort einen Portschlüssel nach HonningsvÃ¥g organisiert. Der Ort ist die nächstliegende Möglichkeit gewesen um magische Reisen durchzuführen, und von dort ging es mit der Schneeraube weiter, wie ihr ja schon wisst.“
„Was ich immer noch nicht verstehe“, fragte Harry nachdenklich. „Magie scheint dennoch zu funktionieren...“, Hermine räusperte sich nervös, und ihr Gesicht leuchtete dunkelrot. Sie wusste, was Harry mit der Feststellung bezweckte, und die Antwort war ihr jetzt schon peinlich. „Hermine wusste also von nichts?“ fragend blickte er zu ihr hin.
Sie versuchte qualvoll die Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen, was ihr nicht gelang.
„Warum hat Hermine behauptet, Magie würde nicht funktionieren?“
Kingsley zuckte unwissend mit der Schulter, und Hermine räusperte sich erneut unbehaglich, und ergriff schweren Herzens das Wort. „Du hast ein Patroni von mir verlangt, ich konnte nicht ... das musste ich verhindern.“
„Aber warum?“, Harry versuchte ihre Blicke zu deuten. „Nur weil du mit dem Zauber immer Probleme hattest?“
Erneut warf ihm Hermine ein ängstliches Lächeln entgegen.
„Ich hatte da immer eine vage Vermutung“, mischte sich Kingsley ein. „Hermine sah lange Zeit krank aus, blass. Sie erinnerte mich ganz stark an Tonks. Eine Zeit in der sie unglücklich....“
„...verliebt war, und in der sich etwas bei ihr veränderte“, unterbrach Hermine.
Harrys Augen weiteten sich langsam, bis sie schließlich zu Leuchten begannen.
„Dein Patronus hat sich verändert“, dämmerte es ihm.
„Da ich nur ein schlechter Patronuswerfer bin, wurde es leider nur ein Reh…“, antwortete Hermine kleinlaut.
Sich der Situation bewusst, schlug sich Harry mit der flachen Hand vor die Stirn.
„Du konntest dich nicht offenbaren!“
„Es tut mir leid, Harry“, antwortete sie kleinlaut, und atmete in harten Zügen.
„Das braucht dir nicht leid zu tun, ich verstehe dich nur zu gut“, überglücklich drückte Harry sie in seine Arme.
„Wenn du irgendwann deine Wohnung aufgeben möchtest“, flüsterte er ihr ins Ohr, „in Godrics Hollow gäbe es genügend Platz, und ich kenne da jemanden, der auf dich warten würde.“
„Wie redet Liebe?“ hauchte sie ihm ins Ohr.
„Sie redet nicht, sie liebt“, flüsterte Harry mit klopfendem Herzen zurück.
Ja, Hermine hatte endlich verstanden, und sie würde fortan, nur noch auf ihr Herz hören.


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